Re: China (Qinghai): AmnyeMachen u. der blaue Mohn

von: wal

Re: China (Qinghai): AmnyeMachen u. der blaue Mohn - 24.10.17 06:36

... so, ich mach' jetzt mal weiter. Sorry für die lange Pause, war doch auf der Arbeit viel los...



Zäune
Die Piste ist schön zu fahren und schlängelt sich über das Grasland. Leider nur sind die Weiden heutzutage eingezäunt, was mich nun irgendwie aussperrt. Gerne würde ich mich für eine Frühstückspause in die Blumenwiese setzen, aber es ist immer der Zaun dazwischen. An einigen Stellen kann man jedoch über den Zaun klettern und sich dann doch an den schönen Wiesen erfreuen.







In regelmäßigen Abständen wohnen Nomadenfamilien in ihren weißen Sommerzelten und betreuen ihre Tiere. Häufig werde ich herangewunken, man möchte gerne ein Foto von mir machen. Ich nutze dann die Gelegenheit, um auch einige tibetische Gesichter zu fotografieren, aber irgendwann nervt das Ganze auch und ich ignoriere dann die Einladungen.











Ich erreiche Zeku, esse eine Portion Nudeln und radle weiter. Die Zeltplatzsuche wird erschwert durch die eingezäunte Landschaft. Ich entdecke viele schöne Zeltplätze, möchte aber die Ausrüstung und das Rad nicht mühsam über den Zaun verfrachten.




Also bleibt nur, auf eine Lücke im Zaun zu warten, die dann auch irgendwann kommt. Als ich dann nachts im Zelt liege und irgendwo in der Ferne wieder Hunde bellen, kommt die Erinnerung an die beiden Hunde am Zelt wieder hoch. Ich beruhige mich damit, dass ich solch eine unangenehme Begegnung mit Hunden bis dahin trotz mehreren Radreisen in Zentralasien und Tibet noch nie hatte, und dass es wohl eher unwahrscheinlich ist, noch einmal auf genau solche aggressive Hunde zu stoßen… Zur Sicherheit habe ich aber ab jetzt einen Vorrat an Wurfsteinen vor dem Zelt liegen. Es war dann aber eine sehr friedliche Nacht.







Abfahrt
Heute werde ich die letzten Kilometer auf der Hochebene radeln, dann geht es bergab, nach Norden, zurück nach Xining. Der letzte 100-Höhenmeter-Anstieg, dann eine Straße, die fast Hangparallel zum höchsten Punkt vor meiner Abfahrt führt.



Ich bin auf die angenehme Straßenführung und den in der Ferne schon sichtbaren Fähnchenwald am Pass fixiert. Da sehe ich aus den Augenwinkeln: Etwas Blaues am Hang an der Straße. Sofort weiß ich: Das kann nur der Blaue Mohn sein. Und tatsächlich: Hier, auf etwa 3700 Metern Höhe wachsen in der feuchten Erde zwischen den Azaleen einzelne blau blühende Meconopsis-Pflanzen. Endlich. Sozusagen am letzten Tag, als ich gar nicht mehr damit gerechnet habe. Ich mache einen ausgedehnten Spaziergang, um mir diese hübschen Pflanzen genau anzusehen. So ist mein Wunsch doch noch in Erfüllung gegangen, einmal den blauen Mohn zu sehen.









Als ich dann den Pass mit etwa 3700 Metern erreiche, bläst ein starker Wind vom Tal aufwärts. Nun erwartet mich eine 50 Kilometer lange Abfahrt, leider wie es scheint mit Gegenwind.





In der Bude am Pass kaufe ich noch einmal ein Getränk. Ein Tibeter fragt, ob ich etwas essen möchte, ich lehne ab und verweise auf meine Packtaschen, wo genug zu essen drin ist. Aber er besteht darauf, dass ich etwas esse. Irgendwann wird mir das zu blöd und ich fahre los. Als ich schon auf den Serpentinen bergab rausche, kommt ein Auto neben mich und der Tibeter vom Pass reicht mir eine Plastiktüte mit diversen Vakuumverpackten Lebensmitteln rüber. Etwas für unterwegs, heisst es. Am Fuß der Serpentinen setze ich mich auf eine Wiese und begutachte, was ich da bekommen habe:




1x Hühnerfüße (Vakuumverpackt), 2x Hühnchenschlege (vakuumverpackt), 3x mit Gewürzkruste geröstete Erdnüsse, einige in Fruchtsaft verpackte Gelstückchen, Wasser, Sprite. Die Getränke sind super, kann ich gut brauchen, die in Fruchtsaft schwimmenden Gelstücke sind erstaunlich erfrischend, die Hähnchenschlegel schmecken wiedererwarten auch ganz ok, aber die Hühnerfüße und die gerösteten Nüsse verschenke ich kurzerhand weiter an ein Ehepaar, das in der Nähe Picknick macht.



Es folgt dann eine sehr angenehme Abfahrt, zunächst wieder durch Wald, später Steppenartige Landschaft mit Dörfern und terrassierten Feldern, immer an einem reißenden Fluss entlang.











Der heiße Talaufwärtswind dörrt mich aus, so dass ich mehrere Gelegenheiten für eine kleine Pause nutze. An einem Pappelhain am Fluss möchte ich kurz im Schatten rasten, da winkt mich schon wieder eine Vierergruppe heran. Da es dort Wassermelone gibt, geselle ich mich gerne dazu und überlebe eine Überraschung: Das Ehepaar, dem ich weiter oben am Pass meine ungeliebten Lebensmittel schenkte, hatte mich zwischenzeitlich mit dem Auto überholt und sitzt hier auch für eine kurze Rast im Schatten. Sofort bekomme ich ein großes Stück Wassermelone und die zweite noch nicht aufgeschnittene Wassermelone soll ich dann auch noch mitnehmen…

Zwei Tanklastfahrer, die stolz auf ihre deutschen Mercedes-Laster sind und irgendwie abends/nachts noch bis Lanzhou fahren müssen, sind auch noch dabei, und so ist es eine lustige Runde um den heißen Wind am Nachmittag etwas abzuwarten.


Das Ehepaar, dem ich die vakuumverpackten Hühnerfüße schenkte und die zwei Tanklastwagenfahrer.


(später geht's weiter...)