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#1176749 - 13.12.15 21:37 Re: Ruhr-Rhein-Mosel-Maas-Ruhr [Re: Gerhard O]
Gerhard O
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Beiträge: 515
Teil 3: Vom Hochrhein an die Maas


Tag 17: Freitag, 22.5.2015
Start: Rheinfelden
Ziel: Camping de Masevaux
Strecke: ca. 86km
Track : http://www.gpsies.com/map.do?fileId=fhzumjdkatoiqyzq

Der Wetterbericht hatte sonnige trockene Tage vorausgesagt und so machte ich mich auf den Rückweg nach Oberhausen. Der Plan war, in den nächsten Tagen die Mosel zu erreichen und dieser flußabwärts zu folgen. Ob bis Koblenz oder mit einer Abkürzung entlang der Saar oder einem Schlenker entlang der Maas, ließ ich noch offen. Das sollten Kondition, Lust und Wetter entscheiden.

Der Start in den Tag war entgegen der Wettervorhersage trübe.



Ich folgte dem Rheinradweg, allerdings fuhr ich in Basel durch die Vororte. In Weil am Rhein überquerte ich die Grenze nach Frankreich. Wie auf folgendem Bild zu sehen, hatte die Sonne den Nebel durchdrungen und das Land strahlte im Licht. Links sieht man die Schweiz, rechts ist das Elsaß und ich selbst stand für das Foto noch in Baden!



Ab der Grenze folgte ich dem Canal de Huninque Richtung Mulhouse.



Ab Niffer fuhr ich am Canal du Rhone au Rhin.



In Mulhouse hatte ich städtisches Gebiet zu durchfahren, denn ich wollte an die Ill und dann dem Doller bergwärts in die Vogesen folgen. Auch ein ausgeschilderter Radweg bewahrte mich nicht vor solchen Hindernissen. Mit letzter Kraft wuchtete ich das Rad hoch, ohne abpacken zu müssen.



Ab jetzt ging es immer leicht bergauf, hinein in die Vogesen. Das war aber nicht mein Hauptproblem, sondern der ständige kühle Gegenwind. In beinahe jedem Dorf machte ich eine kleine Pause. Der Wind war einfach nervig! Trotz der Kurzpausen hatte ich mein geplantes Tagesziel Guewenheim schon gegen halb drei Uhr erreicht. Der Ort wirkte trostlos und wenig anziehend. Ein Restaurant für die Abendverpflegung hatte ich auch nicht entdeckt.

Ich studierte die Karte (und die Campingplatzliste von Archie: Vielen Dank an Archie für die Mühe!) In Masevaux, nur 10km weiter und exakt auf meiner Strecke, gab es einen kommunalen Campingplatz. Diesen steuerte ich jetzt an.



Es war noch keine 16 Uhr, als ich mit dem Zeltaufbau beginnen konnte. Gegessen habe ich in der Postkutschenstation Relais de la Poste. Der Blick in die Speisekarte zeigte mir, daß ich für den Preis, den ich in Strasbourg für ein Bier bezahlt hatte, hier einen halben Liter offenen Rotwein bekomme. Frankreich fing gut an, so konnte es weiter gehen!


Tag 18: Samstag, 23.5.2015 (Pfingstsamstag)
Start: Camping de Masevaux
Ziel: Camping Les deux Ballons, SaintMaurice sur Moselle
Strecke: ca. 33km
Track : http://www.gpsies.com/map.do?fileId=ruebgfccimdknqxq

Frühstück brauchte ich heute nicht suchen. Meine Mutter hatte mir so viel eingepackt, daß es an nichts mangelte. Ich mußte unbedingt einen Teil davon essen. Zum einen, daß nichts schlecht wird, zum anderen, damit ich nicht alle Vorräte den Berg hochschleppen mußte. Heute galt es, den Ballon d’Alsace zu erklimmen. Auf beinahe 1200m NN quert die Straße den Vogesenkamm!

Es begann alles ganz einfach. Fast 10km bis Sewen folgte ich einem Radweg auf einer stillgelegten Eisenbahntrasse. In Sewen hatte ich die Möglichkeit, der Hauptstraße auf den Kamm zu folgen oder weiter auf einer kleinen Nebenstraße dem Flüsschen Doller zu folgen. Es war noch früh am Morgen und die Motorradfahrer offensichtlich noch nicht wach, aber ich befürchtete Schlimmstes: schließlich war Pfingstsamstag! Ich folgte der Nebenstrecke und hatte recht. Hier begegnete ich keinem einzigen Motorrad und die wenigen Autos sah ich nur im ersten Teilstück. Radfahrer habe ich hier übrigens auch keine gesehen!



