Radreise & Fernradler Forum
Radreise & Fernradler Forum
Wer ist online?
18 Mitglieder (silbermöwe, Shimpagnolo, alexx, s´peterle, Päule, JoMo, 5 unsichtbar), 372 Gäste und 1071 Suchmaschinen sind im Forum unterwegs.
Details
Erweitert
Rund ums Forum
Regeln
Die Regeln für dieses Forum
Nutzungsbedingungen
Vereinbarungen für die Benutzung
Das Team
Wer steht hinter dem Forum?
Verifizierung
Offenlegung deiner Identität
Beteiligte Homepages
Radreise-Seiten, die das Forum eingebunden haben
Mach mit!
Dieses Forum für deine Homepage
RSS Feeds RSS
Eine Übersicht öffentlicher RSS Feeds
Plauderecke
Zum Unterhalten und Plauschen
Die Geschichte
Die Geschichte des Forums
Spende
Unterstütze das Forum
Radreise-Wiki
Partnerseiten
Statistik
29258 Mitglieder
97703 Themen
1534133 Beiträge

In den letzten 12 Monaten waren 2213 Mitglieder aktiv. Die bislang meiste Aktivität war am 02.02.24 17:09 mit 5102 Besuchern gleichzeitig.
mehr...
Vielschreiber (30 Tage)
Keine Ahnung 92
Juergen 74
panta-rhei 56
Falk 53
iassu 51
Themenoptionen
#910420 - 16.02.13 19:21 Augusthitze in der Basilikata & Kampanien
Schnoop
Mitglied Übernachtungsnetzwerk
Themenersteller
abwesend abwesend
Beiträge: 50
Dauer:16 Tage
Zeitraum:2.8.2012 bis 17.8.2012
Entfernung:600 Kilometer
Bereiste Länder:

Hier der Reisebericht zu unserer Italienreise. Ich hoffe, er gefällt euch und ihr bekommt ein paar Impressionen wie Italien im Hochsommer ist. Viel Spaß beim lesen......

Süditalien - Eine Reise durch die Basilikata und Kalabrien

Tag 1     Do, 02.Aug. 2012

Eine der einfachsten und günstigsten Methoden mit dem Fahrrad die "Fernen Länder" Europas zu bereisen,  ist die günstige Fluggesellschaft von Ryanair. Man darf dort keinen Fensterplatz, Snacks oder gar was zu trinken erwarten, aber sie fliegen einen halbwegs sicher und für wenig Geld in viele schöne Gegenden Europas. Unser Ticket führte uns am 02. August vom schönen, aber auch sehr abgelegenen Niederrheinflughafen in Weeze  (zwischen Rhein und Holland) ins  warme sonnige Süditalien, genauer gesagt nach Bari, der Hauptstadt von Apulien. Dort sollte unsere Tour starten, die uns jeden Tag aufs neue schöne Erlebnisse, Landschaften und Begegnungen bringen sollte.


Radvorbereitung

Spät sind wir auf dem Flughafen in Bari gelandet. Bis wir die Räder fertig präpariert hatten, war es bereits nach halb 8 und die Dämmerung setzte schon ein. Bis zum Campingplatz in Giovanazzo waren es nochmals 10 km, die wir zusammen mit vielen rücksichtsvollen Autos und ohne uns auszukennen zurücklegen mussten.  Müde und hungrig fanden wir dann gegen halb 10 den ausgewählten Campingplatz direkt am Meer am. Es war schon lange dunkel, aber immer noch lauschig warm. Der Campingplatz war voll mit Italienern, die vor ihren sehr professionell ausgebauten Wohnwagen gerade das Abendessen zubereiteten. Wir bauten schnell das kleine Minizelt auf und da wir im Flugzeug kein Campinggas mitführen durften, haben wir in der nahegelegenen Pizzeria direkt am Meer unseren großen Hunger mit einer unsagbar leckeren Pizza gestillt.  Die Pizzeria war auch die letzte Möglichkeit mit der Außenwelt in Kontakt zu treten, den es gab hier WLAN for free. Die nächsten 14 Tage werden wir von der Außenwelt abgeschnitten sein, was auch mal ganz schön schön sein kann im Zeitalter ständiger Erreichbarkeit und Internetnutzung.


Tag 2 Fr, 03.Aug. 2012

Bevor es nun mit den Rädern ernst werden soll, hatten wir erstmal einen Urlaubstag eingelegt. Klimatisieren, Einkaufen, Baden und möglichst wenig Stress standen heute auf dem Programm. Zuerst einkaufen im nahen Ort, dann frühstücken und dann ans Meer. Der Strand bestand aus natürlichen Kalksteinterassen, auf denen viele kleine Krabben sich fortbewegten. Das Wasser war glasklar und man konnte kleine Fische beobachten. Und das Wasser war warm wie eine Badewanne und herrlich erfrischend. Beim analysieren der Kalksteine habe ich mir leider den Fuß blöderweise umgeknickt und meine Profitrekkingsandale verlor eine Schnalle. Um für Ausgleich zu Sorgen hat Torsten sich seine Sandalen mit Meerwasser ruiniert, da seine Sohlen wohl doch nicht Salzwasser-Resistent waren. Da wir sowieso noch Campinggas besorgen mussten, lohnte sich nun auch ein Radausflug ins nahe Bari.


Touristenfreies Meer bei Giovinazzo

Vorher wurden wir aber erstmal von unseren italienischen Campingnachbarn zum Mittagessen eingeladen. Eine Familie aus der Nähe von Bari, die ihre gesamten Sommerferien auf diesem Campingplatz verbringen. Und die italienischen Sommerferien sind lang und dauern fast die gesamten drei Sommermonate. Der Vater sah aus wie der Enkel von Francis Ford Copolla, aber er war sehr gastfreundlich und interessiert was uns in diese schöne Gegend geführt hat. Zum Glück konnten er und seine Enkelkinder ein wenig Englisch und so erzählten wir ihm was wir vorhaben und wir unterhielten uns über die Menschen und Sitten Italiens. Dabei serviert uns die Frau Spaghetti mit Thunfisch, Fleisch, was aussah und schmeckte wie Rindfleisch aber dann doch Pferd gewesen sein soll, Carussellos (eine Gurkenart), Feigen, Pfirsiche, Eis und Bier. Hier wurden wir zum ersten Mal mit der italienischen Gastfreundschaft konfrontiert, und es sollte beileibe nicht das letzte Mal gewesen sein.

Als die Hitze gegen Nachmittag langsam nachließ (und es war noch keine wirkliche Hitze) machten wir uns auf den Weg und versuchten die 20 km ins Stadtzentrum zu gelangen. Nur läuft das mit dem Verkehr in Italienischen Großstädten etwas anders. Es gab jede Menge Einbahnstraßen oder Straßen, die nicht zum Ziel führten, sondern in Randzonen enden. Mit etwas Phantasie und Improvisation fanden wir doch den Weg und schwammen mit dem chaotischen Verkehr in die Innenstadt. Zum Thema Verkehr muss man in Italien sagen: Es sieht chaotisch aus und es wird viel gehupt, Ampeln werden oft ignoriert und wer glaubt die Autos halten am Zebrastreifen, der irrt sich gewaltig. Aber der Verkehr hat seine Regeln und die lauten: Jeder achtet auf den anderen, und jeder nimmt Rücksicht. Gehupt wird auch nur, um die anderen zu warnen und nicht um sein Recht als stärkerer einzufordern, wie wir es aus Deutschland kennen. Am Zebrastreifen muss man einfach losgehen und sie halten wie von Geisterhand gesteuert an. Wir hatten nicht eine einzige komische Situation auf unserer Tour und wir sind teilweise Straßen gefahren, auf denen wir hier schon längst eine Ansage im Radio bekommen hätten "Radfahrer auf B75 unterwegs!!" und mit Gefängnisstrafe im Knast gelandet wären.

