Von Vilnius nach Passau - Der Weg ist das Ziel

von: Keine Ahnung

Von Vilnius nach Passau - Der Weg ist das Ziel - 15.10.16 23:23

VORWORT ZUM VORWORT

Wie schon in den letzten Jahren hatte ich bei der Planung der Tour auf die Hilfe und die Ratschläge etlicher Forumsteilnehmer zurückgreifen können. Vielen Dank an Euch alle! Meine Touren zuerst selber grob zu planen und sie dann im Forum zur Diskussion zu stellen ist eine sehr gute Idee. Bevor ich meine nächste Tourenplanung hier vorstelle, will ich aber zunächst meinen Bericht zur diesjährigen Tour erstellen. "Erstellen" ist das richtige Wort, da ich damit noch nicht fertig bin. Es wird sicherlich eine ganze Zeit lang dauern, bis der Bericht wirklich bis zum Ende hier zu lesen sein wird. Stück für Stück werde ich meinen Bericht ergänzen. Geduld ist also gefragt!


VORWORT

Diese Tour hatte einen ganz besonderen Hintergrund. Mein Vater wäre im September letzten Jahres 90 Jahre geworden. Er ist in der Slowakei als „Karpatendeutscher“ geboren und aufgewachsen. Da meine Oma und etliche Verwandte dort lebten, sind wir viel in der Slowakei gewesen – das erste Mal 1966. Ich wollte daher dieses Jahr all die Plätze in der Slowakei besuchen, die in diesem Zusammenhang für mich bedeutend waren.

Eine Tour „nur“ durch die Slowakei sollte es aber auch nicht werden, so nutzte ich die Ryanair-Verbindungen, die von Bremen aus existierten, um als Startort Vilnius in Litauen zu wählen. Ziel sollte Passau sein, wo meine Schwester mit ihrer Familie lebt. Zuerst zog ich in Erwägung auch Stücke durch Weißrussland und die Ukraine zu fahren. Da die Gesamtstrecke aber doch recht beachtlich war und ich auch Polen mit dem Fahrrad noch nicht erkundet hatte, entschloss ich mich in Polen entlang der Grenze zu Weißrussland und der Ukraine den „Green Velo“-Radweg zu fahren, den ich dann auch in weiten Stücken bis kurz vor der Slowakei nutzte. Weiter ging es dann durch die Slowakei und schließlich nach Tschechien, wo ich nahe der Grenze zu Österreich meine Tour fortsetzte. Schließlich wechselte ich nach Österreich, um dann über den Bayerischen Wald in Deutschland an die Donau und schließlich nach Passau zu fahren.
Auf der Tour hatte ich wieder mein Zelt und meine Kochausrüstung dabei. Zwischendurch habe ich aber auch immer wieder Privatunterkünfte, Pensionen und Hotels genutzt. Wild gezeltet habe ich diesmal nicht.

Meine sonstige Ausrüstung hatte ich bereits letztes Jahr in meinem Reisebericht Thessaloniki - Rosenheim ausführlich beschrieben. An ihr hat sich nichts geändert. Das Fahrrad ist nun derart konfiguriert, dass ich keine großen Verbesserungsmöglichkeiten sehe. Auch dieses Jahr war ich äußerst froh, das Mehrgewicht für eine gute Federgabel und eine Thudbuster-Sattelstütze in Kauf genommen zu haben. Es waren schon eine ganze Reihe von sehr holprigen Strecken dabei, die ich mit „flexenden“ Starrgabeln und Sattelstangen deutlich weniger genossen hätte.

Kurz zur Statistik für die Liebhaber von Zahlen. Meiner Meinung nach sind die Zahlen nicht wirklich relevant, wichtig war, dass die Tour mir Freude gemacht hat – und das hat sie! Dennoch …

Fahrtdauer: 19,5 Tage
Gesamtstrecke: 2.700 km
Insgesamt bewältigte Höhenmeter:23.700 m
Durchschnittliche Tagesleistung: ca. 140 km / 1.220 m

Die Strecke ist bei GPSies zu finden und darf natürlich auch heruntergeladen werden. Ich habe hierbei aber lediglich die Grundstrecke (geplante Strecke, korrigiert unter Berücksichtigung der tatsächlich gefahrenen Strecke) abgelegt und nicht all die kleinen Abstecher (Zeltplatzsuche, Besichtigungen usw.) eingeschlossen. Diese zusätzlichen (über 100) Kilometer ergeben sich auf so einer Tour automatisch …


