Dauer:
Zeitraum:
Entfernung:1470 Kilometer
Bereiste Länder:isIsland


Wir hatten dieses Jahr 4 Wochen Urlaub im August zur Verfügung. Eigentlich nicht unsere bevorzugte Reisezeit, weil da viele Leute Urlaub machen und es überall mit hoher Wahrscheinlichkeit ziemlich voll ist, aber da der Zeitraum nun mal feststand überlegten wir, welche Reiseziele für diesen Zeitraum sinnvoll sind. Island steht schon länger auf unserer „to do Liste“- eine geplante Wintertour haben wir vor 2 Jahren leider kurzfristig abblasen müssen – also vielleicht sollten wir jetzt nochmal einen Anlauf starten - und der August bietet sich an, um das Hochland zu erkunden. Die Entscheidung fiel dann recht kurzfristig, und ohne größere Planung aber mit Anregungen aus verschiedenen Fäden hier im Forum, ein paar Tipps von Brit (danke nochmal!) und einer losen Idee im Kopf flogen wir dann Ende Juli nach Keflavik.
Unsere Idee war, über die Sprengisandur und die F910/F88 zunächst die Insel einmal von SW nach NO zu queren, und dann nach einem kurzen Abschnitt Ringstraße im Norden wieder über die Kjölur (oder Parallel-routen) von Nord nach Süd zu fahren.
Die Flüge mit WOW bekommen wir auch wenige Wochen vor der Reise noch zu einem recht günstigen Kurs und sowohl Buchung als auch Flug gestalten sich sehr unkompliziert (wie übrigens auch die Stornierung vor 2 Jahren, bei der wir innerhalb einer Woche den kompletten Flugpreis zurückerstattet bekamen.)

Wir landen am frühen Nachmittag in Keflavik. Mit der hier viel zitierten Security haben wir keine Probleme. Die Räder sind zwar schnell da, das restliche Gepäck lässt allerdings über eine Stunde auf sich warten – genug Zeit, die Räder derweil schonmal reisefertig zu machen. Als wir den Flughafen verlassen stolpern wir dann über diese in diesem Sommer eröffnete „Fahrradwerkstatt“, ausgestattet mit dem wesentlichsten Werkzeug und 2 Montageständern:



Wir sind fast traurig, dass wir diese schöne Ausstattung gar nicht mehr brauchen.



Tag 1-4: von Keflavik zur Sprengisandur

Vom Flughafen machen wir uns gleich auf in Richtung Grindavik im Süden, wo wir auf dem Campingplatz die erste Nacht verbringen, und dank der Rest-Gaskartuschen dort auch erstmal keinen Stress mit der Gasbeschaffung haben. Am nächsten Morgen geht’s dann los. Wir drehen erst noch eine Runde über die kleine vorgelagerte Landzunge, vorbei an diversen Schiffswracks, die von den hier wohl häufiger herrschenden Stürmen zeugen.



Entlang der Küste geht es dann Richtung Osten. Die Sonne scheint, bei der Mittagspause nicken wir im Moos liegend ein und schlafen tatsächlich fast eine Stunde. In Þorlakshöfn machen wir eine kurze Pause in der örtlichen Tankstelle, die wie oft im Norden gleichzeitig Bank, Supermarkt, Restaurant und Eisdiele ist, und all die Services auch offensiv in der örtlichen Presse bewirbt.



In Selfoss übernachten wir auf dem Campingplatz. Da Selfoss die letzte größere Versorgungsmöglichkeit für uns vor dem Hochland ist, wollen wir am Morgen hier den Großeinkauf starten und uns für 11 Tage eindecken. Zielsicher steuern wir den günstigen Bonus an - der öffnet allerdings erst um 11(!) Uhr. Dann doch zum nächsten Netto, der immerhin mit einem extra Fahrradparkplatz punkten kann.



Kurz hinter Selfoss verlassen wir die 1 und biegen auf die 30 ab, die uns weiter über die 32 zur 26 führen soll. Die Landschaft ist schön aber noch recht unspektakulär. Es gibt noch viel Landwirtschaft, der Weg führt entlang des Flusses und es ist erstaunlich grün und dicht bewachsen. Die ersten Regenschauer gehen nieder, sind aber schnell vorbei, kaum haben wir die Regensachen übergezogen.





