Re: Korsika 2012

von: veloträumer

Re: Korsika 2012 - 02.12.12 14:55

Windböen, Schnee, Regen, Kehrwoche - das schreit nach milder Abwechslung - auf das nächste Türchen:

Der Reiseverlauf

!!! Technische Anmerkung: Nach den jeweiligen Leseblöcken der insgesamt 12 Teile findet ihr jeweils ein Bild, das eine Bildergalerie zum zugehörigen Kapitel eröffnet. Dazu das jeweilige Bild anklicken (es handelt sich nicht immer um das erste Bild, vielmehr um ein charakteristisches Bild der Region) und das erste Bild der Galerie auswählen. Die beste Darstellung erreicht man, indem man den Pfeil für Bildvergrößerung (rechts unten im Bild) betätigt, F11 für Vollbild drückt und entweder die Funktion Diashow aktiviert (automatische Bildfolge) oder sich einzeln durchklickt. Da es in Google+ Probleme mit den Bildunterschriften gibt und ich befürchte, dass irgendwann die Picasa-Darstellung von Google+ eingestampft wird, habe ich darauf diesmal verzichtet und einige Bilder direkt beschriftet, um die Ortsabfolge der Reise zu kennzeichnen.


KAPITEL 1 Prolog zwischen Esterel-Massiv und Luxusküste

Fr 22.6. [Stuttgart Do 14:59 h || DB 24,60 €/BC 25 || 17:34 h Strasbourg 18:34 h || SNCF 77 € || Fr 8:38 h] St-Raphael-Valescure - (Route Esterel) - Col Belle-Barbe (46m) - Col du Mistral (93m) - Col Belle-Barbe (46m) - Col de l'Evêque (159m) - Col des Lentisques (261m) - Col Notre-Dame (324m) - Col de la Cadière (241m) - Col des 3 Termes (303m) - La Napoule - Cannes - Point de la Croisette - Juan-les-Pins - Cap d'Antibes - Antibes - Nice (port) 22:00 h || Corsica Ferries 47,51 € || Sa 6:00 h L'Ile-Rousse
100 km | 16,0 km/h | 7:05 h | 745 Hm
W: sonnig, ein paar Küstenwolken am Esterel, bis > 30 °C
E: Meeresfrüchtesalat, Ravioli m. Auberginen, Käse, Mousse au Chocolat, Rw 37,50 € (–)
Ü: Fähre 0 €

Eigentlich dachte ich, dass ich mit St-Raphael einen kleinen Ort als Startpunkt gewählt habe, von dem aus ich schnell ins Hinterland gelange. Das war mit ein Grund, im Nachtzug nicht bis Nizza zu fahren, zumal ich damit früher aus dem Zug rauskomme. Der Versuch, ab Bahnhof nach Nase zu fahren scheiterte dann aber. Direkt hinter dem Bahnhof steigt das Gelände an und es gibt sehr verwirrende Hügel und Täler, die alle dicht bebaut sind. Selbst ein Einwohner sah sich nicht in der Lage, mir den Weg aus der Stadt halbwegs verständlich zu erklären. Ich hatte schlicht versäumt vom Bahnhof ein Stück weiter zurückzufahren, um die richtige Ausfahrtstraße zu erwischen.

Schließlich doch auf Kurs, fährt man auf der D 100 Richtung Agay (guter Radweg vorhanden) und biegt dann unauffällig auf eine kleine, schlechte Straße ins Esterel-Massiv ein. Es fehlt allerdings an einer richtigen Ausschilderung – allerdings soll hier der Autoverkehr auch in Grenzen gehalten werden. Sicherster Hinweis ist das Schild mit der eingeschränkten Aufenthaltserlaubnis in dem Gelände. Das Esterel-Massiv ist eines am stärksten von Waldbränden gefährdeten Gebiete in Südfrankreich (ähnlich dem Mauren-Massiv). Entsprechend tauchen auch immer wieder Hubschrauber zur Überwachung auf.

Das Esterel ist mit dem Auto nicht komplett durchfahrbar. Die Straße kann man motorisiert nur bis zum Col Notre-Dame befahren – danach sind nur noch Wanderer und Radfahrer erlaubt (daher die allfälligen Hinweise auf Sackgasse ignorieren!). Es waren auch einige Rennradler unterwegs sowie ein Tandem. Soweit Autos, sind es wenige – meistens Wanderer oder einfach zum Picknick vor großartiger Kulisse. Im ersten Drittel gibt es noch eine weitere Abzweigung, auf der man wieder zur Küste zurückkehren kann (wohl auch mit dem Auto). Etwa in der Mitte gibt es auf einem Berg ein Observatorium – die Auffahrt ist aber nur Mitabeitern erlaubt. Ebenfalls noch ziemlich am Anfang befindet sich ein kleiner See. Kurz vorher teilt sich die Straße. Die reguläre Route geht rechter Hand direkt am See vorbei. Von der Verzweigung aus bin ich den Col du Mistral als Stichstraße gefahren – eigentlich wollte ich diesen direkt von St-Raphael kommend passieren – habe aber dazu keine Abzweigung vorher gefunden. Sie liegt vermutlich von der D100 nicht direkt einsehbar hinter einer kleinen Siedlung, die sich zwischen dem Kreisel auf die D100 und der Haupteinfahrt ins Esterel, die ich gefahren bin. Es lohnt dazu wohl eine genauere Karte mitzuführen (oder GPS).

