Montenegro im Oktober 2010

von: amarillo

Montenegro im Oktober 2010 - 09.11.10 20:11

1. Tag: Sonntag, 10.10.2010

Dubrovnik – Kotor: 72 km

Pünktliche Ankunft um 7 Uhr am Flughafen Dubrovnik. Übermüdet warten wir auf unser Gepäck und die Räder. Alles ist komplett und unbeschädigt. Gerhard hat jedoch am Vorderrad einen Platten und zieht zuerst mal einen neuen Schlauch ein. Umziehen und dann noch vor dem Flughafen in der Sonne picknicken und schon sind unsere Lebensgeister wieder geweckt.
Auf der Adria-Magistrale geht es ca. 500m Richtung Süden (Gruda). Dann biegen wir rechts auf eine kaum befahrene Straße ab. Alpenveilchen am Straßenrand, Feigenbäume und Zypressen bestimmen das Landschaftsbild. Nach 11 km finden wir in Radovcici eine Unterkunft für die letzte Übernachtung, wo wir unser Verpackungsmaterial für die Räder lassen können und mit Kaffee und Gebäck begrüßt werden. Als Wegzehrung bekommen wir noch mindestens ein Kilo leckere Trauben mit.
Das Mittagspicknick mit Blick auf die Steilküste ist gerettet und wir sind echt froh über das Geschenk, so mal wir keine kroatischen Kuna haben.
Danach treffen wir auf 4 englische Radfahrer, die ebenfalls nach Montenegro fahren. Nach 32 sehr hügeligen Kilometern haben wir den Grenzposten erreicht und der 2. kroatische Stempel wird für heute in meinen Pass gedrückt, danach öffnet sich die Schranke. Nach einem Kilometer stehen wir erneut vor einer Schranke und erhalten den 3. Stempel für heute. Erst dann öffnet sich die Schranke. Ein neues Land – Montenegro, wir kommen! Wir sind gespannt, was uns erwartet.
Der erste Blick auf die Bucht von Herzog Novi ist ein wenig ernüchternd. Zwar ein schönes gebirgiges Hinterland, direkt an der Küste jedoch Massentourismus mit großen Hotelblocks. Wir fahren in die Stadt hinein und in der Hauptstraße haben alle Geschäfte auch am Sonntag geöffnet. In einer Bäckerei decken wir uns mit Teilchen ein. Gemütlich am Strand wollen wir eine Cola und einen Kaffe genießen. Auf der Cola steht zwar Coca Cola drauf, ist aber nicht drin – ein eklig chemisches Getränk und für mich ungenießbar. Erinnerungen an die grellen Limonaden Tadschikistans werden wach. Auch aufs Baden verzichte ich hier, da das Wasser trüb ist.
Der netten Altstadt von Herzog Novi statten wir einen kurzen Besuch ab. Weiter geht es an der Küste, teils auf der Magistrale, teils direkt am Meer entlang. Kurz bevor wir auf die Fähre gehen, die die Fahrt nach Kotor etwas verkürzt sehen wir einen imposanten 5-Master auf die Adria hinaus fahren. Für Radfahrer und Fußgänger ist die Fähre kostenlos.
Nun folgen wir der schmalen einspurigen Straße auf der anderen Seite des Fjords bis nach Kotor. Wir sehen Klosterinseln, kleine verschlafene Fischerorte mit netten Restaurants direkt am Wasser und winzig kleinen Häfen. In Prcanj bewundern wir die zweitgrößte Kirche des ostadriatischen Raumes. Nur die Kuppelkathedrale in Dubrovnik ist noch größer.
In Kotor begeben wir uns direkt in die ummauerte Altstadt und beziehen ein Zimmer im Hotel Marija. Ums Eck finden wir eine typische Konoba fürs Abendessen und lassen uns gefüllte Kalamaris, Scholle mit Kapern und Reis mit Knoblauch, Kräutern und Kapern und den Wein dazu schmecken. Wir sind angekommen!
Beim Bummel durch die Altstadtgassen gönnen wir uns noch ein Eis, das wir kostenlos bekommen, da die Eisdiele Ausverkauf macht. Bevor es zurück zum Hotel geht, lauschen wir noch einem Chorgesang in einer schön restaurierten Kirche.
Nun fallen wir müde in die Betten. Das wunderbare Wetter, die schönen Eindrücke und die Sonne haben uns tagsüber wach gehalten.


2. Tag: Montag, 11.10.

Kotor – Cetinje: 47 km

Zuerst mal üppig frühstücken und gut gestärkt verlassen wir dann das Hotel. An den Marktständen am Stadttor decken wir uns mit dem Tagesproviant ein: Wasser, Brot, Käse, Oliven.
Es ist bedeckt.
Aus der Stadt heraus nehmen wir die serpentinenreiche Strecke nach Cetinje unter die Räder. Es sollen 32 Haarnadelkurven sein, bis auf über 1000 m Höhe der Lovcen Nationalpark erreicht wird.
Je höher wir steigen, desto fantastischer die Ausblicke, bis wir 2 Fjorde unter uns sehen. Später kommt noch die offene Adria hinzu. Die Straße ist teilweise einspurig, kaum Verkehr, der Asphalt gut und die Steigung moderat. Nach 15 Kilometern beginnt es zu nieseln. Als der Regen stärker wird, entscheide ich mich doch für die Regenbekleidung. Kurz vor der Passhöhe geht es durch einen kleinen in den Kalkfels gehauenen Tunnel. Dann zum letzten Mal der Blick in die Tiefe, 1000m unter uns liegt Kotor. Selbst im Regen ist das beeindruckend.
Hinter dem Pass kehren wir in einer urigen und gut geheizten Kneipe ein. Ich muss mir die Hände an einem heißen Tee wärmen und für die Abfahrt dann die Handschuhe anziehen. In Serpentinen geht es abwärts in eine kleine Polje. Hier in Njegusi (28 km ab Kotor) gibt es die unterschiedlichsten Übernachtungsmöglichkeiten und auch zahlreiche Restaurants, die für den hier hergestellten und in ganz Montenegro berühmten Schinken werben. Der Regen wird immer stärker und Windböen gesellen sich dazu. Schade, wir sehen fast nichts von der Landschaft. Es geht in Serpentinen erneut aufwärts und dann 12 km abwärts nach Cetinje. Erst mal mit heißen Getränken und einer Suppe aufwärmen! Ganz in der Nähe hier im Zentrum finden wir ein Zimmer mit Kochmöglichkeit. Wir gehen Einkaufen und machen uns noch einen gemütlichen Abend. Es regnet immer noch und wir haben keine Lust durch Cetinje zu bummeln, denn bei dem Wetter erschließen sich uns nicht die Schönheit und Sehenswürdigkeiten der ehemaligen Hauptstadt des Landes.
Bilder des ersten und zweiten Tages