Dauer:17 Tage
Zeitraum:14.7.2008 bis 30.7.2008
Entfernung:2040 Kilometer
Bereiste Länder:bgBulgarien
roRumänien
rsSerbien
huUngarn

Balkantour Juli 2008 von Ungarn-Serbien-Bulgarien - Rumänien-nach Ungarn
16,5 Tage 2040 km, Höhenmeter unbekannt (einige)
Räder: klassische Randnonneure mir 25er bis 28er Bereifung ohne Profil, ca 20 kg Gebäck pro Person
Übernachtung: Zelt ( meist„wild“, 1x Garten), 1x privat, 2x Hotel + am Abschluss Campinghütte in Ungarn
Zunächst nur einmal
Teil 1: Serbien

Vorab: Unser Hauptreiseziel sollten eigentlich die Rhodopen in Südbulgarien sein. Anreise, Wetter und sonstige Überraschungen haben aber eine Rundtour daraus gemacht, deren Route zu einem ziemlich großen Teil ganz anders verlief wie gedacht. Da unsere Touren aber ohnehin nur grob geplant sind, war das nicht weiter tragisch.
Mit den Balkanländern ist das so eine Sache, entweder man findet es dort furchtbar oder man ist, trotz der Schattenseiten, begeistert. Ich hoffe, dass unser Bericht mit Hilfe der Bilder ein bisschen von diesem speziellen „Balkanfeeling“ überbringen kann, diese Mischung aus Wehmut, Zerfall, Improvisation, Lebensfreude und Gastfreundschaf, dieses Mosaik unterschiedlicher Kulturen,Stimmungen und Gegensätze.
Im Übrigen sind wir uns sicher einen neuen Trend etabliert zu haben: Trans Alp ist out – Trans Rila ist der neue, ultimative Hype!! Dank unzuverläßiger Karten endeten wir nämlich damit unsere Räder über das Rila Gebirge zu schieben und zerren. Während sich Forststraßen durchaus auch mit unserer schmalen Bereifung noch fahren lassen, ist bei Wanderwegen definitiv Schluss. Gerne hätte ich die entgeisterten Gesichter engegenkommender Wandergruppen fotografiert, hatte da aber gerade andere Probleme. Zum Trost sei gesagt, dass auch die Moutainbiker, auf die wir trafen, ihre Räder schoben.
Teil 1 Serbien
Tag 1: Anreise Nachtzug München Budapest – Zug nach Szeged
Szeged - Senta ca 90 km


Unsere Anreise wird von einem sintflutartigem Regen begleitet und durch die Tatsache erschwert, dass sich die Mitarbeiter der ungarischen Bahn im Streik befinden. Unser Aufenthalt in verschiedenen Budapester Bahnhöfen (wir dürfen vom Ost – in den Westbahnhof wechseln) dauert lange genug, um festzustellen, dass das Dach ziemlich undicht ist. Zum Glück fährt aber doch noch ein Zug mit Gepäckwagen nach Szeged, wo dann auch der Regen aussetzt. Na also!
Wir fahren dann gegen 16 Uhr dort los und überqueren die Grenze nach Serbien - mangels Alternativen - auf der Autobahn. Bei dem extrem zaghaften Verkehr ist das aber kein Problem. Der Grenzer wünscht nur einen guten Aufenthalt – auf Deutsch.
Bei Rückenwind schaffen wir dann noch 90 km. Kurz hinter dem Ort Senta schlagen wir eiligst das Zelt an einem geschützen Platz am Straßenrand auf, weil der nächste Regenschauer im Anzug ist.

Tag 2: Senta – Ada – Boçar – Melenci – Zrenjanin – Aradac – Zrenjanin – Aradac 116 km

Wir fahren bei wechselhaftem Wetter durch die Vojvodina. Fans von flachem Gelände, Sonnenblumen- und Maisanbau kommen dort voll auf ihre Kosten.
Wir besuchten einen Markt, auf dem es von Obst- und Gemüse, dass hier übrigens einen sagenhaften Geschmack hat, über geräucherte Fische, Haushaltswaren, Fahrradteile, Frischmilch und Kleidung, so gut wie alles gibt. Ein Kilo Tomaten und Aprikosen sind Pflicht und schnell vertilgt, schließlich hat das serbische Obst und Gemüse sehr wenig mit seinen plastikähnlichen Verwandten aus einem deutschen Supermarkt gemein .In Aradac, wo wir mit Brano verabredet sind, können wir das Café in dem wir uns treffen wollen nicht finden. Weil es aber erst Mittag ist, fahren wird erst einmal nach Zrenjanin zur Stadtbesichtigung und kehren am Nachmittag wieder zurück.
Wir fragen am Ortseingang nach besagtem Café und werden zum Bier eingeladen, was wir, wegen der drohenden schwarzen Wolken, gerne annehmen. Unser Gastgeber gibt, nachdem wir nach einer interessanten Diskussion erfahren haben, dass er einer der wenigen Serben, in einem slowakisch geprägten Ort ist, beim Café Bescheid, dass wir eingetroffen sind und Brano trudelt mit mehreren Freunden ein.
Der Tag endet mit einem ordentlichen Gelage, ergiebigen Gesprächen und einem 1. Klasse Schlafplatz auf dem Wohnzimmersofa einer jungen Bauernfamilie.