Auf dem kleinen Campingplatz Sandatunga schlagen wir unser Nachtlager auf. Beim Zubereiten des abendlichen Kaffees dann der Schock: Auf dem Campingplatz in Selfoss müssen wir das Prallblech unseres Kochers verloren haben. Was nu – die nächsten Tage im Hochland trockene Nudeln knabbern erscheint uns nicht sehr verlockend. Zurück nach Selfoss zu fahren um ggf. nach Ersatz zu suchen noch viel weniger. Idee Nummer 1: Wir basteln uns aus dem Boden einer Bierdose einen Ersatz:



Das sieht zwar auf dem ersten Blick recht viel versprechend aus, hält der Hitze aber keine 5 Minuten stand.
Idee Nummer 2: Wir nehmen einen Stein als Ersatz:



Das funktioniert ziemlich gut, aber wir suchen trotzdem noch weiter nach Alternativen. Es werden außerdem getestet: Ein 15er Schlüssel (der ist Bernd aber zu schade), die Metallhülle eines Bremsschuhs (bei der sind wir uns nicht ganz sicher wie lange die durchhält) und ein Zelthering. Alles funktioniert einwandfrei. Wir kommen mit zwei anderen Urlaubern ins Gespräch die das Loch in ihrer Isomatte nicht geflickt bekommen. Hier können wir helfen, der Thermarest-Flicken scheint zu halten. Dafür bekommen wir aus Draht eine wunderhübsche Alternativ-Lösung für unseren Kocher gebastelt – mittig verstärkt mit einer Unterlegscheibe:



Die Lösung funktioniert einwandfrei, das Abendessen für die nächsten dreieinhalb Wochen ist gerettet! lach

Am nächsten Tag geht es weiter – die Landschaft wird langsam karger und der Verkehr etwas weniger. Trotzdem sind wir überrascht, wie viele Autos hier noch unterwegs sind.







An der Tank-und Raststätte Hrauneyjar machen wir noch mal ausgiebig Halt und essen Sandwich und Burger. Kurz hinter dem Rastplatz, an dem Abzweig zur Landmannalaugar wird der Verkehr dann deutlich weniger – hier schient alles, was unterwegs ist, abzubiegen oder herzukommen. Und bald endet dann auch der Asphalt und wir haben Schotter unter den Rädern. Zur Begrüßung startet die Sprengisandur mit einer recht steilen Rampe, bietet dann oben angekommen aber auch gleich eine fantastische Aussicht. Wow, das hat sich gelohnt!







An einem See schlagen wir das Zelt auf und genießen noch ein bisschen die Aussicht.



Tag 5 und 6: Sprengisandur bis Nyidalur


Wir kommen auf der Piste recht langsam voran. Zum Einen ist das Waschbrett zum Teil so tief, dass wir nur in Schrittgeschwindigkeit durchhoppeln, zum Andern legen wir aber auch alle paar Meter Staun- und Fotostopps ein. Die Ausblicke sind zu schön, die Weite, die Gletscher, einfach fantastisch. Das Waschbrett begleitet uns diese 2 Tage nahezu komplett. Wir begegnen auch zwei anderen Radlern mit Fullys, ultraleicht unterwegs, die 100km am Tag fahren - wir bringen es auf diesem Abschnitt auf knapp 50km pro Tag.









Da wo’s kein Waschbrett ist, ist es Geröll oder Schotter. Manchmal auch beides zusammen. Trotzdem, obwohl es mühsam ist, die Belohnung ist zu gut als dass schlechte Stimmung aufkommen könnte.







An einem kleinen See bleiben wir die Nacht, die kleinen Flüsse unterwegs bieten sich zum Pausieren an. Das Wetter ist nahezu perfekt, nur ganz vereinzelte kurze Schauer erinnern uns daran, dass es auch regnen könnte – ansonsten schaut immer wieder die Sonne vor. Wir haben inzwischen einen ganz ordentlichen Sonnenbrand auf der Nase.







