Re: Vom Ruhrgebiet ins Fichtelgebirge

von: Gerhard O

Re: Vom Ruhrgebiet ins Fichtelgebirge - 01.12.16 12:11


Tag 18: Samstag, 4.6.2016
Start: Camping Schiefer Turm, Kitzingen
Ziel: Camping Saale-Insel, Gemünden
Strecke: ca. 82 km
Track: http://www.gpsies.com/map.do?fileId=umbdsysezitluzwq

Schon vor 8 Uhr war ich wieder unterwegs. Das Wetter sah ausgesprochen freundlich aus. Marktbreit war das erste Städtchen, das mich zu einer kleinen Besichtigungsrundfahrt animierte.



Dort fand ich auch meine Frühstücksgelegenheit.

Die nächste Besichtigungsrunde machte ich in Ochsenfurt. Beide Städte haben einen gut erhaltenen Altstadtkern und im Bilderhoster gibt es daher auch mehr Fotos zu sehen.



Nach Ende der Stadtrundfahrt studierte ich meine Karte, um den Mainradweg wieder zu finden. Ein Mann kam aus einem Hauseingang auf mich zu.
„Sie suchen den Mainradweg?“
„Ja“
„Der ist gesperrt. Da steht die Feuerwehr und schippt den Schlamm weg.“
„Wie das? Der Main hat doch gar kein Hochwasser.“
„Der Main nicht, aber unser Bach hat den halben Berg mitgebracht und den räumt die Feuerwehr jetzt weg.
„Und wie komme ich jetzt Richtung Würzburg?“
„Sie müssen zurück durch das Stadttor und dann links über die Brücke. Dann sind sie wieder auf dem Weg.“

Es war das erste mal, daß ich mit den Unwettern, die überall in Süddeutschland tobten, in Kontakt kam. Die Gerüchte, daß in Bayern sogar Leute zu Tode gekommen sein sollen, habe ich nicht richtig zur Kenntnis genommen. Schließlich war ich nicht in Bayern – sondern in Franken! (Meine Frau erzählte mir später, daß sie mir das am Telefon extra nicht gesagt hat, um mich nicht zu beunruhigen!)

Die Wegbeschreibung stimmte und bald sah ich die ersten Wahrzeichen von Würzburg. Schon von weitem kam die Wallfahrtskirche Käppele in Sicht.



Etwas später war auch die Festung Marienberg zu sehen.



Eine Brücke später überquerte ich den Main.

Die Stadt ist durchaus sehenswert, ich fuhr aber, immer am Mainufer bleibend, hindurch. Residenz und Innenstadt hatten wir schon früher bei einer unserer zahlreichen Reisen besucht. Drum habe ich hier auch nicht viel gesehen. Was mir aber bei dieser Tour in Erinnerung blieb, war eine Treppe auf dem Mainradweg. Ich durfte mein Rad samt Gepäck tragen!

Am Main gibt es viele schöne Städte. Das Auge stumpft mit der Zeit ab! Karlstadt möchte ich aber trotzdem zeigen



Und dann habe ich in Karlstadt noch dies gesehen. Ich zeige es extra für die Freunde der neuen Rechtschreibung!



Noch immer bei schönstem Wetter erreichte ich Gemünden.



Der erste Platz am Mainufer (für Kanuten) hatte geschlossen und so mußte ich auf den großen Platz ‚Saale-Insel‘ ausweichen. Als besondere Zugabe für Radreisende gab es neben der Zeltwiese ein Aufenthaltszelt mit mehreren Stromanschlüssen. Von den Betreibern wurde es ‚Biker’s Paradies‘ genannt. Hier saß ich abends mit anderen Radreisenden zusammen. Wir konnten unsere diversen Akkus incl. Mobiltelefone aufladen und von trockenem Platz aus das aufziehende Gewitter mit Blitz und Donner beobachten!


