Hola Radler!
Ich plane Mitte August von Chur in der Schweiz aus nach Venedig zu radeln.
Ich fahre ein solides Stadtrad mit 27 Gängen und bin mittelmäßig ausdauernd.

Meine Frage:
Gibt es Tipps in Bezug auf bestimmte Strecken, die es zu vermeiden gilt,
die besonders zu empfehlen sind,
Unterkünfte,
Etappen,
und alles weitere, was für mich wichtig werden könnte.
Vielleicht könnt ihr mir ja auch die Kontaktdaten von jemandem mailen, der in derartigen Alpentraversen Erfahrungen hat.

1000 Dank!
Martin

Hallo,

solltest über (Lenzerheide - Brienz/Brinzaul -) den Abula fahren, wäre Chesa Schalom eine für schweizer Verhältnisse sehr günstige Unterkunft. Wobei ich die Anfahrt von Chur bis Lenzerheide wegen des relativ starken Verkehrs nicht uneigenschränkt empfehlen möchte. Dafür ist das anschließende Stück oberhalb des Albula-Tals und der Albula-Pass selber ein Sahnestück.

Gruß sugu

Willkomen im Forum, Martin!
Mittelmäßig ausdauernd - hm, ja - da ist Interpretationsspielraum. Ich hätte eine schon eher sehr schwere Variante im Empfehlungs-Köcher, die ich gefahren bin: Lindau - Landquart - Wolfgangpass - Davos - Flüelapass - Zernez - Ofenpass - Val Müstair/Santa Maria - Umbrailpass - Bormio - Gaviapass - Tonalepass - Val di Sole/Dimaro - Passo Campo Carlo Magno - Ponte Arche - Lago di Tenno - Riva del Garda - Rovereto - Passo Pian del Fugazze - Schio - Vicenza - Chioggia (dann weiter nach Süden). Man könnte auch von Chur den Albula nehmen und via Engadin in Zernez aufschließen - vielleicht sogar die schönere Variante.

Weniger anspruchsvoll könnte via Albula und Engadin/Inntal über die Norbertshöhe zum Reschenpass auffahren, danach Via Claudia Augusta nehmen (Suchfunktion benutzen, Forum ist voll damit, auch Buchläden, Radreisemagazine etc.). Auch schön, wenn man mit dem langen Flachteil nach Meran bis Venedig zurecht kommt. Es sind aber immer Möglichkeiten, das Ganze aufzupeppen, Weinstraße Tramin, Molveno-See, Gardasee, auch Fugazze Pass ließe sich noch anschließen.

Andere Landschaftserlebnisse: Albulapass, weiter über Berninapass (Morteratsch-Gletsch!, ziemlich leicht von Norden) - Tirano - Aprica-Pass - Iseo-See- Brescia - Gardasee - Venedig. Auch hier wären weitere Pässe mit ruhigeren Routen zum Gardasee denkbar (Croce Domini, Idrosee, Ledrosee oder Zenopass, Vall Trompia, Idrosee, Ledrosee).

Evtl. bietet sich auch ein Umweg via Malojapass an, weil via Albula der Maloja sehr leicht über das Oberengadin zu erreichen ist. Dann ab zum Comer See und an den Südseiten Oberitalienischen Seen via Bergamo, Iseo, Gardasee vorbei (ohne Bergfahrten). Wohl insgesamt die leichteste Variante - nur Albula ist ernster Pass. Zweitleichteste wäre Albula/Reschen, sofern ohne weitere Bergabstecher.

Unterkunftstipps machen ja nur Sinn, wenn die Route feststeht. Geht es mit Zelt oder nur Festunterkünfte?

Tja, mit ganz wenigen Ausnahmen endet das von vorsichtigen Radfahrenden gewohnte Radwegsystem eben südlich der Schweiz bzw Österreichs. Strada Statale bzw Provinciale etc ist die Normalität in Italien. Daran ändern auch ein paar km Radweg an Flüssen etc nix.