Tag 3:Zrenjanin-Neuzina-Banatski Karlovac 117 km
Wir schlagen die Einladung zum Fischen auf der Tisa aus, die Straße ruft und der Kater hält sich in Grenzen. Die serbischen Straßen sind in einem guten Zustand und super zu fahren. Der Verkehr ist sehr mäßig und selbst die LKW-Fahrer fahren relativ rücksichtsvoll. Stören tut nur der oft in der Luft hängende Verwesungsgeruch überfahrener Tiere (meist Hunde, von denen es viele verwilderte gibt), die keiner wegräumt, sowie der überall herumliegende Müll.Das ist allerdings in den meisten Ländern der Region so und scheint rätselhafterweise keinen zu stören.
Abends fragen wir, unterstützt von Branos fabelhaften Serbischkenntnissen, bei den Einheimischen nach einem guten Zeltplatz und bekommen eine idyllische Wiese am Fluss empfohlen und haben dann sogar eine Waschgelegenheit.

Tag 4 Banatski Karlovac – Banatska Palanka – Zatonje - - Dobra – Donji Milanovac ca 125 km

Heute geht es bei bestem Wetter an die Donau. Wir setzen in Banatska Palanka, wo uns ein Radreisepaar auf der Suche nach einem Frühstück begegnet, über und werden mit wunderbaren Ausblicken auf die rumänische Seite belohnt. Hier bahnt sich die Donau den Weg durch die Berge (die Karpaten auf der rumänischen Seite und ich vermute es sind Balkanausläufer auf der serbischen Seite), was sehr hübsch anzusehen ist. Nach der eintönigen Landschaft der letzten Tage ist man ganz aus dem Häuschen. Wir gönnen uns ein erfrischendes Bad in der Donau und ein üppiges Mittagessen in einem Fischrestaurant.
Unser Lagerplatz für den Abend befindet sich an einer stillgelegten Schiffsanlegestelle und bietet tolle Ausblicke und Obst von oben – wie zelten unter einem Mirabellenbaum.


Tag 5 Donji Milanovac - Klokoçevac – Luka – Rgotina – Zajekar – Knaževak -Trgovište 124 km

Wir kehren der Donau den Rücken und fahren ins Bergland. Eigentlich könnten wir schon längst in Bulgarien sein, haben uns aber entschieden noch ein wenig in Serbien zu verweilen und erst weiter südlich die Grenze zu passieren. Die angenehme Verkehrsituation, die Hilfsbereitschaft und Neugierde der Menschen, unsere obligatorische Kaffee – und Bierpausen – uns gefällt es gerade in Serbien recht gut, auch wenn man zum 50 x erzählt, wo man herkommt und wo man hinfährt und was man von der EU, Serbien und überhaupt allem hält. So langsam schaffe ich es sogar einen russischen Satz mit serbischen Wörtern zu garnieren. Branos Sprachtalent geht mir aber leider ab, es sorgt aber wie immer für einen 1A Zeltplatz oberhalb einer wildromantischen Schlucht.

Tag 6 Trgovište – Gornja Kaminica – Pirot -Dimitrovgrad – Slivnica 122 km

Es geht durch verkarstete Balkanausläufer nach Bulgarien. Im Pirot gibt es den ersten Speichenriss, der aber schnell behoben ist. Danach quälen wir uns so schnell wie möglich über die stark befahrene E 80 zur bulgarischen Grenze. Neben zahlreichen LKWs, scheinen auch sämtliche Deutsch-Türken auf dieser Straße in die Heimat zu reisen. Zum Glück ist die Straße breit ausgebaut.
In Bulgarien fahren wir dann in Slivica ab und suchen uns hinter dem Ort einen schönen Schlafplatz.
2 Dinge fallen nach dem Grenzübertritt ins Auge: es ist deutlich dünner besiedelt als auf der anderen Seite der Grenze – und es wirkt sauberer. Wo sich vorher Ort an Ort gereiht hat, sieht man nur noch etliche Bergketten unterschiedlicher Höhe. Schön. Teil 2 Bulgarien folgt.