Dauer:4 Tage
Zeitraum:8.10.2008 bis 11.10.2008
Entfernung:355 Kilometer
Bereiste Länder:deDeutschland

Heute bin ich von meiner am letzten Wochenende spontan geplanten Tour durchs Hohenloher Land zurückgekehrt und ich muss sagen: Ich bin begeistert!
Da ich noch ein paar Tage Tapetenwechsel haben wollte, begann ich wie gesagt am vergangenen Wochenende für eine drei- bis viertägige Kurzreise mit dem Rad geeignete Touren zu suchen. Da ich schon einmal die Empfehlung gehört hatte, den Kocher-Jagst-Radweg zu machen, war nach kurzer Internetrecherche die Sache für mich klar - schnell war die Bahnfahrkarte nach Bad Friedrichshall per Internet gekauft und auch die Unterkünfte in den jeweiligen Etappenzielorten reservierte ich vorher, da ich angesichts der knappen zur Verfügung stehenden Zeit keine lange Suche nach Unterkünften aufwenden wollte. Zudem lud ich mir zur Orientierung noch den Track der Rundtour aus dem Netz auf das GPS, wäre aber aufgrund der hervorragenden Ausschilderung des Weges auch gut ohne zusätzliche Orientierungshilfe ausgekommen.


Ich müchte hier nicht über jedes Detail berichten, daher hier nur ein paar grundlegende Angaben:

8.10.2008: (60 km) Gegen 12:40 Uhr Ankunft in Friedrichshall-Jagstfeld, dort nach wenigen hundert Metern auf den offiziellen Radweg gestoßen und im Uhrzeigersinn Richtung Osten gefahren. Nach kurzer Zeit stößt man auf die Jagst, einen Zufluss zum Neckar, die nun auf den nächsten ca. 180 km mein ständiger Begleiter sein wird. Traumhafter Radweg durch das Jagsttal, der Weg verläuft weitgehend abseits von Verkehrsstraßen. Erst am Nachmittag bricht der Dunst auf und dann kommt die Sonne aber umso stärker hervor und lässt die ganze Landschaft in herbstlichen Farben erstrahlen. Unterkunft in Krautheim. Schöne Etappe zum Einrollen, praktisch steigungsfrei. Unterkunft Privatzimmer, 20€.

9.10.2008: (89 km) Krautheim - Ellwangen
Auch heute Morgen starker Morgendunst bzw. Nebel. der für frische Frühtemperaturen sorgt. Wieder fahre ich durch das idyllische Jagsttal durch kleine Dörfer und Ortschaften. Meist ist man alleine, ganz selten begegnet mir ein Fußgänger, der seinen Hund ausführt oder hin und wieder ein Radfahrer. In meiner Fahrtrichtung fahrend überhole ich die beiden einzigen Radreisenden, die durch ihr Mehrtagesgepäck als solche zu erkennen sind, denen ich auf der gesamten Tour in meine Fahrtrichtung fahrend begegegne. Lediglich gestern waren mir einige wenige Radreisende mit Gepäck entgegengekommen. Kurz vor Leofels recht langer, ziemlich steiler Aufstieg zur gleichnamigen Ruine, einer Stauferburg von ca. 1235. Anschließend geht es mehrere Kilometer oberhalb der Jagst durch hügeliges Gelände auf ca. 400-450 Metern Höhe. Übernachtung in Ellwangen im "Roten Ochsen" (62€). Nettes Städtchen, wenngleich nicht spektakulär.

10.10.2008: Ellwangen - Schwäbisch Hall (122 km)
Beim Verlassen von Ellwangen verläuft der Radweg meist in der Nähe der B-219 und ist dadurch nicht besonders interessant. Passieren des Bucher Stausees, von dort an Weiterfahrt auf wenig befahrenen Nebensträßchen. Als ich in der Ferne auf dem Hügel schon die Kapfenburg entdecke, führt der Weg plötzlich in engem Bogen vom Oberlauf der Jagst weg, um quasi in Gegenrichtung zur Kapfenburg anzusteigen. Nette Burg, die gerade umfangreich restauriert wird (beherbergt eine Musikakademie, soweit ich den Informationstafeln entnehmen kann). Ich befinde mich jetzt auf ca. 530 m Höhe, doch steigt der Weg auf den nächsten Kilometern noch weiter an, bis in einem größeren Waldstück mit 713 m der höchste Punkt der gesamten Reise erreicht ist. Von dort rasende, aber wegen des nur geschotterten Weges recht gefährliche Abfahrt ins Kochertal, ich muss ständig bremsen, da mir auf dem Untergrund die Bodenhaftung nicht sehr zuverlässig scheint. Über Unterkochen Weiterfahrt zum Kocherursprung bei Oberkochen, wo sich auch die Zeiss-Werke befinden. Der Kocher tritt hier als Karstquelle aus dem Boden und bildet zusammen mit der Jagst einen fast parallel verlaufenden Zufluss zum Neckar. Es geht nun wieder einige Kilometer Richtung Norden zurück, bis ich die recht unansehliche Stadt Aalen durchquert habe und das Kochertal wieder ruhiger wird, obwohl der Weg häufig an der Bundesstraße entlangführt. Immer wieder zweigt er aber davon ab und man fährt durch idyllische Natur, die einfach dazu einlädt, bei herrlichem Herbstwetter (inzwischen ist es Nachmittag und endlich kommt wieder die Sonne heraus) die Seele baumeln zu lassen. Ich passiere schließlich Gaildorf mit seinem hübschen Schloss, das ich mir aus Zeitmangel aber nicht mehr anschauen kann, wenn ich nicht erst nach Einbruch der Dunkelheit in Schwäbisch Hall ankommen will. Kurz vor Schwäbisch Hall verengt sich das Kochertal fast zu einer Art Schlucht und ich fahre entlang des Flusses durch eine Parklandschaft nach Schwäbisch Hall hinein. Schwäbisch Hall, ein Fachwerktraum, wie ich ihn mir so wunderschön gar nicht vorgestellt hatte - für mich eine der schönsten Städte mit mittelalterlichem Stadtbild, die ich kenne - nicht so museal wie Rothenburg o.d. Tauber, sondern vitaler und nicht so dörflich wirkend. Ich gönne mir den Spaß und übernachte am historischen Marktplatz im "Goldenen Adler" (75€) - herrlich altertümliches Ambiente, schönes Erkerzimmer mit original schiefem Fußboden und wunderschönem abendlichem Blick auf den beleuchteten Marktplatz.