Durchschnittlich lag die Steigung bei etwa 6%, aber zwischendurch stand immer wieder mal 9% auf meinem Navi. Bei meinem ersten Anstieg in den Westerwald hatte ich Steigungen dieser Art noch geschoben, jetzt war ich in der Lage, überall zu fahren. Trotzdem machte ich ca. alle 100 Höhenmeter eine Pause. Einen Wadenkrampf wollte ich nicht riskieren. (Meinen ersten Wadenkrampf bekam ich in meiner Jugend beim Schwimmen im Rhein. Das war nicht sehr spaßig und seitdem verfolgt mich die Angst.)

Langweilig wurde mir bei diesen Pausen nicht, schließlich hatte ich einen Fotoapparat dabei.



Gegen Mittag hatte ich die Haupstraße (D466) wieder erreicht. Von nun an waren die Rennradler die häufigsten Verkehrsteilnehmer! Reiseradler waren nicht dabei!



Autos und Motorräder sah ich relativ wenige, zumindest ist mir keines unangenehm aufgefallen! Dafür parkten auf der Gipfelhöhe der Passstraße diverse Oldtimer. So wie es aussah, hatten sie sich zu einem Treffen hier eingefunden.



Den Gipfel des Ballon d’Alsace habe ich gesehen, aber nicht mehr bestiegen. Dazu hätte ich das beladene Rad an der Straße stehen lassen müssen. Das habe ich mir nicht getraut!

Ab dem Col du Ballon d’Alsace geht die Straße (ab hier D465) steil bergab nach Saint-Maurice-sur-Moselle. Den deutschsprachigen Bereich habe ich jetzt endgültig verlassen. Trotz meiner wenigen Brocken französisch kam ich aber ganz gut klar, sowohl auf dem Campingplatz als auch abends im Restaurant.



Natürlich gab’s zum Essen wieder eine Karaffe Rotwein!

Der Wirt konnte etwas deutsch und wir haben uns über meine Radtour unterhalten. Er war beeindruckt, denn bisher hatte er nur Rennfahrer erlebt, die den Ballon d’Alsace überquert hatten. Daß man das auch mit Gepäck schaffen kann, hat ihn erstaunt!


Tag 19: Sonntag, 24.5.2015 (Pfingsten)
Start: Camping de Masevaux
Ziel: Camping de Masevaux
Strecke: ca. 18km
Track : http://www.gpsies.com/map.do?fileId=ejesmbbividqlfre

Ich hatte die Vogesen überquert! Ich war stolz auf mich. Ich gönnte mir einen Ruhetag. Andererseits war ich aber nicht so erschöpft, daß ich hätte gar nichts machen wollen. Ich wollte die Moselquelle sehen – jetzt, wo ich schon mal so nahe dran war!

Gemütlich machte ich mich fertig und radelte mit leichtem Gepäck auf dem Moselradweg (Voie Verte des Haute-Vosges) moselaufärts. Als ich die Quelle erreichte, hatte ich sie für einen Moment für mich alleine!



Die Moselquelle ist ähnlich der Donauquelle ein beliebtes Touristenziel. Man sollte nicht zu Pfingsten bei schönem Wetter hier sein!

Die letzten 25 Höhenmeter bis zum Col de Bussang hängte ich dann spaßeshalber noch dran – sozusagen ‚zur Erholung‘. In der Vorplanung hatte ich überlegt, diesen relativ leichten Weg über Bussang von Mulhouse zur Mosel zu wählen. Ich entschied mich dann aber für die Strecke über den Belchen, schließlich wollte ich noch einmal einen richtigen Berg fahren! (Das letzte mal, daß ich einen ähnlichen Berg mit dem Rad befahren hatte, war vor fast 50 Jahren. Damals fuhr ich von Rheinfelden aus mit einem 3-Gangrad auf dem Hochblauen (1165m NN) im Südschwarzwald).

Schon zur Mittagszeit war ich wieder auf dem Campingplatz. Jetzt war ‚wirkliche Erholung‘ angesagt: Lesen und ein bischen fotografieren.



Gegen Abend ergab sich noch etwas ‚Fachsimpeln‘ mit einem niederländischen Paar, welches mit dem Wohnmobil da war und die ihre Carbonräder dabei hatten.


