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#732012 - 16.06.11 19:59 Weser-Werra--Saale-Elbe-Schwerin
Tarrega62
Mitglied
Themenersteller
abwesend abwesend
Beiträge: 567
Dauer:11 Tage
Zeitraum:20.5.2011 bis 30.5.2011
Entfernung:1250 Kilometer
Bereiste Länder:deDeutschland
Externe URL:http://www.bikemap.net/route/830765

Hallo Pedalisten,

hier mein kleiner Reisebericht von meiner Tour 2011. Geplant hatte ich ja, ab dem 14.6. ab Bremen und dann 11 Tage die Weser-Werra-Thüringer Städtekette-Saale- Magdeburg zu fahren. Wie ich aber schon im Vorfeld geschrieben hatte, musste ich schon am 20.5. starten und wollte dann am 2.6. in Magdeburg ankommen, um mit dem Zug nach Hause zu fahren.
Die Nacht vom 19.5. zum 20.05. war schrecklich. Ich hatte alles verstaut und überlegte doch immer wieder, ob ich auch nichts vergessen hatte. Meinen Wecker stellte ich zu um 4:30 Uhr und wollte dann mit dem Zug um 5:33 Uhr nach Bremen fahren. Meine Aufregung und Vorfreude ließ sich kaum bändigen. Es kam wie es kommen musste, um 3 Uhr war die Nacht vorbei. Da lag ich nun hellwach im Bett und was sollte ich nun machen? Ich also hoch, Kaffee machen, die Tageszeitung lag auch schon im Kasten und so begann dann mein frühes Abenteuer. Irgendwie hatte ich die Eingebung, doch nochmal an den Computer zu gehen und zum eintausendsten Mal (oder auch mehr) nach dem Wetter zu schauen, wie jetzt, nun also doch Regen? Auf einer anderen Wetterseite sah es besser aus, nehm ich halt die, mir doch egal, wo die Sonne herkommt. Auf der Seite der DB war auch noch alles OK, aber was las ich da? Es fährt ja auch schon ein Zug um 4:23 Uhr, also Hackengas und los. Halt, erst noch die Frau wecken und Tschüss sagen, das wäre ja was geworden. Nach „viel Spaß und du bist ja verrückt, so früh“ bin ich dann glücklich und zufrieden 20 Minuten vor der Abfahrt auf dem Bahnhof angekommen. Mit Dem Rad fahre ich übrigens nur 5 Minuten zum Bhf. Also rein in den Zug und schon ging es los. Nach dem Umsteigen in Schwerin und Hamburg kam ich langsam aber sicher in Bremen an. Aber was war das, die ersten Regentropfen rieselten an der Wagonscheibe runter, na super dachte ich, toller Anfang. Hilft ja nix, Regensachen raus und angezogen und schon lief der Zug in Bremen ein. Als wenn ich es gerochen hätte, als ich aus dem Bahnhof raus bin und die ersten 500 Meter gefahren bin, hörte der Regen auch schon wieder auf. Fazit: Regensachen wieder aus und weiter ging es. Ich bin am ersten Tag an herrlichen Bauernhöfen und toller platter Landschaft vorbeigeradelt. In einem richtig tollen Hofcafè habe ich einen super leckeren Eisbecher gegessen. Das Wetter wurde auch von Stunde zu Stunde besser und so radelte ich, mit mir und der Welt im Reinen, gen Süden Richtung Stolzenau. Nach dem Quartierbezug gehe ich noch zu Edeka und kaufe mir mein Abendbrot, das ich dann bei Sonnenschein und einem kühlen Bier genieße. Ich mache noch ein bisschen Kartenstudium für den morgigen Tag und merke wie die Augen langsam zufallen wollen. Es ist 9.00 Uhr und so liege ich schon zufrieden im Bett und schaue noch ein bisschen fern. Nach 5 Min schaffe ich es gerade noch die Füße unter die Decke zu ziehen, das war`s.