In Bari sollte man sein Rad niemals alleine stehen lassen. Überall und bereits von unseren Campingfreunden wurden wir gewarnt auf unsere Räder und Sachen aufzupassen. Es scheint wohl ein heißes Pflaster zu sein, welches nur von Neapel übertroffen wird. Wir finden allerdings nur freundliche Menschen und  finden mit deren Hilfe auch schnell einen passenden Schuhladen, wo Torsten neue Tevasandalen bekommt und den kleinen Campingshop, wo wir unsere Gasflasche bekommen. Ansonsten hatte Bari nicht viel zu bieten und wir machen uns wieder auf den Rückweg. Um nicht wieder lange suchen zu müssen, fahren wir einfach den Garmintrack wieder rückwärts.

Wieder auf dem Campingplatz angekommen, machte sich mein Fuß dann doch bemerkbar. Dick angeschwollen war mein Fuß mittlerweile und das laufen tat immer mehr weh. Auf dem Rad merkt man sowas ja nicht wirklich. Das Eis vom Nachbarn hat die Schwellung gut abklingen lassen, aber ob ich am nächsten Tag fahren könnte, war mehr als fraglich. Ein denkbar schlechter Start was die Gesundheit betrifft....

Tag 3   4.08.2012

Giovinazzo  (Bari) - Matera

71 km, 770 HM

Heute wird es nun ernst. Die erste Etappe unsere Italientour ging los und führte uns in die berühmte Stadt Matera in der Region Basilikata. Um 9 Uhr hatten wir Zelt, Klamotten und allen anderen Kram auf unseren Rädern verstaut und obwohl es noch früh ist, schien die Sonne schon kräftig vom Himmel.


Aufbruch vom Campingplatz

Die Strecke führte uns zuerst ins 10 km entfernte Bitonto, wo wir in der Panaderia (Bäckerei) Frühstück besorgten und in einem kleinen Park den alten Männern zusahen, die sich überall in der Mittelmeerregion in den Parks zum quatschen treffen, während die Frauen vermutlich zu Hause die Arbeit verrichten.

Die Landschaft, durch die wir zu Beginn fuhren, bestand aus unzähligen Olivenplantagen. Bereits aus dem Flugzeug konnte man sich ein Bild über das Ausmaß dieser Plantagen machen. Die Straßen sind zum Teil ziemlich stark verdreckt. Überall wird hier der Müll an der Straße weggeschmissen, ab und an sieht man Tierkadaver und vor allem unzählige Plastikflaschen. Würden sie in Italien das Pflaschenpfand einführen, wäre es ein sehr sehr reiches Land. Die Straße ist recht eintönig, ging sie doch kilometerweit einfach nur geradeaus und immer leicht bergauf. Aus der zweispurigen wurde eine vierspurige Straße und es wurde mit jeder Minute immer heißer. 46°C zeigte das Thermometer bereits am frühen Nachmittag an und wir mussten unter Brücken immer wieder Pausen einlegen. Nach 40 km Anstieg war dann aber endlich Altamura in Sicht. Eine etwas größere Stadt, wo wir wieder kalte Getränke, Obst und Schatten bekamen. Unser Wasser in den Trinkflaschen hatte nahezu gefühlte Siedetemperatur erreicht. Mittlerweile hatte sich nun auch die Landschaft verändert. Aus den riesigen Olivenhainen wurde eine wellige verdorrte Landschaft mit weitläufigen Feldern. Kurz bevor wir die ersehnte Stadt erreichten, mussten wir nochmal ein Stück steil bergauf  fahren. Ohne die Weintrauben, die am Straßenrand wuchsen, hätten wir das nicht mehr geschafft ;-). Und dann fanden wir auch einen kleinen Obstladen, wo wir kalte Cola und leckere Pfirsiche kaufen konnten. Große Supermärkte durfte man in diesen Gegenden nicht erwarten. Das meiste wird in kleinen Minigeschäften verkauft, die zwischen 13 und 17 Uhr aber wegen der Siesta meist geschlossen sind.


Olivenhaine auf den ersten Kilometern


dann wird die Landschaft immer trockener


kerzengerade Straße nach Altamura


Ausgedörrt und Trocken ist die Landschaft

Endlich erreichten wir den Altstadtkern von Altamura, der wirklich wunderschön war. Kleine enge Gassen, Blumen vor den Häusern, Skulpturen und kaum eine Menschenseele. Auf einem nahezu verlassenen Kirchplatz machten wir unsere Pause und wurden plötzlich von einer Hochzeitsgesellschaft überrascht, die gerade um die Ecke kam. Wir saßen gerade auf den Kirchtreppen und tranken unsere leckere kalte Cola, als der Fotograf unsere Räder entdeckte. Spontan hat er sie gleich als Fotomotiv mit eingebaut und den Bräutigam  auf mein Rad gesetzt. Fasziniert schauten wir dieser faszinierenden Szene zu. Eben noch in der staubigen Einsamkeit und gleich darauf mitten unter extrem schön gekleideten Italienern, die ganz interessiert daran sind, was wir in dieser Gegend zu suchen haben. Und das war einer der schönen Augenblicke, die man auf so einer Tour erleben darf. Gerade noch fuhr man durch die "Hölle", es war unsagbar heiß und anstrengend und man könnte sich tausend andere schöne Dinge vorstellen, als auf dieser gottverdammten Stupiden langweiligen Straße durch die Hitze zu fahren und dann kam man in diese schöne Altstadt und durfte diesem schönen "Treiben" zusehen. Sowas ließ alle Anstrengungen wieder schnell vergessen.


Kirche in der Altstadt von Altamura


Impressionen


Altstadt


Kirchentor

Aber Altamura war nicht unser Ziel. Wir mussten die Kühle im Schatten der Kirche wieder verlassen und noch 20 weitere Kilometer zurücklegen. Diesmal aber nicht mehr nur bergauf, sondern in einer welligen Landschaft immer auf und ab. Nur die Straße, die wir ausgewählt hatten ist nicht die schönste, den mittlerweile fuhren wir auf der "B 75", einer autobahnähnlichen ausgebauten Bundesstrasse mit viel Asphalt, Leitplanken und keiner Möglichkeit, außer einer Abfahrt, dieser Straße zu entkommen. Aber es war nicht verboten mit dem Rad hier lang zu fahren und viele Alternativen was Straßen anbelangt gab es hier im dünn besiedelten Süditalien nicht. Und so fuhren wir 15 km auf dieser zum Glück nur mäßig befahrenen Straße bis kurz vor Matera. Aufgrund der vielen Asphaltflächen war die Hitze noch intensiver und der Wind kam wie ein Föhn von vorn. Hier machten wir auch unsere ersten Erfahrungen mit Feuer, denn in diesem Sommer ist es in Südeuropa besonders trocken und an allen Ecken und Enden brannte es. Meist waren es aber nur kleine Brände, wo Stoppelfelder brannten oder kleine Baumflächen. Als Schutz vor Feuerübergriffen haben die Bauern an den Feldrändern Schneisen angelegt, die das Feuer stoppen sollen.