Tag 20: Montag, 25.5.2015 (Pfingstmontag)
Start: Camping de Masevaux
Ziel: Campingplatz “Les Îles”, Charmes
Strecke: ca. 87km
Track : http://www.gpsies.com/map.do?fileId=nhevdwmketklluvf

Den Campingplatz verließ ich durch den Hinterausgang und war damit direkt auf dem Moselradweg. Offiziell heißt dieses Teilstück Voie Verte des Hautes-Vosges und verläuft auf einer stillgelegten Eisenbahnstrecke. Entsprechend gut kam ich vorwärts. Hier aber mußte ich einen außerplanmäßigen Stopp einlegen.



Im ersten Moment hielt ich es für ein Wildschwein, dann flüchtete es aber vor mir und verschwand in einem Schweinestall!

In Remiremont war es vorbei mit der Herrlichkeit. Der asphaltierte Radweg war zu Ende und ich mußte auf die Straße ausweichen. Da aber wenig Verkehr herrschte, war es ein angenehmes Fahren. Aber nur bis Archettes. Dort fing es an zu regnen. Den ersten Guß konnte ich in diesem ehemaligen Waschhaus abwettern.



Nach dem Regen ging es auf kleinen Straßen weiter, immer parallel zur Mosel. Die Landschaft war durchaus sehenswert!



In Epinal regnete es wieder. Ich stellte mich mehrfach kurz unter. Hier beginnt auch der Stichkanal zum Canal des Vosges. Da, wo sich beide Kanäle treffen, gibt es eine Besonderheit: der Kanal überquert die Mosel auf einer Brücke.



Dem Canal des Vosges mit seinen vielen Schleusen folgte ich für den Rest des Tages. Entlang des Kanals hieß mein Radweg übrigens Veloroute 50 und befand sich in einem guten Ausbauzustand.



Zwischendurch hat es immer wieder geregnet. Nicht immer konnte ich mich unterstellen, so daß ich auch naß geworden bin! Bis ich den Zeltplatz erreicht hatte, war ich aber wieder trocken.

In Charmes erlebte ich mein erstes ‚Lothringisches Fiasko‘. Ich begab mich vom Campingplatz in die Stadt in der Meinung, auf überfüllte Lokale zu stoßen, denn schließlich war noch Pfingsten, und das ist auch hier ein gesetzlicher Feiertag! Das Gegenteil war der Fall. Alle Restaurants hatten geschlossen, auch die, die sonst montags geöffnet haben!

Zu essen bekam ich schließlich in einem türkischen Schnellimbiß: einen Döner! Es war das einzige Lokal, das offen war.

Nebenbei notiert: Die Toilette auf dem hiesigen Campingplatz hatte weder eine Brille noch gab es Toilettenpapier. Und so war das auch auf allen Toiletten, die ich im weiteren Verlauf dieser Reise in Frankreich und Belgien gesehen habe. Erst in Deutschland war alles wieder wie gewohnt!


Tag 21: Dienstag, 26.5.2015
Start: Campingplatz “Les Îles”, Charmes
Ziel: Camping de Villey-le-Sec
Strecke: ca. 54km
Track : http://www.gpsies.com/map.do?fileId=rqxwtqcmbzfemhye

Gefrühstückt habe ich an der Rezeption des Campingplatzes. Ich bekam sogar einen großen Pott Kaffe in der Art, wie ich es von Deutschland gewohnt war. Das Wetter sollte wieder besser werden. Meine Kondition war so gut wie noch nie in diesem Jahr und gesundheitlich war auch alles bestens. Es sprach also nichts dagegen, die Radreise auf die ‚Große Runde‘ auszudehnen. Ich beschloß, die längste der vorgeplanten Strecken zu fahren. Für heute hieß das: zuerst weiter auf der Veloroute 50 (V50) und dann ein Stück Moselradweg LBM.

Nach dem Frühstück begab ich mich wieder auf den V50. Der Weg war, wie ich es vom Vortag gewohnt war, gut ausgebaut und asphaltiert. Leider nur für wenige Kilometer, dann sah es plötzlich so aus:



An der nächstmöglichen Stelle wich ich auf die Landstraße aus. Doch schon das erste Dorf ( Bainville-aux-Miroirs) ließ mich erschrecken. Es sah verlassen aus. Nur wenige Autos standen an der Straße. Selten zeigte ein Haus Anzeichen von Bewohnern.