20.5. 132 Km


Ich wurde durch Vogelgezwitscher und Sonnenschein geweckt, es ist 6.00 Uhr und so fängt der Tag mit einem Lächeln an. Ich gehe auf den Balkon, ja ich hatte einen für mich allein, und nehme ein paar tiefe Züge. Welch ein Tag. Frühstück hatte ich zu um 8.00 Uhr bestellt und so hatte ich noch genug Zeit, meine Sachen zu verstauen um nach dem Frühstück auch gleich „los zu düsen“. Die nette Wirtin hatte sich wirklich Mühe gegeben, Kaffee, Brötchen, Wurst, Marmelade, Saft, Joghurt, Obst, Ei und es war wirklich reichlich, aber auch ich schaffe keine 5 Brötchen. Ich verabschiede mich von Frau Hofmann, bedanke mich und fahre bei Sonnenschein gegen 8:30 Uhr los. Nach ein paar Runden durch Stolzenau, ich wundere mich über den verdrehten Kirchturm, fahre ich wieder auf dem Weserradweg weiter. Meine Freude war riesig, als ich in der Ferne Porta Westfalica sah und ich nun durch diesen geteilten Bergrücken fahren konnte. Warum ich mich darauf freute kann ich auch nicht sagen, vielleicht weil nun das Weserbergland anfing und ich nicht mehr im platten Land war. Das Kaiser Wilhelm Denkmal hob sich richtig schön vom Bergrücken ab. Ich dachte noch nach, wie lange sich die Leberwurst und meine Verpflegung in meinen Taschen hält und hatte auf einmal Hunger. Welch ein Zufall, dass beides auf einmal zusammen trifft. Also ein schönes Plätzchen gesucht und erst mal in aller Ruhe was gegessen. In Hameln stand der Rattenfänger auf der Brücke, ich vermute eine Festeinstellung, und trällerte seine Melodei. Was mich ein wenig geärgert hatte, war der Müll und die vielen kaputten Bierflaschen, die an der „Uferpromenade“ verstreut lagen. Die Hamelner Jugend hat dort wohl ihren Treffpunkt, jedenfalls grölten sie mächtig laut. Nun, da mich sowieso mehr die Landschaft anspricht, habe ich auch Hameln links liegen lassen. Ich bin dann noch bis Latferde gefahren und in der Pension Stüver untergekommen. Ich sitze im Garten unter einem Unterstand, genieße mein Abendbrot und lasse den Tag nochmal an mir vorüberziehen. Fazit: das war ein schöner Tag.

21.5. 127 Km



Und wieder werde ich durch die Sonne geweckt die durch mein Fenster scheint, es ist 6.30 Uhr. Um 7.30 Uhr bin ich am Buffet (ich liebe ein Frühstücksbuffet) und um 8.15 Uhr sitze ich schon wieder auf dem Rad. Der Morgen ist so wie ich ihn mag, sonnig, leicht kühl und kein Mensch ist zu sehen. Ich fühle mich fit und pudelwohl und denke mir so, ach heute machst du mal schön langsam. Vom gegenüberliegenden AKW noch ein Foto und ich trudele so langsam vor mich hin. Das Weserbergland ist schon eine Reise wert. Ich beschließe soeben, die deutschen Mittelgebirge nochmal mit dem Rad zu besuchen. Ich als „Flachlandtiroler“ finde sowieso alles, was über 3 Meter hoch ist, toll. Ich treffe unterwegs Justus aus Detmold (glaube ich) und wir fahren ein paar Kilometer zusammen. Der Wetterbericht sagte viel Regen voraus, und so haben wir uns dann für 30 Minuten und ein paar Tropfen umgezogen. Er sagt mir, dass er auf den Diemel-Radweg abbiegen wird und wir wünschen uns viel Glück. Ich fahre dann auf der rechten Seite weiter und bin so in Gedanken, da höre ich doch in der Ferne ein lautes Hu-Hu, oder so ähnlich. Welch ein Zufall, auf der linken Seite unter mir fährt der Justus wild winkend und ich brülle natürlich an`s andere Ufer zurück. Ich fahre über die Diemel und treffe auf der Straße, wie kann es anders sein, Justus wieder um ihm den Weg zum Diemel-Radweg zu zeigen. Wir verabschieden uns schon wieder und fahren nun jeder seinen Weg. Ich fahre noch bis Wahmbeck, setze mit der Gierseilfähre über und nächtige für 20 Euro in einem Privatzimmer mit Frühstück. Heute gönne ich mir mal ein Abendessen in einer Kneipe: Rindersteak mit Bratkartoffeln und Weizenbier. Ich mag kein Weizenbier, dachte ich immer(Krümelbier), aber heute schmeckt es mir sehr gut. Also noch eins und dann einen Spaziergang zur Verdauung an die Weser. Danach setze ich mich noch ein bisschen mit meinen Radkarten auf den Balkon. Donnerwetter, schon wieder ein Balkon – wie schön.

