Re: 3x durch Frankreich

von: Grüne Peperoni

Re: 3x durch Frankreich - 23.01.14 21:07

12. Etappe Martin Mill - Sevenoaks, 115km, 15.7km/h

Oh wie sehr hatten wir uns auf England gefreut, dabei stand uns heute unsere strengste Etappe bevor und ich kann es gleich vorweg nehmen, wir wurden sehr enttäuscht. Davon ahnten wir beim Aufbruch aber noch gar nichts. Unser Plan sah vor, wie gehabt auf möglichst direktem Weg zum Ziel zu gelangen. Schliesslich warteten meine Grossmutter und Mutter gespannt auf unsere Ankunft.

Ausgerüstet waren wir mit einer Strassenkarte namens AZ Road Map Kent im Massstab 1:158400 und mussten feststellen, dass sie absolut untauglich war, voller Ungenauigkeiten und nur rudimentäre topografische Angaben. Das sollte uns noch sehr ärgern... Vor allem weil die Landsträsschen in England defacto nicht beschildert sind. Schon in der ersten Ortschaft Eythorne mussten wir uns nach dem Weg erkundigen. Uns erkundigen mussten wir mehrmals, wobei zu sagen ist, dass die Engländer äusserst gesprächsfreudig sind und daraus oft ein längerer Austausch wurde. Das kostete dann aber auch Zeit. Einmal, vor Stelling Minnis, waren sämtliche Zufahrtsstrassen wegen Arbeiten an Hochstromleitungen gesperrt. Die Umfahrung führte uns im Kreis herum, wobei alle Strassen und Wiesen und Hecken und Bäume sich mit der Zeit immer mehr ähnelten und wir allmählich die Orientierung verloren. Wir hielten einen Autofahrer an und erhielten als Antwort: "Ich bin genau so verirrt wie ihr!" Wir breiteten seine Karte auf der Motorhaube aus, die aber noch viel schlechter war als die unsere. Lachen mussten wir auf jeden Fall - wir aber besser, denn wir schoben danach die schweren Absperrgittern ein wenig auf die Seite, so dass wir, im Gegensatz zu ihn, mit dem Fahrrad durch die Absperrung durchkamen und uns plötzlich in Stelling Minnis vorfanden.

Wo wir welches Foto gemacht haben können wir so aber nicht mehr rekonstruieren.

Was uns auch sehr nervte: Es war ein stetes auf und ab mit Steigungen um die +15%, seeeehr ermüdend nach 12 Tagen Fahren ohne Pause und der Strassenbelag war wirklich unsäglich, viele wechselnde Beläge, ruppig und voll Löcher. Die Abfahrten waren wie ein Spiessrutenlauf, die Bremsen blieben angezogen. Auf den Hauptstrassen war der Belag rauh, wobei der obere Belag löchrig war und das ganze Velo zum Vibrieren brachte. Dazu war der Verkehr sehr dicht und die Autofahrer mit zwei Fahrrädern, die sich breit machten, hoffnungslos überfordert.

Dennoch, die Landschaft war wunderschön, überall Vögel und Kaninchen und wir folgten sogar einem Rebhuhn für einige Meter. Die Dörfer und Landhäuser im Garden of England, wie man die Grafschaft Kent benennt, machten die Idylle perfekt.



Mehr Mohn wie in Frankreich





Was hier wohl angepflanzt wird? Sah auf den ersten verschwommenen Blick aus wie ein Feld voll Schnee.



Hier war der Strassenzustand noch i.O., die Sicht aber jeweils miserabel und heikel.



Ja zwei verirrten Radfahrer sind wohl die Attraktion des Tages.



England hat natürlich auch viel Historisches.



Hier stillten wir unseren Hunger.



Ausgezeichnetes Essen in heimlicher Atmosphäre. In den Englischen Pubs isst man wirklich sehr sehr gut. Die Menüs sind oft kreativ und herzhaft zubereitet. Wir assen einen "Bap", ähnlich wie ein Ochsen-Siedfleisch Hamburger und einen Kartoffelgratin mit Poulet, mit dabei sogar eine Wurst aus Poulet.







Nach dem Mittagessen hatten wir gerade mal 40km geschafft, da dachten wir, wir würden heute nie ankommen. Wir verbrachten den Rest des Tages den Weg durch grössere Ortschaften zu deuten und mit "uns nach dem Weg erkundigen". Fotos liessen wir aus. Es war dunkel, als wir ankamen.

Wir verbrachten 4 sonnige und heisse Tage in England und verweilten oft im Knole Park, wo Rehe frei herum spazieren.



Danach ging's wieder Richtung Dover, diesmal aber per Zug (mit Gratis-Selbstverlad) um unsere Nerven zu schonen. Zum Abschied gab's noch eine Runde mit "generationsübergreifenden" Fotos.



Fortsetzung folgt.