Bei der nächsten Gelegenheit versuchte ich wieder auf den Moselradweg zu gelangen, doch die Schilder ‚Sauf Service‘ machten mir keinen Mut. Ich blieb auf der Landstraße.



Kurz vor Mittag hatte ich den LBM erreicht. Dieser Radweg sah deutlich besser aus, und so benutze ich ihn auch. Ich hätte auch auf die Straße ausweichen können, aber warum sollte man das bei einem geteerten Radweg entlang des Ufers tun? Schließlich bot die Mosel schönere Bilder als die trostlosen Dörfer.



Irgendwann bei Sexey-aux-Forges erwies sich der Weg als Falle. Ich hätte umkehren sollen.



Mit etwas Vorsicht habe ich den engen Abschnitt am Steilufer und den anschließenden Trampelpfad durch den Wald überwunden und erreichte schon am frühen Nachmittag den Zeltplatz bei Villey-le-Sec. Zum Einchecken mußte ich noch etwas warten, denn es war noch Mittagspause.

In Villey-le-Sec befindet sich eine Festungsanlage direkt am Dorf. Diese habe ich mir in der freien Zeit am Nachmittag noch angeschaut. Eine Innenbesichtigung war leider nicht möglich.



Die steile Auffahrt von der Mosel zum Dorf machte ohne Gepäck sogar richtig Spaß. Ich denke, ich muß mal versuchen, in Zukunft mit leichterer oder weniger Ausrüstung auszukommen!

Essen gab es gut und reichlich im Campingplatzrestaurant (natürlich mit Rotwein).


Tag 22: Mittwoch, 27.5.2015
Start: Camping de Villey-le-Sec
Ziel: Camping Lac-de-Madine
Strecke: ca. 54km
Track : http://www.gpsies.com/map.do?fileId=hdxlbfiepgobpzzy

Still und friedlich zeigt sich die Mosel beim Aufstehen im Morgennebel.



Das nächste Zwischenziel war Toul. Hier wollte ich die Kathedrale und die Altstadt besichtigen. Da Toul an der Mosel liegt, benutzte ich für die ersten Kilometer des Tages den Weg entlang des Ufers. Der Asphalt hörte bald auf.



Die ausgebesserten Stellen zeugten davon, daß dieser Weg ‚gepflegt‘ und zumindest für Autos befahrbar gehalten wird (siehe Reifenspuren). Wo PKWs durchkommen, solle ich auch durchkommen! Und so war es.

Am Ortsrand von Toul kaufte ich noch etwas Tagesverpflegung. So konnte ich direkt neben der Kathedrale meine Frühstückspause machen.



Von Toul quer durchs Land zum Lac de Madine gab es keinerlei Radwege mehr. Ich mußte auf den D-Straßen fahren. Schnurgerade verliefen diese Straßen durchs Land, aber nicht eben. Dieses ewige Auf und Ab kann ganz schön an den Nerven zerren.



Langsam kam ich in die Kampfgebiete des 1. Weltkrieges. Daran erinnern Soldatenfriedhöfe und selbst die Kilometersteine am Straßenrand.



Schon am frühen Nachmittag war ich am Lac de Madine. Nur den Campingplatz, den ich hier erwartet hatte, fand ich nicht. In der Hochsaison scheint es hier einen Wohnmobilstellplatz zu geben. Im Moment war alles verlassen und leer. Evtl. zugehörige Gebäude waren verschlossen. Vielleicht hätte ich hier wild zelten können, aber ohne Wasser und sanitäre Einrichtungen wollte ich das nicht.

Drei Kilometer weiter nordwärts am Seeufer gab es einen Camping-Dauerstellplatz. Hier kam ich unter. Ein Restaurant gab es aber nicht. Macht nichts, dachte ich. Am Seeufer bin ich an einem Restaurant, einer Bar und einem Kiosk vorbei gekommen. Alles war geöffnet und überall war Publikum.

Gegen 18.00 Uhr, passend zur französischen Abendessenzeit, machte ich mich auf den Weg zu dem ‚Lustzentrum der leiblichen Bedürfnisse‘ am Seeufer. Ich ging die ca. 3km zu Fuß, um bedenkenlos dem Rotwein frönen zu können! Doch was sah ich, als ich ankam: das zweite ‚Lothringische Fiasko‘. Einen menschenleeren Strand und alle Lokalitäten geschlossen! Doch es kam noch schlimmer. Mein Navi kannte noch ein paar Restaurants etwas landeinwärts. Ich wanderte bis Nonsard-Lamarche und alle Lokale, die ich fand, waren geschlossen. Der Tiefpunkt war ein Restaurant mit einem Zettel an der Tür: „Nur Mittagstisch, abends geschlossen!“ (sinngemäß übersetzt)



Langsam wanderte ich wieder zu meinem Zelt. Wie gut, daß ich am Vormittag in Toul ausreichend eingekauft hatte.