Irgendwo im Nirgendwo kommen uns zwei Radler entgegen. Vater und Sohn aus Reykjavik auf Sommerurlaub, unterwegs mit 2 AWOLs. Die sind hier im Hochland durchaus auffällig, auch wir werden später noch gefragt, ob wir auch die beiden Radfahrer mit den Rennrädern gesehen hätten. schmunzel Die beiden sind über die südliche Route der F910 gekommen sind. Für uns eine willkommene Informationsquelle, da unsere weitere Routenplanung noch offen ist. Die F910 war erst vor 2 Wochen geöffnet worden. Zur Auswahl steht der nördliche Bogen durch die Lavafelder, mit vereinzelter Möglichkeit der Wasserversorgung, oder der südliche Bogen entlang des Gletschers, allerdings ohne Wasser. Die beiden bestätigen uns, dass es auf dem südlichen Abschnitt bis zur Askja kein Wasser gibt und man für mind. 2 Tage Wasser mitnehmen müsste. Da südlich der Askja seit Dezember 2014 auch ein neues Lavafeld ein Fluss-Gebiet bedeckt hat, ist sowohl die alte Route, als auch der Fluss nicht mehr existent. Die Strecke sei toll und machbar, aber sehr schwer zu fahren und anstrengend. Es ist von ca. 9km groben, Kindskopfgroßem Geröll die Rede, und ähnlich langen Sandabschnitten, die vor 2 Tagen, nach dem Regen noch ok befahrbar waren, jetzt nach der längeren Trockenheit aber schwierig werden dürften. Mir ist das vor allem wegen des Wassers zu heikel und wir entscheiden, die Nordroute zu fahren.







Die Nacht verbringen wir auf dem Campingplatz an der Hütte in Nyidalur, mit Gelegenheit für eine Dusche und eine erste kleine Wäsche.

Tag 7 bis 9: die F910 von Nyidalur zur Askja

Wenige Kilometer hinter der Nyidalur Hütte zweigt die F910 von der F26 ab. Vor uns liegen eine Reihe von Furten und eine nur für Jeeps zugelassene Piste. Da hier noch weniger Autos unterwegs sind, als auf der F26, ist die Piste nicht so wellig und ausgewaschen und für uns zum großen Teil sogar besser zu fahren als die F26.





Selbst für große Jeeps dagegen nicht ganz unproblematisch, so passieren wir nach wenigen Kilometern diesen hier, der mit gebrochener Achse liegengeblieben war, und wo die Rettung grade eine Ausweichspur präparierte. Dürfte wohl etwas dauern, den dort abzuschleppen.



Für uns dagegen geht es auf den Fahrspuren ganz gut voran und auch das Furten wird schnell zur Routine und die Sonne scheint: Sommerurlaub! lach .





Irgendwo auf der Strecke passiert uns ein blauer, alter Landrover mit deutschem Kennzeichen. Der Fahrer beugt sich aus dem Fenster und fragt: "Kaffee??" Klar, gern! Wir halten an der nächsten Ausweichbucht an und es gibt Kaffee und Tee. Er ist Rentner und jetzt zum 26. Mal auf Island – diesmal tourt er von Mai bis Oktober über die Insel und plant, die südliche F910 zu fahren.



Wir bleiben bei unserer Entscheidung, die nördliche Strecke zu fahren und so geht es für uns weiter über ewig weite Steinwüsten und durch endlose Lavafelder. Es ist eine bizarre und faszinierende Landschaft. Immer wieder verläuft der Weg durch die Ausläufer der Lavaströme und schlängelt sich um und über die Lavabrocken.









An einem kleinen Flusstal schlagen wir unser Nachtlager auf.



Am nächsten Tag ändert sich an der die Landschaft kaum. Weite Steinwüsten, unterbrochen von Lavafeldern. Immer mehr führt die Piste auch über die Lavafelder, ist oft nur an den Pfosten der Markierung erkennbar.


Straßenkreuzung





An einem zu querenden Fluss machen wir Mittagspause. Es ist windig heute und der Wind ist auch ziemlich kalt, doch sobald die Sonne vorlugt, wärmt sie auch. Wir kochen Kaffee und Suppe- leider fällt dem Wasserholen unsere Kompakt-Kamera zum Opfer, sie plumpst aus der Jackentasche direkt in den Bach und lässt sich auch den Rest der Reise nicht wieder reanimieren. Nun glücklicherweise haben wir noch die Spiegelreflex, die die Pistenrumpelei bis hierher schadlos überstanden hat.





Je weiter wir nach Osten kommen, desto sandiger wird der Untergrund. Immer wieder ist der Weg jetzt unterbrochen von Sandfeldern, die nicht mehr befahrbar, aber immerhin noch zu schieben sind.



