Dauer:2 Monate, 5 Tage
Zeitraum:12.8.2012 bis 15.10.2012
Entfernung:3000 Kilometer
Bereiste Länder:deDeutschland
frFrankreich
itItalien
atÖsterreich

Hallo Radfahrfreunde

Hier ist der weitere Tourenbericht ab Korsika. Der Frankreichteil ist in der Beschreibung Teil 1 abgelegt.
Weiterhin viel Spaß beim Lesen. Für Details gebe ich gern Info´s über eine persönliche Nachricht

Liebe Grüße Dirk und Susanne

Etappen :
-Teil1 Frankreich: Freiburg – Mulhouse – Besançon – Lyon – Barcelonette –Nizza

- Korsika : Westküste Calvi – Bonifacio

- Sardinien : St.Theresa- Olbia

- Italien : Rom – Toskana – Elba – Südtirol

- Österreich : Brenner – Innsbruck –Kufstein



« Korsika «
Mit reichlich Verspätung kommen wir in Calvi an. Im Grunde ist das kein Problem, aber es wird bald dunkel und wir haben noch keine Unterkunft. Also steuern wir schnell den erstbesten Campingplatz an. In der Dämmerung wird das Zelt schnell und routiniert aufgebaut. Der Tourirummel überfordert uns. Idylle sieht anders aus. Ein Restaurant nach dem anderen reiht sich an die Souvenirshops. Obwohl uns eigentlich nach einem Ruhetag zumute ist, radeln wir am nächsten Tag nach Algaiola. Aus Calvi heraus kämpfen wir uns auf einer großen Straße durch gefühlte 1000 Autos. Dann ein herrlicher Blick aufs Meer, es folgt eine schöne rasante Abfahrt.
Auf dem direkt am Strand gelegenen Campingplatz bauen wir unser kleines Kuppelzelt bei aufkommendem Sturm in einer einigermaßen windgeschützten Ecke auf und richten uns häuslich ein. Die großen Hauszelte liegen flach. Dann der erste hautnahe Kontakt mit dem Mittelmeer. In den Wellen einfach toll! Der feine Kies ist zwar überall, aber es macht Spaß, sich von den Wellen durchwalken zu lassen.
Wir gönnen uns den ersten richtigen Ruhetag. Mit der kleinen Strandbahn fahren wir nach Ille Rousse, versorgen wir uns mit regionalen Köstlichkeiten fürs Abendessen und das E-Book wird in einem Internetcafe aufgeladen. Jetzt ist Susanne entspannter und kann endlich wieder lesen!
Ausgeruht machen wir uns auf nach Süden entlang der korsischen Westküste. Die Straße nimmt jede Bucht mit und windet sich rauf und runter. Wir genießen die tollen Blicke aufs Meer mit klarem Wasser in den verschiedensten Blautönen. Später wird die Landschaft zunehmend karger. Galeria, unser heutiges Tagesziel, zeigt sich in der beginnenden Nachsaison als verschlafenes Örtchen. Angesichts der erneut aufziehenden dunklen Wolken entscheiden wir uns für ein Zimmer im Ort. Es ist niemand da, aber ein Zettel an der Tür nennt einen Zimmerpreis von 50 € und eine Handynummer. Susanne ruft an und erfährt, dass wir Zimmer 3 beziehen dürfen. Die Tür stände offen, der Schlüssel stecke, wir sollten erst mal einziehen, alles andere könnten wir später regeln. Abends erhalten wir in der Auberge ein köstliches, üppiges Menu. Während das Lokal sich füllt, kugeln wir uns satt und zufrieden ins richtige Bett.
Am nächsten Tag radeln wir ohne großes Gepäck ins Fangotal. Es soll laut Reiseführer das schönste Tal Korsikas sein und zeigt sich auch als solches . Bei kaum merklicher Steigung und etwas Rückenwind radeln wir gemütlich talaufwärts. Nette kleine Häuser am Wegesrand, ab und zu eine Bar und tatsächlich plätschert zwischen den Bergen der Fluss. Wir radeln, bis die Straße endet und begutachten potentielle Badeplätze für die Rückfahrt.

Es ist fast kein Verkehr, ab und zu stehen ein paar Kühe dumm rum oder es liegen Hunde auf der Straße, die wir zuerst für ein totgefahrenes Tier halten. Als wir vorbeifahren, blinzeln sie nur müde, sind aber viel zu träge um aufzustehen oder gar zu bellen.
Am Ende der Straße folgen wir zu Fuß noch ein paar 100 m dem Wanderweg Mare e Monte. Weit kommen wir mit unseren Fahrradschuhen nicht. Es verlockt aber dazu, auch mal auf Korsika zu wandern. Auf dem Rückweg ausgiebige Badepause. Es ist wunderschön, kaum Leute, klares Wasser, ganz glatt gespülte Felsen.
Am nächsten Tag geht es weiter Richtung Porto. Es ergeben sich dabei fantastische Blicke auf die Felsküste, rote Felsen strahlen im Sonnenlicht. An einer Bar legen wir eine Kaffeepause ein und treffen Paul aus Schottland, einen Falt-Klappradradler mit Anhänger. Er kommt aus der anderen Richtung und lehnt sich zum Erfahrungsaustausch an den Zaun und philosophiert über die Steigungen der korsischen Küste. Als echter Schotte gönnt er sich natürlich keinen Kaffee. Mit hochrotem Kopf radelt er auf luftarmen Reifen weiter Richtung Calvi.
In Porto schrecken uns die Touristenbusse und Menschenmassen ab. Schnell ist klar, dass wir hier nicht bleiben. Wir picknicken am Hafen, füttern einen struppigen Hund, der unser Mitleid erregt und beschließen, noch einmal 400 Höhenmeter in Angriff zu nehmen, und heute noch nach Piana zu radeln. Vorher müssen wir- das erste Mal auf unserer Tour- einen kräftigen Regenschauer abwarten.
Wieder geht es sanft nach oben und nach ein paar Kehren sieht Porto von oben wieder beschaulich und nett aus. Immer wieder machen wir Halt, um die Aussicht zu bewundern.