Tag 23: Donnerstag, 28.5.2015
Start: Camping Lac-de-Madine
Ziel: Camping Les Breuils, Verdun
Strecke: ca. 46km
Track : http://www.gpsies.com/map.do?fileId=jjmrtjtvxlbquhqc

Gemütlich machte ich mich auf den Weg, denn es war schließlich nicht sehr weit bis Verdun. Im ersten Dorf Vigneulles-les-Hattonchâtel fand ich eine Bäckerei, die auch ‚café à emporter ‘ anbot. Leider gab es dort keine Möglichkeit, das Gebäck und den Kaffee vor Ort an einem Tisch mit Stuhl zu verzehren. Also nahm ich alles mit auf den Dorfplatz und frühstückte dort.

Bei der Weiterfahrt sah ich vor mir eine Anhöhe mit ‚altem Gemäuer‘ oben drauf. Ein Blick auf die Landkarte zeigte, daß mein Weg auf diesen Berg und an dem Dorf vorbei führte.



Steil ging es hoch in das alte Hattonchâtel. Das ‚alte Gemäuer‘ entpuppte sich als eine ehemaliges Kloster, das jetzt als Dorfkirche diente.



Während ich vom Kreuzgang aus die Kirche fotografierte, kam ein Mann auf mich zu, der mich auf Französisch ansprach. Da ich ihn nicht verstand, redeten wir auf Englisch weiter, um dann festzustellen, daß wir beide Deutsche waren. Er erzählte, daß er ehemaliger Postbeamter ist und von der Post in Frühpension geschickt wurde. Hier im Dorf arbeitet er jetzt als ehrenamtlicher Küster und wohnt im ehemaligen Pfarrhaus. Er hält die Anlage in Ordnung, denn einen Pfarrer gibt es hier schon lange nicht mehr.

Er öffnete mir die Kirche, so daß ich auch Innenfotos machen konnte. Danach lud er mich zu sich nach Hause zum Kaffee ein. Da ich viel Zeit hatte, nahm ich an. Seine Frau hatte Kuchen gebacken und so hatte ich ein sehr leckeres zweites Frühstück!

Es war schon 11 Uhr durch, als ich mich wieder auf den Weg machte. Wie schon gestern fuhr ich meist auf kerzengeraden Straßen, diesmal weitgehend im Wald. Wieder ging es hoch und runter, aber die Höhenunterschiede waren größer und die Steigungen steiler. Da ich aber schon von einer Kuppe die nächste sehen konnte, nahm ich allein mit dem Schwung der Abfahrt wieder auf die halbe Höhe.



Mehrmals tauchten am Straßenrand Hinweisschilder auf zum ‚Fosse d’Alain-Fournier et ses Compagnons‘. Der Name sagte mir nichts. Andrerseits dachte ich, daß ein Mann, der so viele Wegweiser und auch noch ‚Kumpane‘ hatte, in Frankreich eine wichtige Rolle spielen mußte. Als der Wegweiser in einen Waldweg zeigte, fuhr ich ihm nach. Ich kam an verfallenen Schützengräben vorbei und stand plötzlich an dieser Gedenkstätte.



Es ist die Stelle, wo 1991 der Leichnam von Alain-Fournier und seinen Kameraden gefunden wurde. So wie ich das sehe, hat Alain-Fournier in Frankreich einen ähnlichen Stellenwert wie bei uns Gorch Fock. Immerhin ist dieser Ort für eine Klassenfahrt geeignet, denn während meiner Besichtigung traf auch eine Schulklasse hier ein. Leider sprach der Lehrer weder deutsch noch englisch und so konnte ich die Bedeutung dieser Anlage erst zu Hause genau ergründen.

Bald darauf erreichte ich Verdun. Das Erste, was ich von der Stadt sah, waren diese Festungsanlagen und die Denkmäler.



Das Zweite war ein Lidl. Den besuchte ich sofort, denn ich wollte meine Vorräte wieder auffrischen. Wer weiß, wann ich wieder aus der Packtasche leben muß? Heute war es aber nicht nötig, der Campingplatz bot alle Annehmlichkeiten einschließlich Restaurant.