Tag 19: Sonntag, 5.6.2016
Start: Camping Saale-Insel, Gemünden
Ziel: Campingpark Wertheim-Bettingen
Strecke: ca. 50 km
Track: http://www.gpsies.com/map.do?fileId=kraeabdyhrirzons

Nach einem gemütlichen Frühstück in Gemünden verabschiedete ich mich von der Stadt.


Die Bienen waren schon aktiv. Es wurde ein schöner warmer Tag. Durch den Regen der letzten Tage hatte ich weniger und kürzere Besichtigungspausen und gemacht und bin dadurch etwas weiter gekommen als geplant.

Heute bei dem sonnigen Wetter wollte ich aber Lohr, abseits des Mainradweges auf der anderen Flußseite, besichtigen. Ich verließ den vorgeplanten Weg und überquerte den Main.



Auch Lohr hat eine sehenswerte Altstadt.



Auf meinem Rundweg tauchten aber immer wieder Absperrungen auf, die ich zu überwinden versuchte oder die mich zu Umwegen zwangen. Den Grund dafür hatte ich bald erfahren: In Lohr war eine Laufveranstaltung!



Bevor der nächste Langstreckenlauf startete, verließ ich die Innenstadt, denn während eines Laufs wäre ich schlecht durch die Absperrungen gelangt. Dadurch war ich nach ca. 45 Minuten wieder auf meinem Weg.

Nilgänse sind inzwischen bei uns heimisch und begegneten mir überall am Flußufer.



Von den Einheimischen erfuhr ich, daß sie eine Plage sind. Nicht nur, daß sie die Campingplätze vollscheißen, sie ertränken auch unsere einheimischen Graugänse, wenn sie zu Futterkonkurrenten werden. Es ist auch schon beobachtet worden, daß sie junge Schwäne unter Wasser gedrückt und ertränkt haben. Die Campingplatzbetreiber beklagen, daß die zuständigen Jagdbehörden nichts unternehmen, die Zahl der Gänse einzudämmen, obwohl Nilgänse als artfremde Einwanderer unter keinerlei Schutz stehen!

Jetzt bin ich so vom Thema abgekommen, daß ich gar nicht weiß, wie ich die Kurve zu meiner Radreise kriege: vielleicht so. Einige schöne Städtchen und Burgen liegen auf der anderen Flußseite. Nur sind sie oft schlecht zu erreichen, da es wie hier bei Rothenfels keine Brücke in der Nähe gibt.



Ganz anders Marktheidenfeld. Das lag auf meiner Seite. Am Marktplatz gab es eine offene Eisdiele, und so kehrte ich ein.

Obwohl ich rumbummelte, war mein geplantes Tagesziel Bettingen bald erreicht. Die Rezeption war noch geschlossen und so kehrte ich vor dem Einchecken auf ein Bier im Platzrestaurant ein. Hier konnte ich später auch zu Abend essen.

Auf dem Platz gab es einen Wagen mit Steckdosen. Dieser Unterstand war sehr nützlich, denn trotz des Sonnenscheins am Tag fing es gegen 17 Uhr an zu regnen. Hier wetterte ich abends den Regen ab, lud meine Akkus und plante den morgigen Tag. Die restliche Zeit bis zum Schlafen überbrückte ich mit dem elektrischen Lesegerät (neudeutsch: ebookreader).


Tag 20: Montag, 6.6.2016
Start: Campingpark Wertheim-Bettingen
Ziel: Seecamping Mainflingen
Strecke: ca. 105 km
Track: http://www.gpsies.com/map.do?fileId=ssrjnzzimxrplenv

Der Platzwart hatte mir einen kostenlosen Kaffee zur Abreise angeboten. Er war der Meinung, daß Radfahrer nicht ohne eine Tasse Kaffee in den Tag starten sollten. Schließlich würden sie in der Rezeption auch den ganzen Tag Kaffee trinken. Wir unterhielten uns noch über alles Mögliche, auch über die viel zu vielen Nilgänse, die sie nicht los werden. Am meisten ärgerte ihm, daß unverständige Campinggäste sie auch noch fütterten!

