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#887797 - 05.12.12 13:06 Bergisches Land - Sauerland
Gerhard O
Mitglied
Themenersteller
abwesend abwesend
Beiträge: 515
Dauer:3 Tage
Zeitraum:11.7.2012 bis 13.7.2012
Entfernung:291 Kilometer
Bereiste Länder:deDeutschland

Regentour
Vorbemerkung


Seit der Übungstour (Bergisches Land - Sauerland - Münsterland (Reiseberichte)) sind 7 Wochen ins Land gegangen. Zwei Wochen davon waren meine Frau und ich auf Wanderurlaub. Die restliche Zeit gab es vor allem Regenwetter mit nur wenigen Tagestouren (mit kleinem Gepäck). Genau 170km hatte ich in der Zwischenzeit mit dem Rad zurückgelegt, die Fahrten morgens zum Bäcker eingeschlossen. Der Wetterbericht sagte weiterhin unbeständiges Wetter voraus, aber der Termin zur ‚Tour de Ländle‘ rückte immer näher. Meine Kondition war nicht besser, sondern eher schlechter geworden und die Regenfestigkeit des Zelts war nicht getestet. Also wollte ich jetzt die gleiche Tour noch einmal fahren, allerdings auf anderer Route. Diesmal benutzte ich für die Streckenplanung den NRW-Radroutenplaner mit der Option ‚Steigungen möglichst vermeiden‘. Die Campingplätze sollten die gleichen bleiben, nur die Übernachtung in Lindlar verlegte ich nach Marienheide, um den Weg über das Ebbegebirge und das Sauerland kürzer machen. Außerdem sparte ich dadurch ein paar Steigungen im Bergischen Land, denn ich wollte von Lennep bis Marienheide auf der Eisenbahntrasse fahren. Außerdem hatte ich mir für den Fall, daß das Wetter allzu schlecht wird, eine direkte Route vom Sorpesee quer durch das Ruhrgebiet nach Hause berechnen lassen.

Regentour
Tag 1 : 11.7.2012
Start: Oberhausen
Ziel: Brucher See, Marienheide
Strecke: ca. 104km, ca. 1000 Höhenmeter
Track http://www.gpsies.com/map.do?fileId=fubdlwkptxhzrrli


Kurz nach 7 Uhr morgens war ich abfahrbereit. Der Wetterbericht sagte unbeständiges Wetter voraus, aber im Moment war es trocken. Somit stand dem sofortigen Start nichts entgegen.



Durch das Mülheimer Landesgartenschaugelände ging es an der Ruhr entlang bis Kettwig. Hier beginnt der letztes Jahr eröffnete Panoramaweg auf der Trasse der ehemaligen Niederbergbahn. Diese steigt über 17km ganz leicht, aber kontinuierlich von 50m NN auf 260m NN an. Das ist auch für einen Ruhrgebietsflachlandfahrer gut machbar. Biegt man dann vor Wülfrath nach Neviges ab, verliert man sofort wieder 100 Höhenmeter. Hinter Neviges durfte ich sofort wieder 150 Hm gutmachen! Damit war der höchste Punkt zwischen Mülheim und Wuppertal erreicht. An der Wupper befindet man sich wieder 100m tiefer. Die Durchquerung der Stadt ist durch die Enge des Tales und der Bevorzugung des Kraftverkehrs mit vielen Ampeln und Straßenüberquerungen etwas nervig.

Die berechnete Route mit der Option ‚Steigungen vermeiden‘ führte mich ganz sanft die Wupper aufwärts bis Beyenburg. Leider fing es an zu regnen und ein paar Zwischenstopps an Bushaltestellenhäuschen oder auch Fabrikeingängen ließen sich nicht vermeiden.



Vor Beyenburg führt mich mein Navi rechts ab die Berge hoch. 100 Hm geht’s aufwärts, bevor ich auf der Hochfläche auf Landstraßen bis Lennep weiterfahre. Die Altstadt mit den historischen Fachwerkbauten (und dem Röntgenmuseum, das ich aber bei dieser Gelegenheit nicht besichtigt habe) liegt wieder einige Meter tiefer.



Hier befindet sich auch der Bahnhof, wo wieder ein Radweg auf einer ausgebauten Bahntrasse beginnt.

