R1 durch Polen mit Masuren-Abstecher

von: wolki

R1 durch Polen mit Masuren-Abstecher - 02.08.09 19:00

Hallo zusammen,

anbei der Bericht über die Radtour durch Polen. Wir, mein Vater und ich, sind zunächst auf dem R1 unterwegs gewesen, um dann anschließend in die Masuren abzubiegen.

Ich hoffe, Euch gefällt der Bericht. Bin für Kritik, positiv wie negativ, offen.

Tag 1 – Anreise mit dem Auto
Um 05:30 Uhr klingelte der Wecker und um 06:15 Uhr stiegen wir ins Auto. Ziel: Berlin, genauer: Ostberlin. Dort leben Bekannte meines Großvaters, bei denen wir meinen Wagen unterstellen wollen, solange wir uns in Polen aufhielten. Die Anreise gestaltete sich dank Navigationssystem leicht. Das Haus der Bekannten liegt unweit einer S-Bahnstation und war somit idealer Ausgangspunkt für die Reise nach Polen. Kurzzeitig hatten wir überlegt, direkt an der B1 bis zur Grenze zu fahren. Allerdings wollte ich ungern direkt an der Straße entlang fahren und ich war mir nicht sicher, ob überall Fahrradwege vorhanden sind.

In Berlin angekommen, werden wir äußerst freundlich von den beiden Gastgebern begrüßt und sogleich eingeladen, einen kleinen Mittagssnack zu uns zu nehmen. Wir sagen gerne zu, bauen aber zunächst die Fahrräder auf. Dabei passiert mir leider das Missgeschick, mit dem Finger in die Speichen des Laufrads zu greifen, welches ich gerade in mein Mountainbike einspanne. Der Fingernagel meines Mittelfingers riss tief ein und ein Stück der Haut unter der Fingerkuppe war leider auch betroffen, sodass ich schnellstens in Bad ging, um nicht alles vollzubluten. Nach notdürftiger Stillung der Blutung und der Anlage eines provisorischen Verbands essen wir noch die bereitgestellten Buletten und machen uns dann auf den Weg Richtung S-Bahn Haltestelle.


Fahrradaufbau in Berlin

Dort erleben wir dann zum ersten Mal, was es heißt, mit dem BOB YAK Anhänger unterwegs zu sein: In erster Linie Stress für den Mitfahrer. Mein Vater, der sich von nun immer um diese Aufgabe kümmerte, muss den Anhänger die Bahnsteigunterführungen hoch- bzw. runterhieven während ich das Mountainbike trage. Der Prozess wiederholte sich dann an jedem Bahnhof, zum Teil über zwei Etagen. Von der Haltestelle geht es über die Haltestelle Ostkreuz (Umstieg) nach Lichtenberg. Von dort fahren wir mit dem Regionalzug weiter (NE3652). Im Zug sprechen uns ein paar Mitfahrer an, die sich nach dem Ziel unser Reise erkundigen. Auf den verletzten Finger angesprochen, erzähle ich, dass wir den Arztbesuch in Polen planen. Davon raten uns die Anwesenden aufgrund des bevorstehenden Sonntags ab. Stattdessen empfehlen sie uns den Ausstieg in Seelow, um das dortige Krankenhaus aufzusuchen. Wir halten das für keine schlechte Idee, verpassen es aber, den uns völlig unbekannten „Haltewunsch“-Knopf zu drücken. Bis wir den Fehler realisieren und den Knopf endlich drücken, ist es beinahe zu spät und wir steigen an der letzten Station vor der Grenze aus.

Wir müssen also Wohl oder Übel an der B1 zurückfahren, um das Krankenhaus zu erreichen. Dank des GPS Geräts stellte sich das als leichter als gedacht heraus, zumal Seelow doch recht beschaulich ist. Schon gut schwitzend, weil mit normalen Klamotten unterwegs, erreichen wir den Lutherstift. Mein Vater sieht sich sogleich in einem Gespräch mit einem Mann verwickelt, der vor der Tür die Sonne genoss. Dieser erzählt von der weit verbreiteten Hoffnungslosigkeit in Seelow und Umgebung. Er selbst ist arbeitslos und seine Söhne sind längst in größere Städte gezogen, um Arbeit zu finden. Nach einer Stunde Wartezeit inkl. Behandlung ist mein Finger verarztet. Ein dicker Verband, der es unmöglich macht, Fahrradhandschuhe zu tragen. Um kein Risiko einzugehen und niemand in meiner Familie weiß, wann ich die letzte Spritze erhalten habe, erhalte ich zusätzlich eine Teternus Spritze. Interessante Notiz am Rande: Außer dem Oberarzt sind alle anwesenden Ärzte Polen. Die Untersuchung des Fingers geht daher auch eher wortkarg, aber absolut nicht unsympathisch oder grob vonstatten, der anwesenden, deutschen Krankenschwester erzähle ich von der geplanten Reise durch Polen.


