Via Francigena; Neuss-Rom in kleinen Schritten

von: Juergen

Via Francigena; Neuss-Rom in kleinen Schritten - 05.02.16 14:26

Strecke............... Neuss . Rom (caminaro)

wichtiges Buch... Via Francigena, von Lausanne nach Rom
........................... Mehr braucht es für diesen Abschnitt nicht lach

Fragefaden ........ Via Francigena oder Neuss - Rom
............................ Danke für die vielen Hinweise!

Karten..................Michelin 1:150.000

........................... OpenFietsMap

Teil I...................Neuss. Reims
Teil II..................Reims . Lausanne
Teil III................ Urlaub von der Reise
Teil IV.................Lausanne . Santhia
Teil V................. Santhia . Pietrasanta
Teil VI................ Pietrasanta . Lago di Bolsena
Teil VII............... Lago di Bolsena . Rom
Teil VIII.............. …. zurück nach Hause

externe URL........Diesen Reisebericht (ohne Antworten) habe ich auf meiner Homepage veröffentlicht.

............................ ............................ über die Via Francigena von Neuss nach Rom

............................Die Photos sind dort für nicht angemeldete Leser in der Originalgröße sichtbar und nicht, wie hier, auf 500px skaliert.





............................990: Sigerich von Canterbury pilgert nach Rom, um dort das Pallium aus den Händen des Papstes entgegenzunehmen.
............................Im Laufe der Reiseplanung wird mir klar, dass ich etwas anderes vom Heiligen Stuhl mit nach Hause nehmen möchte. grins

............................1871: Die Kriegsentschädigungen in Höhe von 5 Milliarden Francs ermöglichen es, dass sich Deutschland zur größten Volkswirtschaft der Welt und zur 3. Weltmacht neben Frankreich und England entwickelt.

............................1918: Die Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts forderte 10 Millionen Tote.

............................1945: Während der Ardennenoffensive werden 160000 Soldaten getötet, vermisst und verwundet. Am 7. Mai unterschreiben die Achsenmächte in Reims die bedingungslose Kapitulation.

............................Mai 2015: „Früher kamt ihr mit dem Panzer. Heute kommt ihr mit dem Fahrrad.“ (Zitat einer Herbergsmutter im französischen Jura.) bravo

............................Dieses Bild resultiert aus einer schwäbisch- rheinischen Zusammenarbeit von Iassu und mir wein



............................ Planungszeit: Zwei Herzen schlagen in meiner Brust. Einerseits wäre es spannend die Via Francigena in Gänze von Canterbury nach Rom zu fahren. Andererseits ist mir der Aufwand, nach London zu fliegen, zu groß und die Strecke nach den Hinweisen hier im Forum im Norden Frankreichs zu unattraktiv. Ich entscheide mich daher für die Strecke durch Belgien, um ab Reims der Via Francigena zu folgen.

1.In BaseCamp stelle ich zunächst einen Track zusammen, der die Ratschläge aus dem Forum als Wegpunkte berücksichtigte und in Italien dem Eurovelo 5 folgen sollte. Diesen Track speicherte ich als roten Faden ab.
2. Beim Rother Verlag gibt es die Tracks ab Lausanne als Download. Diese waren sozusagen der blaue Faden.
3. Ein schwarzer Faden kam von pellegrino hier aus dem Forum, der die Strecke im Jahre 2013 gefahren ist.

Vorweg: Es wurde eine sehr bunte Mischung. unschuldig
Rückweg: Der Flug für mich und mein Rad mit AirBerlin von Rom nach Düsseldorf Anfang war für Anfang Juli gebucht.

Am 19. April sollte es losgehen. Mindestens eine Reiseunterbrechung zum Forumstreffen in Offenburg war geplant, und es stehen zwei wichtige Geburtstagsfeierlichkeiten im Mai an.
Weiterhin sind die Konzerttermine von Gianna Nannini im Gepäck. verliebt

Vor lauter Planungswut fehlte mir im Frühjahr die Zeit zum Radfahren. Außerdem musste der Bericht meiner Portugal Tour fertig werden. Im Oktober gab es noch eine Knieoperation. Das Wort Krankengymnastik habe ich zwar gehört und gelesen, aber nicht wirklich verstanden. Es ist wie es ist, und mit der Zeit wird’s schon besser werden. Davon steht mir ausreichend zur Verfügung. Ein bewährter Schnitt von 50km/Tag sollte mir keine Probleme machen.

Mit mir, meiner erprobten Ausrüstung und meinem Terra machen sich also 145 Kilogramm Systemgewicht auf die Reise nach Rom. 2100 km liegen vor mir. Es sollten ca. 23000 Höhenmeter dazukommen. weinend



............................Von Neuss nach Rom in kleinen Schritten
............................Teil I: Neuss . Aachen . Bastogne . Sedan . Reims

Ich starte relativ spät in den Tag und merke am Nachmittag in Linnich, dass die falsche Ladeschale für die Kamera im Gepäck steckt. Das Abendessen wird das zweitschlechteste auf der ganzen Tour und überhaupt ist und bleibt die Gegend um Grevenbroich einfach nur öde. Daran ändert auch die perfekt ausgearbeitete Strecke von Ulrich Lamm Düsseldorf . Aachen nichts. Am Montag kostet das Stück Fuji-Plastik beim Photoladen in Aachen 79,- Euro, und mit Tränen in den Augen schaue ich mir Objektive und deren rote Punkte in der abgeschlossenen Vitrine an. Der Aachener Dom ist ganz schön und nach zwei vergeblichen Versuchen erhalte ich meinen ersten Pilgerstempel im dritten Geschäft.
Damit der Tag doch noch ordentlich endet, quartiere ich mich in Raeren beim Onkel Jonathan ein. Dieses Kleinod belgischer Gastronomie fiel mir schon im Vorfeld auf. Raeren liegt ca. 25km hinter Aachen an der Vennbahn. Der Jonathan erzählt von dutzenden Holländern, die sich übers Jahr alle bei ihm auf dem Weg nach Santiago oder Rom laben. Kluge Holländer!

Nach einem opulenten Frühstück sind die nächsten Kilometer über die Vennbahn nicht sehr erquickend. Die Laufräder scheinen am Asphalt festzukleben, und es ist mir zu kalt, um im Zelt zu schlafen. So steuere ich mit triefender Nase den mir wohl bekannten Gasthof in Sourbroudt an, werde wie ein alter Bekannter in der Pension Ulenspiegel empfangen, kraule dem Neufundländer „Kaiser“ das Fell und bekomme einen großen Topf heißer Suppe mit ausreichend Brot und leckerem Käse serviert. Den Schnitt mit 50km/Tag hab ich geschafft.

Das Frühstück ist auch hier immer eine sichere Bank und bringt mich locker über Sankt Vith in eines meiner Lieblingstäler. An der Our vertrödle ich den Nachmittag bei herrlichem Sonnenschein und absoluter Ruhe. Das Navi zeigt mir, dass in absehbarer Zeit nicht mehr viele Übernachtungsmöglichkeiten kommen. So ist in Burg Reuland für heute Schluss. Der Schnitt passt noch immer! Am Abend gibt es in der Ulftaler Schenke das bis heute beste Entrecôte meines Lebens. Die Sauce wurde mit einem Bleu d’Auvergne veredelt. Jetzt weiß der geneigte Leser natürlich, wohin mich meine Reise 2016 auch hinführen wird.

Den Fledermaustunnel unter der besten Brasserie der Welt muss man schweißtreibend umfahren. Den weiteren Verlauf der Strecke versuche ich bei einem Telefonat mit Markus zu klären. Warum soll man nach Troisvierges runter und anschließend über eine steile Waldpiste sich wieder hoch auf die Trasse nach Bastogne quälen? Markus weiß auch nichts genaues, und so kaufe ich in Luxemburg erstmal billig Tabak ein. Die Fahrt über die Hügel ist wunderschön und führt gut beschildert über Huldange und Hautbellain nach Limerle (BHF) auf die Bahntrasse L163 Gouvy-Bourcy nach Bastogne. Kaum an die erdgebundene Decke auf der Vennbahn gewöhnt, geht’s wieder über ein Asphaltband durch Wälder und Wiesen. Man sollte wirklich die Versiegelung von Bodenflächen in Naturschutzgebieten mit einer EU-Verordnung stoppen!

kulinarischer Hinweis: Auf der Vennbahn gibt es noch mehr zu entdecken. In Waimes liegt neben der Lieblingsbäckerei von Markus ein von Gault&Millau mit 15/20 Punkten dekorierter Fresstempel, der eine hervorragende Zweitküche in seinem Bistrot «Chez Gerty» bietet.
In Troisvierges sagte mir einst ein Belgier, er komme gerne zum Essen hier hin. Die Küche im Les Timandines sei die beste weit und breit. Kluger Belgier!


Radwege Hinweis: In der Übersichtskarte der belgischen Radwege sind die .kml Dateien etwas versteckt hinterlegt. view-source:http://www.velo-ravel.net/_Kmls/Edit37.HTML Mit ein wenig Geduld lassen sich diese in BaseCamp importieren und zu einer transparenten Karte fürs Garmin verarbeiten.(zusätzlich besteht natürlich die Möglichkeit sich die Bahntrassen für Deutschland bei Herrn Bartoschek länderweise herunter zu laden und ebenfalls in die Karte zu integrieren) Anleitung von Arnulf

Musealer Hinweis: „Mokka Türc & Marihuana – Schmuggel an der Aachener Grenze.“ In Aachen gibt es im Stadtmuseum eine Ausstellung auch über den Kaffeeschmuggel in den 50ern. An den Schießbefehl und die Kaffeepanzer im Bohnenkampf mag sich der Radler auf der Vennbahn erinnern. Die gilt heute umso mehr, angesichts der Forderung mancher dumpfer Braunbacken, auf Flüchtlinge an den europäischen Grenzen zu schießen.

………. die weite Weite bei Grevenbroich


………. es gäbe auch einen Roten aus Saint-Émilion


………. erstes zartes Grün im Hohen Venn


………. Panoramablick in Burg Reuland


………. erdgebundene Vennbahn bei Burg Reuland


………. Asphaltband vor Bastogne



Bastogne
Am 21. Dezember 1944 endet die Ardennenoffensive hinter Bastogne. Rund um die Stadt verkriechen sich die Soldaten bis in den Januar 1945 bei -26° in den Wäldern. Ein einzelnes Mahnmal der Amerikaner steht an der Abzweigung Richtung Foy zum Bois Jacques. Hier kämpften und starben Alliierte und Deutsche in den Foxholes.

Während ich durch den Wald laufe ist es wieder da. Das Gefühl von ewiger Schuld, mit dem ich in den 60ern und 70ern groß geworden bin, lastet mal wieder auf meinen Schultern, macht sich breit im Kopf und verdrängt die Vernunft. Gefühlserbschaft nannte Freud die unbewusste Weitergabe von traumatischen Erinnerungen an die nächste Generation. Dazu gehören sicher auch die Schuldverstrickungen der Täter und die unvorstellbaren Ängste der Kinder in den Luftschutzbunkern.
In meiner Erinnerung hat es lange, sehr lange gedauert, bis ich sagen konnte, dass ich kein Schuldgefühl mehr mit mir rumtrage. Und doch, es ist präsent. Es scheint sich nicht abschütteln zu lassen. Zwei Onkel, die hier in Belgien unterwegs waren und niemals mit mir während meiner Jugend darüber sprachen, fallen mir ein. Der Versuch, durch Schweigen zu vergessen, war in der Nachkriegszeit Programm und hat uns Nachkriegsgeneration wohl immer noch fest im Griff.

Im Gestrüpp liegt ein Sack Kartoffeln, der scheinbar aus einer bunten Papiertüte mit aufgedruckten fetten Möhren herausgefallen ist. Ich kann im Angesicht des blutgetränkten Bodens noch nicht mal grinsen.







Als Reaktion auf mein Empfinden stopfe ich wütend einem Panzer mit dem Forumsbuff das Maul. Iassu habe ich das Photo irgendwann einmal gezeigt. Er hatte daraufhin nix besseres zu tun, als dem Panzer ein Lächeln aufs Gesicht zu malen. Je länger mir diese spontane Aktion durch den Kopf geht, je mehr wächst in mir die Überzeugung, dass wir Reiseradler im Universum irgendwann eine wichtige Rolle spielen werden. Danke Andreas! schmunzel



Auf einem Hügel vor der Stadt steht das Mardasson Memorial, das die Belgier den Amerikanern in Dankbarkeit für die Befreiung ihres Landes gebaut haben.

Mir fehlte bis heute jegliche Vorstellung davon, wie gigantisch dieses Monument ist. Fast bin ich geneigt zu sagen, dass es schön ist. Doch darf man das im Angesicht von 80000 weinenden amerikanischen Müttern überhaupt sagen? Konnte der Bau 1950 überhaupt trösten, nachdem die NATO und der Warschauer Pakt 1949 gegründet waren?
Jedenfalls verbringe ich geraume Zeit vor, unter und auf diesem Pentagramm, dessen Mauern mit hunderten Inschriften der US-Staaten und beteiligten Divisionen versehen sind.
Ich konnte es noch nie und kann auch heute diesen Monumenten der Macht etwas abgewinnen. Ihnen fehlt die menschliche Größe und Relation. Trotzdem genieße ich den Rundblick über die Ardennen, in die endlich Frieden eingekehrt ist. Es bleibt die große Hoffnung, dass der deutsch-französische Freundschaftsvertrag von 1962 dauerhaft hält, was sein Geist verspricht. Élysée-Vertrag.
Ein kleiner Raum, eine Krypta, die seitlich in den Hügel gebaut wurde, gefällt mir. Dass die in der Krypta gefertigten Mosaike ein Werk von Fernand Léger sind, erfahre ich erst bei einem Besuch mit Hansebiker im Herbst in der Kirche von Audincourt im französischen Jura.

So schaue ich durch die Kuppel aus Glasbausteinen in den verschwommenen blauen Himmel. zwinker







Auf der Suche nach einer bezahlbaren Unterkunft lande ich in der allerletzten Kaschemme. Die Pizza ist kaum merklich besser. Die Kirche zur Erlangung eines Pilgerstempels ist geschlossen. weinend bäh
Mit ein wenig belgischer Schokolade und französischem Pastis endet der Tag. Immer noch im Schnitt ist es abends immer noch arschkalt. lach



Bastogne. Sedan . Reims

Es gibt eine ehemalige Bahntrasse von Bastogne nach Libramont. Der Teilabschnitt der L163 könnte mich Richtung Westen und weiter an die Semois führen.
Bei einem Stopp an der Trasse kurz hinter Bastogne holen mich jedoch zwei Realitäten ein.
Erstens ist die Trasse unfahrbar. Dafür braucht es schon ein richtiges Pilgerfahrrad. So eins, mit dem Waltraud unterwegs war, wäre wohl die bessere Wahl. lach Südbolivien mit dem Fatbike (Reiseberichte)
Zweitens machen sich die untrainierten Oberschenkel deutlich bemerkbar. Es ist noch zu früh für irgendwelche Klettertorturen durch die Täler der Ardennen!

Ich bleibe auf der N85, teste eine Patisserie in Neufchâteau, übernachte in Florenville und überfahre die Grenze nach Frankreich völlig unbehelligt bei einsetzendem Regenwetter auf dem Weg nach Sedan.







Sedan
In Betrachtung des Fort von Sedan ergibt sich ein Gespräch mit einem deutschen Ehepaar. Ein Satz blieb mir im Gedächtnis: „ Hier haben wir ja gewonnen.“ Das Wort Erbfeind krabbelt aus der Großhirnrinde und bleibt mir im Hals stecken. Auf dem Weg zum Friedhof St.Charles fällt mir das Lied ein: "Wir wollen unser alten Kaiser Wilhelm wieder haben." Als Neusser wird uns ja die Marschmusik mit in die Wiege gelegt. Dass die vereinte Pädagogenschaft aus der Welthauptstadt der Schützenfeste die Kinder darüber aufklärt, was auf dem Weg vom Schützengraben zum Schützenfest hinter den Märschen an Kriegsereignissen steckt, ist wohl nicht zu erwarten. Dafür sollten wir ihnen alle den Marsch blasen!

Die Herrschaftsgelüste von Napoleon III. fanden 1870 in der Schlacht von Sedan ihr Ende. Frankreich zahlte 5 Milliarden Francs an Deutschland. Das Deutsche Reich wurde gegründet. Deutschland wurde Weltmacht neben England und Frankreich. Meine Oma wurde 24 Jahre später geboren. Manchmal sang sie dieses alte Kaiser Wilhelm Lied.

Im Mai 1940 siegten die Deutschen in der Schlacht bei Sedan und schufen damit die Grundlage zur Besetzung Frankreichs.

Es gibt keinen Panzer, dem das Maul gestopft werden könnte. So suche ich mir im Nieselregen eine preiswerte Bleibe. Das Photo vom Hotel sagt eigentlich alles. Nie wieder! weinend







Mein Terra braucht einen Tag Pause, auch wenn mein Pensum passt. Nach Charleville Mézières sind es 20km und ich freue mich auf die Fahrt entlang des Canal de la Meuse, der in den OpenFietsMaps von einem Radweg begleitet wird. grins
Trotz rumpelnder Fahrbahnbeschaffenheit macht mir die Fahrt einen Heidenspaß, und ich bin sehr gespannt auf CM.
Doch an diesem Sonntagmittag scheint die Stadt wie ausgestorben zu sein. Wenig erfreut von der Stadt und ohne Lust, durch die Einöde zwischen hier und Reims zu radeln, führt mich das Navi zum Bahnhof. Ich kaufe die erste Bahnkarte meines Lebens in Frankreich.

Freundliche Madame am Schalter, freundliche Franzosen auf dem Bahnsteig und im Zug, freundliche Schaffner überall..... lach
Kann mir jemand sagen, warum es in diesem Forum hunderte von Beiträgen über die Beschaffung von Zugtickets in Frankreich gibt? bäh









Reims
Zuerst schaue ich mir die Kathedrale an. Ein Wachmann warnt mich vor Taschen- und Raddieben. Fest am Zaun auf der linken Seite der Kirche angebunden, wartet das Terra auf meine Rückkehr. schmunzel

Kirche und Platz gefallen mir gut an diesem Sonntagnachmittag. Ich radle über die Brücke des Kanals, zum (Centre International de Séjour) (CIS) und quartiere mich für zwei Nächte für den reduzierten Pilgerpreis ein.





Zurück per pedes in die Stadt........
Auf dem schmalen Bürgersteig kommt mir eine alte gebeugte Frau mit einem Sack auf dem Rücken entgegen. Der Bürgersteig ist zu schmal für uns beide. Neben mir fahren die Autos, ich schaue die alte Frau an, während sich unser Abstand verringert. Aus ihrem weißem Haar leuchtet die Kraft ihrer Jugend. Es sind nur Sekunden, doch in mir läuft ein Film ab. Meine Oma erzählte oft, dass sie nach dem Krieg, "wenn mir der Franzos entgegenkam" das Trottoir verlassen musste. Das war nach 1918. Die Franzosen hatten das Rheinland besetzt. Dass sie nach diesem Krieg noch einen zweiten erleben musste, der ihr das Haus und den Vater ihrer Kinder nahm, ist für mich unvorstellbar. Wie viele Schmerzen kann ein Mensch ertragen? Was bedeuten 10 Jahre Krieg im Leben einer jungen Frau?
Es waren nur Sekunden auf der Brücke des Kanals, die der Film dauerte. Ich grüße die Alte freundlich mit "Bon jour Madame." Kurz treffen sich unsere Blicke. Ich mache ihr den Weg frei und passiere sie auf die Straße. Die Alte geht ihres Weges.

Später, auf dem Rückweg, kommen mir an gleicher Stelle 4 junge Franzosen entgegen. Wir begegnen uns mit Respekt, machen uns schmal und keiner muss auf die Straße.

………. Was mag diese Rad für Geschichten erlebt haben?



In der Hauptstadt des Champagners sitzen unzählige Franzosen auf dem Platz vor der Kathedrale, rauchen Zigarren und schlürfen Pritzelwasser. Die Flaschen stehen im Eiskübel auf dem Tisch. Es ist hier wie auf der Königsallee. Ich setz mich dazu und bestelle. wein unschuldig

Das mit dem Crêpe kapiert der Ober sofort. Als er aber "Garçon, un Glas Champagne, s'il vous plaît" hört, fragt er nach und ich bestätige ihm das.
Irgendwann kommt der Eierpfannkuchen mit Eis und Schokosauce. Der Ober fragt nochmal das Getränk ab und irgendwie werde ich erst stutzig, als er mir gegenüber ein Gedeck auflegt. Irgendwas läuft hier gewaltig schief, denke ich so. Er kommt zurück und präsentiert mir einen riesen Champagner Eisbecher.
Mein reichlich verdatterter Gesichtsausdruck animiert die anderen Gäste, herzhaft und laut zu lachen. Mannomann ist mir das peinlich. Dass Glas auf Französisch Coupe oder Flute heißt und nicht Glace, ist mir von nun an bekannt.
Übrigens hat der Kellner, ohne mit der Wimper zu zucken, den Eisbecher zurück gebracht und mir mein Glas Champagner serviert. Vive la France! party





Zurück im CIS stellt sich die Frage nach einem guten Restaurant in der Nähe. Mit leuchtenden Augen sagt der Rezeptionist : "Le Petit Basque" dafür
Mannomann, was war das Essen gut.

Neben mir sitzt ein Mann, der in seiner Zettelwirtschaft und in einem Buch vertieft ist. Er heißt Luc und kommt aus Holland.
Luc erzählt mir sein Leben. Ich erzähl ihm mein Leben. Luc pilgert zu Fuß nach Santiago. Ich pilgere mit dem Rad nach Rom.
Auch am nächsten Tag verbringen wir den Abend gemeinsam beim kleinen Basken. Wir haben uns doch recht viel zu erzählen.

Angekommen! Ja, ich fühle mich auf meinem Weg nach Rom auf der Via Francigena angekommen.

Der Bummel durch die Stadt dauert den ganzen kommenden Tag. 10km lege ich zu Fuß zurück und mache so manche Entdeckung:

………. im Hemingway leben sie weiter.


………. im Innenhof bei den schönen Künsten wird um 16:30 Uhr das Tor unerwarteter weise aber sehr laut geschlossen.


………. in Erinnerung an die Fuchslöcher bei Bastogne und den lieben Fuchs in der Algarve werde ich mir das Bild an die Wand hängen grins


.......... erst bei der genauen Betrachtung des Bildes fällt mir die weiße Taube auf.
Sie ist für mich ein Sinnbild der vielfältigen Ereignisse, die sich in dieser Stadt zugetragen haben und Hoffnung auf dauerhaften Frieden zugleich.


  • Erinnerungstafeln im Garten des Gefängnisses der Gestapo erinnern an die Gräueltaten der Nazis.
    .
  • Am 7. Mai 1945 unterschreiben die Achsenmächte in Reims die bedingungslose Kapitulation der deutschen Wehrmacht. Vor dem ehemaligen obersten Hauptquartier der Alliierten Expeditionsstreitkräfte zeugen heute noch die Fahnen der Sowjetunion, der USA, Englands und Frankreichs vom letzten Tag des Krieges.
    .
  • Anfang Juli 1962 trafen sich Charles de Gaulle und Konrad Adenauer in Reims, um die letzten Vorbereitungen zum deutsch-französischen Freundschaftsvertrag abzuschließen.









………. es ist heute der 27. April 2015. Der Frühling hält Einzug und morgen geht es weiter. Die Francigena wartet auf mich lach

Damit endet die Berichterstattung über den ersten Teil meiner Reise nach Rom. party

Wir frühstücken gemeinsam im CIS. Die Begegnung mit Luc hat mir gut getan und nährt in mir die Hoffnung, nicht alleine auf dem Weg zu sein. Die vielen einsamem Tage auf der Via Lusitana im Osten Portugals, machten mir doch sehr zu schaffen. Wir verabschieden uns in der Hoffnung, unsere Ziele gesund und munter zu erreichen.

3km hinter der Jugendherberge kreuzen sich unsere Wege dann doch noch einmal. Es sollte mehr als ein Vorzeichen auf Kommendes sein. Buen Camino! lach




............................Von Neuss nach Rom in kleinen Schritten
............................Teil II: Reims . Langres . Besançon . Pontarlier . Yverdon

Das heutige Ziel ist Châlons-en-Champagne, eine Partnerstadt von Neuss. Mein Weg folgt mit leichten Abweichungen der offiziellen und ausgeschilderten Via Francigena. Bereits nach wenigen Kilometern tauchen vor mir zwei Wanderer auf. Es sind Brian und Shirley aus Australien. Mein Klingeln freut die beiden umso mehr, als dass ich der erste bin, den sie seit ihrem Start in Canterbury mit dem Ziel Rom treffen. Er ist 76 Jahre alt, Shirley ist ein Jahr jünger. Beide sind seit 55 Jahren verheiratet. Brian hat ihr zum Hochzeitstag diese Reise geschenkt. bravo

Wiederum ein paar Kilometer später treffen wir in Sillery (Marne) nochmals aufeinander. Unsere Begegnung hat er hier festgehalten. "After a coffee there we continued and met Jorgensen on his bike." Später auf der Tour, wenn mich jemand nach meinem Namen gefragt hat, habe ich ihn aufgeschrieben. grins
In Sillery, wir stehen mal wieder vor einem Soldatenfriedhof, trennen sich unsere Wege dann endgültig. traurig zwinker

………. zwischendurch wollte ich zum Fort de la Pompelle. Trotz meines Reisepanzers ließen sich die Gräben und Leitplanken an der 4-spurigen D944 nicht überqueren.



………. auch ein Photo vom Ei-Tablett kann einen schönen Moment einfangen grins


………. manchmal wünschte ich mir ein Trike. Heute nicht. teuflisch


………. der Blick schweift über die Eisbecher der Champagne.


Über die Hügel der Champagne, durch ausgestorbene Weindörfer und über die kleine D1, ich hatte die Rumpelei am Kanal satt, erreiche ich Châlons und frage in der Sakristei von Notre-Dame En Vaux nach einem Pilgerbett für zwei Nächte. Pustekuchen! Selbst die Zimmer, die normalerweise für Besucher aus der Stadt der goldenen Nüsse reserviert sind, waren belegt. Suche selbst, sonst findet keiner!

Eine Bleibe in der Nähe des Bahnhofs käme mir sehr gelegen, da morgen ein Ausflug nach Verdun ansteht. Fündig wurde ich 25 Minuten per pedes entfernt. Das Rad konnte im Garten stehen bleiben.
Es war der Abend, der Fußballbegeisterten lange in Erinnerung bleiben wird.
Lahm rutscht aus, Alonso rutscht auch aus, Götze ist geknickt, Neuer hält und trifft abschließend die Latte. Triple ade! grins



Verdun
Bei der Vorbereitung der Reise wurde mir klar, dass ich neben Bastogne und Sedan auch Verdun besuchen wollte.
Das, was ich dabei gefühlt habe, hat mich mehr erschreckt, als das, was ich gesehen habe.

Auf den letzten Kilometern fährt der Bus über einen Teil der "Voie Sacrée" die von Bar-le-Duc nach Verdun führt. Auf diesem heiligen Weg wurden im Sommer 1916 täglich bis zu 12800 Soldaten und 7100 Tonnen Munition an die Front in Verdun gebracht. (Voie Sacrée bei Wikipedia) Wer also einmal auf der D1916 mit dem Rad unterwegs ist, möge sich an die Bedeutung dieser Straße und die Noria erinnern.

Vom Bahnhof aus führt mich ein Franzose zur Touristen Information. Da es keinen Bus zum Fort Douaumont gibt, trinke ich erstmal einen Kaffee und nehme mir anschließend ein Taxi zum Fort Vaux. Dort oben umringen mich dutzende andere Besucher.

Ich möchte alleine sein.
Es ist mir in diesem Augenblick unmöglich, mit den anderen diese Kasematten zu betreten.

