Thessaloniki-Rosenheim - Teil 2

von: Keine Ahnung

Thessaloniki-Rosenheim - Teil 2 - 04.07.15 15:29

Und weiter geht es mit Teil 2 ...

Tag 7: 135 km / 2600 m

Der folgende Weg durch Montenegro war wirklich schön, aber auch anstrengend. Es ging weiter entlang des Sees (Nationalpark Skadarsko Jezero) mit schönen Ausblicken auf den See, zum Teil zwischen schönen alten Bäumen (Schatten) hindurch. Wie schon geschrieben, ist der Weg entlang des Shkodrasees empfehlenswert. Über Gornja Briska, vorbei oberhalb von Donji Murici und durch Godinje ging es zum Ende des Sees. Hier gibt es mooriges Gelände und der See ist teilweise zugewachsen.















In der Nähe von Cetinje bin ich dann bei einer Abfahrt auf einer kleinen und eigentlich ganz guten Straße gestürzt , als ich in eine Sandansammlung auf der Straße gefahren bin, die hinter einer Kurve von einem Seitenweg hineingeschwemmt worden war. Ich war zum Glück nicht sehr schnell. Beide Handballen waren tief aufgeschürft, zum Glück an Stellen, mit denen ich nicht die Ergon-Griffe berühren musste. Dennoch war das auf der Tour der Teil der Verletzungen, der sich immer wieder in Erinnerung brachte, wenn der Schweiß die Arme hinab in die Wunden floss entsetzt . Am rechten Arm hatte ich eine sehr tiefe, 2 cm x 4 cm große Abschürfung und zwei ebenso große nicht ganz so tiefe Schürfwunden, alle auf Höhe des Ellenbogens. Die Sonnencremeflasche in der Lenkertasche war gebrochen und zum Teil ausgelaufen.

Zumindest für mich typisch in so einer Situation war, dass ich zunächst das Fahrrad untersucht habe. Weder das Fahrrad noch die Taschen hatten einen Schaden genommen. Die Ortlieb-Taschen sind wirklich sehr robust – robuster als meine Haut! Dann machte ich mich an die Reinigung der Wunden, wofür ich eine Flasche Mineralwasser opferte. Zum Glück hatte ich auch Desinfektionsspray dabei, welches ich im Anschluss auftrug. Die tiefe Abschürfung konnte ich mit Hydrogelpflaster versorgen, welches ich kurz vor der Tour bei Lidl in einem „Schürfwundset“ erstanden hatte und nachdem ich in Zukunft bei Lidl Ausschau halten werde, da es wirklich ganz toll die Heilung beschleunigte. Auf die beiden anderen Stellen kamen Wundauflagen und das Ganze wurde mit einer Mullbinde verbunden. Dieses Verfahren half mir, auf der restlichen Tour schmerzlos und mit gutem Heilungserfolg über die Runden zu kommen lach . Bilder habe ich keine gemacht – das muss man auch nicht wirklich noch einmal betrachten.

Nach dieser unfreiwilligen Pause ging es weiter Richtung Kotor, wo ich dann auch beschloss, ein Nachtquartier zu suchen. Um nach Kotor zu gelangen, mussten erst einmal 1100 Höhenmeter erklommen werden. Die Abfahrt nach Kotor mit praktisch dem gleichen Höhenunterschied war aber die sicherlich spektakulärste, die ich auf meiner Tour erlebt hatte. Direkt am Hafen von Kotor fand ich dann auch ein Schild, welches zu einem Apartment deutete, wo ich ein schönes Privatzimmer bekam. Die sehr freundliche Vermieterin hat mir noch weitere Wundauflagen und Mullbinden sowie einen Rest wasserfestes Pflaster gegeben, so dass ich unterwegs nur einmal in einer Apotheke drei Mullbinden dazukaufen musste.






Tag 8: 130 km / 1600 m

Entlang der Küstenbucht ging es nun über Herceg Novi zur Grenze nach Kroatien entlang der schon in Montenegro als EV8 bezeichneten Radroute bis nach Dubrovnik. Vor und nach Dubrovnik war mehr Verkehr, aber es war noch erträglich. Allerdings lag die Temperatur deutlich über 30°C und der Inhaber des Campingplatzes, den ich am Abend aufsuchte, meinte, dass im Augenblick Temperaturen wie sonst im August herrschen würden, worüber er selber offensichtlich sehr wenig erfreut war.