22.5. 92 Km


Am Abend vorher hatte ich noch ein paar Sachen ausgewaschen und nun stelle ich fest, dass sie noch ein bisschen klamm sind. Es 6.00 Uhr und die Sonne kommt langsam über dem Bergrücken zum Vorschein, vielleicht werden die Sachen ja noch trocken. Die Weser dampft wie ein Pferd am Morgen und ich mache noch schnell ein Foto. 10 Minuten später war es mit dem Dampf vorbei. Heute will die Zeit bis zum Frühstück nicht vergehen, ich bin ruhelos und so mache ich einen Morgenspaziergang. Im Garten meiner Wirtin sind schon die Erdbeeren reif. Sie liegen da wie Diamanten, die mit Morgentau bedeckt sind und rufen nach mir. Mann, hab ich einen Hunger (ich trau mich nicht), hätte es aber sowieso nicht gemacht. Hinter mir hat mich aber schon die Wirtin gesehen und mir gesagt, ich könnte schon frühstücken, wenn ich wollte, sie hätte schon alles fertig. Du gutes Mädchen, habe ich gedacht, und sogar noch ein perfekt gekochtes Ei. Es ist 7.45 Uhr und ich trete voller Wohlbehagen in die Pedale. Heute geht es nach Hannoversch Münden und ehe ich mich versehe, bin ich auch schon da. Für Hann. Münden nehme ich mir ein wenig mehr Zeit. Erst mal das obligatorische Foto vom Weserstein und dann in die Stadt. Ich habe auf einmal ein Verlangen nach Kaffee und Kuchen. Gerade bin ich dabei, um eine Ecke zu fahren und da sehe ich ihn schon - einen Bäcker. Ich schließe mein Rad an und genieße beides. Der Kaffee ist heiß, stark und süß, genau was ich brauche. Der Blechkuchen ist sogar noch warm, und ich denke: das Leben kann so schön sein. Hann.Münden ist eine Reise wert, schon der vielen Fachwerkhäuser wegen. Nachdem ich einige Reisegruppen umkurvt habe , (raus aus dem Bus und schnell ein Foto gemacht ,fix mal um den Markt rum, hat keine 10 Minuten gedauert) nehme ich nun die Werra in Angriff. Ich fahre auf geschotterten Wegen durch Gärten um dann auf einem Asphaltweg weiter zu radeln. Es geht leicht hoch und runter, und so erreiche ich die Werratalbrücke. Ist schon ein imposantes Bauwerk, wenn man drunter steht. Es geht an beschaulichen kleinen Orten vorbei und ich komme bei herrlichem Sonnenschein in der Kirschenstadt Witzhausen an. Auf dem Weg habe ich schon sehr viele Kirschbäume gesehen, die Kirschen waren aber alle noch nicht reif. Schade denke ich, so frisch vom Baum genascht, das wäre ja mal was. In Lindewerra mache ich einen Stopp und fülle meine Flasche wieder auf. Es ist doch schon ganz schön warm geworden. Ich treffe 2 junge Damen, die auch die Werra befahren, allerdings in umgekehrter Richtung. Wir unterhalten uns einige Minuten und schon müssen sie auch weiter nach Hann. Münden. Ich mache noch ein Foto vom ehemaligen Grenzverlauf, der sich über den Berg zieht. Nach 20 Jahren ist der Verlauf noch gut zu erkennen, die neuen Bäume haben noch nicht die Größe wie die anderen und die Farbe sieht auch anders aus. Ich stehe in der Sonne und mir ist richtig warm geworden. Ich denke an einen Badesee und beschließe, was zu suchen. Es geht durch Bad Sooden-Allendorf und ich muss mich anstrengen, denn es geht den Berg hoch. Ich verfahre mich und mir qualmen die Füße, irgendwie finde ich aber doch den richtigen Weg. Ich komme in Kleinvach an und der liebe Gott meint es gut mit mir. Ich sehe eine Frau in einem Tretbecken mit kaltem klaren Wasser umherwaten. Vollbremsung, Rad abstellen, Schuhe aus und rein in diesen herrlichen Trog voller klarer Kühle. Welch eine Wohltat, ich bitte die Frau um ein Beweisfoto und laufe ca 20. Minuten rum. Ich reiße mich los und erreiche Jestädt, wo ich in „Eberhards Stadl Wirtschaft“
unterkomme.