Schnellstraße nach Matera

Gegen 17 Uhr erreichten wir endlich den kleinen Campingplatz  (Masseria Radogna) auf einem Hügel in der Nähe von Matera. 2 km ging es nochmal durch eine schöne Karstlandschaft steil bergauf. Ich schob, aber Torsten fuhr noch. Der Campingplatz war kein Campingplatz im eigentlichen Sinne, sondern ein einsames kleines Haus auf einem Hügel, das ein kleines Restaurant betreibt und überwiegend Schulklassen durch dieses historisch und geologisch interessante Gebiet führt. Dazu gab es eine Campingfläche mit einem kleinen Duschhäuschen und Stromanschluss. Als wir ankamen, stand nur ein einziges Wohnmobil dort, welches am Abend noch von 3 weiteren ergänzt wurde. Wir bauten unser kleines Zelt unter einem Feigenbaum auf und duschten uns in der kalten Dusche erstmal den Staub und den Schweiß des Tages ab. Was für ein Luxus frisches Wasser doch sein kann. Eigentlich war der Plan deutlich früher in Matera anzukommen, damit man sich noch diese berühmt Stadt ansehen kann. Aber für die 70 km hatten wir heute so lange gebraucht, dass es doch schon zu spät war. Hier bei uns sind 70 km schnell gefahren, aber beim Tourenfahren sind die Gesetze andere, und wenn Steigung und Hitze dazukommen, dann können 70 km endlos lang werden. Wir hatten aber noch Zeit um uns Matera von einer ganz besonders schönen Seite anzusehen.


einsamer Campingplatz vor Matera


Badehaus


Blick vom Campingplatzhügel auf verdorrtes Land

Warum ist Matera so berühmt? Matera liegt an einer steil abfallenden Schlucht einer karstigen Hochebene, die durch den Fluss Gravina an dieser Stelle tief eingeschnitten wurde. Berühmt ist Matera für seine Höhlenwohnungen, den Sassi. Diese natürlichen Höhlen wurden wahrscheinlich schon seit der Jungsteinzeit besiedelt und in denen Menschen bis ins 20. Jahrhundert hin lebten. Der weiche Stein erlaubte es die Höhlen zu erweitern und nach den Wünschen der Menschen zu gestalten. Im Laufe der Zeit wurden die Höhlen durch Anbauten erweitert und ein ausgeklügeltes Bewässerungssystem, welches seit der Bronzezeit existiert versorgte die Menschen mit Wasser. Es entstand schließlich ein Gewirr aus Häusern, Straßen, Kirchen und Kellern, die quasi übereinander gebaut worden sind. 15.000 Einwohner lebten Mitte des 20. Jahrhunderts unter erbärmlich unhygienischen Verhältnissen und in den 50er Jahren wurden die Menschen in andere Stadtteile zwangsumgesiedelt und die Sassi verfielen. Seit den 80er Jahren wurden begonnen sie zu restaurieren und neu aufzubauen. Heute findet man hier viele Szenelokale und Künstlerateliere. Diese Sassi wurden dann 1993 von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt und stehen unter Denkmalschutz. Außerdem dienten sie diversen Filme als Kulisse. Einer der letzten großen Filme, die hier gedreht wurden, ist die Passion Christi mit Mel Gibson.


Matera bei Sonneuntergang


Impressionen


Gravinaschlucht

Unser Campingplatz lag sozusagen auf der anderen Seite der Schlucht und so hatten wir in der untergehenden Abendsonne einen wunderschönen Blick auf diese übereinander gestapelte historische Altstadt. Und damit endet auch dieser dritte Tag. Er war zwar unsagbar heiß, aber irgendwie war es auch schön und sehr erlebnisreich.

Fortsetzung folgt....
Nach oben   Versenden Drucken
#910545 - 17.02.13 12:51 Re: Augusthitze in der Basilikata & Kampanien [Re: Schnoop]
Schnoop
Mitglied Übernachtungsnetzwerk
Themenersteller
abwesend abwesend
Beiträge: 50
Anbei der Link zur ersten Strecke:
http://www.bikemap.net/route/1787974

Tag 4   5.08.2012

Matera - Pisticci

54 km, 760 HM

http://www.bikemap.net/route/1789178#lat...type=ts_terrain

Da es gestern so unsagbar heiß war, wollten wir heute sehr früh aufstehen. Morgens ist die Luft noch frisch und mit 23°C richtig angenehm. Daher standen wir heute bereits um 6 Uhr auf. Eine Stunde später war schon alles gepackt und wir abfahrbereit. Das hätten wir uns allerdings sparen können, denn wir hatten bis auf ein paar Kekse keine Vorräte mehr und vor allem nicht mehr genug zu trinken. Und wir haben nicht daran gedacht, das heute Sonntag ist, weil das Zeitgefühl schon nach den wenigen Tagen verloren gegangen ist. Zum Glück fanden wir in Matera einen Supermarkt, der aber erst um 9 öffnete und es war erst kurz nach 7. Also mussten wir knappe 2 Stunden warten, bis wir endlich einkaufen konnten. Die Zeit vertrieben wir uns mit chillen im Park, fotografieren in den Sassi und einer netten kurzen Unterhaltung mit einem deutschsprechenden Italiener.


Die Sassi von Matera


Überall sind kleine Höhlen in den Fels geschlagen


Sassi von Matera

Nach dem Einkauf ging es dann weiter...aber nur ein kleines Stückchen, da es bereits wieder sehr heiß war. Wir  fuhren etwa 15 km überwiegend bergab zu einem Stausee (Lago di San Giuliano), wo wir Siesta machen wollten. Heute waren wir schlauer und wollten mal nicht in der Mittagshitze auf dem Rad sitzen. Für die trockene Gegend war der See riesengroß, aber leider zum Baden nicht geeignet. Das Wasser war sehr muffig und lud höchstens zum Füße abkühlen ein. Im Schatten von Nadelbäumen und einer grünen Wiese hatten wir alles was man für eine entspannte Pause brauchte.  Wir verbrachten die Zeit mit faulenzen, Mittag essen, lesen, schlafen und Skipbo spielen. Und obwohl wir im Schatten saßen und ein leichter Wind durch die Bäume wehte, zeigte das Thermometer 37°C. Unglaublich!!  Auf der anderen Seeseite brach gerade ein Feuer aus und wir beobachteten die schwarze Rauchfahne, die immer größer wurde. Hier waren wir zum Glück auf der sicheren Seite.


