Thessaloniki-Rosenheim - eine 11-Länder-Reise

von: Keine Ahnung

Thessaloniki-Rosenheim - eine 11-Länder-Reise - 03.07.15 20:30

Eine lange Einleitung ...

Eine wirklich tolle Radreise ist wieder zu Ende gegangen. Ich hatte mir diesmal vorgenommen, von Thessaloniki bis Rosenheim zu fahren. Dies war ein ehrgeiziger Plan, da ich nur maximal drei Wochen Zeit hatte und nicht nur einiges an Kilometern vor mir lagen, sondern insbesondere ein sehr bergiges Terrain. Ich habe es geschafft. Es war anstrengend, aber da ich mich gut vorbereitet hatte, hatte ich damit keine Probleme. Diesmal wäre es aber sicherlich nicht gegangen, wenn ich nicht vorher schon regelmäßig auch größere Strecken mit meinem Crossbike absolviert hätte, was ich aber sowieso gerne gemacht habe. Für eine gemütlichere Tour entlang dieser Strecke würde ich 5-6 Wochen veranschlagen.

Den Track kann man HIER finden. Er wurde anhand des aufgezeichneten Tracks korrigiert. Statt der Bahnverbindung von Thessaloniki nach Edessa (siehe später) habe ich die für das Fahrrad geeignete Strecke eingebunden. Der Bahnhof Thessaloniki liegt ganz nahe der Route.

Zunächst etwas "Statistik". Am 1. Juni bin ich mit dem Flugzeug von Bremen nach Thessaloniki geflogen. Das Fahrrad hatte ich „im Gepäck“. Um etwa 11:30 Uhr vormittags ging die Tour los. Ziel war Rosenheim in Bayern. Am 17. Juni hatte ich das Ziel erreicht. Bei insgesamt 15 Grenzübertritten wurden 11 Länder (Griechenland, Mazedonien, Albanien, Kosovo, Montenegro, Kroatien, Bosnien-Herzegowina, Slowenien, Italien, Österreich und Deutschland) bereist. Übernachtet hatte ich im Zelt, wobei es z. B. in Albanien gut war, dass ich auch meine Kochausrüstung dabei hatte, sowie in Privatzimmern und Pensionen. In den 16,5 Tagen habe ich insgesamt 2380 km zurückgelegt, davon 2210 km mit dem Fahrrad, 110 km mit der Eisenbahn und 70 km mit Fähren. Mit dem Fahrrad habe ich dabei 28550 Höhenmeter erklommen. Im Schnitt habe ich also mit dem Rad ca. 135 km pro Tag zurückgelegt und dabei etwa 1750 m Anstieg bewältigt.

Dies sind aber nur Zahlen und auch wenn sie sicherlich interessant sind, ist die eigentliche Tour dennoch das wirklich Wichtige. Und diese Tour war wirklich toll! Jeden Tag blitzen bei mir Bilder auf, die mich Details der Tour wieder erleben lassen. Es ist klar, dass bei einer derartigen Strecke und so vielen bereisten Ländern eine Unzahl an Eindrücken zu verarbeiten ist. Es wäre hier sicher noch schöner gewesen, wenn mehr Zeit zur Verfügung gestanden hätte. Aber auch so empfand ich die beeindruckenden Landschaften, die zwar den bergigen Charakter gemeinsam hatten, aber sonst zum Teil recht unterschiedlich waren, als eine Aneinanderreihung von Höhepunkten. Es gab nur sehr kurze Strecken (so etwa vor und nach Split), wo ich z. B. vom Autoverkehr genervt war. Ansonsten hatten sich meine gründliche Planung des Tracks und der Einsatz meines Navigationsgerätes wieder sehr bewährt. In sehr wenigen Fällen erwiesen sich die auf der Karte eingebundenen kleineren Wege und Straßen als ungeeignet und ich bin sicher, dass ich hierdurch einiges an Abgasen vermeiden und an toller Natur gewinnen konnte.

Noch etwas zur Ausrüstung. Ich zähle meine Komponenten auf, nicht um Werbung für bestimmte Produkte zu machen, sondern lediglich zur Vorstellung dessen, was ich verbaut habe (könnte ich auch in "Unsere Räder" unterbringen - Bilder vom Rad gibt es später auch einige zwinker ). Mein Reiserad, welches auf einem Panther TR-999 Gepard-R basiert, das ich teilweise umgebaut habe, hat sich wieder hervorragend bewährt. Nachdem die Rohloff-Schaltung (Kettenblatt 42 Zähne, Ritzel 16 Zähne – stellenweise hätte ich mir vorne ein 38er-Blatt gewünscht, ich werde aber nicht umrüsten) erneut mit interner Ansteuerung ohne Probleme funktioniert hat, habe ich den Plan aufgegeben, auf externe Ansteuerung umzurüsten. Der Chainglider ist zwar nicht geräuschlos, er hält aber den Dreck zuverlässig ab und ich hatte auch am Ende der Tour noch eine relativ saubere, gut geölte Kette vorgefunden.

Der Nabendynamo von Shimano (DH-3N72) funktioniert nun schon viele Tausend Kilometer klaglos und hat über den Minimallader mit zwei USB-Buchsen sowohl mein Mobiltelefon als auch immer wieder zwei AA-Akkus für mein Garmin GPSMap 62s geladen. Das Garmin lief mit zwei AA-Akkus zwei Tourentage lang. Ich hatte meinen Track sicherheitshalber auch auf das Smartphone gespielt, war aber wirklich froh, dass ich nicht darauf zurückgreifen musste. Ob ich es bei den vielen Bergstrecken bei Betrieb mit GPS und Hintergrundbeleuchtung hätte "am Leben erhalten" können, würde ich bezweifeln. Zudem ist das Garmin einfach robuster. Ob die Sonne scheint oder ob es regnet, ist egal. Das Display ist auch ohne Hintergrundbeleuchtung gut ablesbar. Die Bedienung mit Tasten war gerade bei den nicht ganz so guten Strecken ein Vorteil.