Dubrovnik hat eine schöne Altstadt innerhalb beeindruckender Stadtmauern, die nicht mit dem Fahrrad befahrbar ist. Ich habe das Fahrrad daher außen abgestellt und die Stadt zu Fuß erkundigt. Wer gerne viele Treppen steigt, kann sich hier verausgaben. Es gab viele Touristen und entsprechende touristische Infrastruktur, wie z. B. Restaurants, Eisdielen usw. Der Besuch Dubrovniks lohnt auf jeden Fall, wobei ich dennoch froh war, dem Trubel wieder entkommen zu können.













Generell ist die Strecke in Kroatien entlang der Küste zwar sehr schön, aber den auch Anfang Juni schon aktiven Tourismus und zum Teil auch stärkeren Verkehr begegnet man doch recht häufig. So waren zum Teil die Stücke, die etwas mehr im Landesinneren lagen, angenehmer, wenn auch natürlich ohne Küstenblick.

Weiter ging es an der Küste bis Trsteno zu einem Zeltplatz. Erfreut stellte ich fest, dass sogar ein Tisch und Sitzgelegenheiten vorhanden waren. Leider konnte ich diese dann aber nicht nutzen, da kurz nach dem Aufbau des Zeltes ein Gewitter mit leichtem Regen losging, so dass ich vor dem Zelt kochen und im Zelt essen musste.






Tag 9: 135 km / 1450 m

Diese Tagesetappe ging fast ausschließlich an der Küste entlang mit schönen Blicken auf das Meer. Dennoch kamen viele Höhenmeter zustande, da es ständig auf und ab ging. Ich finde es viel anstrengender solche Strecken zu fahren, als hohe Pässe in den Alpen zu bewältigen. Die tolle Aussicht entschädigte aber für die Strapazen bei den doch recht hohen Temperaturen. Es musste sehr viel die Hauptstraße genutzt werden. Ich wäre lieber auf kleineren Straßen gefahren, was sich hier aber nicht anbot.









Das kurze Stück durch Bosnien-Herzegowina, welches dem Land den Küstenzugang gewährt, unterschied sich nicht groß von der kroatischen Küste. Das Bild vom erneuten Grenzübertritt zurück nach Kroatien habe ich eigentlich nur eingefügt, da man meinen kunstvoll applizierten Verband sehen kann und zudem auch eine Ahnung davon bekommt, wie heiß es war.



Unterwegs überholte ich an einem steilen Berg auf der Hauptstraße einen niederländischen Radfahrer, der sein übermäßig reichliches Gepäck in einem einfachen Fahrradanhänger verladen hatte und so mühevoll den Berg hinaufschob. Ich fragte, ob ich helfen könnte und er meinte, dass sein Anhänger einen Platten hätte. Er wollte in die nächste Stadt schieben und dort den Platten flicken lassen. Dem "Gesamteindruck" nach war er schon lange unterwegs. Auf die Frage, ob er kein Flickzeug hätte, meinte er, dass er bei so einer langen Tour ja nicht alles mitnehmen könne verwirrt . Ich gab ihm daraufhin einen Teil meines Flickzeugs ab - ich hatte noch eine kleine Tube mit einem Rest Vulkanisierflüssigkeit, die ich entbehren konnte, und Flicken hatte ich sowieso genügend mitgenommen. Ob er dann seinen Schlauch geflickt hat, weiß ich nicht.







Wie es kommen musste, war etwa 2 Stunden später auch mein Hinterrad plötzlich platt . Zunächst dachte ich, dass sich die Schwalbe Mondial wohl doch nicht gegen alles wehren könnten. Dann musste ich aber feststellen, dass der Schlauch um das Ventil herum porös war und an einer Stelle ein Loch hatte, welches ich nicht flicken konnte. Der Ersatzschlauch war die Rettung. Dies war dann auch die einzige Panne während meiner Tour. Es dauerte übrigens überraschend lange, bis ich dann wieder einen neuen Ersatzschlauch besorgen konnte. Ehrlich gesagt fühlte ich mich ohne Ersatzschlauch nicht wirklich wohl. Ich habe zwar keine weiteren Pannen gehabt, aber der Gedanke, irgendwo mit einem weiteren nicht reparablen Reifenschaden zu stehen, beunruhigte mich. Als ich dann wieder einen Ersatzschlauch im Gepäck hatte, fühlte ich mich wohler.



