Re: Jura II " Die Patriarchen sind zurück"

von: Juergen

Re: Jura II " Die Patriarchen sind zurück" - 14.02.18 14:43

Tag 8: Champagnole . Domaine De Syam . Syam . (Piste an der Saine) . Chaux-Des-Crotenay . Pont-de-la-Chaux . Lac Du Grand Maclu . Cascades du Hérisson . Bonlieu . Clairvaux-Les-Lacs . Pont-de-Poitte (Ain)
…….. oder: „Bahntrassen sind perdu“ weinend

Bäcker, Metzger, SuperU.
Die D127 Richtung Syam ist ideal zum Einrollen. Zunächst geht’s flach entlang des Ain bis zur Domaine De Syam



Hier mündet die Saine in den Ain. Das nächste Photo ist eine Gedächtnisstütze für mich. Ein idealer Platz, um beim nächsten Besuch, auf der Wiese im linken Teil des Bildes, das Nachtlager aufzubauen. verliebt





Auf dieser Wiese wird das nicht möglich sein.180,- Euro mit Frühstück sind knapp zuviel.



Wir radeln weiter zur nächsten Wiese.................



......... , queren die Saine auf dieser Brücke......



........ und lassen uns am Ufer der Saine nieder. Weg bei googleMaps



Nach der Pause und im Speziellen nach dem Schild wird es lustig. bier



Vor zwei Jahren sind wir von Foncine-le-Bas kommend auf der anderen Seite der Saine über eine wunderschöne Trasse geradelt. Bei der diesjährigen Planung ging ich davon aus, dass die heutige Strecke uns ähnliches Vergnügen bereiten würde. grins



Wenn hier jemals eine Bahn gefahren ist, dann war das eine Zahnradbahn. grins
Im Fußgängermodus erreichen wir einen Brunnen........



........ fahren auf bekannter Straße nach Pont-de-la-Chaux und sind doch sehr überrascht. lach



Die Lacs de Maclu können uns nicht mehr überraschen.



Die Auberge an den Cascades du Hérisson wird mir nicht mehr mit ihrem miesen Service das Geld aus der Tasche ziehen, wogegen der Blick von oben auf die Wasserfälle ganz nett ist.



Nach einem Blick auf die Speisekarte der Auberge de La Poutre in Bonlieu wäre das Ersparte hier ganz bestimmt besser aufgehoben. Wir radeln vorbei ……..



…….. , schlagen unsere Zelte in Pont-de-Poitte auf



….. und testen die neuen Betreiber im Hotel de l'Ain

Zwischen Pastis, Schinken, Forelle, Käse und Crème brûlée ziehen wir am südlichsten Punkt unserer kleinen Juraerkundung eine Zwischenbilanz. lach
  • Die Tour ist mit täglichen und heftigen Schieberampen wesentlich anspruchsvoller als die vorherige in 2015.
  • Ein paar Highlights haben wir schon geschlampt.
  • Wir fahren jetzt erstmal bis Arc-et-Senans und schauen dann weiter.
  • Die Tour über Pontarlier nach Neuchâtel und wieder hoch zum Doubs rückt in weite Ferne.
  • Einen dritten Besuch in Pont-de-Poitte können wir uns schenken. Die neuen Betreiber sind gut aber nicht überwältigend. Außerdem ist der CP unverschämt teuer geworden.
  • Die Bahn App ist eine unüberwindbare Hürde. Ein Freund in Neuss besorgt Ingos Ticket.
  • Die Professur, den Doktor oder gar irgendein Summa Cum Laude im 2. Staatsexamen schminken wir uns beim letzten Tropfen ab.
Das allerwichtigste fehlt in der Liste:
Wir sind ein richtig gutes Team, verstehen uns prächtig und vertrauen uns blind. schmunzel


Tag 9: Pont-de-Poitte . Blye . Voie verte PLM . Perrigny . Sermu . Baume-les-Messieurs
…….. oder: „genug gestolpert“ weinend

......... an der Brücke über den Ain zeigt der Tacho wieder die Null. 1000km sind geschafft. party



......... bei 1003 frühstücken wir mit diesem Blick in Mesnois.



......... bei 1007 liegt rechter Hand das buddhistische Zentrum Pema Yang Dzong



......... bei 1010 führt eine kleine Brücke über die Voie verte PLM



......... bei 1013 erreichen wir den Tunnel de Verges



......... bei 1018 stehen wir vor verschlossenen Toren



…….. um 12:19Uhr kommt der große Regen



…….. der uns nicht davon abhält, die Kameras auf ihre Wetterfestigkeit hin zu testen. Der Ausblick ist wirklich zu schön.