Wut und Trauer vermischen sich mit Unverständnis. Kann man die Unbarmherzigkeit des Abschlachtens in verständliche Worte fassen?
Ich trete wütend auf den Boden, stapfe orientierungslos über das Dach des Forts, schaue in irgendwelche Beobachtungsluken und bleibe an einem Stück Beton sitzen.

Es ist friedlich hier. Leise weht der Wind, und ich singe schweigend: "Sag mir, wo die Blumen sind. Wo sind sie geblieben? "



8 Tage vor Beginn der Kuba-Krise hat Marlene Dietrich das Lied von Pete Seeger am 6. Oktober 1962 auf einer UNICEF Veranstaltung in Düsseldorf das erste Mal auf Deutsch gesungen. Dieser Mitschnitt hat mich am meisten berührt.
Lasst euch Zeit beim Hören Quand comprendra-t-on?

Zu Fuß gehe ich die Straße runter, denke bei den Laufgräben an meinen Vater, der in den letzten Kriegswochen als 18-jähriger immer eine Schaufel dabei hatte und bleibe beim großen Gräberfeld von Douaumont stehen. Sprachlos und gleichzeitig fasziniert von Reih und Glied tausender Betonkreuze stehe ich wie verloren da rum, bevor ich anfange, die beste Perspektive für die Kamera zu finden. Die Ordnung des Schreckens ist machtvoll.

Später schreibe ich in mein Tagebuch:
„nummeriert, katalogisiert, zentimetergenau abgelegt im Boden des Grauens.“
„Zwischen Verdun und Auschwitz liegt Deutschland. Wie viele Fahrräder braucht es, um eine Kette von hier nach dort zu bilden? Mein Navi sagt, es sind 1008 km Luftlinie“.




in eigener Sache: Ich schreibe diesen Bericht in mehreren Etappen. Manche Antworten auf mein Erlebtes möchte ich hier gerne einflechten.
Felix zitierte ein Lied von Eric Bogle - No Man's Land. Es gibt eine Interpretation von Hannes Wader, die ich als sehr eindrücklich empfinde. Ohne den Hinweis wäre ich selber nicht darauf gekommen und hätte wohl nicht daran gedacht, das Video hier zu verlinken. Es ist an der Zeit…..

Ingo schrieb sinngemäß, dass er sofort losfahren möchte. Die gleichen Orte sehen. Dort sitzen, schweigen, denken, gedenken.
Ja, genau so erging es mir. Denken und Gedenken ist der passendste Ausdruck dafür. Fahr los!

Nathalie und viele andere formulierten unsere Verantwortung als Nachfahren der beteiligten Kriegsparteien so, dass es dafür zu sorgen gilt, dass sich derartiges nicht wiederholt.
Ich kann und will mir eine Wiederholung dieses Schreckens nicht vorstellen, auch wenn, so wie Andreas schrieb, das Gespenst: -wir sind Nazi- scheinbar erneut, nicht mehr gänzlich unvorstellbar zu sein scheint.

Meine feste Überzeugung bleibt, dass die Mehrheit der Europäer nicht den braunen Rattenfängern folgen wird, auch wenn die Entwicklung bei uns und in vielen unserer Nachbarländer nicht erfreulich ist und Anlass zur Sorge bietet. Vereint im Hass auf Minderheiten, zeigen die Rechten doch nur erschreckend ehrlich ihre kleine dumpfe Welt.

Es ist absolut richtig, darauf hinzuweisen, dass es wichtig ist, sich mit der Geschichte auseinander zu setzen, Museen zu besuchen, Geschehenes zu verstehen und mahnend den Griffel zu heben. Was mich zudem beschäftigt, ist die Reaktion von Markus, der ganz klar sagt, dass er viele Geschichten aus seiner Jugend verdrängen und vergessen wollte. Diese Ehrlichkeit imponiert mir, weil ich das Verdrängen nur zu gut kenne. Schweigen! Schwamm drüber! Doch kein Schwamm kann porentief von außen reinigen. Das gaukeln uns nur die Werbefuzzis und Verhaltenspsychologen vor. In meiner Vorstellung muss der Mensch ein solides Fundament (sh. Andreas: Ich-Kraft) seines eigenen Lebens erreichen, damit er bereit ist, beiseite zu treten, um sich für das Erlebte und Verdrängte, den Blick in den eigenen Abgrund, zu öffnen. Dafür reicht oft ein winziger Augenblick des Sehens und Fühlens. Vielleicht mag auch die Auseinandersetzung mit der eigenen Familie zunächst schwierig sein. Doch hinzuschauen, hinzufühlen und, wenn es sein muss, auch zu vergeben, kann mit die Grundlage für die Moral unserer Kinder sein. Vielleicht ist es passend, in dem Zusammenhang den Begriff der Moral noch mit dem Begriff des Respekts zu ergänzen. Respekt ist für mich die Grundlage des Miteinanders zwischen Nachbarn im Hochhaus oder Staatsvertretern im Sitzungssaal der Vereinten Nationen.

Nochwas: Ich hab selten Geschichtsbücher gelesen und war in diesem Fach eher wenig interessiert. Zur Zeit mimt mich die Trilogie von Ken Follett gefangen. Im ersten Band beschreibt er sehr verständlich und hervorragend recherchiert die Entwicklungen von 1911 bis 1924.
"Sturz der Titanen" hat mir gezeigt, dass die Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts ohne die Fehleinschätzungen, Machtspiele und falschen Versprechen der Regierenden einerseits und der Verblendung sowie der Obrigkeitshörigkeit andererseits, nie hätte geschehen können.

Vielen Dank für euer Mitdenken und Mitgedenken!






Ich halte mich noch länger im Beinhaus von Douaumont auf und schaue mit neugierigem Blick auf einen LHT auf dem Weg nach Venedig.

Autofahrer anzusprechen und zu fragen, ob sie mich mit zurück nach Verdun nehmen, ist zwecklos. In Gedanken bleibt mir ein Fußmarsch den ganzen Weg zurück nicht erspart, als sich doch noch ein freundlicher Franzose meines gereckten Daumens im Wind erbarmt, einen Umweg in Kauf nimmt und mich kurz vorm Zentrum absetzt.

Zurück in Châlons, löst sich meine Hoffnung, vielleicht doch noch eine Nacht im Hotel bleiben zu können, in Luft auf. Egal. So habe ich heute das Vergnügen, im Zelt auf dem Camping Municipal zu schlafen. Muss sparsamer leben, der Weg ist noch weit und der Schnitt sowieso im Eimer. grins

Ich möchte die Beschreibung von meinem Tagesausflug nach Verdun mit einem Photo beenden, das mir sehr am Herzen liegt. Neben dem großen Gräberfeld gibt es abseits eine Gedenkstätte für muslimische Gefallene. Außer mir war dort kein anderer Besucher. Es wäre wünschenswert, dass, gerade heute, dort mehr Besucher hingehen!




Châlons-en-Champagne . Lac du Der-Chantecoq. Joinville (Haute-Marne) . Langres
Neben mir zelten 4 Holländer. Alle sitzen sie auf Rädern von Jan Janssen, alle Räder sind schwarz, alle Räder haben hoch aufgerichtete Brezellenker. Der Weg nach Santiago ist noch beschwerlich. "Die Brezellenker machen die Bergkletterei einfacher!" Buen Camino! lach

Über die D60, dem aufgebrochenen Asphalt und den Fahrspuren am Canal Latéral À la Marne erreiche ich Vitry-le-François zum Mittag. Es beginnt zu regnen. Es hört nicht auf. Eingepackt in schwarzen Regenklamotten vertraue ich auf mein Wetterglück und stehe doch irgendwann im Nirgendwo französischer Einöde. Du siehst nix mehr. Alles tropft, die Hände frieren im nassen Gegenwind. Das rechte Handgelenk schmerzt wie Hölle. Non¬cha¬lance, was ist das? Ich hoffe auf touristische Infrastruktur in der Nähe vom Lac du Der und finde einen verschlossenen Campingplatz mit Holzhütten an der Kreuzung von D58 und D13.
Weit und breit ist nichts anderes in Sicht. Auf mein Klingeln öffnet sich das Tor ins Paradies.

Die Fragen von Madame beantworten sich von selbst:
"Möchten Sie zu Abend essen? Wein oder Bier?"
"Möchten Sie frühstücken? Kaffee oder Tee?"

Ich nehme alles und bekomme es termingerecht auf dem Tablett in meine Hütte gebracht. Gegen die Schmerzen schmiere ich stündlich Voltaren dick aufs Handgelenk.
Der Regen trommelt unermüdlich bis zum frühen Morgen aufs Blechdach. "Darf ich noch eine Nacht bleiben, Madame?"
"Qui! Mittagessen, Abendessen, Frühstück?"
dafür

So vergeht die Zeit in der Holzhütte. Zwischen Bett und der Terrasse, versorgt mit dem Tabak aus Luxemburg, Voltaren und den Mahlzeiten verlasse ich im strömenden Regen für insgesamt 42 Stunden dieses Domizil nicht ein einziges Mal. Zusätzlich sorgen die Plauderecke und Bruno, Chef de Police, für Kurzweil. zwinker











Die Schmerzen sind weg, der Dünnpfiff vom Abend auch, und das Wetter zeigt Erbarmen. Ich möchte nach Montier En Der. Dort soll es eine weiße Holzkirche geben. StefanS hat sie mir ans Herz gelegt. Das ist mit ein Grund, warum ich die Francigena zwischen Châlons-en-Champagne und Langres überhaupt verlassen habe. Doch die Wanderung von Wegpunkten auf ihrem Weg von BaseCamp zum Navi sind unergründlich. In Montier erzählt mir die Dame in der Touristeninformation, dass sich die Fachwerkkirche in Lentilles befindet. Schade! peinlich grins

Über die D4 erreiche ich Joinville am Nachmittag. Der Regen hat mich wieder eingeholt, doch schmerzfreie 900hm auf 63km machen Hoffnung.









Ein weiterer Grund für die Streckenänderung war mein Wunsch, der Veloroute 53 nach Langres zu folgen und mir das Viadukt von Chaumont anzuschauen. Beides fällt buchstäblich ins Wasser. Der Regen hört nicht auf. Ich nehme den Zug, schiebe im strömenden Regen mein Fahrrad die 14% hoch nach Langres, betrachte den unter Wasser stehenden Campingplatz mit Argwohn und lande im überteuerten Hotel.
Nicht so schön heute. traurig






Langres . Dampierre sur Salon . Besançon
Endlich wieder auf der Francigena! Endlich hat der Regen aufgehört!
Eine Pilgerin auf dem Weg nach Santiago hat preiswert im Presbyterium übernachtet. Wir frühstücken gemeinsam im Straßencafé und erzählen Geschichten.

Es macht Freude heute. Am kleinen Fluss „Le Salon“ endet die Region Champagne-Ardenne. Die Käse Welt des Franche-Comté beginnt.
Vielleicht mache ich mir was vor, vielleicht sehe ich Gespenster, doch der Himmel und die Kühe wirken freundlicher. Kleine Hügel, bunte Felder und heimelige Dörfer sind Balsam für meine Seele. Ganz ehrlich? Mir ist die Lust auf Rumpelwegen an endlosen Kanälen entlang vergangen. Zum Einfahren in die Saison sind sie allerdings nicht verkehrt.

In Champlitte sitze ich hier (altes Photo) in der Sonne und freu mich tierisch über ein Menu de jour, das nun gar keine Wünsche offen lässt. Der Nachtisch geht zurück. Und, ja das hat man selten, es gab eine Käseplatte wie früher, als man sich noch selber verschiedene Stücke abschneiden konnte. wein
In der Touristen Information gegenüber erhalte ich eine Liste mit den Pilgerherbergen von hier bis zum Genfer See. Sie sollte sich heute und in den nächsten Tagen als überaus wertvoll erweisen.

In Dampierre sur Salon werde ich überaus freundlich aufgenommen. Der Preis für die Übernachtung beschämt mich. Herrlich ruhig ist die Nacht in meinem Schlafsack im Schlafsaal des örtlichen Kindergartens Croq'Loisirs..









Auch in Frankreich bringen Helikopter-Eltern ihre Kinder in die Tagesstätte. Ich verlasse den Ort der Gastlichkeit, genieße das Frühstück im Dorf und betrachte in den überschwemmten Flussauen die Folgen der Regenzeit.
Die Rohloff schwitzt schon geraume Zeit, doch im Zug nach Langres bildet sich einen Ölfleck auf dem Boden. Der Techniker beruhigt mich am Telefon und wünscht gute Fahrt. Es sei unproblematisch, mit der Nabe weiter zu fahren. Ich könne das Laufrad jedoch im Winter kostenlos zur Revision einschicken. (Dabei erfuhr ich, dass alles in Ordnung sei. Selbst die Abscherbolzen im Getriebe sehen nach jungfräulich aus.)

Heute bin ich auf dem Weg nach Besançon.
Kleine Landstraßen führen durch kurzwellige Hügellandschaften, kreuzen Kanäle und führen mich über einen heftig steilen Anstieg ins Industriegebiet vor Besançon. Dabei verfahre ich mich und muss ein Stück bergauf auf der N57 fahren. Neben mir donnern die LKWs entlang. Nicht schön!
Die Jugendherberge (CIS) ist belegt. Ich übernachte im Hotel F1 und verbringe den Abend mit nordafrikanischen Monteuren in geselliger Runde. Es macht Spaß, mit den Jungs zu quatschen. Erinnerungen an meine Studentenjahre werden wach. Als reisender Schreiner hab ich so manchen Friseursalon zusammengeschraubt. Mein Fahrrad bekommt ein eigenes Zimmer. lach







Der Frühling hält Einzug. Nach zwei Waschmaschinen in der JuHe erkunde ich die Stadt, sitze in Cafés, spaziere zur Festung hoch……… Gammeltag! Sehr schön!
Die Entscheidung, später im Jahr noch einmal hierhin zu fahren, fälle ich erst morgen. grins











Besançon . Ornans . Ouhans . Pontarlier . Les Fourgs . Yverdon-les-Bains
................. oder: "Meine Liebeserklärung an eine Landschaft, die Leidenschaft weckt."

Ach was wäre es doch schön, mit Siebenmeilenstiefeln die Falten vom französischen Jura von Nord-Ost nach Süd-West queren zu können. dafür
Jedoch, wie der Titel schon sagt, werden es eher kleine Schritte sein. ……………..

Nach 2 ½ Wochen stehen 710km auf der Fahrraduhr. Bis Lausanne sind es noch 160km. In 7 Tagen beginnt das Forumstreffen in Offenburg. Alles klar? grins

………. auf der linken Seite vom Doubs führt mich ein wunderbarer Radweg unterhalb der Zitadelle von Besancon bis nach Beure. Die erste Jura-Prüfung kann beginnen. Genügend Respekt ist auf jeden Fall vorhanden.
(Wer mit dem Begriff einer Jura-Prüfung nichts anfangen kann, der mag sich hier über die Konsequenzen schlau machen: Jura oder „Zwei Patriarchen im Intensivkurs")



………. Kopf-Kino ade! In der Pause nach den ersten Kilometern auf der D9 staune ich nicht schlecht.


………. Putzige kleine Häuser an der D101 beherbergen bestimmt nette Radfahrer,....


………. nahe einer Flusslandschaft, die traumhafter nicht sein kann.


………. Kann Schöner Wohnen schöner sein? verliebt


………. Obwohl es erst Mittag ist, möchte ich mir diesen wunderbaren Ort näher anschauen und bleibe auf dem Campingplatz.


Ornans liegt im Tal der Loue, der ich bis zur Quelle folgen möchte. Einige hier im Forum haben mir im Fragefaden den Mund wässrig gemacht. Ja, das ist hier so wie beschrieben und noch viel besser. lach
Kunstvolle Ecken, Häuser die sich vorwitzig zum Wasser neigen, liebevoll angelegte Gärten und ein leckerer Pastis lassen die Erinnerung an die schrecklichen Orte in den Ardennen und der Champagne zwar nicht verblassen, aber doch in einem veränderten Licht erscheinen.
Heute vor 70 Jahren kapitulierte die deutsche Wehrmacht. Europa vereinigte sich im Laufe der Jahre zu einer großen Idee. Die Freizügigkeit zwischen mehr als 30 Staaten ist ein hohes und bewahrenswertes Gut.
Die ersten Schritte sind getan, weitere müssen folgen. Ich bin, trotz vieler Kritik, dankbar für das Erreichte. bravo

So sitze ich mit Blick auf den Fluss beim Sonnenuntergang und Pastis und mach mir einen heiteren Abend in deutsch-französischer Freundschaft.
Er wird von einer fantastischen Entenbrust an Himbeer Pflaumensauce gekrönt. Vive la France! party









8. Mai 2015
Viele Photographen sind im Café am großen Platz versammelt. In zwei Stunden beginnt eine Ausstellung, die sie gestaltet haben. Obwohl sie mich herzlich dazu einladen, fahre ich weiter, der Quelle entgegen.

Viel zu schreiben gibt es nicht. Vielleicht nur, dass mir jede Bank und jeder Parkplatz für eine Pause nützlich erscheint, um die Landschaft einzuatmen. Auch wenn ich leistungsmäßig an meine Grenze komme, ist die Tour ein Traum in Grün.

Ein paar Bilder von der D67 Ornans - Ouhans:verliebt









Ouhans
Im Herbergsverzeichnis ist eine Herberge mit Telefonnummer auf der Rue de Cret aufgeführt. Es ist schwierig, so ganz ohne Französischkenntnisse, mit einem Franzosen ohne Englischkenntnisse zu sprechen. Nur die Worte "Qui, Madame sowieso und Telephone" sind mir ein Begriff. Egal, wird schon klappen!

Ein benachbarter Bauer hilft mir bei der erneuten Kontaktaufnahme, die mir ein ganzes Haus gegen Pilgerspende beschert! lach

Spaziergang zur Source de la Loue. Ich mag die andere Art der Fortbewegung nach getaner Arbeit sehr gerne. Die Trikolore weht leise vor der Kirche im Wind, eine hellgraue Kirche hoch oben auf der grünen Bergkuppe scheint mir ihr inneres Blau schweigend anzupreisen, braun-weiß gefleckte Kühe muhen dezent im matschigen Grün, das Blau des Himmels streitet sich schweigend mit dem hellem Grau junger Wolken. Die verblassten Farben auf den Bildern von Gustave Courbet lassen im tosenden Sturm des blau-grünen Wasserfalls stumm erahnen, wie farbig diese Welt doch sein kann. Photos? zwinker

Photos!












Ich hab was vergessen: Mein Regenschirm ist knack-orange!

Heute wäre so ein Tag, wo er mir beste Dienste leisten könnte. Es kübelt wie aus Eimern auf dem Weg nach Pontarlier. Erst in der Heimat des Absinth hört der Regen auf. Photos? Fehlanzeige! traurig
Was mach ich jetzt? Ich stehe an der N57 südlich von Pontarlier, hunderte Autos knallen erbärmlich laut an mir vorbei. Diese Variante nach L'Orbe gefällt mir ganz und gar nicht. Für die empfohlene Route zum Lac de Joux und weiter nach Romamontier und Lausanne fehlt mir die Muße. Ein Radfahrer schlägt mir die Route über Mouthe zum Lac de Joux vor. Ich zaudere mit mir und der Zeit, die die Höhenmeter gekostet haben und entscheide mich Stunden später für die Strecke über Le Fourgs zum Col des Etroits. grins
teuflisch Kennst Du dieses auszehrende Gefühl, wenn der Schweiß auf die Innenseite der Brille tropft, die Ohren im Takt der Blutbahn trommeln, der Fettring um die Hüfte heißer und heißer wird, sich der Bauchnabel die Energie des Universums aufsaugen will und Du gleich vom Rad kippst?

Absteigen. Schieben. Kleine Schritte. Völlig fertig steh ich in Le Fourgs, bekomme kaum den Mund auf und erhalte fast ohne zu fragen in der Touristen-Info die Adresse von Silvie und Jean Claude. Die kennen hier ihre pilgernden Pappenheimer!

Die beiden sind einfach herzallerliebst! Sie geben mir ein ganzes Appartement. Geld? „ Was Du magst.“
Scheinbar gebe ich 30% mehr, als hier Usus ist. Soviel möchten sie nicht annehmen, dabei sind sie mit ihrem kleinen Bauernhof nicht mit Reichtum gesegnet und Silvie arbeitet tagsüber noch in der Fromagerie gegenüber. Doch die beiden machen einen glücklichen Eindruck. Morgen wollen sie mit ihren MTBs eine Piste runter nach Yverdon und zurück über La Robella -als Training für ihre Sommertour von Lissabon nach Hause- radeln. weinend bravo
Nettes Ehepaar!

Bei Quiche au jambon und Salat lachen und erzählen wir übers Radfahren, Reisen und Gott und die Welt. Silvie meint, dass von all ihren Gästen die Deutschen am häufigsten über den Krieg sprechen. Das erlebe sie bei anderen Nationalitäten kaum bis gar nicht. Diese Erfahrung überrascht mich sehr. Für die beiden ist das alles Geschichte. Vorbei. Erledigt. Abgehakt. Es klingt ehrlich. Silvies Schlusssatz hat mich dann noch umgehauen.
„ Jaja, früher kamt ihr Deutschen mit dem Panzer und heute kommt ihr mit dem Fahrrad!“ dafür
Ich bin sprachlos.

Morgen möge ich bitte um sieben am Frühstückstisch sitzen. Bevor sie loskönnen, müssen sie noch ihre Tiere versorgen.





Die Schweiz wartet mit vielen Überraschungen auf. grins

Es geht hoch zum Col des Etroits. Der Himmel ist strahlend blau, die Straße steil. Trotzdem hätte ich wohl besser jedes Loch in den Taschen mit Lebensmitteln vollgepackt.
Oben komme ich schiebend an, sitze auf den Überresten der Maginot-Linie und denk mir, dass wir die Kriege auch deshalb nicht so schnell vergessen, weil bis vor 25 Jahren eine Mauer nicht nur unser Land, sondern die ganze Welt geteilt hat.

Mit einem überraschenden Wahnsinnsblick vom Jura-Balkon auf die Alpenkette erreiche ich mein 5. Land auf dem Weg nach Rom.









Mit den vier letzten Bildern, die die Software des Forums in einem Beitrag erlaubt, verabschiede ich mich zunächst von meiner Tour. Ich habe mich entschlossen, von Yverdon-les-Bains nach Norden zu fahren. Es sind noch ca. 100km bis Biel. Das sollte ich bis morgen packen.

Die Fortsetzung folgt.......... in einem neuen Beitrag…..



Herzliche Grüße
Jürgen


von: natash

Re: Via Francigena; Neuss-Rom in kleinen Schritten - 05.02.16 18:34

Hallo Jürgen,

vielen Dank für Deine ganz persönlichen Eindrücke einer sehr vielfältigen Reise, die Du, wie immer, auf die Dir ganz eigene Art recht charmant und auch eindrucksvoll vorträgst.
Die Episode mit dem "Glas Champagner" ist geradezu bühnereif, das wird noch lange für Gerede gesorgt haben lach


Hinterlassenschaften der Weltkriege und ihrer Folgen begegnen einem in Europa eigentlich auf Schritt und Tritt. An manchen Stellen sind sie präsenter, an anderen muß man um ihre Existenz wissen.
Ebenso wie Du empfinde ich oft große Bedrückung, allerdings fühle ich mich für diese Katastrophen weder schuldig noch verantwortlich.
Das ganze Ausmaß dieser modernen Massenmetzeleien macht jedoch nahezu sprachlos, wohingegen ihre Verherrlichung bei mir eher Anlaß zu derben Unmutsäußerungen ist. In Kriegen solcher Art gibt es eigentlich nur eines: Verlierer, Entwurzelte, Traumatisierte und Massen von Leichen, die durch die Gräberfelder nur ansatzweise begreifbar werden.
Wenn es eine Verantwortung für die Nachfahren der beteiligten Kriegsparteien gibt, dann ist es die dafür zu sorgen, dass sich derartiges nicht wiederholt.
Leider sind in problematischen Situationen schnell Stimmungsmacher aktiv, die einfache Antworten auf schwierige Fragen geben wollen. Das sollte mit Skepsis betrachtet werden, dann ist schon viel gewonnen.

Ich bin gespannt auf die nächste Reiseepisode

Gruß

Nat
von: Standschalter

Re: Via Francigena; Neuss-Rom in kleinen Schritten - 05.02.16 18:37

Weit in der Champagne im Mittsommergrün,
dort wo zwischen Grabkreuzen Mohnblumen blüh´n,
da flüstern die Gräser und wiegen sich leicht
im Wind, der Sanft über das Gräberfeld streicht.

Hallo Jürgen,

schöner Auftakt für ein weiteres... Epos. Letztes Jahr war ich auch in Belgien unterwegs, an allen Ecken Erinnerungen an eine Zeit, von der ich froh und dankbar bin, sie nicht erlebt zu haben!

Der Humorgehalt in deinem Bericht hilft, dass die Beklemmung nicht die Oberhand gewinnt zwinker.

Grüße
Felix
von: Hansebiker

Re: Via Francigena; Neuss-Rom in kleinen Schritten - 05.02.16 19:38

Hallo Jürgen,
einige Passagen hab ich zweimal gelesen. Wieder mal erstklassig, was du da abgeliefert hast. Da will man sofort losfahren. Die gleichen Orte sehen. Dort sitzen, schweigen, denken, gedenken.
Man will den Champanger schlürfen, die Crepes genießen, Sonne und Wind spüren und die Hügel hinaufächzen, die Nazis verfluchen und beten, daß die Freundschaft mit den Franzosen für immer hält.
Du bist ein Meister des Erzählens. Lass uns, die wir nicht dabei waren, aber trotzdem, und gerade wegen deiner einfühlsamen Erzählkunst immer das Gefühl haben, dem Geschehen ganz nahe zu sein, lass uns weiter virtuell mitreisen.
Danke für den schönen ersten Teil.
von: Keine Ahnung

Re: Via Francigena; Neuss-Rom in kleinen Schritten - 05.02.16 20:20

Jürgen, schön und richtig, dass Du hier auf die nicht erfreuliche Geschichte hinweist, mit der Du bei Deiner interessanten Tour in Berührung gekommen bist. Es ist wichtig, solche Dinge nicht aus den Augen zu verlieren. Leider scheinen zu vielen Menschen die Geschichte nicht zu kennen oder sie haben sie bewusst verdrängt. Man kann aus der Geschichte viel lernen.

Wie immer ein Reisebericht, der es wert ist, gelesen zu werden. Ich freue mich auf die Fortsetzung!
von: Friedrich

Re: Via Francigena; Neuss-Rom in kleinen Schritten - 05.02.16 20:31

Zitat:
Dass sie nach diesem Krieg noch einen zweiten erleben musste, der ihr das Haus und den Vater ihrer Kinder nahm, ist für mich unvorstellbar. Wie viele Schmerzen kann ein Mensch ertragen? Was bedeuten 10 Jahre Krieg im Leben einer jungen Frau?

Hat mich berührt weil meine Urgroßmutter die ich sehr mochte mit einigen Frauen aus meinem kleinen Dorf das gleiche Schicksal teilte. Dass sie mit ansehen musste wie die eigenen 6 Kinder nach zwei Kriegen brutal enteignet und für Jahre deportiert wurden während sie sich mit den Enkeln abplagte hat sie auch nicht umgebracht - wie viel Leid kann ein Mensch ertragen?
von: iassu

Re: Via Francigena; Neuss-Rom in kleinen Schritten - 06.02.16 00:03

In Antwort auf: Juergen
Als Reaktion auf mein Empfinden stopfe ich wütend einem Panzer mit dem Forumsbuff das Maul. Iassu habe ich das Photo irgendwann einmal gezeigt. Er hatte daraufhin nix besseres zu tun, als dem Panzer ein Lächeln aufs Gesicht zu malen. Je länger ich über diese spontane Aktion nachdenke, je mehr bin ich davon überzeugt, dass wir Reiseradler im Universum irgendwann eine wichtige Rolle spielen werden. Danke Andreas!

