Re: Mit dem Rad entlang der ehem. dt. dt. Grenze

von: motion

Re: Mit dem Rad entlang der ehem. dt. dt. Grenze - 21.10.16 20:14

Tag 5
Wahlhausen – Hornburg
178 km und 2300 hm


Heute war es so weit. Die letzte große Bergetappe mit vielen Höhenmeter, bevor man nach dem Harz ausrollt bis in Richtung Lübeck. Die Etappe war eigentlich anders geplant, aber spontan änderte ich sie und somit wurde es die längste Etappe der Tour. Dazu aber später mehr. Heute ging es auf jeden Fall wieder sehr zeitig los, um genügend Zeit unterwegs zu haben, da ich ja nicht wusste, wie viele Höhenmeter genau auf mich zu kamen.



Ein letzter Blick bei Lindewerra auf das Werratal.

Danach verließ ich die Werra und fuhr in einem Bogen über Borhagen nach Arenshausen. Wie so oft ging es auf kleinen Nebenstraßen weiter und die Morgensonne gab der Landschaft einen wunderschönen Anblick.





Vorbei an Siemerode mit Gedenkstein zur Grenzöffnung.



Großes Kino

Ein Gedenkstein am Wegesrand lädt zum Nachdenken ein.

Zitat:
Hier das entsprechende Zitat aus Wickipedia:
Der Ort erlangte Bekanntheit, nachdem am Abend des 2.Oktober 1961 knapp die Hälfte der Einwohner – 16 Familien mit 53 Personen, darunter 21 Kinder – gemeinsam durch das zwischenzeitlich stellenweise verminte Sperrgebiet in Richtung Westen nach Immingerode geflohen waren.[5] Dies war die größte gemeinschaftliche Flucht über die innerdeutsche Grenze, die es je gab. Knapp eineinhalb Jahre später, in der Nacht vom 22. auf den 23. Februar 1963, gelang 13 weiteren Personen die Flucht in die Bundesrepublik. Um ihre möglichst geschlossene Wiederansiedlung bemühte sich der Lagerpfarrer des Flüchtlingslagers Friedland, Monsignore Scheperjans.
Das Ministerium für Staatssicherheit hatte Deportationslisten zusammenstellen lassen, auf denen vor allem die Namen von Bauern standen, die sich gegen die Eingliederung in die LPG gewehrt hatten, was für die meisten alteingesessenen Bauern im katholisch-konservativen Eichsfeld zutraf. Viele der Flüchtlinge fanden am Dorfrand von Angerstein nördlich von Göttingen eine neue Heimat. Diese Siedlung wird Neu-Böseckendorf genannt.[6]



Kaum hat man sich mit dem einen beschäftigt, kommt nur wenige Kilometer weiter das Grenzland Museum Eichsfeld bei Teistungen. Hier hat man die Anlagen auf sehr großem Raum intakt gelassen. Ein beklemmendes hier durch zu radeln.



Eingang zu den Grenzanlagen



Grenzfahrzeuge



Beschreibung der Turmbesetzung



Schützenstellung



Kolonnenweg zwischen den 2 Zäunen



Fahrzeugausstellung im Grenzlandmuseum



Tafeln die einen fassungslos zurücklassen. Warum???

Nachdem ich eine ganze Weile im Grenzlandmuseum verbracht habe, geht es noch einen kleinen Schlenker über Wehnde und nach Duderstadt. Eine wunderschöne Stadt, wieder mit vielen Fachwerkhäusern etc. Ich nehme mir die Zeit und fahre noch ein bisschen durch die Stadt.



Denkmal zur Einheit in der Fußgängerzone.



gedrehtes Kirchturmdach.





Nachdem ich hier jede Menge Zeit verbracht habe, muss ich erstmal ein bissl radeln. Mein nächster größerer Stopp ist in Walkenried. Hier stehen die Überreste eines imposanten Zisterzienser Kloster. Allein die Größe ist beeindruckend. Obwohl ich ein 10er Weitwinkel auf meiner Fuji habe, muss ich sehr weit zurück gehen um es komplett vor die Linse zu bekommen.







Das kurze Stück nach Ellrich verfahre ich mich hoffnungslos. Die Beschilderung fehlt komplett es gibt unzählige Wege und so richte ich mich dann nach GPS und fahre mal wieder einen tollen Mountainbiketrail mit Reiserad und Gepäck.