Der Bahntrassenradweg führt mit einigen Unterbrechungen bis Marienheide. Offensichtlich hat man nach Stilllegung der Bahn mit ‚überschüssigen Etatmitteln‘ (Ein Schelm, wer Böses dabei denkt!) ein paar Brücken abgerissen (Vielleicht waren sie ja baufällig?). Gastronomische Infrastruktur gibt es an dieser Bahnlinie leider nicht, und wenn, dann sind es ehemalige Bahnhofsgaststätten, die wohl schon vor der Stilllegung der Bahn geschlossen waren. Einzig in Hückeswagen oder Wipperfürth hätte man die Trasse verlassen und etwas suchen können. Somit blieb mein Verlangen nach einem Bier oder ein Eis (Ja, die Sonne schien gerade mal wieder!) bis Marienheide unerfüllt. Hier kam ich an derselben Eisdiele wie bei der letzten Tour vorbei und kehrte ein. Durch das flotte Vorankommen auf der Bahntrasse war ich auch gut in der Zeit und das Ziel ‚Brucher See‘ war nicht mehr weit.



Der Brucher Stausee war auf seiner gesamten Länge touristisch erschlossen, d.h., hier standen ein Wohnwagen neben dem anderen. So etwas wie einen öffentlichen Campingplatz oder eine Rezeption zur Anmeldung sah ich aber nicht. Einen Camper, der des Wegs kam, befragte ich kurzerhand nach einer Übernachtungsmöglichkeit für mein Zelt und für mich. Er überlegte und meinte: „Fahren Sie mal am Seeufer durch bis zum letzten Platz. Die nehmen gelegentlich auch Gäste. Fragen Sie mal hinter der Schranke in dem Holzhaus.“

Dort kam ich auch unter, bezahlte aber Kaution für den Toilettenschlüssel, damit ich ihn am nächsten Tag auch bestimmt wieder abgebe, und benötigte Duschmarken. Bisher war dies mit 15,50€ der teuerste Platz dieses Sommers.

An der Stelle, wo ich den See erreicht hatte, hatte ich beim Vorbeifahren eine Gaststätte gesehen. Ich beschloß, einen kleinen Spaziergang am Wasser entlang zu machen und dort zu essen. Zusätzlich wollte ich meine tagsüber verlorene Körperflüssigkeit in Form von Bier wieder auffüllen. Die letzten 200 m zum Restaurant mußte ich mich beeilen, um nicht naß zu werden. Es fing wieder an zu regnen. Mein Fensterplatz war hervorragend geeignet, dem Regen zuzuschauen. Vor allem konnte ich exakt den Zeitpunkt bestimmen, an dem ich das Lokal verlassen mußte, um trocken zum Zelt zu kommen. Das Zelt hatte seine erste Schlechtwetterprobe überstanden, es stand noch und war innen trocken!




Regentour
Tag 2 : 12.7.2012
Start: Brucher See, Marienheide
Ziel: Sorpesee
Strecke: ca. 58 km, ca. 900 Höhenmeter
Track http://www.gpsies.com/map.do?fileId=zhehfhmvzbmbeccz


Um 7.15 Uhr war ich reisebereit. In der Nacht es hatte öfters geregnet, aber im Moment war es trocken. Der geplante Track führte an der Gaststätte vorbei, wo ich gestern Abend gegessen hatte, aber leider gab es hier kein Frühstück. Kurz danach erreichte ich die Staumauer des Bruches Sees. Hier hatte man ein Drängelgitter montiert, das ich mit Gepäck und Fahrrad nur mit Mühe passieren konnte. Was will man damit erreichen? Selbst für Kinderwagen ist diese Sperre eine echte Schikane. Hat man Angst, daß Jugendliche auf der Staumauer mit Mopeds Rennen fahren?



Mein Weg führte zuerst über die Staumauer und danach nach unten an den Fuß der Mauer. Von dort sollte es entlang einer Bahnlinie neben der Wipper weitergehen. Dieser Weg war aber am Abzweig schon so schlammig und steil, daß ich ihn auch zu Fuß nicht hätte gehen wollen. Gleichzeitig fing es an zu regnen. Ich konnte mich unter eine Eisenbahnbrücke retten und den Regenschauer abwettern. Die Zwangspause konnte ich gut nutzen, mir mit Hilfe der Fahrradkarte eine geteerte Alternative auszusuchen. Ich blieb auf Wirtschaftswegen und kam auch gut vorwärts. Nach kurzer Zeit traf ich auf meine Fährte von der Pfingsttour und erreichte Meinerzhagen. Den Weg durch die Baustelle (falls sie noch existierte) hinter der Stadt wollte ich aber nicht noch mal machen und außerdem hatte ich noch nichts gegessen. Es ging langsam auf 9 Uhr zu. In Meinerzhagen hoffte ich eine Bäckerei oder ähnlich zu finden. Einer kleiner ‚Tante Emma Laden‘ zeigte mittels Schaufensterwerbung an, daß ich hier alles bekomme, was ich für diesen Tag so brauchte. Während ich drinnen gemütlich am Frühstückstisch saß, regnete es draußen in Strömen!

