Radreise & Fernradler Forum
Radreise & Fernradler Forum
Wer ist online?
6 Mitglieder (Mavenlol, tomrad, Olivrei, silbermöwe, Thomas S, 1 unsichtbar), 386 Gäste und 584 Suchmaschinen sind im Forum unterwegs.
Details
Erweitert
Rund ums Forum
Regeln
Die Regeln für dieses Forum
Nutzungsbedingungen
Vereinbarungen für die Benutzung
Das Team
Wer steht hinter dem Forum?
Verifizierung
Offenlegung deiner Identität
Beteiligte Homepages
Radreise-Seiten, die das Forum eingebunden haben
Mach mit!
Dieses Forum für deine Homepage
RSS Feeds RSS
Eine Übersicht öffentlicher RSS Feeds
Plauderecke
Zum Unterhalten und Plauschen
Die Geschichte
Die Geschichte des Forums
Spende
Unterstütze das Forum
Radreise-Wiki
Partnerseiten
Statistik
29207 Mitglieder
97623 Themen
1532662 Beiträge

In den letzten 12 Monaten waren 2223 Mitglieder aktiv. Die bislang meiste Aktivität war am 02.02.24 17:09 mit 5102 Besuchern gleichzeitig.
mehr...
Vielschreiber (30 Tage)
veloträumer 60
Falk 55
Keine Ahnung 52
Juergen 51
iassu 46
Themenoptionen
#826392 - 10.05.12 21:22 Hanau- Himalaya
springpatt
Mitglied
Themenersteller
abwesend abwesend
Beiträge: 28
Dauer:8 Monate, 15 Tage
Zeitraum:14.4.2011 bis 24.12.2011
Entfernung:12000 Kilometer
Bereiste Länder:
Externe URL:http://www.springpatt.de

Liebe (Fern-)Radler,
die Photos zu meiner Radreise findet Ihr auf meiner Website: http://www.springpatt.de

Hier könnt Ihr euch den Trailer zu dieser Radtour ansehen: http://www.youtube.com/watch?v=ZXopxWdJ1gg&feature=youtu.be

Hanau - Himalaya

Nach 255 Tagen, 13 besuchten Ländern, 12.000 Kilometern und 90.000 Höhenmetern ( per Pedale ), bin ich wieder zurück in Deutschland.

Die Radtour beginnt am 14. April 2011; ich stelle mich samt Ausrüstung nochmal auf die Waage um zu sehen, was ich da die nächsten 12.000 Kilometer durch die Gegend fahre.
Matthias: 70 kg, Fahrrad: 17 kg, Gepäck: 38 kg – Gesamt: 125 kg. Hoffentlich wird es nicht
mehr!
Die erste Etappe führt ganz entspannt von der Haustür entlang des Mains, der Tauber, der Altmühl und der Donau in Richtung Wien. Eine schöne, einfache Tour, die auch meine Großeltern mühelos bewältigen könnten, da es größten Teils auf gut ausgebauten Radwegen immer ein wenig Berg ab geht. Zudem gibt es häufig eine Möglichkeit, an den Flussufern zu kampieren und attraktive Städtchen wie z.B. Wertheim, Regensburg oder
Passau zu besuchen. Weltreisegefühl kommt allerdings nur beim Anblick meines Reiserads auf, ansonsten könnte man meinen, es ist Wochenende und gleich geht’s wieder zurück nach Hause...
So ist es dann auch, zumindest für meine Freundin, die von Wien aus den nächsten Zug nach Hanau nimmt.
Von nun an spiele ich also Alleinunterhalter, nicht nur wegen meiner Freundin, sondern weil es jetzt in die Slowakei geht und ich für die nächsten Monate den deutschsprachigen Raum verlasse. Die Donau bleibt jedoch vorerst mein treuer Begleiter durch Täler, Wiesen und Wälder, bis sich unsere Wege in Vidin / Bulgarien endgültig trennen. Bulgarien ist zunächst die große Unbekannte, von der ich bis auf das Schwarze Meer nicht viel erwartet hätte. Allerdings ist die Strecke durch das Iskar- Tal, Richtung Sophia, wohl meine Schönste auf dem Balkan und der Weg von Sophia nach Burgas angenehm ruhig, sodass ich mich voll und ganz auf mein Rad und die Landschaft konzentrieren kann.
Die erste große kulturelle Grenze überschreite ich beim Eintritt in die Türkei. Da es im bulgarisch- türkischen Grenzgebiet viel Natur, aber wenig Geldautomaten gibt , versuche ich im ersten türkischen „Onkel- Emma- Laden“ mit Euro zu bezahlen. Onkel Emma klopft mir aber nur freundschaftlich auf die Schulter und schenkt mir kurzer Hand den ganzen Einkauf. Voller Freude fahre ich an den nächsten Schwarzmeerstrand, an dem allerdings schon diverse „Zigeuner“ ihre Zelte bzw. Buden aufgebaut haben und ich zunächst skeptisch bin, ob ich in derlei Gegenwart nächtigen soll.
Meine Aversionen werden jedoch gleich von den „Einheimischen“ einkassiert, die mich herzlichst zum Abendessen einladen. Die Feier dauert noch das ganze Wochenende und ich fahre überwältigt von soviel Gastfreundschaft in Richtung Istanbul.
Hier lasse ich das orientalische Flair erst mal eine Woche einwirken, bevor es zurück an die Schwarzmeerküste, diesmal in Asien, geht.
Meine hohen Erwartungen von romantischen Fischerdörfern und einsamen Stränden werden jedoch nicht erfüllt und so entschließe ich mich kehrt ins Landesinnere zu machen
und über Erzincan, Erzurum und Van in den Iran einzureisen. Eine gute Entscheidung, denn auf meinem Weg treffe ich nicht nur auf einen stattlichen Braunbären, der neben mir kampiert, sondern auch auf den Rekord- Reiseradler Heinz Stücke, der schon nunmehr 600.000 Kilometer auf seinem Zweirad zurückgelegt hat.
Der Iran ist mein erstes Land in dem ich ein Visum benötige und somit auch zeitlich begrenzt bin. Die Fahrt über die Grenze geht jedoch zügig von Statten und die iranischen
Beamten erweisen sich als äußerst zuvorkommend. Überhaupt hatte ich mir den Iran
irgendwie komplizierter vorgestellt. Weit gefehlt- die Iraner, die ich treffe, sind längst
nicht so konservativ wie Ihre geistlichen Führer. Vielmehr versuchen Sie sich klar von dem beherrschenden Regime zu distanzieren und waren stets darauf erpicht, mir meinen Aufenthalt so angenehm wie möglich zu machen.
Sehr lang möchte ich dann jedoch nicht mehr bleiben, da mir Temperaturen von 47° im Schatten ,(welcher Schatten), den Spaß am Radfahren vermiesen. Zudem will mich die turkmenische Visapolitik dazu nötigen, noch zwei lange Wochen auf mein Visa wartend in Teheran zu verbringen, sodass ich mich kurzer Hand dazu entschließe, meinen Reiseverlauf zu ändern und nach Dushanbe, Tadschikistan, zu fliegen!