Eigentlich wolle ich an diesem Abend zelten und eigentlich gibt es an der kroatischen Küste relativ viele Campingplätze, aber wenn man ohne Planung der Tagesetappen fährt, wie ich das tue, kommt es eben vor, dass gerade dann, wenn man so einen Campingplatz bräuchte, keiner in der Nähe ist. In Podgora nahm ich daher ein Privatzimmer direkt gegenüber dem Strand mit wunderschönem Blick auf das Meer. Auch keine schlechte Wahl! Zudem konnte ich im Restaurant den wohl besten Tintenfisch verspeisen (mit viel Knoblauch), den ich bislang je bekommen hatte.








Tag 10: 150 km / 1850 m

Zunächst folgte ich der Radroute "Dalmatia by Bike". Diese wurde vor Krvavica aber so schlecht, dass ich für einige Kilometer auf die am Morgen nicht viel befahrene Hauptstraße auswich. Teile dieser Radroute scheinen wohl eher für MTBs gedacht zu sein. Ich gab an einer Stelle auf, die so eng und steil war, dass ich mit meinem Gepäck kaum noch durchkam. Bei Dubci verließ ich (wie ursprünglich vorgesehen – also meinem Track folgend) die Hauptstraße und fuhr auf kleiner Straße zum Teil entlang des Flusses Cetina, was ein sehr schöner Teil der Route war. Viele Schilder verwiesen auf Wanderwege und der Fluss ist ein begehrtes Ziel für Freunde des Wild-Water-Raftings. An etlichen Stellen wurde in den Felsen geklettert. Die Fahrt durch die Schlucht ist auf jeden Fall lohnenswert.













In Omis ging es wieder an die Küste in Richtung Split. Vor Split nahm der Verkehr drastisch zu und ich war froh, zum Teil auf kleinen Straßen eine Umgehung geplant zu haben. Split selber habe ich nicht besichtigt. Zum einen hatte ich berichtet bekommen, dass die Altstadt nicht so toll sei und zum anderen hatte ich keine Lust, durch die Stadt und wieder zurück zu fahren, was hier aber nötig gewesen wäre. Noch einige Kilometer lang war der Verkehr erheblich und ich war froh, bei Bunje von der Hauptstraße abfahren zu können.











Bis Divulje ging es wieder in Küstennähe entlang des EV8, der dann ins Landesinnere abzweigte. Um 14 Uhr gab es ein Gewitter. Bevor es richtig heftig zu regnen begann, ließ mich ein älterer Herr unter dem Balkon seines Hauses das Schlimmste abwarten. Leider konnte er weder Englisch noch Deutsch. Es folgte eine ruhige, zum Teil etwas karge, aber dennoch sehr schöne Strecke, die häufig direkt neben der parallel verlaufenden Bahnlinie entlang führte. Hinter Perkovic überquerte ich die Autobahn und fuhr dann weiter über Danilo. Kurz vor der erneuten Autobahnüberquerung wollte ich auf einer kleinen, angeblich befestigten Straße fahren, die aber absolut nicht befahrbar war. Sie hatte einen sehr losen Schotterbelag und war gleichzeitig sehr steil. Da ich nicht wusste, ob die Straße so für die bevorstehenden 100 Höhenmeter weitergehen würde, und da ich keine Lust hatte, mein Fahrrad durch losen Schotter zu schieben, kehrte ich auf die zum Glück nicht besonders große Landstraße zurück und fuhr bis nach Bilice bei Sibenic, wo ich ein Privatzimmer (mit Küche, Bad) nahm. Die Vermieterin brachte mir dann sogar noch selbstgemachtes Gebäck und die ganze Familie wirkte glücklich, einen Gast zu haben – offensichtlich wird der Ort nicht so häufig von potentiellen Gästen besucht. Es gab sogar eine Waschmaschine, die ich mit Spüli, welches ich in der Küche fand, nutzte, um meinen verschwitzten Kleidungsstücken einen Schnellwaschgang mit gründlichem Schleudern zu gönnen.