DER WEG IST DAS ZIEL …

… und dieser Weg ließ bzgl. seines Abwechslungsreichtums nichts zu wünschen übrig. Auf dieser Tour hatte ich so ziemlich alles dabei, was das Herz eines Radreisenden höherschlagen lässt. Entweder aufgrund der puren Freude an der Strecke oder auch, weil die Strecke den Puls zwangsläufig in eine schnellere Schlagzahl treibt. Insbesondere die Slowakei und Tschechien zeigten, dass evtl. auch Entfaltungen von weniger als 1,5 Metern nützlich sein könnten. Meine ca. 1,6 Meter waren schon an der Grenze, wenn immer wieder einmal Steigungen von deutlich über 15 % zu bewältigen waren. Stücke, bei denen man um die 20 % Steigung überwinden musste, gab es und ich konnte sie fahren, wenn der Untergrund es hergab. Nur an einer Stelle kapitulierte ich und brach frustriert sogar einen geplanten Abstecher ab, da selbst das Schieben kaum noch möglich war. Wer also die Slowakei (z. B. Slowakisches Paradies) oder Tschechien per Rad erkunden will, sollte sein Fahrrad entsprechend ausstatten. Da solche Steigungen aber in Fotos schwer eingefangen werden können, zeige ich im Folgenden nur ein paar Beispiele für die sehr inhomogene Wegqualität, die ich auf der Tour vorgefunden habe. Sie stehen aber nicht nur für unbedeutende kurze Abschnitte, sondern charakterisieren erhebliche Streckenteile.

DER HOLPRIGE WEG

Holprige Abschnitte gab es viele und in allen Variationen. Während die Kopfsteinpflaster, löchrigen Teerstrecken oder die Betonplattenwege ganz offensichtlich den Genuss einer kostenlosen Massage bescherten, waren doch die vielen Kilometer Wellblechpisten aus festgefahrenem Sand die ultimativen Muntermacher. Letztere sind allerdings recht fotoscheu und lassen sich nur von unseren Fachleuten erahnen. Da ich zugegebenermaßen ein Weichei bin, ließ ich die federnden Elemente meines Fahrrads einen Großteil der Schläge abfangen, die mir sonst sicherlich deutlich intensiver in Erinnerung geblieben wären.
















DER FAHRHEMMENDE WEG

Um die Umgebung wirklich gebührend würdigen zu können, ist es manchmal vorteilhaft, wenn man die Geschwindigkeit drosselt. Hierfür gab es in Litauen und Polen die beliebte Variante der Sandpiste und dann in der Slowakei und in Tschechien auch die gern genommene Schotterstrecke. Landstraßen, die anfangs mit einem schnöden Teerbelag ihre Durchschnittlichkeit unter Beweis stellten, überraschten immer wieder mit einem abrupten Übergang in ebenso breite Überlandwege, deren Oberfläche naturnah aus Sand bestand. Dieser konnte durchgehend seine ursprüngliche lockere Konsistenz aufweisen oder er bot die Abwechslung aus den oben schon genannten holprigen Wellblechpisten und weichem Material. Letzteres führte häufig zu abrupter Entschleunigung und ermöglichte Fußmärsche, die einen von langen Sandstränden an traumhaften Küsten träumen ließen.














DER FEUCHTE WEG

Zum Glück sind wir Europäer nicht dauernder Dürre ausgesetzt. Auch die Wege nehmen dankbar Feuchtigkeit auf. In Kombination mit gepflasterten Wegen wird dann die Feinmotorik beim Einsatz der Bremse geschult und die naturbelassenen Wege bieten den Vorzug einer effizienten Neubeschichtung von Fahrrad, Gepäck und Fahrer mit warmen Erdtönen. Auch Ultralight-Jünger werden so gezwungen, zusätzliche Pfunde auf ihr Rad zu packen, um endlich einmal ernsthaft an ihrer Kondition arbeiten zu können.








DER NATURWEG

Wer meine bisherigen Berichte gelesen hat, weiß, dass ich keine Umwege scheue, um der Natur näher zu sein. So gibt es von Wald- und Wiesenwegen zu „Single-Trails“ alle Varianten, die einen die Zivilisationsnähe kurzzeitig vergessen lassen.








DER UNVOLLSTÄNDIGE WEG

Nicht jede Sackgasse ist als solche gekennzeichnet – das wäre ja auch zu langweilig, man möchte doch ab und zu überrascht werden. Als Radfahrer erkennt man hier ganz klar den Vorzug des leichten zweirädrigen Gefährts, welches man zur Not auch einmal über Hindernisse hinweg tragen kann (zwischen den Aufnahmen liegen übrigens viele Kilometer – und ich hätte noch mehr Beispiele …).






