Re: Rundtour in der Mongolei

von: Britta

Re: Rundtour in der Mongolei - 01.02.13 10:32

Teil 2:

Tag 20:
Der Tag startet recht sonnig. Nach dem Frühstück schaut eine große Pferdeherde bei uns vorbei. Ein großartiger Anblick und Gelegenheit für viele viele Fotos.

Wir strampeln auf steiniger Piste leicht bergan. Beim Kustein Nurun National-Park biegen wir ab und fahren ein Stück hinein. Es ist etwas drollig, dass in dieser unendlichen Landschaft im Nirgendwo auch noch Landschaft als Nationalpark erklärt wird.

Hier sollen noch Przewalski-Pferde frei leben, aber wir bekommen leider keins zu Gesicht. Wir sind beide ziemlich schlapp und nach einer längeren Pause kehren wir zu der Hauptpiste zurück. Man merkt, dass wir uns langsam der Hauptstadt nähern. Die Piste wird immer breiter und am Fluss sind immer mehr Jurten zu sehen. Nachdem der Morgen noch recht kühl war, wird es am Nachmittag wieder richtig heiß.

Auch heute beschließen wir nach nur 50 km, die Fahrt zu beenden. Wir suchen uns ein Plätzchen am Berghang mit Blick auf das Tal. Morgen sollten wir dann einen GerCamp am Bogd Khan Uul erreichen können. Eine Dusche wäre so langsam mal wieder schön...

Tag 21:
Der Tag beginnt bereits sonnig und warm. Wir starten recht früh und zunächst geht es flott entlang zwischen Bergen und Fluss. Wir queren den Fluss über mehrere Furten und eine recht marode Brücke und fahren auf der anderen Flussseite über eine sehr sandige Piste in Richtung der Ortschaft Altanbulag.

Der erste Laden, den wir finden, hat das übliche sehr überschaubare Angebot und etwas seltsame, leicht angetrunkene Kundschaft. Also suchen wir weiter und stoßen hinter einem Schulgebäude auf das zivilisatorische Highlight der letzten Tage – nein Wochen. Ein sauberer (!), sehr gut sortierter (!) Laden mit einem fließend englisch sprechenden (!) indischen (!) Ladeninhaber. Wir kaufen das halbe Sortiment, machen ausgiebig vor dem Laden Pause.
Die Straße bleibt sehr hügelig. Es ist anstrengend und wir machen massig Höhenmeter. Nach 15 km weitet sich die Landschaft und wir passieren eine weitere große Siedlung, die auf unserer Karte gar nicht verzeichnet ist. Der Wind wird immer stärker. Als wir auf eine Piste abbiegen, bläst er dann direkt von vorn.

Die nächsten Kilometer sind sehr zäh, es beginnt zu regnen und der Wind nimmt immer weiter zu. Nach gut 10 km ist ein weiterer Ort passiert und wir stoßen auf die asphaltierte Hauptstraße nach Ulan Bator. Ich komme kaum noch vom Fleck, es gibt keine Schilder und wir mühen uns gegen den Wind die Straße entlang auf der Suche nach dem in unserem Buch beschriebenen Ger-Camp. Als wir es nach mehrmaligem Nachfragen endlich erreichen, wirkt es zunächst geschlossen – ist es wahrscheinlich auch, jedenfalls sind wir die einzigen Gäste. Der „Hausmeister“ wittert allerdings die Gelegenheit, ein paar Scheine dazuzuverdienen, und so steigen wir doch in einer recht verlotterten Jurte ab.


Tag 22:
Nach kurzer Diskussion mit dem „Platzwart“ verlassen wir das Gelände. Über Nacht war der gestern vereinbarte Preis auf das Doppelte gestiegen... Nach nur gut 15 km wählen wir eine Piste in ein Tal, an dessen Ende Bernd einen Camp gesichtet hat. Wir haben noch einen Tag Zeit und wollen noch nicht nach Ulan Bator reinfahren. Allerdings sieht der Camp irgendwie auch geschlossen aus. Wir treffen eine Mitarbeiterin, die uns erklärt, dass sie Vorbereitungen für eine große Veranstaltung am kommenden Tag treffen, sonst aber keine Gäste da seien. Also entscheiden wir, auf dem Platz zu bleiben. Wir waschen ausgiebig, duschen „warm“ (der Begriff muss in der Mongolei anders definiert sein als bei uns), essen, lesen und verbummeln faul den Tag. Erstaunlichste Erkenntnis heute: Trotz ausgiebigem Schrubben mit Seife sind die Handtücher nach dem Abtrocknen schwarz statt weiß... Am Abend bekommen wir noch eine Auswahl an Speisen in die Jurte gebracht, was für ein Luxus!


Tag 23:
Gut ausgeschlafen in dem weichen Bett beginnen wir den Tag mit einem üppigen Frühstück und starten auf die letzten Kilometer Richtung Ulan Bator. Die Straßen Richtung Stadt werden voller und voller, und auf den letzten Kilometern stecken selbst wir im Stau fest. Ich bin froh, als wir endlich im Hostel ankommen –Wir schaffen unser ganzes Geraffel ins Zimmer und starten zum Backpacker-Treff Nummer 1, Café Amsterdam, wo wir Taivan wiedertreffen, den Mongolen, dessen Familientreffen wir beigewohnt hatten. Er will mit einem Kollegen nach Konthi zu einer Klostereröffnung und bietet uns an, mitzukommen. Die Versuchung ist groß, das wäre sicher interessant. Aber mit Aussicht auf 2 Tage Gerumpel über Piste ist es uns dann doch zeitlich zu knapp. Wir gehen noch mal gründlich shoppen, es ist erstaunlich, wie anders uns die Stadt nach 3 Wochen in der Pampa erscheint – wie sauber, zivilisiert und westlich.

Tag 24: Ulan Bator
So langsam klingt die Reise aus. Wir beschaffen die Kartons für die Rückreise, dümpeln wir ein bisschen in der Stadt herum, besichtigen noch den Garden Tempel und hauen am Abend im Café Amsterdam unser letztes mongolisches Geld auf den Kopf.

Tag 25: Ulan Bator - Berlin
Der Tag beginnt sehr sehr früh. Nachdem wir alle kulinarischen Highlights der letzten Wochen schadlos überstanden haben, hat’s mir nun ausgerechnet heute morgen den Magen verdreht. Um 5 Uhr brechen wir auf in Richtung Flughafen. Am Check-In verkündet man uns, dass die Räder nicht eingecheckt werden, da die sie bei MIAT, die die Strecke bis Moskau für Aeroflot bedient, extra kosten. Na Glückwunsch, und das bei verkorksten Magen morgens um halb sieben. Wir diskutieren länger mit verschiedenen Mitarbeitern, deren Englischkenntnisse von Null bis ein wenig variieren und die sich unseres Problems nicht wirklich annehmen wollen. Schließlich zahlen wir den verlangten Betrag bis nach Moskau, der Weiterflug bis Berlin ist dann mit Aeroflot und damit inklusive. Als letzte stehen wir kurz vor Toresschluss am Schalter um noch die Barcodes für unsere Räder abzuholen, die wir dann endlich auch bekommen. Nicht ganz selbstverständlich, da eine der Mitarbeiterinnen meinte, die Räder würden ihren Weg nach Berlin sicher auch ohne die Tags finden. Nun - MIAT wird uns noch lange in Erinnerung zu bleiben.
Davon abgesehen aber war es mit Abstand unsere interessanteste, spannendste und erlebnisreichste Reise in einem sehr anderen Land. Wir kommen sicher noch mal wieder!

Britta