Durch das Esterel kann man einen kompletten Rundkurs legen, allerdings sind nicht alle Teile asphaltiert. Der von mir gefahrene Teil ist komplett asphaltiert bis auf das kleine Stück vom Col Belle-Barbe zum Col du Mistral. Dieser Exkurs ist aber bei einer reinen Süd-Nord-Querung nicht von Nöten. Der für Autos gesperrte Teil in Norden ist allerdings in recht schlechtem Zustand. Am Col Belle-Barbe – auch bereits abweichend von der direkten Route -, zweigt noch eine gut aussehende Piste ab, auf der man direkter nach Norden fahren kann. Wahrscheinlich nimmt aber die Qualität der Piste weiter nördlich ab (laut Karte). Will man das Esterel im Westen durchqueren und mehr auf Piste, nimmt man beim Col du Mistral weiter Kurs nach Westen und fährt eine recht lange Schleife, bevor sich die Forststraße nach Norden wendet. Dort kommt man der N 7 recht nahe und kann ggf. etwa in der Mitte aus- oder einsteigen. Am Col de la 3 Termes schließt sich dann der Kreis mit meiner gefahrenen Route. Von hier aus geht es bergab zur N7 und wenig weiter ans Meer bei Mandelieu bzw. La Napoule.

Die Landschaft bei der Durchquerung ist mindestens so aufregend wie die der Küstenstraße N 98 am Esterel vorbei (bin ich 2002 gefahren) – allerdings um einiges anstrengender. Dafür hat man verschiedene Ausblicke aus der Vogelperspektive auf die Küste (im zweiten Teil) und passiert noch ein kleines, aber eindrucksvolles Gebirge. Die Berge dort geben einen guten Vorgeschmack auf das eigentliche Reiseziel Korsika und bilden den idealen Rahmen für einen Prolog auf dem Festland. Es macht insbesondere für Fotografen Sinn, die Strecke gegen Abend zu fahren, weil dann das Licht günstiger auf die rötlichen Felsen fällt (Sonne mehr im Rücken) und ggf. mit dem Sonnenuntergang die Felsen noch intensiver leuchten. Es gibt mehrere schöne Picknickmöglichkeiten, ich empfehle besonders die an der letzten Passhöhe. Die von mir nicht gefahrene Westroute ist ohne Blick auf das Meer.

An der Luxusküste steppt natürlich der Bär. Weil ich durch eine Unachtsamkeit meinen Reinigungspinsel für die Kamera verloren hatte, musste ich in Juan-les-Pins auch noch in die Stadt zu einem Fotogeschäft fahren. In Cannes hatte ich das erst gar nicht versucht. Gleich um ein Vielfaches ruhiger wird es, wenn man in Juan zum Cap d’Antibes abzweigt. Die kleine Extrarunde ist es wert – auf der Westseite gibt es Badebuchten direkt neben römischen Mauerresten im Meer und pittoresken Ansichten mit Pinien und kleinen Häfen. Auf der Ostseite eröffnen sich wieder andere malerische Blicke auf Antibes, die in die Inspirationswelten von Impressionisten wie Claude Monet und anderen Künstlern führen.

In den Gassen von Antibes gibt es viel zu entdecken und das Städtchen hat trotz der Touristenströme immer noch einen lieblichen Charme. Wer die Zeit hat, sollte sich einen Besuch in einem der vielen Restaurants zwischen Ateliers, Modeboutiquen und Spezialitätenläden gönnen. Kunstinteressierte müssen natürlich ins Picasso-Museum – ich hatte das mal vor ca. 25 Jahren besucht – damals noch mit einem Fiat 126 unterwegs. So weckt hier mancher Strandstreifen auch noch meine Erinnerungen – so übernachtete ich unweit vom Chateau Grimaldi im Auto an einem Kiesstrand und musste anschließend zur Zündkerzenreparatur in Nizza zu einer Werkstatt. Doch meine Zeiten des Automobils sind heute längst Geschichte. schmunzel

Nicht weniger übel als die Fahrt Cannes – Juan-les-Pins ist die von Antibes bis kurz vor die Tore von Nizza. Zum Glück hat man keine Orientierungsprobleme – man muss aber einem heftigen Verkehr trotzen. In Nizza entspannt sich die Lage, weil es eine breite Promenade samt Radweg gibt. Insgesamt hatte ich durch die Verzögerung am Morgen weniger Zeitreserve als erwartet, sodass ich Nizza keiner weiteren Blicke würdigte als die am Hafen. Hätte ich gewusst, dass die Fähre später als geplant eintraf und die bei der Buchung gemachte Angabe, man müsse sich mindestens eine halbe Stunde vor Abfahrt einfinden, für Radler als sinnfrei erwies, hätte ich in Nizza noch gegessen. Das hätte mir dann ein überteuertes und schlechtes Menü auf der Fähre erspart.

Bildergalerie zu Kapitel 1 (67 Fotos):



Fortsetzung folgt