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#964046 - 08.08.13 12:11 Salzburg-Kroatien Teil1: Alpe-Adria bis Rijeka
textsalat
Mitglied Übernachtungsnetzwerk
Themenersteller
abwesend abwesend
Beiträge: 98
Dauer:8 Tage
Zeitraum:14.7.2013 bis 21.7.2013
Entfernung:520 Kilometer
Bereiste Länder:hrKroatien
atÖsterreich
siSlowenien


Hallo zusammen,

ganz frisch sind wir zurück von unserer insgesamt dreiwöchigen Sommertour, und nachdem ich im Forum vorab so gut beraten wurde bei den Planungen, will ich auch einstellen, was daraus geworden ist. Wir haben eine entspannte Ferientour gemacht, einige off-Tage zum Anschauen von Städten, Höhlen, Wasserfällen, immer mal wieder in den Seen und später im Meer geschwommen, gut gekocht und gegessen.

Sind zunächst von Salzburg nach Rijeka geradelt, dann mir der Küstenfähre nach Mljet vor Dubrovnik und von dort retour über die Inseln bis Split. Da es gefühlt zwei Urlaube waren (mindestens) stelle ich sie hier auch in zwei Teilen ein. Hier also der Alpe-Adria-Teil.

Anreise nach Salzburg 12./13. Juli 2013

Dass wir von Bochum aus über Hannover nach Salzburg reisen mussten, ist der Genialität der Deutschen Bahn zu verdanken. Die konnte im CityNightLine von Düsseldorf seinerzeit keine Fahrradstellplätze reservieren, weil in den Niederlanden eine Baustelle war und der Zug deshalb eine andere Zugnummer hatte... mhm. Zum Glück fand sich noch der EN von Hannover bis Wels (also wir haben den entdeckt, auf die Radfahrerhotline der Bahn würd ich für kreative Lösungsfindung nicht unbedingt setzen), und wir ergatterten zwei der insgesamt gerade mal 6 Radplätze im Zug. Die anderen Radler hatten auch bereits drei Monate vorher gebucht. Eine Privatbahn in Österreich transportiert uns am frühen Morgen dann höchst komfortabel weiter von Wels nach nach Salzburg, wir quartierten uns im Camping Schloss Aiden ein, schauen die Mozartstadt an, essen jeder eine entsprechende Kugel und freuen uns aufs Losfahren früh am nächsten (Sonntag-)Morgen.



Sonntag, 14. Juli 2013: Salzburg - Sankt Johann im Pongau (Liechtenbergklamm)
66 km, 690 Hm

Wir starten auf dem Tauernradweg die Salzach entlang. Recht plan geht es zunächst am Flussufer her, wo früh um halbacht noch kaum jemand unterwegs ist. Vom Hochwasser, gerade mal ein paar Wochen her, nur wenige Spuren. Nach Hallein dann ein sich idyllisch über Hügel schlängelndes Sträßchen (Sonnenscheinweg, wie passend!), als wir durch einen Wald kommen, der immens nach Knoblauch riecht, ernten wir zwei Büschel Bärlauch für die Nudelsauce. Wenn wir weiter so durchkommen, gibt es die schon zum Mittag.



Der Radweg bestens ausgeschildert.



Am Pass Lueg (ok, 'Pass' Lueg) nette Rastmöglichkeit – dazu nicht durch den kleinen Tunnel abkürzen.



Ein ganzes Stück auf der Bundesstraße durch das enge Tal, das keinen Platz für Radweg oder auch nur Seitenstreifen hergibt. Zum Glück hält sich der Sonntagsverkehr in Grenzen. Danach wieder gemütlich an der Salzach.

In Sankt Johann im Pongau haben wir noch Zeit genug für einen Besuch der sehenswerten Liechtenbergklamm (gegen Abend waren die Ausflügler schon weg, last entry 18h).

Montag, 15. Juli 2013: Sankt Johann – Möllnbrücke
75 km, 1400 Hm

Ausgeruht machen wir uns auf Richung Schwarzach, von wo der Weg hoch über dem Flusstal landschaftlich sehr reizvoll weiterführt. Keinesfalls sollte man hier die Alternativstrecke über die viel befahrene Bundesstraße wählen, finden wir.