Jürgen, dein Bericht macht jeden Menschen, der Verantwortung spürt, zumindest nachdenklich, insofern ist vor allem dir zu danken.

Es ist eine bedeutende Zeit, in der wir leben. Man kann die Frage haben, ob es womöglich noch nie in der Menschheitsgeschichte so darauf angekommen ist wie heute, daß sich genügend Menschen finden, die dem, ja, ich sage es mal so schlicht, Guten beiseite stehen wollen aus innerer Ich-Kraft und aus dem, was heute so ungern erwähnt wird, was oftmals wie ein Schimpfwort gilt und nach was sich doch fast alle sehnen: Moral.

Ich bin davon überzeugt, daß die Entwicklung der Menschheit nicht eine beliebige Abfolge von zufälligen Ereignissen ist. Demzufolge kann man interessante Beobachtungen machen. Nach 33, nach 66 und nach etwa 100 Jahren zeigen sich oft Rhythmen, über die nachzudenken sich lohnt. Nur zwei Beispiele.

Am 21.Februar jährt sich der Beginn der Schlacht von Verdun zum 100sten mal. Innerhalb von 10 Monaten sind bei diesem Ereignis, was an Sinnlosigkeit nicht zu unterbieten ist, 700 000 Menschen zugrunde gegangen.

Am 21. Januar war der Todestag von George Orwell 66 Jahre her. Sein "1984" nimmt genau unsere Welt dermaßen präzise vorweg, daß einem der Atem stehen bleiben kann. Und wir merken es noch nicht einmal, ja, wir jubeln dem entgegen, blind von Begeisterung über die Möglichkeiten, unseren Spieltrieb zu befriedigen.

Die unselige Allianz von wirklich Bösem mit der realitätsflüchtenden NaivitätLeichtigkeit des Seins war schon immer verheerend. Heute ist das nicht besser geworden. Dort, wo man, etwas zu bereitwillig, geneigt sein konnte, festen Boden zu vermuten, tun sich neue Abgründe auf, aus denen die längst vergessenen Fratzen hervorgrinsen. Neue Schießbefehle werden denkbar. Das Gespenst: wir sind Nazi scheint, erneut, nicht mehr gänzlich unvorstellbar zu sein.

Aber es gibt auch Positives. Beispiel: Kriegstdienstverweigerung ist kein Grund mehr, hingerichtet zu werden. Junge Menschen, denen die Geschichte nun wirklich weit weg sein könnte, zeigen Rückgrat, man kann das auch im kleinen Banalen täglich erleben. Die oben gestellte Frage bleibt: wird das genug sein, werden wir wach genug sein und aufrecht genug? Dir ist jedenfalls zu danken für dein Engagement.
von: Juergen

Re: Via Francigena; Neuss-Rom in kleinen Schritten - 06.02.16 08:18

In Antwort auf: natash
Die Episode mit dem "Glas Champagner" ist geradezu bühnereif, das wird noch lange für Gerede gesorgt haben lach
Hallo Nat,
greifst Du der Geschichte wissentlich voraus? Die Story hab ich nur wenigen und vertraulich erzählt, die ich auf meiner Tour getroffen habe.grins

Danke!
Jürgen
von: Juergen

Re: Via Francigena; Neuss-Rom in kleinen Schritten - 06.02.16 09:03

In Antwort auf: Standschalter
Weit in der Champagne im Mittsommergrün,
.............
Hi Felix,
mit dem Zitat hast Du mir eine große Freude gemacht und bringst mich auf eine Idee für den weiteren Bericht.
Ich möchte einen Teil Deiner Antwort und auch die der anderen in die kommenden Episoden mit einflechten. Das bietet sich an, denn von Châlons-en-Champagne habe ich einen Ausflug mit dem Bus nach Verdun gemacht.

Der Song von Eric Bogle - No man's land - wurde von vielen und in allen Sprachen gesungen. Hannes Waders Stimme finde ich in diesem Zusammenhang sehr eindrücklich. Das Lied Es ist an der Zeit .... sagt alles und viel mehr, als ich hier jemals schreiben könnte.
Nochwas: Ich kann dir versichern, dass die Beklemmung nicht die Oberhand gewonnen hat. Ich habe selten auf einer Tour so viel über mich gelacht. teuflisch

Danke!
Jürgen
von: Juergen

Re: Via Francigena; Neuss-Rom in kleinen Schritten - 06.02.16 09:35

In Antwort auf: Friedrich
- wie viel Leid kann ein Mensch ertragen?
Es war Ende 1944, als ein Neusser SS-Mann einen Großonkel von mir besuchte, der gerade zwei seiner vier Söhne verloren hatte. Er begrüßte ihn mit den Worten: " Na Wilhelm, wenn schicken wir denn jetzt ins Feld?" Wilhelm hat ihn aus seiner Schmiede rausgejagt.
Fritz, es sind immer die persönlichen Geschichten, die uns berühren, vor dem geistigen Erbe dieser Verbrecher warnen und uns wach halten.

Lieben Gruß und bleib aufmerksam schmunzel
Jürgen
von: veloträumer

Re: Via Francigena; Neuss-Rom in kleinen Schritten - 06.02.16 18:57

Hallo Jürgen,
der für mich intressantere geografische Teil steht wohl noch aus. Umso mehr sind mir die Gedanken neben der Radreise zu Krieg und Frieden hier gewichtig. Ein Panzer mit Augenzwinkern ist nie verkehrt. Humor ist eine wichtige Waffe schon zu allen Zeiten gewesen - in den Narrentagen darf man gerne daran erinnern. Echte Narren waren auch immer kluge Menschen. Es ist auch schön zu sehen, wenn alter Kriegsschrott von Pflanzen langsam überwuchert wird oder wenn Kriegsruinen heute die Kulisse für Badepools bieten, wie ich das in Kroatien erlebt habe. Auch der Krieg und sein Spuren kommen an der Vergänglichkeit nicht vorbei - das ist zumindest bedingt beruhigend. Über den Widerpart von technischer Eleganz von Kriegsgerät und seinen grausamen Wirkungen habe ich ja ein paar Gedanken im Rahmen des Besuchs des Kobarider Kriegsmuseums hinterlassen. Hoffen wir mal, das da und dort auch die Menschen das lesen und verstehen, die es nötig haben, mehr auf die Mahnungen der Geschichte zu achten.

@ iassu. Gute Worte! - Ergänzung zu George Orwell: Auch "Animal farm" wiederholt sich auf unangenehme Weise immer wieder. Man kann es nicht oft genug betonen.
von: cyclerps

Re: Via Francigena; Neuss-Rom in kleinen Schritten - 07.02.16 07:01

Lieber Jürgen, vielen Dank für diesen schönen packenden Bericht.
So einiges hat er geweckt. Er weckte das erzählte was ich eigentlich verdrängt hatte, vergessen wollte.
Mein Onkel Robert war dabei. Er war an der Somme. Sein Gesicht zerfressen vom Gas. Tiefe Narben....überall. Er überlebte.
Mein Opa Johann. Wachsoldat beim Stab in Maison la Fitte (sorry wenn es falsch geschrieben ist). Die Herren Generäle hauten ab mit dem Kübel als es eng wurde. Er bewachte mit seinen Kameraden noch einige Zeit ein leeres herrschaftliches Gebäude. Er sagte damals zu mir: Tja Bub, und als ich merkte das es sinnlos war, klaute ich mir ein Fahrrad und fuhr nach Hause. Ich fuhr nur nachts, über Tag versteckte ich mich in Feldern etc.. Er kam in Pirmasens an und überlebte. Versteckte sich bis der Krieg zu Ende war.
Viele solcher Erzählungen haben meine Jugend geprägt. Viele schreckliche Ding liegen in einer Schublade in meinem Kopf. Ich möchte sie nicht erzählen. Grausam.

Danke Jürgen. Wir sehen uns.
von: Gerhard O

Re: Via Francigena; Neuss-Rom in kleinen Schritten - 07.02.16 12:26

In Antwort auf: Juergen
In Antwort auf: natash
Die Episode mit dem "Glas Champagner" ist geradezu bühnereif, das wird noch lange für Gerede gesorgt haben lach
Hallo Nat,
greifst Du der Geschichte wissentlich voraus? Die Story hab ich nur wenigen und vertraulich erzählt, die ich auf meiner Tour getroffen habe.grins

Danke!
Jürgen
Aber jetzt ist sie bekannt!
Im Vertrauen: hätte mir auch passieren können.
Gruß (avec un malin plaisir)
Gerhard
von: Juergen

Re: Via Francigena; Neuss-Rom in kleinen Schritten - 09.02.16 10:01

In kleinen Schritten geht es weiter. lach

In Antwort auf: veloträumer
Hallo Jürgen,
der für mich intressantere geografische Teil steht wohl noch aus.........

Der Ausflug nach Verdun hat mich in der Nachbearbeitung doch mehr Zeit gekostet, als ich gedacht habe.
Mittlerweile bin ich aber schon in Besancon angekommen und schau auf die Hügel, die dir die Doktorwürde einbrachten. wein

Lieben Gruß und Danke an alle für eure Geduld und euer Interesse!
Jürgen
von: HeinzH.

Re: Via Francigena; Neuss-Rom in kleinen Schritten - 09.02.16 11:47

Moin Jürgen,
den erfolgten Antworten habe ich eigentlich nichts wirklich Wichtiges, frei nach dem Motto "Es ist alles gesagt worden, aber nicht von mir." hinzuzufügen...
Trotzdem möchte ich erwähnen, daß es sich bei der von Dir fotografierten Lokomotive um eine von der US-Army eigens für den Nachschub der eigenen Truppen im 1.Weltkrieg in großen Stückzahlen beschafften und nach Frankreich verschifften s.g. Pershing* handelt. Da sich Geschichte partiell wiederholte, wurde sie in den tausend Jahren zwischen 1940 und 1945 für deutsche Nachschubzwecke in Frankreich und, als s.g. Leihlok sogar in Deutschland eingesetzt. Aufgrund der ebenso simplen wie soliden Konstruktion gehörte sie zu den letzten noch in Frankreich eingesetzten Dampflokomotiven.

Wie auch immer: Ich habe in meiner Jugendzeit ab 1964 sehr intensiv an Veranstaltungen, Freizeiten und Urlauben, welche von DGB, IG-Metall und evangelischer Kirche im Rahmen des deutsch-französischen Jugendaustausches organisiert waren, teilgenommen. Klar, daß die zerfurchten Landschaften, beispielsweise in und um Verdun, gemeinsam aufgesucht wurden und den damals noch lebenden französischen Veteranen bei den bedrückenden Besichtigungen von diversen Forts gelauscht wurden. Auch Gewerkschaftern, die in den 40er-Jahren in der Résistance aktiv waren, nahmen an verschiedenen Veranstaltungen teil.

Von deutschen Alt-Gewerkschaftern wurden wir Jugendlichen damals nicht selten mit dem bekannten "Der Schoß ist fruchtbar noch, aus dem das kroch." aufgefordert, immer wachsam zu sein.

Ich wäre damals nie auf die Idee gekommen, daß dieser Brechtsche Satz mehr als fünfzig Jahre später wieder aktuell werden würde.

Gruß aus Münster,
HeinzH.

*Benannt nach John J. Pershing.

P.S. An Deinem Verdun-Bericht bin ich besonders interessiert, weil ich dieses Jahr mit meinem bis dahin 13-jährigen Sohn dorthin fahren werde...
von: Holger

Re: Via Francigena; Neuss-Rom in kleinen Schritten - 09.02.16 12:04

In Antwort auf: Juergen






Steht der Herr auch in Besancon? Mist, den habe ich gar nicht gesehen. Ich habe nur einen Kumpel von dem gesehen, der Stand auf dieser einen Brücke, über die damals die Straßenbahn noch nicht fuhr.
von: Juergen

Re: Via Francigena; Neuss-Rom in kleinen Schritten - 09.02.16 12:22

Der Herr steht im Innenhof der Médiathèque Pierre Bayle. Die Frage, warum kein Wasser aus dem Schlauch kommt, beantwortet das verschmitzte Grinsen diese Kindes, das ich aber nicht im Detail fotographiert habe. lach

von: Holger

Re: Via Francigena; Neuss-Rom in kleinen Schritten - 09.02.16 12:39

Ah, Innenhof. Dann ist es natürlich schwieriger zu finden ... Eben dachte ich noch, dass ich direkt dran vorbeigelaufen sein muss, aber da habe ich mich geirrt, die Brücke mit dem Super-U ist ja erst die nächste.

Solche Plastiken finde ich immer wieder toll!
von: cyclerps

Re: Via Francigena; Neuss-Rom in kleinen Schritten - 09.02.16 15:39

Wie kann man bei dem Wetter auf Hügel in Besancon gucken......
von: Axurit

Re: Via Francigena; Neuss-Rom in kleinen Schritten - 09.02.16 16:31

In Antwort auf: Juergen
Die Frage, warum kein Wasser aus dem Schlauch kommt, beantwortet das verschmitzte Grinsen diese Kindes, das ich aber nicht im Detail fotographiert habe. lach
Und hier sieht man in bewegten Bildern, wie es weiter geht.
von: Juergen

Re: Via Francigena; Neuss-Rom in kleinen Schritten - 09.02.16 16:45

In Antwort auf: Axurit
Und hier sieht man in bewegten Bildern, wie es weiter geht.
party Genauso hab ich mir das vorgestellt.

@Heinz
Vielen Dank für den Hinweis auf die Lok in Reims. Da hab ich ja völlig unwissend das passende geknipst. Unter Pershing hab ich mir immer Raketen vorgestellt. lach
Danke für den Link auf Brecht. Sehr passend!
von: Juergen

Re: Via Francigena; Neuss-Rom in kleinen Schritten - 10.02.16 12:18

In Antwort auf: cyclerps
Wie kann man bei dem Wetter auf Hügel in Besancon gucken......
Hab in den letzten Tagen wieder was geschafft.
Heute habe ich sogar freien Blick vom Jura-Balkon auf die Schweizer Alpen. Es ist ein großartiges Panorama als Belohnung für die Kraxelei im Jura party
Damit ist der erste größere Teil meiner Reise zu Ende beschrieben.

Liebe Grüße
Jürgen, der jetzt erstmal Urlaub braucht schmunzel


von: Bremerin

Re: Via Francigena; Neuss-Rom in kleinen Schritten - 10.02.16 12:38

Zitat:
Liebe Grüße
Jürgen, der jetzt erstmal Urlaub braucht schmunzel

dann gibt´s ja bald den nächsten berichtenswerten Urlaub dafür

Lieben Dank! freu mich auf die Fortsetzung! lach
von: Juergen

Via Francigena; Neuss-Rom,III Urlaub von der Reise - 11.02.16 09:06

In Antwort auf: Juergen
Am 19. April sollte es losgehen. Mindestens eine Reiseunterbrechung zum Forumstreffen in Offenburg war geplant, und es stehen zwei wichtige Geburtstagsfeierlichkeiten im Mai an.
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Liebe Grüße
Jürgen, der jetzt erstmal Urlaub braucht schmunzel

17 Tage auf dem Rad
850 Kilometer auf dem Sattel
14000 Höhenmeter in den Beinen (sagt Garmin) unsicher


Mit einem Schnitt von erwarteten 50km pro Radl-Tag geht es mir gut. Mein Blick schweift vom Jurabalkon runter auf die Ebene zwischen Yverdon-les-Bains und Lausanne. Die Sonne blendet mit den Gletschern im Hintergrund um die Wette. Wir schreiben Sonntag, den 10. Mai 2015. Am Mittwoch beginnt das Forumstreffen in Offenburg. Ich möchte nicht zu spät kommen und verwerfe den Plan, weiter nach Lausanne zu radeln und von dort mit dem Zug nach Offenburg zu fahren.





............................Von Neuss nach Rom in kleinen Schritten
............................Teil III: Urlaub von der Reise

der Rest vom ersten Urlaubstag:
Beschwingt wie ein Vogel rolle ich nach Yverdon-les-Bains, suche ein Café und bin entsetzt, dass ich für einen doppelten Espresso und ein Hörnchen 8,- Euro bezahlen muss. Nein, nicht direkt am See oder mitten auf dem Marktplatz, sondern irgendwo hinter dem Zentrum direkt an der Straße.
Mir wurde noch oft erzählt, dass die schweizerischen Kaffeepreise unverschämt und weit jenseits von einem akzeptablen Preis-Leistungsverhältnis seien. Selbst Schweizer werden mir das später bestätigen.

Mein Weg führt mich an der Westseite des Sees entlang. Die Campingplätze stehen noch immer unter Wasser. Der Lac de Neuchâtel hat durch die heftigen Regenfälle, die ich in Frankreich erlebte, ein extremes Hochwasser verzeichnet. Das geht nur langsam zurück. Die Folgen bleiben sichtbar.

Was mir stark auffällt, sind hunderte von Familien, die gemeinsam mit dem Rad unterwegs sind. So viele Kinderanhänger habe ich bis heute noch nicht gesehen. Das gefällt mir. schmunzel bravo
Dagegen ist die Radwegführung manchmal sehr böse. Steigungen von 14% lassen selbst die Schweizer ohne Gepäck fluchen und schimpfen. Vor Auvernier bleibe ich auf dem Campingplatz.

Ein sehr freundlicher Radfahrer fragt mich, ob er mir etwas zu essen anbieten könne. Er sitzt vor seinem Trangia und kocht Nudeln mit Sauce aus dem Tetra-Pack. Ich lehne sein Angebot höflich ab und erlebe das nächste schweizerische Preis-Debakel im Restaurant des Campingplatzes.

Statt 45,- Franken (in Worten: fünfundvierzig Euro) für das Campingmenu zu zahlen, nehme ich das billigste Essen, das mir der Kellner anbieten kann. So schlägt die Rechnung wie folgt zu Buche:
Campingplatz: 23,- Franken
Rösti (also 200gr geschnibbelte Kartoffeln für 35cent) mit Käse und 3 kleinen Bier: 35,- Franken
Fazit: Omannomannomann weinend






zweiter Urlaubstag:
Heute ist Montag, da haben die Geschäfte auf. schmunzel
Während ich so am See entlang rolle, mir Hotels auf Stelzen in demselben mit Hubschrauber-Landeplatz anschaue und den Kanal zum Bieler-See erreiche, ärgert es mich schon sehr, dass mir der finanzielle Aspekt so wichtig erscheint. Doch auch die Schweizer leiden unter der Abwertung des Euro extrem. Hat es jemals Butterfahrten von Basel nach Weil gegeben? Ich weiß es nicht.







………. Eingangs des Bieler Sees bei Vinelz lasse ich mir mit Blick auf die St.Petersinsel wunderbaren Joghurt und Käse, Brot und Schokolade aus heimischer Produktion schmecken. Lecker!




………. Am Kraftwerk steht der Uferweg unter Wasser. Der Radweg ist gesperrt. Mir entgegenkommende Radfahrer heben den Daumen hoch. 30cm. Die Taschen sind dicht.




………. Der Campingplatz ist vielen hier im Forum aus dem Jahre 2012 noch in guter Erinnerung. unschuldig



………. Am Nachmittag fehlt dem Camping das gewisse Etwas. Ich vertrödele die Zeit in der Sonne.



………. Am Abend tanke ich mit Markus neue Energie. Ach ist das schön, so schön................... dafür




dritter und vierter Urlaubstag:

Solche Treffen sind für mich mehr als das Salz in der Suppe. Wir können auch abseits des Forums manches vertraulich besprechen. Das ist wichtig für mich und mit ein Grund, hier im weltbesten Forum unterwegs zu sein.
Danke für Deinen lieben Besuch, Markus.

Mit dem Zug verlasse ich die Schweiz und bekomme zur Radfahrkarte sogar ein Zolldokument fürs Terra. Gegen Bezahlung natürlich.weinend

In Emmendingen servieren mir Maria und Antonello mal wieder was ordentliches zu einem vernünftigen Preis auf den Teller. Dass ich mich hier immer wie zu Hause fühle, hat vielfältige Gründe...... schmunzel




Kaum in Offenburg aus dem Zug gestiegen, höre ich meinen Namen laut rufen. Überraschung geglückt!
Mit Kaffee, Kuchen, Eis, unbekannten und bekannten netten Menschen, Herzlichkeit, Freude und mehr vergehen die ersten zwei Stunden Forumstreffen mitten in der Fußgängerzone wie im Fluge. dafür

………. Abends steht mein Zelt am See.



fünfter bis achter Urlaubstag:

Bei der aktuellen Betrachtung der Bilder möchte ich am liebsten sofort wieder los. grins











Die Tage vergehen viel zu schnell. Es gibt nix, aber auch gar nix, zu meckern.

„Roland, Du hast das Treffen perfekt ausgerichtet.
Dankeschön für die wunderbaren Tage.“
bravo

Ich bin voller Zuversicht, dass Ingo und uns allen in diesem Jahr ähnliches gelingt. wein







Am Sonntag, dem achten Urlaubstag, geht’s mit dem Mietwagen nach Hause.

neunter bis sechszehnter Urlaubstag:
Duschen, Waschen, Kette ölen, Mamas Geburtstag feiern und den Fernbus nach Freiburg zu buchen waren erwartete Momente.

Veloträumer auf dem Rückweg nach Lausanne in Freiburg auf dem Campingplatz zu treffen, war dagegen sehr überraschend.
Ich ahnte, was da auf mich zukam, als ich grüne Radschuhe sah………………………………. dafür

………. Mit einem Photo aus Lausanne möchte ich den Urlaubsbericht beenden.



………. denn morgen geht’s nach Italien.
Rom wartet auf mich. lach

Die Fortsetzung folgt.......... in einem neuen Beitrag
von: Holger

Re: Via Francigena; Neuss-Rom,III Urlaub von der Reise - 11.02.16 09:16

In Antwort auf: Juergen
[…]Hat es jemals Butterfahrten von Basel nach Weil gegeben? […]

Ja. Vor inzwischen 17 Jahren lebte ich für ein Jahr da unten. Den Aldi in Weil-Friedlingen konnte man Samstags nicht betreten, teilweise waren die Regale leer. Sowas hatte ich zuletzt im November/Dezember 1989 bei uns in Osthessen erlebt. Auch das Rhein-Center - wirklich direkt an der Grenze gelegen - war samstags gestopft voll.
von: cyclerps

Re: Via Francigena; Neuss-Rom,III Urlaub von der Reise - 11.02.16 09:59

Danke für den gelungenen Teil III. Nur, im nachhinein finde ich unsere Tischkultur etwas...., sagen wir mal, befremdlich.
von: Holger

Re: Via Francigena; Neuss-Rom,III Urlaub von der Reise - 11.02.16 10:40

In Antwort auf: cyclerps
Danke für den gelungenen Teil III. Nur, im nachhinein finde ich unsere Tischkultur etwas...., sagen wir mal, befremdlich.


Das viertletzte Bild? Och, so bekommt man wenigstens mal einen Eindruck, wenn man nicht da war grins
von: veloträumer

Re: Via Francigena; Neuss-Rom,III Urlaub von der Reise - 11.02.16 12:52

In Antwort auf: Juergen
Mit dem Zug verlasse ich die Schweiz und bekomme zur Radfahrkarte sogar ein Zolldokument fürs Terra. Gegen Bezahlung natürlich.weinend

Hallo Urlauber im Urlaub,
mich würden ja mal deine Urlaubsanträge interessieren, die du auf einer Radreise ausfüllst. zwinker lach Mit der Bahn bin ich nicht sicher, ob das in Ordnung war. Ich bin vor Jahren mal von Lausanne nach Deutschland gefahren, Karte vor Ort in der Schweiz gekauft. Ich wurde auch mit Zolldokument fürs Radl quasi doppelt abkassiert. Es gab bei der Buchung diverse Unstimmigkeiten, sodass ich mich beim Zwischenstopp in Zürich beschwerte. Dort wurde mir diese "Zollgebühr" wieder erstattet (wäre nicht regulär, das Dokument verursachte Kopfschütteln) - es blieb netto also bei einer internationalen Fahrradkarte. Ein zweites Mal bin ich ebenfalls vom Genfer See nach Deutschland, allerdings vorgebucht in Deutschland. Auch dort zahlte ich natürlich nur einmal die in internationale Fahrradkarte. Ich vermute, du hast der Schweiz eine Sozialleistung bezahlt, die diese allerdings dringend nötig hat. Irgendwer muss die Löcher im Käse ja bezahlen. grins
von: Keine Ahnung

Re: Via Francigena; Neuss-Rom,III Urlaub von der Reise - 11.02.16 16:57

In Antwort auf: Juergen

Statt 45,- Franken (in Worten: fünfundvierzig Euro) für das Campingmenu zu zahlen, nehme ich das billigste Essen, das mir der Kellner anbieten kann. So schlägt die Rechnung wie folgt zu Buche:
Campingplatz: 23,- Franken
Rösti (also 200gr geschnibbelte Kartoffeln für 35cent) mit Käse und 3 kleinen Bier: 35,- Franken
Fazit: Omannomannomann weinend


Wie meine Mutter immer so schön zu sagen pflegt: "Die Schweiz ist mir lieb und teuer!" grins
von: amarillo

Re: Via Francigena; Neuss-Rom,III Urlaub von der Reise - 11.02.16 17:46

Hallo Jürgen,

zuerst einmal ein Riesenlob für diesen Bericht. Ich mag deine Beschreibungen der eigenen Sicht der Dinge und auch deinen Respekt vor den Kommentaren deiner Leser.

Zu den Kriegsschauplätzen, die du besucht hast, ist hier schon so viel kommentiert und geschrieben worden, da möchte ich nichts mehr hinzufügen.

Mich hat aber auch fasziniert zu lesen, wie das Wetter uns Radfahrer beeinflusst bei der Sicht auf Landschaften und Orte.

Letztes Jahr war ich auch in der Gegend des Lac du Der mit dem Rad ein paar Tage unterwegs und habe eine Hitzeperiode erwischt. Jede Abkühlung in den Seen war uns nur recht.

Schade war es, dass du Langres bei so schlechtem Wetter erlebt hast. Vor über 30 Jahren habe ich ein Dreivierteljahr dort gelebt und einen wunderbaren Frühling in Frankreichs Sibirien, der Haute Marne, erlebt, hab die Nachmittage häufig in den Straßencafés um die Place Diderot verbracht. Ein Spaziergang über die 4 km lange Stadtmauer ist bei schönem Wetter ein wirklicher Augenschmaus, mit Aussicht auf den Kanal und die entfernteren Stauseen. Auch der Campingplatz auf der Stadtmauer hat einen besonderen Flair. Hier bin ich eines Augustmorgens mal mit dem Fahrrad weiter ins Burgund, das Thermometer zeigte um 9 Uhr morgens bei strahlend blauem Himmel nur 7 Grad.

Überzeugen konntest du mich, das französische Jura demnächst auch mal unter die Räder zu nehmen. Die schweizer Seite kenne ich schon und ist mir momentan auch zu teuer.

Aus einem anderen Grund bin ich auch noch sehr auf die Fortsetzung deines Berichts gespannt, denn vor zwei Jahren bin ich ebenfalls von zuhause nach Rom geradelt, aber über eine viel weiter östlichere Strecke als du. Bin nun mal auf den Vergleich gespannt.

Danke fürs Teilen deiner ErFAHRungen.

