Re: China (Qinghai): AmnyeMachen u. der blaue Mohn

von: wal

Re: China (Qinghai): AmnyeMachen u. der blaue Mohn - 09.10.17 09:44

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Am den Hängen gibt es wunderschöne bunte Blumenwiesen, die Piste schlängelt sich von dem Gletscher aus sanft bergab. Immer wieder halte ich an und bewundere die Blumenrasen.









Und ich erhasche einen wolkenfreien Blick auf den zweithöchsten Gipfel des Amnye Machen Gebirges, eine steile Spitze aus Schnee und Eis.




Gegen Nachmittag am nächsten Tag wird das Wetter schlechter. Plötzlich sind die hohen Gipfel in den Wolken verschwunden. Es beginnt zu regnen. Da steht am Pistenrand ein leeres Zelt, wahrscheinlich von irgendwelchen Bauarbeiten. Schnell bin ich hineingeschlüpft. Das Zelt ist leer, bis auf ein großes Bett. Perfekt für einen Regentag.







Von dem Zelt auf 4300 m führt die Piste nun hinab auf 3700 m. Nach dem Regen steigt nun Nebel aus dem Tal empor. Die Piste ist vom Regen matschig und lässt sich nur mühsam radeln. Gerade als es mich total nervt, finde ich eine Lücke im Zaun zur Autobahn und stehe dann auf der nagelneuen, glatten Asphaltbahn, nur die Fahrstreifenmarkierung fehlt. In gleichmäßigem Gefälle und mit sehr sanften Kurven über eine Länge von 20 Kilometern führt die neue Straße die 600 Höhenmeter hinab. Lange Hangbrücken überqueren die tiefen Täler, die schlammige Piste sehe ich unten. Auch wenn ich von der Existenz der Autobahn und insbesondere dem brutalen Stacheldraht, der sie umzäunt, nach wie vor nicht begeistert bin, so bewundere ich doch die Leistung, in dieser Landschaft über eine so lange Strecke eine so gleichmäßig einnivellierte Straße zu bauen. Mit riesigen Stelzen wird die Straßenneigung auch auf den Brücken eingehalten. Ich stehe am oberen Ende einer riesigen Rampe: Ich muss nur rollen lassen.










Auf und Ab

Durch die rasche Abfahrt fühle ich mich im Dorf Xueshan wie in einer anderen Welt. Wacholderbäume säumen die Hänge, die Luft fühlt sich seltsam dick und schwer an. Von hier aus führt meine Route nun wieder auf einer Piste bergauf über einen weiteren 4000er-Pass des Ausläufers des Amnye Machen Gebirges. Ich folge in den nächsten Tagen immer wieder einem Fluss bergauf, dann kommt ein Pass, dann im nächsten Tal bergab. Dann wieder flussauf, ein Pass, wieder bergab, und so weiter. Dabei werden die Pässe immer niedriger und die Flüsse immer größer.


Kloster im Dorf Xueshan


Wacholderwälder




wieder fast auf 4000m




Auf den Pässen abgeworfene Papierschnipsel mit dem heiligen Windpferd (bringt Glück)

Irgendwann an einem der nächsten Tage erreiche ich gegen Mittag die Stadt Dawu, eine recht große Stadt. Ich besuche das Kloster und verbringe den Rest des Tages damit, in verschiedenen Restaurants zu essen.







Zwei Pässe und zwei Tage später erreiche ich dann wieder den Gelben Fluss, das Amnye Machen Gebirge liegt also jetzt hinter mir. Hier macht der Fluss seinem Namen schon alle Ehre: gelbbraun und träge fließt der nun schon recht breite Strom dahin. Für mich geht es nach der Brücke erstmal wieder bergauf.


Der Gelbe Fluss

Ab hier besteht die Landschaft aus rotem Lößboden, teilweise stark erodiert, aus dem riesige Sandsteinfelsen emporragen. Ich befinde ich mich mal wieder auf endlos erscheinenden Serpentinen bergauf. Es ist später Nachmittag und nieselt leicht. Schon von weitem erkenne ich den idealen Platz: Ausgehend von der nächsten Spitzkehre gibt es eine Wiese mit einzelnen Felsen die in eine von Sandsteinfelsen gesäumte Schlucht führt. Der kleine Bach scheint mir zwar nicht ganz so trinkbar, wie ich gehofft hatte (zu viele Viehspuren), aber mein Wasservorrat reicht aus, um ein Abendessen zu kochen. Es ist einer der schönsten Zeltplätze auf der gesamten Tour.






Blick auf die Straße, auf der ich hergekommen bin, und wie es weitergeht

Riesige Murmeltiere wohnen in den Löchern unter den Felsen, Pikas wohnen in den kleineren Löchern in der Wiese, Dohlen kreischen in den Höhlen der Sandsteinfelsen und es gibt noch zahlreiche andere Vögel, die beobachten kann.