Re: La Loire a Velo

von: RuhrRadler

Re: La Loire a Velo - 11.08.10 07:52

In Antwort auf: Gereon
Super Tourenbeschreibung und sehr hilfreich für mich.

Mich würde brennend interessieren, wie sich solch ein Urlaub aufs Familienleben, spez. mit Sohnemann, auswirkt!

LG Björn


Hallo,

gerne! Falls jemand Fragen zu einzelnen Orten hat, schaue ich gerne mit meiner Frau ins Reise-Tagebuch. Ich komme langsam mit den ganzen Chateaus durcheinander. zwinker

Zum Familienleben: Unser Sohn ist zwölf und kein begeisterter Alltagsradler.
Meine Frau und ich sind auch nicht jedes Wochende auf dem Rad, aber nach Strandurlauben und Wohnmobiltouren ist das Radreisen unsere liebste Art, Sommerurlaub zu machen. Wandern und Klettern ist nicht mehr, weil ich vor sechs Jahren beim Skifahren das Vergnügen einer "Unhappy triad" hatte. Mich hat der Spaß am Radfahren mit dem neuen Rad wieder gepackt und ich fahre täglich zur Arbeit etc., wenn ich das Auto nicht brauche.

Beim Radreisen mit Kind(ern) muss man Kompromisse machen. Wir machen überschaubare Touren von 35 bis 55 km, je nach Campingplatz und touristischen Zielen. Zwischendurch gibt es Stops für Café und Eis, mittags suchen wir uns einen schönen Platz und machen mit Baguette, Wurst, Käse und Obst Mittagspause.

Wir haben allerlei Kirchen und Schlösser an der Loire besichtigt und dabei versucht, es für unseren Sohn halbwegs interessant zu machen. Im Dongon von Oudon gibt es z.B. gut gemachte Multimedia-Shows, in Chambord und Chenonceau sind wir in den Wässergräben um die Schlösser gerudert, während meine Frau besichtigt hat. In Angers gibt es den 130 Meter langen Wandteppich. Da hat sich unser Sohn den Audio-Guide ausgeliehen und tatsächlich konsequent durchgehört, während wir schon wieder mit den Füssen gescharrt und an einen petit café und ein glace gedacht haben. lach
Ritterrüstungen und mittelalterliche Kampfmaschinen kommen auch gut an.

Ein Muss: In Amboise das Haus besichtigen, in dem Leonardo da Vinci die letzten Jahre verbracht hat. Da gibt eine Ausstellung mit Modellen seiner technischen Erfindungen.

Richtig klasse: in Saint Nazaire: Besichtigung des U-Bootes Espaudon.

Da unser großes 4-Personenzelt "Hotel California" nach 10 Jahren angefangen hat schwächeln, haben wir uns für zwei Zelte entschieden. Ich habe ein Exped Venus III DLX Plus gekauft, wegen der großen Apsis, in der man auch mal Regenzeiten aushalten kann (Wir fahren auch gerne in die Niederlande). Unser Sohn hatte mein altes Zweipersonenzelt.
Die separaten Zelte fand ich sehr angenehm, da wir unterschiedliche Wachzeiten und Vorstellungen von Ordnung im Zelt haben.

In diesem Jahr habe ich den Urlaub vorbereitet, einen Auftrag dafür abgelehnt (der sich als reines Chaos erwiesen hätte) und wir sind mit Vorfreude und in Ruhe losgefahren.
(Früher bin ich wegen Aufträgen auch mal eine Woche später nachgereist oder bin früher nach Hause. Um dann zu merken, dass die Kunden völlig sinnlos die Welle gemacht haben.)
Das hat geholfen, den "Zelt-Koller" zu vermeiden, bei dem ich sonst in den ersten Tagen gedacht habe: "Was soll der Sch**ss eigentlich? Ich schlafe schlecht, ich suche dauernd meinen Kram in den blöden Rad-Taschen, alles ist dreckig, ich muss auf dem Boden sitzend essen und gehe auf dreckige Campingplatz-Klos und in unpraktische Duschen!"
Spannungen beim Umstieg von "beide voll berufstätig" auf "rund um die Uhr zusammen" kommen vor, lösen sich aber schnell.
Hilfreich sind:
Anständige Ausrüstung: Wasser im Zelt, schlechte Schlafsäcke, quietschende, klappernde Räder und wunde Hinterteile versauen die Stimmung nachhaltig.
Sich anstrengen, aber nicht übernehmen!
Gut essen: Frische Croissants zum Frühstück und eine demi bouteille Vin Rouge zum Abendessen (besonders wenn es mal wieder Nudeln sind) heben die Stimmung zwinker

Unser großer Sohn (20) fährt nur noch zum Skilaufen mit uns, wie lange der kleine die Radtouren mitmacht, werden wir sehen. Die von ihm angefragte Segeltour haben wir abgelehnt. schmunzel

Noch Fragen? zwinker

Grüße
Christian