Re: Von Wernigerode nach Nürnberg

von: Radschabe

Re: Von Wernigerode nach Nürnberg - 12.07.13 19:17

12.Juni, Tag 24
106 km nach Sault

Ein weiterer heißer Tag steht an. Dazu noch ein schöner Berg. Viel mehr geht nicht. Auf teils wirklich sehr schlechten Straßen radle ich erstmal leicht bergauf nach Malaucene. Hier besorge ich mir das Nötigste und das ist vor allem Trinken. 2,5 Liter sollten auch für den Mont Ventoux reichen. Quasi Punkt 12 Uhr machte ich mich auf den Weg. Mit mir starteten auch viele andere Rennradler. Einige grüßten im vorbeifahren, manche wechselten mit mir noch ein paar Worte. Leider wurden auch hier die Reichen und Schönen frei gelassen. Sie knatterten mit ihren alten und stinkenden Autos hoch. Nach einer Weile hatte ich dann aber so ziemlich meine Ruhe. Im Mittelteil wartete wirklich harte Arbeit auf mich. So etwa 3 km waren extrem steil. Das Thermometer zeigt inzwischen 38 Grad in der Sonne und der Schweiß drang aus allen Poren. Damit nicht aber nicht genug. Hinter mir ist jemand zu Fuß unterwegs und kommt immer näher. Bis er mich überholt, vergeht trotzdem eine halbe Stunde. Kurz danach wird es flacher und ich gönne mir eine Pause. So richtig viel mag ich auch wieder nicht Essen. Die Hitze bereitet mir doch ein paar Probleme oder ist es doch der Mont Ventoux? 3 km vor dem Gipfel ruft mir ein Wanderer entgegen „Endlich mal ein richtiger Radfahrer“. Ich muss lachen, fahre dann noch um eine Kurve und dann kann ich ihn sehen - den kahlen Gipfel. Was bitte ist das für eine krasse Landschaft. Adrenalin wird durch den Körper gepumpt. Es ist wohl einer der spektakulärsten Momente, die ich auf meinem Velo erlebe. Die restlichen Meter bis nach Oben fahren sich praktisch von alleine. Ich weiß gar nicht, ob es hier besonders steil ist. Ich weiß aber, es ist unendlich schön hier. Oben ist natürlich einiges los. Immer wieder erreichen neue Radler erschöpft oben das Ziel. Nach ein paar Fotos und einer schönen Pause mache ich mich auf den Weg nach Sault. Leider ist die Abfahrt dorthin gesperrt. Ein Rennradler berichtet mir später, dass es dort wohl einen Steinschlag gab. Für mich bedeutet das einen riesigen Umweg von 20 bis 30 km. Dazu darf ich noch einen Pass von über 500 zu erklimmenden Hm fahren. Da ich nur wenig zu trinken habe und es keine Verpflegungspunkte gibt, wird die Fahrt nach Sault zu einer sehr großen Herausforderung. Ziemlich dehydriert und erschöpft erreiche ich die Stadt. Der kleine Supermarkt ist extrem teuer. Aber immerhin ist der Campingplatz auch da, wo der Navi es anzeigt. Allerdings zeltet man hier mitten im Wald, was auch einiges an Viehzeug anlockt. Perfekte Erholung sieht anders aus, aber immerhin habe ich Internet und bin damit zufrieden.
















































13.Juni, Tag 25
125 km / Camping Le Routou am Lac de Serre-Poncon

Einen Wecker stelle ich mir nicht. Ich gönne mir etwas mehr Schlaf. Das Wetter ist wie jeden Tag inzwischen sommerlich. Nach einer kurzen Abfahrt fahre ich hinauf zum Col de Macuègne. Dieser stellt kein größeres Problem dar. Hier kann ich entspannt die Natur und Landschaft genießen. Auch der Mont Ventoux ist immer noch ab und an zu sehen. Erst nach und nach verschwindet er dauerhaft aus dem Sichtfenster. Am Pass gibt es eine Bank und einen Tisch. Na klar, da lasse ich mich nicht zwei Mal bitten und mache Pause. Wie bestellt, kommt ein einheimischer Rennradler dazu und wir quatschen erst mal eine Runde. Es ist immer wieder toll, wie leicht man hier mit fremden Menschen ins Gespräch kommt. Dazu kommt ein Niederländer, der nach etwas Süßem fragt, da er zu wenig zu Essen dabei hatte. 2 Kekse nimmt er von mir, dann zieht er zufrieden weiter. Für mich folgt nun eine längere Abfahrt. Im weiteren Verlauf komme ich auf der D942 durch das Tal der Méouge. Also bitte, die Landschaft hier ist der Wahnsinn und steigert sich von Kurve zu Kurve. Die Straße wird teilweise sehr eng, so dass Autos auch mal hupend in einen unübersichtlichen Bereich hineinfahren. Hier mache ich viele Fotos, auch wenn ich weiß, dass meine Bilder die Stimmung nicht mal im Ansatz einfangen können. Schade, dass man die Zeit nicht anhalten kann, hier wäre ein guter Zeitpunkt gewesen. Nach diesem tollen Erlebnis ist der Rest des Tages nicht mehr ganz so leicht. Da sich nun aber mehrfach die Wege mit einer Radsportgruppe aus Gap kreuzen, hat man ja immer wieder Leute für kurze Talks. Und so wird es hier eben nie langweilig. Trotzdem zerren auch heute die Sonne und Hitze an meinen Kräften. Im Schlussdrittel geht es meist leicht bergauf. Aber die Mühen sollten sich wieder lohnen, denn ich komme zu einem wunderschönen Zeltplatz am Lac de Serre-Poncon. Erst baue ich mein Zelt an einem ruhigen Ort auf. Als ich den ganzen Zeltplatz erkundet hatte, wählte ich doch einen Platz direkt am Steilhang zum See. Ein toller Ort zum Campen nach einer phantastischen Etappe.