Vom Ruhrgebiet ins Fichtelgebirge

von: Gerhard O

Vom Ruhrgebiet ins Fichtelgebirge - 28.11.16 17:08

Vom Ruhrgebiet ins Fichtelgebirge

Vorbemerkung


2016 war Pfingsten sehr früh im Jahr. Das Treffen der Reiseradler findet regelmäßig an Himmelfahrt statt und überschnitt sich diesmal mit dem Geburtstag meiner Frau. Das hatte natürlich Vorrang. Eine Radtour zum Treffen bei Lübeck fiel daher aus. Ich war auch gar nicht so traurig darüber, denn Lübeck hatte ich schon 2014 mit dem Rad bereist.

Als ich 2014 am Edersee war, hatte ich an der Fulda Radfahrer getroffen, die von der Werra her kamen. Die brachten mich damals auf die Idee, an der Werra entlang zu fahren – und das wollte ich jetzt verwirklichen. Die Werraquelle kannte ich zwar schon, da wir am Rennsteig wandern waren, aber ansonsten war die Werra für mich touristisches Neuland. Jetzt brauchte ich noch eine Idee für den Rückweg. Ein Blick auf die Karte zeigte, daß es zum Fichtelgebirge nur 2 Tagestouren sind. Dort war ich auch noch nie. Zudem entspringt hier der Main, und an dem entlang könnte ich dann zurück nach Hause fahren. Vielleicht läßt sich dann bei Lust und reichlich Zeit noch ein Abstecher an die Ahr einplanen.

Jetzt noch der Zeitrahmen: Die Zeit vor Pfingsten (Himmelfahrt) und die Pfingsttage selber kamen aus persönlichen und familiären Gründen nicht in Frage. Es sollte also nach Pfingsten bei der ersten freundlichen Wettervorhersage losgehen!

Für alle Leser, die sich vorab einen Überblick über die gesamte Tour verschaffen wollen, habe ich hier eine Zusammenfassung der Tagesetappen erstellt.

Viele Bilder der Reise habe ich direkt im Bericht verlinkt. Wer noch mehr sehr sehen will, kann hier zur Bildersammlung dieser Reise wechseln. Bleibt man mit der Maus über einem der Bilder der Galerie stehen, kommt eine kurze Erklärung zum Foto. Draufklicken auf das Bildchen vergrößert! Ein Klick auf ein Bildchen im Bericht führt ebenfalls zum vergrößerten Bild. Das funktioniert auch für Leser mit einem Gastzugang, die die Bilder hier im Forum nur relativ klein sehen können. Die Fotos sind in chronologischer Reihenfolge durchnummeriert. Damit sollte eine Zuordnung zu den Gegenden und einzelnen Tagen möglich sein.

Da nicht alle Leser einen schnellen Internetzugang haben, kann es bei zu vielen Bildern zu langen Ladezeiten kommen. Andererseits ist es unkomfortabel, sich parallel zum Text durch die Bildersammlung zu bewegen. Manche fühlen sich auch von allzu vielen Bildern erschlagen. Deshalb habe ich zusätzlich zu den angezeigten Fotos einige Bilder passend zum Thema im Text verlinkt. Diese werden dann erst bei Bedarf durch Anklicken geladen. Leute, die meine Reiseberichte gar nicht lesen, sondern nur überfliegen und die Bilder anschauen, werden es gar nicht bemerken. Ich hoffe, diese Sowohl-als-auch-Methode findet Anklang.

Ein Hinweis in eigener Sache: Die Rechtschreibreform ist erst teilweise bei mir angekommen und wird zusätzlich hin und wieder ignoriert. Die Schreibweise mag für jüngere Leute daher manchmal etwas ungewöhnlich sein. Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten.



Tag 1: Mittwoch, 18.5.2016
Start: Oberhausen/Rheinland
Ziel: Campingplatz Hamm-Uentrop
Strecke: ca. 107 km
Track : http://www.gpsies.com/map.do?fileId=wllbpksyifhigxmf

Die kalten und verregneten Pfingstfeiertage waren vorbei und der Wetterdienst gelobte Besserung. Hoffnungsvoll machte ich mich also kurz nach 7 Uhr morgens auf den Weg.



Heute sollte es bis Hamm gehen auf den mir altbekannten Campingplatz, den ich schon auf meinem Weg zur Elbe genutzt hatte. Die Strecke ist weitgehend dieselbe. Damals waren es Sturmschäden, die Umwege nötig machten, diesmal war man schon in Oberhausen am Rhein-Herne-Kanal am Löcher graben. Ich mußte kurzzeitig über innerstädtische Straßen ausweichen.

Erstmal blieb ich aber am Rhein-Herne-Kanal, bis ich vor der Baustellenabsperrung gestoppt wurde. Das gab mir Gelegenheit, die künstlerisch gestaltete Fußgängerbrücke, die über den Kanal zum Kaisergarten führt, zu fotografieren- Offiziell heißt sie ‚Slinky Springs to Fame‘, bei der Bevölkerung wird sie aber einfach ‚Rehberger Brücke‘ genannt. Das war der Name des Künstlers.