Wenn man der großen Bergtour über Umbrail- Gavia- etc. ausweichen will - warum nicht einfach über den Ofenpass direkt ins Vinschgau ? Wahrscheinlich die Route mit den wenigsten Höhenmetern.

Und wenn es gemäßigtere Berge sein dürfen: In Bozen nicht Etsch-abwärts, sondern Eisack-aufwärts und durchs Grödner Tal übers Grödner Joch und den Valparola nach Cortina, und von dort immer dem Tal nach. Durch die Dolomiten sind einige Routen in herrlicher Berglandschaft möglich, und die Dolomitenpässe sind großteils keine Monster, Fedaia und Giau einmal ausgenommen.

Die Wünsche lassen sich der Ausgangsfrage nicht rauslesen. Bis Venedig sind zahlreiche Routen möglich. Überlicherweise kann ich nur eine Auswahl von Vorschlägen machen.

@ Stephan. Ja, so geht es durchaus. Als Bergfahrer kann ich natürlich nicht unterschlagen, dass zwischen Malonno und Iseosee noch den Passo di Vivione dazwischenschalten kann, weil mir der gut gefallen hat. Wie es weitergeht, hängt natürlich vom Ziel ab - sofern ebenfalls Venedig, von den Beinen, was man noch kurbeln möchte oder ob man es flach ausklingen lassen möchte.

Eine Auswahl ist immer gut.
Aber klingt jetzt nicht als Wunsch nach extremen Bergetappen, wo dein Vorschlag kaum zu toppen ist. Deshalb auch meine Idee mit den friedfertigeren Dolomitenpässen, wo viele Varianten möglich sind. Nur Etsch abwärts und dann Poebene ist doch etwas sehr langweilig.

Gewiss ist das jetzt eher was für Korinthensammler: Du kennst meine Route nach Venedig bzw. genauer nach Chioggia nicht, die ich gefahren bin. Die war nochmal erheblich anspruchvoller. Obig findest du ja auch eher verharmlosende Darstellungen der Dolomitenpässe - das ist nicht von mir. "Mittelmäßig ausdauernd" ist sicherlich kaum aussagekräftig. Alpentransit gibt es nicht im Schonpaket - auch Brenner und Reschenpass etc. kosten Überwindung. Der schwerste Berg ist immer der, den ich zuletzt gefahren bin (das war ein "lächerlicher" Albanstieg) - alte Radlerweisheit. 27 Gänge fahre ich auch - das dürfte wohl die gleiche Übersetzungsparade sein (und damit langjähriger Standard für Trekking-, Reiseräder & MTBs, ebenso für bessere "Stadträder"). Wie willst du das steigern? - das geht nur mit modernen 10- oder 11er-Kassetten und bringen auch nur eine Nuance mehr Erleichterung. Diese Tausenden von Radbezeichungen, möglichst mit Anglizismen, sind doch ein ziemlicher Wirrwarr bis Humbug für etwas, was nichts anderes als ein Fahrrad ist. Reisetauglich muss das Rad ja trotzdem sein, egal ob du einen leichten Alpenpass fährst oder ein ganzes Dutzend schwerer.

Heiliger Strohsack ! Was diese Bergspezialisten so unter "mittelmäßig" verstehen
Die Kombination Umbrail-Gavia gereicht dem Giro d'Italia bequem zur Königsetappe und täte es auch bei der Tour de France, sollten die Gallier dies zulassen.
Sicher kann man auch am Brenner den Motor überdrehen und die Anfahrt durchs Grödner Tal ist auch nicht zu unterschätzen, bevor man überhaupt am Fuß eines Passes ist - mehrere Tausend Höhenmeter am Tag werden da aber nicht gefordert. Und es hilft auch kein Getriebe der Welt wenn der Motor einfach nicht mehr mitmacht.

Colli Berici und Euganei, oder Monte Grappa ?