Re: Mit dem Rad entlang der ehem. dt. dt. Grenze

von: motion

Re: Mit dem Rad entlang der ehem. dt. dt. Grenze - 21.10.16 20:25

Tag 9
Witzeeze – Lübeck
Ca 110 km


So heute ist der letzte Tag. Nochmal 100 km radeln, was ja nicht das Problem sein sollte. Allerdings möchte ich in Lübeck den 14 Uhr Zug nach Berlin bekommen, um reibungslos nach Hause zu kommen. Um im Falle einer doch noch folgenden Panne gewappnet zu sein, entscheide ich mich schon vor 5 aufzustehen. Abfahrt ist dann gegen 6 Uhr. Das Zelt ist dank des Bodens und der noch fehlenden Sonne klatschnass und so kommt es in den Beutel. Wenigstens wird man mit einer tollen Morgenstimmung belohnt.



Es ist klasse so früh am Morgen unterwegs zu sein. Zwar noch ein wenig frisch, dafür ist das Licht super.





Es geht über Valluhn nach Zarrentin und Seedorf vorbei am Schaalsee. Einem See, an dem zu DDR Zeiten auf ostdeutsche Seite nicht gebadet werden durfte. Die Grenze verlief genau durch den See.





Ein Grenzstein. Eine der wenigen mit noch vorhandenem DDR Wappen. Bei fast allen die ich gesehen habe, ist dies ausgeschlagen.

Es folgen jede Menge kleine Seen am Wegesrand, bevor ich nach Ratzeburg komme. Die Stadtbesichtigung lasse ich heute auf Grund der Zeitknappheit weg. Man weiß ja nicht was kommt. Auf einer meiner letzten Touren hatte ich 5 km vorm Ziel meinen ersten und einzigen Platten.

Am Ratzeburger See geht es nach Groß Gronau und dann zum Ende der Tour nach Lübeck. Heute geht es wesentlich schneller voran als gestern. Der Schnitt liegt bei knapp 20 km/h.



Andere Bundesländer, andere Schilder.

Bald ist es soweit und Lübeck ist erreicht.



Einfahrt nach Lübeck.



Hier war ich schon mal auf meiner Radtour von Kiel nach Ahlbeck.









Impressionen aus Lübeck



Ein letztes Foto darf natürlich nicht fehlen. Nach knappen 6 Stunden erreiche ich Lübeck. Der Abschluss einer Tour die mich noch eine Zeitlang beschäftigen wird.

Ich weiß ja nicht ob es an Lübeck liegt. Als ich das letzte Mal hier war, ist mir 20 km vorher der Sattel abgebrochen und ich durfte im Stehen hierherfahren. Eine Sache die sich damals vor Ort reparieren lies. Diesmal war es weit schwerwiegender. Ich erreichte Lübeck mit Rahmenbruch. Diesen stellte ich allerdings vor 2 Tagen schon fest. Alles hoffen und bangen half, er hielt noch. Es ist trotzdem schade, das mich mein Reiserad, was mich seit 2001 durch Europa begleitet, verlässt und wir jetzt auf Radreisen getrennte Wege gehen.




ENDE



Fazit:

Die Tour:

Eine Tour die aufwühlt und Fragen stellt. Eine Tour die nicht nur schön ist, sondern auch sich mit dem ganzen drum herum beschäftigt. Bisher hat man sich Sachen angeschaut die Landschaft genossen und die Seele baumeln lassen. Doch hier ist es anders. Vieles was man liest und sieht ist erschütternd, man kommt nach Hause und beschäftigt sich damit. Man recherchiert dazu im Internet und sich zu den Orten, Personen und sonstigen Geschehnissen Informationen zusammen. Ich habe noch nie mich nach einer Tour intensiver mit der Tour befasst wie davor. Für alle die etwas zu deutscher Zeitgeschichte wissen wollen und nicht nur grandiose Landschaften suchen, ist dies eine Runde die man machen muss. Sie öffnet einem die Augen und zeigt was wichtig im Leben sein sollte. Gerade in der heutigen sollten wir aus der Vergangenheit lernen und manchmal besser den Mund halten.