Das Ausgleichsbecken wurde gerade von der örtlichen Feuerwehr geschrubbt.



Hier oben gibt es in völliger Ruhe (uns kamen nur ein paar Kühe entgegen) Wiesen, Höfe und Aussicht, während unten der Verkehr brummt, und wer den Anstieg bis zum Ausgleichsbecken nicht schafft, den wird es in Bad Gastein umso härter erwischen. Wir waren für dieses wunderschöne Stück Strecke froh, nicht auf die Bahn oder ein Bus-Shuttle ausgewichen zu sein - und die Freude wurde auch durch die Fahrt durch den Klammtunnel nicht getrübt.



Die Geräuschkulisse ist nicht angenehm, und man sollte nicht allzutief durchatmen, aber der komplett abgetrennte Radweg lässt sich sicher und rasch fahren (wenn man nicht gerade für ein Foto anhält).



Nach anderthalb Kilometern ist es geschafft, und der kleine Klammtunnel hat sogar einen extra Radlertunnel, zweispurig.



Der Tauernradweg führt mitten durchs lebhafte kleine Zentrum von Bad Hofgastein, wo wir uns einen Kaffee und einen Strudel als zweites Frühstück gönnen - als hätten wir geahnt, dass gleich ein happigeres Stück der Tour kommt. OK, ein Blick aufs Höhenprofil hätte es auch gezeigt, aber nach dem Bohei um die Steigung zuvor hatte ich das irgendwie ausgeblendet. So unvorbereitet haben wir nach Bad Gastein hinein doch ein bisschen zu beißen und merken, dass wir dieses Jahr noch nicht wirklich viel gefahren sind. Die Kulisse des ehemals florierenden Kurorts mit dem mächtigen Wasserfall mitten im Ort entschädigt schließlich. Näher betrachtet dann: Vergangener Prunk voller Leerstände und teils arg im Verfall – ein Schild informiert über einen Wiener Investor, der hier wohl vor Jahren gekauft hat, aber nicht saniert. Ein bisschen gespenstisch, diese verrammelten vergammelten Grand-Hotels.



Noch ein paar Kilometer bis zum Bahnhof in Böckstein. Der Zug durch die Tauernschleuse steht abfahrbereit - und netterweise können wir mitfahren, ohne erst Fahrkarten zu kaufen und dadurch auf den nächsten Zug eine Stunde später warten zu müssen. Eine knappe Viertelstunde, dann sind wir in Kärnten...

... und wählen statt der Bundesstraße die Variante links davon abzweigend, hoch bis zu einem netten Gasthof mit kühlem Radler, dann rechts auf einer kleinen Asphaltstraße, die nach dem letzten Bauernhof schotterig bis zu einer alten Bahntrasse führt.



Das unausgebaute Stück, vielleicht 300 Meter - als alter Schotterschisser hab ich geschoben...



Danach ist die Trasse - leicht abschüssig - mit feinem Schotter gut fahrbar ausgebaut, und bietet schöne Aussichten.



Am Ende der Bahntrasse geht es in einigen Serpentinen zum Teil recht steil runter durch einen schönen Mischwald wieder auf die Bundesstraße bei Obervellach. Die 20 verbleibenden Tageskilometer sind angenehm zu fahren und wenig spektakulär bis zum Camping an der Möllnbrücke.

Dienstag, 16. Juli 2013: Möllnbrücke - Faaker See
76 km, 850 Hm

Nachdem Michael am Tag vor unserer Abreise aufgefallen ist, dass wir ja 'irgendwie' am Millstätter See vorbeikommen, wo er ein paar Kindheitserinnerungen auffrischen wollte, haben wir die eigentlich geplante Route über den Drauradweg ad acta gelegt und fahren früh um sieben los Richtung Millstatt. Es soll heiß werden, und die frische Morgenluft ist wunderbar. Die Wege sind hier gut ausgeschildert - trotzdem freuen wir uns, dass wir zum ersten Mal unser Garmin eTrex dabei haben und uns auch da gut orientieren können, wo mal ein Schild fehlt.