Es war schon 8.30 Uhr, bis ich endlich los fuhr.

Gefrühstückt habe ich in Bettingen in einer ‚Drive-In-Bäckerei‘. Das muß man sich vorstellen wie eine ‚Drive-In-Burgerbude‘, nur daß man hier Backwaren durchs Fenster gereicht bekommt. Es gab aber auch Tische und Stühle im Innenbereich und Frühstück á la Carte.

Bald erreichte ich Wertheim. Hier befand ich mich auf der Spur meiner Radreise nach Tauberbischofsheim von 2012. Vor allem diese Schleuse ist in meiner Erinnerung haften geblieben. Ich war damals so erschöpft, daß ich mein Rad kaum die Treppen hoch tragen konnte, um auf die andere Mainseite zu kommen. Diesmal allerdings konnte ich die Schleuse links liegen lassen.

Ich kam wie damals durch Freudenberg, Miltenberg, Klingenberg, Wörth und Obernburg. Bilder hierzu gibt’s im Bilderhoster zu sehen (und in meinem alten Reisebericht). In Großwallstadt kehrte ich in einem Biergarten ein. Eine Pause mit Weizenbier fand ich jetzt angemessen. Vor Jahren war ich auch hier vorbei gekommen, hatte diese ‚Jausenstation‘ aber aus mir heute unerfindlichen Gründen übersehen.

Ich bestellte also ein Bier. Während ich auf mein Weizen wartete, sah ich das Schild auf dem Tisch. Hier pries die Wirtin ihren frischen selbstgebackenen Käsekuchen an. So fragte ich die Wirtin, als sie das Bier brachte, ob Käsekuchen zum Bier hier genehmigt wäre? Die Wirtin war der Meinung, das Weizenbier und Käsekuchen die ideale Radfahrerspeisung wären. Ich aß also Käsekuchen zum Bier und der Kuchen war richtig gut!

Frisch gestärkt erreichte ich Aschaffenburg.



Auch hier bog ich vom Weg ab, um eine kleine Stadtrunde zu drehen. Ich fotografierte das Schloß von allen Seiten, aber auch dieses an die Stadtmauer geklebte Gärtchen.

Schon seit Obernburg konnte ich rings um Gewitter sehen, blieb aber selbst trocken. In Aschaffenburg am Mainradweg spürte ich Regentropfen, doch kurz drauf war es wieder trocken.



Als ich den Campingplatz in Mainflingen erreichte, war die Wiese so naß, daß ich befürchtete, ich müsse mein Zelt im Wasser aufbauen.

Der Platzwart hatte keine Zeit, meine Anmeldung vorzunehmen. Er zeigte mir den Stellplatz – und weg war er. Als mein Zelt stand, stellte ich fest, daß ich Duschmarken brauchte, aber keine hatte. Die Rezeption war immer noch nicht besetzt.

Ich ging erst mal essen. Dabei stellte sich heraus, daß das Campingplatzrestaurant auch Duschmarken verkaufte. So konnte ich gleich im Anschluß der Hygiene frönen!

Der Zeltplatz lag übrigens direkt neben dem Langwellensender, der die Funkuhren mit dem Zeitsignal versorgt.




Tag 21: Dienstag, 7.6.2016
Start: Seecamping Mainflingen
Ziel: Rheingaucamping Geisenheim
Strecke: ca. 113 km
Track: http://www.gpsies.com/map.do?fileId=mvzizdzepqrrzmbn

Als ich kurz vor 8 Uhr den Platz verließ, war die Rezeption besetzt und ich konnte meine Übernachtung bezahlen. Der Tag begann mit Sonnenschein, von den schwarzen Gewitterwolken gestern war nichts mehr zu sehen.