Hier zeltete ich auch zum ersten mal neben anderen Reiseradlern – 2 Niederländer auf dem Weg nach Santiago de Compostela.

Als Tagesabschlußbild und zur Ablenkung von der kriegerischen Umgebung zeige ich hier noch das Campingplatzmonster –
Anklicken zum Enthüllen...
eine Marienkäferlarve.






Tag 24: Freitag, 29.5.2015
Start: Camping Les Breuils, Verdun
Ziel: Camping Municipal de Sedan
Strecke: ca. 87km
Track : http://www.gpsies.com/map.do?fileId=imoyudiscwvjrxob

In Verdun hatte ich die Maas erreicht. Dieser wollte ich jetzt weiter folgen bis Belgien. Nebel lag über dem Wasser. Das ließ auf einen schönen Tag hoffen.



Ich verließ Verdun und folgte der Landstraße im Tal der Maas. Schon nach 6 km führte mich die Routenplanung auf ein kleines geteertes Sträßchen. Dies sollte eine Abkürzung sein, um eine Schleife der Maß abzuschneiden. Wieso der Routenplaner auf die Idee gekommen war, daß diese Abkürzung radtauglich ist, weiß ich nicht. Schon nach wenigen 100 Metern ging es steil bergauf und der Weg wurde weich und matschig! Ich kehrte um und folgte weiter der Straße.

Nach einigen Kilometern erreichte ich das Dorf Marre. Bisher hatte ich noch keinen Bäcker gesehen und hier gab es auch keinen. Zudem fing es an zu regnen. Es bot sich somit eine Frühstückspause an, um den Regen abzuwettern. Ich brauchte nur ein trockenes Plätzchen. Dieses fand ich dann, wenn schon nicht in einer Bäckerei so doch unter dem Torbogen der Dorfkirche. Die Verpflegung mußte wieder einmal aus meiner Packtasche kommen. Woher kommt bloß der Ausspruch: ‚Leben wie Gott in Frankreich‘? In Lothringen ist er vermutlich nie gewesen.



Der erste Weltkrieg hat diese Gegend so geprägt und auch verändert, daß man alle paar Kilometer an irgendeinen Soldatenfriedhof oder einer Gedenkstätte vorbei kommt. Kriegstourismus scheint hier ein großer Wirtschaftsfaktor zu sein!



Soweit ich weiß, ist von den damaligen Generälen und Befehlshabern nie einer vor ein Kriegsverbrechertribunal zitiert worden. Schließlich haben diese Leute, auf deutscher wie auf französischer Seite, hunderttausende von Soldaten bewußt in den Tod geschickt!

Dem Wetter war das aber egal. Es regnete mal wieder und wiederum hat mich der Torbogen einer Dorfkirche vor dem Regenguß gerettet. Somit hat diese Kirche auch Erinnerungswert und hat hier ein Foto verdient.



Das Land hier ist bäuerlich geprägt. Kunst ist vermutlich nicht das, wonach den Leuten der Kopf steht. Umso mehr erfreue ich mich an Kleinkunst am Wegesrand.



Und wenn wir schon von Kultur reden – auch die Römer haben Ruinen hinterlassen. Bei Moulins-Saint-Hubert wurden Reste eines gallorömischen Heiligtums der Flavier ausgegraben.



Auch das Mittelalter zeigt noch seine alten Gebäude. Zu sehen ist hier das Stadttor von Mouzon, aber auch die Abteikirche ist sehenswert (siehe auch die Bildergalerie).



Meine Fahrt entlang der Maas führte zwar durch das Tal, aber niemals direkt am Fluß. Die Straße schlängelte sich wie schon die letzten Tage die Hügel hoch und runter. Nach einer heftigen Steigung bei Petit Remilly hat die Verwaltung an die Radfahrer gedacht und einen Rastplatz errichtet – ‚nur für Radfahrer‘. Autos ist durch dicke Baumstämme die Zufahrt verwehrt!



In Sedan kampierte ich auf dem kommunalen Zeltplatz – billig, aber auch einfach. Primitive Duschen (Warmwasser im Preis!), Toiletten ohne Brille und natürlich ohne Papier. Der Platz liegt zentral in der Stadt. So bietet sich der abendliche Rundgang in das Zentrum geradezu an.

Auch hier darf das Kriegerdenkmal nicht fehlen. Das bedeutendste kriegerische Ereignis dürfte hier die Gefangenname des französischen Kaiser Napoleon III im Deutsch-Französischen Krieg 1870 gewesen sein.