Manchmal erkennt man Radwege auch dadurch am besten, dass einem andere Radler entgegenkommen... tatsächlich auf dem richtigen Weg zum Millstätter See auf diesem Trampelpfad unter der Straße, wir hatten unsere Zweifel...



Das nördliche Ufer des Sees ist auf dem Fahrradweg leicht zu befahren – vor allem jetzt, wo die Familien noch nicht unterwegs sind.



Wir halten uns bei Döbriach weiter auf der Bundesstraße Richtung Ossiacher See. Auch wenn ich versuche, wenn sie angeboten werden Fahrradwege auch zu nutzen – hier habe ich es bald drangegeben, ein lückenhaftes Hin- und Her, mal Rechts, mal links, mal kein Radweg, das dauernde Straße überqueren ist mit Sicherheit gefährlicher, als gleich auf der Straße zu fahren... Zunächst ist es ein wenig charmantes Einkaufs- und Gewerbegebiet, bei Fritz am See dann ein so friedliches Gewässer mit kleinem Campingplatz, dass man sich hier auch gern für den Rest des Tages auf die Wiese hätte legen können.



Soo verlassen war die Strecke aber doch nicht...

Am Ossiacher See informieren wir uns an einer netten Radlerrast mit Wasserspender, Sitzbank, Schwanenfamilie und Radwegekarte, dass wir an Villach vorbei über Radwege bis zu unserm Ziel Faaker See werden fahren können. Perfekt! Die Wege sind gut markiert, und bei der Friedensbrücke über die Drau hat man für Radfahrer separat den ‚Mittelstreifen’ reserviert.



Bis zum Faaker See geht es dann noch ein bisschen bergan – hinter Maria Gail entfernt sich der Radweg so weit von der Straße in ein Wäldchen, dass ich schon fast glaube, wir sind vom Weg abgekommen – sind wir aber nicht, lediglich schöne Streckenführung, und wir schlagen bald unser Zelt etwas außerhalb beim Wiesencamping in Drobollach auf uns radeln schnell runter ins Strandbad, wo wir den Feierabendtarif auskosten und zum ersten Mal in diesem Urlaub ins Wasser springen!



Mittwoch, 17. Juli 2013: Faaker See - Bled
90 km, 1160 Hm

Als Höhenvermeider mit Gepäck schlagen wir heute einen großen Bogen, um von Österreich nach Slowenien zu kommen – via Arnoldstein und Tarvisio. Direkt ab der italienischen Grenze fahren wir hier auch tatsächlich ein Stück ‚richtige’ Ciclovia Alpe-Adria, bevor wir diese ganz am Anfang mal geplante Strecke verlassen, um nicht in Triest, sondern in Rijeka zu landen. Kurz vor Tarvisio zeigt sich dann, was bei Tourplanung per GPS auch passieren kann (mir zumindest): Da wo wir nach links von der Straße auf die Trasse der Kronprinz-Rudolf-Bahn abbiegen wollten, findet sich die Trasse auch... allerdings links unten, fünf Meter tiefer...



So fahren wir doch weiter nach Tarvisio hinein, um von dieser Seite aus den Weg zurück zu finden. Der ist ab da bestens ausgebaut und ausgeschildert, zunächst stetig und sanft ansteigend, danach ebenso wieder abfallend, und fahrerisch irgendwie auch ein wenig eintönig, dafür macht man gut Strecke.



Die gelben Fahrradwegmarkierungen in Italien – ab wann wir in Slowenien fuhren haben wir gar nicht bemerkt, das sollte beim Übergang von Slowenien nach Kroatien anders werden...



Die Slowenen sind ganz offenbar sehr radfahrbegeistert, viele Menschen unterwegs, und die Gastronomie rechts und links der Strecke hat sich als Radlertreff eingerichtet. Überhaupt waren auch die Autofahrer in Slowenien immer sehr umsichtig, was Radfahrer betrifft, äußerst angenehm.