Auf diesem Bild ist die Brücke gesperrt, da sich die Stadt genötigt sah, alle ‚Liebesschlösser‘ zu entfernen. Diese haben angeblich die Brücke beschädigt!

Als nächstes an meiner Kanalroute steht der ‚Zauberlehrling‘.



Ich weiß gar nicht, was die Bayern gegen die Masten der geplanten Hochspannungstrasse haben – das kann doch sehr lustig aussehen! Dieser hier hat allerdings seine Leitungen abgeworfen.

Das nächste künstlerisch gestaltete Bauwerk steht in Bottrop – eine Autobahnbrücke über die Emscher.



Die Betonschafe habe ich mir hier verkniffen. Sie weiden direkt daneben.

In Gelsenkirchen überquerte ich dann auf der Grimberger Sichel den Kanal.



Mein Weg wechselte immer wieder zwischen Emscher und Rhein-Herne-Kanal, die im gesamtem Ruhrgebiet weitgehend parallel verlaufen. Diese etwas naive Kunst steht an der Emscher in Herne.



Bei Castrop-Rauxel verließ ich das heimische Gewässerduo und machte mich auf zum Datteln-Hamm-Kanal. Auf dieser Überlandstrecke erklomm ich auch meinen ersten Berg der Tour: Die Halde Brockenscheidt bei Waltrop. Oben drauf steht der Spurwerkturm, den ich natürlich erklettert habe!



In Hamm gab es auf dem Kanalradweg eine Baustelle. Da ich keine Umleitung erblickte, aber eine Öffnung in der Absperrung, habe ich das Baustellenschild wie gewöhnlich ignoriert. Ich war schon einen Kilometer in der Baustelle unterwegs, als mir ein Baggerfahrer die Weiterfahrt verwehrte. Er hatte kein Erbarmen, ich mußte umkehren und in Hamm durch die Stadt fahren.

Dafür entschädigte dann etwas später diese hübsche Kastanienalle.



Bald darauf erreichte ich den Campingplatz in Uentrop und verbrachte einen Teil des Abends im bekannten Balkanrestaurant.


Tag 2: Donnerstag, 19.5.2016
Start: Campingplatz Hamm-Uentrop
Ziel: Camping Paderborn Stauterrassen
Strecke: ca. 72 km
Track : http://www.gpsies.com/map.do?fileId=gbcsmxyxfqjpdzao

Heute verließ ich die Tropen. (Gestern bin ich durch (oder dicht vorbei) gefahren an: Frintrop, Bottrop, Castrop, Waltrop und Uentrop) Ganz reibungslos ging das aber nicht. Nach ca. 1km bemerkte ich, daß meine Wasserflaschen nicht am Fahrrad sind. Ich hatte sich im Waschhaus vergessen. Schnellstmöglich kehrte ich um und fuhr zurück nach Uentrop. Sie standen immer noch friedlich am Waschbecken. Ab jetzt, mit Trinkwasser, war ich wirklich unterwegs.

Ich folgte zwar schon seit gestern nachmittag der Lippe, hier bei Lippborg sah ich sie das erste mal aus der Nähe.



Lippborg war auch der erste Ort, in dem es Frühstück gab. Kurz danach erblickte ich diesen Hasen auf meinem Weg. Als er mich bemerkte, verschwand er in den Feldern und beobachtete mich von dort aus. Sobald ich meinen Fotoapparat erhob, versteckte er sich und verschwand noch tiefer im Getreide. Hier allerdings glaubte er, ich seh‘ ihn nicht!



Der nächste (größere?) Ort war Hovestadt mit seinem Schloß. Hier erlaubte ich mir einen kleinen Abstecher mit einer Rundfahrt durch den Park.



Vorbei an der Kirche von Benninghausen erreichte ich noch vormittags die Hellinghauser Mersch.



Es gab hier eine Aussichtsplattform, aber außer Sumpf und Wiese nichts zu sehen. Am Ortseingang von Lippstadt kurz drauf so es ähnlich aus, aber das war kein Naturschutzgebiet, sondern die Lippe.



In der Stadt selbst gab es ebenfalls einiges zu sehen. (Siehe Bildersammlung) Interessant fand ich den Bürgerbrunnen auf dem Marktplatz mit diesem lustigen Muikanten.



Entlang des Boker-Heide-Kanals verlasse ich Lippstadt. Obwohl ich eigentlich im ‚Tal der Lippe‘ fahre, sehe ich sie heute nicht mehr. Bis Delbrück befinde ich mich immer neben Kanälen und Gräben, die nicht die Lippe sind.