Der Weg zurück zum Campingplatz fand wie schon öfter im Regen statt.



Tag 25: Samstag, 30.5.2015
Start: Camping Municipal de Sedan
Ziel: Camping Infuso Philippe, Rancennes
Strecke: ca. 104km
Track : http://www.gpsies.com/map.do?fileId=qgsxgcmhtrfwowfb

Der erste Weg führte mich wie meist zum Bäcker. Den hoffte ich bei Le Clerc zu finden, aber hier war noch alles zu. Kurz drauf war ich bei Lidl, aber auch hier war ich noch zu früh. Dafür fand ich etwas später eine Bäckerei am Straßenrand, sogar mit Tischen und Stühlen. Kaffee und Sandwich mit Schinken und Käse gab es auch. Der Regen hatte in der Nacht aufgehört, die Sonne kam raus. Ein gelungener Start in den Morgen.

Laut Planung soll es hier (schon ab Verdun) demnächst die Veloroute 54 geben. Ich nehme an, daß sie auf diesem Schienstrang verlaufen soll, wovon aber, nach dem was ich gesehen habe, nur noch dieses Stückchen mit der alten E-Lok existent ist.



Ich fuhr also wie seit Tagen auf kleinen Straßen. Erst in Charleville-Mézières traf ich auf einen befahrbaren Weg neben der Maas.



Ab hier war die Veloroute 54 ausgebaut und geteert. Schon der Küster in Hattonchâtel hatte von diesem Weg geschwärmt. Er erzählte, daß der Weg gut gemacht wäre, aber links und rechts davon versperren Büsche und Bäume die Aussicht. Leider hatte er Recht. Die schöne Landschaft mit Fluß und Ardennen ist meist nur durch das Geäst zu erspähen. Hin und wieder ist der Bick auf die Landschaft aber frei.



Das war die Maas, die ich sehen wollte! Trotz des Bewuchses am Wegesrand ergab sich immer wieder mal ein gutes Motiv.

Besonderes Glück hatte ich zwischen Momthermé und Deville: ich fand Walderbeeren.



Eine Beerenpause war jetzt unumgänglich.

In Revin hat man für die Schiffahrt einen Tunnel gebaut. Die Radfahrer hat man dabei nicht vergessen! Die Beleuchtung ist allerdings sehr sparsam. (Ich will aber nicht meckern. In Deutschland bin ich schon in mehreren Tunneln ganz ohne Beleuchtung gefahren. Und dort konnte ich das ‚Licht am Ende des Tunnels‘ nicht schon am Eingang sehen.)



Eigentlich sollte die Tagesetappe in Revin zu Ende sein, es war aber noch früher Nachmittag. Dieser Teil der Maas ist touristisch gut erschlossen. Es gibt in beinahe jedem Ort einen Campingplatz. Ich beschloß, so lange zu fahren wie die Zeit es erlaubt.

In Fumay gibt es wieder eine große Flußschleife, aber diesmal keinen Tunnel. Der Radweg führt um die Stadt herum am Wasser entlang, ich nutzte jedoch die Abkürzung über eine Anhöhe durch die Stadt.



Etwas weiter flußabwärts bei Chooz steht ein Atomkraftwerk. In diesem Zusammenhang ist hier aus wenigen Häusern ein komplett neues Dorf im alten Stil entstanden. Auf dem Marktplatz steht eine Statue von Georges Saulterre. Inwieweit hier ein Bezug zum Dorf oder der Umgebung besteht, konnte ich nicht ergründen.



Kurz vor Givet befindet sich der letzte Campingplatz an der Maas in Frankreich. Hier kehrte ich ein. Der Campingplatz hatte keine Rezeption, aber nette Dauercamper brachten mich sofort zum Platzwart – und schon war ich eingecheckt. Toiletten und Duschen waren ok und ein Restaurant erwartete ich in Givet.

Zu einem Fußweg in das ca. 2km entfernte Givet hatte ich keine Lust, ich nahm abends das Rad. Damit ließ sich das Städtchen auch leichter erkunden. Erfolgreich war ich aber nicht. Bei einem Hotelrestaurant fing die Speisekarte bei ca. 35 € an. Das war mir zu teuer. Ein Italiener ließ mich gar nicht erst ein. Er meinte, er wäre voll! Ein arabisches Restaurant hatte eine Speisekarte, die mir nicht zusagte. Außerdem drang der Lärm von innen bis vor die Tür. Da wollte ich nicht. Blieb noch eine Imbißbude. Hier hatte sich eine Schlange von mehr als zehn Leuten gebildet, die gar nicht kleiner werden wollte. Da wollte ich mich nicht anstellen. Schließlich hatte ich noch genügend Vorräte in der Packtasche. Das war heute mein Abendesen.