23.5. 98 Km


Mein Schlaf war tief, fest und traumlos und ich wache schon wieder bei herrlichem Sonnenschein auf (und durch eine merkwürdiges Pfeifen). Stimmt ja, die Wirte habe einen Papagei und der pfiff einen Tag vorher auch schon. So langsam wird es unheimlich, jeden Tag Sonne? Was soll`s, ein junger Mensch muss auch mal Glück haben. Die Wirtsleute schlachten noch selbst und so beschließe ich, mir ein kleines Glas Sülze zu Kaufen. Ich werde heute die Werra verlassen und auf den Radweg Thüringer Städtekette abbiegen. Schade, die Werra bis zur Quelle wäre auch schön gewesen. Die Werra schlängelt sich an vielen hübschen kleinen Orten vorbei, bis ich in der Ferne eine große Brücke erkenne. Das Ende naht und ich sehe den Anfang vom Rennsteig. Hilft nix, ich biege nach links ein und fahre in Richtung Eisenach weiter. Ich lass mir Zeit, denn es geht hoch und runter und ich sehe die Wartburg vor mir. In Eisenach drehe ich ein paar Runden und fahre weiter nach Gotha. Der Weg geht dicht an der Autobahn entlang, laut stinkig und staubig.
Stellenweise ist die Qualität des Radweges „ grottenschlecht“ bis „unter aller Sau“. Grober scharfkantiger Splitt, 5cm hoch und ich denke: Mann oh Mann (ich liebe meine Marathon XR). Ich sehe eine heulende Frau mit Kind und platten Reifen. Das Rad war alt und nicht gerade sauber. Hätte sie kein Kind bei sich gehabt, wäre ich weiter gefahren und sie hätte schieben müssen. Als kleine Lektion vielleicht. Also Werkzeug raus, Reifen flicken, dankbares Lächeln abholen und weiter. Den Satz zu ihrem Gammelrad konnte ich mir aber nicht verkneifen, sorry. Ich nächtige in einer alten Stadtvilla und freue mich auf den nächsten Tag. Den Abend verbringe im Hof der Villa mit der Planung für die nächsten Tage.

24.5. 110 Km


Heute mache ich mich auf den Weg nach Erfurt. Das Frühstück war reichlich und ich komme recht früh los. Der Morgen beginnt erst und ich bin schon unterwegs. Es gibt Sonne satt und es rollt wie von selbst. Ich drehe die morgendlichen Runden durch die Stadt und finde mehr recht als schlecht den Ausgang. Es geht schon wieder an der Autobahn entlang, ich hatte mit das irgendwie anders vorgestellt. Ich sehe die 3 Gleichen vor mir auftauchen und der Radweg verlässt nun die Autobahn. War doch nicht so lange, wie befürchtet hatte. Die Kleinen Städte und Dörfer an der Strecke machen alle einen netten und sauberen Eindruck. Die Thüringer scheinen ein fleißiges Völkchen zu sein? Wenn sie nur nicht immer überall den sehr groben Splitt hinkippen würden. Ich erreiche Erfurt und stelle fest, ich mag keine großen Städte. (hat nix mit Erfurt zu tun) Die Ansichtskarte schnell noch geschrieben und eingesteckt, und schon fahre ich durch Massen von fotografierenden Touristen über den Fischmarkt und den Anger aus der Stadt raus. Die Natur hat mich wieder und ich hohle tief Luft. Ein Stückchen fahre ich noch gemächlich und ich höre schon wieder Lärm. Wie jetzt? Als ich um die Kurve fahre, sehe ich einen Kirschbaum voller reifer Kirschen und Stare. Aha, daher der Krach also. Nun aber fix, sonst kriegst du nix mehr ab. Rad an den Zaun und es ging los. Ich habe mir so dermaßen den Wanst vollgeschlagen, dass ich satt war wie lange schon nicht mehr. Durch Weimar und Jena bin ich auch mehr oder weniger schnell durchgefahren, (die Thüringer mögen es mir nachsehen) um da noch bis Golmsdorf zu fahren. Ich war nun schon an der Saale und war begeistert. Das Saaletal ist wirklich eine Reise wert. Ich freute mich schon auf den nächsten Tag. Nach einem schönen Abendspaziergang lass ich den Tag an mir vorbei ziehen. Nun geht es wieder Richtung Norden der Heimat entgegen.