Gruß Hildegard
von: Friedrich

Re: Via Francigena; Neuss-Rom,III Urlaub von der Reise - 11.02.16 20:40

In Antwort auf: Keine Ahnung
Wie meine Mutter immer so schön zu sagen pflegt: "Die Schweiz ist mir lieb und teuer!" grins

Man sollte das teuer nicht überbewerten. Mich hat bislang kein einziger in der Schweiz ausgegebener Euro bzw. keine einzige DM gereut. Spätestens nach zwei Tagen sind die "Spesen" vergessen wenn ich an die grandiose Landschaft denke aber auch Ordnung und Sauberkeit tragen dazu bei und selbstverständlich die Bewohner.
von: veloträumer

Re: Via Francigena; Neuss-Rom,III Urlaub von der Reise - 11.02.16 21:12

In Antwort auf: Juergen

Schrecklich, diese sozialen Zustände in der Schweiz mittlerweile, alkoholisierte Obdachlose, wo man hinschaut. Kein Euro, unüberwindbare Zollhürden, vom internationalen Warenfluss abgekoppelt und immer ungeliebter bei den Nachbarn - perspektivlose Promillesubsistenzwirtschaft. Hoffentlich lässt er das Rad stehen! lach wein
von: Juergen

Re: Via Francigena; Neuss-Rom,III Urlaub von der Reise - 12.02.16 08:14

grins

@Fritz
In Antwort auf: Friedrich
Spätestens nach zwei Tagen sind die "Spesen" vergessen wenn ich an die grandiose Landschaft denke aber auch Ordnung und Sauberkeit tragen dazu bei und selbstverständlich die Bewohner.
Da muss ich dir 100% zustimmen. Du glaubst gar nicht, wie ich die Zeit genossen und gedehnt habe, die noch vor mir liegt, um nach Aosta zu gelangen. Ich werde sie niemals vergessen!
Doch dazu erst später mehr. unschuldig

@Hildegard
Ich dachte immer, Frankreichs Sibirien liegt im Jura bei Mouthe. La petite Sibérie. Dass mein Bericht dich mit überzeugt, dorthin zu fahren, find ich klasse. Ich kann dir dafür nur gutes Wetter wünschen. Dauerhaftes Regenwetter ist wirklich übel und ich hätte liebend gerne Langres anders erlebt. Die Cafes am Place Diderot und die Fischtheke im Vival sind schon sehr überzeugend. schmunzel

Danke für die Blumen!
Jürgen
von: Holger

Re: Via Francigena; Neuss-Rom,III Urlaub von der Reise - 12.02.16 08:49

In Antwort auf: Friedrich
In Antwort auf: Keine Ahnung
Wie meine Mutter immer so schön zu sagen pflegt: "Die Schweiz ist mir lieb und teuer!" grins

Man sollte das teuer nicht überbewerten. Mich hat bislang kein einziger in der Schweiz ausgegebener Euro bzw. keine einzige DM gereut. Spätestens nach zwei Tagen sind die "Spesen" vergessen wenn ich an die grandiose Landschaft denke aber auch Ordnung und Sauberkeit tragen dazu bei und selbstverständlich die Bewohner.


Also, gereut, das hat es mich vielleicht auch nicht (auch wenn ich in der Schweiz eher Franken und selten Euro oder noch weniger DM ausgegeben habe). Aber geärgert habe ich mich schon über die Preise und sie waren jetzt im Sommer ein Grund, möglichst schnell durch die Schweiz zu fahren. Ich empfinde das ähnlich wie Jürgen, es ärgert mich, und dann ärgere ich mich darüber, den finanziellen Aspekt so in den Vordergrund zu schieben, um seine Worte zu nutzen. Aber vergessen kann ich das nicht, die Franken sind halt einfach weg grins Dennoch bin sehr gerne in der Schweiz - auf der anderen Seite dieser Preise steht eben die grandiose Landschaft.

Was die Bewohner angeht - das sehe ich nicht so sonderlich unterschiedlich zu denen hier in Deutschland. Zürich empfand ich ähnlich hektisch - und die Leute teilweise ähnlich rücksichtslos wie hier in Frankfurt. Auf dem Land ist es unterschiedlich, ich freue mich immer wieder über die Herzlichkeit, die ich in den Bergen erfahre (an ein Migros-Frühstück auf einer Bank in Zweisimmen werde ich mich immer erinnern, da war gerade Schulanfang und es kamen jede Menge Schüler vorbei - ich konnte kaum Essen, weil ich mich ständig für "en guete" bedanken musste oder ein "griessech" erwidern) - auf der anderen Seite erlebte ich beispielsweise im Aargau aufgemotzte Autos mit ebensolchen Fahrern und Fahrweise, dass ich mich an meine Jugend in Osthessen erinnerte - Golf GTI, die ausklingende Manta-Zeit etc.
von: Juergen

Re: Via Francigena; Neuss-Rom,III Urlaub von der Reise - 12.02.16 09:22

In Antwort auf: Holger
................auf der anderen Seite dieser Preise steht eben die grandiose Landschaft.
Holger, dem gibt es nichts hinzuzufügen! Vieleicht sei noch am Rande erwähnt: "Ohne Schweiß kein Preis". unschuldig

von: mstuedel

Re: Via Francigena; Neuss-Rom,III Urlaub von der Reise - 12.02.16 17:51

Hallo Jürgen, dein Reisebericht ist mal wieder ein Augen- und Leseschmaus, vielen Dank & schön, dass du die Erinnerung an unsere beiden Treffen im letzten Jahr noch mal aufleben lässt.

Liebe Grüsse aus der teuren Schweiz zwinker

Markus
von: mstuedel

Re: Via Francigena; Neuss-Rom,III Urlaub von der Reise - 12.02.16 17:58

Das nächste mal nehme ich zumindest das T-Shirt aus der Hose, bevor mich Jürgen abknippst. Immerhin scheint die Ente an meinem Clochardlook keinen Anstoss genommen zu haben!

bier bier2
von: Juergen

Re: Via Francigena; Neuss-Rom,III Urlaub von der Reise - 12.02.16 18:44

Du kennst ja meine Vorliebe für diese Gattung Tier.
Aber diese Ente im speziellen läuft mir seit Bonn im Jahre 2009 hinteher. Sie ist quasi ein Relikt meiner ersten Radreise überhaupt: Quaak grins
von: Friedrich

Re: Via Francigena; Neuss-Rom,III Urlaub von der Reise - 12.02.16 19:34

In Antwort auf: Holger
Dennoch bin sehr gerne in der Schweiz - auf der anderen Seite dieser Preise steht eben die grandiose Landschaft.

Und das ist das was zählt.

Zitat:
Zürich empfand ich ähnlich hektisch - und die Leute teilweise ähnlich rücksichtslos wie hier in Frankfurt.

Mag sein – ich finde die Schweizer (aber auch die Österreicher) wesentlich gelassener – trotzdem versuche ich bei meinen Radreisen auch ihre Großstädte zu meiden.

Zitat:
Auf dem Land ist es unterschiedlich, ich freue mich immer wieder über die Herzlichkeit, die ich in den Bergen erfahre (an ein Migros-Frühstück auf einer Bank in Zweisimmen werde ich mich immer erinnern, da war gerade Schulanfang und es kamen jede Menge Schüler vorbei - ich konnte kaum Essen, weil ich mich ständig für "en guete" bedanken musste oder ein "griessech" erwidern)

Das ist bei meinen (unseren) Touren etwas fast Alltägliches weil wir seltenst in Restaurants oder Gaststätten speisen sondern fast ausschließlich „im Grünen“ – frisches Brot, Käse, Wurst, Zwiebeln, Tomaten, Gurken , Paprika, Radieschen und selbstverständlich Knoblauch (ohne schlechtes Gewissen grins). Wir machen das seit unserer ersten Radtour so (ist schon ein paar Jährchen her) und daran wird sich vermutlich kaum etwas ändern. Das hat nichts mit Geiz oder nicht leisten können zu tun sondern gehört einfach dazu.

P.S. Apropos Zweisimmen und Landbevölkerung: wir haben 10 km vor Zweisimmen mit Einwohnern aus Boltigen in einer Blockhütte zünftig gegrillt und gefeiert (man wurde spontan eingeladen) und dort auch übernachtet. Unsere Route ging dann weiter über den Jaunpass nach Bulle, Vaulruz, Vevey, Montreux, …

Jetzt lassen wir aber den Jürgen ...
von: max saikels

Re: Via Francigena; Neuss-Rom in kleinen Schritten - 12.02.16 22:09

Nur soviel von mir: "Sag mir wo die Blumen sind" hat mich schon als Kind sehr beeindruckt und tut es immer noch. Erst später, im Zusammenhang mit der Hommage von Joan Baez an Marlene Dietrich habe ich erfahren, dass das Original was amerikanisches von Pete Seeger ist.
Und noch was launisches: Gianna Nannini gibts immer noch ? schmunzel

Ouh, peinlich, gerade in Wikipedia gesehen, die ist ja jünger als ich! peinlich
von: Juergen

Via Francigena; Teil IV Lausanne . Santhia - 13.02.16 09:17

In Antwort auf: Friedrich
............Jetzt lassen wir aber den Jürgen ...
Na denn! schmunzel

............................Von Neuss nach Rom in kleinen Schritten
............................Teil IV: Lausanne . Santhia

Lausanne . Martigny

Vor mir liegt der Lac Léman im Nieselregen. Da hinten links gibt es ein Tal, aus dem sich die Rhône in den See ergießt. Ich werde morgen dorthinein fahren und schauen, ob sich meine schlimmsten Befürchtungen bewahrheiten. Ja doch, auch wenn es Hilfsmittel zur Überwindung der Berge gibt, ist es mein Wunsch, aus eigener Kraft oben anzukommen. Radfahrend? Schiebend? Ich weiß nicht so recht, was mich erwartet und habe arge Bedenken.
Der Große Sankt Bernhard hat noch Wintersperre.
Zurückblickend möchte ich sagen, dass ich der eigentlichen Via Francigena in Frankreich und der Schweiz nur etappenweise gefolgt bin und dies ein wenig bereue, denn Pilgergefühle mit dem Kontakt zu den anderen, die auch auf dem Weg sind, ergaben sich nur am Rande. Ich möchte deshalb die weitere Strecke nach Rom möglichst nahe an der Via Francigena ausrichten und habe zunächst an Landkarten nur den Führer aus dem Rother Verlag dabei. "Mehr braucht es nicht," habe ich eingangs schon erwähnt. Der erste wichtige Tipp ist der Hinweis auf eine Fährverbindung von Lausanne zum Château de Chillon. lach



Neben netten Begegnungen mit anderen Radlern, die sich an der Hafenmole zum Selfie treffen, lerne ich Eddie und Alistair kennen. Ein Australier und ein Schotte laufen seit Canterbury Brian und Shirley hinterher. Zunächst hatten die noch 6 Tage Vorsprung. Jetzt sind es nur noch 3 Tage. Ich solle ihnen bitte einen lieben Gruß ausrichten.

Wow! Durch meinen Urlaub sind die beiden an mir vorbei. Es wäre klasse, sie wiederzusehen. Es wäre mir Freude und Wunsch zugleich. Der Begriff "Radio Francigena" sollte mich noch des Öfteren ein- und überholen. grins

Auf der Fahrt mit dem Schiff faszinieren mich die bewährte Technik der Schweizer Motoren von 1910, die grandiose Uferlandschaft und die unkomplizierte Verbindung von Menschen, die mit dem gleichen Ziel unterwegs sind.

Vom Château de Chillon führt die Rhône -Route zunächst über ausgeschilderte Radwege und der N1 bis Martigny. Die ersten 120 von 2130 Höhenmetern sind erledigt. grins









Auf dem Campingplatz in Martigny zeige ich meinen Pilgerausweis und muss 21,- Franken zahlen. Meine Verwunderung ist groß und schlägt ins extreme Gegenteil um, als ich erfahre, dass Pilger für den Preis ein geheiztes 6-Bett Zimmer mit allem PiPaPo bekomme. Selbst das Abendessen in der Stadt ist erschwinglich und von herausragender Qualität.

Im Aufenthaltsraum des Campings lerne ich noch Birgitta und Dieter aus Deutschland kennen. Sie sind in Lausanne gestartet und möchten nach Aosta. Am nächsten Morgen sehe ich sie nicht. Frühaufsteher starten immer gegen sechs. Das ist mir entschieden zu früh. Vorerst. lach



Der Berg ruft.........Teil I

Der erste Brunnen in Martigny ist im strahlenden Sonnenschein DIE Einladung, Kalorien zu tanken und das perfekte Frühstück mit selbstgebrautem Espresso zu genießen, bevor ich langsam die N21 in Angriff nehme. Sie ist hervorragend ausgebaut, hat einen breiten Seitenstreifen und führt ständig mit moderaten 6%-8% gen Himmel. Der Pilgerweg ist im ersten Teil ein Klettersteig oberhalb der Dranse. Für Radfahrer unmöglich.
Obwohl die N21 gut zu fahren ist, nutze ich jede Gelegenheit, die kleinen Ortsdurchfahrten mitzunehmen. Zu schön sind die am Hang gelegen kleinen Dörfer.

Auf dem Weg von Reims nach Châlons schrieb ich eingangs: „Mein Klingeln freut die beiden umso mehr, als dass ich der erste bin, den sie seit ihrem Start in Canterbury mit dem Ziel Rom treffen.“ Die Freude ist auf beiden Seiten groß, und diesmal hat Brian meinen Namen besser hinbekommen. Jorgen bravo lach







Orsières liegt im reinsten Blau des Himmels auf 887m, bietet ein Pfarrhaus mit dem äußerst liebenswürdigen Pater Klaus und lädt mich ein, zu bleiben und nun was ganz anderes zu tun. zwinker
Gestern dort und heute hier, erkunde ich das Dorf, sitze im Café National mit den Füssen fast auf der Straße, treffe Dieter und Birgitta wieder. Zusammen mit Pater Klaus kochen wir bekocht uns Birgitta in der Küche der Herberge. Gemeinsam trinken wir Roten aus dem Valais. Das Essen schmeckt tausendmal besser als das in der örtlichen Dorfschänke.

Pater Klaus kommt aus dem Aostatal und gibt uns wertvolle Hinweise auf die kommende Strecke. "Selbstverständlich nimmt der Postbus auch 5 Fahrradtaschen mit nach oben." grins

Das erste Mal mit anderen Pilgern in einem Raum schlafend, befürchte ich, dass mein Schnarchen sie wecken könne. Birgitta und Dieter schlafen prima.
Morgen starte ich um sieben. weinend

Ein paar Bilder aus Orsières:









Der Berg ruft.........Teil II
Es ist kalt am frühen Morgen in Orsières und der Pass sei immer noch geschlossen, sagt der Wirt im Straßencafé. Nein, sagt der Polizist, Radfahrer kommen durch. Blödsinn meinte der aus der Touristeninformation gestern noch. Da komme keiner durch!

.......... Vor zwei Tagen sah es oben am Sankt Bernhard noch so aus: teuflisch


Danke an Roberto für dieses Bild.

Für sich selber Urlaub zu beantragen und zu genehmigen, bringt durchaus Vorteile mit sich. Vor zwei Tagen wäre oben am Pass kein Durchkommen möglich gewesen. cool
Nun gut, ich folge der Straße, die von Auto- und Motorradfahrern verschont bleibt. Dann da oben kommt eh keiner durch. So beschränkt sich der Verkehr auf diejenigen, die hier im Ortsverkehr unterwegs sind.
Im Sommer? Am Wochenende? Niemals!
Schier überwältigt vom Alpenpanorama und der Situation, mich dem hohen Berg da hinten links zu nähern und immer wieder eine andere Perspektive wahrzunehmen, bin ich glücklich. Manchmal radle ich, manchmal gehe ich zu Fuß und schiebe die 50kg den Berg hoch. Das mache ich sogar an Stellen, die nur 4% bis 5% ansteigen. Es sollte nicht das letzte Mal auf dieser Reise sein, so langsam und intensiv unterwegs zu sein.

Tagesschnitt 50Km/Tag. Warum?

Das erste Mal scheint es mir, selbst auf dem Rad zu schnell zu sein. Es gibt zu viele Eindrücke, die verarbeitet sein wollen. Der Pass gehörte in meiner Motorradzeit nicht zu meinen beliebtesten. Ich bin ihn zweimal gefahren. Es war eher eine schnelle Verbindung als ein Genuss. Viel zu simpel, wenig spektakulär. Heute gehört dieser Pass mir. Der Titel: „Neuss . Rom in kleinen Schritten.“ krabbelt erstmalig auf der schönsten Butterblumenwiese der Welt in meinen Kopf. Auf 1530m koche ich Espresso, knabber Kekse und probiere erstmalig den Selbstauslöser meiner Fuji mit Serienbildfunktion. Es ist die höchste Stelle, die ich jemals auf dem Rad erreicht habe. So langsam nimmt dieser Reisebericht hier Form an. lach

Ein paar Bilder:











Von rechts kommen Brian und Shirley. lach
In Bourg-Saint-Pierre treffe ich Birgitta und Dieter. Im Innenhof der Herberge gibt’s einiges zu lachen. lach
Alle zusammen bestellen wir im Restaurant ein 3-Gang Menü für 22,- Franken. lach

der Tag aus australischer Sicht: It's always a happy event..... lach





Zwei Dinge sind hier sicher:
Frösche trinken keinen Wein und Milch kommt aus dem Hydranten. unsicher






Der Berg ruft.........Teil III

Schon wieder Sonnenschein für das Glückskind. Cappu im Bivouac Napoléon. Straßenzustandsbericht einholen.
Endspurt, Bergwertung, die Luft wird dünn……………….. bis zum See fahre ich 5 Kilometer. Danach noch einen.

Mich überholen vielleicht 5 Autos und ein Radfahrer. Mopeds? Fehlanzeige!

Es besteht die Möglichkeit in Bourg-Saint-Pierre und am See-zwischen der Galerie und dem Tunnel- den Bus durch den Tunnel zu nehmen. Aber nur der Frühbus gegen 09:00 Uhr nimmt Räder mit.

Im Prinzip ist alles geschrieben. Ein paar Bilder:

















Die letzten Kehren sind mit Gepäck und 13% unanständig steil. Meine Waden schmerzen; die Achillessehne brennt; um 13:22 Uhr habe ich es geschafft.

party party party

Da haben sich die richtigen getroffen. Fünf Menschen sitzen glücklich vor dem Hospiz. Kein einziger von uns kommt auch nur ansatzweise auf die Idee, weiter zu gehen. Nach Aosta sind’s ca. 38km. Heute? Warum?
Gemeinsam lassen wir es uns gut gehen, erkunden das Hospiz, schauen nach Italien und verbringen einen herzlichen Abend in fröhlicher Runde.
Der letzte Tag in der Schweiz aus der Sicht von Brian: Birgitte, Dieter and Jorgen having a celebratory drink. wein

Ein paar Bilder und ein Willi als Zugabe. Leider fehlt in meiner Ausrüstung ein Milchkännchen teuflisch









Als ich so im Bett liege und die letzten Tage Revue passieren lasse, bin ich froh, es so gemacht zu haben, wie ich es gemacht habe.
Die französischen Regentage und manch andere Überraschungen sind passé. Morgen geht’s nach Italien. Buena Notte.


Der Berg ruft.........abwärts!

Das Frühstück ist im SuperDuperHalbpensonsPilgerpreis enthalten. Den Stempel gab’s gestern schon gratis dazu. Vor mir liegt ein Schneefeld, das den gesamten motorisierten Verkehr stoppt und für Radfahrer ein unvergessliches Erlebnis bietet. Neben der Schneefräse wirkt mein Patria zwar mickrig, hat dafür aber andere Qualitäten.

Alleine traue ich mich nicht. Ich könnte im Schnee einsinken. So gehen Birgitta und Dieter mit mir gemeinsam über die schneebedeckte Grenze.

Es gibt die letzten Erinnerungsphotos. Meine Nase schnäuze ich wehmütig erst außer Sichtweite. Bye, bye. traurig weinend







1713 Abwärtsmeter in einem Rutsch fast ohne Gegenverkehr.
Ein Traum wird wahr. Bevor ich mich ins Tal stürze, riskiere ich einen letzten Blick zurück. Wahnsinn.



Doch, an der ersten Kehre schon, ziehe ich beide Bremshebel gleichzeitig, steige ab und lausche der Stille.
Kein Auto, kein Motorradfahrer, kein Radfahrer. Niemand. Ruhe. Ruhe? Nicht ganz.
Ein paar Murmeltiere liegen in der Sonne, fiepen um die Wette und aalen sich auf dem warmen Asphalt. Da darf der Radler wirklich nicht stören und geht zu Fuß den schönen Pass hinunter. teuflisch









Naja, der Radler läuft nicht ganz bis Aosta. Das wäre ja noch schöner!

Immer wieder geht der Blick rätselnd nach oben? Wo mögen die anderen sein? Ich sehe sie nicht wieder und bleibe in Gedanken bei Ihnen.
Birgitta und Dieter werden bis Aosta laufen und der Francigena im nächsten Jahr weiter folgen.
Brian und Shirley laufen durch bis Rom. Sie ertragen unvorstellbare Hitze. Als ich über ihre Ankunft in ihrem Blog lese, muss ich mir schon wieder die Nase schnäuzen. bravo bravo bravo

Ich danke euch ganz herzlich für die gemeinsame Zeit.


Im Aostatal
Mein linkes Knie tut erstmalig nach der OP wieder weh und die Achillessehne funkt Signale. Die ungewohnte Bewegung von gestern fordert ihren Tribut. Mit viel Voltaren in der Socke rolle ich gemütlich hunderte von Höhenmetern abwärts und staune über Hinweisschilder auf die Francigena, die alle Nase lang aufgestellt sind. Über Saint Rhemy erreiche ich Etroubles und stelle später fest, dass das Albergo la Clusaz an der SS27 noch im Winterschlaf liegt. Schade!

Der weitere Weg ist wunderbar. Es rollt sich von alleine bis zur Herberge in Aosta, die leider belegt ist.
Eine Schwester telefoniert für mich und findet ein preiswertes Zimmer im Hotel Al Caminetto. Glück gehabt.







.......... der Berg da hinten ist der, um den ich halb herumgefahren bin. Es ist das Bergmassiv des Grand Combin. Radreisen bildet lach



Aosta ist ein Straßendorf voller Leben, Eiscafés, verwinkelter Gassen und, ja wie sollte es auch anders sein, mit hervorragender Küche. wein

ein paar Bilder:








So muss ich am nächsten Morgen noch einmal dort vorbei, wo ich am Abend Tagliatelle mit Speck und Käse aus der Region vertilgt hatte.
Es waren die besten Tagliatelle ever. Im Restaurant werden übrigens die Produkte verwendet, die man im Laden kaufen kann. Ein Geheimtipp. wein





Am Ende der Fußgängerzone, quasi hinter der Stadtmauer am ersten Kreisverkehr, treffen sich in jeder Stadt in ganz Italien am Morgen alle. Immer.
Der Stopp an der ersten Bar für alle, sollte Ritual auf meiner weiteren Tour durch Italien werden. Zwei gefüllte Croissant, vier Café, 6,- Euro. So soll es sein. lach

Während sich die Francigena links durch die Hügel schlängelt, bleibe ich im Tal auf der SS26, die sich trotz heftigen Gegenwindes gut fahren lässt und beende in Verrès, im Pilgerhauptquartier, den Tag. Ein Einzelzimmer zu bekommen, habe ich nur meiner Sturheit zu verdanken. "Dann fahr ich ebend weiter!" Eigentlich waren die Zimmer für eine große Wandergruppe reserviert. Jetzt müssen andere zusammenrücken. Wir Pilger sitzen an einem Tisch. Pierre und sein Bruder begleiten mich durch die Teller. Das Gelati al Lemon sollte allerdings noch besser werden. grins







Verrès . Santhia

So langsam endet das Aostatal. Aber bevor es soweit ist, fordert mich der Weg bei der Sperrfestung von Bard noch einmal kräftig heraus. Ich verlasse die Landstraße, um durch den alten Ortskern, hier werden die Besonderheiten eines jeden Hauses auf einer Tafel separat beschrieben, zu einem Stück alter Römerstraße zu gelangen. An ihrem Ende, im Torbogen von Donnas, gibt sie den Blick auf die beginnende Poebene bei Port-Saint-Martin frei. Der Weg ist allerdings wegen Abrutschgefahr gesperrt. Ich gewinne 200hm extrasteil.
Der Blick ist fantastisch.











Hinter Port-Saint-Martin beginnt das Piemont. Ich ahne den Duft von Trüffel, Risotto und Maronen. Gute Weine soll es hier auch geben. wein
Der Hinweis auf das süße Leben darf natürlich nicht fehlen. zwinker







.......... zur Mittagszeit in Ivrea bekomme ich einen Eindruck neuester italienischer Mode. Radfahrerland lach



Nach 63km mit maximal 17% aufwärts und 22% abwärts suche ich die Herberge in Santhia. Von 8 Betten ist noch eins frei. An der Wand hängt ein Schild: B&B 18,- Euro.
Ich bin untröstlich. Die Visitenkarte ist weg. Wenn ich sie finde, bitte ich die Moderation, einen Link einzufügen.
Warum?
Weil der Blick von der Dachterrasse im 5. Stock einmalig ist. Weil die supernette Gastgeberin die Wäsche wäscht und ein Frühstück serviert, das ich so noch nicht erlebt habe. Sensationell.
Der Ort der Gastlichkeit ist hier: Klickmich



Bevor ich mich im nächsten Beitrag der Poebene widme, möchte ich vom Abend noch etwas erzählen. lach

Gegen 18:00 Uhr wird ein Fahrradkorso der besonderen Art erwartet. E-Bikes wollen sich hier treffen und gemeinsam nach Mailand radeln. Von dort starten sie zu einer Tour in die Türkei und zurück. Strom? Nein, Strom aus der Dose brauchen sie nicht. Sie sind autark.
Das Schauspiel schaue ich mir genauer an: party

.......... meine Gastgeberin im weißen Outfit schmunzel













Wer mehr über dieses Spektakel wissen möchte, kann sich hier informieren: Milan . Antalya . Milan teuflisch

Beim Pilgermenu sitzen ein Ehepaar aus Chateauneuf de Pape, eine Berlinerin und ich zusammen. Sie heißt Aylin und fragt mich: "Kennst Du Roberto? Hast Du ihn getroffen?"
"Roberto? Nein. Roberto kenne ich nicht."
"Radio Francigena!"
Da war doch was? lach

.......... Die Verabschiedung am Morgen ist genauso freundlich, wie der ganze Aufenthalt. Die Temperatur klettert auf 35°.





Fortsetzung folgt…………………………………………..
von: max saikels

Re: Via Francigena; Teil IV Lausanne . Santhia - 13.02.16 17:34

Hallo Jürgen,
was hats denn mit dem Pelton-Turbinenrad (übernächstes Bild nach dem Schiffsantrieb auf sich?
von: Hansebiker

Re: Via Francigena; Teil IV Lausanne . Santhia - 13.02.16 23:44

Wunderbare Erzählung, lieber Jürgen. Wenn ich das lese und die Bilder ansehe, höre ich förmlich Deine Stimme hinter mir, zwischen den Sätzen die Pausen, mit den Zügen an der Selbstgedrehten.
Ein überaus beeindruckendes Erlebnis dieser Etappe war wohl die erneute Begegnung mit dem australischen Ehepaar und mit Birgitta und Dieter. Ich kann mir gut vorstellen, dass ich über Begegnungen und Erlebnisse dieser Art lange nachdenken würde, insbesondere, wenn ich auf einer Pilgerreise durch Europa zöge.
Ich freue mich schon auf den nächsten Abschnitt. Spann uns bitte nicht so lange auf die Folter.
von: Juergen

Re: Via Francigena; Teil IV Lausanne . Santhia - 14.02.16 07:52

In Antwort auf: max saikels
Hallo Jürgen,
was hats denn mit dem Pelton-Turbinenrad (übernächstes Bild nach dem Schiffsantrieb auf sich?
Danke für den Hinweis. schmunzel
Ich sah zunächst die Cascade de la Pisse und diese Eisenbahn. Ein Schild wies darauf hin, dass sich oben im Fels wohl ein Speichersee befindet. Zum Barrage de Salanfe bin ich aber nicht hoch!
von: Juergen

Re: Via Francigena; Teil IV Lausanne . Santhia - 14.02.16 08:08

Ja Ingo,
die Begegnungen waren sehr nahrhaft für mich. So habe ich wirklich jeden Tag mitgefiebert, ob Brian und Shirley wirklich durchhalten und in Rom ankommen. Manchmal hab ich gezweifelt, zumal ich in der Poebene und der Toskana sehr unter der Hitze geliiten habe. Ich werde, wenn ich den Bericht fertig habe, allen einen Link auf diese Seite schicken. Wenns passt, dann stell ich die Antworten hier ein.