Keine schlechte Wahl- zwar muss ich nun zehn Tage in Dushanbe auf mein kirgisisches und chinesisches Visum warten, bin dafür aber in netter Gesellschaft zweier iranischer Studenten, bei denen ich kostenlos wohnen kann und die mich wie Ihren liebsten Bruder behandeln.
Von Dushanbe geht es nun über den Pamir- Highway quer durch das wilde Tadschikistan in Richtung Kirgisistan.
Die nächsten 19 Tage sind so abwechslungsreich, teils einsam und wunderschön, dass ich Tadschikistan an dieser Stelle schon mal zu meinem Lieblingsradreiseland erklären möchte. Harte Etappen bleiben natürlich nicht auf der Strecke- z.B. der Ak- Baital- Pass (4655 m).
Informationen gibt es in diesen Gegenden der Erde nicht aus dem WWW, sondern von anderen Reisenden oder Einheimischen. Verlassen kann man sich auf die einseitigen Quellen natürlich nicht immer, sodass ich in zwei Tagen durch Kirgisistan spurte um rechtzeitig an der chinesischen Grenze zu sein, die angeblich tags drauf aufgrund einer wichtigen Messe für Touristen geschlossen werden soll. Wurde sie aber nicht.

Egal- ich bin in China und brauche dringend ein paar Tage Urlaub. Kashgar ist eine gute Option, denn die Stadt an der Seidenstraße ist wichtiger Knotenpunkt für viele Asienradler
und so hat man bei gutem Essen und kaltem Bier die Möglichkeit, sich über den vergangenen und zukünftigen Reiseverlauf auszutauschen.
Von Kashgar soll es nun weiter Richtung Pakistan gehen, aber ich breche den Versuch nach 50 Kilometern wegen Starkregen ab.
Beim zweiten Versuch komme ich bis Gaez, einem Militär- Checkpoint zirka 130 Kilometer süd- westlich von Kashgar, an dem mir der Grenzpolizist die Weiterfahrt verwehrt und mich wieder zurück nach Kashgar schickt. Jetzt bleibt mir nur noch der Direktbus von Kashgar nach Sost, Pakistan.
Dieser lässt mich allerdings schon in Tashkurgan (China) aussteigen, da der pakistanische Grenzübergang für Touristen die nächsten acht Tage gesperrt bleibt. Um mich nicht in Tashkurgan zu langweilen, beschließe ich noch einmal eine Radtour bis Gaez zu machen, um herauszufinden, warum ich in dieses „Sperrgebiet“ nicht vordringen sollte.
Bis auf ein paar polizeiliche „Platzverweise“ komme ich ungestraft bis zum Checkpoint und werde mit sagenhaften Blicken des Pamirgebirges verwöhnt.
Nach einer Woche geht es, wenn auch mit dem Bus, weiter Richtung Pakistan.
Die Straße wird ab der pakistanischen Grenze zu einer rauen Schotterpiste, die Blicke auf die scharfkantige, mit Zuckerguss bepuderte Felslandschaft nur während der Pausen zulässt.
Karimabad bietet eine hervorragende Kulisse um ein paar Tage auszuspannen, bevor es weiter Richtung Islamabad geht. Hier warte ich auf dem günstigsten Zeltplatz, 0,42 €/ Übernachtung, auf mein indisches Einreisevisum. Nordindien erweist sich als prima Radreiseland- der Verkehr hält sich hier noch in Grenzen, die Straßen sind gut asphaltiert und für das leibliche Wohl findet sich an jeder Ecke eine Thali- Imbissbude.
Natur und Mensch scheinen hier im Einklang miteinander zu leben. Sogar auf den wilden Müllkippen teilen sich Mensch und Tier die Arbeit.
Etwas unbehaglich wird es dann im Kalagarh- Tiger- Reserve- Park. Denn
