Re: Umbau Birdy auf Scheibenbremsen

von: Pangulin

Re: Umbau Birdy auf Scheibenbremsen - 21.04.17 20:38

Ob die unterschiedlichen Rahmenbelastungen letztendlich Humbug sind, ist nicht einfach einzuordnen.
Jedenfalls sollen laut R&M die beiden Schwingen hydrogeformt sein(sind sie aber nur zum kleinen Teil)und weniger wiegen als die vorherigen "konventionell" gefertigten Teile.

Wenn man dann noch die unterschiedlichen Hebelverhältnisse zwischen V-Brakes und Scheibenbremsen berücksichtigt, so muß man zu dem logischen Schluß gelangen, daß die Kräfte-Einleitugen in Speichen und Schwingen bei Scheibenbremsen(auch bei Trommelbremsen) signifikant höher sein müssen.

Ob sich dann die angeblich größere Steifigkeit der Diamantprofile bei deutlich geringerem Materialeinsatz bemerkbar macht,muß man abwarten.
Genausogut kann es sein, daß durch die höheren Kräfte bei geringerem Gewicht auch deutlich mehr Brüche zu Tage treten.

Dazu kommt noch, daß Hydroforming nicht immer eine höhere Festigkeit nach sich zieht. Dieses Umformungsverfahren erfordert zwangsläufig immer eine "Material-Nachschiebung", die nach einer äußerst komplexen Zeitlogistik erfolgen "muß" - dies ist eine "CONDITIO SINE QUA NON".

Die Fehlerträchtikeit ist hier nicht gerade gering - nicht selten kommt dann in der aktuellen Umformungs-Zone das Material etwas zu spät an; so daß das fehlende Material dann aus der vorhandenen Wandstärke entnommen werden muß mit dem Ergebnis einer entstehenden "Schwachstell".

Bei allen mir bekannten Umformungsmethoden ist eine gleichmäßige und somit konzentrische Wandstärke eher untypisch.

Daß natürlich auch Schweißstellen Schwachstellen aufweisen ist klar.
Ich wollte hier nur verdeutlichen, daß dieses Verfahren nicht unbedingt besser sein muß

Außerdem ist bei Scheibenbremsen durch diese anderen Hebelverhältnisse auch klar, daß der Anpressdruck an der Scheibe signifikant höher sein muß als bei den V-Brakes an den Felgen.
Wenn man dann am Berg "nicht anders" bremst als bei V-Brakes" wird sehr schnell eine Überhitzung einsetzen mit sehr negativen Folgen - z.B. Fading und andere unschöne Dinge.

Somit ist "überhaupt" zu bedenken, ob Scheibenbremsen an ein Fahrrad gehören - zumal am Faltrad.
Gerade beim Faltrad kommt es oft beim Befördern im Zug, beim Falten, Umdrehen usw. zu Schlägen an der Scheibe.
Wenn die Bremse dann noch Luft zieht, quitscht und man noch das Problem mit dem Einbremsen hat, so überlegt man sich, ob nicht möglicherweise ein vermeintlicher Rückschritt hier ein Fortschritt bedeutet - vielleich habe ich noch andere Unzulänglichkeiten einer Scheibenbremse vergessen.

Nicht unbedingt muß zwangsläufig eine Innovation aus KFZ- oder Motorradtechnik zum Fahrrad passen.
Jedenfalls brauche ich eine Magura nicht so subtil einstellen wie eine Scheibenbremse.
Eine Felgenbremse verzeiht hier einen Versatz von 1-2 Millimeter; eine Scheibenbremse jedoch nicht - hier sind zehntel Millimeter vonnöten.

Wenn aber ein Hersteller seinen Kunden keine Wahl läßt, so ist dies natürlich nicht so schön - Verzeihung, man kann ja ein "World-Birdy" kaufen.