Re: Durch Patagonien und das Seenland

von: dcjf

Re: Durch Patagonien und das Seenland - 19.10.12 13:31

So nun geht es endlich an das Seenland
Mit der Sonne von Argentinien nach Chile
Am nächsten Tag geht es erst einmal zum Busbahnhof, immerhin soll heute der Bus gehen, und der geht wohl nur einmal die Woche. Dabei kommt er von Chalten und geht nach Bariloche weiter. Es ist davon auszugehen, dass er recht voll ist, da er die touristischen Höhepunkte verbindet ohne dass man den grossen Umweg über die Küstenstrasse machen muss. Es gibt also nicht viele Alternativen. Leider ist der Schalter noch nicht besetzt. Als ich Mittags endlich einen besetzten Schalter finde kommt die Enttäuschung, es scheint nur noch ein Platz frei zu sein. Aber es scheint ein Crack am Schalter zu sitzen, er hat noch irgendwelche anderen Suchanfragen parat, welche dann noch zu einem Zweiten Sitzplatz führen. Auch die Fahrräder seien kein Problem. Perfekt! Der Bus ist dann auch wirklich komplett voll. Da er hier eine längere Pause einlegt lungern am Nachmittag viele Backpacker am Busbahnhof herum. Nach der Einsamkeit auf der Carretera ist das natürlich ein Kontrast.
Der Bus fährt die Nacht durch und obwohl die Ruta 40 auf weiten Strecken nicht asfaltiert ist, kann man ganz gut schlafen. Unterbrechungen gibt es nur für das Abendessen und für die Reparatur einer Reifenpanne. Als wir in Bariloche sind regnet es, wir haben also keine Eile um los zu kommen. Infolge des Wetterberichtes entscheiden wir uns nicht gleich rüber nach Chile zu fahren, es gäbe da interessante Möglichkeiten, sondern wir wollen ein bisschen den Regenschatten der Anden nutzen. Es geht also aus Bariloche nach Osten raus und dann den Rio Mayo entlang. Der Regen hört dort dann auch irgendwann auf und auch der grässliche Verkehr um Bariloche lässt nach. Das Flusstal ist hier landschaftlich sehr abwechslungsreich, das Bergland ist ab und zu mit Felsen durchsetzt und Baum und Buschgruppen lockern das Landschaftsbild auf. Dementsprechend hat es hier auch einige Zeltplätze und der Fluss wird von Raftern befahren. Kurz vor den bekanntesten Felsformationen im Tal nehmen wir uns einen Zeltplatz. Die Busfahrt war wohl doch nicht so erholsam.

Rio Mayo I

Rio Mayo II

Valle Encantado

ein Dedo
Am nächsten Tag soll es über den Passo Cordoba gehen, die beliebte Touristenroute über die Siete Lagos ist weiter im Westen und erhält wohl mehr Regen, da ich vor ein paar Jahren dort schon einmal lang gefahren bin (inkl. Rucksackdiebstahl) muss der Verkehr nicht mehr sein. Wir verabschieden uns von den Felsskultpuren am Rio Mayo (Ersatz kommt aber auf unserer weiteren Strecke) und nehmen ab Confluencia die Piste zum Pass. Der Kies ist zunächst mühsam, bessert sich aber in der Auffahrt zum Pass. Der Verkehr hat deutlich nachgelassen. Die Abfahrt geht durch ein wunderschönes Tal, insgesamt ist diese Route als Alternative auch landschaftlich sehr zu empfehlen, an einer Raststelle im Naturpark kommen wir ins Gespräch mit Einheimischen, die uns noch erklären, dass hier am Fluss an ein paar Felsen noch Hinterlassenschaften aus der Steinzeit gefunden wurden. Die Strecke bis zum Lago Melquina zieht sich etwas, doch dann sind wir in dem recht touristisch geratenen Ort (San Martin und Bariloche strahlen aus). Leider hat es keinen Camping, so fahren wir noch vor zum eigentlichen See, wo die Plätze aber auch nicht zu überzeugen wissen. Es geht daher weiter entlang des Sees, dabei fällt meine Hinterradnabe leider negativ auf, sie hat im Laufe des Tages angefangen undefinierbare Geräusche von sich zu geben. Auch wenn so langsam Schlafplatzsuche angezeigt ist, dränge ich jetzt eher darauf noch bis San Martin des los Andes zu fahren, um dort dann dem Geräusch auf den Grund zu gehen. So wird die Etappe länger als gedacht und wir radeln noch auf die Hauptstrasse, welche uns zum See von San Martin bringt. In der Dämmerung geht es die gut ausgebaute Teerstrasse in Richtung Ort. Hier trifft uns wieder mal ein kleiner Kulturschock, San Martin gleicht in der touristischen Intensität eher Chamonix, am anderen Ende des Ortes finden wir dementsprechend auch einen riesigen Campingplatz.