DER GUTE WEG

Ja, den gibt es auch. Er machte sogar den deutlich größten Teil der Tour aus. So können die anderen Streckentypen als „Würze in der Suppe“ gesehen werden, wobei zum Teil kräftig am Geschmack gearbeitet worden war. Die auch von Autos viel genutzten Varianten kamen selten vor, was der sorgfältigen Planung des „Tracks“ geschuldet werden kann.







DER ERSTE TAG (25.05. – 88 KM / 720 M)

Bereits einige Tage zuvor hatte ich das Fahrrad für den Flug verpackt. Zusammen mit dem Zelt kam es in einen E-Bike-Radkarton, den ich mir von einem Radhändler habe schenken lassen. Da ja immer gerne diskutiert wird, wie so ein Fahrrad am besten verpackt werden sollte, hier ein paar Bilder.













So gut verpackt hatte mein Fahrrad bisher die Flüge immer gut überstanden. Auch diesmal kam Karton und Fahrrad intakt in Vilnius an. In der Gepäckhalle konnte ich alles zusammenbauen und mir wurde sogar vom Personal angeboten, den Karton doch gleich dort zu lassen. Draußen empfing mich sonniges Wetter.



Vilnius selber gefiel mir recht gut. Es ist die erste baltische Stadt, die ich besucht habe. Es lohnt sich auf jeden Fall, die Stadt zu besichtigen. Ich hatte hierfür bereits bei der Planung meinen Track entlang der Sehenswürdigkeiten gelegt, so dass ich nicht lange suchen musste.

Das „Tor der Morgenröte“ war der Startpunkt und gleichzeitig Anziehungspunkt für viele einheimische und ausländische Touristen.



Während das Tor an sich dies wohl nicht rechtfertigt, ist die „Ikone der Barmherzigen Muttergottes“ die eigentliche Attraktion.



Überhaupt sind die verschiedenen Kirchen prägend für die Stadt.







Hierbei nimmt natürlich die „Kathedrale St. Stanislaus“ einen zentralen Platz ein (im wahrsten Sinne des Wortes).



Und noch ein paar Eindrücke von der Stadt …













Schon wie ich oben beim Gediminas-Turm angekommen war, vielen einzelne Regentropfen und der Himmel verfinsterte sich zusehends. Ich konnte aber noch eine ganze Zeit lang dem Regen entfliehen und zwischendurch auch viel blauen Himmel sehen. Die Ausfallstraße war recht befahren, aber es gab einen einigermaßen passablen Radweg, den ich dankbar nutzte.



Sehr schnell hatte ich dies aber hinter mir gelassen und die Natur, die ich Städten eindeutig vorziehe, empfing mich. Die flache, leicht wellige Landschaft gefiel mir ganz gut.



Vorbei ging es an der Inselburg bei Trakai – ein Abstecher der sich lohnt.





Am Ilgai-See hatte mich der Regen wieder eingeholt und er war richtig heftig, begleitet von Blitz und Donner. Dennoch genoss ich die schöne Umgebung mit kleinen Ortschaften, in denen Holz beim Bau der Häuser eine dominierende Rolle spielte.









Als ich schließlich Aukštadvaris erreichte regnete es erbärmlich und der Campingplatz, den es ein paar Kilometer entfernt geben sollte, verlor ganz klar seinen Reiz. Am See traf ich ein paar junge Leute, die dort in überdachten Stellplätzen eine Party feierten und fragte sie nach einer Unterkunft. Sehr hilfsbereit telefonierten sie bei Bekannten an, die mir tatsächlich eine Ferienwohnung für die Nacht anboten. Die Wohnung war an sich sehr luxuriös mit Schlafzimmer, Wohn- und Kochbereich, an dem ein großer – allerdings mit einer Folie abgedeckter – Swimmingpool anschloss, und Bad. Mein Fahrrad durfte ich direkt neben dem Pool abstellen, was ich als alles andere als selbstverständlich erachtete, da es ja ziemlich nass geworden war. Es gab aber ein Problem, wie ich etwas später herausfand. Das Wasser in Bad und Küche wurde mit einer Pumpe, die im Bad untergebracht war, aus irgendeinem Loch gepumpt. Es kam aber eindeutig aus keinem Trinkwasserbrunnen, sondern stank erbärmlich. Es kostete mich einiges an Überwindung mit diesem Wasser zu duschen. Zum Glück hatte ich eine große Flasche Wasser dabei, womit ich dann kochen konnte.



Fortsetzung folgt ...

Bitte teilt mir mit, falls Ihr irgendwelche Bilder nicht sehen könnt. Das war bei meinem ersten Versuch, den Bericht einzustellen offensichtlich der Fall. Ich habe die Links nun geändert, aber ...