Die vom NRW-Radroutenplaner errechnete Tour führte einen anderen Weg über das Ebbegebirge als damals Naviki. Auf der Karte sah der Weg auch angenehmer aus als damals.

Bald erreichte ich den Ortsrand und blieb erschrocken stehen: der weitere Weg vor mir war mit Gras zugewachsen! Das sah nicht sehr vertrauenerweckend aus. Am letzten Haus des Ortes arbeitete ein Mann im Garten. Bei ihm erhoffte ich eine Wegbeschreibung und Rat für meine weitere Strecke zu erhalten.

Er machte mir Hoffnung, daß der Weg wohl fahrbar wäre, denn hier kämen immer wieder Leute auf Rädern den Berg runter. Nur etwas weiter oben müßte ich in den Wald ausweichen, weil der Pfad im Hohlweg so schlecht ist, daß man ihn nur mit Gummistiefeln begehen könne. Ein Trampelpfad durch den Wald ist aber so sichtbar ausgetreten, daß ich ihm gut folgen könne. Nach ein paar hundert Metern befände ich mich dann auf einen gut befahrbaren festen Schotterweg, der so über die Autobahn und bis auf die andere Seite des Berges führt.

Ich fuhr also weiter, schob auch ein bischen und nach 10 Minuten war ich auf einem festen vertrauenerweckenden Weg. Weitere 20 Minuten später konnte ich die Autobahn A45 auf einer Brücke queren. Ich hatte die Hoffnung, nur noch 20 Höhenmeter erklimmen zu müssen und dann hätte ich meinen 1. Gebirgspaß für heute überschritten. Aber weit gefehlt: Vor mit hing eine rot-weiße Kette mit einem Schild: „Durchgang verboten – Waldarbeiten – Lebensgefahr“. Damit das Schild auch nicht ignoriert wird (was ich sonst auch getan hätte – denn üblicherweise werden solche Schilder zwar aufgehängt, aber nach Beendigung der Arbeiten nicht mehr entfernt), hatten die Waldarbeiter 50 m weiter mehrere große Fichten gefällt und quer über den Weg gelegt. Ein Durchkommen war für mich nahezu unmöglich. Es blieb mir nichts Anderes übrig, als einen kleinen matschigen Pfad rechts den Berg runter zu folgen. Ich konnte vorsichtig rollen lassen und brauchte die Füße nicht auf den Boden zu setzen, sonst wäre ich oft bis zu den Knöcheln im Schlamm gestanden. Das Fahrrad sah allerdings aus wie Sa… Eine halbe Stunde später erreichte ich wieder einen Schotterweg, dem ich jetzt wieder bergauf folgen konnte. So überquerte ich den Berg an einer etwas höheren Stelle mit ein wenig Verspätung. Da ich mir für heute aber nur 60 km vorgenommen hatte, machte ich mir hierüber keine Gedanken. Nach kurzer Zeit erreichte ich die Landstraße, die mich zum Kammweg, einem asphaltierten Weg auf den Höhen des Ebbegebirges, führen sollte.

Doch erst mal fing es wieder an zu regnen. Am Straßenrand stand ein bäuerliches Gehöft mit einem großen offenen Schuppen. Das Hoftor war offen und neben den Traktoren und PKWs im Schuppen war noch genügend Platz für einen Fahrradfahrer. Dieser Schuppen bot mir guten Schutz, den es fing wolkenbruchartig an zu regnen. Um die Langeweile zu vertreiben schaute ich mich ein bisschen um. Im Schuppen hin ein Thermometer. Es zeigte 8 Grad. Ich wartete, aß etwas von meinen Vorräten (aus dem Laden in Meinerzhagen), schaute dem Regen zu, wartete weiter und fing an zu frieren. Ein Blick auf das Thermometer zeigte es: mit dem Regen kam die Kälte. Es war nur noch 6 Grad und das ist für Juli ganz schön kalt, auch auf 550 m Höhe. 45 Minuten dauerte das alles, dann fuhr ich weiter. Mir wurde auch gleich wieder warm, denn es ging bergauf. Der Kammweg liegt auf ungefähr 600m Höhe. Links und rechts des Weges wachsen Bäume und Gebüsch, es ist alles sehr moorig. Man hat also kaum Aussicht, obwohl der Weg ansonsten sehr schön ist.