Piste zum Passo Cordoba

Abfahrt vom Pass

Lago Melquina

San Martin am Abend, noch in der Ferne
Für die Reparatur geht es am nächsten Morgen wieder in den Ort. Um einen Veloladen zu finden spreche ich den erstbesten Radfahrer an, welchen ich treffe und lande einen Volltreffer, er hat vor kurzem selbst einen Radladen eröffnet, vorher war er beim einzigen Radladen im Dorf als Velomech beschäftigt. Ich folge ihm ins Geschäft und wir finden schnell das Problem. Das Industrielager meiner Suntour-Nabe (ja die alte mit WTB) ist wohl am Ende. Ich habe zum Glück eines als Ersatz dabei, aber auch im Radladen findet sich noch ein solches. Das Lager ist schnell eingebaut, nur Bezahlung will mein Velomech nicht, alternativ kaufe ich ihm Mate-Tee, worüber er sich auch freut. So kann es nun Mittags in Richtung Chile losgehen. Nach einer hübschen, aber nicht patagonisch spektakulären Strecke treffen wir am Abend kurz vor Dienstschluss an der Grenzstation Hua Hum ein. Ein bisschen weiter, an einem Fluss kurz vor Puerto Pirihueico finden wir einen guten Zeltplatz.

Piste Richtung Hua Hum

Hier Zelten wir am waldigen Ufer
Am nächsten Morgen sind wir früh an der Fähranlegestelle in Puerto Pirihueico und staunen nicht schlecht, wie voll die ankommende Fähre ist. Zurück geht es deutlich leerer, die Fährfahrt erinnert an die Überfahrt am Lago Dessierto, sie ist auch ziemlich lang. Ab der Hälfte tauchen wir leider in dichten Nebel ein und es beginnt zu regnen, der erste Regen seit dem Rio Mayo. Auch in Puerto Fuy, wo wir an Land gehen regnet es leider munter weiter. Nun verstehen wir warum so viel in Richtung Argentinien unterwegs ist, die wollen wohl alle in die Sonne. Nach einem überbrückenden Mittagessen sieht es nicht besser aus, so dass wir bei einem Hostal nahe am Hafen schon wegen einer Übernachtung anfragen, leider sind sie voll, wir sollen aber bis 14:00 warten, eventuell hat es dann noch Platz. Des Wartens müde entschliessen wir uns trotz Regen weiterzufahren, er ist immerhin nicht mehr so stark wie vorher. Eine Stunde später werden wir schon belohnt, es hört auf zu Regnen und die Sonne kommt raus. Nun können wir wieder die Sehenswürdigkeiten geniessen, z.B. ein Baumhaushotel (Montana Magica), den Vulkan Choshuenco oder die Wasserfälle von Huilo Huilo, in einem privaten Naturpark. Hier scheint es die letzten 2 Wochen wohl andauernd geregnet zu haben, erzählen uns zumindest Einheimische. Von Neltume geht es weiter Richtung Carrinne, obwohl die Strasse auf der Karte dem See Neltume entlang geht, müssen wir ziemlich an Höhe gewinnen, die Ufer scheinen wohl nicht geeignet für die Piste zu sein. Beim nächsten Ort bietet sich zwar ein Fussballplatz als Zeltplatz an, aber nach dem vielen Regen heute haben wir Lust bis in den Abend hineinzufahren. So geht es noch weiter in Richtung Termas de Conaripe, die Suche nach einem Zeltplatz gestaltet sich nicht ganz einfach und so müssen wir die Räder noch einen steilen Hang hinunter zu einem kleinen Bach bringen.

Lago Pirihueico mit ankommender Fähre

Fähre kurz vor dem schlechten Wetter

Montana Magica

Salto Huilo Huilo

Volcan Choshuenco

Die Strasse am Lago Neltume ist eher weiter oben geführt

Abfahrt ins nächste Tal