Ich weiß zwar nicht, was ich bei dem südlichen Abschnitt verpasst habe, aber ich finde diesen Teil der Route schon besonders spektakulär. Immer wieder halten wir an um Bilder zu machen – es sind großartige Ausblicke, die sich einem bieten.





Inzwischen bläst der Wind sehr heftig. Auf den sandigen Ebenen treibt er den Sand vor sich her, ich muss immer mal wieder anhalten, weil ich sonst die Spur nicht halten kann und in die Sandfläche geweht würde. Da sich weit und breit kein wirklicher Windschutz bietet, pausieren wir im Windschatten eines Steinbrockens.





Wir treffen auf drei deutsche Wanderer die auch auf dem Weg zur Askja sind. Ihre Wasserreserven sind schon ziemlich aufgebraucht. Wir haben leider auch nicht mehr sehr viel übrig, da aber immer wieder mal ein Jeep vorbeikommt, sind sie zuversichtlich, noch irgendwo Wasser abgreifen zu können. Wasser ist hier in der Gegend ein echtes Thema. Dass der Fluss inzwischen vom Lavafeld bedeckt ist, hatten sie noch nicht gehört und können es auch nicht glauben. Am nächsten Tag sehen wir es aber auch mit eigenen Augen.
Ein Durchschlag beschert Bernd hier auch den ersten und einzigen Platten der Reise. In dem Wind ist der Schlauch aber schnell gewechselt und schon bald suchen wir uns einen Platz für das Zelt. Über die Tiefebene, auf die wir zusteuern, fegt ein Sandsturm, und da ist es wohl besser noch hier oben auf dem Plateau zu bleiben, wo die Lavabrocken zumindest etwas Windschutz bieten.



Der nächste Tag startet mit Sand. Der Wind hat etwas nachgelassen, aber der Boden ist knochentrocken und der Sand über weite Teile nicht befahrbar.



In der Ferne sehen wir jetzt auch das neue Lavafeld – vom Fluss ist keine Spur mehr. Auch wenn das Feld doch schon über 1 ½ Jahre alt ist, steigen immer noch einzelne Rauchfahnen auf.





Hier kommen wir auch an die Stelle, wo bis vor 1 ½ Jahren noch der Abzweig zur südlichen F910 her verlief. Dieser Weg ist inzwischen von Lava bedeckt.



Dieses neue Lavafeld ist jedenfalls ein Touristenmagnet, auf einem Parkplatz stehen sicherlich 10 Wagen und auf dem Feld werden Führungen von den Parkrangern angeboten. Wir schauen es uns kurz an und fahren dann weiter – aber nur kurz, denn bald gehen die bis hierher lokalen Sandfelder in eine endlose Sandfläche über. Fahren ist hier unmöglich.



Der Wind hat wieder aufgefrischt und kommt jetzt von der Seite und drückt einem in Böen den Sand in jede Hautpore. Das Schieben geht recht langsam voran, so arbeiten wir uns langsam über 10 km voran, bis irgendwann ein Pick-up neben uns hält. Die Park-Rangerin bietet uns an, uns wenigstens bis zum Ende des Sandfelds mitzunehmen. Wie weit das denn noch ist? Noch so 6 km! Überredet! Wir laden auf und fahren erst mein Rad und dann Bernds Rad die 6 km bis zum Ende des Sands. So erfahren wir auch, dass sie auch die drei Wanderer eingesammelt und an der nächsten Wasserquelle abgesetzt hat.
Ab da ist es dann wieder ganz gut zu fahren und gegen drei schon erreichen wir die Dreki-Hütte an der Askja.



Aber heute passiert nicht mehr viel, wir sind ziemlich platt. Wir duschen, kochen Essen und liegen im Zelt. Das Zelt ist paniert, alles ist voller Sand, selbst die Tassen in den Taschen haben irgendwie den Sand eingesammelt.



Erst abends können wir uns aufraffen, noch den kleinen Spaziergang in die nahe gelegene Schlucht zu machen.



Tag 10 und 11: die F88 zur Ringsttaße und nach Myvatn

Am nächsten Morgen starten wir um 8:00 ohne Gepäck zur Fahrt zu den Kraterseen auf die Askja. Natürlich springen wir auch ins Wasser, auch wenn es nicht wirklich "angenehm warm" ist, bloß der Reisebär muss draußen warten.





Als wir von den Seen zum Parkplatz zurückkehren, kommen uns schon die ersten Busreisegruppen entgegen. Hat sich gelohnt, so früh loszufahren, so hatten wir die Badestelle ganz für uns alleine.