25.5. 106 Km


Vogelgezwitscher und Sonnenschein, wie schon all die Tage vorher, weckten mich zu gewohnter früher Stunde. Mit einem Ehepaar aus Stade plauderte ich beim Frühstück über dies und das. Sie konnten es gar nicht glauben, dass ich mit dem Rad von Bremen bis an die Saale gefahren war. Es gibt genug Radfahrer, die durch die ganze Welt fahren, sagte ich dann, aber so richtig haben sie es wohl nicht geglaubt. In Camburg habe ich einen Radfahrer gesehen, der mir schon ein paar Mal über den Weg gefahren ist. Das Gespräch kam dann aber erst später. So fuhr ich dann Kilometer um Kilometer im sehr schönen Saaletal. Es ging schon fast romantisch daher, Schlösser und Burgruinen säumen den Weg. Ein Aufstieg lag ja noch vor mir, der Weg zur Rudelsburg. Langsam aber sicher bin ich dann die Straße zur Rudelsburg hochgefahren. Kurz vor der Burg befindet sich ein Aussichtspunkt, welch ein grandioser Ausblick. Vor mir breitete sich das Saaletal aus und alle waren begeistert. Ich bin dann noch direkt zur Burg gefahren und ein bisschen links und rechts herum gegangen. Da saß doch eine Entenmama mit ihren Kleinen und wartete, dass der Weg nach draußen frei wird. Ich habe noch dem Wirt Bescheid gesagt, aber der wusste schon von der Entenfamilie und passt auf. Nun gut, die ersten Meter der Abfahrt sind mit Vorsicht zu genießen. Ich mit meinem Gepäck werde wohl die paar Meter schieben. Ich hätte mich geärgert, wenn ich diesen Ausblick nicht genossen hätte. Ich fahre weiter in Richtung Bad Kösen und an Saale Unstrut Weinbergen vorbei. In Naumburg bekomme ich Heißhunger auf Kaffee und Kuchen. Also die Straße hoch und ab zum Bäcker. Die Fahrt ging noch durch Weißenfels - es war das Stadtfest in vollem Gange - Merseburg und dann nach Halle. Den anderen Saaleradwegfahrer habe ich auch wieder getroffen, wir haben ein paar Worte gewechselt und sind dann kurze Zeit zusammen gefahren. Kurz vor Halle habe ich dann die Tourist-Information für mich ein Zimmer suchen lassen - die schlechteste Unterkunft auf der ganzen Tour. Hätte es nicht angefangen zu regnen, ich wäre wohl weiter gefahren. 26 Euro für das Zimmer, kein Fernseher und kein Frühstück. Eine einfache Klappliege, war auch nicht der beste Einkauf. Gut, ich hatte meine Übernachtung und der Regen hörte nach 5 Minuten wieder auf. So gerne hätte ich im Videotext den Wetterbericht für die nächsten Tage gesehen. Nun noch zu Edeka und Frühstück kaufen: Wurst, Käse, Brot und Milch für ein Frühstück in der Natur. 2 Becher Joghurt habe ich gleich nach dem Aufstehen gegessen, was sich noch rächen sollte.