Der Routenführer:
http://www.esterbauer.com/db_detail.php?buecher_code=ICTN3
Eigentlich mag ich nicht die Bikeline Führer. Aber mir blieb keine andere Wahl, weil ich nicht die Zeit hatte die Route komplett selber zu planen und es keine anderen gibt, die diese Route abbilden. Insgesamt muss man aber sagen, dass dieser Band Tip Top ist. Es ist alles drin was man haben muss. Einen GPS Track gibt es auch zum Download. Die Routenführung ist klasse, auch wenn ich mir manchmal wünschen würde, dass die Route nicht um den Ort rum geleitet wird, sondern direkt durch. Ich will ja auch mit den Leuten in Kontakt kommen. Aber das kann man ja nach Bedarf direkt auf der Fahrt entscheiden. Außerdem bevorzuge ich eine fortlaufende Kilometerangabe, so dass man immer auf den ersten Blick sehen kann wie weit es von einem Ort zum anderen ist. Ich mag nicht erst umständlich 0,8 + 1,7 + 3,2 usw. zusammenrechnen. Ein weiterer Pluspunkt sind die umfangreichen Informationen zur gefahrenen Route. So kann man am Abend den geradelten Tag nochmals nachlesen bzw. sich einen Überblick für den nächsten Tag verschaffen.

Die Strecke:

Ich bin kein Freund von GPS Geräten. Am liebsten fahre ich mit Karte. Allerdings muss ich hier zugeben das ich froh war es dabei zu haben. Zu oft gibt es Walddurchfahrten mit einer Vielzahl an Wegen und Möglichkeiten ohne detaillierte Ausschilderung. Auch ist die Beschilderung überall unterschiedlich und absolut nicht einheitlich bzw teilweise gar nicht vorhanden. All das macht es ein bisschen schwerer sich zu orientieren. Hier hat mir das GPS dann doch das ein oder andere Mal geholfen bzw. wieder auf den richtigen Weg geholfen. Mein 60 CSX ist allerdings auch nicht mehr für diese Distanzen ausgelegt, da man die Wegpunkte nur per der Vielzahl über Luftlinie verbinden kann. Aber trotzdem hat es gute Dienste geleistet. Ein weiterer Punkt ist, dass ich die Strecke lieber von Süd nach Nord empfehlen würde, anstatt sie von Nord nach Süd zu fahren. Das erspart einem vor Allem eine nervige Auffahrt auf Schotterwegen in den Harz. Ansonsten war die Routenwahl im Führer klasse. Kleine Straßen in Dörfern, Radwege und Waldwege mal befestigt mal unbefestigt wechselten sich munter ab. Ab und an war auch mal eine größere Straße dabei, dies war jedoch die Ausnahme. Aber auch Wege die ich für Reiseradler ohne Mountainbike/Abseitsfahr Erfahrung grenzwertig halte, waren dabei. Nicht die Masse, aber es gab sie. Genauso gab es die Platten und Lochplattenwege. Auch hier aber weit weniger als befürchtet. Bis auf den Harz mit seinen Lochplatten gab es keine Schiebestrecke für mich. Ansonsten ist die Strecke landschaftlich sehr vielfältig, aber natürlich nicht so grandios wie Korsika letztes Jahr. Die Schwerpunkte liegen hier auch wo völlig anderes. Trotzdem fährt man an vielen Höhepunkten in Deutschland vorbei. Angefangen mit Thüringer Wald und Rennsteig, Rhön, Werratal, Harz, Elbtal usw. Es ist ein toller Querschnitt den man von Deutschland sieht.

Infrastruktur:
Da es sich nicht um eine typische Touristenroute handelt ist es gerade mit Zelt etwas schwieriger einen Zeltplatz zu finden. Wenn ich den ganzen Tag alleine fahre, bin ich abends gerne auf dem Zeltplatz unter Leuten. Hier erfolgte meistens die Planung der Tagesetappen nach Verfügbarkeit der Campingplätze, die unmittelbar an der Route liegen. Überwiegend geht es durch kleine Dörfer und man sollte schon die ein oder andere Notfallration dabeihaben, da es nicht überall was zu kaufen gibt. Ich wollte unbedingt eine Thüringer Bratwurst essen, habe aber keinen einzigen Stand entlang des ganzen Thüringer Grenzabschnittes gefunden. Skandal Teilweise fand ich es erschreckend wie manche Orte aussterben und vor Allem die Gasthöfe immer weniger werden. Ich hatte mir den Luxus gegönnt, nach der Tour Essen zu gehen, was manchmal gar nicht so einfach war.

Verkehr:
Extrem wenig. Ich war überrascht, wie wenig auf der kompletten Strecke unterwegs war. Dies gilt sowohl für Autos als auch für Radler. Ich habe bis auf 2, keinen einzigen Reiseradler gesehen, der auf derselben Tour war. Im Werratal hat man mal hier und da jemand gesehen und an der Elbe ein paar Tagesfahrer. Mehr nicht. Für mich war dies überraschend. Aber auf Grund der Höhenmeter ist es sicherlich nicht eine Strecke für jedermann.