Landschaft hinter Matera (Richtung Westen)


Lago di San Giuliano mit kleinem Brandherd im Hintergrund


Angenehme Temperaturen im Schatten

Nach 4 Stunden erholsamer Siesta ging es weiter. 10 km mussten wir auf einer relativ großen, aber nicht zu stark befahrenen Straße zurücklegen, bevor wir auf eine kleinere Nebenstraße ausweichen konnten. Die 10 km  führten überwiegend bergauf und da die Hitze kaum nachgelassen hatte, war es sehr anstrengend und jeder Schatten wurde zur kurzen Pause genutzt. Doch auch diese Hürde hatten wir geschafft. Nach dem Abzweig auf die Nebenstraße schlängelte sich die Straße  nochmal etwa 300 Höhenmeter recht steil bergauf, aber da die Straße klein und ruhig war, fuhr es sich deutlich angenehmer. Auch hier deuteten verkohlte Bäume und Büsche am Straßenrand auf die extrem heißen Temperaturen hin. Von hier oben hatten wir auch ein schönes Panorama auf das Basento-Tal. Nach einigen Kilometern auf dem Bergrücken erreichten wir Pomarico. Wir waren ein wenig unsicher welcher Abzweig hier der richtige sei, da Karte und Realität nicht wirklich übereinstimmten. Ich fragte einen älteren Herrn, der gerade seinen Müll wegbrachte. A propos Müll, Müll ist hier kein Problem mehr. Im Gegensatz zur Küste ist es hier richtig ordentlich und aufgeräumt und weder Flaschen noch anderer Unrat sind am Straßenrand zu finden. Jedenfalls wollte ich den Mann, der den Müll gerade wegbrachte auf Italienisch fragen, welche Straße die richtige sei, aber es stellte sich heraus, dass ich einen in Augsburg lebenden, aber sehr deutsch wirkenden Italiener angesprochen hatte, der hier mit seiner Frau im Zweitanwesen gerade Urlaub machte. Spontan lud er uns zu eiskalten Bier bzw. Wasser ein. Unglaublich wie toll das kalte Wasser bzw. Bier (sogar Becks!) schmeckte. Ich mag ja eigentlich kein Wasser, trinke es hier nur, weil Saft bei der Hitze sofort schlecht wird. Aber nach dieser Hitze eiskaltes Wasser. Das war so lecker!  Als seine Frau dazu kam, schüttelte sie die ganze Zeit nur den Kopf. "Mit dem Fahrrad hier hoch und dann noch bis Neapel. "Des is ja verrückt" Nach einer netten Unterhaltung und wieder frisch von den kalten Getränken verabschiedeten wir uns von den beiden und wollten noch ein paar Kilometer zurücklegen bevor es dunkel wurde.


Immer wieder verbrannte Erde links und rechts der Straße


Pomarico auf dem Bergrücken

Nun ging die Straße wieder leicht bergauf - bergab mit schönem Panorama auf das Tal und die umliegenden Hügel. Vorbei an gemütlichen einzelstehenden Häusern mit großen Gärten, wo Wein und Tomaten und allerlei andere schöne Dinge in den Gärten wuchsen. An den Straßen standen Feigenbäume und Brombeeren und wir kamen und kamen nicht wirklich weiter vor lauter naschen. Doch nun setzte die Dämmerung langsam ein und wir hatten noch immer keinen Schlafplatz. Campingplätze gab es hier nicht und manchmal dauert es seine Zeit einen geeigneten Platz zu finden. Aber erstmal fuhren wir noch durch eine irre wellige Landschaft aus bunten Kalkmergel, die in der untergehenden Sonne noch viel irrer aussah. Ich kann sie gar nicht richtig beschreiben und auf dem Foto sieht sie nicht annähernd so toll aus. Auf der Abfahrt ins Basento-Tal führte die Straße an kleinen Olivenhainen vorbei und einer dieser Haine war dann auch unserer. Direkt an einer kleinen Stichstraße stellten wir kurz nach Sonnenuntergang unser Zelt auf einer kleinen ebenen Fläche neben dem Olivenbäumen auf. Von hier hatten wir einen traumhaften Blick auf die umliegenden Hügel und auf der anderen Talseite konnten wir hell erleuchtet die Stadt Pisticci auf dem Gipfel sehen.


Blick auf das Basento-Tal


Irre Kalkmergellandschaft


Zeltplatz mit Blick auf Pisticci

Ein wilder Zeltplatz bedeutet nicht unbedingt groß auf Komfort verzichten zu müssen. Mit einem Waschlappen, etwas Duschgel und einem 1/2 Liter Wasser kann man ausreichend duschen und fühlt sich frisch und sauber. Wir hatten sogar mehr. Zu Essen gab es Nudeln mit Tomatensoße vom Campingkocher und nachdem wir alles wichtige erledigt hatten, fielen wir sauber, satt und müde ins Bett. Ich habe selten einen wilden Zeltplatz erlebt, der so unglaublich still war wie dieser. Am Himmel ein Sternenhimmel wie gemalt, die Milchstraße deutlich sichtbar und nur ein paar Grillen durchbrachen ab und zu die unglaubliche Stille.

Und obwohl heute eigentlich gar nicht so viel passierte, war es wieder ein schöner erlebnisreicher Tag mit viel Zeit zum Seele baumeln lassen.

Tag 5   6.08.2012

Pisticci - Stigliano

50 km, 1170 HM

http://www.bikemap.net/route/1789237#lat...type=ts_terrain

Noch in der Dämmerung klingelte unser Wecker. Die Nacht war angenehm kühl und Morgentau benetzt das Zelt, doch die Sonne trocknete die Feuchtigkeit schnell wieder weg. Nach der üblichen Packprozedur führte uns heute die Strecke in nahezu unbewohntes Gebiet. Daher war es wichtig, frühzeitig die gesamte Tagesverpflegung und besonders genügend Getränke einzukaufen. In Pisticci Nuevo, nur wenige Kilometer von unserem Zeltplatz entfernt an der Hauptverkehrsstraße, die durch das Basento-Tal führte, fanden wir einen kleinen Supermarkt und kauften alles ein, was wir für den Tag brauchten.: 8 Liter Wasser und weitere 4-5 Liter an Erfrischungsgetränken, Tomaten und Brot für das Mittagessen und ein paar Leckereien... Vollgepackt konnten wir uns nun auf den Weg in eine ganz unwirkliche Gegend machen.

Unser erstes Etappenziel war die Geisterstadt Craco. Wir verließen das Basento-Tal und fuhren auf der SS176 Richtung Westen. Linkerhand grüßte uns Pisticci vom Berggipfel aber glücklicherweise mussten wir die 200 m nicht hinauffahren, da wir ja zum Glück den Supermarkt im Tal gefunden hatten. Schnell wurde es einsam auf der schwach befahrenen Straße, aber wer soll hier auch langfahren, wo es doch kaum was gibt. Passend zur trostlosen Umgebung fängt die Sonne früh an, all ihre Kraft für uns zu investieren. Die ersten Kilometer fahren sich auf ebener Strecke noch sehr angenehm, und wir fahren vorbei an Craco-Peschiera, der Ort, an den die Menschen umgesiedelt wurden, nachdem ein großer Teil der Stadt Craco 1991 von einem Erdrutsch zerstört wurde. Seitdem wird Craco die Geisterstadt genannt, weil niemand sich hier mehr aufhalten darf.

Nach einer Weile zweigte dann auch die Straße Richtung Craco ab und nun wurde es anstrengend. Typisch für diese Region ist, dass die Städte immer auf den höchsten Hügeln erbaut wurden und wie weiße Flecken schon von weiter Entfernung aus sichtbar sind. Mit etwa 6% schlängelte sich die Straße empor und nach einer Weile kam der Normannenturm, das Wahrzeichen der Stadt, in Sicht. Oben angekommen, stellten wir fest, dass diese Stadt tatsächlich nicht betretbar war. Riesige Bauzäune versperrten die Eingänge, da die Einsturzgefahr anscheinend wirklich zu groß war. Wir konnten diese verlassene Stadt somit nur von außen bewundern, aber auch von draußen spürte man die Verlassenheit und den geisterhaften Charakter.