Im Krankenhaus wird meine Verletzung versorgt

Da wir wenig Lust haben, an den Tag noch weiter in die Länge zu ziehen, entschlossen wir uns für die Übernachtung im Hotel „Brandenburger Hof“, das sich in Seelow befindet. 70 Euro für das Doppelzimmer sind sicher etwas teurer als in Polen, dafür aber 20 Kilometer näher! Da Seelow (aus meiner Sicht) nicht wirklich mehr zu bieten hat als den Lidl gegenüber dem Hotel, essen wir abends im Hotel und sind froh, trotz des kleinen Zwischenfalls alles geschafft zu haben.

Tag 2 – Die erste Tour
Am nächsten Morgen frühstücken wir nur kurz, denn das großartige Abendessen vor Vorabend sättigt uns noch immer. Wir einigen uns, den Tag von nun an immer so beginnen zu lassen: 06:00 Uhr aufstehen, 07:00 Uhr Frühstück, 08:00 Uhr auf dem Sattel. Bis auf wenige Ausnahmen ist uns das auch gelungen bzw. die Abweichung war dann meist gewollt.


In kompletter Regenmontur und Verband geht es los

Leider regnet es zu Beginn unser ersten Tour. Die Temperaturen sind auch nicht gerade einladend und wir starten mit kompletter Regenmontur: Regenhose, Regenjacke bzw. Outdoorjacke sowie Regenüberzug für die Radschuhe. Da wir, oder sagen wir lieber „ich“, möglichst schnell wieder an den Plan anknüpfen wollen, der ja den Start von Kostrzyn vorsah, radeln wir direkt an der B1 entlang Richtung Polen. Der ohnehin geringe Verkehr fährt im großzügigen Abstand an uns vorbei und stört wenig. Kurz vor der Grenze folgen wir leider einer Ausschilderung des R1 und biegen von der B1 ab. Der Weg führt auch zunächst in die richtige Richtung, macht dann aber nach 500 Metern matschiger und versandeter Strecke kehrt. Wir kehren auch um und fahren von da an lieber an der B1 entlang bzw. an einer parallel verlaufenen Straße. Kurz vor dem Grenzübergang dann ein kleines Fotoshooting vor dem Hinweis-Schild „R1 in Polen“.


Hinweisschild R1 kurz vor der deutsch-polnischen Grenze

Der Grenze selbst ist noch ruhig, aber wir ahnen, was hier los ist, wenn alle Augenoptiker, Tankstellen und Friseure öffnen. Ohne Probleme gelangen wir auf die Straße, die auf meinem GPS-Gerät blau hinterlegt ist: Der Beginn des R1 in Polen. Das polnische Grenzgebiet hinterlässt einen zwiespältigen Eindruck. Einerseits sehen wir viele Vögel und können die Landschaft genießen, andererseits durchqueren wir einige scheinbar verlassene Dörfer. Diese Zusammenstellungen von kleinen Höfen und verfallenen Häusern wirken unheimlich bedrückend und wir halten uns nicht lange auf. Der R1 selbst ist schon hier sehr gut ausgeschildert und an jedem Ortseingangs- und -ausgangsschild klebt ein R1-Hinweis. Auch wenn wir dank des GPS-Geräts und der aufgezeichneten Touren nicht unbedingt darauf angewiesen sind, geben diese Schilder doch ein wenig Sicherheit. Ganz auf das GPS-Gerät verlassen möchte ich mich nicht.