Auf meiner Fahrt hatte ich rechts den Main und links reihten sich die mittelalterlichen Orte aneinander. Obwohl der Weg nicht durch die Stadtkerne führt, kommt man dicht an den historischen Sehenswürdigkeiten vorbei wie z.B. der Einhardbasilika in Seligenstadt



oder Steinheim mit seinem Schloß.



Bald darauf tauchten die ersten Hochhäuser von Frankfurt vor mir auf.



Einen Abstecher in die Stadt hatte ich nicht vor. Großstädte reizen mich einfach nicht, schließlich wohne ich selbst in einer Großstadt im größten Ballungsgebiet Deutschlands. ‚Metropole Ruhr‘ nennen es die Tourismusmanager inzwischen. Außerdem kenne ich Frankfurt von diversen Dienstreisen und Besuchen bei einem Schulfreund, der dort ca. 30 Jahre wohnte.

Es gab einen gut ausgebauten Radweg am Main und dem folgte ich. Wie groß war mein Erstaunen, als ich plötzlich wegen ‚Waldarbeiten‘ angehalten wurde.



Während ich wartete, tauchte Polizei auf. Die verhandelten jetzt mit dem ‚Kolonnenschieber‘, daß sie die Leute durchlassen sollten. Dieser aber argumentierte mit ‚Gefahr im Verzug‘ und ‚Beseitigung der Gefahrenstellen‘. Sie wollten eben einfach fertig werden, um den (vermutlich teuer gemieteten) Hubsteiger wieder abgeben zu können: Zeit ist Geld!

Es ging aber dann doch recht schnell weiter.

Etwa gegen 14.30 Uhr hatte ich Wiesbaden mit dem Campingplatz Maaraue erreicht. Eigentlich wollte ich hier übernachten, andererseits war es mir noch zu früh. Eine weitere Überlegung schob sich in den Vordergrund:

Meine Frau und ich waren am 10. Juni bei Freunden zur Geburtstagsfeier eingeladen. Ich hatte mich schon abgemeldet. Meine Frau wollte allein dahin gehen. Konnte ich diesen Termin noch schaffen und meinen Freund Holger überraschen? Wenn ich heute noch bis in die Gegend von Bingen käme, könnte ich morgen in Koblenz sein und übermorgen in Köln. Dann könnte ich Freitag 18 Uhr zu Hause unter der Dusche stehen und pünktlich zur Feier erscheinen. Dadurch würden der Kulturabstecher an den Taunusrand und an die Ahr entfallen. Das Wetter war wechselhaft. Bei Regen macht Radfahren keinen Spaß. Nach reiflicher Überlegung faßte ich spontan folgenden Entschluß: Ich fahre heute noch bis Geisenheim und verzichte auf den Taunus. Sollte das Wetter wider Erwarten sonnig und trocken werden, fahre ich die Ahr hoch und durch die Eifel weiter nach Oberhausen. Sollte es regnen, radel ich auf bekannten Wegen den Rhein runter und versuche, Freitagabend auf der Feier zu sein!

Ich fuhr als jetzt zügig den Rhein abwärts, vorbei am Wiesbadener Schloß



und durch Eltville.



Der Rhein zeigte sich von einer besonderen Seite: er führte im Juni Hochwasser, was eigentlich ungewöhnlich war.



Anfangs fand ich den Anblick noch interessant, dann wurde es aufregend. Ich hatte die ersten überfluteten Wege zu umfahren.



Bald führte der Weg über längere Strecken durch den Rhein. Ich befragte einen entgegenkommenden Radfahrer zur Befahrbarkeit. Er war der Meinung: grenzwertig, aber möglich.