Hinter Delbrück komme ich mit einem Ehepaar ins Gespräch, die mit ihren Rädern auf Tagesausflug sind. Sie zeigen mir den optimalen Weg nach Paderborn und ins Gespräch vertieft verpasse ich den ersten Campingplatz vor der Stadt. Die beiden meinten aber, daß der nächste Platz Stauterrassen näher an Paderborn ist, falls ich heute Abend noch die Stadt sehen wollte, und außerdem sei das Essen besser. Also kehrte ich bei den Stauterrasen ein. Der Platz lag idyllisch in einem Wäldchen an der Thune



Nachdem mein Zelt stand und ich geduscht hatte, wollte ich im platzeigenen Lokal essen und begab mich dahin. Ich befragte also den Wirt:
- Kann man hier essen?
- Ja.
- Dann hätte ich gerne die Speisekarte.
- Haben wir nicht.
- Und was kann ich hier essen?
- Ich werd’s Ihnen erklären.

Anschließend haben wir ausgehandelt, was die Küche zubereiten kann und was ich gerne essen würde. Das Esssen war gut und preiswert!

Nach Paderborn bin ich an diesem Abend nicht mehr gefahren.


Tag 3: Freitag, 20.5.2016
Start: Camping Paderborn Stauterrassen
Ziel: Camping Warburg
Strecke: ca. 77km
Track: http://www.gpsies.com/map.do?fileId=edtntqbzxzdqxzrv

Das erste Tagesziel heute war Schloß Neuhaus. In dem Schloß ist heute eine Ralschule untergebracht. Mich hat erstaunt, wie viele Schüler mit den Rädern kommen und wie ordentlich sie abgestellt sind!



Bemerkenswert erscheint mir, daß es in einem Schloßkomplex, in dem es Pferdeställe für die dort kasernierten Reiterregimenter gab, keine wetterfeste Fahrradunterstellmöglichkeit gibt.

Die Lippe hatte ich jetzt verlassen. Von nun an war die Pader mein Begleiter.



Allerdings nur bis zu den Quellseen mitten in Paderborn. Ein Teil der Pader entspringt sogar in den Kellern des Domkomplexes.



Wer jetzt denkt: ‚Warum sind hier keine Bilder vom Dom?‘, dem muß ich sagen: ‚Die Dombaumeister und Städtebauer haben einfach nicht an einen guten Kamerastandpunkt gedacht!‘

Hinter Paderborn beginnt der Weg allmählich anzusteigen. Es gilt, das Eggegebirge zu überqueren. Ich fahre entlang von idyllischen Bächen



und über radfahrerunfreundliche Brücken. Bei Atteln neben einem Sportplatz machte ich eine ausgiebige Mittagspause und studierte meine weitere Strecke. Direkt hinter Blankenrode hatte ich den höchsten Punkt des Tages erreicht. Hier wollte ich im Wald die ‚Stadtwüstung Blankenrode‘ aufsuchen. Ich gab es aber bald auf, denn der Weg wurde immer schlechter und von den Ruinen (?) war nichts zu finden.



Da keine Ruinen zu finden waren (ich hatte wohl nicht ausgiebig genug gesucht), fuhr ich weiter. Das Gebirge war überquert und die Straße führte zügig bergab! Es war noch nicht 16.00Uhr, als ich Warburg erreichte.



Auf dem hiesigen Campingplatz wollte ich die Nacht verbringen. Da ich noch genügend Zeit hatte, machte ich einen kleinen Schlenker in die Altstadt.

Auf dem Campingplatz bekam ich einen Platz hinter der Rezeption, abseits der Zeltwiese. Die Platzbetreiberin meinte, daß die Zeltwiese voller Holländer wäre ich dort eine unruhige Nacht befürchten müsse. Mir war‘s recht. Abendessen konnte ich im Gastraum neben der Rezeption, mußte es allerdings sofort beim Einchecken anmelden, da sie das Essen vorbereiten wollte.


Tag 4: Samstag, 21.5.2016
Ruhetag in Warburg mit Stadtbesichtigung

In einer Mußestunde nach dem Abendessen am Freitag hatte ich die Aushänge am Campingplatz studiert. Hier wurde für Samstag eine Stadtführung angeboten. Schon bei der Ankunft hatte die Stadt einen positiven Eindruck bei mir hinterlassen und den wollte ich nun vertiefen. Ich beschloß also spontan, in Warburg einen Ruhetag mit ‚Großer Wäsche‘ einzulegen. Schließlich schien die Sonne und es war ein wunderschöner Tag.



Vormittags war ich mit dem Rad in der Stadt zum frühstücken und nachmittags war ich zu Fuß bei der Stadtführung. Die Führung dauerte etwa 2 Stunden und ich war beeindruckt. Es lohnt sich!

Deshalb hier einige Bilder, mehr in der Bildersammlung.







Das Abendessen habe ich gleich im Anschluß an die Führung in einem Balkanrestaurant eingenommen. Auf dem Campingplatz hätte ich vermutlich sowieso nichts bekommen, denn ich hatte mich nicht angemeldet.


Fortsetzung folgt