Jetzt muss ich weiterschreiben. Will dich ja nicht foltern grins
von: Gerhard O

Re: Via Francigena; Teil IV Lausanne . Santhia - 14.02.16 10:35

Hallo Jürgen,
je länger ich deinen Bericht lese, desto mehr bin ich begeistert! Die Alpen zu überqueren, wo die Berge am höchsten sind, finde ich eine großartige Leistung, noch dazu im Schnee! Hut ab!

In Antwort auf: Juergen
Zwei gefüllte Croissant, vier Café, 6,- Euro. So soll es sein
Was haben wir falsch gemacht? In Italien haben wir für 6 Euro im allergünstigsten Fall 6 Kaffe bekommen - ohne alles.

Gruß
Gerhard
von: veloträumer

Re: Via Francigena; Teil IV Lausanne . Santhia - 14.02.16 23:44

Hallo Jürgen,
frei nach Adam Riese könntest du am Lago di Viverone vorbeigekommen sein? Sollte das der Fall sein, könntest du auch bewerten, welche Teile die schönsten Uferbereiche sind?
von: Juergen

Re: Via Francigena; Teil IV Lausanne . Santhia - 15.02.16 08:39

Hallo Matthias,
Adam sagt, ich war um 14:03 Uhr an der Nordseite und hatte die Idee, irgendwo am See zu campen.
Ich fand den See in der Mittagshitze langweilig und das, was ich gesehen habe, war sehr kinderfreundlich mit Wasserrutschen gestaltet. grins
Den Eindruck machten mir auch die Werbeplakate an der Straße, sodass ich dann nach Santhia weiter gefahren bin, was dann auch genau richtig war.
von: cyclerps

Re: Via Francigena; Teil IV Lausanne . Santhia - 15.02.16 09:14

Och, Du bist ja kinderfeindlich. Du willst doch nicht etwa deine Ruhe haben? grins
von: Bremerin

Re: Via Francigena; Teil IV Lausanne . Santhia - 15.02.16 12:05

wunderschöne Bilder, toller Bericht
...ich möchte jetzt sofort losfahren! :träum:dafür lach

Lieben Dank Jürgen!
von: Juergen

Via Francigena; Teil V Santhia . Pietrasanta - 15.02.16 20:10

In Antwort auf: Bremerin
...ich möchte jetzt sofort losfahren! :träum:dafür lach
Danke für die Blumen, Nicole.
doch Du wirst lesen, dass Träume manchmal zerplatzen wie Schläuche im Marathon teuflisch Andiamo! schmunzel


............................Von Neuss nach Rom in kleinen Schritten
............................Teil V: Santhia . Pietrasanta

Vor mir liegen die Poebene und der Apennin. Rom schwirrt mir zwar immer und jeden Tag im Kopf herum, doch bis dahin sind es noch ca. 900km, die der Rother Wanderführer in 38 Etappen aufteilt. Wenn, sagen wir mal, mir jeden Tag zwei Wanderetappen mit dem Rad gelingen, müsste Rom in 19 Tagen zu erreichen sein.
900km:19 Tage= 47,37km/Tag. Passt!

Ankunft 21. Juni.
Am 23. Mai trat Gianna Nanini in der Nähe von Bologna auf. Am Gardasee war sie einen Tag später. Da war ich noch in Freiburg. Urlaubsbedingt. War auch schön! grins

Nach Genua mit dem Zug? Das wäre eine Wiederholung wert. 6. Juni teuflisch


Santhia . Pavia
Die Poebene ist wirklich platt. Da ist aber auch nichts. Nur Reis. Kilometerweit nur Reis. Grün. Balis Grün? Nicht ganz, da gibt es kein Risotto. lach
22er Schnitt. Ich fahr stur geradeaus, denke an nichts Böses, da erscheinen plötzlich Ufos im Rückspiegel, werden immer größer und größer, fliegen nur so an mir vorbei. Lachend und winkend. Mannomann! Was sind die Aliens auf der Geraden schnell unterwegs. Doch auch Aliens brauchen Wasser. Wir treffen uns an einem kühlenden Brunnen. Später begegnen wir uns noch einmal beim Decathlon in Vercelli. Wahrscheinlich haben sie heimlich Batterien gekauft. grins







In Vercelli wird heute gefeiert. Der König hat vor 69 Jahren abgedankt.
Da die Frecce Tricolori anderweitig beschäftigt sind, klettern Feuerwehrleute aufs Dach und zünden Bengalos. Grün-Weiß-Rot. Viva Italia! Viva super Mario grins party

Mir gefällt der Patriotismus der Italiener, ihre Begeisterung beim Autokorso und und und...





Am frühen Nachmittag führt mich der Weg nach Mortara-Saint'Albino ins Kloster. Es herrscht eine lockere Stimmung zwischen 4 italienischen Radfahrern, einem Schweizer und mir. Der Pfarrer erzählt übers Kloster. Ich verstehe nichts. Die Nacht ist grausam.

Der Schweizer liest bis 23:00 Uhr bei Festbeleuchtung. Die Italiener kommen um Mitternacht aus der Kneipe zurück. Der Neusser rächt sich und schnarcht die anderen gegen vier Uhr ratternd aus ihren Liegen. Pilgerkrieg nennt man sowas. Ich verstehe Hape Kerkeling immer besser.





Hier am Kloster treffen alle Tracks von meinem Navi zusammen. Der schwarze von Pellegrino, der rote der Eurovelo 5, der blaue vom Rother Verlag und einer aus den OSM Kartenwerk. Kurz vor Pavia am Ticino treffen sie alle wieder aufeinander. Ich folge dem schwarzen Track von Pellegrino. Es ist ganz lustig, wenn man sich an Kreuzungen fragt, warum er denn jetzt da lang geradelt ist. Meistens sind wir einer Meinung. Er hatte auch keine Lust, Staubwege zu fahren. Es wird heute heiß werden.



………. schattiger Friedhof vor Gropello Cairoli



Auf dem Hochwasserdamm vor Pavia fällt mir mal wieder ein Pilger auf. Wir beten den Rosenkranz. Woher? Wohin? Wie heißt Du?
Roberto. Radio Francigena! Jürgen. Schöne Grüße von Aylin. lach
Irgendwie verpeilt Roberto meinen Hinweis auf eine Osteria am Ticino und findet eine andere. So muss mir das supersensationelle Risotto in der Osteria Mal Tra Insema alleine schmecken. 38° im Schatten. weinend





Die Lust auf eine Herberge ist mir vergangen. Ein kleines Zimmer reicht für zwei Nächte. Es ist preiswert und das Zentrum liegt direkt vor der Tür.
Wenn mich jetzt jemand fragt, warum mein Zelt immer noch am Rad hängt, muss ich passen. Die Frage stellt sich mir auch schon länger. unsicher

Beim Bummel durch die Stadt fallen mir jede Menge Radfahrer und Schuhgeschäfte auf. Mehr als sonst!

In einer kleinen Pizzeria sitzt Roberto. Er kommt aus einem kleinen Dorf bei Lausanne und ist recht flott unterwegs. Es sind noch 750km bis Rom.
Wir können uns ganz gut leiden. Er geht morgen weiter. Mir ist nach einen Tag Pause. Buen Camino! lach

Ein paar Bilder aus Pavia:









………. der örtliche Fußballclub feiert seinen Klassenerhalt. Was mag hier los sein, sollte Italien mal wieder einen internationalen Titel gewinnen? teuflisch






Pavia . Piacenza . Fiorenzuola d’Arda.

Es war nicht zum Aushalten. Die Hitzeglocke stand gestern den ganzen Tag über Pavia. Heute soll es nochmals wärmer werden.

Um 10:00 Uhr stehen 40km auf der Uhr. Die SS234 versinkt geradeaus im flimmernden Horizont. Rechter Hand liegt Orio Litto. Dort soll es eine prima Herberge geben. Ein Stück weiter führt eine Fähre über den Po. Den Fährmann muss man anrufen.
Die Herberge ist am frühen Vormittag menschenleer, das Weinregal zum Bersten voll und zum Telefonieren ist es mir zu heiß.



………. Pilgertrank? wein



Die Lust auf Piacenza zieht mich weiter, obwohl im Rother steht, dass es auf den nächsten 20km auf dem Hochwasserdamm keine Möglichkeit mehr gibt, an Wasser zu kommen. Nur beim Fahren ist es einigermaßen erträglich. Stehend in der Sonne, nichts als schwüle Luft um mich herum, gebe ich den Löffel ab, denke im 5km Rhythmus und teile mir das Wasser entsprechend auf. Irgendwann kommt doch noch eine Überraschung. Das Centro Nautico Somaglia liegt direkt am Po, bietet eiskaltes Brunnenwasser, Schatten, Cola und Eistee. Es dauert eine Stunde, um mich zu erholen. Es macht auch keinen Sinn, hier länger zu bleiben oder gar bis zum Abend auf Abkühlung zu warten. Die Luft steht still, während ich langsam nach Piazenca trete.





Der Mühe Lohn findet sich im 6. Stock eines Geschäftshauses. Die Basilika Di San Francesco ist zum Greifen nah, der Ventilator läuft die ganze Nacht.
Heute hat es für drei Wanderetappen gereicht. lach

Die Piazza Cavalli mit ihren Reiterstandbildern ist schon sehr schön. Doch viel schöner sind die Hinterhöfe des Rathauses. Warum haben so viele Kollegen eigentlich nichts, aber auch gar nichts, von den Stadtplanern früherer Zeiten gelernt. Nun gut, damals gab es keine Autos! grins



………. meine Terrasse im 6. Stock lach





Seit Aosta bleibt es für mich ein Rätsel, was die Italiener am späten Nachmittag in den Bars immer zu sich nehmen. Oliven, Käse, Salami, Erdnüsse und Chips stehen gegen 17:00 Uhr überall auf den Tischen. Manchmal trinken sie Wein, manchmal ein mit ungekanntes Kaltgetränk dazu. Da die italienische Sprache für mich nur aus Fremdwörtern besteht, bestelle ich beim Kellner „sowas, was die da drüben haben.“ Tutti Aperitivo klingt wie Musik in meinen Ohren. Nein, es gibt kein Reimser Fiasko. Es gibt Spritz. Eine Mischung aus Aperol mit Prosecco. Schmeckt mir gut! wein
Für mich gibt es ab heute eine neue Tageszeit. party
Davon später mehr.



Zum Tagesstart habe ich mir angewöhnt, ein Photo zu machen, das mein Rad direkt vor der Herberge zeigt. An diesem Morgen steht es vor dem Café, in dem ich mein Frühstück bekomme. Es war im Übernachtungspreis inclusive. Auch hier zeigen sich die Italiener überaus großzügig. Statt einem Kaffee gibt es zwei doppelte. Manchmal drei.

Ging es gestern zunächst 35km stur geradeaus nach Osten, gibt’s heute 25km Strecke stur geradeaus nach Südosten. Die Poebene ist wirklich abwechslungsreich und bietet immer neue Perspektiven auf die brennende Sonne in der Emilia-Romagna.
Kurz hinter Piazenca orientiert sich ein Pilger nach dem richtigen Weg. Mein Ruf zerreißt die Stille des Morgens: "Roberto!" Er ruft genauso laut zurück: "Jürgen!" Mann, ist das schön. lach
Wir tauschen unsere Telefonnummern aus und verabreden uns zum Aperitivo in Fiorenzuola d’Arda und zum Champions League Finale ohne Bayern München in Berlin.
Photos von der Strecke? Braucht es nicht! Es sieht so aus wie gestern, vorgestern und morgen. grins

Am Nachmittag sind wir Zeuge einer Hochzeit, teilen unsere Heldengeschichten und gehen in das Hotel, in dem sich Freunde von Roberto aufhalten. Franzosen, Frankokanadier sowie Franko-Schweizer trinken Spritz. Der Neusser verlässt die Runde und lässt die anderen in ihrem Kauderwelsch alleine. „Ciao Roberto!“ grins



………. die Hochzeitskirche von innen



………. die Hochzeitskirche von außen



………. die Hochzeitskutsche von außen



………. die Hochzeitskutsche von innen



………. ein Außenaschenbecher von innen



Mit dem Aschenbecher komme ich zum Abschluss des Tages. Nach 20:00 Uhr stehen gedeckte Tische mitten auf der Straße. Es gibt für 24,- Euro Omelette mit grünem Spargel, Risoto de Aspargos, Käse, Wasser, Kaffee und wein .
Die Idee, morgen über Fidenza nach Parma zu radeln, scheint nicht klug zu sein. Meine Nase ist von der Poebene bei 40° gestrichen voll. Ich werde in Fidenza direkt zum Passo della Cisa abbiegen, um der Francigena zu folgen.

Vielleicht wird’s ja abkühlen? Buona Notte!




Fiorenzuola d’Arda . Fidenza . Fornovo Di Taro . Berceto

Frohen Mutes beginnt der Tag, die Augen wandern nach links und rechts, doch Roberto ist nirgends zu sehen. Schade. traurig
Es sind noch 630km bis Rom =>30 Wanderetappen => 15 Tage => Petersdom: 22. Juni! Andiamo! dafür

Es ist wie es ist. Gegen Mittag wird mir vieles zu viel. Ich muss mich damit arrangieren, bin ja keine 30 mehr, habe in meinem Leben wenig Sport getrieben und kann mir die Qualmerei einfach nicht abgewöhnen. Dass mich dennoch diese Torturen nicht völlig fertig machen und mir sogar Freude und Erfüllung bereiten, macht mich einerseits zufrieden, andererseits würde ich schon gerne mehr auf die Beine stellen. Manchmal schaue ich mir Reiseberichte hier im Forum etwas neidvoll an und fühle dabei einen gehörigen Respekt vor denen, die mit 70 noch Strecken schaffen, an die ich nicht mal während meiner manischen Zeiten denke.
Die glänzende Seite der Medaille zeigt mir aber auch deutlich, dass ich mich nicht verstecken muss. Noch regt sich in mir ein lebendiges und lernfähiges Inneres. Andere sind doch mit 60 schon so alt und taub, dass sie ihre größte Erfüllung im Buchen von Kreuzfahrten auf den Weltmeeren finden. Da scheint ja schon das Ankleiden zum Dinner eine sportliche Höchstleistung zu sein.


Während mir das so durch den Kopf geht, rauscht in den leicht ansteigenden Hügeln vor dem Apennin schon wieder ein Ufo an mir vorbei. Ein Doppelsitzer-Ufo mit Sonnendach und zwei winkenden Jungspunden lässt mich alt aussehen. Wahrscheinlich waren es die hier auf dem Hase Pino Allround?

Um 12:00 Uhr, es hat 39°, kann ich nicht mehr. 5 Stunden dauerten die 44km mit Pausen. Was heißt Siesta auf Italienisch?
Nach einem kleinen Imbiss beschert mir die Kühle des Zimmers 4 Stunden Schlaf am Stück. Das ist Erholung genug, um mich anschließend auf die Suche nach den Schönheiten in Fornovo Di Taro zu machen.

Ein paar Bilder:

………. Fahrradweg in Fidenza



………. Fahrradweg über den Taro



………. Hinweise darauf, woher ich komme und wohin ich möchte



………. in der Kirche bekomme ich meinen Stempel



………. vor der Kirche bekomme ich ein kühles Blondes



In Antwort auf: Quäldich
Kann man als Radfahrer den Apennin auf einer Hauptroute, beispielsweise zwischen La Spezia und Parma, überqueren, ohne in Lärm, Abgas und Gestank zu ersticken oder von Horden wilder Automobilisten oder Motorradfahrern in den Graben gefahren zu werden?

Es geht! Es geht sogar sehr gut. Die Temperaturen steigen von 22° um 07:00 Uhr auf moderate 35° am Nachmittag. Mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 7,08km/h überwinde ich 900hm am Stück, quatsche Pilgerlatein mit Schwaben aus Tübingen, tanke in Cassio Kalorien und entscheide mich dazu, in Berceto den Tag zu beenden.


………. mit so einem kleinen roten Renner macht das hier bestimmt auch viel Spaß. bäh grins



………. doch pausiert man dann an jeder zweiten Kehre?



………. um die Wiesen zu fühlen,



………. oder den Ginster zu riechen?



………. Aus eigener Kraft hier oben zu stehen, kann so schön sein!



………. Nein, ich würde die Francigena nicht mit einem Ferrari machen wollen. Es gibt bessere Alternativen. dafür



Die beiden kommen aus Grenoble und sind irgendwo am Mont Cenis über die Alpen nach Turin gelangt. Sie schlafen immer im Wald bei ihren Herrschaften. Ihre Geschichte erzählen sie mir und zwei Schweizern an der Fonte Romea beim Aperitivo. Wann auch sonst? grins

Berceto ist ein wunderbares Örtchen, das etwas unterhalb der SS62 liegt. Weiterhin gibt es eine Trattoria, in der Mama Vittorina kocht, serviert und einem das Gefühl gibt: "Fühl dich bitte wie zuhause." bravo
Das macht sie alles und noch viel mehr, während Papa Francesco im Fernsehsessel italienische Soaps schaut. Hier ist der Gastraum wirklich das Wohnzimmer der Familie.
Achso: Tagliatelle con Funghi, Cottolette, Wein, Wasser, Kaffee und Kuchen: 20,- lach





………. das Wohnzimmer von außen. Ein "must have Klick" für den nächsten Wegpunkt wein




Berceto . Passo della Cisa . Sarzana . Pietrasanta

Bis zum Passo della Cisa sind auf den nächsten 9km noch 200hm zu bewältigen. Das geht mir relativ locker in 90 Minuten vom Sattel. Oben begegnen mir die beiden Pilger mit ihren Pferden wieder.
Wann habe ich das letzte Mal im Zelt geschlafen? Mein Wunsch, am Meer zu zelten, überholt mich auf der rasenden Fahrt ins Tal.
Autos? Fehlanzeige! Die Straße gehört mir alleine!

………. Berceto am Morgen



………. Berceto von oben



………. Ostello Cisa an der SS62



………. Gipfelphoto



………. noch ein Gipfelphoto



………. erstes toskanisches Hinterdemgipfelphoto



………. zweites toskanisches Hinterdemgipfelphoto



………. erstes toskanisches Wiederimtalphoto mit dem Radweg in Pontremoli grins



Durch die historische Altstadt von Pontremoli schiebe ich mein Rad und atme erstmalig Mittelmeerluft. Wir haben 10:30 Uhr. Das ist selbst für mich zu früh, um den Tag zu beenden.
Die SS62 wird voller. In der Nähe gibt es eine Autobahnausfahrt und dazu gesellen sich zwei weitere Landstraßen. Kurz hinter der Stadt führt mich die schmale SP31, auf der auch die Eurovelo 5 ausgeschildert ist, ruhig weiter.

Ganz in der Nähe gibt es ein wunderbares Dorf, das komplett zu einem Hotel umgebaut wurde. Dort wurde mir als Motorradfahrer das Vergnügen zuteil, privilegiert zu nächtigen. Wer also Lust verspürt, sich dort luxuriös mit Speis und Trank vom Feinsten verwöhnen zu lassen und im Pool zu kraulen, ist hier sicher immer noch herzlichst willkommen. Leider gibt es keine Pilger- und keine Einzelzimmerpreise im Costa d'Orsola.
Hätte ich natürlich weniger Kohle ausgegeben, nur Tütensuppen gekocht und mehr im Zelt geschlafen, ja dann............ lach


Bis Villafranca In Lunigiana bleibe ich auf der SP31. Das, was jetzt folgt, ist reines Überlebenstraining. teuflisch







Schrieb ich Überlebenstraining? Im Nachhinein erscheint mir das Radeln auf der SS62 eher als vertrauensbildende Maßnahme. Ja, die Italiener wissen sehr genau, wie breit ihre Autos sind. Sie wissen es auf den Millimeter genau. Immer! grins

In Aulla bietet die Herberge nur Schlafsäle. Ich lerne weiterhin zu vertrauen und beende den Tag in Sarzana. Nur zur Info: Selbst die Eurovelo5 geht von Aulla bis hier über die SS62.



Sarzana ist klasse. Die erste Unterkunft macht einen völlig verrotteten Eindruck. Die zweite Unterkunft ist belegt und die dritte ist mir zu teuer.
Irgendwann einmal vor langer Zeit bezahlte ich ein sehr teures Verhandlungsseminar. Heute wird geerntet, was ich einst gesät. Das Rad trage ich in den zweiten Stock in eine 3-Raum-Wohnung. 30,- Euro! lach

Wie war das mit der neuen Tageszeit?
Sie wird von mir auf den Namen "pre Aperitivo" getauft wein
Es ist die Zeit nach der Ankunft im Quartier, die ich gerne für einen Stadtbummel und zur Orientierung nutze.

So sitze ich im "Dolce Vita" auf der Via Giuseppe Mazzini, schau auf die Porta Romana und freu mich, heute 3 Etappen geschafft zu haben. Dumm ist nur, dass der Wanderweg ein vielfaches mehr an Natur zu bieten hat.







Vor dem Dolce Vita notiere ich erstmalig, was mein italienisches Frühstück so beinhaltet:
Un Croissant, un Croissant con Cioccolato, due bicchieri grande Latte freddo, un Cappucino, due Cafe Doppio. Immer wichtiger wird mir die kalte Milch. Das ändert sich bis Rom kaum.
Der Satz: "Può portarci un portacenere, per favore." gehört natürlich zur Bestellung dazu. bäh

Das Meer ruft. In Massa habe ich auf der SS62 genug Vertrauen gesammelt und bin begeistert, was es hier auf den Märkten alles zu kaufen gibt. Der Weg führt im Zick-Zack durch dutzende Campingplätze.
„Mama, wann sind wir endlich da? Wie weit ist es noch bis zum Strand?“ teuflisch





………. gefahrene Kilometer seit Lausanne



Kennst Du das Gefühl, wenn Du dir nichts sehnlicher wünschst, als ne Rohloff unterm Weihnachtsbaum auszupacken und sich hinter den Schleifen ne japanische Schaltung versteckt? dagegen
Dieser Alptraum ist wohl mit nichts zu überbieten.
Doch 100 Meter weiter wirst Du an der Strandautobahn eines besseren belehrt. weinend







Doch Glück findet sich auch im Unglück, denn die Saison hat noch nicht begonnen.
Trotzdem: Vorbei der Traum, am Strand einen Campingplatz zu finden; vorbei der Traum, am Strand zu liegen; vorbei der Traum, hier überhaupt ein nettes Plätzchen zu finden; vorbei der Traum, am Strand bis nach Viareggio zu radeln............Das wäre wirklich das letzte, was mir jetzt noch fehlt. Im Rother steht ergänzend, dass die Herberge in Marina die Masse 160 Betten hat. Na wunderbar. Weg hier, aber schnell.

Erst 8 Kilometer weiter kann ich mich etwas beruhigen. Auf der Seebrücke von Forte dei Marmi, Edmund Stoiber ist hier Ehrenbürger, fallen mir die fliegenden Händler auf, die scheinbar den gesamten Strand unter sich aufgeteilt haben. Einige Tage später bestätigt mir das ein Nigerianer, der seit 10 Jahren hier lebt.
Vom Strand führt eine wunderschöne Allee nach Pietrasanta. Besseres hätte mir nicht begegnen können.






Pietrasanta ist ab heute meine Lieblingsstadt. dafür

Im Hotelzimmer schmeißt mich das Bett rücklings auf den Boden. Dieses Felbett ist sowas von bescheiden, dass ich die Matratze auf den Boden lege, um überhaupt gerade liegen zu können. Eine weitere Entscheidung fällt mir nach dem Duschen leicht.
Zelt, Schlafsack, Kocher, Espressokanne, Isomatte, lange Hose, Pullover, 2 Radtaschen und ne Sturmhaube fliegen oder rollen im Karton nach Hause. Mit Karton sind das 9980 Gramm. Kosten mit Karton 40,- Euro.



………. In Schwaben reden sie alle vom heiligen Blech. In Pietrasanta ist der Stein heilig, auch wenn der erste Eindruck täuscht.







Was kann ich mich doch an so viel greifbarer Kunst erfreuen und hellauf begeistern. Dazu kommt, dass hier in Pietrasanta viele Kunst- und Architekturstudenten und Studentinnen an ihrer Staffelei stehend und sitzend Aquarelle malen. Sie zu beobachten, wie sie den Pinsel vors Auge halten, um die Perspektive der Architektur zu prüfen, um diese anschließend akribisch aufs Papier zu übertragen, ist einfach ergreifend. Man spürt förmlich ihre Begeisterung, wenn sie ein Auge zukneifen, den Mund verziehen und den Kopf neigen, um das Ergebnis lächelnd zu prüfen. bravo



Wenn ich es richtig verstanden habe, werden die Skulpturen jeden Monat getauscht, um anderen Platz zu machen. Wenn es nach mir ginge, könnte ich hier jeden Monat einrollen. lach
Der Überhammer kommt aber noch.

Um eine Kerze anzuzünden, gehe ich in die Kirche, schalte mein Handy aus, öffne die Tür und sehe dann sowas: dafür



Was für eine eindrückliche Erfahrung! Sie lässt mich sprachlos stehen.

Fernando Botero lebt in Pietrasanta. Hier ist ein Museum. Ich möchte noch einen Link mit einem Interview Boteros einfügen: Klick drauf

Jetzt möchte ich mich von diesem Teil des Berichtes mit einem Photo verabschieden, das mich mahnt, heute nicht zu viel zu essen. lach



Bei Nonna Lory gibt’s heute Gnocchi mit Nachschlag und Scaloppina Limone. Pilgermenu 20,- Euro. Nachtisch? Ist mir beim Wein entfallen. grins

Nicht dass jemand den Text falsch versteht. Bei Nonna Lory gab es nur etwas zu essen, denn sie hatte kein Zimmer frei. Das beschissene Bett stand woanders.

Damit bin ich in der Toskana angekommen. Bis zur Grenze ins Latium ist es nicht mehr weit, doch es wird sehr, sehr hügelig……………………………

Fortsetzung folgt…………………………………………..




von: cyclerps

Re: Via Francigena; Teil V Santhia . Pietrasanta - 16.02.16 05:59

Lieber Jürgen, dein erlebtes ist einfach toll. Ich lese deine Berichte immer vor Beginn meines Arbeitstages. Mir ist jetzt aber nach Rad fahren in Italien. Ich rieche ja förmlich Pasta kurz vor 7 Uhr im drückender Hitze!
Die Papierberge vor mir deuten auf einen anderen Tagesverlauf hin...... .

Vielen Dank dafür!
von: Hansebiker

Re: Via Francigena; Teil V Santhia . Pietrasanta - 16.02.16 11:32

Moin moin,
mir geht`s da ähnlich wie Dir, allerdings mit 5 Stunden Zeitverschiebung. Papier auf dem Schreibtisch? Ja, hab ich auch: Strassenkarten, Reiseliteratur, alte Tagebücher ... teuflisch
So, die Sonne lacht, der Wind schläft, das Reiserad wartet schon. Noch schnell einen Tee kochen, in die Thermoskanne füllen und los geht`s. Da lobe ich mir doch den Ruhestand.

@Jürgen: Klasse geschrieben. Ich plane jetzt um und verlege meine Frühjahrstour von der Mosel auf die VCA von Donauwörth nach Venedig, basta, bei Pasta und Vino Rosso. dafür
von: barbara-sb

Re: Via Francigena; Teil V Santhia . Pietrasanta - 17.02.16 20:00

Hallo Jürgen,

genau da, in Berceto, in diesem Gasthaus, bin ich auch gelandet, 2009, auf dem Weg nach Rom; über Nacht durfte das Rad im Gastraum parken...
Vielen Dank für Deinen Bericht, der so viele Erinnerungen weckt, der aber auch und vor allem Deine Eindrücke und Erfahrungen so erlebbar macht. Bin gespannt auf die Fortsetzung.