In Mojstrana beschließen wir, dass wir noch frisch genug sind bis zum Bleder See weiterzuradeln. Wir wählen die Strecke über Radovna, durch den Nationalpark Triglav. Zunächst auf einer schmalen, fast gar nicht befahrenen Asphaltstraße, 200 Meter Anstieg, schon mit ein paar kleinen Flüchen, denn inzwischen schlug die Nachmittagshitze zu, wenn es grad kein Blätterdach gab. Dann auf einer bald unbefestigten Strasse wieder bergab durch das Tal des Radovna-Flusses. Ich persönlich finde bergab und Schotter recht anstrengend, weil man sich extrem auf den Straßenbelag konzentrieren muss. Aber davon abgesehen war es eine tolle Strecke – mit vereinzelten kleinen Gehöften, und dann auch mit den ausgebrannten Überresten des eigentlichen Dörfchens Radovna, das von Deutschen Truppen 1944 niedergebrannt wurde, und heute als Mahnmal für die 24 Getöteten und die Greuel des Krieges erhalten wird.

In Bled ist der Campingplatz schon etwas rummeliger, aber trotzdem empfehlenswert, er liegt direkt am See und zieht sich lang durch, im hinteren Teil findet sich genügend Platz für unser Zelt. Das Wasser im See ist direkt am Platz an diesem Abend leider etwas schmuddelig, zu viele Menschen und Tiere auf zu engem Raum, und Bellos Hinterlassenschaften schwimmen mir entgegen, bäh... Haben aber keine Lust mehr, einen anderen Badeplatz zu suchen, und machen drum nur noch einen kleinen Abendspaziergang am Ufer entlang und kaufen die erste Flasche slowenischen Rotwein für den Ausklang des Abends am See des Tages.



Donnerstag, 18. Juli 2013: Bled - Ljubljana
65 km, 600 Hm

Langsam pendeln wir uns ein, früh aufzustehen, zusammenzupacken und zwischen sieben und acht unterwegs zu sein. Nachmittags wird es zu warm, und so kann man sich noch in Ruhe dort umschauen, wo man als Etappenziel gelandet ist. Und in Ruhe kochen – wir haben zum ersten Mal auf einer Tour einen Kocher dabei, und finden, das ist sinnvoll investiertes Gewicht. Heute holt uns meine Tourplanung schon kurz nach Bled ein – die ausgewählte Straße ist für Radfahrer verboten, und nachdem wir einst bei Barcelona schon mal fast auf der Autobahn gelandet sind, habe ich da Respekt. Die Karte auf dem Garmin ist erstmal nicht zu gebrauchen, um alternative Strecken zu finden – zum Glück sind die nächsten Ortschaften auch für Radfahrer recht gut ausgeschildert, und so fahren wir ‚wie früher’ nach Beschilderung. Eine Karte von Slowenien hatten wir für unser ‚Durchreiseland’ nicht besorgt, nur Ausdrucke der geplanten Etappen aus GPSies eingesteckt. Wir fahren ein wenig Zick-Zack durch diverse Ansiedlungen und treffen irgendwann auch wieder auf unseren Track. Der Abstecher über Skofja Loka beschert uns dann viel Lastwagenverkehr, aber die mittelalterliche Stadt und der Dorfplatz mit zum Teil noch erhaltenen Wandbemalungen sind einen Besuch wert. Obwohl es sicher viel zu sehen gibt, ist uns zu heiß für umfangreiches Sightseeing. Wir trinken einen Kaffee und fahren dann weiter nach Ljubljana, um dort noch genügend Zeit für eine abendliche Besichtigung der Hauptstadt zu haben.

Wir fahren flott und inzwischen an den Verkehr auf der Regionalstraße gewöhnt. Auf der 211 gibt es dann zwischenzeitlich auch straßenbegleitende Radwege – bis kurz nach der Querung der Sora in Medvode das bekannte ‚Radfahrer verboten’-Schild am Straßenrand prangt. Es geht in Folge auch recht steil bergan und die Straße ist gut ausgelastet – wir sind also gar nicht scharf darauf, hier langzufahren, aber eine Alternative ist nicht in Sicht. Eine kleine Parallelstraße endet als Sackgasse – und zum Glück mit einem kleinen Café, dessen Besitzer auf unsere Frage hin einen fahrradbegeisterten Engländer aus seinem Lokal holt. Der erklärt uns, dass wir ein Stück retour und auf die andere Seite der dortigen Bahntrasse müssen – und da gibt es dann einen beschilderten, sehr schön verlaufenden Radweg über kleine Straßen nach Ljubljana hinein. Super - ein Schild an der Hauptstraße wäre hier eine gute Idee!