Langsam kommen wir in die Calanche. Der Reiseführer hat nicht zuviel versprochen über die fantastischen Felsformationen, die immer zahlreicher werden. Wir sind so beschäftigt mit gucken, dass wir die Höhenmeter gar nicht mehr merken. Inzwischen zeigt sich die Sonne, deren Licht die Felsen noch eindrucksvoller macht. Es ist das bisher eindrucksvollste Landschaftserlebnis auf unserer Tour. Allerdings nimmt auch der Trubel zu, der Nachmittag ist die beste Fotozeit. In den Kehren hupende Busse (und Kehren gibt es viele!) spucken fotobegeisterte Touris aus, Autos halten an jeder Ecke, die Leute laufen kreuz und quer über die Straße auf der Suche nach dem besten Fotomotiv. Die Felsen regen die Fantasie an, überall neue Kreaturen in den Steinen, Tiere und Fratzen. Als wir das beschauliche Piana erreichen, ist nach einer Rundfahrt durchs Dorf klar, dass wir uns richtig entschieden haben.
Wir campen an der Gite Belvedére. Der Besitzer erzählt in einem Gemisch aus Französisch und Deutsch über seltene Vögel und über die Macchia, die so dicht ist, dass sie die Wildschweine abhält, was uns außerordentlich beruhigt.
Nach „angeblich“ starkem Gewitter, welches Dirk seelenruhig verschläft und Susanne um ihre Nachtruhe bringt ist dann doch der schon länger angekündigte Regen da. Wir flüchten in die Dorfbar und warten beim Roadbook schreiben auf Trockenheit. Mehrfach beobachten wir dabei Pickups, die durchs Dorf fahren, voll beladen mit erlegten Wildschweinen, die von kläffenden Hunden bewacht werden. Bei der Weiterfahrt nach Cargese begegnen uns wieder Jäger mit Gewehren, orangefarbenen Mützen und Autos voller Wildschweine. Hoffentlich werden wir nicht verwechselt.
An der Küste entlang ergeben sich immer wieder schöne Blicke auf Strände, Buchten und das Meer und die Gelegenheit zu Radfahrerinnenspielchen. Susanne liefert sich ein Rennen mit einem italienischen Senior- Gepäckradler mit Hotelausstattung. Er schnauft, sie lächelt... und gewinnt den Schlussspurt. Während des Abendessens auf dem Campingplatz in Liamone verglüht die Sonne zwischen den Bäumen in tiefem Rot.
Bei der nächsten Etappe nach Ajaccio ist das erste Mal viel Verkehr auf der Straße. Zusammen mit Radladern, LKWs und Unmengen von Autos kämpfen wir uns gen Süden. Es gibt sogar eine „Autobahn“, die für Radfahrer zugelassen ist. Irgendwann ist die Straße dann doch für uns gesperrt und wir biegen ab auf die alte Straße.
Hier fühlen wir uns sicherer, zumal uns direkt nach der Abfahrt eine große Schafherde auf der Straße begegnet.

Nach der Ankunft auf dem Campingplatz in Ruppione erfüllt Dirk Susannes Wusch auf Alles. Es werden kalte Getränke, Bier und Eis besorgt. Danach geht es zum kleinen Strand unmittelbar am Camping. Inzwischen haben sich auch unsere Zeltnachbarn eingerichtet. Ein junges holländisches Pärchen ist mit großem Auto und gesamtem Hausstand unterwegs und putzt unentwegt das Zelt. Unsere Theorie: Ausgeliehen von den Eltern, und es darf nichts drankommen. Es grenzt an ein Wunder, was in das Auto alles reinpasst. Es muss der ganze Hausstand sein.
Am nächsten Morgen geht es zunächst einige Kilometer flach an der Küste entlang. Später ist es dann vorbei mit der Strandromantik. Die Straße geht steil hoch, in der Karte fehlen die Angaben dazu. Michelin sind wohl die Steigungspfeile ausgegangen. Wir helfen nach und tragen fette Dreierpfeile in unsere Karte ein. Das erste Mal müssen wir z.T. schieben, es ist einfach zu steil. In der aufgehenden Sonne ohne Schatten geht es immer weiter hoch. Die Ausblicke entschädigen uns für die Quälerei. Immer wieder gibt es aufmunternde Anfeuerungen von Fußgängern und Jägern, Autofahrer überholen mit erhobenem Daumen und rufen ein anspornendes „Bon Courage“ hinterher.
In Serra di Ferro landen wir zufällig in der Bar Pedro, offensichtlich ein Geheimtipp der Corsen und der örtlichen Pompiers. Wir ergattern einen der letzten Plätze und genießen beim Menu du jour und vin blanc unsere Mittagspause. Die Stammgäste schlürfen ihren Pastis an der Bar und erklären uns als Radfahrer bei der Hitze und den Bergen für verrückt, bewundern uns aber doch ganz heimlich. Einer rühmt sich seiner Deutschkenntnisse und glänzt mit "Vorsicht bicyclette". Das wars dann aber auch. Leider kann er uns nicht sagen, wovor er uns warnen will, vielleicht ist auch der reichliche Pastiskonsum schuld. Die Idylle wird kurz unterbrochen, als der Hund am Nachbartisch, ein hässliches, halbkahles Riesenkalb, eine Katze entdeckt und die beleibte Besitzerin vom Stuhl auf unseren Tisch zieht. Susannes Rettungsversuche sind wegen der Fleischmasse hoffnungslos. Außer einem Glas geht aber nichts zu Bruch und wir starten gestärkt zu unserem Tagesziel, dem von Freunden empfohlenen Camping „Chez Antoine“ in der Nähe von Propriano. Es geht rauf und runter durch schöne Steineichenwälder. Ein Kontrast zu der bisher eher kargen Landschaft.

In der kleinen Hafenstadt Propriano gibt es ein bisschen Großstadtstimmung. Im Hafen liegt neben der Fähre ein großes Kreuzfahrtschiff. Kreuzfahrer in ihren nagelneuen Segeltuchschuhen bestimmen das Straßenbild im Ort.
Für uns eine unvorstellbare Art des Urlaubes. Das Gleiche denken die wohl auch von uns!

Zurück am Camping, der direkt am Meer liegt, genießen wir den Tagesabschluss mit einem Bad am Traumstrand.
Früh treibt es uns aus dem Schlafsack, als der Bäcker hupend auf den Platz fährt. Der Weg im morgendlichen Berufsverkehr führt uns über Straßen in katastrophalen Zustand vorbei an Propriano.
Nachdem wir z.T. sogar geschoben haben, verlassen wir die Hauptstraße und erreichen Sartene, ein malerisches korsisches Bergstädtchen, über Nebenstraßen. Bei der Weiterfahrt legt Dirk plötzlich einen Zwischenstopp ein. Er sieht sich genötigt, eine Schildkröte zu retten, die gemütlich über die viel befahrene Straße spaziert. Nach der Rettungsaktion kommt ein aufgeregter Franzose angelaufen, der etwas sucht. Leider will er von der Schildkröte, die Dirk ihm stolz präsentiert, nichts wissen, er sucht seinen Hund. Aber die Besitzerin lässt nicht lange auf sich warten und verwahrt ihr Panzertier in Sicherheit- hoffentlich nicht für die Suppe zum Abendessen.
Auf dem Weg zum Strand laufen uns wieder mal junge Katzen über den Weg. Dirk beäugt Susannes Lenkertasche kritisch, eine Katze würde unauffällig darin verschwinden.
Der Strand Kevano Plage , unser nächstes Campingziel , spiegelt die Blicke von oben wieder. Es ist eine einsame Bucht im Nationalpark mit warmem Wasser und vielen Fischen. Der Schweiß des Tages verschwindet im Meer. Abends werden die Packtaschen erleichtert. Es gibt köstlichen Salat mit Schafskäse an Kartoffeln.
Wie befürchtet kämpfen wir uns weiter die stark befahrene Straße entlang. Es ist nicht mehr weit bis Bonifacio, dem südlichsten Punkt Korsikas und Fährhafen zur Überfahrt nach Sardinien , aber so macht Rad fahren keinen Spaß. Wir müssen sehr aufpassen, wenn LKWs oder Motorräder vorbeidonnern. Es sind noch einige Steigungen zu bewältigen, bis es runter nach Bonifacio geht. Leider wird unsere Abfahrt abrupt gestoppt, wir stehen im Stau! Dirk erklärt , dass er hier weder bleiben noch Mittag essen, sondern direkt die nächste Fähre nach Sardinien nehmen will. Wir schieben uns an Bussen und Mietwagen vorbei. Erstmal in der Stadt angekommen, erweist sich diese zwar als lebhaft, aber gut erträglich. Wir bummeln am Hafen entlang, kleine Ausflugs- und Segelboote liegen am Kai, dahinter Kalkfelsen und das blaue Meer, Bars und Restaurants- diese Stadt hat wirklich Flair. Wir bestaunen die Luxusjachten und die Oberstadt auf dem Felsen- Fotomotive ohne Ende. Nach dem nun doch stattfindenden Mittagessen mit Meerblick gönnen wir uns die für Bonifacio obligatorische Bootsfahrt in die Felsenlandschaft. Sehr eindrucksvoll.