Ländliche Idylle am Morgen


Straße nach Nirgendwo. Auf dem Weg nach Craco.


Städte und Ortsschaften liegen hier immer oben auf den Bergen


Die verlassene Geisterstadt Craco


Leider darf Craco nicht betreten werden. Ein hoher Zaun umgibt die gesamte Stadt.

Von hier oben hatte man auch einen herrlichen Ausblick auf die umliegende Landschaft, die einfach unbeschreiblich ist: Gelbe verdörrte Felder in einer sanften Hügellandschaft mit einigen grünen Tupfern aus Olivenbäumen unter einem flimmernden graublauen Himmel. Leicht auf und ab ging es auf einer immerhin perfekt asphaltierten Straße weiter Richtung Westen. Aber mittlerweile brannte die Sonne so stark, dass selbst die Geier aufgehört haben in der Thermik ihre Runden zu drehen. Schwer war es, in dieser verlassen Gegend eine geeignete Stelle zur Mittagspause zu finden. Es gab hier einfach nix. Nicht einmal gute Schattenplätze. Gegen halb 1 hielten wir es nicht mehr aus und suchten Zuflucht auf einem staubigen Feldweg, der durch ein paar hohe Bäume vor der Sonne geschützt war. Reglos verharrten wir die kommenden Stunden und passten uns dem Rhythmus der Hitze an. Wie tot lag das Land vor uns, als ob einer auf die Stoptaste gedrückt hat. Nur die fleißigen Ameisen, die sich anscheinend nicht von der Hitze beeindrucken ließen, düsten umher und wurden von Torsten eingehend studiert. Gegen halb 4 wurde es auf einmal merklich kühler. Eine große Wolke schob sich zwischen uns und die Sonne und für uns war es das Zeichen zum Aufbruch. Leider löste sie sich in dem Moment auf, in dem wir fertig gepackt hatten und kaum waren wir auf den Rädern, brannte die Sonne wieder mit aller Kraft auf uns runter.


Man blickt von Craco auf eine ganz irre Landschaft


Farbkontraste in der Mittagshitze

Es sollten nur gerade mal 50 km bis Stigliano sein, aber der Tag heute war so anstrengend, dass wir erst gegen frühen Abend in der Kleinstadt auf etwa 800 m Höhe ankamen. Und eigentlich wollten wir noch weiter und wieder draußen übernachten, aber wir waren so ausgelaugt, dass wir uns ein winziges Bed and Breakfast Zimmer suchten und keinen Meter weiter fuhren. Das Zimmer war für diese abgelegene Gegend mit 50€ zwar sehr teuer, aber das klimatisierte Zimmer im ersten Stock mit dem weichen Bett und der kräftigen Dusche war der reinste Luxus nach diesem Tag. Auch die Wäsche freute sich endlich den Staub der letzten Tage zu verlieren.


Richtung Stigliano wurde es langsam wieder grüner


Blick von unserem B&B Balkon in Stigliano

Nachdem wir unsere Sachen gewaschen und halbwegs sortiert hatten, mischten wir uns unter die Einheimischen und steuerten die kleine Pizzeria direkt gegenüber der Pension an. Die Pizza war der Hammer, so lecker war sie. Die Hitze allerdings schien sich auch in der Nacht nicht vertreiben zu lassen. Gegen 21 Uhr zeigte das Thermometer immer noch 33°C auf dem Marktplatz an. Wir waren aber zu kaputt, um das Nachtleben ausreichend zu genießen oder die Stadt auszukundschaften. Schön war die Stadt auf den ersten Blick eh nicht und die vielen Autos, die sich durch die kleinen Gassen schlängeln, machten jede Menge Krach und schlechte Luft. So begaben wir uns pünktlich ins weiche Bett.

Geändert von Schnoop (17.02.13 12:53)
Nach oben   Versenden Drucken
#910571 - 17.02.13 14:17 Re: Augusthitze in der Basilikata & Kampanien [Re: Schnoop]
Schnoop
Mitglied Übernachtungsnetzwerk
Themenersteller
abwesend abwesend
Beiträge: 50
Tag 6   7.08.2012

Stigliano - Grumentum

60 km, 1110 HM

http://www.bikemap.net/route/1789260#lat...type=ts_terrain

Das heutige Tagesziel war Grumentum. Ein Ort, der einst von Römern besiedelt wurde und dessen Überreste man in einem weitläufigen Areal mit römischen Ruinen und Straßen heute besuchen kann. Auf dem Weg dorthin wollten wir eigentlich eine Straße wählen, die oben über die Berge durch viele kleine Dörfer führen sollte, aber ich fühlte mich krank und schlapp und so wählten wir einen einfacheren Weg, der zunächst von Stigliano nach Süden ins Agrital führte und von dort über einen weiteren Bergrücken ins nächste Tal bis nach Grumentum verlief.

Die Abfahrt von Stigliano ins etwa 600 m tiefer liegende Agrital war phänomenal. Leider hatte ich irgendwie Metall in der Bremse und die Späne fraßen sich bei der schnellen Abfahrt nur so von meiner Felge. Nachdem wir auf halber Höhe die Bremse wieder einigermaßen hinbekommen haben, ging es mit weniger Sorge weiter flott bergab. Der Agri war schnell erreicht, doch einen Fluss konnte man das nicht mehr nennen. Das Flussbett war zwar unendlich breit, aber nur ein kleines Rinnsal ist übrig geblieben. Die Straße entlang des Flusses war ganz nach meinem Geschmack. Mit einer kaum wahrzunehmenden Steigung und ohne Verkehr fuhren wir durch eine grüne Landschaft, die so ganz anders aussah als gestern. Aus der kargen weitläufigen Hügellandschaft wurde eine Berglandschaft mit höheren Gipfeln und grün bewaldeten Hängen.


Blick von Stigliano auf die umliegenden Berge


Abfahrt ins Agrital

Die dann folgende Straße war die größte Herausforderung unserer Tour. Auf der 2D-Karte sah sie ganz nett aus und auch Torstens Garmin wählte diese Route, die uns über den nächsten Bergrücken führen sollte. Das es eine wahrscheinlich einfachere Alternative gab, haben wir trotz Karte nicht so richtig realisiert und auch die Warnungen der einheimischen Bevölkerung konnte uns nicht von der Strecke abbringen. Die Straße war ja eigentlich auch total schön mit wunderbaren Ausblicken und voll ländlicher Idylle, mit Brombeeren am Wegesrand und ab und an mit Schatten spendenden Bäumen. Sie hatte nur einen Nachteil: Sie war steil und zwar sehr steil. 11-12% im Schnitt und bis 17% im Maximum. Gut, bei Rad am Ring war die Strecke nicht anders, aber da waren es auch keine 40°C in der Sonne und die Räder waren da auch ein wenig leichter.... Torsten hatte sich mutig der Strecke gestellt und ist fast alles gefahren. Ich war zu schlapp und so schob ich mein Rad ungefähr 4 Kilometer den Berg hinauf. Das war ganz schön anstrengend, aber da die Strecke sonst toll war und wir auch Zeit hatten, kein allzu großes Problem. Am Ende wieder ein leichtes auf und ab und schon standen wir an einem Taleinschnitt mit Blick auf das etwa 100 m tiefer liegende Armentum auf der anderen Talseite. Dort sollte unsere heutige Mittagspause stattfinden. Die kleine Stadt stellte sich als richtiges kleines Schätzchen heraus. Klebend an einem Berghang, durchzogen viele kleine steile Gassen das Städtchen. Die Haustüren waren liebevoll mit Blumen dekoriert und es war sauber und aufgeräumt. Im kleinen Supermarkt trafen wir mal wieder einen deutschsprechenden Italiener, der uns beim zurechtfinden half. Eingedeckt mit Getränken, Eis und frischem Obst okkupierten wir die kühlen Treppenstufen der kleinen Kirche am Ortseingang.