Wir campen im Ljubljana Ressort nördlich der Stadt, der einzige Campingplatz, und für ein Stadtcamping recht ok. Die Stadt selber lohnt sich wirklich, tolle Atmosphäre, viele junge Menschen, wir kaufen uns ein sehr empfehlenswertes Eis in einer Eisdiele und Konditorei gleich bei den drei Brücken, über die Ljubljanica fährt derweil ein Boot, auf dem eine junge Sängerin von einem Akkordeon begleitet Klassik singt, die Straßencafés sitzen voll. Der Markt hat natürlich schon geschlossen, aber es gibt hier einen Käseautomaten, in dem man Käse ziehen kann wie andernorts Süßigkeiten. Muss ich gleich ausprobieren – Michael isst eine unglaublich fettige, aber wohl leckere und traditionsreiche (so die Werbetafel) Wurst mit Meerettich, einen Absacker noch in einer netten Kneipe. Die Stadt strahlt aus, dass hier der Abend gerade erst anfängt – aber wir sind müde Radreisende, also heim zum Zelt und Gutnacht!



Freitag, 19. Juli 2013: Ljubljana - Postojna
65 km, 820 Hm

Morgens geht es einmal quer durch die Stadt – die Studenten radeln zur Uni, wir weiter Richtung Postojna. Problemlos auf der Regionalstraße für 30 km immer plan geradeaus, die parallel verlaufende Autobahn nimmt eine Menge Verkehr weg, und so sind wir schon nach nicht mal anderthalb Stunden in Vrhnika, von wo ab uns der Weg ein abwechslungsreicheres Profil verspricht. Bergan durch eine grüne Landschaft, die auf den ersten Blick so gar nicht karstig wirkt, es riecht würzig nach Wald und man kann wieder abgasfrei tief durchatmen. Bein Ort Platina hinter Logatec klettern wir noch mal 200 Höhenmeter über schöne Kehren – um dann die letzten Kilometer bergab auszurollen bis Postojna. Bei den Höhlen herrscht Trubel, riesige volle Parkplätze und Reisebusse – wir fahren weiter bis zum Campingplatz. Der liegt einige Kilometer außerhalb hinter Veliki Otok – wunderbar einsam und schattig mitten im Karst. Was für ein perfekter Platz, um einen Ruhetag einzulegen.



Einen Swimming-Pool gibt es auch noch. Der ist tiptop gepflegt, der Rest des Platzes ebenso, alles ein bisschen retro. Da der Campingplatzladen nur das Allernötigste hat, fahre ich noch mal zurück nach Postojna (solche Strecken können irgendwie lang werden...), und kaufe die Satteltaschen voll ein für die beiden Tage. An den Höhlen erkundige ich mich nach den Öffnungszeiten – morgens um neun geht die erste Tour und die werden wir sicher nehmen, bevor es hier zu Disneyland mutiert. Bei den Fahrradständern stehen zwei vollbepackte Reiseräder, deren Besitzer offenbar gerade ‚untertage’ sind. So viel Vertrauen hätte ich nicht, denke ich, auch wenn ich keine Panik habe, Sachen beim Zelt zu lassen o.ä.

Die Höhlen (am nächsten Morgen) sind tatsächlich sehr beeindruckend, morgens früh hielt sich auch wie erhofft der Andrang in Grenzen, und im Eintritt ist gleich eine Führung inklusive. Danach sind wir allerdings Höhlengesättigt und verwerfen die Idee, die direkt am Campingplatz gelegene kleinere auch noch zu besichtigen... schade im Nachhinein, aber es ist ja Urlaub und nur mal Beine baumeln lassen gehört auch dazu.