Wie ich schon nach meiner letzten Tour geschrieben hatte, möchte ich auf eine Federgabel nicht mehr verzichten. Ich hatte im Balkan einige Pisten dabei, die ich mit einer Starrgabel sicherlich deutlich weniger komfortabel und flott hätte fahren können. Auch die Thudbuster-Sattelstütze und der Brooks B17 haben zum Komfort beigetragen. Das Mehrgewicht nehme ich gerne in Kauf. Interessant ist, dass auch nach drei Jahren die Suntour NCX-E-Air LO noch keinen Druck verloren hat. Meine Dämpferpumpe, die ich sowieso zuhause gelassen hatte, kommt praktisch nicht zum Einsatz. Da ich auch schon mit einem Lowrider, der direkt an der Federgabel montiert war, gefahren bin, kann ich auch sagen, dass ich nur empfehlen kann, einen Träger zu verwenden, der die Last vom gefederten Teil wegnimmt. Der Unterschied ist deutlich zu bemerken. Der faiv-Lowrider ist hier eine hervorragende Lösung, er ist aber recht teuer. Sich nach einem Schnäppchenangebot hierfür umzusehen, lohnt aber meiner Meinung nach.

Auch wenn ich alles in die zwei Ortlieb Back Roller hätte unterbringen können, habe ich mich wieder für die Verwendung der Fronttaschen entschieden. Die Gewichtsverteilung ist einfach günstiger, die Gepäckaufteilung ist angenehmer (hinten links: "Schlafzimmer" - Waschbeutel, Schlafsack, Matte, Sandalen und Kleinteile; hinten rechts: "Kleiderschrank" - Kleidung für warme und kalte Tage, evtl. noch ein oder zwei Getränkeflaschen; vorne links: "Notfallkoffer" - Werkzeug, kleine Luftpumpe, Ersatzschlauch und -mantel, Erste-Hilfe-Tasche, Regenausrüstung; vorne rechts: "Küche" - Gaskartusche, kleiner Kocher, kleiner Topf + Pfanne, Besteck, Gewürze, Notration, Müsliriegel; hinten oben: Zelt in kleinem Packsack, Sicherungskabel zur Befestigung am Rahmenschloss; vorne oben: "Wertfach" - Kamera, Ausweise, Geld usw.). Die Taschen waren höchsten kurzfristig für den Lebensmitteltransport mehr als bis zur Leiste der Taschenaufhängung gefüllt. Somit ergab sich bei nicht "tiefergelegter" Einhängung der Taschen hinten eine ebene Ladefläche, die ab und zu zum Transport von Getränkeflaschen genutzt wurde. Zusätzlich waren am Fahrrad noch ein kleiner Bewegungsalarm sowie ein Flaschenhalter für eine große PET-Flasche und ein "normaler" Flaschenhalter montiert.

Meine Pedale sind schon mehr als 10 Jahre alt und scheinen unverwüstlich zu sein. Es sind Plattformpedale, beidseitig mit SPD-Klicksystem. Ich fahre ausschließlich mit Radschuhen und kann auch ganz gut mit ihnen laufen. Gerade am Berg, aber auch im Gelände, sehe ich doch erhebliche Vorteile darin. Meine Magura HS-11 Felgenbremsen haben wieder sehr zuverlässig auch die vielen Bergabfahrten hinab das doch relativ hohe Systemgewicht bewältigen können. Ich hatte die Bremsklötze nach den letzten beiden Touren (Barcelona-Luxemburg, Venedig-Bremen) nicht ausgewechselt gehabt und sie haben auch diese Tour durchgehalten. Allerdings waren sie danach doch soweit, dass ich sie nun zuhause auswechseln musste. Insbesondere Regenfahrten scheinen ihnen zuzusetzen. Sie haben somit mehr als 6000 km durchwegs sehr bergiges Terrain überstanden, was schon eine tolle Leistung ist. Die Felgen sehen immer noch sehr gut aus.

Gab es Probleme? Eigentlich nur dreimal. Einen Sturz habe ich gebaut, bei dem etwas Haut in Montenegro geblieben ist . Ich war froh, Desinfektionsmittel und Verbandszeug dabei gehabt zu haben. Eine einzige Panne hatte ich, bei der sich das Ventil vom Schlauch lösen wollte, so dass nur ein Ersatzschlauch half. Und die Idee, mit dem Zug von Rosenheim nach Bremen zu fahren, musste ich aufgeben, da selbst mit einer Vorlaufzeit von vier Tagen für einen Zeitraum von ebenfalls vier Tagen in keinem der Züge ein Fahrradstellplatz zu reservieren war. Das Wetter war bis auf zwei Tage hervorragend, in Kroatien anfangs vielleicht eher zu heiß.

Würde ich die Tour wieder so fahren? Ja! Wenn ich sie hätte, würde ich mir mehr Zeit dafür nehmen – man hätte dann noch einige Abstecher machen können ...

So, dies war eine lange "Einleitung". Da ich aber selber solche Informationen gerne lese, dachte ich mir, dass sie vielleicht auch für den einen oder anderen unter Euch von Interesse sein könnten.

Der Bericht wird in mehreren Teilen erfolgen müssen, da er recht umfangreich geworden ist. Für die Freunde der Statistik habe ich für jeden Tag die zurückgelegten Kilometer und Höhenmeter angegeben.

Viel Spaß beim Lesen!