Dauer:1 Monat, 1 Tag
Zeitraum:30.7.2012 bis 29.8.2012
Entfernung:1050 Kilometer
Bereiste Länder:frFrankreich
chSchweiz

Genf via Lyon nach Barjac (Gard) und zurück.
Hinweg: 4.5 Tage, 550km
Rückweg: 6 Tage, 500km

Die Hinfahrt:

Unser primäres Verkehrsmittel ist neben dem Zug das Fahrrad. Wir sind auch geschäftlich viel mit dem Velo unterwegs, wobei eine Tagestour durchaus mal 120km betragen kann und mitunter auch mal 1000 Kilometer im Monat zurückgelegt werden. Doch eine längere Radreise hatten wir bis anhin noch nie gemacht. Im letzten Sommer haben wir uns endlich dazu entschieden, unsere alljährliche Feriendestination in den Ausläufern der Cevennen anstatt mit Auto mit dem Fahrrad anzupeilen.

Als Absolute-Beginners, sogar nicht einmal wissend, dass wir uns im Radforum viele Tipps hätten holen können, hatten wir natürlich viel zu viel dabei. Da wir uns am Reiseziel für drei Wochen installieren wollten, durften selbstredend der Luxus nicht fehlen: Campingtisch und -stühle, Kühlbox, Dreibeiner, einigermassen geräumiges Zelt, Kochutensilien, Bücher und allerlei Krimskrams und Schnickschnack. Da erklärte sich die Notwendigkeit des Anhängers von alleine.

Unsere erste Etappe von der Ostschweiz aus führte uns mit der Lokomotive zum Zürcher HB, wo wir umsteigen durften.



Mittags in Genf angekommen, ging es gleich los. Puh! Mit dem Anhänger war das nicht so einfach. Zwar war sich der Zieher des Anhängers dem Fahrverhalten schon vertraut und nach einigen Metern Angewöhnung ging es schon flott vorwärts. Doch schon der erste Aufstieg aus der Genfer Innenstadt hinaus erwies sich als Geduldsprobe. Irgendwann verschwanden aber die Häuser und wir landeten inmitten von Feldern. Das der Stadtkanton Genf so ländlich sein konnte wussten wir nicht.



Um die Reise zu dokumentieren, haben wir alle 10 Kilometer ein Bild gemacht, was viele Zufallsmotive ergab. Mit dem Fahrrad entdeckt man doch allerlei Kurioses.



Für die Streckenplanung nahmen wir uns viel Zeit und studierten Karten und Streetview stundenlang. Mit unserer dünnen Bereifung wollten wir Schotterpisten vermeiden. Wir hatten zwar in den Michelin-Karten gesehen, dass sogenannte Voies Vertes eingetragen seien und wunderten uns darüber etwas, dachten aber kaum, dass diese für’s Vorwärtskommen geeignet wären. Unser Plan war also: möglichst nah am Flusslauf bleiben, sofern es sich um eine asphaltierte Strasse handelte; auf dem Hinweg auf der linken Seite, auf der Rückweg auf der rechten Seite der Rhone. Zunächst galt es, im Grenzgebiet einige Höhenmeter zu überwinden. Zur Belohnung gab es schöne Aussichten auf den Fluss.





Nach langem Aufstieg gab’s auch eine tolle Abfahrt. Von hier aus ging es die nächsten 6 Kilometer nur noch runter.



Wieder an der Talsohle angekommen.




Kurz danach trafen wir drei Franzosen, welche auf Randonneuren unterwegs waren. Eine Platte hielt sie auf. So konnte unsere grosse Pumpe wenigstens einmal zum Einsatz kommen. Ansonsten hatten wir keine Probleme und füllten Luft an den Tankstellen nach. Unsere erste Etappe führte uns nach Seyssel.



Dort trafen wir zum ersten Mal auf eine Voie Verte und waren beeindruckt. Eine solche schöne Velobahn findet man in der Ostschweiz nirgends. Praktisch: Das Camping befand sich direkt am Radweg.



Seyssel ist auch bei Nacht hübsch.



Am nächsten Tag legten wir gut 100 Kilometer zurück. Die Fahrt durch Savoyen war zunächst eine weiterhin gebirgige Angelegenheit, doch der Verkehr hielt sich in Grenzen und es gab unterwegs viel Schönes zu sehen. Einige Eindrücke:













Mit der Zeit verlor die Rhone seiner Charakteristik als Bergbach, die Talsohle weitete sich immer mehr aus und die Anzahl Radwege nahm zu. Auf den schön ausgebauten Pisten war aber fast niemand anzutreffen. Überhaupt ist der obere Flusslauf recht dünn besiedelt.







Aus den Bergen wurden Hügel. Natürlich durften auch einige AKWs nicht fehlen.






Am Abend kamen wir im Vallée Bleue an, eine grosse Freizeit und Campinganlage bei Montalieu-Vercieu. Nicht ganz unser Geschmack aber für die Nacht war es OK. Wir hatten wohl den Fehler gemacht, die Campingplätze nicht im Voraus heraus gesucht zu haben. Das ist uns dann mehrere Male zum Verhängnis geworden. Auf Internet hatten wir bewusst verzichtet.







Der Rhone Flusslauf ist derart dünn besiedelt, dass das Einkaufen zum Problem werden kann. Besonders in den Sommermonaten machen viele Bäckereien und kleinere Läden Betriebsferien und die grossen Läden konzentrieren sich auf grössere Ortschaften, welche an diesem Streckenabschnitt gänzlich fehlten. So konnte man froh sein, wenn man in einer Metzgerei Brot für das Frühstück fand. Dafür gab es dann lange Gespräche mit den Verkäuferinnen und Verkäufer, welche von unserer Tour mehr als beeindruckt waren.





Kurz vor Lyon wurde alles doch wieder urbaner. Die Flugzeuge, welche den Flughafen Saint-Exupéry im Minutentakt ansteuerten, waren immer deutlicher zu sehen. Trotzdem merkte man lange nichts davon, dass man sich einer Grossstadt annähert. Der Naturpark Miribel wirkt als Puffer und lädt zum Verweilen ein. Ein abschnittweise eher dürftiger Radweg erschwerte aber das Vorwärtskommen und wir fluchten zum ersten Mal, als wir im Sand fast stecken blieben. Es sollte aber das einzige Mal bleiben, wenigstens auf der Hinfahrt.







Als wir dann tatsächlich in Lyon einfuhren, schien alles bestens ausgeschildert zu sein. Bis auf eine Abzweigung, welche zu einer Brücke über die Rhone hätte führen sollen. Dort fuhren wir anstatt dessen gerade aus und landeten in einer Wohnsiedlung. Das wäre noch gegangen, doch nachdem sich die ausgebrannten Autowracks am Strassenrand häuften und die Häuser mit der Zeit mehr Baracken und Schuppen glichen, hegten wir den Verdacht, dass dies nicht richtig sein konnte. Nein, wir waren in der Banlieue gelandet. Solange man fährt, wäre das ja kein Problem. Wir mussten aber anhalten und die Karte anschauen, was zwangsläufig einige Blicke auf uns zog. Mit der prominenten Schweizer Fahne am Anhänger und gut ausgerüstet war uns da nicht mehr so wohl. Wir wurden aber letztlich natürlich nicht behelligt und wir fanden schliesslich nach viel hin und her Fahren wieder unseren Weg. Dieser führte uns direkt der Rhone entlang durch Lyon hindurch. Da wir die Stadt von früheren Besuchen bereits kannten verzichteten wir auf einen Halt.







Fortsetzung folgt...