Re: Jakobsweg mal wieder

von: Fricka

Re: Jakobsweg mal wieder - 10.07.12 15:08

2. Tag

Wir frühstücken erst einmal gemütlich unter dem Vordach der Hütte. Das Wetter hat sich seit dem Vortag nicht wirklich verbessert. Es nieselt weiterhin. Dazu ist es deutlich kälter geworden. Da wir nicht viel packen müssen, brechen wir früh auf. Wir wollen über den Nahe-Hunsrück-Mosel-Weg nach Trittenheim. Das sind deutlich zu viele Kilometer.

Bis Fischbach, wo der NHM das Nahetal verlässt, ist es nicht mehr weit. Allerdings haben wir dort Schwierigkeiten, den Einstieg zu finden. Anstelle des in der Karte eingezeichneten Abzweigs finden wir eine große Baustelle, so dass wir uns durchfragen müssen. Dann nehmen wir die Steigung in Angriff. Zunächst einmal geht es nach Herrstein. Das schaffen wir mühelos und sehen uns erst einmal den hübschen Fachwerkort an. Wir kehren in einem Cafe ein und schieben unsere Räder durch die Kopfsteinpflasterstraßen.

Bei einem genaueren Kartenstudium stellen wir fest, dass der Radweg jedes Besucherbergwerk und auch einen Freizeitpark mitnimmt. Da wir weder Zeit noch Lust zu diesen Besichtigungen haben und sowieso irgendwie abkürzen müssen, können wir leicht ein paar Kilometer abkürzen. Ansonsten führt der Weg um den Idarwald herum, den man immer seitlich liegen sieht. Wir überlegen, ihn einfach zu überqueren, die anderen Radfahrer im Cafe halten das allerdings für völlig unmachbar. In Anbetracht unseres schlechten Trainingszustands lassen wir es bleiben und folgen weiter dem Radweg.

Landschaftlich ist es sehr schön. Die Straßen und Wege sind nicht besonders stark befahren. Alles blüht und grünt. Wir fahren beständig auf und ab und sammeln so sicher mehr Höhenmeter, als für uns die Überquerung des Idarwalds bedeutet hätte. Die Orte, die man durchquert, sind alle ganz reizend. Die Kirchen leider alle verschlossen. Heute gibt es also keinen Pilgerstempel.

Wir erreichen das Ende des Idarwalds und haben ihn nun zur Linken liegen. Der Verkehr läuft hier über eine Bundesstraße, die stark befahren ist. Der Radweg führt durch Dörfer und über Schotter- und Waldwege. Wegen des vielen Regens sind die sehr schlecht befahrbar. Teilweise versinkt man im Lehm und Schlamm. Außerdem schlägt der Weg weite Haken. Die Zeit läuft uns davon.

Während wir langsam zweifeln, ob wir denn wohl noch ankommen werden, geht es erst einmal heftig aufwärts nach Hunolstein. Oben gibt es ein nettes Dörfchen, dass vollständig verlassen daliegt und eine gute Aussicht über das tief eingeschnittene Tal des Dhron auf Haag, wie der auf der Höhe von Hunolstein. Na bravo. Da sollen wir jetzt runter und drüben gleich wieder rauf. Damit hat sich das Ziel Trittenheim wohl erledigt. Das schaffen wir nicht mehr.

Wir müssen wieder fragen, um die richtige Ausfahrt zu finden. An zwei Stellen geht es steil nach unten. Ohne Wegweiser oder stimmige Auskunft, dass das auch die richtige Richtung ist, machen wir so was ungern. Der Weg abwärts ins Dhron-Tal ist steil und ziemlich mit Löchern übersät, trotzdem sind wir natürlich schnell unten. Überraschenderweise gibt es vor der Brücke, die über den Fluß führt und von der man schon den steilen Weg nach oben sieht, eine Abzweigung den Fluß entlang. Und da das Ziel des Radwegs Neumagen-Dhron ist, kann das nicht falsch sein. Wir beschließen, Haag auszulassen und bleiben am Fluß. Der fließt ganz mächtig und hat offensichtlich Hochwasser. Der Weg ist stark ausgewaschen und ziemlich schlecht zu befahren. Wir überqueren ihn mit Hilfe einer halb zerstörten Brücke und müssen schließlich die Räder noch über eine Brücke wuchten, die so schmal ist, dass wir das gerade mal so schaffen. Auf beiden Ufern gibt es Stufen. Als wir langsam schon zweifeln, ob wir jemals ans Ende dieser Wildnis kommen, wird es zivilisierter. Der Weg ist befestigt. Daneben liegen Pferdekoppeln. Ein Hof kommt in Sicht. Und wir erreichen Gräfendhron und damit die Straße.

Nun geht es erfreulicherweise rasant abwärts. Wir bleiben auf dieser Straße bis Papiermühle, wo diverse Radler in einem Biergarten sitzen und uns interessiert nachgucken, als wir zügig den Abzweig nach Trittenheim nehmen. Es fängt schon an zu dämmern. Straße und Tal sind eng und ziehen sich in die Länge. Es geht kontinuierlich aufwärts und man kann nicht so recht erkennen, wo man denn nun das Moseltal erreichen wird. Aber schließlich sehen wir vor uns den Zummethof und tief darunter die Mosel.

Da müssen wir nun natürlich einkehren. Wir gehen erst einmal essen, während es dunkel wird. Also rufen wir unten beim Campingplatz an, dass wir später kommen. Schließlich fahren wir dank der neuen Beleuchtung problemlos und zügig nach unten. Am Campingplatz werden wir nett empfangen wie immer und bauen unser Zelt auf. Es ist feucht, aber auf dem ordentlichen Rasen hier macht das nichts. Wir genießen die makellosen Sanitäranlagen und gehen schlafen. Die erste Nacht im Zelt auf dieser Reise.