In Ellrich wird man erstmal von einem weiteren Gedenkstein empfangen. Diesmal nicht von der DDR Diktatur, sondern derer der Nationalsozialisten.





Nach Ellrich geht es jetzt ab in den Harz. Ab hier wird es beständig bergauf gehen, bis zu meinem eigentlichen Ziel in Elend, wo ich heute auf dem Zeltplatz schlafen möchte. Dank gesperrter Durchfahrt in Hohegeiß(die ich mal wieder zum Glück missachte) ist die Auffahrt entspannt und sehr verkehrsarm. Fast zum Genießen, wenn es nicht so heiß und schwül wäre. Über Zorge und Hohegeiß geht es weiter nach Sorge und Elend.



Schon wieder ein Gedenkstein kurz nach Hohegeiß.

Hier geht es rechts ab auf den alten Grenzstreifen. Nach 26 Jahren ist dieser hier nur noch an Hand des Kolonnenweges zu erkennen. Der 200 bis 500 m breite Grenzstreifen ist mittlerweile komplett zugewachsen.







Abwärts kein Problem, hochwärts auf Grund der Steigung mit Reiserad und den Lochplatten nicht fahrbar. Es werden die einzigen Stücke der ganzen Tour sein, die zu schieben sind. Ich frage mich, wie man hier mit der Rennpappe die Grenze gesichert hat? Höher motorisierter Motor?

Kurz vor Sorge kommt man noch ins Freiland Grenzmuseum.



Schon wieder eine Tafel. Schon wieder keine Worte dafür..........





Hier ist ein für mich bisher unbekanntes Grenzsicherungsstück ausgestellt. Um Flüsse und Bäche zu sichern, wurden diese Gewässersperren in diesen versenkt. Unglaublich...

Von Sorge aus geht es die letzten Kilometer nach Elend. Die meisten Höhenmeter sind geschafft und so genieße ich auch den Rest hier oben. Ab und an kann man einen Blick auf den Brocken erhaschen bzw. auf die Schmalspurbahn. Allerdings sind man auch die dunklen Wolken, die in den Harz ziehen. Schon die letzten Kilometer habe ich mir Gedanken gemacht. Der Wetterbericht meldet für den Abend und Morgen Gewitter. Eigentlich habe ich dazu gar keine Lust. Gewitter hoch oben im Harz, bei Gewitter einpacken und durch den Wald radeln und vor Allem bei Kälte und Regen morgens über 20 km aus dem Harz abzufahren. Es ist bereits kurz vor 18 Uhr 135 km habe ich in den Füßen und der nächste Campingplatz laut Karte ist ein Umweg über Bad Harzburg bzw 40 km weiter in Hornburg. Ich überlege kurz und entscheide mich auf 40 km radeln. Mit der Abfahrt weniger als 2 h Fahrzeit. Das sollte passen.



Ein kurzes Foto bei Drei Annen Hohne

Vorbei an den Hohensteinklippen geht es quer durch den Harz nach Ilsenburg. Die Abfahrt mit Reiserad und 25 kg Gepäck ist ein bisschen tricky aber machbar.



Nachdem Abfahrtsrausch in Ilsenburg



Blick zurück zum Harz mit dem Brocken.





Mahnmal zum geteilten Deutschland.



Nochmals Blick zurück....

Gegen 8 Uhr erreiche ich dann nach fast 180 km Hornburg. Es war nicht geplant heute so weit zu fahren aber wie es sich noch zeigen sollte, die beste Entscheidung. Der Campinplatz hier ist ein Grauen. Eine Besitzerin die sich nicht drum kümmert. Verwahrloste Sanitärgebäude und ein vollkommen trostlos wirkender Platz. Ein netter Dauerplatzbesitzer zeigt mir ein Plätzchen und sagt mir das es diesen Platz eigentlich gar nicht mehr gibt. Er gibt mir auch einen Schlüssel zu einem sauberen Klo. Die Duschen funktionieren zum Glück auch noch. Nachdem ich mich frisch gemacht habe, geht´s nach den ganzen Kilometern zum Griechen, dem einzigen hier geöffneten Gasthof.