Sonntag, 21. Juli 2013: Postojna - Rijeka
80 km, 800 Hm

Heute geht es ans Meer – Richtung Kroatien immer der Nase lang. Am heutigen Sonntag, wie schon vermutet, fast nur Urlauber mit uns auf der Straße, die Caravanlawine rollt Richtung Adria. Wir haben Glück und geraten in keine brenzligen Situationen. Obwohl es nicht gerade eine einsame Landstraße ist, macht das Fahren Spaß, und wir kommen zügig voran. Rijeka ist immer schon ausgeschildert, und so schaue ich auch gar nicht mehr aufs Navi und wir verpassen bei Pivka die Abfahrt auf die kleinere Straße 404, die ich eigentlich angedacht hatte. Egal, es läuft gerade gut, ein paar Kilometer mehr, und in Ilirska Bistrica, ab wo die ersten Geldwechsel-Buden um Kundschaft werben, führt eh wieder alles zusammen.

Für mich sah es bei der Planung so aus, als ob die Nationalstraße nach dem Grenzübergang alternativlos direkt zur Autobahn wird. Kein Problem, da schien es ja einen netten kleinen Schlenker kurz vor der Grenze gen Novokracine zu geben, mit dem man das Stück umfahren kann. Wir landen tatsächlich auf einem wunderbaren asphaltierten kleinen Sträßlein, das uns auf dieser bislang eher gemäßigten Tour einiges an Höhenmetern bringt, aber mit Flora und Fauna entschädigt (falls man für Höhenmeter entschädigt werden muss). Viele verschiedene Schmetterlingsarten, kaum jemand begegnet uns. In Novokracine ruft uns dann ein äterer Mann etwas zu – er will uns vom weiteren Weg abraten, soviel verstehen wir, mehr aber nicht, und da er ganz offensichtlich auch schon einen kleinen Frühschoppen hinter sich hat, fahren wir dennoch weiter – die Strecke ist traumhaft, das Wetter ist gut, wir werden schon sehen...

Der Grenzer an dem Mini-Grenzübergang oben nach dem nächsten Anstieg ist allerdings nicht angetrunken und spricht auch Englisch. Übergang nur für den lokalen Grenzverkehr. Selbst für zwei verschwitzte, einigermaßen charmante Radfahrer aus dem Ausland kein Durchkommen an dieser Stelle, EU-Beitritt hin oder her, obwohl es ja zwei Menschen gibt, die unsere Pässe kontrollieren könnten und auch nicht viel anderes zu tun hätten... EU heißt nicht Schengen. Aha. Ich gebe zu, ich habe da vorher nicht drüber nachgedacht, und habe es auch vor Ort kaum glauben können. Es war für uns völlig sinnfrei. Der Zöllner und sein kroatischer Kollege sind freundlich, bleiben aber dabei, und an der Stelle haben wir uns Diskussionen gespart... und auch das Fotografieren vergessen, schade, der Grenzübergang sah echt aus wie Filmkulisse. Sie beteuern, dass es einen Weg für Radfahrer am Hauptgrenzübergang gebe, und wir kurbeln über Berg und Tal zurück.



Auch wenn hier kein Fahrradpictogramm zu sehen ist, wir reihen uns bei den PKW ein und werden durchgewunken. Rechterhand dann tatsächlich ein Fahrradweg, dem zwar gleich an der ersten Kreutzung die weitere Ausschilderung fehlt... die Logik sagt uns, links unter der Autobahn durch, und so landen wir irgendwann wieder auf dem Track, den wir auch etwas idyllischer hätten erreichen können. Ab jetzt mussten wir nicht mehr treten, nur noch bremsen – bis runter zur Opatija Riviera auf breiter, wenig befahrener Straße, eine Gruppe englischer Reiseradler schmiert sich am Straßenrand mit Sonnencreme ein und winkt fröhlich. Die Gegend wird langsam charmelose Vorort-Kulisse, aber was für ein Gefühl, dann plötzlich azurblau das Meer zu sehen! Nach Rijeka radeln wir problemlos ein. Wir haben für eine Nacht ein Zimmer im Hostel Rijeka mitten in der Fußgängerzone reserviert, um von hier aus am nächsten Nachmittag auf der Küstenfähre einzuschiffen. Der freundliche, französischsprechende Hostelbesitzer bietet uns einen Fahrradstellplatz im Innenhof an und überlässt uns bis zum kommenden Nachmittag den Schlüssel zum Hof, perfekt!