Kurz vor Geisenheim war es dann vorbei. Die mir entgegen kommenden Räder tauchten mit ihren Radnaben aus dem Wasser auf. Das wollte ich meinem Tretlager und dem Nabendynamo nicht antun. Ich wich auf die Wiese aus, packte ab, trug alles die Böschung hoch und hob es über die Leitplanke der parallelen Bundesstraße. Vermutlich fuhr ich hier illegal, denn die Autos rasten haarscharf an mir vorbei. Ich hielt mich an die alte Regel: legal – illegal – scheißegal! Mit etwas hohem Blutdruck kam in am Rheingaucamping Geisenheim an.

Eine Riesenpizza beim Italiener nebenan war mein Lohn für die Mühen des Tages!


Tag 22: Mittwoch, 8.6.2016
Start: Rheingaucamping Geisenheim
Ziel: Campingplatz Rhein-Mosel, Koblenz
Strecke: ca. 75 km
Track: http://www.gpsies.com/map.do?fileId=lqkhsnipmxurnfzo

Als ich morgens das Zelt abbaute, regnete es. Der Vorteil meines relativ großen ‚Rentnerzeltes‘ ist, daß ich das Gepäck im Zelt übernachten lassen kann und alles trocken einpacke. Auch das Innenzelt kann ich trocken aushängen und einpacken. Erst ganz am Schluß wird das nasse Außenzelt verpackt.

Das Kloster St. Hildedard in Eibingen wollte ich ursprünglich besuchen, konnte es aber durch die Touränderung nur noch von Weitem fotografieren.

Diesmal nahm ich mir die Zeit, langsam durch Rüdesheim zu schieben. Auf meiner Radreise 2012 hatte ich darauf verzichtet. Natürlich kam ich auch durch die Drosselgasse und trotz des Regens wimmelte es hier von französischen und japanischen Touristen. Um nicht zu zeigen, was alle zeigen, hier ein alternatives Bild von Rüdesheim (Brömserburg).



Nach dem Stadtrundgang nahm ich die Fähre nach Bingen. Dort gibt es einen kleinen Hafen. Auf dem Kranausleger sind Blechfiguren montiert. Ich gehe mal davon aus, daß das Kunst sein soll!

Viele Bilder vom Rhein und seinen umliegenden Burgen bringe ich hier nicht. Bilder im Regen sind kameraschonend schwer zu machen. Außerdem hatte ich im o.g. Bericht von 2012 einige verlinkt.

Dieses Flußmühlenkraftwerk River-Rider gab es aber damals noch nicht. Somit bringe ich jetzt einen ‚Nachtrag‘.



Der Rheinradweg liegt zwischen Bingen und Koblenz so hoch über dem Wasser, daß er vom Rheinhochwasser nicht erreicht wurde. Trotzdem war immer wieder Wasser auf dem Weg. Die Bäche aus den Bergen traten über die Ufer. Ein wirkliches Hindernis waren sie aber nicht.

Hochwassersicheres Bauen ist auch keine Erfindung der Neuzeit: Der Pfalzgrafenstein bei Kaub stand zwar im Wasser, aber nicht unter Wasser.



In Koblenz kehrte ich wieder auf demselben Campingplatz ein wie damals. Leider hat er sich nicht zu seinem Vorteil verändert. Die Sanitäranlagen sind nach wie vor gut, aber die Zeltwiese wurde verlegt: sie ist steinig und bei Regen matschig – also sehr suboptimal!

Neben mir zelteten 2 Radreisende aus Berlin. Wir verbrachten den Abend zusammen bei einigen Gläschen Wein. Sie erzählten Schauergeschichten von ihrer Fahrt von Köln nach Koblenz. Zwei Tage hätten sie gebraucht, da das Hochwasser den Rheinradweg unbefahrbar gemacht hätte. Die B9 als Alternative entfiel ebenfalls, da in vielen Bereichen für Radfahrer verboten. Weil sie weder brauchbare Landkarten noch Ortskenntnisse hatten, haben sie sich mehrfach verfahren und sind in den Bergen gelandet. Sie rieten mir dringend, auf die andere Rheinseite auszuweichen, da die Uferwege dort befahrbar sein sollen.