13 (31) Fahrtage 500 (1650) km

Karte Michelin Corse-du Sud, Haute Corse M 1:150.000
Fr, 31.08.12 20 km, 250 Hm Calvi-Algaiola
Sa, 01.09.12 Ruhetag Alagiola/ Ille Rousse
So, 02.09.12 54 km, 400 Hm Algaiola-Calvi-Galeria
Mo, 03.09.12 40 km ,200 Hm Tagestour durchs Fangotal
Di, 04.09.12 65 km ,1000Hm Galeria- Porto- Piana
Mi, 05.09.12 10 km ,100 Hm (Dirk 30 km 500 Hm) Strandtag
Do, 06.09.12 45 km,,250 Hm Piana- Cargese- Liamone
Fr, 07.09.12 54 km, 600 Hm Limone- Playa de Rappione
Sa, 08.09.12 50 km,700 Hm Plage de Ruppione- Camping Chez Antoine
So, 09.09.12 28 km Chez Antoine- Propriano- Chez Antoine Ruhetag
Mo, 10.09.12 55 km, 600 Hm Tour de Calanza- Sartene- Kevana Plage
Di, 11.09.12 30 km ,300Hm Kevana Plage- Bonifacio



« Sardinien «


Nun steht die Überfahrt nach Sardinien an. Es soll die erste Fähre morgens sein, so dass wir rechtzeitig ankommen und Zeit haben, uns zu orientieren. Schließlich wechseln wir nicht nur die Insel, sondern auch das Land und die Sprache. Nach einer knappen Stunde kommen wir in Santa Theresa an. Eine nette, lebhafte Kleinstadt mit vielen kleinen Geschäften, Bars und Restaurants. In der Bar an der Piazza gibt es den ersten echt italienischen Cappuccino und wir beobachten das Treiben mit einer bunten Mischung aus Touristen und Einheimischen.



Damit die Füße nicht einrosten werden die Räder am Nachmittag nochmal aktiviert und wir erkunden die Halbinsel Capo Testa direkt bei Santa Theresa. Die Felsenlandschaft weist durch Wind und Wasser bizarre Formen auf. Es lassen sich immer wieder neue Gestalten, insbesondere Köpfe entdecken. In der Nachmittagssonne leuchten die Felsen eindrucksvoll.
Im Ort wird der Unterschied zu Frankreich deutlich. Die Italiener sind lebhafter, auf der Piazza spielen die Kinder bis spät in die Nacht, während die Eltern in der Bar sitzen. Inzwischen ist auch eine Bühne aktiviert, auf der um halb 10 das Kinderstück "Der kleine Prinz" aufgeführt wird. Im Trierer Brunnenhof müssen Konzerte um 22 Uhr bei der Zugabe abgebrochen werden! Auf dem Rückweg zum Hotel sind wir verwundert, dass um diese Zeit die Stände für einen Flohmarkt aufgebaut werden. Die Zeit läuft hier anders!
Bei der Stadtausfahrt aus Santa Theresa am nächsten Morgen entdecken wir, dass heute Markt ist und werden schwach. Die Käse- und Gemüsevorräte werden aufgefrischt. Bei der Vielzahl der Stände fällt die Auswahl schwer. Es macht Spaß, den Händlern und Käufern beim Anbieten und Feilschen zuzusehen, auch wenn wir kaum etwas verstehen. Die Gesten und die Lautstärke sagen alles. Mit gefüllten Taschen geht es weiter.
Die Hauptstraße lässt sich mit Rückenwind gut fahren. In Porto Pozzo probieren wir beim zweiten Frühstück unsere Markteinkäufe. Eine gute Auswahl, nur das italienische Brot kann mit dem französischen Baguette nicht mithalten.
Über eine kleine Nebenstraße, die sich durch die Felsenlandschaft schlängelt und dabei keine Rücksicht auf Steigungen nimmt, so dass wir in den kleinsten Gang schalten müssen, erreichen wir unser Tagesziel Palau.
Der angekündigt Regen kommt, als wir nachmittags auf der überdachten Terrasse einer Bar „due bicchiere di vino bianco“ genießen. Den Wein müssen wir aber selbst abholen. Die Schönheit der Bedienung kann ja keinesfalls dem Regen zum Opfer fallen. Dann gibt es eben kein Trinkgeld. Nachts regnet und gewittert es heftig und der Sturm rüttelt am Zelt- was Susanne wieder ein paar schlaflose Stunden einbringt, während Dirk selig schlummert. Er wacht erst auf, als sich die Befestigung der Sonnensegel löst und aufs Zelt fällt- kann gar nicht so schlimm gewesen sein.

Am nächsten Tag ist es wieder trocken und der Sturm lässt etwas nach. Wir frühstücken im Windschatten des Zeltes. Nach Honigvergleich ( ein slowenischer Camper bietet Dirk aus einem großen Glas Akazienhonig an, Dirk kontert mit korsischem Berghonig) auf zur Costa Smeralda, unserem schon letzten Fahrtag auf Sardinien.

Die vielgepriesene Goldküste erweist sich als eher geeignet für „Möchtegernpromis“ und alternde Regierungsplayboys . Wir als Radfahrer fühlen uns eher deplaziert.

Unser Ziel ist Olbia, der Verkehrsknotenpunkt Sardiniens. Hier treffen wir im Hafen auf den wohl einzigen Radweg Sardiniens, der über einen Kilometer zweispurig bis zum Anleger der Fähre führt. Die Fahrt aufs italienische Festland scheint kein Problem zu sein, drei Fährgesellschaften fahren nach Civitavecchia. Die Stadt selbst ist lebhaft, gibt aber sonst nicht so viel her. Nach den ganzen Naturerlebnissen ist es aber ganz interessant, das Stadtgewusel zu beobachten.