Viele Grüße
Barbara
von: Juergen

Re: Via Francigena; Teil V Santhia . Pietrasanta - 18.02.16 13:37

Hallo Barbara,
ich kenne deinen Bericht, hab ihn vor meiner Reise auch gelesen. zwinker
Ja, dieses Gasthaus in Berceto und der Ort überhaupt waren richtig gut. :lecker:
Die Strecke von Parma über Calestano nach Berceto wäre ich auch gefahren, wenn ich Parma besucht hätte. Parma und Pisa habe ich dann auf meinem Rückweg besucht, doch das ist eine andere Geschichte. grins

Lieben Gruß
Jürgen

@Ingo
Jetzt plane nicht zu früh! Ich möchte nicht dafür verantwortlich sein, wenn Du nach England, Frankreich, Österreich-Venedig, später doch noch ganz woanders hinmöchtest. lach
von: Hansebiker

Re: Via Francigena; Teil V Santhia . Pietrasanta - 18.02.16 15:33

Verstehe ich nur zu gut. Ich hab noch so viel vor und muss leider erkennen, dass die Zeit, die mir bleibt, nicht reichen wird. Dann muss man Prioritäten setzen, oder man muß würfeln.
Aber, da ich morgen die Bahn buche, besteht zwar noch ein Restrisiko, aber damit musst Du leben.
von: Juergen

Re: Via Francigena; Teil V Santhia . Pietrasanta - 24.02.16 11:01

Dir ist schon klar, dass Du gebuchte Tickets auch zurückschicken kannst? teuflisch

ps: Gleich kommt der nächste Teil. schmunzel
von: Wuppi

Re: Via Francigena; Teil V Santhia . Pietrasanta - 24.02.16 11:18

In Antwort auf: Juergen
...Gleich kommt der nächste Teil. schmunzel

auf gehts .... wein

Gruß Rolf
von: Juergen

Via Francigena; Teil VI Pietrasanta . Bolsena - 24.02.16 11:35

............................Von Neuss nach Rom in kleinen Schritten
............................Teil VI: Pietrasanta . Lago di Bolsena (Latium)

Pietrasanta . Camaiore . Lucca

………. Die Studenten stehen schon um sieben mit ihren Staffeleien am Straßenrand.



………. Mit einem Besuch beim Dicken endet mein Aufenthalt in dieser schönen Stadt.



Im Tagebuch steht als erster Eintrag: „SUPERTAG!“ grins

Auf der SR439 könnte ich Lucca ohne jegliche Höhenmeter erreichen. Doch auf der Straße ist recht viel Verkehr und die Hügel links von mir sehen so schön aus, dass mir nichts anderes übrigbleit, als ab Capezano Pianore der Via Italia, der SP1 oder, wie man sie hier auch nennt, der Via Aurelia zu folgen.

Schon der erste Buckel erscheint mir nicht unbedingt als unüberwindbare Schrankwand mit 14%. Diese paar Meter schrecken mich heute nicht.
Camaiore hat eine wunderbare Altstadt. Es gibt eiskalte Milch und traumhafte Lindenalleen, die mich von leicht bis aufs heftigste ansteigend nach Montemagno geleiten. Eine kurze Abfahrt folgt bis Bartoli.




:Fußgängermodus ein:   
Es ist richtig steil, es ist schattig, es ist grün, es ist traumhaft schön
:Fußgängermodus aus: lach

Dieses 1,90m schmale Sträßchen schlängelt sich scheinbar um die Bäume herum und hat sogar einen Mittelstreifen. Die Ausfahrt nach San Macario In Piano lässt mich mein Bankguthaben überschlagen, ob es hier für kleines Rustico reichen würde. Wohl eher Nein. traurig



Ein Tipp: Wer jemals an dieser unscheinbaren Hütte achtlos vorbei fährt, hat halt Pech gehabt. Klick 1 oder KLick 2 bäh

Hinter der Brücke über den Serchio geht links ein geschotterter Weg am Fluss entlang. Dieser Weg führt direkt zu einer Badestelle. Das Wasser ist glasklar und sehr erfrischend. Wie ich später noch feststelle, gibt es vor der nächsten Fußgängerbrücke noch Badeplätze an Stromschnellen. Diese sind jedoch stark besucht. An der Brücke führt die Straße direkt ins Zentrum von Lucca.





Die Suche nach einer Unterkunft gestaltet sich schwierig. Hotels sind exorbitant teuer, Privatzimmer gibt es nur außerhalb. Also nehme ich das Ostello San Frediano, das allerdings kräftig ins Geld geht. Für 50,- pro Nacht bekomme ich aber auch ein Studio über 2 Etagen und ein tolles Frühstück. Ich hätte es schlechter treffen können.



Eine private Nachricht macht mich sehr traurig, sodass ich nichts auf die Reihe bekomme und ziellos durch die Stadt laufe. Diesen Ruhetag in Lucca hab ich mir anders vorgestellt.
Im Gedächtnis blieben mir die kleine Piazza an der Chiesa di Santa Giulia. Hier erklingt klassische Musik, die mich etwas aufmuntert. Zwei Stunden sitze ich auf einer Bank, schreibe und lese, während Studenten im Konservatorium vorspielen. In der Kirche wird ein Konzert geprobt. In diesem Augenblick ist das der friedlichste Platz, den ich je kennenlernen durfte.



Lucca aus meiner Sicht:

………. das war das schlechteste Essen on Tour! Irgendeine Trüffelpampe. Furchtbare Touristenfalle. weinend



………. Die Piazza Anfiteatro nach dem Fiasko lach



………. immer noch..............



………. hier geht’s raus!



………. hier geht’s hoch!




Lucca . Altopascio . San Miniato

Bereits nach wenigen Kilometern gibt mein Tacho keinen Piep mehr von sich. Die Batterie ist leer. Als Ersatz kommt die teuerste Knopfzelle meines Lebens zum Einsatz. Sie kostete nur 5,- Euro. Das erste Angebot in Lucca lag bei 8,- Euro. Wohlgemerkt, es war eine stinknormale CR-2032, die in der Bucht 30 Cent kostet. Soviel zu den Preisen in Lucca.

Schon in Altopascio wird es merklich wärmer, nachdem gestern noch eine kleine Schauer für etwas Abkühlung gesorgt hat. Die Staubstrecken des Originalweges spare ich mir und bleibe auf der SP15 bis Fucecchio. An der Brücke über den Usciana-Kanal zeigt das Thermometer 45°. Eine längere Mittagspause verbringe ich mit zwei Australiern, die in der Herberge auf der Brücke übernachten möchten. Mein Ziel für heute liegt aber hinter San Miniato.
Doch dafür muss ich erstmal hoch, anschließend wieder runter und nochmals nach oben. 49°! grins

………. Zypressen in Reih und Glied. Chiesa di San Jacobo in Altopascio



………. Herberge in der Ponte a Cappiano



………. neue Architektur am Rande von Fucecchio



………. der erste Blick auf San Miniato vor der Brücke über den Arno



………. erste Pause zwischen San Miniato Basso und San Miniato im kühlenden Schatten



:Fußgängermodus ein: 
Es ist richtig steil, es ist brüllend heiß, es gibt keinen Schatten, es ist mal wieder traumhaft schön
:Fußgängermodus aus: lach

Schon bei der Tour Planung hatte ich vor der Toskana den meisten Respekt. Es sind nicht die langen Anstiege, die wehtun, es sind diese fiesen steilen Hügel mit wenigen Höhenmetern in Verbindung mit Anstiegen im zweistelligen Prozentbereich. Würde ich es wieder so machen? Ja, denn die Bergdörfer bieten den unvergleichbaren Charme des Mittelalters in Verbindung mit dem Blick auf unverzichtbare Errungenschaften der Neuzeit.

………. Hinter mittelalterlicher Fassade



………. überraschen beleuchtete Regenschirme............



………. und von unten nicht sehbare Aufzüge............weinend



Östlich der Stadt überrascht mich eine einbetonierte Tiefgarage für die Stinker mit Wasserhähnen für durstige Radler. Noch einmal muss ich kurz in den Fußgängermodus, bevor mein Tagesziel rechts am Wegesrand auftaucht. Pellegrino hat es mir im Fragefaden empfohlen.
Die Azienda Agrituristica Marrucola ist ein Volltreffer! party

„Kommen Sie bitte herein. Das ist meine Familie. Setzen Sie sich bitte zu uns an den Tisch. Seien Sie unser Gast. Möchten Sie Spaghetti, etwas Salat, Wein und Wasser? Probieren Sie bitte den Kaffee zum Kuchen! Von Wo kommen Sie? Von Düsseldorf? Mit diesem Rad? Bis nach Rom? Fühlen Sie sich bitte wie zu Hause. Da hinten ist der Pool!“ verliebt

Eigener Wein, eigenes Öl, selbst gebackenes Brot und sonstige Leckereien werden hier herzlichst dem schwitzenden Radler kredenzt. Auch die Zimmer sind fantastisch.
Der Blick über die saftig grünen Hügel verspricht saftig heftige Anstiege für den morgigen Tag. Doch heute ist heute, und während ich so am Pool den anderen Gästen zuschaue, freue ich mich aufs Menu. wein

………. Freiheit für die Füße! grins



………. Süßer das Pilgerleben nicht sein kann grins



………. mit einer kleinen Portion Antipasti am Abend wein


………. und dem besten Spargel-Risotto forever, das ich leider nicht geknipst habe. traurig

Das erweiterte Frühstück mit Käse, Schinken&Co bereitet mir Claudio höchstpersönlich. So früh stehen seine Angestellten normalerweise nicht auf. Dass ich für das Mittagessen und das abendliche Menu mit allem PiPaPo 25,- Euro zahlen darf, beschämt mich nicht wirklich, denn Pilger sind doch arme Wandergesellen. grins




San Miniato . Castelfiorentino . Certaldo . San Gimignano

Hinter Calenzano I und Calenzano II werde ich unsicher, ob die weiße Straße heute das richtige für mich ist. Dicke graue Wolken sammeln sich am Horizont und kommen näher. Der eigentliche Weg der Francigena führt über Gambassi Terme und Pancole ins Manhattan des Mittelalters. Wer sich den Track von mir anschaut, wird erkennen, wo ich gezweifelt habe.
Dass die Entscheidung, über Castelfiorentino zu fahren, richtig war, zeigen die Bilder aus Certaldo. Was für ein Glück, dass ich dort den schlimmsten Teil des Unwetters unter dem schützendem Dach eines Supermarktes verbringen konnte.

………. Blick von Calenzano II auf San Miniato



………. Blitz und Donner bei Certaldo



………. Blick nach vorne bei unbeständiger Wetterlage weinend



Die Abkühlung auf 17° tut richtig gut. Nur manchmal bleibe ich auf dem Weg nach San Gimignano unter schützenden Bäumen stehen. Ich hasse es, im Regen bergauf zu radeln!

Den Fußgängermodus brauche ich nicht einzuschalten. Auf den letzten Metern vor dem Stadttor packt mich bei 10% der Ehrgeiz. lach
Es gibt keinen Aufzug, auch wenn dieser in einem Reisebericht zur Francigena erwähnt wurde. Die Autorin hatte San Miniato und San Gimignano verwechselt. Kann passieren! grins

Schwester Magdalena erweckt in mir den Eindruck, als fühle sie sich in ihrem Nachmittagsschlaf gestört. Doch mein Rad steht prima im Schuppen des Klosters, und das Zimmer gehört mir alleine.

"pre Aperitivo:" Zeit für den Stadtbummel mit der Kamera:

„Gibt es das beste Eis der Welt jetzt bei Ihnen oder da Nebenan?“
„Sie sind aus dem Rheinland. Köln oder Düsseldorf? Wissen Sie, der von nebenan hat es auf die Tür geschrieben. Ich habe die Zertifikate. Punkt.“
lach
Sergio hat wirklich das beste Eis der Welt. Als ich ihm sage, dass ich Paolo Conte liebe und demnächst jedes Mal, wenn ich Gelato al Limon höre, an ihn denken werde, nimmt er mich in den Arm und wir singen gemeinsam. lach



………. Vor dem Dom sitzt ein Engländer und zeichnet eine Hochzeit mit einem 6B. Er hat die Kamera gegen mehr Zeit eingetauscht.



………. Die Italiener betrachten das Spektakel am Sonntag ohne eine Canon, die zu hunderten an touristischen Hälsen hängen.



………. Die Kommunisten grüßen Syriza jenseits des Adriatischen Meeres



………. Einfach nur ein schöner Platz



………. Einfach nur eine ordentlich leckere Portion Spaghetti außerhalb der Stadtmauer



………. Einfach nur ein wunderbarer Ausblick




San Gimignano . Colle Di Val D'Elsa . Monteriggioni . Siena

Während Schwester Rabiata noch schläft oder singt, trinkt ein Kalifornier mit mir warmgehaltenen Kaffee. Er läuft mit dünnstem Schuhwerk, in das die Zehen eingearbeitet sind. Er sieht fit aus und läuft jeden Tag ca. 50 km. Buen Camino! lach

Während es mal wieder schüttet, bringt mir die Bedienung in dem Café mit dem Schriftzug über der Tür ein völlig überteuertes Frühstück. Nun gut. In Italien regnet es maximal eine halbe Stunde lang. Stimmt auffällig!
14 Etappen bis Rom nach dem Pilgerführer => 7 Tage auf dem Rad => Ankunft in Rom: 21. Juni. Passt immer noch.

Die Strecke verläuft ohne nennenswerte Begebenheiten. Ein paar Bilder:

………. Rückblick auf San Gimignano



………. ein Castello von weitem



………. Castel Petraia von ganz nah



………. Monteriggioni von der Seite



………. 2 Cappu, Milch, Brot, Quiche mit Gemüse, gefüllte Zucchini mit Ei, Mozzarella und Toast mit Thunfisch: 10,- Euro bäh lach



Warum Pellegrino hinter der Bar Ceppo rechts ab gebogen ist, werde ich wohl nie verstehen. In Erinnerung bleibt der Fußgängermodus mit 16% vor Siena.

Am Rande der Innenstadt, es regnet in Strömen, findet booking.com für mich ein Quartier mitten in Siena. Angerufen, das Quartier ist als POI im Garmin aufgeführt, Preis abgeklärt und Navi mit der Routenplanung beauftragt. So mache ich das gerne. Warum soll ich über booking.com buchen? Die wollen doch nur meine Daten.
Im Tagebuch steht: Wahnsinns Entrée, Albergo Bernini; die schönste Terrasse Sienas. dafür





Von Siena bin ich dieses Mal, es ist mein dritter Besuch hier, enttäuscht. Vielleicht liegt es am Wetter, vielleicht an der allgegenwärtigen Abzocke, vielleicht auch am Protz des Doms, der mir noch nie so intensiv unanständig aufgefallen ist.
Vielleicht mag es auch daran liegen, dass mich ein Abendessen in der empfohlenen Trattoria bei genauer Betrachtung der Speisekarte, mindestens 60,- Euro gekostet hätte. Das gefällt mir nicht.

Nochwas: Den schlechtesten Spritz mit der unfreundlichsten Bedienung gibt es an der Piazza del Campo im Regen.





Bestens hat mir die Basilica Cateriniana Di San Domenico gefallen. Ganz aus Ziegelstein gemauert, merkt der Besucher sofort, dass Schlichtheit und maßvolle Größe der Gebäude den Architekten der Bettelordenskirchen wichtiger waren als Gold und polierter Marmor.
Dass es gegenüber die Möglichkeit gibt, erlesene Weine glasweise zu bestellen, war genau die richtige Vorbereitung auf den morgigen Tag. wein





………. Ein Gecko leistet mir in der Nacht Gesellschafft



………. Mit einem versöhnlichen Blick von der Terrasse verabschiede ich mich von Siena, das gerade aus dem Nebel erwacht.




Siena . Buonconvento . Montalcino . Abbazia di Sant’Antimo

Als Einstimmung auf mein Tagesziel, der Abtei Sant’Antimo, mag sich der interessierte Leser gerne das verlinkte Video anschauen. schmunzel
Doch es kommt sowieso ganz anders!

Die Abfahrt ins Tal nach Monteroni d Arbia durch dichten Nebel macht so richtig Spaß. Toskana im Juni bei 18°. Seit Monteriggioni bin ich auf der SP2, die direkt nach Rom führt. Doch es ist nicht meine Intention, stur auf der Via Cassia zu bleiben. Hinter Buonconvento werde ich einen Abstecher nach Montalcino machen. Der Brunello di Montalcino ist einer meiner Lieblingsweine. wein





Das Stadttor von Buonconvento erreiche ich um 10:19 Uhr nach 29km bei herrlichem Sonnenschein. Dieses Dorf nimmt mich schlagartig mit seinem Charme so gefangen, dass mir ein Angebot von 40,- für ein Einzelzimmer mit Halbpension gerade recht kommt. Widerstand erscheint mir zwecklos, zumal Montalcino auch nur im Fußgängermodus zur Mittagszeit zu erreichen wäre.

Buonconvento behalte ich in bleibender Erinnerung, als ein Dorf mit vielen liebenswerten Details: verliebt

………. Die L’Eroica ist hier allgegenwärtig,



………. und das Eis immer eine Sünde wert.



………. Gasse von oben




………. Gasse von unten



Im Restaurant des Albergo Roma erklingen am Nebentisch Worte, die mir bekannt vorkommen. Ein Ehepaar aus dem schönen Emmental bei Lützelflüh teilt meine Begeisterung für die kühlenden Badeplätze an der Emme. Die Welt ist klein. Mit Yvonne und Jörg verbinden mich noch mehr Gemeinsamkeiten, und so verbringen wir einen entspannten Abend bei Antipasti, Kalbfleisch mit Trüffel und Tiramisu. Halbpension, sagte ich schon. lach

Der Frühstucksgutschein ist in der Bar nebenan einzulösen. Yvonne und Jörg sitzen dort mit einer anderen Schweizerin beim Cappu. Annemarie wird über Rom hinaus nach Civitanova del Sannio laufen, dort auf ein Fahrrad umsteigen und über den Gotthard zurück in die Schweiz radeln. Doch das weiß sie jetzt noch nicht. bravo

Kurz hinter Buonconvento biegt von der Via Cassia die Strada Provinciale Del Brunello (Sp45) ab. Alleine der Name dieser Straße lässt mir das Wasser im Munde zusammenlaufen. Angesichts exorbitanter Preise, die in Deutschland für einen wirklich guten Brunello gezahlt werden, steigt die Hoffnung auf einen bezahlbaren 2007er ähnlich an, wie die SP45 nach Montalcino. grins

Doch vor dem Fußgängermodus fallen mir noch zwei Pilger auf. Marcella und Robert wohnen bei Straßburg und sind in Lausanne gestartet. Sie sind der Meinung, dass ich nicht soviel rauchen solle und gehen weiter links ab Richtung San Quirico D'Orcia. Buen Camino! lach

………. Ob der 2015er so gut wird wie der 1995er? grins



………. Montalcino vor dem Fußgängermodus



………. Montalcino nach dem Fußgängermodus



In der schwülen Luft haben mich die 13% mehr als bis an meine Grenze gebracht. Selten war mein Hemd so klatschnass wie heute. Doch meckern mag ich nur über den Preis eines Glases vom 2007er.
12,- Euro sind fast doppelt so viel, wie ich in Siena bezahlt habe. bäh

………. Der 2008er geht so gerade noch, doch der Geschmack ist nun überhaupt und gar nicht vergleichbar.



………. Die Flaschenwahl fällt ins Wasser. Andere Mütter haben auch schöne Töchter. wein



Rückblick: Montalcino und die Abtei Sant’Antimo waren Stationen einer Reise im Jahr 1995. Auf der Wiese vor dem Kloster lagen wir in Eintracht nebeneinander, blinzelten in die Sonne, quatschen Guzzi- und Harley-Latein, während aus den glaslosen Fenstern der Kirche gregorianische Gesänge tönten, die uns Rocker sanft schwingen ließen. Leider kamen die Klänge damals vom Band.
Später wurde ich Fan von Jan Garbarek, hörte Officium und anderes von ihm öfter, als es meinen Nachbarn gefiel. Mehrfach konnte ich seine Konzerte besuchen, wobei mir ein Auftritt mit dem Hilliard Ensemble im Ulmer Münster unvergessen bleibt. Ein Beispiel zum hinhören
Was bleibt nachhaltig von solchen Erfahrungen?
Da wäre zum einen die letzte Stereoanlage meines Lebens zu nennen, die ich mir nach einem Konzert in der Kölner Philharmonie kaufen musste. Weiterhin besteht seit dieser Zeit der Wunsch, die Abtei noch einmal zu besuchen.


Meine Recherche ergab, dass täglich mehrfach die Messe gehalten wird und Pilger im Gästehaus des Klosters übernachten können.

Die Fahrt ins Tal ist fantastisch, doch geht sie viel zu schnell vorbei, da ich vor einem großen Hund abhauen muss. Die Erinnerungen an Portugal holen mich wieder ein. Es bleibt jedoch die einzige Begegnung mit meiner Angst auf der gesamten Reise.

………. Ein erster Blick Richtung Castelnuovo dell’Abate



………. Ein zweiter Blick Richtung Castelnuovo dell’Abate



………. Ein erster Blick auf die Abtei Sant’Antimo



Um Punkt 14:00 Uhr kommt der erste heftige Regen, den ich in einer kleinen Trattoria abwarten kann. Es folgt ein Spaziergang um die Abtei, während ich telefonisch versuche, ein Zimmer für die Nacht zu reservieren. Gestaltet sich das Procedere der Reservierung zunächst relativ schwierig, ist die Messe einfach nur schön.
Vier von den dort noch sechs lebenden Mönchen tönen in beschämender Einfachheit. Anders kann ich es nicht ausdrücken.

Ein paar Bilder:







Nachdem mir nicht klar war, ob die Reservierung nun geklappt hat und mir erzählt wird, dass hier nur Fußpilger nächtigen dürfen, kommt die Lösung der Verwirrung in Gestalt einer sehr resoluten Schwester, der ich doch bitte mit dem Rad hinterher hetzen möge, denn sie rast schon mal mit meinem Krempel im Lancia voraus. grins

Die Herberge entpuppt sich als eine mehr als große Betonfestung, die in den Berg gebaut ist. Hier finden oft größere Veranstaltungen statt.
Jedenfalls habe ich großes Glück. Das einzige Hotel im Dorf ist geschlossen; die Wege aus dem Tal heraus sind mühsam und steil. Immer wieder öffnen sich die Schleusen des Himmels als Grundlage für dieses grüne Paradies. Nichts kann schöner sein, als hier zu verweilen. Es hat sich sehr gelohnt, hierhin zu fahren.

Ein Spaziergang durch Castelnuovo dell’Abate fordert genügend Leistung, um das Abendessen in der Locanda S. Antonio zu überstehen. Bistecca di Vitello, Spinat, Käse und ein einfacher Hauswein erster Güte zum Pilgerpreis für 20,- Euro entschädigen mich mehr als genug für den entgangenen Brunello. wein








Abbazia di Sant’Antimo . Campiglia D'Orcia . Ponte a Rigo .

Um mich herum geht’s nur hoch, dahinter wieder runter, über den nächsten und den übernächsten Buckel rauf und runter. Genauer gesagt, geht’s heute 950 Meter hoch und 950 Meter wieder runter. Die Maximalsteigung beträgt 15%. Um 09:10 Uhr gibt es das erste Frühstück nach 12km in der Osteria Santa Caterina, in deren Küche gerade das Mittagessen vorbereitet wird.

………. mittlerweile habe ich den ersten Buckel hinter mir und schaue vom Fluss Orcia zurück zum Castello Di Velona, an dem ich eben noch ahnungslos vorbei gekommen bin. weinend



………. auf nächster halber Höhe ein letzter Blick zum Castello



………. Frühstück. Endlich! Die Osteria Santa Caterina scheint mehr als nur ein Geheimtipp zu sein.



An der nächsten Kreuzung steht ein Kleinbus mit Obst, Riegeln und eisgekühltem Wasser. Die Fahrerin wartet auf die letzten Radler, die auf einer Tagestour die Toskana erkunden. Maria Katherina erzählt mir, dass sie Amerikaner betreut und diese immer an bestimmten Punkten versorgt. Das wäre ja alles nicht der Rede wert, würden sie nicht im Castello Di Velona nächtigen. Was dieses bedeutet, wurde mir erst später klar.
Tante Google lüftet das Geheimnis einfacher Bescheidenheit amerikanischer Radtouristen. dafür



Campiglia D'Orcia beschert mir den Höhepunkt des Tages und eine steile Abfahrt nach Bagni Filippo. Zu einem Besuch des warmen Wassers mag ich mich nicht durchringen. Mir fehlt das Vertrauen, mein Rad unbewacht und für längere Zeit an der Straße im Touristengewühl stehen zu lassen.
So geht’s weiter bergab, und mit einem verzweifelten Blick hoch auf die Festung von Radicofani hat mich die Via Cassia wieder.







"Fahren Sie von Campiglia D'Orcia über Abbadia San Salvatore und Piancastagnaio zur Via Cassia nach Ponte a Rigo! Es ist viel schöner und die Cassia ist sowieso gesperrt."

Ein Tipp: Im Nachhinein ist man immer schlauer. Die Strecke über die SP18 wäre sicherlich viel reizvoller gewesen als über die gesperrte Via Cassia zu radeln.
Doofe Entscheidung! Vielleicht fährt ja jemand dort entlang. Deshalb habe ich die bessere Variante bei der großen Suchmaschine verlinkt Campiglia . Ponte a Rigo

Nun gut. Über die Betonbarken kann ich das Rad heben. Es geht darum, dass eine Brücke für den Autoverkehr gesperrt werden musste. Für Radler ist das aber kein Problem. Drei Holländer fahren vor. Sie hatten auch keine Lust, die Umleitung über Radicofani zu nehmen. grins

Hinter Ponte a Rigo wiederholt sich in meinem zweiten Agriturismo die Geschichte vom Agriturismo Marrucola bei San Miniato. Im Agriturismo Sant'Apollinare gibt es nur unwesentliche Unterschiede:

………. Opa Giuseppe hat den Kampf mit seinem Auto verloren.



………. Es gibt eine Terrasse fürs Terra



………. und eine schnöde Tomatensuppe geht auch auf allerhöchstem Niveau verliebt




Ponte a Rigo . San Giovanni . Proceno . Acquapendente

"Sind Sie bescheuert? Sie wollen über Proceno nach Acquapendente? Fahren Sie zurück zur Cassia und rollen gemütlich dahin!"

So oder ähnlich bereitete mich die Chefin des Agriturismo auf das vor, was kommen wird. Es klang jedenfalls noch immer so in meinen Ohren, als ich nach dem tollen Frühstück mein Rad bepacke. Frau Wirtin hatte recht, denn die Tücke liegt im Detail der elektronischen Karten, der unzureichenden Höhenlinien und dem Wettergott, der es heute mal wieder so richtig brennen lassen wollte.

Dabei überzeugt die kleine SP20 mit feinem Asphalt, leichten Anstiegen und sanften Abfahrten bis kurz vor Case Orienti. Die Buckel, die dann auf der Strada Provinciale Proceno (SP 52) kurz hintereinander folgen sind einfach nur zensiert. Was tun mir die Beine weh! Jeder Meter auf den 14% Anstiegen wird zum Feind. Erst in Proceno kann ich aufatmen, nachdem ich völlig fertig bei 40° durch die Tür einer Bar stolpere. Dabei ist es doch erst kurz vor 11:00 Uhr.
Die Grenze von der Toskana zum Latium habe ich abgefahren. Nach Rom kann es jetzt nicht mehr weit sein. lach

………. Die SP20 am frühen Morgen



………. Die Strada Provinciale Proceno ist quasi die Grenzkammstraße zwischen der Toskana und dem Latium



………. Talblick von Proceno



Die Tür zu dieser Kirche ist leider geschlossen, sonst hätte ich eine Kerze angezündet. In Gedanken bin ich in Neuss. Ein Freund wird beerdigt. traurig
Für die restlichen Kilometer brauche ich ewig. Der Weg über die Cassia nach Acquapendente zieht sich hin wie Gummi.