Erste Eindrücke aus Polen bei Nieselregen

Nach den ersten siebzig Kilometern mit Nieselregeln und doch etwas unterkühlten Temperaturen fange ich an zu frieren. Auch wenn ich es ungern zugebe, geht es mir nicht gut und ich fühle, wie mich meine Kräfte verlassen. Die Kombination kurze Radhose und lange, nicht atmungsaktive Regenhose ergeben eine Tropfsteinhöhle: Der Schweiß wird nicht nicht nach außen abgegeben, sondern bleibt auf meiner Haut liegen. Gegen den Wind erkalte ich so sehr schnell. An einem Kiosk, die es in jedem größeren Dorf gibt, ziehe ich zwischen Regenhose und Radhose eine Jogginghose. Die hilft mir sehr und so schaffen wir bei mittlerweile trockenem Wetter die 120 Kilometer bis nach Miedzyrecz. In der Stadt selbst halten wir uns an die Schilder „Hotel“ und werden prompt enttäuscht. Statt auf ein Hotel in der Nähe zu verweisen, erfahren wir wieder am Ortsausgang, dass das ersehnte Hotel noch 5 Kilometer entfernt ist. Da wir wenig Lust verspüren, auch nur einen Kilometer zu fahren, suchen wir in der Stadt nach einer Unterkunft.


Die "Tequilla Bar"

Die „Tequilla Bar“ klang zwar etwas zwilichtig, das Doppelzimmmer inkl. Frühstück für 80 Zloty ist aber insgesamt super. Wir richten uns ein und genießen abends in einem polnischen Restaurant Bigos, das klassisch-polnischen Gericht schlechthin. Müde nach 120 Kilometern gehen wir gegen 21:00 Uhr schlafen.


Einblick in das Zimmer

Tag 3
Das Frühstück in der Tequilla Bar besteht aus ein paar Weißbroten, Rührei, Wurst, Käse, Butter und vor allem Tee. Satt und bereit für die nächste Tour, bezahlen wir bei der Reinigungskraft (!), holen unsere Fährrader vom Hinterhof und starten in einen sonnigen Tag. Aufgrund der Erfahrungen von Tag 2 haben wir uns nur 63 Kilometer vorgenommen. Auf dem Weg zum Zielort treffen wir Bernd. Der Deutsche fährt mit einem Kollegen von Kaliningrad bis nach Paderborn – eine beeindruckende Strecke. Bernd und sein Kollege, der schon ein paar Kilometer vorgefahren war, sollten nicht die einzigen Fernradfahrer sein, die wir auf dem Weg treffen, aber doch die einzigen, mit denen wir ein paar Worte wechseln.


Endlich: Landschaft!


Landschaft mit Radfahrer

Nach einer kurzen Rast nach 50 Kilometern erreichen wir 13 Kilometer später gegen Mittag Drezdenko. Die Strecke war nicht sonderlich schön, da für den Schwerlastverkehr zugelassen, aber auch nichts gegen den Verkehr in Großstädten. Wieder kommt das GPS Gerät bei der Suche eines Hotels zum Einsatz. Trotz großer Schilder am Ortseingang würde es uns sonst sehr schwer fallen, die Hotels in den Städten zu finden. Das 3-Sterne Hotel „El Jan“ berechnet uns für das Doppelzimmer inkl. Frühstück 220 Zloty. Unsere Fahrräder werden in einem Hobbyraum sicher untergebracht. Trotz des am Nachmittag phasenweise einsetzenden Regen erkunden wir die Stadt und finden eine richtige Einkaufspromenade.


Unsere Hauptmahlzeit am Abend

Wir essen Eis und Pizza zu günstigen Preisen und begeben uns zum Bahnhof im Norden der Stadt. Am Schalter versuchen wir der Dame klar zu machen, was wir wollen, stoßen aber auf taube Ohren, weil wir kein Polnisch, die Dame kein Deutsch oder Englisch sprechen kann. Wir bekommen immerhin eine Karte von Polen, auf der alle Linien eingezeichnet sein sollen. Zurück am Hotel frage ich die junge Kellnerin nach möglichen Zugreservierungen. Ihre Antwort: In Polen reserviert man keine Sitzplätze oder Fahrradtickets. Man geht einfach hin, löst die Tickets und fährt mit. Das beruhigt mich etwas, denn ich bin nicht der Typ, der auf so einer Radtour Risiken eingeht, die evtl. zu vermeiden sind.


Eindrücke aus Drezdenko




Unser Hotel im Ort
Wie üblich gehen wir früh schlafen und bereiten uns innerlich auf die etwas längere Tour am morgigen Tag vor.

Tag 4
Neben die Zimmern ist auch das Frühstück im Hotel Eljan sehr gut, auch wenn die für das Frühstück zuständige Dame etwas verwundert schaut, als wir mit Radmontur um 06:50 Uhr im Saal erscheinen. Als es darum geht, unsere Fahrräder aus dem besagten Hobbyraum zu holen, erleben wir eine Überraschung. Der Raum ist offensichtlich so gut gesichert, dass das eigene Personal nicht in den Raum gelangt. Wir müssen durch den Hintereingang rein und tragen die Fahrräder zum Teil durch die engen Flure. Wieder starten wir bei bestem Wetter und nur leichtem Gegenwind. Nach wenigen Kilometern biegen wir von der Hauptstraße ab und fahren von nun auf einer netten und wenig befahrenen Route. Polen, so wie man es sich vorstellt. Kleine Dörfer, die inzwischen auch belebt sind (s. Tag 2), Vögel, insbesondere brütende Störcher und viel Landschaft.


