Re: Island 2018

von: irg

Re: Island 2018 - 02.01.18 07:58

Hallo Bianca!

In Antwort auf: bikebieneberlin
Hi,
ich habe schon hin und wieder gesehen, dass jemand nach Island fuhr oder möchte. Eines vorab: Die Isländer haben für solche Verrückten kein Verständnis. Das ist von mir auch nicht lustig gemeint.

Ich war selbst in Island und durfte die Natur hautnah erleben, ich kenne einen Reiseveranstalter, der selbst Islandtouren anbietet und regelmäßig andere Touris von Wikinger "retten" darf. Das ist nicht lustig und liegt schlechthin daran, weil das Land zu salopp angegangen wird.

Viel Spaß dennoch, Bianka


Deine Aussage möchte ich doch ein wenig differenzieren.

Ich habe als junger Bergsteiger regelmäßig Leute in den Bergen getroffen, die nicht wirklich wussten, was sie getan haben. Das war ausgesprochen unangenehm, um es höflich aus zu drücken. Wir haben öfters riskiert, eine Tour abbrechen zu müssen, um jemanden daran zu hindern, sich selbst um die Ecke zu bringen. Zusätzlich wurden wir sehr oft, wenn wir versucht haben, Leute auf zu klären, was sie gerade falsch machen, und wie sie es besser machen könnten, massiv beschimpft. Die Entscheidung "Sage ich jetzt etwas oder lasse ich es bleiben" ist heute noch eine ausgesprochen unangenehme für mich. Eine gefährliche Situation drängt dazu, mich beflegeln lassen oder eine Tour abbrechen mag ich aber auch nicht. Den Isländern wird es nicht anders gehen.

In Island werden gar nicht wenige ziemlich blind und ahnungslos durch die Gegend stolpern und Rettungseinsätze provozieren, das bin ich mir sicher. Zwingend ist das aber nicht. Mit alpinem oder anderem outdoormäßigem Wissen, zu dem auch das Wissen um den Lernbedarf, wenn man das erste Mal dort ist, gehört, lässt sich sicher auch Island sicher beradeln. Der Threadersteller stellt gleich zu Beginn Fragen, die ich auch als relevant einschätze. Ich denke also, dass er nicht zur Risikogruppe gehören wird.

Island zu Pferd ist sicher eine mehr als tolle Erfahrung. Meine jüngste Tochter würde Island sicher so bereisen wollen. Ich sicher nicht. Pferde finde ich nett -wenn sie genügend Abstand zu mir halten. Ich habe ja nichts gegen sie, aber anfreunden muss ich mich mit ihnen auch nicht gerade.
Dazu kommt, dass die meisten nicht so viel Geld haben werden, sich in eine geführte Wandertour mit Pferden ein kaufen zu können. Dazu ist das Reisen in Gruppen auch nicht Jedermanns und Jederfraus Sache. Und ich mag nach wie vor nicht hinter einem Führer nachschlurfen. Die Eigenverantwortung, die ich beim Bergsteigen gelernt habe, ist für mich ein wesentlicher Teil des Erlebnisses. Im Fall einer Reise durch Island denke ich sehr wohl, dass ich diese tragen könnte, ohne erhöhte Risiken ein zu gehen.

Island zu Pferd ist für mich nicht, mit Auto, Reisebus in der Gruppe (igitt!) oder Allradwohnmobil (allenfalls aus Liebe meiner Frau) kann ich mir eigentlich auch nicht vorstellen. Bleibt das Rad als Gefährt, mit dem ich tief ins Land eintauchen kann. Dafür, dass das Eintauchen nicht entgleist, muss ich dann natürlich selbst sorgen.

Mit dem nötigen Input von den Erfahrenen im Forum können auch Leute, die wenig ähnliche Erfahrung mit bringen, sichere Radreisen durch Island machen. Den Respekt, den die Natur dort erfordert, und die nötige kritische Einschätzung der eigenen Fähigkeiten brauchen sie natürlich auch. Dabei kann man sie aber unterstützen.

lg!
georg