Bei dem Rundgang durch den Ort hatte ich auch nach eine Frühstücksmöglichkeit für den nächsten Tag geschaut, aber nichts entdeckt.


Fortsetzung folgt
___
Lieber ein gemeiner Berg als ein hinterhältiger Wind!
Nur wer sich den Berg hoch gequält hat, darf ihn auch hinuntersausen!
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Betreff von verfasst am
Ruhr-Rhein-Mosel-Maas-Ruhr Gerhard O 11.12.15 12:11
Re: Ruhr-Rhein-Mosel-Maas-Ruhr Juergen 11.12.15 13:33
Re: Ruhr-Rhein-Mosel-Maas-Ruhr Gerhard O 11.12.15 15:43
Re: Ruhr-Rhein-Mosel-Maas-Ruhr cyclerps 12.12.15 09:16
Re: Ruhr-Rhein-Mosel-Maas-Ruhr Gerhard O 12.12.15 10:13
Re: Ruhr-Rhein-Mosel-Maas-Ruhr kaspress 12.12.15 10:40
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Re: Ruhr-Rhein-Mosel-Maas-Ruhr Keine Ahnung 12.12.15 15:11
Re: Ruhr-Rhein-Mosel-Maas-Ruhr Kettensalat 17.12.15 19:59
Re: Ruhr-Rhein-Mosel-Maas-Ruhr max saikels 12.12.15 19:01
Re: Ruhr-Rhein-Mosel-Maas-Ruhr Gerhard O 12.12.15 19:53
Re: Ruhr-Rhein-Mosel-Maas-Ruhr max saikels 12.12.15 20:35
Re: Ruhr-Rhein-Mosel-Maas-Ruhr Gerhard O 12.12.15 21:56
Re: Ruhr-Rhein-Mosel-Maas-Ruhr cyclerps 13.12.15 06:34
Re: Ruhr-Rhein-Mosel-Maas-Ruhr veloträumer 13.12.15 20:24
Re: Ruhr-Rhein-Mosel-Maas-Ruhr Gerhard O 13.12.15 21:24
Re: Ruhr-Rhein-Mosel-Maas-Ruhr Gerhard O 13.12.15 21:37
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Re: Ruhr-Rhein-Mosel-Maas-Ruhr Mütze 14.12.15 06:44
Re: Ruhr-Rhein-Mosel-Maas-Ruhr veloträumer 14.12.15 12:33
Re: Ruhr-Rhein-Mosel-Maas-Ruhr Gerhard O 14.12.15 13:25
Re: Ruhr-Rhein-Mosel-Maas-Ruhr Juergen 14.12.15 13:39
Re: Ruhr-Rhein-Mosel-Maas-Ruhr Gerhard O 14.12.15 15:56
Re: Ruhr-Rhein-Mosel-Maas-Ruhr natash 14.12.15 20:13
Re: Ruhr-Rhein-Mosel-Maas-Ruhr veloeler 14.12.15 20:09
Re: Ruhr-Rhein-Mosel-Maas-Ruhr Gerhard O 15.12.15 12:52
Re: Ruhr-Rhein-Mosel-Maas-Ruhr Juergen 15.12.15 13:32
Re: Ruhr-Rhein-Mosel-Maas-Ruhr Gerhard O 15.12.15 15:32
Re: Ruhr-Rhein-Mosel-Maas-Ruhr Juergen 15.12.15 15:52
Re: Ruhr-Rhein-Mosel-Maas-Ruhr Keine Ahnung 15.12.15 14:17
Re: Ruhr-Rhein-Mosel-Maas-Ruhr cyclerps 15.12.15 14:29
Re: Ruhr-Rhein-Mosel-Maas-Ruhr Gerhard O 15.12.15 15:41
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Re: Ruhr-Rhein-Mosel-Maas-Ruhr Gerhard O 15.12.15 16:19
Re: Ruhr-Rhein-Mosel-Maas-Ruhr max saikels 15.12.15 16:16
Re: Ruhr-Rhein-Mosel-Maas-Ruhr heckte 15.12.15 12:52
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