Eine Holzkirche


Die Sonne scheint - wir nutzen vorsichtshalber unsere Sonnencreme


Eins der vielen Storchennester am Wegesrand


Zwischenstopp

Nach 95 Kilometern erreichen wir Pila. Zunächst wirkt die Stadt wenig einladend. Ein Hochhaus reiht sich an das nächste und die als Radweg ausgezeichneten Wege neben den zweispurigen Straßen sind äußerst schlecht zu befahren. Ich fühle mich etwas unwohl, als ich diese Wohnblöcke sehe – als Dörfler und Kleinstadtbewohner sehe ich so etwas ja eher selten. Wir checken im Hotel Gwda ein. Das Hotel hat die besten Zeiten hinter sich, die nette Dame an der Rezeption spricht aber Englisch und sorgt für die beste Unterkunft unser Räder auf der gesamten Reise: Ein eigenes Hotelzimmer. Ohne Zusatzkosten.


Das trostlose Zimmer im Hotel Gwda

Da Pila eine etwas größere Stadt ist, versuchen wir unser Glück und fragen an der Hotelrezeption nach einer Wäscherei. Und wer sagt's denn: Die Frau kann uns auf der Karte einen entsprechenden Ort zeigen, wo wir unsere verschwitzten Sachen waschen lassen können. Wir gehen zu Fuß los und finden dank GPS-Gerät (werde ich noch ein paar Mal schreiben) sofort die Straße. Da uns die Dame von der Rezeption den Namen des Geschäfts aufgeschrieben hat, kann uns eine Kioskbesitzerin auch dort weiterhelfen, wo ein GPS-Gerät ohne weitere Angaben nicht helfen kann. Die Wäscherei befindet sich in einer alten Bruchbude und mir ist etwas mulmig zumute, als ich den Vorhang zur Seite schiebe, der den Blick in das Innere des Gebäudes verhindert. Drinnen verfliegt dieses mulmige Gefühl doch sogleich, als uns ein Pole hereinwinkt und freundlich grinst. Obwohl er es sicher auch selbst weiß, zeichnen wir ihm auf, bei wie viel Grad unsere Sachen gewaschen werden müssen. Schließlich brauchen wir die Fahrradhosen und Trikots noch. Er schreibt uns die Uhrzeit auf, wann wir die Sachen wieder abholen können: Etwa eine Dreiviertelstunde benötigt der Kollege für unsere Sachen.


Der freundliche Herr aus der Wäscherei

Wir schauen uns derweil in der nahen Umgebung nach einer Möglichkeit zu Essen um und finden wieder mal eine Pizzeria. Als die Kellnerin merkt, dass wir Deutsche sind, ruft sie ihren Mann, den Eigentümer der Pizzeria heran. Bald stellt sich heraus, dass die beiden die Pizzeria erst vor zwei Monaten eröffnet haben. Vorher lebten sie lange Zeit in Deutschland, genauer in Köln Brühl. Der Mann arbeitete dort für 12 Jahre bei Renault, bis seine Frau nach Polen zurückwollte. Nun versuchen sie in Pila eine Existenz aufzubauen. Nach dieser Begegnung der sehr sympathischen Art versprechen wir, ihr Geschäft weiter zu empfehlen, hole ich schnell die hoffentlich gewaschenen Klamotten ab. Und tatsächlich: Der nette Herr hat alles fertig und die Sachen riechen mächtig nach Weichspüler. Da wir vorher nicht verhandelt haben, bleibt uns jetzt natürlich nichts anderes über, als den happigen Lohn von 40 Zloty zu überreichen. Im Gegenzug schieße ich mit dem Handy meines Vaters noch zwei unscharfe Fotos (siehe oberes Bild).

Wieder im Hotel schreibe ich etwas an diesem Bericht und mein Vater erkundet die Stadt. Als ein riesiges Gewitter durch die Stadt zieht, merke ich, wie depressiv mich diese Hochhausbunker auf Dauer machen würden. Das wenige Licht, dass durch das Gewitter leicht gelblich wirkt, scheint durch die Vorhänge auf ein trostloses Hotelzimmer mit nur einem 30 x 30 Zentimeter großen Bild. Wenig aufmunternd, aber da ich noch immer satt bin vom Essen, stört mich das kaum und nachdem mein Vater wieder da ist, gehen wir wie immer früher schlafen.