Angesichts des schönen Wetters beschließen wir noch einen Strandtag anzuhängen und fahren einen kleinen Bogen ins Landesinnere, auch um Susannes Wunsch nach sardischen Bergen gerecht zu werden.
Hier erleben wir das, was den Charakter der Insel ausmacht. In der Dorfbar von Liori gibt es Kaffee bzw. Wasser. Hier trifft sich das Dorf. Drei Alte teilen sich eine große Flasche Bier und diskutieren lautstark übers Welt- oder Dorfgeschehen. Susanne sprengt mit ihrem Wunsch nach einem Glas Aqua frizzante unsere Urlaubskasse. Sagenhafte 30 ct stehen auf der Rechnung.
Auffallend sind die offensichtlichen Schießübungen der Sarden, mit Vorliebe auf Ortsschilder und Zuständigkeitsschilder der diversen Polizeiinstitutionen.
Nach einer schönen Abfahrt gelangen wir entspannt ans Meer. Einen superschönen einsamen Strand erreichen wir dabei mit den Rädern auf einem für Autos gesperrten Feldweg bei Costa Dorata .
Viele kleine Buchten erschließen sich und wir verbringen einen wunderschönen Strandnachmittag beim Baden und Sonnen.
Die Rückfahrt geht dann über die kürzere Küstenstraße. Der Verkehr hält sich in Grenzen und so fliegen wir mit den leeren Rädern Richtung Olbia. Kurz vor dem Ziel ist die Hauptstraße gesperrt. Die Brücke über den Fluss Padrogiana ist wegen Totalsanierung gesperrt. Das Hinweisschild auf die Umleitung vier Kilometer vorher hatten wir ignoriert, da diese 20 km Umweg bedeutet und uns über die Autobahn geführt hätte. Die Baustelle wird von Dirk zu Fuß erkundet, nach kurzer Beratung werden die Räder über Bauzäune und -treppen getragen und das Hindernis überwunden.
Zurück im Fährhafen kaufen wir die Tickets für den nächsten Morgen. Im Hotelzimmer genießen wir Campingatmosphäre. Mit geschlossener Tür wegen Mückenalarm gibts einen leckeren selbstgemachten Salat nach dem Motto "Unser Salat ist immer noch der Beste".
Nun nehmen wir Abschied von Sardinien und fahren aufs italienische Festland, nach Civitavecchia, dem "Port of Rome".

5 (36) Fahrtage 190 (1840) km

Sardinien
Karte Tourist Map 1 :75:000 La Costa Smeralda e Olbia (mäßig genau, es fehlen vorhandene Straßen , andere eingetragende existierene dafür nicht , nervig )
Infoblatt der Fouriinfo Olbia 101 Spiagge(Strände) in der Region guter Beschrieb der Strände der Nordinsel auch in Deutsch

Mi, 12.09.12 20 km, 100HM Überfahrt nach Sardinien, Kurztrip zum Cap Tesa
Do, 13.09.12 35 km , 200 Hm St. Teresa- Palau
Fr, 14.09.12 55 km, 500 Hm (10x50) Palau
Sa, 15.09.12 25 km,200 Hm Cugnana- Strand Rene Bianca- Olbia
So, 16.09.12 63 km ,300 Hm Olbia - Liori - Porto S`Paulu – Olbia
(Strandtag Costa Dorata südlich von Olbia )
Mo, 17.9. 5km, 0 HM Überfahrt Olbia - Civitavecchia, ("Port of Rome".)

« Italien Toskana «

Nach schöner, ruhiger Überfahrt kommen wir in Civitavecchia an. Es ist mühsam, sich in der Stadt zurechtzufinden. Die Touriinfo hat zu, es ist kaum etwas ausgeschildert. Wir essen was, radeln unschlüssig durch die Stadt und beschließen dann, mit der Bahn nach Rom zu fahren. Nach einigen Telefonaten ist klar, dass wir eine Unterkunft in Rom haben. Der Schaffner (sowas gibts hier noch) erklärt uns, natürlich in schnellem Italienisch, dass die Räder in die vorgesehenen Ständer gepackt werden müssen- aber wir verstehen das italienische Rad- Halterungsystem nicht. Er hilft, obwohl wir nur ein Radticket haben. Das zweite ist bezahlt, steckt aber wohl noch im Automat. In Rom angekommen, ist Susanne schweißgebadet, als die Räder und Packtaschen endlich auf dem Bahnsteig stehen. Wir besorgen einen Stadtplan und dank Dirks Orientierungstalent kämpfen wir uns durch zu unserem Quartier, einer schönen, geräumigen Ferienwohnung mitten im Zentrum . Die Räder stehen stilvoll im Wohnzimmer.
Auf nach Rom! Wir machen noch einen ausgiebigen Abendspaziergang durch die Stadt und können es kaum glauben, dass wir mit den Rädern mitten in der Stadt sind.
Der Bus ist für die Stadterkundung unser Verkehrsmittel. In den kleinen Gassen um die Via Giulia gefällt es uns wieder sehr gut. Dieses Viertel mit seinen kleinen Läden, Handwerksbetrieben und Kunstgeschäften hat es uns bereits beim letzten Rombesuch angetan. Im angeblich ältesten Ledergeschäft Roms ersteht Susanne einen Gürtel, der angepasst wird und wir werden mit Handschlag verabschiedet. In einer Kunsthandlung verlieben wir uns in nette, kleine Landschaftsbilder. Am Campo di Fiori kaufen wir Pizza zum Mitnehmen. Hier kaufen alle, Touris, Arbeiter, Marktleute und Schlipsträger. Das muss gut sein- ist es dann auch! Wie die Römer lassen wir uns auf der nahegelegenen Piazza Farnese im Schatten einer Kirche zum Essen nieder. Die touristischen Highlights wie Spanische Treppe, Fontana di Trevi, Piazza Navonna etc. sind hoffnungslos überfüllt, so dass wir nur einen schnellen Blick darauf werfen. In "unserem" Viertel, zwischen Collosseum und Via Nationale gefällt es uns ausnehmend gut. Es gibt nette kleine Bars, Restaurants und kleine Geschäfte und nicht nur Touristen, sondern auch viele Römer. Unsere Versuche, Informationen über Radwege in Rom zu erhalten, scheitern. Weder in der Touriinfo, noch in diversen Buchhandlungen werden wir fündig.

Auch Karten für unsere Weiterfahrt Richtung Toskana suchen wir vergeblich.
Hier gibt es nur Informationen über Rom.


