Re: Auf Schotterpisten durch die Westalpen

von: lutz_

Re: Auf Schotterpisten durch die Westalpen - 09.09.12 06:14

Dank der günstigen Ost-West-Lage des Isere-Tales bekommt der Campingplatz schon früh Morgensonne. Während wir zusammenpacken kommt dann das Bäckerauto vorbei und wir können direkt auf dem Campingplatz frühstücken. Auch unserere Zeltnachbarn sind schon auf und wir bekommen noch den Tipp im Arc-Tal nicht auf der Straße sondern stattdessen auf dem Chemin de Petit Bonheur zu fahren. Doch vorher muss zunächst der Col d'Iseran bezwungen werden. Schon am frühen Morgen sehen wir mehr Radler als Autos auf der Straße. Erst im Laufe des Vormtitags nimmt der Verkehr zu, da hier aber fast ausschließlich Touristen unterwegs sind ist der Verkehr kein Problem. Bald wird zum letzten Mal das kleine Flüsschen Isere überquert bevor sich die Straße in weiten Kehren den Berg hinauf schraubt. Hilfreich sind die Kilometersteine, die über die erreichte Höhe, die Entfernung zum Gipfel sowie die mittlere Steigung auf dem nächsten Kilometer informieren. Das Panorama wird mit jeder Pedalumdrehung besser, die vergletscherte Grande Casse im Vanoise-Nationalpark ragt weit über den Horizont. Ohne die allgegenwärtigen Skilifte sähe es allerdings noch besser aus. Es ist lustig, weil wir unterwegs immer die gleichen Leute überholen bzw. beim nächsten Fotostopp von diesen überholt werden. So treffen wir wiederholt eine Mutter mit ihrem 14-jährigen Sohn, die mit leichtem Gepäck auf der Route des grandes Alpes unterwegs sind. Eine sehr beachtliche Leistung von beiden! Auf diese Weise wird die Auffahrt bei bestem Wetter sehr kurzweilig.









Oben an der Passhöhe angekommen reihen wir uns zunächst in die Schlange der Passschild-Fotografen ein. Jedem steht nur ein schmaler Zeitslot für das begehrte Foto zur Verfügung. Wer zu lange braucht, wird von der nachdrängenden Menge aufgefordert sich zu beeilen und den beliebten Platz freizuräumen. Wir suchen uns ein windgeschütztes Plätzchen und machen lange Pause. Bald stürzen wir uns in die Abfahrt hinunter ins Arc-Tal. Auch hier müssen wir angesichts des Panoramas mehrere Fotostopps einlegen. Im Gegensatz zur Nordrampe befindet man sich hier streckenweise im Vanoise-Nationalpark, es gibt also keine Skilifte und die unverbaute Südseite ist wesentlich schöner also die Nordseite des Passes.











In Bonneval sur Arc, einem der schönsten Dörfer Frankreichs gibt es angesichts der vorherrschenden Temperaturen erstmal einen Eisbecher. Durch die wunderschönen steingedeckten Häuser des Ortskerns stoßen wir auf den Chemin de Petit Bonheur, auf dem wir weiter talabwärts rollen. Der Weg führt abwechslungsreich am Fluß entlang über schöne Wiesen und nette Wälder und beschert uns großen Bonheur, während der motorisierte Verkehr auf der asphaltierten Talstraße unterwegs ist. Zwischen Bessans uns Lanslevillard wechselt der Chemin auf die andere Talseite. Dieser Teil ist nicht auf der von uns benutzen Wanderreitkarte eingezeichnet aber gut ausgeschildert. So stoßen wir nach einem unerwarteten Gegenanstieg auch noch auf eine kurze mit "VTT" beschriftete Singletrail-Abfahrt bevor wir zunächst Lanslevillard und schließlich das Straßendorf Lanslebourg erreichen. Hier zweigt die Passstraße zum Col du Mont Cenis ab. Diesen wollen wir morgen auf Schotterpisten überqueren und mieten uns auf dem örtlichen Campingplatz ein. Wie üblich sieht der von uns gewählte Platz innerhalb kürzester Zeit so aus, als ob dort zwei Radfahrer explodiert seien. Wir bummeln noch durch den Ort, beobachten die Kinder, die mit Klettergurten gesichert auf Trampolinen springen, informieren uns über die Ereignisse bei Olympia und ich fotografiere wie üblich noch im Touristenbüro die für morgen benötigten Karten ab. Höhepunkt ist dann noch der Besuch der Cooperative Latiere de Haute Maurienne, wo wir uns mit einem käasekulinarischen Rückblick der bisher zurückgelegten Strecke eindecken: Abondance, Tomme de Savoie, Beaufort und örtlicher Ziegenkäse. Lecker lecker lecker!