Zurück an der Hütte wird das Zelt abgebaut und wir steuern Richtung Herðubreið. Hier ist jetzt wieder etwas mehr Verkehr. Auch mehrere Busse kommen uns entgegen mit Reisegruppen auf dem Weg zur Askja.





Wir sprechen kurz mit zwei Deutschen, die mit ihrem Wohnmobil unterwegs sind und ihre Räder auf dem Träger im Gepäck haben und uns schon von der Ferne fotografiert hatten.



Und nach ein paar Kilometern hält ein schon bekannter blauer Landrover neben uns: "Kaffee?" Ja, wieder gern! Wir freuen uns über das Wiedersehen, spendieren zur Feier des Tages auch ein paar Kekse zu Kaffee und Tee und plaudern ein bisschen über das Erlebte der letzten Tage. Während unsere Räder bisher klaglos ihren Dienst verrichten, hat das Auto auf der Südroute Federn lassen müssen, ein Federbein war ausgerissen, konnte aber mit Fundstücken der Reise provisorisch repariert werden. Nach ausgiebigem Plausch verabschieden wir uns und setzen unsere Wege fort.
Auf diesem Abschnitt liegt auch die tiefste und breiteste Furt, die wir passieren müssen. Das Wasser reicht bis zum Oberschenkel, aber es ist immer noch flach genug und die Strömung schwach genug, dass wir die Räder rüberbekommen, ohne die Taschen abzunehmen - auch wenn zumindest mein Rad mit den Lowridertaschen aufschwimmt.




Es dauert eine ganze Weile, bis alles Wasser aus dem Rahmen abgelaufen ist. erstaunt

Weiter geht es dann auf überwiegend geschotterten Wegen wo es nicht wirklich schnell voran geht. Die Gelegenheiten zum Zelten sind eher rar, der Boden ist sehr steinig und die Ebene bietet keinerlei Windschutz.





Nach längerer Fahrt durch die Einsamkeit, in der wir über Stunden keinem Auto begegnen, kommt es zu einer etwas skurrilen Situation. Wir steuern auf die letzte Furt dieser Strecke zu- dort herrscht rege Betriebsamkeit. Eine Jeep mit einer Gruppe junger deutscher Touristen und ein deutsches Radlerpärchen, die sich gegenseitig auf die Schulter klopfen, diese Furt gemeistert zu haben. Auf der gegenüberliegenden Seite steuern drei rote Superjeeps mit der sinnigen Aufschrift „I drive Iceland“ auf das Flüsschen zu. Mit großem Hallo und unter Begleitung von mindestens 3 laufenden GoPros pro Auto, 2 Smartphones am Selfi-Stick und begeistertem Applaus queren die Jeeps in Schrittgeschwindigkeit das Wadentiefe Flüsschen. Soviel Trubel ist uns grad zu viel. So wechseln wir nicht mal mit den Radlern ein Wort sondern treten die Flucht nach vorn an. Sandalen an und schnellstmöglich auf die andere Seite. Dort treffen wir noch auf ein Pärchen, das recht betreten neben seinem Motorrad sitzt. Wir kommen kurz ins Gespräch mit den zwei Polen, denen bei der Querung des Flusses Wasser durch den Luftfilter in den Motor gekommen ist und die Reise damit erst mal zu Ende ist. Sie warteten grade auf eine Mitfahrgelegenheit zur nächsten Stadt, um einen Abschlepper für das Motorrad zu organisieren.

Wir radeln noch ein paar Kilometer weiter und schlagen dann das Zelt neben der Straße im Schutz eines kleinen Steinhügels auf.



Am nächsten Morgen starten wir mit dem Ziel Ringstraße – ein bisschen traurig, aber auch ganz froh, mal wieder ein bisschen flotter fahren zu können und dabei auch vom Fleck zu kommen.
Die Piste wird, je näher wir der Straße kommen, zunehmend besser. Bis auf ein paar einzelne Sandfelder kommen wir sogar auf Geschwindigkeiten von über 15 km/h!





Wenige Kilometer bevor wir auf die Ringstraße treffen, wird es auch deutlich grüner – und wir sehen Schafe! Die ersten Tiere seit über einer Woche.