Nun sind wir auf das Abenteuer "Rad fahren in Rom" gespannt. Bei der Ankunft haben wir die Räder noch geschoben, wollen die Ausfahrt aber mit dem Rad wagen. Wir sind früh dran und rollen im Verkehr mit. Es geht erstaunlich gut. Einfach fahren, nicht zögern.
So sind wir schnell am Tiber und fahren auf dem Tiberradweg problemlos stadtauswärts. Nach ca. 20 km ist die Stadtgrenze von Rom erreicht. Unser heutiges Etappenziel Bracchiano ist bereits ausgeschildert. Entlang der Seeuferstraße gelangen wir nach Bracchiano und richten uns auf dem Camping am Seeufer ein. Unser Zelt bauen wir wegen Mückenalarm mit voller Windbreite auf. Danach wird das Städtchen erkundet. Der alte Stadtkern um die Burg bietet Blick über den See und winzige Gässchen. Ein totaler Gegensatz zum Gewusel in der Großstadt Rom .
Am folgenden Tag geht es auf einer kleinen Nebenstraße weiter, die in einen Feldweg übergeht. Ob wir richtig sind? Susanne hat da ihre Zweifel. Am Straßenrand parkt ein Auto, vier Leute in Armeekleidung steigen aus, bewaffnet mit Stöcken und Körben. Es geht in die Pilze! Kurz darauf treffen wir auf die nächste Gruppe und wenige 100 Meter weiter ist die Straße restlos zugeparkt. So groß ist der Wald hier nicht, aber es scheint Porcini en masse zu geben.
Weiter in Manziano wollen wir in einer Pasticeria ein paar Plätzchen kaufen. Kaum im Laden, werden wir mit Zitronenkuchen zum Probieren versorgt. Dann gibt es noch Schokokekse und Pizza- wir sind fast schon satt, aber hier müssen wir einkaufen. Zum Schluss schenkt uns die Signora noch ein großes Stück Foccacio - hier kommen wohl selten Touris her. Weiter geht es auf ruhigen Straßen, immer auf und ab durch kleine Örtchen, die alle einen Zwischenstopp wert wären. Kurz vor unserem Tagesziel Tuscani, werden die Beine müde. Das ständige Auf -und Ab strengt an.
Der große, aber fast leere Parkplatz am Ortseingang lässt auf Touristenmassen im Sommer schließen. Es gibt einen Wasserautomat, an dem man für 5 ct 1,5l Trinkwasser tanken kann. Wir sparen die 5 ct, da ein mit Schlüssel ausgestatteter Wasserabfüller uns großzügig die Flaschen auffüllt. Auch Wasser kann gut schmecken! Im Ort finden wir ohne lange Suche eine nette Unterkunft. Bei einem Bummel durch die Altstadt bewundern wir die kleinen Gassen, liebevoll mit Blumen ausgestattet, Ausblick auf Kirchtürme und toskanische Hügellandschaft.
Einen guten Wein gibt es im Cafe del Duomo, für 3€ mit Chips und Oliven. Hier sind römische Preise weit weg. In einer kleine Libreria werden wir endlich fündig und erstehen eine brauchbare Toscana-Karte . Nach italienischem Schmalspurfrühstück in unserem Bed and Breakfast geht es weiter.
Susanne muß auch hier wieder dem Wunsch nach einer Katze widerstehen, nachdem sich eine schon bis in ihre Lenkertasche gewagt hat.
Wir folgen der „Strada del olio de Canina“, auf kleiner Straße mit wenig Verkehr geht es auf und ab.

In den kleinen Dörfern erhalten wir immer wieder respektvolle Blicke, verbunden mit einem freundlichen
„Buon Giorno“ und Zusätzen, die wir als "Gute Fahrt" oder „Alles Gute" deuten. Die Straße ist, dem Namen entsprechend, gesäumt von uralten Olivenhainen. Zwischenstopp in Canina, einem kleinen Städtchen mit engen Gassen als Zentrum der Olivenverarbeitung. An der Bar bei der Kirche gibt es einen Kaffee und wir bestaunen die aufwendigen Vorbereitungen einer italienischen Hochzeit. Als das Brautpaar aus der Kirche kommt, fliegen Konfetti , platzen Luftballons und ein Paar weiße Tauben wird in die Freiheit entlassen.
Nach Canina ändert sich die Landschaft.
Auf einer Hochebene können wir Kilometer machen. Dann ist die Grenze zur Toskana erreicht. Entlang der Straße zeigt sich die veränderte Agrarstruktur. Wir sind auf der Strada del vino. Die reifen Trauben verleiten zum Naschen, sind aber vor uns meist gut abgeschirmt. Nach einigem Auf- und Ab ist Pittigliano in Sicht. Der Ort ist total in den Hang gebaut . Einfach schön und zum Greifen nah. Nicht zu sehen ist das Tal, das noch zwischen uns und dem Ort liegt. Also nochmal runter, bevor wir die Serpentinen hoch zum Ort in Angriff nehmen können. Toskanische Dörfer liegen eben immer oben. Die Gassen sind eng und verwinkelt, wieder bestaunen wir liebevolle Details wie Blumentöpfe, Bepflanzung in den kleinsten Ecken und überall Dreirad Vespas, dem Transportmittel in der engen Stadt. Den "Adlerhorst" verlassen wir in Richtung Tal und natürlich geht es danach direkt wieder hoch. Noch einmal können wir die Häuser, die wie Schwalbennester auf den Felsen sitzen, bewundern.