Tag 23: Donnerstag, 9.6.2016
Start: Campingplatz Rhein-Mosel, Koblenz
Ziel: Camping Stadt Köln, Köln-Poll
Strecke: ca. 98 km
Track: http://www.gpsies.com/map.do?fileId=bdqarcqognvktyof

Auf dem Weg zum Frühstück traf ich einen mit Minimalgepäck reisenden Rennfahrer aus der Schweiz, der den Rhein aufwärts fuhr. Er berichtete, daß er von Köln her wegen Hochwasser auf der anderen Seite gefahren wäre, aber auf der Autobahnbrücke etwas flußabwärts die Seite gewechselt habe. So wollte ich es auch machen.

Es gibt wohl Hindernisse, die für einen Rennradler ohne Gepäck nicht erwähnenswert sind.



Für mich stellte diese Treppe an der Rheinbrücke durchaus ein Hindernis dar. Zum Glück gibt es immer wieder freundliche Radfahrer, die mir spontan geholfen haben.

Jetzt lernte ich die rechte Rheinseite kennen. Auch hier gibt es viel schöne Orte.



Der Weg führt oft an Hauptstraßen entlang und manchmal muß man zwangsläufig auf die Hauptstraße ausweichen, weil der Radweg im Hochwasser endet wie hier in Leutesdorf.



Erst wollte ich der verkehrsreichen B42 folgen, aber bald gab es eine Radwegebeschilderung. Ich folgte den Schildern und schon war ich in den Weinbergen.



Der Weg lief mehr oder weniger parallel zur Bundesstraße, bloß nicht so eben. Bei der nächstmöglichen Gelegenheit wechselte ich zurück zur B42.

Ab Rheinbrohl kam ich wieder auf kleinere Straßen und verkehrsarme Wege. Hier beginnt auch der Limes, der sich quer durch Deutschland bis zur Donau zieht. Ein nachgebauter Wachturm weist darauf hin.



Bald darauf erreichte ich eine Bank und nutzte diese zu einer ausgiebigen Pause. Ein Pedelecfahrer hielt neben mir. Er befragte mich zu den Hochwasserständen am Radweg und erzählte Pläne seiner Tagestour. Er freute sich über sein neues Pedelec, daß er sich jetzt mit 80 Jahren zugelegt hat. Damit kann er wieder mit seinen jüngeren Radkumpels, die noch 60km radeln können, mithalten.

Ich kam auf meine Idee mit dem Ahrradweg zu sprechen.
„Das ist im Moment nicht möglich. Der Ahrradweg ist wegen Hochwasser gesperrt!“
Die Ahr bleibt somit auf meiner Liste für zukünftige Touren.

Trotzdem hatte ich noch Glück, denn etwas später in Leubsdorf kam ich an diesen Hochwassermarken vorbei, die an diesem Turm angebracht waren. Es hätte noch schlimmer kommen können!

Auf dem weiteren Weg kehrte ich in Königswinter noch auf ein Eis ein. Ich hatte noch reichlich Zeit und für ein Eis bin ich immer zu haben.

Weil ich auf der rechten Rheinseite war, übernachtete ich auf dem Platz in Köln-Poll. Hier ist es nachts zwar etwas lauter als gegenüber in Rodenkirchen, aber dafür hat man hier eine größere Auswahl an Gaststätten.

Nachts durfte ich mein Rad im Küchengebäude einschließen lassen, da die ‚Gegend hier zu gefährlich‘ ist.


Tag 24: Freitag, 10.6.2016
Start: Camping Stadt Köln, Köln-Poll
Ziel: Oberhausen
Strecke: ca. 84 km
Track: http://www.gpsies.com/map.do?fileId=ilwblqvvfnsjoylk

Schon seit Koblenz hatte ich bestes Wetter. Die Gartenparty heute Abend konnte also nur gut werden – ich mußte nur noch ankommen! Um 7.30 Uhr war ich unterwegs.