…….. der Tunnel de la Diane bei km 1024 wird für die nächsten Kilometer die letzte positive Erinnerung bleiben.



Schluss mit der Erbsenzählerei. grins
Es gibt für die kommenden Meter leider keine Beweisphotos. Für 3km brauchen wir 77 Minuten, während derer wir im strömenden Regen zunächst die Fuhren eine asphaltierte Rampe mit 14% hochkarren.
Danach zählen wir nur noch die Steine in den Fahrpuren, auf denen uns das Wasser von oben in die Socken läuft.
Über die Dampfdurchlässigkeit von Regenjacken mag ich mich jetzt nicht äußern.

Ganz ehrlich: Die Idee, durch den Wald zu fahren, war keine Gute.
Nachahmern auf dem Weg zum Belvédère sei die D471 empfohlen. Es besteht auch die Möglichkeit die Bahntrasse bei La Gare zu verlassen und über Vevy zu fahren !


Der Blick vom Belvedere hinunter zu den Cascade des tufs ist bei aufhörendem Regen wunderschön, täuscht jedoch über die tatsächliche Steigung der D70 im Tal erheblich hinweg.





Die kleine C4 über Sermu könnte meiner Meinung nach niemals aufhören………….



Ziegen meckern fröhlich ……..



…….. Ingo meckert überhaupt nicht. bravo bravo
Bei meiner Streckenplanung über Stock und Stein hätte er allen Grund dazu. Seine Kamera gab im Regen den Geist auf, die Lampe lädt nicht mehr und sein rechtes Knie tut höllisch weh.

Neben diesem Wohnwagen schlagen wir die Zelte auf und spazieren langsam ins Dorf……..





........ Im anvisierten Restaurant Le Grand Jardin sind keine Plätze mehr frei. traurig

Während Ingo gegenüber beim verdienten Feierabendbier die Zähne zusammenbeißt, laufe ich noch ein wenig durch Baume les Messieurs.







Das heutige Abendessen geht auf meine Kosten. 1050km gilt es zu feiern und ein ganz kleines schlechtes Gewissen plagt mich schon. wein wein


Tag 10: Baume-les-Messieurs . Cascade Des Tufs . Baume-les-Messieurs . Chateau Chalon . Domblans . Bréry . Saint-Lothain . Poligny
…….. oder: „genug gestolpert“

Auf dem Weg zu den Cascades treffen wir wenig Menschen……



……… die letzten Meter sind geschafft



………. oben sind wir fast alleine



…….. wieder im Dorf gibt’s Frühstück, während die Sonne das Innere von Ingos Kamera trocknet.



…….. Nach einem letzten Blick auf Baume-les-Messieurs……..



……… radeln wir entspannt durch die Ebene nach Domblans und ändern unsere Route beim Cappu.



…….. Chateau Chalon schauen wir uns von unten an



…….. es gibt Weintrauben,



…..… es gibt Kühe,



…….. es gibt auch im Jura Wege, die lockerer nicht sein können



…….. Windräder brauchen Platz



……...Radler brauchen auch nur mal nen halben Tag zu radeln. Punkt. lach

Bereits um 14:00 Uhr sitzen wir auf dem Marktplatz von Poligny, sehen, dass es ganz in der Nähe einen Campingplatz gibt, futtern Kuchen, trinken Cappu, schlemmen Eis und beschließen, die Anmeldung zur Nachprüfung auf irgendwann zu verschieben. omm




Tag 11: Poligny . Arbois . Les Planches-Près-Arbois . Les Arsures . Mouchard . Arc-Et-Senans . Osselle


Freudiger Start am Campingplatz........



........ klarer Blick zurück



Unerschütterlicher Blick in die Zukunft........ weinend



........ Heldenblick in die Vergangenheit.



Nichts kann uns heute noch stoppen........



In Gedanken versunken, träumt der eine von frischen Himbeertörtchen........



......... während dem anderen nach Champagnergelagen ist.



Das darf nicht verwundern, denn hier in den Hügeln zwischen Poligny und Arbois gibt es Weinreben ohne Ende. Die Strecke ist nicht ohne, doch im Angesicht der vielbefahrenen N83 im Tal alternativlos.



Wie war das mit den Träumen? schmunzel



In diesem Café geht ein Teil in Erfüllung.