Der Agri ist hier ziemlich trocken im August


Blick aufs Agrital


Seltenes Bild in dieser Region

Lange waren wir nicht alleine. Als wir gerade auf den Treppenstufen am Skip-Bo spielen waren, kam eine junge Frau mit ihren zwei kleinen Jungs vorbei. In Italien geboren, lebte sie lange Zeit in Deutschland und kehrte nach der Heirat mit einem Italiener wieder nach Italien zurück und lebt nun in Florenz. Heute besuchte sie gerade ihre Schwiegereltern und freute sich mal wieder mit Deutschen sprechen zu können. Ihr großer Sohn war von unserem Kartenspiel so fasziniert, das er sich frech einfach bei Torsten auf den Schoss setzte und mitspielte. Ihre Kinder wuchsen zweisprachig auf und so konnte der Kleine schnell die Regeln lernen. Mit der Zeit kamen auch die anderen Stadtbewohner dazu, die in der Nähe Siesta machten, und wollten erfahren wer wir sind und was wir hier machen. Es ist schon schön so von Menschen wahrgenommen zu werden und in Kontakt zu kommen. Das Mädel musste dann aber zum Mittagessen los und auch die neugierigen Stadtbewohner zogen sich wieder zurück und wir konnten noch eine Weile in Ruhe weiterspielen. Am frühen Nachmittag entwickelte sich eine große Wolke über der Stadt und als wir unsere Pause beendet haben, fing es doch tatsächlich an zu regnen. Es waren zwar nur 10 min, denn die Wolke löste sich genauso schnell wieder auf wie sie entstanden ist, aber schön nach der Trockenheit und Hitze ein paar Tropfen auf der Haut zu spüren.


kleine Gassen in Armentum


Armentum

Die Strecke führte nun durch ein weiteres grünes Flusstal, dessen Fluss ebenfalls ausgetrocknet war. Links und rechts der Straße steile Hänge voll mit großen gerundeten Steinen in schlammiger Matrix. Der Fluss hat sich im Laufe der Zeit tief eingeschnitten und das alte Flussbett konnte man nun schön im Querprofil am Hang beobachten. Aber statt Wasser brannte die Sonne schon wieder mit aller Kraft vom Himmel. Nach wenigen Kilometern erreichten wir die Bundesstraße, die nach Grumentum führte. Glücklicherweise war auch diese nicht stark befahren und so ging es wieder leicht bergan bis zum Stausee (Lago di Pertusillo), an dessen Westseite unser Agriturismo wartete. Der Stausee hatte eine irre türkise Färbung und riesige Fische standen still im Wasser, darauf wartend, gefangen zu werden. Leider führte die Straße hoch über dem See entlang, so dass man nicht ans Ufer gelangen konnte. Unterwegs trafen wir einen italienischen Rennradler, der sich schnell mit Torsten anfreundete und uns eine ganze Weile begleitete. Er gab uns unter anderem den Hinweis, dass in Amphittheater des antiken Grumentum heute Abend ein Konzert stattfinden solle. Gut zu wissen. Aber erstmal mussten wir unser Agriturismo finden, eine Art Bauernhof, der lokale Produkte anbaut, anbietet und gleichzeitig Platz für Touristen bietet. Dieser Agriturismo lag auch gleich neben dem Eingang zu den römischen Ruinen und dem angepriesenen Amphittheater. Der kleine Campingplatz war wunderschön und lag in einem kleinen Eichenwäldchen. Wir waren die einzigen Gäste und so gehörte uns der ganze Wald alleine. Ein kleines Toilettenhäuschen und eine halbfrei stehende Dusche waren auch alles, was wir brauchten. Zum Hof gehörte ein bunt geschecktes Pferd, zwei Hunde und ein kleiner Miezekater, der Viola genannt wurde und zu unserem Campingkater wurde.


Durchs tief eingeschnittene Flusstal Richtung Grumentum.


Fossile Flussgerölle im Hang


Es wird immer grüner und bergiger.


Lago di Pertusillo vor Grumentum

Nachdem das Zelt aufgebaut, unser Essen gegessen (die Reste gingen an Viola) und auch sonst alles wichtige getan war, machten wir uns bereit für das unbekannte Konzert. Keine 5 min Fußmarsch und wir standen in einem schön beleuchteten echten römischen Amphittheater. Es waren verdammt wenige Zuschauer, doch langsam füllte es sich doch ein wenig. Gespannt warteten wir auf den unbekannten Auftritt und wurden von einem unglaublich tollen Künstler überrascht. Das Konzert war der Hammer und unter dem Sternenhimmel einfach wunderschön. Kinder tanzen zur Musik und bei einigen Lieder sang das ganze Publikum mit. Es war ein Künstler aus der Region, der hier bekannt war und schönen Italopop sang. Absolutes Gänsehautfeeling. Um Mitternacht beendete Raffaele Tedesco mit seinem letzten Lied diesen aufregenden Tag. Müde fielen wir einfach nur noch in unser Bett. Morgen gönnen wir uns einen Ruhetag und schauen uns die Ausgrabungen bei Tageslicht an.


Zeltplatz vom Agriturismo Verde in Grumentum


Konzert im antiken Amphittheater
Nach oben   Versenden Drucken
#910978 - 18.02.13 18:19 Re: Augusthitze in der Basilikata & Kampanien [Re: Schnoop]
Schnoop
Mitglied Übernachtungsnetzwerk
Themenersteller
abwesend abwesend
Beiträge: 50
Tag 7   8.08.2012

Grumentum

Es war herrlich unter den kühlen Bäumen erstmal auszuschlafen. Unser Kater Viola kam gleich morgens zum Frühstück vorbei, machte es sich auf unserer Matte gemütlich und wartete auf Leckereien. Bei der morgendlichen Wäsche in der Dusche gab es die erste Überraschung. Ein kleiner Skorpion hat sich ins Waschbecken verirrt. Es ist zwar bekannt, dass es in Südeuropa Skorpione geben soll, aber erwartet haben wir den hier absolut nicht. Gut, dass er sich nicht in unseren Schlafsack verirrt hatte. Nachdem wir ihn wieder in Freiheit entlassen hatten und das Frühstück auch erledigt war, machten wir uns auf den Weg zu den römischen Ausgrabungen.