Als wir an der Ringstraße ankommen, treffen wir auch die beiden Polen von gestern Abend wieder, die grade auf den Abschleppwagen für ihr Motorrad warten. Wir biegen nach Westen ab und rollen bei strahlendem Sonnenschein, auf bestem Asphalt mit Rückenwind Richtung Myvatn. Wir stoppen noch kurz an den Solfatarenfeldern östlich vom Myvatn und schieben uns mit Hunderten anderen Touristen durch die stinkenden Rauchschwaden.





In Reikjahlið steuern wir als erstes den kleinen örtlichen Supermarkt ein. Mit Hunger im Bauch ist schlecht einkaufen – alte Weisheit, besonders wahr für diesen kleinen Supermarkt. Obwohl wir nur ein paar kümmerliche "Grundnahrungsmittel" kaufen, lassen wir umgerechnet 70 Euro in dem Laden. Kleine Kostprobe: Chips – 6 Euro, Saft – 4 Euro, Schokolade – 5 Euro, das kleine Becherchen Skyr – 4 Euro, die einzelne Lauchstange – will ich gar nicht wissen… Der mit Abstand teuerste Laden der ganzen Tour!


Suchbild: wo sind die 70 Euro versteckt?

Als nächste steuern wir das lokale Restaurant an. Es gibt Bier und Burger, und weil wir Sorge haben, wir könnten nicht satt werden, gleich noch Nachos dazu – und das alles im T-Shirt auf der Sonnenterasse.
Auf dem Campingplatz schlagen wir unser Lager auf, geben einen großen Haufen Wäsche in Auftrag und lassen den Abend im Sonnenschein ausklingen. Hier wollen wir 2 Nächte bleiben und einen Pausentag einlegen.
Am Morgen werden wir durch Regenprasseln geweckt. Es schüttet – und hört auch die nächsten Stunden nicht auf. Egal, wir haben Pausentag und bleiben bis mittags im Zelt liegen.
Als der Regen gegen eins dann langsam nachlässt, raffen wir uns auf und machen noch eine kleine Besichtigungstour zum Hverfell Krater und den Dimmuborgir.






Das soll aber auch reichen als Aktivität für heute, ist ja schließlich Pausentag!

Tag 12 und 13: die Ringsttaße vom Myvatn nach Varmahlið

Am nächsten Tag ist es zumindest trocken, wenn auch ziemlich trüb. Ziel für heute ist Akureyri. Es geht heute durch deutlich lieblichere Landschaft als die letzten Tage. Viel Landwirtschaft, Gelegenheit zur Rast im Tankstellenlokal, vorbei am Goðafoss und mit viel Auf und Ab auf den letzten Kilometern nach Akureyri.









Den nächsten Morgen nutzen wir noch zu einem ausgiebigen Einkauf im örtlichen Netto. Für den gleichen Betrag, für den wir vor 2 Tagen am Myvatn ein paar Kleinigkeiten gekauft haben, laden wir uns jetzt die Taschen für die nächsten 8 Tage voll. Der Plan ist, die Ringstraße weiter bis Varmahlið zu fahren, und dann wieder nach Süden abzubiegen. Da wir ein paar Nebenstrecken der Kjölur fahren wollen, von denen wir die Wegbeschaffenheit nicht kennen, planen wir die Einkäufe lieber großzügig und laden uns für 8 Tage die Taschen voll. Von Akureyri geht es dann bei heute fiesem Gegenwind durch das Öxnadal.







Je näher wir dem Pass kommen, desto mehr zieht sich der Himmel zu, und pünktlich als wir die Auffahrt erreichen, setzt zu dem Gegenwind noch Regen ein. Wahrscheinlich gehört das hier zur Dramaturgie der Landschaft, denn auf der Passhöhe angekommen hört der Regen auf, und die Sonne schickt einzelne Strahlen durch die dichte Wolkendecke.





Die letzten Kilometer nach Varmahlið ziehen sich wie Kaugummi, der Gegenwind ist heftig und die Straße schnurgrade und ziemlich öde. Auch wenn man den Ort schon ewig vorher in der Ferne liegen sieht, dauert es noch sehr lange, bis wir endlich ankommen. Erstes Ziel ist der Imbiss im Supermarkt. Erst nach einer ganzen Weile und einen Burger, Kuchen und Bier später sind die Lebensgeister wieder geweckt, und wir haben die Kraft, die letzten Meter den Berg hoch zum Campingplatz zu klettern.

Fortsetzung folgt...