26.5. 112 Km


Mein Schlaf war so La-La. Klamotten packen, aufräumen, die beiden Joghurt verschlingen und los. Es ist noch nicht einmal 7.00 Uhr und die Hallenser eilen zur Arbeit. Ich muss aufpassen, denn die Straßenbahnen haben ein irres Tempo drauf. Ich habe einige Schwierigkeiten, aus Halle zu gelangen und irgendwie macht sich nun der Joghurt bemerkbar. Wird schon schief gehen, werde ich also schneller fahren. Das dachte der Joghurt wohl auch, denn ich hatte Mühe, ein Gebüsch zu finden - welch eine Wohltat! Dann bin ich langsam aber „erleichtert“ weiter gefahren. Irgendwas stimmte aber immer noch nicht. Klar doch, ich hatte mir ja 2 Joghurt gekauft, also muss ja noch einer drin sein, also, alles noch mal von vorn. Nun, ich verzichte hiermit auf detaillierte Beschreibungen. Genug ist genug. Ich fahre immer noch durch das nun etwas flachere Saaletal und über Radwege, die mit Blüten überseht sind. Viele Radfahrer sind nicht zu sehen und so ziehe ich einsam meine Spuren durch das Blütenmeer. Heute fällt mir auf, wie viele verschiedene Erdfarben ich schon gesehen habe. rote, braune bis schwarze Erde, gelbe bis graue Steine und Felsen. Auch wie sich immer wieder die Autokennzeichen ändern, merkwürdig denke ich so bei mir. Nun höre ich auch schon wieder einen Fasan schreien, mir wird nun klar, dass das schon seit Bremen so geht. Ich wusste gar nicht, dass wir so viele Fasane haben. Ich fahre schon wieder an Volker aus Detmold vorbei, der mich in Barby im Gasthof „Zum grünen Anker“ anspricht. : Du bist doch der aus Bremen? Ich , äh? Volker hatte sich zwischendurch umgezogen und ein Base-Cap aufgesetzt. Klar doch, nun ist der Groschen gefallen. Gemeinsam beim Bulgaren zu Abend gegessen, ein paar Bier gezischt und uns zum Frühstück verabredet.

27.5. 98 Km



Es ist 7.30 Uhr und ich sehe Volker schon mit seinem fertig gepackten Rad vor der Tür rumhantieren. Der Hunger treibt uns zum Frühstück. Volker hat noch 50 Km bis Magdeburg vor sich und hat Angst seinen Zug nicht zu schaffen. Wir setzen uns und genießen heißen Kaffee, Wurst und Brötchen usw. usw. Die nette Bulgarin, die auch das Frühstück gemacht hatte, kam noch mit einem großen Teller Rührei an den Tisch. „Rührei auf Brötchen mit Butter mag ich ja überhaupt nicht“ Welch ein Tagesbeginn, da sind wir uns einig. Ich wünsche Volker alles Gute und vielleicht fahren wir uns ja irgendwann mal über den Weg. Ich fange nun an, meine 7 Sachen zu verstauen und mich dann auf den Weg zu machen. Gerade sehe ich noch Volker davon fahren. Ich mache mich langsam auf den Weg zur Fähre. Spontan überlege ich mir, noch die Saalemündung zu besuchen. Fazit: unspektakulär. Der Elberadweg ist nun bis Dömitz mein Begleiter und ich merke schon, dass es voller wird. Weit vor mir sehe ich einen Radler mit roten Taschen an seinem Rad. Volker? nee kann nicht sein, der hat schon ein paar Km Vorsprung. Bin doch neugierig geworden und: er ist es. Ich bin hinter ihm und rufe „ wenn das mal nicht der Volker aus Detmold ist“ Sein Gepäckträger hat sich „aufgelöst“ und so konnte ich ihn einholen. Er hat alles notdürftig repariert und außerdem ist heute seine Tour vorbei. Meine eigentlich auch, in Magdeburg wollte ich erst am 2.6. sein, also beschließe ich, bis an die Ostsee zu fahren. In Magdeburg drehe ich ein paar Runden - das Hundertwasserhaus wollte ich immer schon mal von dichtem sehen - bis ich mich wieder auf dem Elberadweg befinde. Mächtig Betrieb hier, aber ein paar Km weiter bin ich wieder für mich allein, was auch gut so ist. Von unterwegs aus rufe ich in der Tourist-Information Tangermünde an und bestelle mir ein Zimmer. Von weitem sehe ich schon Tangermünde und beschließe, mich dort ein bisschen umzusehen. Mein Abendbrot nehme ich im Garten unter einer großen Blautanne ein. Brot, Leberwurst und, wie kann es anders sein, Bier. Neben mir, in 3 Meter Entfernung, steht eine Amphore aus Terrakotta. Eine Meise hat auf dem Grund der Amphore ihre Jungen großgezogen und lockt sie nun mit Futter an`s Licht. Sie lässt sich durch meine Anwesenheit nicht beirren und fliegt immer wieder auf den Rand der Vase. Die beiden letzten Jungen wollen aber noch nicht so richtig.