Weiter geht es zu den Thermen von Saturnia. Es ergeben sich immer wieder tolle Blicke in die toskanische Hügellandschaft. Dafür lohnen sich die vielen Auf- und Abfahrten dann doch, auch wenn sie ganz schön an der Substanz zehren und der Schweiß beim Bergauf fahren auf den Asphalt tropft. Es sind die Herbstfarben, die einen besonderen Reiz bilden. Braune Felder, gepflügt und abgeerntet, stehen im Kontrast zu den noch grünen Bäumen, bei denen sich jetzt auch vereinzelt die Herbstfarben einstellen. Die Olivenbäume glänzen silbern im Gegenlicht. Bei den Cascades von Saturnia, einem Schwefelbad mit Sinterbecken, ist die 2000 km Marke geknackt- aber wir haben noch lange nicht genug!
Susanne nimmt, zusammen mit zahlreichen italienischen Familien, ein Vollbad, auch in der Hoffnung, dass danach die Mücken und Fliegen nicht mehr nerven.
In Scansano, unserem heutigen Etappenziel, ist Weinfest. Eine schöne Stimmung in den engen Gassen mit kleinen Verkaufsständen der regionalen Spezialitäten. In einem Innenhof wird Romeo und Julia aufgeführt. Wir verstehen zwar nicht, worum es im Detail geht, es macht aber trotzdem Spaß, zuzuschauen. Das Stück wird von einer Klarinette begleitet. Die wunderschöne Akustik im Hof lässt einen träumen . Bei einem sehr guten Abendessen im Ristorante L Àntica Botte schließen wir mal wieder einen tollen und erlebnisreichen Tag ab. Insbesondere die Vorspeisenplatte war ein Gedicht. Die Wirtin Morinella verwöhnt uns mit eingelegten Bohnen, Wurst und Käse, gebratene Auberginen, dazu Rosmarinkartoffeln mit geschmortem Knoblauch und ein Steak in Kräutersoße bzw. Gnocchi mit Kräutern. Das haben wir uns heute verdient.
Die Belohnung für die mühsame Auffahrt bekommen wir am nächsten Tag. 28 km Abfahrt bis Grosseto. Wir fliegen in die Ebene Richtung Meer. Hier gibt es wieder Fahrräder und wir fühlen uns nicht mehr ganz so wie Exoten. Weiter geht es durch Pinienwälder, mit heftigem Gegenwind in Richtung Meer. Zeitweise verläuft parallel zur Straße eine schmale, mit Piniennadeln übersäte Schotterstrecke, die sich Radweg nennt. Es geht in Richtung Follonica, um zur ersehnten Auszeit nach Elba überzusetzen . Nach 6 Radelwochen haben wir beide das Bedürfnis, mal ein paar Tage zu bleiben und zur Ruhe zu kommen.
Nach einer Stunde Überfahrt erreichen wir Elba und starten durch nach Lancona. Wir haben die Bucht aus früheren Urlauben in positiver Erinnerung.
Das großzügige Appartement mit Terrasse, fast direkt am Strand, ist ideal für die nächsten Tage. Wir genießen es, an einem Ort zu bleiben, Zeit und Gelegenheit zum Wäsche waschen, lesen, ausruhen, baden. Auch bei nicht so tollem Wetter toben wir in den hohen Wellen. Es macht Spaß, sich so richtig durchwalken zu lassen. Der Regen macht uns nichts, Wasser und Luft sind warm. Was wollen wir mehr !
Bei kleinen Touren ohne Gepäck erkunden wir die Insel, z.B. Porto Azzuro und Capoliveri . Im Souvenirladen erstehen wir zwei Elba- Fähnchen, die mit Hilfe von Bambusstäben und dem in allen Lebenslagen nützlichen Paketklebeband zu Abstandshaltern umgebaut werden. Abends wird meist selbst gekocht- Antipasti, Tortellini mit Tomatensoße, Bohnen mit Speck , Salat...lecker !
Wir können dabei einkaufen, ohne ständig das Volumen der Gepäcktaschen im Blick zu haben. Nur am letzten Tag, als Dirk alleine auf den Markt geht, übertreibt er. Die Reste füllen damit doch wieder die Taschen.
Unsere weitere Planung ist noch offen. Genießen wir in aller Ruhe die Toscana und machen ein paar Tagestouren ohne Gepäck oder ziehen wir durch nach Kufstein, mit Abstecher nach Klobenstein?
Nach fünf Ruhetagen steht das Einpacken an. Es grenzt an ein Wunder, was alles in die Packtaschen reingeht. Schweren Herzens verabschieden wir uns vom unserem Ruhepol. Aber sobald wir im Sonnenschein auf den Rädern sitzen, steigt die Stimmung. Entspannt geht es zurück zum Fähranleger. Nach der Ankunft in Piombino starten wir direkt durch. Es ist Sonntag und die Hauptstraße ist fast LKW-frei und gut fahrbar. Es geht flach durchs Tal und es macht Spaß, die Räder mal wieder richtig laufen zu lassen. Die Landschaft in der Ebene ist durch Gemüseanbau geprägt. Als Nebenverdienst werden Unterkünfte als Agroturismo en masse angeboten. Doch dann geht es steil hoch. Wir sind alleine auf der Straße, das macht es leichter. Nach jeder Kehre kommt die Hoffnung, oben zu sein - jedes Mal ein Trugschluss. Endlich kommt unser Ziel, Massa Maritima, in Sicht. Aber ein tiefes Tal liegt noch vor uns. Also in steiler Abfahrt noch einmal runter und auf der anderen Seite hoch in die Stadt. Erschöpft erreichen wir die Piazza und genießen die schöne Stimmung.
Touris und Einheimische sitzen mit Susanne auf den Stufen der Kathedrale und genießen ihr Sonntagseis. Nach heftigem Abendregen finden wir Unterkunft in einer renovierten Stadvilla. Nach der Schlüsselübergabe bringen wir die nassen Räder- mit Zustimmung des Vermieters - in unserem großen Zimmer unter. Es gleicht einer Zeltplatzatmosphäre mit viel Komfort. Und es ist trocken! Morgens erwartet uns Sonnenschein und wieder wird eine Unmenge Gepäck, das im Zimmer ausgebreitet war, in 6 Packtaschen verstaut.
Wir rollen von Massa Maritima runter in die Ebene. Es läuft gut, so macht Rad fahren im sanften Auf- und Ab nach Siena Spaß. Die Auffahrt zur Stadt fordert noch einmal die Beine und dann sitzen wir auf dem Campo inmitten von gelangweilten Schulklassen, Studierenden nach der Vorlesung, Touristen und Einheimischen bei der Mittagspause. Es ist eine schöne Mischung aus Touris und Stadtleben.
Zum letzten Mal bauen wir auf dem großen Campingplatz in Siena unser Zelt auf.
Beim Frühstück in der Campingbar treffen wir Jacques, einen Gepäckradler aus Frankreich und tauschen in einer Mischung aus Englisch (Dirk) und Französisch (Susanne) unsere Tourenerfahrungen aus. Jacques hat heute Geburtstag und ist offensichtlich froh, jemanden zum Unterhalten zu haben. Schicksal eines Alleinradlers.
Am Bahnhof holen wir uns die notwendigen Infos für die geplante Apenninüberquerung per Bahn. Es scheint kein Problem zu sein. Unser auf Elba als vage Idee formulierter Plan, uns nicht mehr so lange in der Toscana mit Florenz als Ziel aufzuhalten und stattdessen bis Verona mit dem Zug zu fahren, um dann Südtirol zu durchradeln, wird konkret.
Am Vormittag genießen wir auf dem mittelalterlichen Platz von Monteriggioni in der Sonne ein Glas Chianti und unseren Käse. Die heutige Etappe ist kurz, so lassen wir uns Zeit und beobachten die Touris, die über das Kopfsteinpflaster stöckeln.
Auf nach San Gimignano der „Turmstadt“ der Toskana. Die uns überholenden Touribusse lassen Böses erahnen. Hoffentlich wird das nicht eine Enttäuschung. Nach ein paar Stopps zum Luft holen sind wir dann vor den Toren von San Gimignano. Wir orientieren uns und schauen uns nach einer Unterkunft um. Es ist zwar voll, aber der Strom ist gegenläufig aus dem Ort. Alles strömt zum Busparkplatz. Wir finden ein nettes Zimmer mit Blick auf Weinberge und Olivenplantagen. Nachdem wir uns stadtfein gemacht haben, bewundern wir die tolle Aussicht von der Stadt in die Weite. Der Besucherstrom ist jetzt erträglich.
Die Morgenstimmung in San Gimignano am nächsten Tag, ohne Touris, dafür dem Alltagsleben mit Liefer- und Müllautos, einkaufenden und frühstückenden Einheimischen . Das hat was, es ist "echter" als die Massen an Bustouristen, die in den nächsten Stunden wieder einfallen werden.