Tag 11: 160 km / 1400 m

Weiter ging es abseits der Küste über Benkovac am Rande des Nationalparks Krka. Die Strecke war eigentlich recht schön. Etwas deprimierend empfand ich die vielen verlassenen Häuser. Ganze Dörfer wurden im Krieg fast ausgelöscht. Geländestreifen zum Teil direkt neben landwirtschaftlich genutzten Flächen waren mit Minenwarnschildern versehen.



















In Sukosan ging es wieder an die Küste und weiter nach Zadar, einem ganz netten Städtchen, welches zu einer Pause einlud. Frisch gestärkt ging es von hier dem EV8 folgend schließlich über die Brücke auf die Insel Pag, die anfangs extrem karg und felsig ist, so dass man sich wundert, dass hier überhaupt Menschen leben. Allerdings kam später doch etwas Grün hinzu. In Pag habe ich wieder ein Privatzimmer genommen. Der nächste Campingplatz war 20 km entfernt. Es lagen aber einige Höhenmeter dazwischen und es war schon relativ spät (19 Uhr). Dies war die einzige Nacht, in der ich nicht gut schlafen konnte, da mich zum ersten und einzigen Mal Mücken attackierten.


















Tag 12: 85 km / 1250 m / Fähre: 35 km

Eigentlich wollte ich die Fähre von Pag zurück auf das Festland um 8:15 Uhr nehmen. Da ich aber recht früh losgekommen bin (Mücken ... ), packte mich der Ehrgeiz und ich nahm mir vor, die Fähre bereits um 7:15 zu erreichen. Nach einer echten sportlichen Leistung, bei der ich etliche Höhenmeter in kurzer Zeit bewältigen musste, kam ich um 7:13 Uhr an der Fähre an. Zunächst wurde ich zurück zum Kassenhäuschen geschickt, wo noch zwei Leute vor mir Karten lösen wollten. In Gedanken sah ich die Fähre schon ohne mich abfahren. Ich habe es dann doch noch auf die Fähre geschafft, die eine Minute auf mich gewartet hatte. Auch auf dem Weg zur Fähre bestätigte sich, dass Pag eine sehr steinige und wenig grüne Insel ist. Der Mangel an Fotos von meiner morgendlichen Fahrt liegt in der sportlichen Höchstleistung begründet, die ich zur Einstimmung in den Tag vollbracht hatte.







Zur Fähre nach Rab konnte ich gemütlicher fahren. In Stinica wartete ich dennoch nur kurz auf die Fähre um 9:15 Uhr (die nächste Fähre wäre um 11:00 gegangen).







In Misniak ging die Fahrt über die Insel Rab los, die teilweise auch extrem karg ist - in der Ortschaft Rab, die recht nett ist und zugleich sehr touristisch, aß ich nach einer kurzen Stadtbesichtigung in einem kleinen Park Mittag. Zwei nette Touristen aus Leipzig sprachen mich an und wir unterhielten uns. Dass ich die sehr frühe Fähre in Pag erwischt hatte, brachte mir für den Rest des Tages eine ruhige und gemütliche Tour. Nach der Mittagspause fuhr ich weiter nach Lopar, wo ich zuerst entspannt auf einer Bank direkt am Meer auf die Fähre wartete und dann auch noch Zeit für einen Cappuccino hatte, bevor um 14 Uhr die Fähre ablegte. Auf der Fähre traf ich die zwei Leipziger wieder, mit denen ich mich während der Überfahrt angenehm unterhielt.












An diesem Tag wollte ich auf jeden Fall wieder Zelten. Daher ging es bis zu einem Zeltplatz in Nijivice. Dieser kostete mich mehr als 20 Euro. Ich erhielt einen Platz direkt am Meer an der Grenze zum Hundestrand zugewiesen. Der Boden war zu steinig, um einen Hering einzuschlagen (zum ersten Mal habe ich ein freistehendes Zelt sehr vermisst). Mit ein paar größeren Steinen, die offensichtlich ein Leidensgenosse schon vor mir gesammelt hatte, konnte ich die Verspannungen aber gut befestigen. Der Campingplatz war im Wesentlichen von deutschen und niederländischen Touristen besetzt – alle mit Wohnwagen oder Wohnmobil unterwegs. Am späten Abend gegen 23 Uhr gab es zu meiner Freude (ich schlief schon müde ) ein Feuerwerk.




Noch ein Teil folgt ...