Am Hafen finden wir eine wirklich gute Pizzeria, schlagen uns den Bauch voll, und am nächsten Morgen können wir aus dem Fenster unseres Hostelzimmers schon die Fähre sehen, mit der es Richtung Dubrovnik gehen wird...



Glückauf aus Bochum
Anna
(und Michael)
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#964070 - 08.08.13 13:24 Re: Salzburg-Kroatien Teil1: Alpe-Adria bis Rijeka [Re: textsalat]
veloträumer
Mitglied Übernachtungsnetzwerk
abwesend abwesend
Beiträge: 17.178
In Antwort auf: textsalat
Sonntag, 21. Juli 2013: Postojna - Rijeka
80 km, 800 Hm

... Egal, es läuft gerade gut, ein paar Kilometer mehr, und in Ilirska Bistrica, ab wo die ersten Geldwechsel-Buden um Kundschaft werben, führt eh wieder alles zusammen.

Für mich sah es bei der Planung so aus, als ob die Nationalstraße nach dem Grenzübergang alternativlos direkt zur Autobahn wird. Kein Problem, da schien es ja einen netten kleinen Schlenker kurz vor der Grenze gen Novokracine zu geben, mit dem man das Stück umfahren kann. Wir landen tatsächlich auf einem wunderbaren asphaltierten kleinen Sträßlein, das uns auf dieser bislang eher gemäßigten Tour einiges an Höhenmetern bringt, aber mit Flora und Fauna entschädigt (falls man für Höhenmeter entschädigt werden muss). Viele verschiedene Schmetterlingsarten, kaum jemand begegnet uns. In Novokracine ruft uns dann ein äterer Mann etwas zu – er will uns vom weiteren Weg abraten, soviel verstehen wir, mehr aber nicht, und da er ganz offensichtlich auch schon einen kleinen Frühschoppen hinter sich hat, fahren wir dennoch weiter – die Strecke ist traumhaft, das Wetter ist gut, wir werden schon sehen...

Der Grenzer an dem Mini-Grenzübergang oben nach dem nächsten Anstieg ist allerdings nicht angetrunken und spricht auch Englisch. Übergang nur für den lokalen Grenzverkehr. Selbst für zwei verschwitzte, einigermaßen charmante Radfahrer aus dem Ausland kein Durchkommen an dieser Stelle, EU-Beitritt hin oder her, obwohl es ja zwei Menschen gibt, die unsere Pässe kontrollieren könnten und auch nicht viel anderes zu tun hätten... EU heißt nicht Schengen. Aha. Ich gebe zu, ich habe da vorher nicht drüber nachgedacht, und habe es auch vor Ort kaum glauben können. Es war für uns völlig sinnfrei. Der Zöllner und sein kroatischer Kollege sind freundlich, bleiben aber dabei, und an der Stelle haben wir uns Diskussionen gespart...

Hallo Anna,
danke für den detaillierten Bericht und die Bildchen. Da haben wir uns um zwei Tage verpasst! - just am Freitag vor dem Sonntag war ich auch in der Ecke und sogar in Novokracine und zudem auch mit einem Grenzproblem konfrontiert. Ich kam allerdings aus Süden aus Kroatien bin eine nochmal andere Route von Viskovo (bei Rijeka) - Klana - Lisac - Susak - Novokracine - Ilirska B. gefahren. Diese Straße ist jenseits von Lisac und damit im ersten Teil in Slowenien nur geschottert (recht grob). Es gibt allerdings überhaupt keinen Grenzübergang (nur eine kleines Grenzübertrittsverbotsschild)- allerdings Kontrollen durch die Polizei. Wurde dann von der slowenischen Polizie "gestellt" und des illegalen Grenzübertritts beschuldigt (habe es schon mal kürzlich im Forum geschrieben), sollte zurückhfahren, sollte dann zahlen, nach Rücksprache über Handy mit einer anderen Stelle haben sie mich aber ziehen lassen. Ich bin mir allerdings nicht sicher, ob die Auslegung der Zollbeamten/Polizisten korrekt ist, denn meines Wissens bedeutet Nicht-Schengen-Grenze, dass weiterhin Kontrollen stattfinden, nicht aber dass Grenzübergänge für EU-Bürger geschlossen sind. Es kann auch sein, dass diese lokalen Grenzübergänge eine gewisse Grauzone bilden, die nicht ganz EU-konform sind. Der Beitritt Kroatiens war aber erst wenig vorher - da dürften noch die alten Regeln angewendet worden sein - zumal die Slowenen wohl auch mit einer gewissen Rivalität auf Kroatien nun schauen.
Liebe Grüße! Ciao! Salut! Saludos! Greetings!
Matthias
Pedalgeist - Panorama für Radreisen, Landeskunde, Wegepoesie, offene Ohren & Begegnungen
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#964079 - 08.08.13 13:57 Re: Salzburg-Kroatien Teil1: Alpe-Adria bis Rijeka [Re: veloträumer]
textsalat
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Beiträge: 98
Hallo Matthias, ja, knapp verpasst! Wir sind recht wenigen Reiseradlern begegnet (gibt ja auch kühlere Reisezeiten, wobei es uns nicht viel ausgemacht hat), hätten uns sicher hallo gesagt.