Tag 5
Das Frühstück im Hotel Gwada findet im Keller statt. Allein das sollte eigentlich schon als Beschreibung ausreichen, hier aber noch ein paar Details: Als wir um 07:00 Uhr im Kellerrestaurant auftauchen, sehen wir zunächst die drei einarmigen Banditen unter der Treppe stehen. Man mag es kaum glauben, aber alle drei Plätze waren besetzt. Irgendwie passt dieses Bild zu dieser Stadt – etwas trist und wenig einladend. Das Frühstück ist entgegen unserer Erwartung doch ganz in Ordnung. Kein Buffet, aber darauf lege auch keine gesteigerten Wert, sofern das Essen auch so satt macht. Und das tut es.


Abfahrt am Hotel Gwda

Für heute stehen 120 Kilometern auf dem Plan und wir fahren früh los und verlassen Pila auf der Hauptstraße. Beim Aufzeichnen des Tracks ist mir hier leider ein Fehler unterlaufen und anstelle der 11 fahren wir auf der autobahnähnlichen 10. Obwohl die Richtung in etwa passte, möchte ich so nie wieder radfahren. Nur mit höchster Konzentration und Ausweichen auf die Sandspur neben der Straße haben wir den Schwerlastverkehr und die rasenden PKW überlebt.

Nach 12 Kilometern Hölle biegen wir ab und fahren von nun an mit Rückenwind und Sonnenschein. Entlang des Weges sehen wir wieder jede Menge Störche mit ihren Jungen. Sehr schön anzusehen.


Zwischenstopp am Rande einer kleinen Siedlung


Typisches Dorf in Polen - schwer zu erkennen: Der Dorfkiosk

Ein Stück neben dem Dorf: Diese Betonbunker

Die Kilometer fliegen dahin und am frühen Nachmittag erreichen wir Koronowo. Leider müssen wir feststellen, dass das angepeilte Hotel nicht mehr existiert. Wir fragen im Touristenzentrum, welches direkt am Hauptplatz untergebracht ist, nach einer Unterkunft für eine Nacht. Da der Herr hinter der Theke mich nicht versteht, aber wohl mitbekommen hat, dass ich Deutscher bin, ruft er eine Bekannte an, die alles Weitere übersetzt. Ich bekomme eine lange Liste mit Adressen, von denen zwei als besonders gut hervorgehoben sind. Zusätzlich gibt mir der ebenfalls anwesende Junge eine DVD mit, auf der Informationen über Koronowo zu finden sind.

Wieder draußen, entscheiden wir uns für das Privatzimmer, dass nur wenige hundert Meter weiter an der Straße liegt. Dort angekommen öffnet uns ein Junge im Alter von etwa 16 Jahren die Tür und wir verständigen uns auf Englisch. Das klappt schon mal sehr gut und kurz darauf kommt seine Mutter, die uns die Garage für die Fahrräder im Hinterhof sowie das sehr bunt gemischt eingerichtete Zimmer zeigt, dass über eine separate Außentreppe erreicht werden kann. Wie immer duschen wir schnell und machen uns dann auf in die Stadt, um unsere Vorräte an Riegeln und Wasser aufzufrischen, die wir während der ganzen Fahrt tagsüber gegessen haben.


Das Zimmmer

Nachdem das erledigt ist, suchen wir noch einem Restaurant. Leider erweist sich auch Koronowo als Stadt ohne polnisches Restaurant. Es scheint, als würden die Polen ihre eigenen Spezialitäten nur daheim kochen. Notgedrungen essen wir in einer Dönerbude. Der Döner schmeckt wie in Deutschland – nicht schlecht, aber eigentlich nicht das, was wir in Polen essen wollten.


Eindrücke aus Koronowo


Eine verwaiste Synagoge


Hier wurde schon lange nicht mehr renoviert


Gute Mischung: Porzellan und Zahnbürsten gibt es hier zu kaufen

Wir verbringen noch einige Zeit im Stadtzentrum, erkunden die Umgebung und essen noch ein kühlendes Eis. Anschließend geht es zurück zum Zimmer.

- Ende Teil 1 - Teil 2 folgt in den nächsten Tage, wenn ich die Zeit dazu finde -