Der kleine Skorpion verirrte sich ins Waschbecken


Besuch von Viola

Keine 5 min Fussweg mussten wir bis zum kleinen Museum zurücklegen. Das Gebäude war zwar ganz modern und riesengroß, aber die Ausstellung noch sehr klein. Alte Münzen, Schalen, Fotos zeigten ein paar Einblicke ins römische Leben und die Funde der Ausgrabung. Schnell hatten wir alles gesehen und dann nahmen wir uns das Ausgrabungsgelände vor. Es begann mit dem kleinen Amphittheater von gestern abend und führte auf einem etwa 2 km langen Fussweg durch die Überreste Grumentums. Überall flitzten kleine Echsen herum, die sich von uns in ihrer Siesta gestört fühlten. Viel mehr als Fundamente, einige schöne Bodenmosaike und eine Straße aus riesigen Blöcken, die es Torsten angetan hatte, gab es aber nicht zu sehen, aber imposant war es schon. Das Beste kam zum Schluss. Ein gut erhaltenes großes Amphittheater mit einer Arena von über 60 m Länge. Nachdem wir alles gesehen hatten, gingen wir zurück zum Zeltplatz und entdeckten unseren nächsten Besucher. Ein hübscher hellbrauner Collie-Mischling wartete bereits auf uns und freute sich wie verrückt uns zu begrüßen. Wo kam der denn jetzt her? Es stellte sich heraus, dass er zum Museum gehört, aber keinen richtigen Besitzer hat. Er besucht gerne die Hunde des Agriturismo und ab und zu wohl auch dessen Gäste. Nun hatten wir schon zwei Besucher. Den restlichen Nachmittag faulenzten wir und kauften im nahe gelegenen Supermarkt ein. Schön mal ein paar Kilometer ohne Gepäck zu fahren. Die Gegend hier gefiel mir auch sehr gut. Die umliegenden Berge sind richtig hoch und überall weisen Schilder auf Wintersportaktivitäten hin. Bei 40°C schon sehr lustig. Dazwischen sieht man viel Landwirtschaft, Weinberge, viel Grün und auf den Hügeln sitzen überall kleine Dörfer.


Das Amphittheater von Grumentum bei Tag


Ausgrabungen


Dabei ein herrlicher Blick auf die umliegenden Berge


Mosaike


das große Amphittheater


Das neue Grumentum Nova auf dem Hügel nebenan

Am Abend gönnten wir uns im Agriturismo ein richtig leckeres Abendessen. Es gab keine Speisekarte, sondern der Besitzer fing einfach an uns Teller für Teller hinzustellen. Fast alle Zutaten kamen aus dem eigenen Garten oder aus der umliegenden Region und so schmeckte es auch. Wir genoßen heute Abend eines der besten Essen, welches wir jemals vorgesetzt bekommen hatten: selbgemachte Salamisorten, Schinkenstreifen mit Ananas, Salat mit Pfirsich und Schafskäse in Zitronenöl, gebratene Zucchini und Auberginen, Nudeln und Hühnchen als Hauptspeise und zum Nachtisch selbstgemachter Schokoladenkuchen für Torsten und Obst für mich. Zum Abschluss ein mit Honig gewürzter Wein.


Leckere Italienische Küche aus dem eigenen Garten

Satt und zufrieden fielen wir nach diesem leckeren Genuss ins Bett. Schade, dass unsere Urlaubskasse solch leckeres Essen nicht jeden Tag zuließ.

Tag 8   9.08.2012

Grumentum - Sapri

85 km, 1230 HM

http://www.bikemap.net/route/1789272#lat...type=ts_terrain

Weiter ging es auf unserer Reise durch die abwechslungsreiche Basilikata. Die heißen Temperaturen der letzten Tage hatten sich ein wenig abgekühlt, was auch daran liegen konnte, dass wir nun in etwas höherliegender Region unterwegs waren. Vor der Reise hatte ich auf der Karte eine schöne direkte Straße rausgesucht, die über einen 1500m hohen Pass am Monte Papa uns direkt bis zur Straße nach Sapri geführt hätte. Doch sind wir von den vielen Höhenmetern mit Gepäck bereits ein wenig ausgelaugt und wir hatten ja nun festgestellt, dass die kleinen Straßen hier sehr steil sein können. So nahmen wir lieber den sicheren Weg, der uns allerdings einige Kilometer an Umweg kostete. Die Idee erwies sich aber als gut, denn die Strecke war landschaftlich wunderschön und zeigte tolle Panoramen der Bergwelt des Lukaner Appennin. Wir verließen die Basilikata und fuhren nun ein Stück in Kampanien weiter.  Durch die angenehmen Steigungen kamen wir gut voran und schnell erreichten wir die kleine Stadt Montesano sulla Marcellana. Das tolle an dieser Stadt war, dass sie direkt oberhalb des Diano-Tal lag und eine wunderbare Aussicht auf die weitläufige Ebene bot, die zwischen dem Lukanischen Appennin und dem Cilento lag. Highlight dieser Stadt war eine kleine gotische Kathedrale, die man eher in Spanien erwarten würde als hier. Auf jeden Fall war der Platz vor der Kathedrale perfekt für eine Pause, bevor es dann rasant runter ins Tal ging.


Grün und landwirtschaftlich geprägt ist es im Val d'Agri


Wir verlassen zum ersten Mal die Basilikata


in Kampanien


Kurz vor Montesano sulla Marcellana


Pause auf dem Marktplatz mit gotischer Kirche


Blick auf das Diano-Tal

Vom Tal aus ging es auf der anderen Seite wieder zurück Richtung Sapri. Auch die Bundesstraße war landschaftlich sehr schön und nur sehr wenige Autos störten die Ruhe. Das lag zum größten Teil an der Autobahn, die ebenfalls durch dieses Tal verlief. Ganz leicht bergauf ging die Straße wieder und nur vor dem kleinen Flecken Fortino wurde sie für kurze Zeit wieder deutlich steiler. Von dieser Straße hatte man einen tollen Blick auf die Lukanischen Berge und es erwies sich als goldrichtige Idee nicht über den Pass zu fahren. Wären wir über den Pass gekommen hätten wir noch viele kleine tiefe Quertäler passieren müssen, um auf die richtige Bergflanke zu gelangen. Unsere Straße jedoch führte direkt auf die richtige Seite und wir konnten von hier direkt nach Sapri abbiegen.


Grün geht es auf der anderen Seite wieder bergauf



Der hohe Berg ganz hinten müsste der Monte Papa sein, denn wir an der Flanke überqueren wollten

Kurz vor der Abfahrt bekamen wir für kurze Augenblicke die Christusstatue von Maratea in den Blick. Dort steht auf dem Gipfel eines Berges eine riesengroße Christusstatue, ähnlich wie in Rio de Janeiro. Aber leider lag dieser Ort nicht auf unserem Weg, so dass wir uns nur einem kurzen Blick zufrieden geben mussten. Bald kam der gesuchte Abzweig und wir konnten kurze Zeit später zum ersten Mal das Meer sehen. Hier in 600 m Höhe war es richtig angenehm und ein frischer Wind vom Meer wehte uns um die Haare. Die Abfahrt nach Sapri war toll, war sie vom Gefälle so moderat, dass man das Rad vielfach einfach laufen lassen konnte, ohne Angst haben zu müssen, zu schnell zu werden. Hätten wir allerdings gewusst was uns unten erwartet, wären wir vielleicht oben geblieben.