Ich habe immer noch keine Idee, wie ich schlechte Nachrichten besser verarbeiten kann. Im Alltag merke ich die körperlichen Folgen nicht direkt. Doch auf Radtour sind mir die Wechselwirkungen zwischen Geist und Körper sehr präsent. Lassen wir es gut sein für heute!

Am Abend, in der Basilica del Santo Sepolcro gibt es eine feine Kunstaustellung, treffe ich zwei Iren und zwei Amerikaner auf dem Weg nach Rom. Mein Weg führt mich heute noch zum Friseur. Mit kurzen Haaren und gestutztem Bart freue ich mich über die einfach designten Blumenträger. Auf einfachste Art tragen recycelte Paletten frisches Grün in graue Gassen.

………. Hier erreichen Fußpilger auf steilen Wegen die Stadt



………. Bilder einer Ausstellung



………. Detail eines Bildes



………. Es muss nicht immer Alessi, Kartell oder Cassina sein verliebt



………. Ob jemals jemand hinter dieser Tür den Namen "Poltrona Frau" auch nur gehört hat? unschuldig



Das Abendessen im Albergo "La Ripa" ist einfach köstlich. lach


Acquapendente . Bolsena

Nebelschwaden hüllen Acquapendentes Türme ein. Die Via Cassia steigt mit maximal 6%, die mir in der Kühle des Tages fast nicht auffallen. Was ist das doch für ein eklatanter Gegensatz zum gestrigen Tag!

In San Lorenzo Nuovo, ich trinke gerade Cappuccino und kalte Milch, bekomme ich ein verlockendes Angebot:
„Nehmen Sie bitte meinen Audi TT. Er ist flammneu, aufgetankt und bei den Signorinas kommt er besser an als so ein doofes Fahrrad! Sie bekommen ihn von mir geschenkt."
Ich weiß das Angebot zu schätzen, kenne mich schließlich mit dem Ding aus, doch annehmen mag ich es dann doch nicht. Dumme Entscheidung. grins

Kann mir jemand erklären, warum diese Deppen mit Goldkettchen ihre Karren mit laufendem Motor und offener Türe vor der Bar stehen lassen, während sie drinnen den Macker machen und schnell einen Kaffee kippen? weinend

………. Acquapendente im Nebel



………. Lorenzo Nuovo mit sonnigem Blick auf den Lago di Bolsena



Langsam, ganz langsam und noch viel langsamer als jemals, schreite ich durch das schönste Tor dieser Reise, atme Düfte tausender Gewürze, sehe Blumen in hunderten Farben. Die Erinnerungen an Pietrasanta, Berceto, Buonconvento und anderer Highlights mischen sich mit dem nicht aufschiebbaren und unbedingten Wunsch, hier, in dieser quicklebendigen Stadt am See, heute einen entspannten Tag zu verbringen.

Wir haben den 20. Juni. Morgen hätte ich in Rom sein können. Irgendwo habe ich auf einem Schild gesehen, dass es noch 115 km sind. lach
Um 09:55 Uhr schalte ich nach 20km mein Navi ab und beziehe ein Camera Singola in der Pensione Italia dafür







………. Mit einem Bild vom Strand, das mich ermahnt, doch wieder Yoga zu machen und rechtzeitig die müden Muskeln zu dehnen, verabschiede ich mich von all den erfüllten und unvergesslichen Tagen in der Toskana.



"Kennt ihr die Angst und Verzweiflung der Eltern von Waldorfschülern, die zwar ihren Namen tanzen können, aber null Ahnung von Rechtschreibung und Mathe haben?" grins

Fortsetzung folgt.............. in einem neuen Beitrag unschuldig



von: Keine Ahnung

Re: Via Francigena; Teil VI Pietrasanta . Bolsena - 24.02.16 13:02

Danke für den sechsten Teil. Bei den vielen schönen Bilder bekommt man Lust, einfach aufs Fahrrad zu steigen und loszufahren. Der Blick auf den Haufen Arbeit, der nicht abnehmen will, trägt dazu noch bei. Andererseits bringt mich der Blick aus dem Fenster wieder zurück auf den Boden - Schneeregen und Wind .
von: cyclerps

Re: Via Francigena; Teil VI Pietrasanta . Bolsena - 24.02.16 13:47

Wahnsinn. Mehr geht nicht. Danke Jürgen!
von: iassu

Re: Via Francigena; Teil VI Pietrasanta . Bolsena - 24.02.16 14:04

In Antwort auf: Juergen
"Kennt ihr die Angst und Verzweiflung der Eltern von Waldorfschülern, die zwar ihren Namen tanzen können, aber null Ahnung von Rechtschreibung und Mathe haben?" grins

Sehr schöner Bericht, wie immer.

Nur diesen Schwachsinn am Ende hättest du dir und uns ersparen sollen. Unzusammenhängend und inhaltlich Quatsch. Nicht dein Niveau.
von: Juergen

Re: Via Francigena; Teil VI Pietrasanta . Bolsena - 24.02.16 14:08

Andreas, warte doch bitte ab, was ich dazu zu schreiben habe. Es wird dich nicht überraschen zwinker
von: iassu

Re: Via Francigena; Teil VI Pietrasanta . Bolsena - 24.02.16 14:31

Na immerhin läßt du diesen Satz plakativ und marktschreierisch am Ende kommentarlos stehen. Eine Fortsetzung liest jedenfals derjenige nicht, der da nicht gezielt nach sucht. Ganz egal was da noch kommt, diese Art grenzt in meinen Augen an Unanständigkeit. Sieh einfach mal hier.
von: Hansflo

Re: Via Francigena; Teil VI Pietrasanta . Bolsena - 24.02.16 15:57

Reisen in seiner schönsten Form - vielen Dank für die Fortsetzung!

Hans
von: veloträumer

Re: Via Francigena; Teil VI Pietrasanta . Bolsena - 24.02.16 16:06

Die Reise ein paar Jahre früher und du hättest zwar keinen Montalcino, aber eine virtuelle Eiskrone hier gewinnen können Bilderrätsel 414. wein :eisschleck:
von: Juergen

Re: Via Francigena; Teil VI Pietrasanta . Bolsena - 24.02.16 17:14

weinend jetzt greifst Du aber ganz tief in die Mottenkiste lach

2007 hatte ich noch gar kein Fahrrad, null Vorstellung von diesem Forum und keinerlei Ahnung von Felgenbremsen. Doch in der Ferne war ich schon.
Aus heutiger, allgemein gültiger Forumssicht, sogar als Inkarnation des Bösen. teuflisch
von: veloträumer

Re: Via Francigena; Teil VI Pietrasanta . Bolsena - 24.02.16 17:55

Ein Vagabund mit Gerümpel dabei bist du aber offenbar schon immer gewesen. schmunzel
von: Juergen

Via Francigena; Teil VII Bolsena . Rom - 25.02.16 07:21


............................Von Neuss nach Rom in kleinen Schritten
............................Teil VII: Lago di Bolsena . Roma

Bolsena

Nach Strand und einer kleinen Siesta ist es mal wieder Zeit für ein leckeres Kaltgetränk. Auf der Suche nach einem schattigen Plätzchen fällt mir auf, dass es in der Kirche San Francesco, die in heutiger Zeit als Veranstaltungsraum genutzt wird, am Abend ein Konzert gibt. Carmen wird aufgeführt. Ich höre mit Vorfreude die letzten Proben und werde später dort hingehen.





Im Jahre 1263 brach ein Priester die Hostie, aus der sofort Blut tropfte. Wir mögen uns an das Wunder von Bolsena erinnern, wenn bei der nächsten Urlaubsplanung über den Blutstag mal wieder Brückentage berücksichtigt werden müssen. unschuldig

Die Basilica di Santa Cristina zeugt eindrücklich von der blutrünstigen Geschichte der Götzenanbetung in Verbindung mit dem unbedingtem Gehorsam, vorgegebene Wege nicht zu verlassen. Weil Christina von Bolsena ihrem Vater in seinem Glauben nicht folgen wollte, ließ er sie nach mehrmaligen Mordversuchen aufspießen. Mannomannomann, was sind das für Geschichten!





In Gedanken bei Graf Dracula und einer möglichen Radtour in die Walachei, bleibt mir plötzlich das Tutti vom Aperitivo im Halse stecken. party

Yvonne und Jörg aus Lützelflüh schlendern, mit einem Eishörnchen bewaffnet, durch die Gassen. Die Freude ist groß. Ein wunderbarer Abend nimmt seinen Anfang. "Carmen? Kenn ich schon!"

Die beiden haben also für den Fußweg von Buonconvento nach Bolsena die gleiche Zeit gebraucht wie ich auf dem Rad mit dem Umweg über die Abtei Sant’Antimo. Ich flipp aus!
Ach, ist das doch schön, nach Tagen der Entbehrung gemeinsam beim erweiterten Aperitivo Tutti zu hocken und beste Geschichten zum allerbesten zu geben. Geht’s eigentlich noch besser?

Gemeinsam entern wir später ein Restaurant, das auf der Kreidetafel mit Pilgermenus wirbt. Nichtsahnend lesen wir die Karte, als Marcella und Robert aus Straßburg aufkreuzen. Ja, es geht noch besser!
Die beiden haben mein Rad im Flur der Pensione Italia gesehen, sich an mich erinnert, mich gesucht und gefunden. Ist sowas nicht toll?
Es gibt Dinge im Leben, die sind einfach unglaublich. Zu fünft gibt es so viel zu erzählen, dass sich der Abend lange, sehr lange hinzieht. wein

Yvonne und Jörg legen morgen noch einen Ruhetag in Bolsena ein, während Marcella und Robert weiter nach Montefiascone wandern werden.


Bolsena Tag 2

Wahrscheinlich werden mich die Straßburger nicht mehr zu Gesicht bekommen. Der Abschied in der Herberge am frühen Morgen ist herzlich und voller guter Wünsche für den weiteren Weg. Ciao Marcella, ciao Robert traurig

Die Pensionswirtin antwortet auf die Frage, ob ich noch eine Nacht länger im Zimmer bleiben kann. "Ja selbstverständlich. Sie können auch den ganzen Sommer hierbleiben!" grins

Der späte Vormittag bleibt dem Schlendern, dem Kartenstudium und der Freude über meinen eigenen Weg vorbehalten.



Am See schreibe ich bei Cappu, Kuchen und VanNelle Tagebuch. Dass sich die Wege von uns gekreuzt haben, beschäftigt mich nachhaltig.
Ich möchte Renate Florl zitieren. Sie schreibt in ihrem Pilgerführer, dass jeden Tag neu aufzubrechen, jeden Tag neu die Stiefel zu schnüren, jeden Tag neu das Gepäck und die Konsequenzen für das eigene Tun zu tragen, die größte Aufgabe sei, die Pilger zu bewältigen haben. Dabei können wir uns sicher zwischen Himmel und Erde aufgehoben fühlen. Ängste, Unsicherheiten und Zweifel würden jeden Tag im Weitergehen aufs Neue, Vertrauen, Zuversicht und Hoffnung weichen.

Langsam, ganz langsam meine ich zu verstehen, was sie damit ausdrücken möchte.

Was habe ich gezweifelt, ob ich die Tour überhaupt bewältigen kann. Wie oft hab ich gejammert, jeden Tag den Püngel aufs Rad zu laden und mich irgendwelche Steigungen hochquälen zu müssen. Oft war ich fix und fertig, habe ernsthaft in Frage gestellt, ob ich jemals in Rom ankommen werde. Andererseits fühlte ich auch Glück, Zuversicht und Hoffnung. Wie glücklich war ich oben auf dem Sankt Bernhard, was habe ich mich im Jura gefreut, wie begeistert konnte ich über meine vielfältigen Fußgängermodi lachen. Hatte ich Angst alleine zu sein, begegneten mir Menschen wie aus dem Nichts, die meine Gefühle teilten.

Vertrauen zu lernen, scheint meine große Aufgabe zu sein. Vertrauen auf die eigenen Fähigkeiten, Vertrauen darauf, dass sich alles zum Guten wenden wird, auch wenn die augenblickliche Situation eher zum Weinen einlädt.
Das ist übrigens der Hintergrund meiner etwas ketzerischen Frage, "ob ihr die Angst und Verzweiflung der Eltern von Waldorfschülern kennt, die zwar ihren Namen tanzen können, aber null Ahnung von Rechtschreibung und Mathe haben?"
Wie oft habe ich mir ungläubig Arbeiten von Waldorfschülern angeschaut, war entsetzt und schockiert über grauenhafte Rechtschreibung und anderer schulischer Mängel. Doch die Schüler, die ich kenne, haben ihr Abitur bestanden oder die mittlere Reife geschafft. Auf ihrem Weg, im Vertrauen darauf, dass sich letztendlich einzelne Fähigkeiten zu einem großen Ganzen fügen, haben sie sogar mehr als ihr schulisches Ziel erreicht. Sie leben mit einer hohen Sozialkompetenz und haben mich vom Gegenteil überzeugt. Sie konnten letztendlich in meinem Leben mehr Spuren hinterlassen als manch langjähriger Mitschüler, der auf den vorgegebenen Wegen gewandelt ist.


Ein Lied von Heinz Rudolf Kunze fällt mir ein: Eigene Wege.. "....sie entstehen erst beim Gehen."

in eigener Sache: @Andreas: Ich wollte mit meinem Schlusssatz über die Waldorfschule niemanden verletzten. Dass ich den Bericht so beendet habe war, wie ich jetzt auch merke, nicht in Ordnung. Dafür möchte ich mich bei dir entschuldigen.

Der Cappu ist alle. Ein neuer muss her. In Richtung Kiosk schauend werde ich plötzlich sehr aufmerksam. Roberto? Kann das Roberto sein? Der, den ich das letzte Mal in der Poebene in Fiorenzuola d’Arda getroffen habe? Ich bin mir fast sicher. Diese Mütze, dieses Hemd und diese Hose kann es kein zweites Mal in dieser Kombination geben.
Über 10 Tische hinweg ertönt mein Ruf: Roberto! Keine Reaktion. Erst beim zweiten Rufen dreht er sich um.
Er kann es nicht fassen. Ich kann es nicht fassen. Wir liegen uns wie Brüder in den Armen. party



Die Überraschung ist geglückt. Nach einiger Zeit verabschieden wir uns zum dritten Mal voneinander. Endgültig? Wer weiß das schon?
Roberto will heute noch nach Montefiascone. In drei Tagen möchte er in Rom sein. „Bestelle bitte Marcella und Robert einen lieben Gruß!“ lach

Mir wird klar, dass, sollte ich jemals diese Strecke noch einmal fahren, etwas völlig anderes dabei herauskommen wird.
Mir wird klar, dass, sollte ich morgen diesen Bericht über die gleiche Reise neu formulieren wollen, etwas völlig anderes dabei herauskommen wird.

Ein traumhafter Aufenthalt in Bolsena neigt sich dem Ende zu. Ich fühle, dass ich genügend aufgetankt habe. Die Freude auf Rom spüre ich kraftvoller denn je.

Yvonne, Jörg und ich verbringen den Abend in einem Restaurant am See. Ich erzähle über die Zeit, als mein Papa ein schwerer Pflegefall war. Sie kennen sich mit dem Thema sehr gut aus. Scheinbar habe ich damals, trotz großer Verzweiflung und Unsicherheit vieles richtig gemacht.
Ob wir uns auf dieser Reise noch einmal begegnen werden?


Ciao Yvonne, ciao Jörg! Danke für das Bild und eure Erlaubnis, es hier zu zeigen. Die Zeit mit euch war einfach wunderbar! schmunzel


Bolsena . Montefiascone . Viterbo . Vetralla

Bereits um sieben sitze ich im Sattel, betrachte die leeren Gassen nach dem Marktgeschehen am Wochenende. Um neun kurve ich durch Montefiascone, das mich nicht wirklich reizt. Um kurz vor zehn habe ich die Nase von der Via Cassia gestrichen voll und um kurz nach zehn liege ich im heißen Wasser der Terme Del Bagnaccio. Ach, was geht’s mir gut!







Um elf telefoniere ich erstmalig mit der Deutschen Botschaft beim Heiligen Stuhl in Rom. Die Verbindung ist schlechter als schlecht. grins
………. mit diesem Blick versuche ich erneut eine Verbindung aufzubauen. Ob mich die Dame im Sekretariat verstanden hat?



………. Die Staubstraße in der Mittagszeit bringt mich flugs an Marcella und Robert auf dem Weg nach Viterbo vorbei .........



………. das bei mir allerdings einen eher abweisenden Eindruck hinterlässt.



………. Nach zwei Pausen in Ponte di Cetti und Vetralla mit viel kalter Milch in brüllender Hitze radle ich um kurz vor drei die letzten Meter zum Kloster Benedettini „Regina Pacis“



Was soll ich viel schreiben? Im Klostergarten trocknet Wäsche, der dritte Versuch einer Kontaktaufnahme mit der Botschaft verläuft im Sande, weitere Pilger trudeln ein. Es sind viele Italiener unterwegs, die nur die Strecke von Viterbo nach Rom gehen, um sich die Urkunde im Vatikan abzuholen. Naja. Das ist in Santiago auch nicht anders.
Die letzten Übernachtungsgäste kommen reichlich abgekämpft am späten Nachmittag an. Den beiden Straßburgern gefiel Viterbo auch nicht! grins



Während die Wäsche draußen immer noch trocknet, sitzen im Speisesaal des Klosters bestimmt 15 Pilger, die von den Schwestern bestens mit Speis und Trank versorgt werden.
Im Einzelzimmer verbringe ich eine geruhsame Nacht. Hoffentlich klappt das morgen mit dem Telefon, sonst wird es knapp!




Vetralla . Capranica . Sutri . Monterosi . Monte Gelato . Campagnano Di Roma . Formello

Wer auf meine gefahrene Strecke bei GPSies schaut, wird feststellen, dass mir heute nicht unbedingt der Sinn danach steht, auf schnellstem Weg Rom zu erreichen. Vielmehr reizt mich der Wanderweg, die naturverbundenen Wege abseits der Cassia. Das gelingt mir zunächst recht gut, wenn auch nicht überall. Auf der Cassia wird mir der Verkehr schon nach 8km mehr und mehr zu laut und zu viel.





………. In Monterosi reicht es mir dann endgültig. Im Vertrauen auf meine persönliche Leidensfähigkeit fahr ich ins Blaue der unbefestigten Wanderwege. Wird schon gutgehen!



………. Mir kommt ein Deutscher entgegen. Er läuft von Rom nach Lausanne. Damit hat er einen entscheidenden Wissensvorsprung, denn er trifft jeden Pilger auf dem Weg nach Rom.
„Hast Du einen Schweizer mit Käppi, T-Shirt und schwarzer Mammut Hose gesehen?“ „Ja, vor zwei Stunden!“ lach

………. Hinter Monte Gelato, es gibt dort eine kühlende Wasserstelle im Valle Del Treja, stelle ich die gleiche Frage zwei Mountainbikern. „Ja, vor einer Stunde!“ lach



………. auf dieser Piste begegnet mir der nächste: „Ja, vor 20 Minuten!“ lach



………. An einer kleinen Brücke grinsen wir uns nur an und lachen laut drauflos. Wie die Kinder!



………. An einer läppischen Steigung hoch nach Campagnano Di Roma lacht nur noch einer grins



Es ist 13:00 Uhr. Zeit, um eine Kleinigkeit zu essen. Bis Formello will Roberto noch laufen. Da es aber durch Hohlwege gehen wird, nehme ich die kleinen Straßen SP12a und SP14a. Die im Pilgerführer genannte Herberge ist nicht zu erreichen, das B&B ist sauteuer, im Navi ist eine JuHe ohne Telefonnummer vermerkt. Wird schon! Wir tauschen unsere Telefonnummern aus.

Die JuHe Maripara befindet sich im Stadttor, hat die beste Dusche der Reise und sehr unkonventionelle Herbergseltern. lach
Eine gläserne Treppe, die alle Etappenorte der Via Francigena aufführt, bringt mich auf eine unglaubliche Dachterrasse, auf der plötzlich mein Handy klingelt.





………. Mit dem Blick auf Rom höre ich:
"Sie möchten einen Termin bei der Botschafterin? Sie sind auch aus Neuss? Sie haben gemeinsame Bekannte, sind etwa gleich jung? Sie sind tatsächlich von Neuss bis hierher geradelt? Wie geht das denn?
Ich kann Ihnen einen Termin am Freitag anbieten. Möchten Sie um 10:00 Uhr oder um 15:00Uhr kommen?"
dafür



………. Roberto trudelt um fünf ein. Wir haben richtig was zu feiern. party





Obwohl die Osteria Pensa Per Te für eine Gesellschafft römischer Filmleute geschlossen hat, werden wir müden Pilger auf das allerfreundlichste empfangen und dürfen ein traumhaftes Abendessen zu uns nehmen. Die Bewertungen bei Tripadvisor sind nicht übertrieben. Achso: Pilgerpreis. Versteht sich. Tutti Completti 20,- Euro/pP

Vor dem Stadttor nehmen wir noch einen Schlummertrunk.

gähn

gähn

Vor dem Stadttor nehmen wir auch das Frühstück ein. Roberto geht direkt nach Rom, er muss morgen seinen Flieger nach Zürich bekommen. Ich möchte zum Monte Mario und dort in der Herberge übernachten.

………. Da geht er hin. Ein lieber Freund. Bye, Bye Roberto. weinend traurig




Formello . La Storta . Monte Mario

Beim ersten Durchblättern des Pilgerbuches ist mir schon vor Monaten aufgefallen, dass ein Hügel Roms nach Mario benannt wurde. "Dogfish" dürfte den meisten hier im Forum ein Begriff sein.

Richtung Via Cassia nimmt der Verkehr auf der schmalen SP12a am Morgen schon deutlich zu. Im Berufsverkehr auf der Cassia erinnere ich die Trainingseinheiten auf der SS62 vor Massa. Doch hier scheint es deutlich hektischer abzulaufen. Ein nettes Cafe in La Storta, ein kleines zweites Frühstück um acht mit einem Pilger aus Mannheim und der dritte Cappu in Monte Mario bleiben mir in Erinnerung. Die letzten Kilometer auf der Via Cassia habe ich schnell wieder verdrängt.
Der erste Weg führt mich zur Sternwarte auf dem Monte Mario mit einem Blick über die Dächer Roms. Doch die Herberge ist ganz woanders. Sie liegt weit oben im Ortskern. Das Tor ist geschlossen, die Herberge belegt. Heute schon nach Rom? Wohin? Ich hatte mir meinen Einlauf anders vorgestellt, wollte mir für den Petersplatz noch einen Tag Zeit lassen. Nun gut, dann fahr ich erstmal zurück zum Monte.

Monte Mario mit dem Fahrrad zu erreichen, war mir während der gesamten Planungs- und Reisezeit ein großer Herzenswunsch. Heute, mit dem Blick auf den Petersdom, wurde mir dieser Wunsch erfüllt. Ich erinnere ich mich an das letzte Telefongespräch mit Mario kurz vor seinem Tod. Er hat viel dazu beigetragen, dass sich mein Blick für die vielfältige Schönheit des Fahrrades entwickeln konnte. Deshalb möchte ich ihm das nächste Bild widmen.

………. "Monte Mario ist mehr für mich, als nur ein Hügel Roms"


Denjenigen, die mit dem Namen Mario nichts anfangen können, möchte ich seine Beiträge
Querbeet: Unsere sonstigen Räder (Dies & Das)
Unsere Teile (Ausrüstung Reiserad)
und natürlich Unsere Räder 1-4, ans Herz legen.
Ruhe in Frieden, Mario.




Roma, Bella Roma! lach
Die ewige Stadt? Die heilige Stadt? Die schönste Stadt der Welt?

:Fußgängermodus ein: Fußgängermodus aus: Fußgängermodus ein: Fußgängermodus aus: teuflisch 

Serpentinen mit heftigstem Kopfsteinpflaster schlängeln sich abwärts in ein Verkehrsgetümmel höchster Dichte. Mannomann! Vier- bis fünfspurige Einbahnstraßen mit ungeahnten Abbiegespuren und ich mittendrin. Juchhe!
Irgendwie finde ich die Chiesa Santa Lucia della Tinta. Im Gästehaus nebenan ist leider kein Bett mehr frei, doch eine freundliche Nonne im Fraterna Domus gibt mir die Adresse eines Priesterhauses, in dem ich, nur ein paar Meter entfernt, in der Via dei Gigli D'Oro 13, für die nächsten Tage übernachten kann.

………. In der Kirche zünde ich so einige Kerzen an. Mein Nachbar erzählte mir vor der Fahrt, dass Mohammedaner ihre Nachbarn mit ins Gebet einschließen. Jetzt löse ich mein Versprechen ein.



………. Im Fraterna Domus hinterlasse ich eine Nachricht. Um 19:00 Uhr starten wir wilde Gesellen den allerletzten gemeinsamen Abend mit all dem, was uns gut tut. dafür



Doppelter Aperitivo con Tutti, Saltimbocca alla Romana con Spinaci, eine Flasche Primitivo………….. und den Rest hab ich beim Grappa vergessen. wein


Im Vatikan

………. Wir wollen uns um kurz vor neun vor dem Petersdom treffen, sind jedoch gleichzeitig auf unterschiedlichen Wegen schon um kurz nach acht vor dem Dom.



Hinter der Sicherheitsschleuse, hier wird jeder wie am Flughafen kontrolliert, bekommen wir in der Sakristei des Petersdoms unsere letzten Stempel sowie das Testimonium, ohne lange warten zu müssen.

Roberto muss zum Flughafen und lässt mich alleine in der großen Stadt zurück. Ein wenig traurig bin ich schon........... traurig

Mit dem Rad wandle ich ein wenig auf Dietmars Spuren, lasse mir den Duft vergangener Jahrhunderte um die Nase wehen, schreibe mal wieder Tagebuch und fühle mich von den vielen Eindrücken und den Menschenmassen einfach überfordert.

………. Gedränge in der Warteschlange vor dem Dom



………. Gedränge auf der Suche nach Abkühlung



………. Gedränge auf der Suche nach Schatten



………. Gedränge auf der Suche nach dem Dolce Vita?



………. Gedränge auf dem Weg nach Hause?



Um zehn habe ich einen Termin.

Mit der Frage, ob es nun verehrte Frau Botschafterin, Ihre Exzellenz oder einfach Frau Schavan bei der Begrüßung heißen muss, stehe ich viel zu früh vor der "Deutschen Botschaft beim heiligen Stuhl" und werde bestimmt von dutzenden Kameras überwacht. Die Scheu, mich mit der Unkenntnis der Anrede zu blamieren, nimmt mir später die Botschaftssekretärin mit einem Lächeln und kurzer Erklärung ab. Ich bleibe also bei Frau Schavan und werde von ihr sehr herzlich empfangen.
"Den ganzen Weg von Neuss hierhin? Sind Sie auch heute mit dem Rad hier? Mitten durch Rom?........... usw." Ich erkläre ihr meinen Wunsch, den letzten Stempel im Pilgerpass von ihr zu bekommen. Dass eine Neusserin hier im Vatikan zur Botschafterin berufen wurde, ist doch etwas Besonderes. Die Botschaftssekretärin holt die Kamera und das Siegel der Bundesrepublik Deutschland. Sie lichtet uns abwechselnd mit ihrer und meiner Kamera ab.

Die Bilder darf ich mit Genehmigung Frau Schavans veröffentlichen. dafür





Mein Aufenthalt in der Botschaft dauert länger als erwartet. Wir reden über unsere Schulen, gemeinsame Bekannte und und und......
So ist das mit den Rheinländern fern der Heimat.
Danke, Frau Schavan lach

Mit diesem schönen Moment könnte dieser Bericht enden. Nach 2100km habe ich mein letztes Ziel erreicht, mich um meinen letzten Wunsch gekümmert.
Mein Flieger geht in 7 Tagen. Was mache ich so lange?