„Jürgen, es ist Samstag. Am Montag müssen wir in Freiburg sein. Was sagt dein Track?“
„Hm, der Track verspricht ne Runde zu den überaus supertollen Les Planches-Près-Arbois. Wasserfälle ohne Ende, lächerliche 900hm auf den nächsten 27km und phantastische Ausblicke auf lauschige Picknickplätze, Grotten...“
„Jürgen, es ist Samstag!“


Beim dritten Himbeertörtchen schau ich der Realität ins Auge. Das zweite Marzipantörtchen kann mich dann auch nicht mehr trösten. weinend



„Ingo, lass uns wie besprochen zu den Salinen fahren. Dort schauen wir weiter.“

Louis Pasteur, der berühmte Sohn der Stadt, hat nachweislich die alkoholische Gärung von Hefen nicht entdeckt. Theodor Schwann, in Neuss geboren und Namensgeber unserer Schule, darf sich diese Entdeckung auf seine Fahne schreiben.

Arbois ist bunt......



........ sehr verwinkelt



........ und lädt zum verweilen ein.



Wir stürmen an Les Arsures vorbei........



........ wundern uns in Mouchard (dem aufmerksamen Leser wird nicht entgehen, dass es von hier nach Salins-les-Bains nur 8km sind)



........ und erreichen Arc-Et-Senans gegen halb zwei.



Es ist mittlerweile heiß geworden. Im Schatten philosophieren wir mit anderen Reiseradlern über die möglichen und unmöglichen Pisten im Jura, zahlen keine 16,- Euro Eintritt in die königlichen Salinen, kaufen kalte Milch im Supermarkt, checken Zugverbindungen entlang des Doubs Richtung Freiburg und stellen fest, dass die Beine noch taugen, die Knie halten werden.
Frisch, gestärkt und bester Laune treten wir in die Pedale. Heute geht noch was. lach

Die Radroute durch den Forêt de Chaux ist eine große Enttäuschung........ traurig



Den ersten Camping am Doubs in Ranchot lassen wir unbeachtet.
Erst in Osselle halten wir, schwimmen im See und lassen den Abend bei Livemusik und nem Roten im Mondschein ausklingen.



Gute Nacht.
Und morgen?
Das wissen wir spätestens übermorgen. wein




Tag 12: Osselle . Thoraise . Besancon . Baume les Dames . L'Isle-Sur-le-Doubs
…….. und: „Vor uns liegt ein langes Tal. Der Doubs, er scheint mit Glitzerstrahl“

........ Km 7: Die westliche Seite des Tunnel de Thoraise



........ Km 7,8: Die östliche Seite des Tunnels



........ Km 10: Der Abzweig nach Busy hat sich tief in meiner Muskulatur verankert. Zwischen „nie wieder!“ und „war doch gar nicht so schlimm“ pendeln die Gefühle.

........ Km 11,5 Neue Schnecken braucht das Land



........ Km 22: Besancon zum Dritten. Zweites Frühstück, drittes Croissant.

„Ingo, es regnet.“
„Das hört gleich auf.“
„ Da oben ist der Bahnhof.“
„Jürgen, der Regen wird nicht lange dauern. Vertrau mir.“
„ Der Zug nach Belfort fährt in einer Stunde.“
„Ja und. Was machen wir so früh in Belfort?“
„Hm. Weiss nicht.“
„Siehst Du!“
„ Lass uns die Regenklamotten anziehen.“


........ Km 24: Diese Bank zum Vierten.

„Ingo, warte bitte, ich muss das Regenzeugs ausziehen.“
„Siehst Du!“
„Sag mal, ich hab jetzt seit Aachen 13000 HM in den Knochen. Wie bescheuert muss man eigentlich sein, diese Autobahn auch noch abzuspulen?“
„Wir sind im Radreise-Forum. Als Moderator solltest Du mit gutem Beispiel voran fahren.“
teuflisch

........ Km 40: Die Fahrbahn ist ein graues Band, keine Streifen, grüner Rand...... träller



........ Km 44: Der Hafen hinter den Sonnenblumen, die in der Sonne blühen.



........ Km 55: Hier an den Kletterfelsen westlich von Baume-les-Dames lässt es sich wieder einmal gut pausieren.



........ Km 59: Rechts ab geht’s zum Campingplatz mit dem Wohnwagen. „Kennen wir schon!“ grins

........ Km 65: Die lassen hier aber auch alles vergammeln.