Es folgt eine lange, schöne Abfahrt mit Weit- und Rückblicken auf die Stadt. Pause ist in Vinci auf dem nach Skizzen von Leonardo gestalteten Platz vor der Kirche und Leonardomuseum. Alles hier erinnert an Leonardo.

In einer sehr schönen Auffahrt mit Serpentinen durch Olivenhaine ergeben sich fantastische Blicke auf fast die ganze Toscana, sogar mit Blick auf den Dom von Florenz. Die folgende Abfahrt nach Prato mit einer netten kleinen Innenstadt, schöne Kirchen, gutem Eis, wenig Touris lässt das Radfahrerherz wieder höher schlagen.
Heute ist es unausweichlich, wir müssen uns entscheiden:
Zug oder Rad!
Wir nutzen die verkehrsgünstige Lage Pratos , lassen unsere lange vorgebuchte City- Nightline- Verbindung Florenz-Kufstein sausen und fahren die Teiletappe über den Apennin und die Poebene mit der Bahn nach Verona.
Verona ist radfahrinfrastrukturtechnisch perfekt ausgebaut. Es gibt Radwege, aber auch jede Menge Touristen, die diese ignorieren. Wir folgen dem Radweg am Kanal stadtauswärts, bis wir kurz hinter Verona wieder auf die Via Claudia stoßen. Diese ist uns aus der Alpenüberquerung 2009 von Augsburg nach Verona noch bekannt. Wir sind zurück in den Bergen, an beiden Seiten geht es im tief eingeschnittenen Etschtal steil bergauf. Der Radweg verläuft aber weitgehend im Tal.
Unsere Tour nähert sich dem Ende und wir machen neue Pläne. Dies soll nicht die letzte Reise dieser Art gewesen sein. Inspiriert durch Hinweisschilder an der Strecke könnte es beim nächsten Mal z.B. der Eurovelo 7 vom Nordkap bis Sizilien werden - es muss ja nicht die komplette Strecke sein.
Auf dem sehr gut ausgebauten Radweg, der ausgiebig genutzt wird, fliegen wir in Richtung Trento. Rennradler auf ihrer Feierabendtour, Senioren, die ein Stück fahren und sich dann auf einer Bank treffen, Tagestouris, die ein bisschen radeln wollen und Gepäckradler wie wir. Die Frequenz nimmt deutlich zu. So haben wir das Gefühl, dass sich alle in der Radfahrerbar 12 km vor Trento treffen.

Auch die Stadt selbst ist auf Rad fahren ausgelegt. Überall gibt es gut beschilderte Radwege. Nur die Zahl der Unterkünfte ist beschränkt. Trento ist keine reine Touristenstadt. Wir werden doch fündig im zentral gelegenen Hotel Venezia.
Die zentrale Lage nutzen wir zum ausgedehnten Stadtbummel am Abend. Die Unistadt lebt.
Es macht Spaß, sich von den Einheimischen mit guter Stimmung anstecken zu lassen. Vor den Bars und auf den Plätzen ist richtig viel los, es ist laut und temperamentvoll, aber angenehm und nicht nervig. Den Vormittag verbringen wir noch in Trento mit Shopping und den seit langem anstehenden Friseurbesuchen. Auch am Vormittag hat diese Stadt viel Flair, es fällt schwer, sich loszureißen. Wir fliegen Richtung Bozen. Die Berge faszinieren und glänzen im Sonnenlicht. Ab 14 Uhr setzt tatsächlich der ersehnte und erwartete Rückenwind ein. Dirk nimmt den Windschatten der Rennradler in Anspruch und saust im Rennradtempo mit Gepäckrad nach Auer, Susanne rollt gemütlich hinterher.
In Auer quartieren wir uns im wohlbekannten Haus Grasser , einer kleinen Winzerpension, ein und genießen die Nachmittagssonne auf dem Balkon.
Wir überqueren die Etsch, fahren noch ein Stück flach durch die Obstplantagen- die Apfelernte ist in vollem Gang- auch sonntags wird gearbeitet – und verlassen das Etschtal Richtung Kaltern. Am See vorbei, der uns aber am frühen Morgen noch nicht zum Baden verlockt, geht es durch Weinberge auf dem ausgeschilderten Radweg steil hoch. Obwohl es "nur" 200 Hm sind, kommen wir nassgeschwitzt oben in Kaltern an und genießen auf dem Dorfplatz die Sonne und Pause in einer nette Törgelen Kneipe. Weiter auf schönem Höhenradweg über Epan auf einer alten Bahntrasse, durch Obst- und Hausgärten, Tunnel, schöne Blicke ins Tal und dann auf den Eisackradweg nach Bozen.
Etappenziel ist heute Klobenstein, ca. 1000 hm oberhalb von Bozen wo wir Susannes Eltern im Wanderurlaub einen kurzen Besuch abstatten wollen. Der Aufstieg wird abgekürzt durch die Seilbahnfahrt nach Oberbozen. Mit unseren bepackten Rädern füllen wir die Kabine fast aus. Gemütlich und mit vielen Sonnenpausen mit Blick auf die Dolomitenberge auf der andere Eisacktalseite radeln wir nach Klobenstein. Die Gegend um den Ritten kennen wir aus unseren Wanderurlauben.
Morgens weckt uns die Sonne, strahlend blauer Himmel und klarer Bergblick. Auf zum Rittnerhorn! Radelnd geht es steil hoch zunächst zur Talstation der Bahn. Dirk beschließt die Fahrradvariante, Susanne wählt die bequemere Fahrt und nimmt zusammen mit ihren Eltern die Bergbahn. Oben ist der Blick fantastisch, Schlern, Dolomiten, alles glasklar zu sehen.
Am nächsten Tag gehts erst im Nieselregen weiter. Auf und ab führt die Straße hoch oberhalb des Eisacktals Richtung Barbian. Nach kurzer Zeit reißt es auf und es ergeben sich tolle Blicke aufs Herbstlaub der Kastanien und Lärchen. Der Weg heißt entsprechend "Kestenweg" und die Straße ist übersät mit Maronen. In Barbian sausen wir die Serpentinen runter und treffen wieder auf den Eisacktalradweg, dem wir mit gemütlicher Steigung bis nach Brixen folgen. Der Weg führt direkt bis in die Altstadt. Gemütliches Stadtleben mit Flair, Einkaufsstadt für Touristen und Einheimische.
Weitgehend abseits der Hauptstraße und Autobahn geht der Radweg auf kleinen Sträßchen Richtung Brenner. Es geht z.T. steil rauf und runter, dies ist der Preis der kleinen Straßen. So werden einige Höhenmeter extra gemacht, die zum Schluss auch wegen der aufkommenden Wolken und niedrigen Temperaturen wehtun. So erreichen wir müde das Etappenziel Sterzing. Die lebendige Alt- und Neustadt lädt zum Bummeln ein.
Es geht weiter auf der gut ausgeschilderten Brenner Radroute, die der alten Bahntrasse folgt. Hier treffen wir am Wegesrand auf einen angepflockten Esel. Nachdem Susanne sich bemerkbar gemacht hat, hebt er den Kopf und beginnt ein ohrenbetäubendes Geschrei. Dirk ist mutiger und streichelt ihn, bis der Esel anfängt, das Gepäck anzuknabbern.