Erstmal radle ich noch ein wenig durch Rom, besuche am Abend den Petersdom, vertilge noch einmal Tutti mit Aperitivo, futtere Osso Buco und studiere die Abfahrtsmöglichkeiten der Regionalzüge nach Norden.

………. Das Rad, das mich die letzte Zeit so zuverlässig getragen hat, im Park der Villa Borghese



………. mit dem Blick über die Piazza del Popolo



………. mit dem Blick auf die Gemächer des Papstes



………. Hier muss das Rad draußen bleiben traurig



Auch wenn sie mir gefallen, sind das keine würdigen Abschlussphotos einer Reise, auf der ich mich so sehr über und mit anderen Menschen gefreut und gelacht habe.
Deshalb bin ich so froh, dass mich Marcella und Robert noch einmal im Getümmel gefunden haben. dafür



Rom ist mir zu voll. Morgen fahr ich mit dem Regionalzug nach Pisa.


Fazit der Reise
Das in knappen Worten zu beschreiben, ist mir unmöglich. Ich kann nur Danke sagen an die vielen Menschen die mich begleitet haben. Buen Camino!

Ende der Berichtes
Die vielfältigen und zum Nachdenken anregenden Antworten haben mir gezeigt, welch kompetente Gruppe hier im Forum unterwegs ist.

Danke für eure Aufmerksamkeit
Jürgen
von: cyclerps

Re: Via Francigena; Teil VII Bolsena . Rom - 25.02.16 08:47

Hier sitzen zwei Pfälzer (Dany & ich) vor dem PC die schwer beeindruckt sind und ziehen ganz tief den Hut. Grandioser Bericht. Bravo Jürgen und danke das wir dabei sein durften !!! bravo
von: iassu

Re: Via Francigena; Teil VII Bolsena . Rom - 25.02.16 09:06

Lieber Jürgen, dein Bericht ist schon sehr beeindruckend, vor allem die Stimmung, die du zwischen den Zeilen und Bildern vermittelst. Vielen Dank und herzlichen Glückwunsch!
von: Juergen

Re: Via Francigena; Teil VII Bolsena . Rom - 25.02.16 10:12

In Antwort auf: cyclerps
.......... und danke das wir dabei sein durften !!! bravo
Nun, ihr wißt ja noch nicht, wie ich zurück gekommen bin.grins

Deine Antwort nimmt mich mit, Markus. Ich konnte, während ich geschrieben habe, alles noch einmal erleben und intensiv nachfühlen.
Deshalb ist der Bericht auch ein Geschenk an mich selbst.

Lieben Gruß und ich freu mich auf Lübeck
Jürgen

@Andreas: schmunzel
von: Hansebiker

Re: Via Francigena; Teil VII Bolsena . Rom - 25.02.16 10:24

Danke, lieber Jürgen.
die vorherigen 6 Teile Deines Reiseberichts Via Francigena haben mich fasziniert und ich las, ja studierte sie regelrecht und zwar mit Akribie und großem Interesse. Ich bin von den Erlebnissen, die Du so eindrucksvoll schilderst, schwer begeistert. Mit Teil VII übertriffst Du aber alles Vorherige. Dir gelingt es, Deine Eindrücke und Deine Gefühle so eindrucksvoll zu schildern, dass ich beim lesen der Texte und betrachten der Fotos in Kombination mit den gelungenen Verlinkungen ein paar mal kräftig schlucken musste. Stichwort "Monte Mario".
Vielen Dank für Deinen Bericht. Ich könnte hier viel tiefer in die Rezension einsteigen, mach ich aber nicht. Ich freue mich auf unsere nächste Begegnung, die ich zum Anlaß nehmen werde, erneut mit Dir über diese Reise zu reden, um mir weitere Anregungen für eine ähnliche Pilgertour zu holen. Ich wüßte nicht, wer kompetenter sein könnte als Du es bist.
von: Rennrädle

Re: Via Francigena; Teil VII Bolsena . Rom - 25.02.16 11:40

Hallo Jürgen,

mir geht es wie den anderen Lesern. Dein Reisebericht bringt es wirklich gut rüber, wie Du die die Reise nach Rom empfunden hast und das ist echt beeindruckend.

Grüßle Renata
von: Deul

Re: Via Francigena; Teil VII Bolsena . Rom - 25.02.16 13:31

Ich kann mich Renata nur anschließen Chapeau.

Eine Erfahrung die wir auf dem zweiten Mal Camino Frances gemacht haben: es war trotz gleicher Strecke eine komplett andere Reise.

Viele Grüße
vom lahmen Detlef
von: Juergen

Via Francigena; Teil VIII zurück nach Hause - 25.02.16 14:00

„ Ich habe mich selbst auf diese Reise mitgenommen. Jetzt muss ich mich nur noch in kleinen Schritten nach Hause bringen.“ schmunzel

............................Von Neuss nach Rom in kleinen Schritten
............................Teil VIII: …. zurück nach Hause

Rom . Siena . Parma . Milano . Neuss

Roma Termini wird von einem Großaufgebot an Polizei bewacht. Mir ist die kleine Statione San Pietro direkt am Vatikan lieber. Von hier starten die Regionalzüge nach Norden.

Das Zugticket Rom . Pisa kostet inklusive Radkarte 26,75 Euro und ist auch für Automatenlegastheniker einfach zu erhalten.

………. Problematisch ist nur am Sonntag die Überbelegung des Radabteils, in dem sich 14 statt 8 Räder befinden. teuflisch



………. Schiefer Turm? Es kommt auf die Perspektive an.



………. Kommt es nicht immer auf die Perspektive an?



………. Buena Notte. müde




Das Zugticket Pisa . La Spezia . Parma kostet inklusive Radkarte 18,95 Euro. Das Fahrradabteil ist leer.



………. Ein wehmütiger Blick aus dem Zug auf die Berge hinter Pietrasanta. Brian und Shirley sind heute in Lucca.



………. Ein mitleidiger Blick auf unnötigen Luxus in La Spezia? Bin mir nicht ganz sicher. unschuldig



………. Am Palazzo della Pilotta in Parma sag ich Buena Notte. müde




Das Zugticket Parma . Milano kostet inklusive Radkarte 14,20 Euro. Wirrungen am Bahnsteig lassen mich mit Genehmigung des Schaffners in der ersten Klasse reisen.

………. Über diese Brücke fuhr ich vor langer langer Zeit nach Piazenca. Es ist der letzte Blick auf die Via Francigena. traurig



………. Die Heimat holt mich auf der Expo in Milano ein teuflisch



………. Manchmal frage ich mich ernsthaft, wem solcher Mist einfällt.



………. Da fahre ich doch lieber nach Österreich…………….. grins



………. oder mit dem Fernbus für 34,- Euro nach Freiburg



Der, nein die Busfahrer waren klasse. Sie ermöglichten mir in Freiburg einen fliegenden Wechsel in den Bus nach Düsseldorf.

………. In der S-Bahn nach Neuss träume ich nach 15 Stunden Busfahrt vom letzten Aperitivo con Tutti in Rom. dafür



Morgen wartet AirBerlin in Rom auf mich. bäh grins

~~ Finito ~~
von: Keine Ahnung

Re: Via Francigena; Teil VIII zurück nach Hause - 25.02.16 17:06

Ich bin sicher, dass Du an diese Reise noch lange zurückdenken wirst. Ich finde, dass das das Tolle an Radreisen ist. Wenn man sich seinen Weg erkämpfen musste und die Natur nicht nur sieht, sondern auch "fühlt", so prägt sich alles viel tiefer ein. Auch wenn ich absolut kein Gedächtnis für Ortsnamen habe, sehe ich immer noch kleine Episoden vor meinem inneren Auge von meiner ersten großen Radtour, die ich 1980 mit Freunden gemacht habe.

Das wird Dir sicherlich mit Deinen früheren Radreisen und der aktuellen ebenso gehen. Dafür lohnen sich die Strapazen, die so eine Tour doch auch immer wieder mit sich bringt!
von: Landradler

Re: Via Francigena; Teil VIII zurück nach Hause - 25.02.16 17:16

Mensch Jürgen, was soll man zu solch einem Meisterwerk von Radreisebericht noch hinzufügen? Perfetto. bravo

Du hast mich gefangen, in den Bann gezogen und zu Tränen gerührt. Danke für diese emotionale Achterbahnfahrt. wein
von: Wuppi

Re: Via Francigena; Teil VIII zurück nach Hause - 25.02.16 17:28

Hallo Jürgen,

zu diesem Reisebericht kann man nur eins machen...

bravo

Gruß Rolf
von: natash

Re: Via Francigena; Teil VIII zurück nach Hause - 25.02.16 19:49

Lieber Jürgen,

ich habe ihn genossen, Deinen sehr persönlichen Bericht, einer sehr persönlichen Reise.
Du wächst merkbar mit Deinen Reisen, aber das ist dir sicherlich auch selbst schon aufgefallen.

Gruß aus Baden

Nat
von: Gerhard O

Re: Via Francigena; Teil VII Bolsena . Rom - 25.02.16 22:14

Hallo Jürgen,
dein Bericht hat mich ungeheuer beeindruckt. Besonders deine Art des 'Langsam Reisens' hat es mir angetan. Ich kann die Fahrt beim Lesen richtig miterleben. Oft denke ich, es wäre gut, ich könnte meine Gefühle so ausdrücken wie du es hier tust!
In Antwort auf: Juergen
Ich konnte, während ich geschrieben habe, alles noch einmal erleben und intensiv nachfühlen.
Deshalb ist der Bericht auch ein Geschenk an mich selbst.
Genauso geht es mir auch. Meine Berichte sich mehr für mich als für Euch, denn ich erlebe dabei nochmal alles neu!

Vielen Dank für den Bericht
Gerhard
von: Juergen

Re: Via Francigena; Teil VIII zurück nach Hause - 26.02.16 07:22

Hallo Nat,
ich hab den ganzen Herbst mit mir gehadert, ob ich überhaupt etwas schreibe. Zu oft stand ich mir dabei selber im Weg. Umso mehr freut mich deine Einschätzung. Mir ist es so, als wäre ich über meinen eigenen Schatten gesprungen. geradelt.
Danke!
von: Juergen

Re: Via Francigena; Teil VIII zurück nach Hause - 26.02.16 07:35

In Antwort auf: Landradler
Perfetto. bravo
Hast Du italienische Wurzeln, Michael?
Ich vergaß, dieses Zauberwort im Bericht zu erwähnen. 95% meiner Bestellungen in Bars, Spelunken und Restaurants wurden mit dem Wort "Perfetto!" quittiert. lach

In Antwort auf: Keine Ahnung
Auch wenn ich absolut kein Gedächtnis für Ortsnamen habe, sehe ich immer noch kleine Episoden vor meinem inneren Auge von meiner ersten großen Radtour
Hi Arnulf,
manches von dem, was ich geschrieben habe, musste ich mühsam erinnern. grins Viele Ortsnamen verschwinden ja schon auf der Reise selber ins Nirwana.
Geholfen hat mir gelegentlich die Trackaufzeichnung in Verbindung mit den Exif Dateien im Photo. So weiß ich heute genau, wann ich wo war und kann die Begegnungen und Ereignisse besser zuordnen.

Dir noch einen besonderen Dank zwinker

In Antwort auf: Gerhard O
Oft denke ich, es wäre gut, ich könnte meine Gefühle so ausdrücken wie du es hier tust!
Hallo Gerhard,
keiner von uns braucht sich vor dem, was er fühlt, zu verstecken. Dass ich heute über manches offener schreiben kann, hätte vor einiger Zeit auch nicht gedacht. Und, wenn ich deine Berichte lese, dann sehe ich auch, dass da ne Menge an Gefühlen drinsteckt!

Lieben Gruß
Jürgen
von: veloeler

Re: Via Francigena; Neuss-Rom,III Urlaub von der Reise - 26.02.16 07:50

*sprachlos* bravo
von: fabianovic

Re: Via Francigena; Teil VII Bolsena . Rom - 26.02.16 15:38

Ganz toller Bericht. Danke!
von: kettenraucher

Re: Via Francigena; Teil VIII zurück nach Hause - 26.02.16 18:20

Lieber Jürgen: Nicht nur kulinarisch lerne ich aus diesem wunderbaren Reisebericht: Pilgern bildet und wer langsam geht fährt, ……. geht fährt weit. bravo Bravo und ein herzliches Dankeschön von einem Bruder im Geiste, sofern ich mir diese zurückhaltende Bemerkung in aller Öffentlichkeit mal erlauben darf. lach
von: StefanS

Re: Via Francigena; Neuss-Rom in kleinen Schritten - 28.02.16 11:11

Hallo Jürgen,

Vielen Dank für den schönen und sehr ausführlichen Reisebericht, der mich davon überzeugt, dass ich Italien mal mehr Zeit widmen müsste.

Im CIS von Reims habe ich übrigens auch schon mehrfach übernachtet. Und da ich namentlich erwähnt bin:
In Antwort auf: Juergen
Ich möchte nach Montier En Der. Dort soll es eine weiße Holzkirche geben. StefanS hat sie mir ans Herz gelegt. Das ist mit ein Grund, warum ich die Francigena zwischen Châlons-en-Champagne und Langres überhaupt verlassen habe. Doch die Wanderung von Wegpunkten auf ihrem Weg von BaseCamp zum Navi sind unergründlich. In Montier erzählt mir die Dame in der Touristeninformation, dass sich die Fachwerkkirche in Lentilles befindet.

Oh. Die Fachwerkkirche war schon immer in Lentilles, in Montier ist eine Abtei (dessen bekanntester Abt übrigens Namensgeber für den Erzähler in Der Name der Rose war). Tut mir leid, wenn ich Dich da auf eine falsche Fährte gelockt haben sollte. Im Wiki steht's richtig rum.

Viele Grüße,
Stefan
von: Juergen

Re: Via Francigena; Neuss-Rom in kleinen Schritten - 28.02.16 12:21

Hi Stephan,
das Wiki hat natürlich Recht. Der Fehler lag eindeutig bei mir, als ich den Wegpunkt verschoben habe. weinend

Doch die Abtei in Montier hat mir auch gut gefallen. Immerhin hat sie ein Holzdach. schmunzel



Ja, fahr mal nach Italien!
Da hab ich mich wirklich wohl gefühlt. Doch dieses Jahr ist ein heiliges Jahr. Da dürfte es in manchen Ecken recht voll werden.

Lieben Gruß
Jürgen
von: Dietmar

Re: Via Francigena; Neuss-Rom in kleinen Schritten - 28.02.16 21:31

Hallo Jürgen,

großartiger Text, tolle Bildsprache mit viel Hintersinn und Humor. Perfetto! schmunzel Ca. 90 % der Strecken sind mir unbekannt. Also noch ein Eintrag auf meiner Wunschliste und die Hoffnung, dass es einst Zeit dafür gibt und die Gesundheit hält.

Sehr eindrucksvoll hast du den Abschnitt deiner Reise entlang der Schlachtfelder des 1. Weltkriegs geschildert. Mein Opa war gerade 18, als er von seinem Kaiser eine Dienstreise nach Mazedonien und später nach Frankreich verpasst bekam. Er wäre ja sonst nie aus seinem Ostpreußen rausgekommen. Fast wäre er auch auf den von dir bereisten Schlachtfeldern verblutet. Glücklicherweise hat’s „nur“ für den Heimatschuss gereicht. Die Kugel in seinem Körper blieb ihm ein Andenken bis zu seinem Tod. Warum sind damals Deutsche losgezogen, um unsere Nachbarn umzubringen? Weil man ihnen eingeredet hat, dass die Nachbarn unsere Erbfeinde waren, deshalb „jeder Stoß ein Franzos‘“. Später war’s der Jud‘, der Russ‘ und nun soll‘s der Moslem sein. Wieder gibt es Menschen in unserem Land, die auf Menschen schießen wollen.

Wieder nichts aus der Geschichte gelernt? Angesichts des wieder aufkommenden Dumpfbackentums ist man geneigt, eine Obergrenze für Dummheit, Intoleranz und Hass zu fordern. Vielen Dank auch für einige Kommentare dazu, speziell von Natalie, Arnulf und Andreas.

Ansonsten:
- Respekt vor dem riesigen Vorbereitungsaufwand!
- Respekt vor deiner Radlerleistung! Bist ja auch nicht mehr der Jüngste. Na gut, ohne Bart würd’s noch gehen. bier
- Endlich mal einer, der der Po-Ebene was abgewinnen kann! schmunzel
- Der Brunello kostete in Montalcino 2007 im Glas 6 €, jetzt 12! Ordentliche Wertsteigerung!
- Jorgensen hört sich aber auch recht gut an. bier

Mir liegt noch vieles auf dem Herzen, was wir mal wieder besprechen sollten. Würde mich deshalb sehr auf ein Wiedersehen freuen. Schade, dass es mit uns in Düsseldorf nicht klappt. Bis dahin mal wieder am Telefon.

Herzlichst Dietmar
von: iassu

Re: Via Francigena; Neuss-Rom in kleinen Schritten - 29.02.16 14:25

In Antwort auf: Dietmar
- Endlich mal einer, der der Po-Ebene was abgewinnen kann! schmunzel

Och! Jetzt bin ich aber beleidigt. grins
von: Dietmar

Re: Via Francigena; Neuss-Rom in kleinen Schritten - 29.02.16 19:21

In Antwort auf: iassu
In Antwort auf: Dietmar
- Endlich mal einer, der der Po-Ebene was abgewinnen kann! schmunzel

Och! Jetzt bin ich aber beleidigt. grins

Tut mir leid, dann sind wir eben drei! schmunzel


Noch ein kleiner Nachtrag an Jürgen:
In Antwort auf: Juergen
...
Roma, Bella Roma! lach
Die ewige Stadt? Die heilige Stadt? Die schönste Stadt der Welt? ...

Habe gerade nochmal nachgesehen. Der andere große Reiseschriftsteller meinte: Ja, nun bin ich endlich in der Hauptstadt der Welt angekommen. schmunzel

Gruß Dietmar
von: motziontour

Re: Via Francigena; Teil VII Bolsena . Rom - 29.02.16 21:46

Hallo Jürgen!

Echt toller Bericht! bravo bravo bravo
Solche Geschichten inspirieren und bringen zumindest mich dann immer in die verschiedensten Ecken der Welt und letztendlich auch 2014 aufs Fahrrad und auf die Via Francigena. Ich fühle mich durch Deinen Bericht so richtig zurückversetzt, machmal ein déjà vu, manchmal ein: ach so kann man also auch fahren lach
Aber wirklich toll geschrieben, die "ups and downs" kann ich echt nachfühlen.
Ich hoffe, Du schreibst noch viele solcher Berichte!
Am liebsten würde ich mich jetzt sofort auf meine Brunhilde setzen und losfahren (die wurde übrigens in Frankreich auf der VF getauft).
LG
Ilona

PS: falls Du in der Champagne nochmal Holzkirchen suchst, melde Dich, denn da gibt es mehrere, u.a. in Longsols (insgesamt so acht oder neun Stück, wenn mich mein Gedächtnis nicht täuscht).
von: Juergen

Re: Via Francigena; Neuss-Rom in kleinen Schritten - 01.03.16 05:10

Hi Dietmar,
die Poebene bei fröhlichen 25° ist sicher eine neue Reise mit vielen Risotti wert, auch wenn dieses meditative Dahindämpfen auf dem Hochwasserdamm durchaus seine Reize hatte. Nur bei Regen muss es dort so richtig zensiert sein. grins
Freut mich, wenn ich dir als ausgewiesenen Italien-Experten noch den Mund wässrig machen konnte.
Ich musste an dich auch auf meiner Rückfahrt denken, als der Zug in Grosseto hielt. Beim nächsten Mal steig ich da einfach aus. wein

Lieben Gruß
Jorgensen
von: Juergen

Re: Via Francigena; Teil VII Bolsena . Rom - 01.03.16 05:24

Hi Illona,
ein déjà vu mit deinem Reisebericht hatte ich mehrfach. wein
Und dass Du weisst, wo man lecker essen kann, war mir in Rom zum wiederholten Mal klar.

Lieben Gruß
Jürgen
ps: Schau mal in deinen Bericht und sag mir doch bitte, wo der Aufzug in San Gimignano ist. teuflisch
von: motziontour

Re: Via Francigena; Teil VII Bolsena . Rom - 02.03.16 22:15

Ich würde ihn heute wahrscheinlich nicht mehr finden zwinker
Aber er war direkt von einem der Parkplätze hoch in die Stadt grins
von: Der Patriarch

Re: Via Francigena; Neuss-Rom,III Urlaub von der Reise - 04.03.16 15:46

Moin Jürgen,

DANKE !

Thomas
von: Juergen

Re: Via Francigena; Neuss-Rom in kleinen Schritten - 06.03.16 09:25

In Antwort auf: Dietmar
Ansonsten:
- Respekt vor dem riesigen Vorbereitungsaufwand!
Hallo Dietmar,
vor der nächsten Reise ist nach der letzten Reise!

Die Tour hab ich nun nach den Berichten hier im Forum auch in Papierform inclusive aller Antworten auf dem Tisch liegen. lach
Letzendlich war die Vorbereitung der Reise nur der kleinere Aufwand, der erste kleine Schritt.
Damit die Leser auch wissen, wo ich wahr, hab ich Karten mit Track in A3 drucken lasen. Im zweiten Schritt wurden sie von Hand gefaltet und zwischen den Textseiten einsortiert. Das Binden übernahm dann wieder der Drucker.


.......... erste Schritte: Bericht fürs Forum schreiben, Fehler ausradieren, Formulierungen überarbeiten zwinker



.......... Zwischenschritte: Forumstext kopieren, in Word bearbeiten, als PDF speichern, im Offset drucken lassen, sortieren und falten weinend



.......... weiterer Zwischenschritt: fertig zum Binden



.......... das Ergebnis sieht dann so aus party




Sodele,
damit auch jeder Leser, der nicht im Forum angemeldet ist, die Photos auch in Originalgröße sehen kann, hab ich in Tippelschritten meine Homepage überarbeitet.

.......... Via Francigena; Neuss-Rom in kleinen Schritten

Damit bin ich fertig, kann wieder Fahrrad fahren und mich neuen Zielen widmen!

Vive la France wein
Jürgen
von: haegar

Re: Via Francigena; Neuss-Rom in kleinen Schritten - 06.03.16 10:49

In Antwort auf: Juergen
.......... das Ergebnis sieht dann so aus party


Der irritierte Leser des Beitrages wirr … also zumindest ich peinlich … frage mich, wird es diese Büchlein zu kaufen geben? Bekommen das die Teilnehmer des Düsseldorf-Treffens als Präsent überreicht? Wirst Du zu einer Vortragstournee durch Deutschland aufbrechen?
von: Juergen

Re: Via Francigena; Neuss-Rom in kleinen Schritten - 06.03.16 11:26

Hi Thorsten,
Drei mal Nein! schmunzel
Aber Du darfst gerne einen Blick drauf werfen, wenn Du das nächste mal hier bist, um Kirschen zu essen. wein

Lieben Gruß
Jürgen
von: haegar

Re: Via Francigena; Neuss-Rom in kleinen Schritten - 06.03.16 11:37

In Antwort auf: Juergen
Drei mal Nein! schmunzel

ok …  traurig

In Antwort auf: Juergen
Aber Du darfst gerne einen Blick drauf werfen, wenn Du das nächste mal hier bist, um Kirschen zu essen. wein

DAS klingt nach einem sehr guten Plan wein
von: Dietmar

Re: Via Francigena; Neuss-Rom in kleinen Schritten - 06.03.16 14:09

In Antwort auf: Juergen
.......... das Ergebnis sieht dann so aus party

Na, von diesem Zwischenprodukt schmunzel zum fertigen Buch kann es ja nicht mehr weit sein. schmunzel Werde mich beim Buchhandel schonmal in die Vormerkliste eintragen.

Sieht jedenfalls klasse aus. Vielleicht kannst du auch eine elektrische Version basteln, als Reiseliteratur zum Runterladen für's Tablet oder E-Buch.

Gruß Dietmar bravo
von: Landradler

Re: Via Francigena; Neuss-Rom in kleinen Schritten - 06.03.16 18:03

In Antwort auf: Juergen


WOW bravo bravo bravo

Wie gerne würde man da mal drin blättern! zwinker träller
von: Seghal

Re: Via Francigena; Teil VIII zurück nach Hause - 17.03.16 22:10

Danke für deinen schönen Bericht. Da ist man tatsächlich sehr nah dran an deinen Erlebnissen. cool
Dieses Jahr wollte ich eigentlich auch über die Alpen, wenn auch ein wenig weiter östlich, und dann nach Rom. In der Toskana hatte ich ähnliche Ziele angedacht.
Dank Schienenbeinkopfbruch werde ich aber wohl nicht rechtzeitig fit genug für das komplette Programm. traurig
von: radlsocke

Re: Via Francigena; Neuss-Rom in kleinen Schritten - 18.03.16 16:53

Oh, toll, Danke!
Besonders auch für die großen Bilder, da fühlt man sich gleich wie ganz mittendrin dafür und möchte sofort losradeln dafür
von: Onni

Re: Via Francigena; Neuss-Rom,III Urlaub von der Reise - 12.04.16 12:51

Ich bin einfach nur begeistert. Toll...
von: Holger Nacken

Re: Via Francigena; Neuss-Rom,III Urlaub von der Reise - 15.04.16 20:52

Toller Bericht. Bin gespannt, wie es weitergeht! Bitte bald.
von: iassu

Re: Via Francigena; Neuss-Rom in kleinen Schritten - 16.04.16 01:23

Beitrag gelöscht. Du hast PN.
von: cyclerps

Re: Via Francigena; Neuss-Rom in kleinen Schritten - 17.03.19 01:56

Immer wenn ich die Sehnsucht nach Freiheit habe lese ich Reiseberichte. Immer dann wenn das Leben drückt und bedrückt.
Jürgens Reisebericht nach Rom habe ich nun das x-te mal durchgelesen.
Nicht das andere mir nicht attraktiv genug wären oder nicht auch gefallen würden. Aber, Jürgens Reisebericht ist besonders. Für mich besonders.

Es ist eine Gefühlsexplosion, ein Füllhorn von Eindrücken eines für mich besonderen Menschen der, wie ich finde, diesen Weg nach Rom eigentlich zu sich selbst gemacht hat.
Man kann viele Wege gefahren sein. Man kann auch viele Destinationen mit klingendem Namen erfahren haben. Keine wird größer sein als die der ewigen Stadt, erfahren von einem feinfühligen Freigeist. Einem lieb gewordenen Freund.

Danke Jürgen!
von: Juergen

Re: Via Francigena; Neuss-Rom in kleinen Schritten - 17.03.19 14:41

Hallo Markus,
dass Du den Bericht in dieser freundschaftlichen Art und Weise aus der Versenkung holst, berührt mich sehr. Dankeschön. schmunzel
2015 war für mich ein sehr intensives Jahr. In Offenburg lernte ich dich und Ingo kennen. Mit Ingo begann im Herbst die Patriarchen-Soap und mit der Zeit entstanden nicht nur mit dir und Ingo feste Freundschaften. Das ist schon etwas besonderes.
Natürlich habe ich auch heute morgen wieder in meinem Francigena Buch gelesen und kann immer noch jedes Detail vor meinem geistigen Auge sehen und nachfühlen, was mich so zu meiner Erzählung bewegt hat.
Zudem würde ich die Strecke leicht abgewandelt gerne nochmal fahren und könnte dich dann in Pirmasens im nächsten Frühjahr abholen. wein

LG
Jürgen

ps: Ein leicht verspäteter Dank auch an die Mitforisten, die sich 2016 noch meldeten. unschuldig
von: cyclerps

Re: Via Francigena; Neuss-Rom in kleinen Schritten - 17.03.19 16:14

Gerne.

Über die Rom-Tour müssen wir mal reden. Vorher steht aber noch die Entrade für dieses Jahr an der Ruhr (Horst fährt auch ein Stück mit) an. party