Gegen so ne Verhaftung ist zurückgeschicktwerden natürlich ein Sonntagsspaziergang...

So wie ich das im Nachhinein verstanden habe sind diese kleinen Grenzübergänge technisch nicht ausgerüstet, unsere Schengen-Außengrenze zu 'verteidigen', also dem Informationssystem nicht angeschlossen, mit dem da kontrolliert wird.

Soweit ich mich erinnern kann, wurde am 'richtigen' Grenzübergang aber auch nix Biometrisch gescannt oder so, sondern nur ein kurzer Blick auf den Pass geworfen, und je zwei Augen hatten die da oben auf ihrer Hügelkuppe auch.

Und stimmt, auch 'unten' wurde noch wie vor-EU-Zeiten kontrolliert, also 2 x. Braucht wohl noch ne Weile...

Viele Grüße
Anna
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#964094 - 08.08.13 14:14 Re: Salzburg-Kroatien Teil1: Alpe-Adria bis Rijeka [Re: textsalat]
Toxxi
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Beiträge: 22.000
Schöner Bericht. schmunzel

In Antwort auf: textsalat
Wir sind recht wenigen Reiseradlern begegnet (gibt ja auch kühlere Reisezeiten, wobei es uns nicht viel ausgemacht hat), hätten uns sicher hallo gesagt.

*grrrrr* In Rumänien war es um diese Zeit teilweise so kalt, dass ich in langen Sachen gefahren bin. entsetzt Obwohl immer alle vor den extremen Hitzewellen dort im Juli warnen. böse

Gruß
Thoralf
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#964146 - 08.08.13 16:49 Re: Salzburg-Kroatien Teil1: Alpe-Adria bis Rijeka [Re: Toxxi]
veloträumer
Mitglied Übernachtungsnetzwerk
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Beiträge: 17.178
Tja, Pech - irgendwer muss ja die Arzensiertkarte ziehen. bäh - Das Wetter dürfte aber kaum Reiseradler abhalten, das kann man ja nicht vorausahnen - eher ducken sich die heimischen Rennradler mal weg. Im Gegensatz zu Anna habe ich ausgesprochen viele Reiseradler getroffen, wobei natürlich im unbekannten Hinterland zuweilen keine Radler anzutreffen sind gegenüber touristisch attraktiven Regionen wie etwa Küstenstraßen oder Inseln. Speziell an der slowenischen Höhle Skocjan habe ich sowohl vor als auch nach meiner Besichtung mehrere Gruppen und Paare mit Reiserädern gesehen. Auch waren die sogenannten Durchgangsrouten zwischen den Alpen, Balkan und Athen/Istanbul von Langreisenden auffallend stark frequentiert - so das Ergebnis meiner Begegnungen vor allem in Montenegro.
Liebe Grüße! Ciao! Salut! Saludos! Greetings!
Matthias
Pedalgeist - Panorama für Radreisen, Landeskunde, Wegepoesie, offene Ohren & Begegnungen

Geändert von veloträumer (08.08.13 16:50)
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