hier stehen selbst die heiligen Kühe, zu ihrem Schutz vor den Raubkatzen, hinter einem Elektozaun- ich muss allerdings draußen schlafen und fühle mich in meinem doppelwandigen Zelt alles andere als geborgen und sicher. Aber die Nacht ist lang und so harre ich die nächsten zwölf Stunden in meinem „Panic Room“ aus. Die folgende Nacht wird dafür umso angenehmer, denn der Manager des Corbett Ramganga Resorts lädt mich zu einer Übernachtung in seiner luxuriösen Ferienanlage ein.
Nach einer entspannten Nacht und einem guten Frühstück geht es Richtung Varanasi, der heiligsten Stadt Indiens, weiter.
Da ich nicht durch die überbevölkerte Ganges Ebene Uttar Pradesh`s radeln möchte, versuche ich es mit dem Zug- und werde gleich enttäuscht, denn mein Rad kommt zunächst nicht in Varanasi, sondern in Kalkutta an. No Problem. Ein freundlicher Bahnangestellter gibt mir einfach das Rad eines anderen Reisenden, der dieses nicht rechtzeitig vom Parcel- Service abgeholt hat. Daraufhin verabschiede ich mich von den Gedanken, mein geliebtes Fahrrad je wieder zu sehen. Doch zwei Tage später taucht es tatsächlich am Hauptbahnhof wieder auf und ich kann meine Zugfahrt Richtung Goa fortsetzen. Ich will ans Meer und finde den perfekten Strand in Agonda, wo ich eigentlich nur ein bis zwei Tage bleiben möchte. Die vielen Annehmlichkeiten; das schöne Wetter, köstliches Essen und der Strand direkt vor meiner Hütte verleiten mich jedoch zu einen weiteren Aufenthalt von knapp drei Wochen.
Ich bin am Ende meiner Reise angelangt und in wenigen Stunden geht es zurück nach Deutschland.
Mein letzter Blogeintrag vom 01. Januar 2012 lautet:
http://springpatt.de/system-cgi/blog/index.php?&blogid=246

Nach einem ausführlichen ´Rad-Bade-Urlaub`in Goa und Karnataka (Indien), geht es binnen 12 Stunden zurück nach Deutschland. Ankunft 13:50 - 24.12.2011 Frankfurt.
Der Rückflug und die anschließende Weihnachtsfeier sind schon etwas abstrakt.
Zwei völlig gegensätzliche Welten; vom badewannenwarmen Wasser des arabischen Meeres unter Palmen - ins nasskalte, deutsche Schmuddelwetter unterm Tannenbaum.
Kein Vergleich, aber beides ganz schön.

Nach ein paar Tagen gewöhnt man sich an alles und hat schon fast vergessen wie es war, unter freien Himmel zu schlafen -
bis zum nächsten Mal.
Nach oben   Versenden Drucken
#826598 - 11.05.12 12:51 Re: Hanau- Himalaya [Re: springpatt]
valentin86
Mitglied
abwesend abwesend
Beiträge: 232
Von Hanau starten die besten Touren zwinker.
Auch hier nochmal, schöne Reise, schöner Bericht!

Gruß,
Valentin
dieganzewelt.com - Reiseberichte: Fahrrad, Kajak, Rucksack
Nach oben   Versenden Drucken
#826624 - 11.05.12 13:43 Re: Hanau- Himalaya [Re: valentin86]
Fahrradfreund
Mitglied
abwesend abwesend
Beiträge: 100
Eindrucksvoll geschrieben.

Vielen Dank dafür.
Nach oben   Versenden Drucken
#828558 - 21.05.12 09:26 Re: Hanau- Himalaya [Re: springpatt]
moiino
Mitglied
abwesend abwesend
Beiträge: 267
Heinz Stücke getroffen, auch nicht schlecht :-)
Schöner Bericht!
Australien - Indonesien -SOA- China -Ost-Tibet - Mongolei -Russland - Österreich http://www.derbeobachter.net/?page_id=54
Grenzen gibts nur in unseren Koepfen!!
Nach oben   Versenden Drucken
#830105 - 25.05.12 10:25 Re: Hanau- Himalaya [Re: springpatt]
Balou
Mitglied
abwesend abwesend
Beiträge: 44
Schöner Bericht und wirklich tolle Bilder auf deiner Homepage.

Gruß

Balou
Nach oben   Versenden Drucken

www.bikefreaks.de