Der Radweg entlang des Rheinufers brachte mich der Kölner Innenstadt immer näher. Spätestens am Dom mußte ich die Rheinseite wechseln, um nicht ins Verkehrschaos zu geraten.

Vorher hatte ich aber vom Uferweg aus einen freien Blick auf die Kranbauten.



Alle 3 Hochhäuser nebeneinander hatte ich bisher noch nie fotografieren können. Den Dom laß ich hier weg. Schließlich sieht man den in vielerlei Veröffentlichungen und komplett kann man den nur aus einer ‚Von-Oben-Perspektive‘ zeigen.

Zum Ausgleich zeige ich dieses Kirchlein St. Amandus in Rheinkassel, ist schließlich auch ganz nett.



Kurz darauf wechselte ich wieder die Rheinseite von Langel nach Hitdorf. Schließlich wollte ich einen möglichst kurzen Weg nach Hause nehmen. Bei Monheim konnte ich eine Rheinschleife abkürzen. Eigentlich muß es heißen: Ich mußte eine Rheinschleife abkürzen, denn den Uferweg hätte ich wegen Hochwasser gar nicht fahren können.

Es war noch nicht Mittag, als ich Schloß Benrath erreichte.



Hier war ich noch nie gewesen und jetzt wollte ich es mir mindestens von außen mitsamt dem Schloßpark anschauen. Soviel Zeit muß sein!

Danach fuhr ich auf dem Rheinradweg D8 weiter bis zum Stadtrand von Düsseldorf. Der D8 führt durch die Altstadt über die Kö (Königsalle), aber das wollte ich mir nicht antun. Ich bog rechts ab, um auf ruhigeren Straßen durch die Vororte zu gelangen. Optimal war das aber auch nicht, der Verkehr war ganz schön dicht. Zu allem Überfluß hörte ich plötzlich ein Klingeln am Hinterad. Was war das? Das lose Ende einer gebrochenen Speiche schlug bei jeder Umdrehung gegen die Schutzblechstreben.

Eine Reparatur war vor Ort nicht möglich. Ich beseitigte das Klingeln und hoffte, bis nach Hause zu kommen.

Das hat dann auch geklappt. Irgendwo in Düsseldorf habe ich mir noch ein Eis genehmigt. Es war noch keine 16 Uhr, als ich meine Frau in den Arm nehmen konnte.

Um 18 Uhr machten wir uns gemeinsam auf den Fußweg zur Geburtstagsfeier! Das gab der Radreise einen gelungenen Abschluß.


Fazit:

Es war eine schöne Reise. Trotz des oft feuchten Wetters konnte ich jeden Morgen trockene Kleidung und trockene Schuhe anziehen. Auch das Zelt blieb innen komplett trocken.

An den fehlenden Fahrradständer hatte ich mich bald gewöhnt. Es findet sich immer ein Baum oder eine Wand zum anlehnen. Trotzdem habe ich mir bald danach einen neuen Hinterbauständer angebaut. Ich hoffe, er ist stabiler als der alte.

Die Pannen, die ich unterwegs hatte, waren zwar lästig, haben die Reise aber ansonsten nicht beeinträchtigt.

Einzig die Verteilung meines Gepäcks war nicht zufriedenstellend. Anfahren an steilen Bergen war mir unmöglich. Wenn das Rad einmal kippte, dann kippte es. Meistens konnte ich es am Lenker nicht festhalten. Bald nach dieser Reise habe ich mir Lowrider gekauft und auch schon auf einer weiteren Fahrt benutzt (Reisebericht folgt). Die Kombination mit 2 Taschen am Vorderrad und nur Zelt und 2 Taschen hinten hat sich bewährt!


Mir hat die Reise Spaß gemacht und Euch wünsche ich viel Spaß beim Lesen!
Gerhard


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