Es fing mal wieder an zu regnen, aber ich konnte mich in eine Schutzhütte retten. Der Schauer war kurz und ich fuhr weiter bis zur Landstraße nach Plettenberg. Hier erreichte mich der nächste Wolkenbruch. Ich konnte nur noch unter ein paar Bäumen anhalten und mußte dort zu meiner Notmaßnahme greifen: einem kleinen Regenschirm, den ich in meiner Lenkertasche mitführe. (Hier darf jetzt unter den Lesern eine heftige Diskussion über die richtige Regenkleidung auf dem Fahrrad geführt werden. Ich habe meine eigenen Erfahrungen und enthalte mich der Stimme.)

Ab Plettenberg schien die Sonne, als ob es nie Regen gegeben hätte. In Eiringhausen überquerte ich auf 200 m NN die Lenne und nun galt es, einen letzten Berg (für heute) zu überqueren: das Lennegebirge. Der Routenplaner hatte mir einen Weg abseits der Landstraße aufgezeichnet. Er führte mich die Blemke, einem kleinen Bachtal, hoch. Der Weg war geteert und gut zu fahren. Plötzlich sollte es links durch einen Vorgarten einen steilen Trampelpfad hochgehen. In dem Garten war eine Frau am Rasen mähen. Hier holte ich mir Rat und sie empfahl mir, den Bach weiter zu folgen. Der Weg würde zwar später in Schotter übergehen, sei aber weiterhin fahrbar, der Trampelpfad links hoch dagegen nicht. Auf der Bergkuppe müsse ich allerdings rechts abbiegen und könne dann auf der Landstraße weiterfahren. Hier handelte es sich dann um dieselbe Straße, die mir der Routenplaner weggerechnet hatte. Ich hatte keine Lust mehr, irgendwelche Wald- und Hohlwege zu fahren und folgte dem Rat der Frau. Schwitzend erreichte ich die Bergkuppe auf 480 m NN und konnte danach die letzten 10 km bis zum Campingplatz am Sorpesee locker rollen lassen.

Abends kehrte ich wieder bei dem von der letzten Reise bekannten Italiener im Strandcafé ein und hatte anschließend ein langes Gespräch bis in den späten Abend mit einem einheimischen Dauercamper. Auch der Wirt hatte mich wiedererkannt und drängelte mir noch ein kurzes Gespräch auf.


Regentour
Tag 3 : 13.7.2012
Start: Sorpesee, Amecke
Ziel: Oberhausen
Strecke: ca. 129km, ca. 300 Höhenmeter
Track http://www.gpsies.com/map.do?fileId=zmuotfxfityzsbhp


Ich wachte auf und es regnete. Meine Ausrüstung packte ich innen im Zelt zusammen. So konnte ich alles wasserdicht verschließen und an das Fahrrad hängen. In einer kurzen Regenpause baute ich das Zelt ab und verstaute es naß auf dem Rad. Ich beschloß, die Tour abzubrechen und nach Hause zu fahren. Nebenan zelteten zwei junge Leute, die mit dem Rad bis Italien fahren wollten. Sie hatten jeder ein kleines Ein-Mann-Zelt, welches so eng war, daß sie ihr Gepäck nachts im Regen stehen lassen mußten. Anziehen und zusammenpacken im Zelt ging natürlich auch nicht. So trugen sie morgens alle ihre Teile unter das Vordach der Rezeption, zogen sich dort an und machten sich reisefertig. Dieses Tun zog natürlich die Aufmerksamkeit des Platzwarts und seiner Frau auf sich. Sie ließen sich von den beiden leicht dazu überreden, die Gaststätte für ein Frühstück zu öffnen. Davon konnte auch ich profitieren. Bis das Frühstück vorbereitet war, war es 8 Uhr. Das störte nicht weiter, denn es regnete gerade und im Regen wollte ich ohnehin nicht losfahren. Um 8.30 Uhr war ich mit dem Essen fertig und es hatte aufgehört zu regnen. Ich wünschte den beiden Kollegen viel Glück auf ihrer Italienfahrt und verabschiedete mich.

Die heutige Route führte auf kleinen Straßen und Wirtschaftswegen zur B229. An meiner Frühstücksbäckerei vom letzten mal kam ich gar nicht vorbei. So war es gut, daß ich schon auf dem Campingplatz was zwischen die Zähne bekommen hatte. Auch Balve ließ ich diesmal links liegen. Dafür geriet ich in Menden in eine Baustelle und vom Weg ab. Die Ruhr erreichte ich in Langschede.