........ Km 80: Zwei Reiseradler auf dem Weg von Berlin nach Barcelona stehen unter einer Brücke. Wir halten an, reden miteinander. Sie freuen sich, dass es ab jetzt nur noch bergab geht.
Der Bitte nach ein paar Blättchen komme ich gerne nach, denn ohne zu kiffen können sie den Tag nicht standesgemäß abschließen. omm

„Vor uns liegt ein langes Tal. Der Doubs, er scheint mit Glitzerstrahl“



........ Km 91: Tagesziel fast erreicht





........ Km 92: Tagesziel erreicht



Hier auf dem Campingplatz sind so einige Radler. Manche wollen dem EV6 an den Atlantik folgen, andere sind auf dem Weg nach Mulhouse.
Als wir so erzählen, dass es auch Alternativen zum EV6 gibt, schauen sie eher ratlos aus den Trikots. teuflisch

........ Km 93: Beim Italiener führen wir kluge Gespräche, futtern Nudeln und das letzte Eis in Frankreich. traurig ? ach was! grins






Tag 13: L'Isle-Sur-le-Doubs . Belfort . Mulhouse . Müllheim . Freiburg

Der Zug nach Belfort fährt erst um 10:55 Uhr. Genügend Zeit, um noch einmal im schönsten Sonnenschein zu frühstücken.



........ und den analogen Zeiten im Bahnhofskontor Respekt zu zollen.



Die Umstiege in Belfort, Mulhouse und Müllheim klappen reibungslos. Die Umsteigezeiten sind allerdings knapp. Sehr knapp.........
Nach drei Stunden hocken wir in Freiburg am Bahnhof. Der reservierte Kombi beim ADAC ist leider heute noch nicht verfügbar. Schade eigentlich. Zwei Tage Schützenfest......................... grins

Auf dem Weg zum Campingplatz können wir nicht widerstehen..................



Der Camping in Freiburg am Möslepark bietet kein Restaurant, punktet aber mit guten sanitären Anlagen und dem zweithöchsten Preis der gesamten Reise.
Dafür empfiehlt uns der Campingwart das Restaurant La Corona in Littenweiler. Volltreffer! wein




Tag 14: Freiburg . Neuss

ein letztes Mal gepackt........



........ verfahren und verwundert........



........ alles verstaut.



Während wir auf der A57 Köln hinter uns lassen, schalt ich mal das Radio an. Aus dem Sender klingt es dann:
„Da wo die Erft den Rhein begrüßt, einst........“

„Sag mal Jürgen, dieses Schützenfest, muss das sein? Kannst Du nicht alleine gehen? Dann bleib ich bei dir zu Hause."
........ Ich sag nix.

„Wo findet das denn überhaupt statt. Auf dem Fußballplatz? In einer Halle? In einem Zelt?"
........ Ich sag immer noch nix.

„Hab auch nichts Ordentliches zum Anziehen und will nicht so abstürzen wie beim Treffen in Düsseldorf.“
........ Dafür habe ich großes Verständnis. grins

„Mein lieber Ingo. Ob Du etwas trinkst, ist deine Entscheidung. Das Neusser-Bürger-Schützenfest konnte schon andere Forumsmitglieder begeistern, als sie den Fackelzug mit mir besuchten. Sie haben es überlebt. Heute ist ein Traumwetter. Die ganze Stadt ist auf den Beinen. Die ganze Stadt wird tanzen. Nach der Steubenparade in New York ist es das zweitgrößte Schützenfest der Welt. Das musst Du erleben und heute, am letzten Tag, gibt es zum Abschluss der Festivitäten den Wackelzug.
..... Da kannst Du mich jetzt nicht alleine lassen!“


Den Stinker geben wir quasi in Steinwurfnähe zur Kirmes ab, radeln vollbepackt mit den Rädern über die Rollmopsallee, begrüßen meine hocherfreute Mama, quatschen beim Kuchen, duschen und ziehen los ins Getümmel.

Das Heimatlied hören wir in allen Lautstärken und das gleich mehrfach. Ich hör Gesang, seh Spiel und Tanz und, was soll ich sagen, einen total ausgeflippten Ingo inmitten meiner Freunde. party


Tag 15: Neusser Bahnhof

„Jürgen, das war das beste und schönste Schützenfest in meinem Leben.“
„Ingo, das war die beste und schönste Radtour in meinem Leben.“


Als der Zug losruckelt verdrück ich ne Träne..........

~ fin ~ Ende ~