Doch lieber weiter. Kurz vor dem Pass beginnt es zu regnen. Wir flüchten in einen Gasthof. Da es aber nicht aufhört, packen wir (Premiere auf dieser Reise) unsere Regenklamotten aus und radeln weiter.
Auf dem Brenner finden wir Regenunterschlupf im Outlet- Center, dort ist es wenigstens trocken, ansonsten aber abschreckend. Also gehts weiter auf der alten Brennerstraße. Mit wenig Verkehr rollen wir runter nach Steinach. Angesichts des Wetters beschließen wir, hier zu übernachten.
Nach Steinach folgt unsere Route abseits der Hauptstraße auf der östlichen Talseite kleinen Nebenstraßen. Immer wieder rauf und runter auf ca. 1000 Hm bieten sich herrliche Blicke. Anfangs dichter Nebel liegt noch im Tal. Wir warten ab, bis die Sonne sich zeigt und genießen so den Inntalblick. Auf der anderen Talseite schauen die Berge nur als Gipfel aus den Wolken, dann verschwinden sie wieder- unwirklich. Kurz hinter Innsbruck bei Hall/Tirol kommen wir ins Tal und folgen dem Inntalradweg bis Strass, überqueren wir die Ziller in Richtung Brixlegg. Von dort geht es steil hoch nach Reith zum Hotel Pirchner Hof, unserem Tourende.
Zum Abschluss gönnen wir uns den Luxus einer Wellnessunterkunft mit allem Drum und Dran wie gutem Essen, Sauna, Schwimmbad und entspannten Bergspaziergängen.
Nur die Fahrt nach Kufstein steht noch aus.
Heute Abend würde der Nachtzug von Florenz starten, den wir ursprünglich gebucht hatten- mit dem Rad waren wir schneller da.

Nach drei Tagen Entspannung geht am 15. Oktober unsere Reise endgültig zu Ende. Wir radeln los in Richtung Kufstein. Es beginnt zu regnen und unsere Regenklamotten werden dem Härtetest ausgesetzt. Wir kommen-nur äußerlich klatschnass- in Kufstein an und steigen wehmütig in den Zug.
Die Bahnfahrt verläuft problemlos, um 21 Uhr sind wir wieder in Trier, das Haus steht noch und wir fallen nach 9 Wochen mit über 3000 Radelkilometern müde in unser eigenes Bett.

28 (64) Fahrtage 1187 (3027) km

Italien/Südtirol/Österreich
Karten
Michelin 1:200.000 Lacio (geht so , deutlich schlechter von der Darstellung wie die Frankreich Michelin Karten )
Touring Editiore 1:200.000 Toscana (deutlich bessere Darstellung als Michelin Karte)
Touring Editiore 1:200.000 Tretino/AltoAdige (bzw. auch Infomaterial zum Radfahren aus der Touriinfo Verona, Radweg ist sehr gut ausgeschildert, es gibt auch einen Bikeline-Führer der Via Claudia, bzw. Kompasskarten im kleinern Maßstab )
Die Schönsten Radtouren Toskana, Brauckmann Verlag (Tourenvorschläge auch zum kombinieren)
Kompass Innsbruck-Brenner
Mo, 17.09.12 Überfahrt nach Civitavecchia, Bahnfahrt nach Rom
Di, 18.09.12 Rom
MI, 19.09.12 Rom
Do, 20.09.12 51 km, 200 Hm Rom-Anguillara -Bracchiano
Fr, 21.09.12 72 km , 500 Hm Bracchiano-Manziana-Blera-Vetralla-Tuscania
Sa, 22.09.12 60 km ,500 Hm (10 x50) Tuscania- Canino - Pittigliano
So, 23.09.12 70 km 1000Hm Pittigliano- Sovana-Catabbio-Saturnia-Montemerano-
Scansano
Mo, 24.09.12 90 km, 150 Hm Scansano - Grosseto- Marian Di Grosseto –Castiglione- Follonica
Di, 25. 09.12 35 km, 200 Hm Vignale- Piombiono- Portoferraio- Lacona
Mi, 26.09.12 23 km ,50 Hm (Tagestour) Lacona- Porto Azzuro.
Do, 27.09.12 30 km, 200 Hm (Tagestour) Lacona Capoliveri
Fr, 28.09.12 40 km, 250 Hm (Tagestour) Lacona- Marina Campo- Fetovoia
Sa, 29.09.12 25 km, 50 Hm (Tagestour) Lacona- Porto Azzuro
So, 30.09.12 65 km 2x 350 Hm Lacona -Portoferraio- Piombino-Casalappi-S.Lorenzo- Montebamboli-Massa Maritima
Mo, 01.10.12 70 km, 600 Hm Massa Maritima- Prata-S Galgano-Rosia- Siena
Di, 02.10.12 45 km , 300 Hm Siena- Monterigioni- Colle Val d Elsa -San Gimignano
Mi, 03.10.12 85 km, 450 Hm San Gimignano- Certaldo-Empoli- Vinci- Vitolini Camignano -Prato
Do, 04.10.12 30 km ,50 Hm Prato-Zugfahrt Bologna- Verona- Rivoli Veronese
Fr, 05.10.12 84 km 200 Hm Rivoli Veronese-Canale-Avia-Trento
Sa, 06.10.12 45 km flach Trento- Auer
So, 07.10.12 45 km 250 Hm Auer- Kaltern- -St.Eppan-Bozen- (Bergbahn)Oberbozen- Klobenstein
Mo, 08.10.12 40 km 1000Hm (Tagestour) Klobenstein- Pommern (Talstation Rittenbahn)-Rittnerhorn
Di, 09.10.12 70 km, 1000Hm Klobenstein- Barbian- Klausen- Brixen - Sterzing
Mi, 10.10.12 45 km, 550 Hm Sterzing- Brenner- Steinach
Do, 11.10.12 75 km, 300 Hm Steinach-Matrei—Ellbögen- Hall- Brixleg- Reith
Fr, 12.10.12 Ruhe-Wandertag Reith
Sa, 13.10.12 Ruhe-Wandertag Reith
So, 14.10.12 Ruhe-Wandertag Reith
Mo, 15.10.12 30 km , 10 HM Reith- Kufstein
Bahnheimfahrt Kufstein- Rosenheim-München- Koblenz-Trier