11.10.2008: Schwäbisch Hall - Bad Friedrichshall (83 km)
Heute Morgen nach ausgiebigem und gutem Frühstück mache ich mich noch auf Fototour durch die Altstadt. Leider sind aufgrund des schon zur Gewohnheit gewordenen hartnäckigen Morgennebels die Fotografiermöglichkeiten doch sehr eingeschränkt, so dass ich mich nach ca. einer Stunde auf die letzte Etappe meiner Rundreise begebe. Der Weg führt unten am Kocher aus der Stadt heraus und schon nach kurzer Zeit ist man schon wieder mit sich und der Natur allein. Ich genieße es sehr, durch diese stille Herbstlandschaft zu radeln und mache sehr häufig Halt, um die Kamera herauszuholen und zu fotografieren. An interessanten Motiven herrscht kein Mangel, wenn man auch ein Auge hat für die kleinen Dinge am Wegesrand. Bei Geislingen am Kocher unterquere ich die hohe, vom Nebel verhangene Autobahnbrücke der A6 über das Kochertal. In Künzelsau ergibt sich die Gelegenheit, noch einmal ein wenig Wegzehrung und etwas zu trinken zu kaufen, was mir auch ganz recht ist, da meine Trinkflaschen so gut wie leer sind. Wenige Kilometer später verläuft der Weg über eine ehemalige Eisenbahntrasse durch das Kochertal, die man ausgezeichnet asphaltiert hat und man so mit dem Straßenverkehr der einige hundert Meter abseits verlaufenden Autostraße nicht in Kontakt kommt. Nur an den schmucken, teilweise zu Bistros und Cafés umgebauten ehemaligen Bahnhöfen und den vereinzelt noch stehengebliebenen alten Signalschildern erkennt man, dass man sich auf einer alten Bahntrasse bewegt, bis man hin und wieder über alte Brücken fährt und der eigentliche Charakter des Weges offensichtlich wird. Bis Bad Friedrichshall verläuft der Weg so weitgehend abseits der Straße durch das Tal, oft am Waldrand vorbei und hin und wieder einige kleine Ortschaften durchquerend. Ungefähr 10 km vor Bad Friedrichshall geht es noch einmal ein wenig vom Kocher weg und mann muss einige Buckel hochfahren, da die Orte hier ein wenig oberhalb des Flusses liegen. Schließlich erreicht man wieder auf dem Radweg Bad Reichenhall, eine Stadt, die früher eine gewisse Bedeutung durch die Salzförderung hatte, die aber heute bis auf das wunderschöne Rathaus nicht weiter sehenswert ist. Zumindest konnte ich in der knapp bemessenen Zeit, die ich dort verbrachte, nicht den Eindruck gewinnen, dass man hier noch etwas Lohnenswertes zu entdecken hätte. Am nächsten Morgen breche ich vom Bahnhof Jagstfeld mit dem Zug wieder die Heimreise an.

Fazit: Wunderschöner Flussradweg, der landschaftlich gerade jetzt im Herbst überaus beeindruckend ist - die Symphonie von herbstlichen Farben wird durch die Sonne im wahrsten Sinne des Wortes erst richtig ins Licht gerückt und ich habe Fotomotive im Überfluss. Zu 90% führt der Weg über einen hervorragend asphaltierten und markierten Radweg, Steigungen gibt es nur kurz vor Leofels und beim Aufstieg auf die Ostschwäbische Alb zu bewältigen. Sehr gut gefallen haben mir auch die idyllischen Ortschaften und die Vielzahl an Schlössern und Burgen am Wegesrand, aber auch die Möglichkeit, über eine vergleichsweise lange Strecke abseits stark befahrener Straßen fahren zu können. Der absolute Höhepunkt für Liebhaber mittelalterlicher bzw. frühneuzeitlicher Stadtbilder war natürlich Schwäbisch Hall, das allein schon einen Besuch wert ist. Meine Empfehlung: Nachfahren, am besten noch, solange das schöne Herbstwetter anhält!