Bedingt durch die Baustelle war ich gezwungen, meinen Weg neu zu überdenken. Die Sonne schien und ich fühlte mich fit. Die kürzeste Verbindung mitten durch das Ruhrgebiet erschien mir plötzlich gar nicht mehr erstrebenswert. Also beschloß ich, den Ruhrradweg zu fahren, auch wenn das einige Kilometer mehr sind. Das letzte Teilstück ab Essen-Steele kann ich leicht über die Gruga abkürzen, ohne den Bogen um den Baldeneysee und Kettwig zu fahren. Da ich diese Strecken alle von früheren Tagestouren her kenne, kann ich die heute leicht weglassen. Der Ruhrtalradweg ist gut beschildert, auf den Fahrradkarten und meinen elektronischen Karten im GPS eingezeichnet und dadurch leicht zu finden.

Es ging zügig voran bis ich plötzlich vor einem Bauzaun stand. Auf einem handgeschriebenen Zettel wurde eine Umleitung um einen Campingplatz herum empfohlen. Ich folgte dem Weg steil nach oben und kurz darauf schob ich mein Fahrrad immer an der Abzäunung eines Campingplatzes entlang. Am Haupteingang stand wieder ein handgemaltes Umleitungsschild, doch diesmal ging es direkt auf Treppen nach oben weiter. Ich bemühte meine Karten und blieb auf der Zufahrtsstraße vom Campingplatz. Aber auch hier ging es immer weiter nach oben. Irgendwann war die Steigung zu Ende und da konnte ich auch sehen, wo ich jetzt war: auf der Zufahrt zum Casino Hohensyburg in Dortmund. Der Eingang zur Spielbank lag direkt vor mir. Zum Glückspiel war mir aber jetzt nicht zu Mute. Ich fragte mich, wie man dazu kommt, auf diesem stark beworbenen Radweg Familien mal eben 100 m (die Höhendifferenz, die mein Navi angezeigt hat) auf einen Wanderweg hochfahren zu lassen. Hier hätte es sicherlich eine andere Lösung gegeben. Von der Spielbank fuhr ich steil bergab zum Hengsteysee.



Das die Ruhr in einem Tal liegt, wo es links und rechts Erhebungen gibt, kann man auch an diesen Bildern von Eisenbahnviadukten erahnen.





Vom Kemnader Stausee abwärts bin ich die Ruhr schon oft gefahren, so daß ich nicht traurig war, in Steele den Abzweig am Grugagelände vorbei nach Frohnhausen zu nehmen. An der Stadtgrenze von Mülheim nach Oberhausen passierte dann das, was unbedingt kommen mußte: Es fing plötzlich und unerwartet ganz heftig an zu regnen. Ich hatte etwa 200 m bis zum nächsten Unterstand zu fahren, aber ich war naß bis auf die Haut. 20 Minuten später war ich zu Hause und konnte mich der nassen Keidung entledigen.


Nachsatz

Die Trainingsfahrten mit Gepäck und Regen waren nun zu Ende. Jetzt sollte der Ernst der langen Fahrt beginnen. Da sich das Wetter nach diesen Regenwochen deutlich besserte, hatte ich mich entschlossen, die Anfahrt zur ‚Tour de Ländle‘ nicht wie geplant mit dem Auto, sondern mit dem Rad zu machen. Die Rückfahrt hätte ich dann bei allzu schlechtem Wetter mit der Bahn gemacht.

Da es sich bei dem Reisebericht nach Baden-Württemberg und zurück um eine deutlich längere Tour
handelt, habe ich mich entschlossen, dies in einem eigenen Faden darzustellen. In den nächsten Wochen wird also ein neuer Reisebericht unter dem Titel Ruhrgebiet – Schwarzwald und zurück (oder so ähnlich) von mir erscheinen.
Viel Spaß beim Lesen!



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Lieber ein gemeiner Berg als ein hinterhältiger Wind!
Nur wer sich den Berg hoch gequält hat, darf ihn auch hinuntersausen!

Geändert von Gerhard O (28.01.21 12:11)
Änderungsgrund: verschwundene Bilder eingefügt
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#891102 - 16.12.12 16:57 Re: Bergisches Land - Sauerland [Re: Gerhard O]
Gerhard O
Mitglied
Themenersteller
abwesend abwesend
Beiträge: 515
Die logische Fortsetzung der Geschichte könnt ihr unter dem Titel Vom Ruhrgebiet in den Schwarzwald und zurück in diesem Forum lesen

Viel Spaß
Gerhard
___
Lieber ein gemeiner Berg als ein hinterhältiger Wind!
Nur wer sich den Berg hoch gequält hat, darf ihn auch hinuntersausen!
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