Re: Auf Schotterpisten durch die Westalpen

von: lutz_

Re: Auf Schotterpisten durch die Westalpen - 07.09.12 14:50

Nach reichlich Bestaunen des nicht zu überbietenden Panoramas machen wir uns an die Abfahrt ins Val Veny. Die direkte Querung vom Col de Chavannes zum Col de la Seigne ist für uns definitiv nicht machbar, die ersten Meter sogar drahtseilversichert. Auch die erste Steilstufe des Weges hinab ins Val Veny bezwingen wir indem wir zunächst die Packtaschen über die ausgesetzte Stelle hinabtragen und dann die Räder nacholen. Dann werden die Taschen wieder am Rad befestigt und es geht über einen lustigen Wiesentrail unterbrochen von etlichen Fotostopps bergab. An einer Geländestufe wird der Hang deutlich steiler. Hier treffen wir eine französische Wandergruppe auf der Tour de Montblanc. Sie wollen ganz genau wissen, was wir hier tun und wir unterhalten uns ausführlich. Der Guide berichtet uns, dass man in Chapieux zelten kann, dort werden wir die Wandergruppe heute abend wiedertreffen. Auf der Weiterfahrt müssen wir vereinzelt bei Spitzkehren kurz absteigen, ansonsten ist der Weg bis zum Talgrund des Val Veny gut fahrbar. Nach der Überquerung des Talbachs an der Brücke unterhalb der Elisabetta Soldini-Hütte machen wir Mittag.




















Hier befinden wir uns wieder auf der Hauptroute der TMB und dementsprechend viel Wanderverkehr ist unterwegs. Wir treffen auch wieder einige Mountainbiker, einige davon fahren ebenfalls vom Col de Chavannes ins Val Veny ab. Während der Mittagspause haben wir reichlich Gelegenheit unseren Abfahrtsweg am Gegenhang zu studieren (der Col de Chavannes ist der rechte Grateinschnitt im nächsten Bild).




Bis zur Hütte der Parkverwaltung auf halber Strecke zum Col de la Seigne können wir noch großteils fahren, die letzten rund 200 Höhenmeter müssen wir dann allerdings das Rad durchgehend schieben und den steilen Weg hoch wuchten. Am Col de la Seigne angekommen öffnet sich das Panorama nach Westen, die Rückschau zum Montblanc über Val Veny und Val Ferret mit dem gestern überquerten Grand Col Ferret ist und hinüber zum Col de Chavannes ist gigantisch. Die anschließende Abfahrt 600 hm zum Refuge de Mottets hinunter wird von der Aiguille des Glaciers dominiert und ist in der Tat eine tolle und für uns nahezu komplett fahrbare Trailabfahrt mit viel Flow. Kurz hinter der Refuge de Mottets endet der Trail und wir rollen auf glattem Asphalt hinunter nach Chapieux.













Hier gibt es zwar keinen Campingplatz, doch auf der großen Wiese unterhalb des Weilers ist freies Zelten ausdrücklich gestattet. Auf dem großzügigen Gelände verteilen sich etliche Wohnmobile und einige Zelte. Es gibt ein Gebäude mit mehreren Toiletten, aber keine Dusche. In der nahegelegenen Refuge de la Nova kann man allerdings für 5 EUR pro Person duschen, bei Dazubuchen des Abendessens reduziert sich der Duschpreis um die Hälfte. Als Schwaben nehmen wir selbstverständlich diese Rabattaktion mit. Die Auberge ist komplett ausgebucht, duschen können wir noch vor dem großen Ansturm der Wandersleute. Frisch geduscht genießen wir die Abendsonne und palavern mit unserem polnischen Zeltnachbarn Pavel, der sich auf dem Heimweg von Hamburg nach Warschau mit dem Motorrad in die französischen Alpen verirrt hat. Nach Untergang der Sonne wird es wiederum sehr kühl, eingepackt in mehrere Klamottenschichten spazieren wir zu dritt zur Auberge, wo wir auf Grund des Andrangs auf der Terrasse ein leckeres Abendessen genießen.

Hier treffen wir auch wieder auf die Wandergruppe und verkosten gemeinsam als Digestif Genepi, einen Kräuterlikör, der aus der ährigen Edelraute gewonnen wird und sehr lecker schmeckt. Mit vollem Magen und voller Eindrücke sinken wir in den wohlverdienten Schlaf.