28.5. 129 Km



Ich habe gut geschlafen und gefrühstückt, verpacke meine Sachen und mache mich auf den Weg, um Tangermünde zu erkunden. Es ist toll, was unsere Altvorderen so alles geschaffen haben. Meine Reise geht an Feldsteinkirchen, von Mohnblumen rot und von Kornblumen blau übersäten Feldern vorbei. Welch eine Farbenpracht! In den Dörfern hängen rote und weiße Kreuze an den Gartenzäunen. Die Neugierde treibt mich an den Bürgersteig und ich frage einen älteren Mann nach dem Grund. Er stellt gerade ein grünes auf. Rote Kreuze sind gegen ein Steinkohle-Kraftwerk, weiße gegen eine Hühnermastanlage und das eine grüne ist für die Mastanlage. Ich habe ihm dann das hier gesagt: In meiner Stadt gibt es Real, Marktkauf, Lidl, ALDI, Plus, Netto, Sky und und und. Alle haben eine Fleischtheke und auch abgepackte Wurst, Fleisch, Gelügel usw . Wenn ich diese Massen sehe, frage ich mich, wer soll das alles essen? Früher war ein Braten was Besonderes zum Wochenende und auch nicht so billig. Heute ist es ein „Satt- und Dickmacher für alle Schichten“. Nun fällt mir auch auf, wie viele übergewichtige Kinder ich vor allem in ländlichen Gebieten gesehen habe. Er und sein Kumpel guckte ganz bedeppert, vielleicht denken sie ja mal darüber nach. Wenn ja, ist es schon ein kleiner Erfolg. Meine Reise geht dann noch durch das Storchendorf Rühstädt, wo ich einen tollen warmen Mohnkuchen aus dem Steinbackofen genossen habe. Ich wollte noch weiter fahren, aber in Cumlosen zog es dunkel auf und so habe ich dann im Gasthaus Schmidt eine Bleibe gefunden. Beim entladen meines treuen Begleiters kamen dann noch 2 Radfahrer aus Cuxhafen an und wir hatten erst einmal ein Menge zu erzählen. Nach dem Essen habe ich noch einen Spaziergang über den Deich gemacht und das erste Mal in meinem Leben einen Pirol gehört. Schade, ich hätte ihn auch gerne zu Gesicht bekommen, aber es hat nicht sollen sein.

29.5. 101 Km


Frühstück im Garten bei herrlichem Sonnenschein. Links neben mir sitzen Hermann und ??? aus Cuxhafen beim Frühstück und schwärmen von ihrer ersten Radtour. Es soll nicht die letzte gewesen sein, sagten sie mir dann bei ihrem Aufbruch. Heute wollte ich dann zurück an die Ostsee fahren, erst über Lenzen, dann aber doch über Dömitz, LuLu, Neustadt Glewe, Banzkow , Plate und Schwerin. In Schwerin habe ich dann aber doch Schluss gemacht und bin mit dem Zug nach Hause gefahren.

30.5. 147 km


Es war eine sehr schöne Tour, die ich vor allem allein genossen habe. Ich hatte immer super Wetter und der Wind war auch meistens auf meiner Seite. Das Weserbergland und die Mittelgebirge sind mir nicht das letztemal unter die Räder gekommen. Die Werra bis zur Quelle und dann mal sehen, die Fulda gilt es auch zu beradeln. Wenn ich mich hier so schreiben sehe könnte ich schon wieder packen. Ich hatte keine Panne, alles lief wie geschmiert und ich habe nette Leute getroffen und kennen gelernt. Ich grüße:
Justus aus ???, Volker aus Detmold, den Radler aus dem Ruhrpott, Hermann und ??? aus Cuxhafen und wünsche allen viel Spaß beim Lesen und Bilder gucken.

Es grüßt der „Weinbergschnecken vom Weg Sammler“
Frank



Geändert von Tarrega62 (16.06.11 20:04)
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#732017 - 16.06.11 20:36 Re: Weser-Werra--Saale-Elbe-Schwerin [Re: Tarrega62]
Wittmundertorfbrand
Mitglied
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Beiträge: 396
Schöne Tour,

Du bist ja "km- mäßig" durchs Land geflogen!!!

Hast Du noch Fotos außer denen auf der Karte??

Gruß Ralf
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#732235 - 17.06.11 16:24 Re: Weser-Werra--Saale-Elbe-Schwerin [Re: Wittmundertorfbrand]
Tarrega62
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Themenersteller
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Beiträge: 567
Hallo Ralf,

geflogen kann man so nicht sagen. Ich bin Frühaufsteher und spätestens um 8.30 Uhr gefahren. Einmal auch schon um 6.45 Uhr, da war ich wirklich der einzige Radler.
Durch die großen Städte bin ich immer schnell durch, mich hat eher die Natur, kleine Dörfer und das Radfahren interessiert.
Fotos habe ich noch jede Menge, die sehen aber mehr oder weniger alle gleich aus.

MfG Frank
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#732295 - 17.06.11 20:27 Re: Weser-Werra--Saale-Elbe-Schwerin [Re: Tarrega62]
sebael
Mitglied
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Beiträge: 522
Unterwegs in Argentinien

Hallo Frank,

sehr schöner Bericht. bravo Den Werra- und den Weserradweg bin ich kurz nach dir auch gefahren. Vor allem die Landschaft an der Werra, die ich noch nicht kannte, fand ich schön. An den Drei Gleichen war ich dabei auch. Wir haben da in der Nähe gezeltet. Einen Bericht kannst du in meiner HP lesen.
Grüße Sebastian
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#732322 - 17.06.11 21:02 Re: Weser-Werra--Saale-Elbe-Schwerin [Re: Tarrega62]
xasso
Mitglied
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Beiträge: 104
Ein wirklich netter und irgendwie "menschlich" geschriebener Bericht, der die Empfindungen beim radeln schön und ehrlich wiedergibt..
Null Ahnung von Technik!
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#732555 - 18.06.11 20:22 Re: Weser-Werra--Saale-Elbe-Schwerin [Re: sebael]
Tarrega62
Mitglied
Themenersteller
abwesend abwesend
Beiträge: 567
Hallo Sebastian,

ja, die Werra ist schon eine Reise wert, ich werde die Werra mit Sicherheit mal komplett fahren. Deinen Reisebericht werde ich mir auch noch ansehen, aber nicht heute. ( wenn ich Ruhe habe) Da du aber gerne kochst, schaue mal da nach Re: Essensspezialitäten und Kochrezepte (Dies & Das)

Wirklich Lecker
Gruß Frank

Geändert von Tarrega62 (18.06.11 20:23)
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#733057 - 20.06.11 12:49 Re: Weser-Werra--Saale-Elbe-Schwerin [Re: Tarrega62]
peter chris
Mitglied
abwesend abwesend
Beiträge: 129
hallo Frank,

schöner Bericht von deiner Reise! Bin meinerseits auch in der Gegend unterwegs gewesen, da liest sich alles natürlich noch mal so authentisch. Könnte durchaus sein, dass wir uns am Unterlauf der Werra irgendwo begegnet sind, so wir das gleiche Ufer gewählt haben. Sowohl Weser als auch Werra sind auch aus meiner Sicht überwiegend sehr lohnende Strecken...
Fotos und Bericht wird es demnächst in dieser Rubrik zu sehen geben, manches wird dir wohl bekannt vorkommen, und wenn nicht, dann siehst du, wie die Landschaft in der Gegenrichtung aussieht zwinker

Schöne Grüsse,
Peter
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#733265 - 20.06.11 19:41 Re: Weser-Werra--Saale-Elbe-Schwerin [Re: Tarrega62]
dmuell
Mitglied
abwesend abwesend
Beiträge: 524
Hallo Frank,

Dein Reisebericht gefällt mir ausgesprochen gut und weckt eigene Reiseerinnerungen. Wir – meine Frau und ich – waren nämlich etwa zur gleichen Zeit an Saale, Unstrut, Werra und Leine unterwegs. Sehr gut gefallen haben uns insbesondere der Unstrut- und der Werra-Radweg.

Den Fuldaradweg sind wir, von Süden kommend, auch schon gefahren, lohnt sich. Das gleiche gilt für den Oberlauf der Werra und viele anderen Flussradwege und Mittelgebirge. Ja es gibt so viele Möglichkeiten für tolle Radreisen. Eigentlich kann man fast von überall ad hoc losfahren und - ohne lange Anreise mit Zug, Flugzeug o.ä. - das Fahrradreisen so richtig genießen.

Gruß
Dieter
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