Blick aufs Mittelmeer oberhalb von Sapri


Gemütliche Serpentinenabfahrt mit 600 Höhenmetern

Unten erwartete uns nämlich das komplette Kontrastprogramm. Die frische Luft war weg und es war heiß und stickig. Menschenmassen bevölkerten die Strandabschnitte und alles war nur noch auf Tourismus angelegt. Für die nächsten Tage werden wir eine neue Seite Italiens kennenlernen. Der August ist der Urlaubsmonat der Italiener und sehr sehr viele (gefühlt fast alle!) machen Urlaub am Meer. Wir werden in den nächsten Tagen kaum einen freien Flecken Strand entdecken, es sei denn er ist so unzulänglich, dass wir selber nicht mal dorthin kommen. Nun gut, wir ergaben uns unserem Schicksal.

Nachdem der erste Campingplatz bereits überfüllt war, bekamen wir auf dem nächsten einen kleinen Flecken in einer hintersten Ecke zugewiesen. Ich kann nur jedem, der günstig Campingurlaub machen will empfehlen, nicht im Sommer an der Küste zu campen. 40€ zahlen wir beide für eine einzige Nacht mit einem winzigen Zelt und hier musste man sogar fürs Duschen extra zahlen. Das ist fast doppelt so viel, wie an der ruhigeren Ostküste bei Bari. Dazu bekommt man aber auch bis tief in die Nacht Animation in Form von lauter Musik und kreischenden Teenies, die hier ihren ersten Urlaubsromanzen begegnen. Wir sind nach der schönen Ruhe im beschaulichen Agriturismo erstmal etwas geplättet als wir in diese Urlaubswelt eintreten und nach der Dusche flüchteten wir erstmal in eine nahegelegene Pizzeria und bestellten uns eine Riesenpizza. An einem relativ ruhigen Strandabschnitt genoßen wir diese mal wieder extrem leckere Pizza und ließen den Tag ausklingen. Als wir wieder zurück zum Campingplatz kamen, war die Party bereits im vollen Gange und sollte noch einige Stunden dauern. Zum Glück waren wir so müde, dass wir trotzdem schlafen konnten, besonders nach diesem eindrucksvollen Tag.


Die Pizza am Abend war sooo lecker

Tag 9   10.08.2012

Sapri - Palinuro

43 km, 810 HM

http://www.bikemap.net/route/1789282#lat...type=ts_terrain

Nach den vielen Kilometern der letzten Tage stand heute eine kürzere Tour an. Wir wollten ja schließlich auch Urlaub machen. Also weg aus diesem Touristenort und rein in den nächsten. Nachdem wir ungefähr 10 km auf einer langweiligen Bundesstraße an der Küste zurückgelegt hatten, mussten wir noch einmal ein wenig klettern, da die Straße hier über eine kleine Bergkette führte. Steil war die Straße, bis zu 10% und führte zu dem kleinen Dorf San Giovanni a Piro auf etwa 500m Höhe. Hier war es wieder schön. Viele kleine verwinkelte Gassen, hübsche versteckte Plätze, schön dekorierte Blumenkübel und jede Menge Miezekatzen. Wir machten Pause auf den Treppenstufen einer kleinen Kirche und bekamen Besuch von einem kleinen Streuner, der sich über ein wenig Zuwendung freute.


unterwegs im grünen


Kurp vor San Giovanni a Piro. Blick zurück zum Meer zurück zum Meer


Kleine verwinkelte Straßen und ein versteckter Rastplatz in San Giovanni a Piro


Oberhalb von San Giovanni a Piro.

Nach der Pause ging es noch einige Kilometer auf und ab bis wir zur Abfahrt nach Marina de Camerota gelangten. Mit einem tollen Panorama auf die Berge und das Meer sausten wir die ganze Höhe wieder runter bis zum Meer, nur um dann wieder steil ein Stück bergauf zu fahren. Die Straße bis Palinuro führte nun entlang einer Steilküste mit immer wieder grandiosen Ausblicken. Kurz vor Palinuro gelangten wir an einen Badestrand und die Straße war mit Autos dermaßen überfüllt. Die Italiener nutzen wirklich jeden Quadratzentimeter. Am Ende des Strandes fingen die Campingplätze an und wir suchten uns den letzten in der Reihe aus. Dieser machte einen deutlich angenehmeren Eindruck als der letzte und wir bekamen einen schönen Platz mit Blick aufs Meer.


Am Meer entlang mit traumhaften Ausblick


Kurvenreiche Abfahrt nach Marina de Camerota

Schnell bauten wir unser Zelt auf und danach ging es sofort zum Wasser. Das Meer war so schön erfrischend, obwohl das Wasser wirklich warm war. Stundenlang hätte ich im Wasser bleiben können. Den Rest des Tages nutzen wir zum Wäsche waschen, Sachen sortieren und faulenzen. Unsere neapolitanischen Nachbarn hatten anscheinend etwas Mitleid mit unserer spärlicher Ausrüstung. Die Italiener sind nämlich, was Camping angeht, richtig gut ausgerüstet mit Wohnwagen, Vorzelt, Fernseher, Kühlschrank und allem was man so braucht um komfortabel Urlaub zu machen. Kurzerhand liehen sie uns Tisch und Stühle aus, gefolgt von gegrilltem Fleisch, Brot, gefüllter Paprika und Wein und am Ende des Tages saßen wir zusammen vor ihrem Wohnwagen und versuchen uns zu unterhalten. Sie konnten nämlich kein Englisch und wir kaum Italienisch, aber dafür haben wir uns trotzdem gut unterhalten. Man kann wirklich sagen was man will, aber an Gastfreundschaft sind die Italiener absolut unschlagbar. Satt verabschiedeten wir uns am späten Abend und fielen müde ins Zelt. Wieder ein erlebnisreicher Tag.


Zeltplatz mit Meerblick


Abends am Strand
Nach oben   Versenden Drucken
#910991 - 18.02.13 18:43 Re: Augusthitze in der Basilikata & Kampanien [Re: Schnoop]
barbara-sb
Mitglied Übernachtungsnetzwerk
abwesend abwesend
Beiträge: 256
Hallo,

danke für den interessanten Bericht und die mitgelieferte Sommerhitze - passt gut bei den Temperaturen jetzt. schmunzel Bin gespannt auf die Fortsetzung.

Viele Grüße
Barbara
Nach oben   Versenden Drucken
#912034 - 21.02.13 18:25 Re: Augusthitze in der Basilikata & Kampanien [Re: barbara-sb]
Schnoop
Mitglied Übernachtungsnetzwerk
Themenersteller
abwesend abwesend
Beiträge: 50
Tag 10   11.08.2012

Palinuro - Paestum

85 km, 1090 HM

http://www.bikemap.net/route/1789286

Der heutige Tag galt der Küstenstraße zwischen Palinuro und Paestum. Ein wenig spät kamen wir heute los, es fehlte wohl ein wenig Schlaf von gestern. Es war bereits halb 9, als wir uns auf den Weg machten, aber hier an der Küste war es deutlich erträglicher als im Landesinneren und wir konnten auch in der Mittagshitze gut fahren. Auf dem ersten Abschnitt zwischen Palinuro und Caprioli fuhren wir an einem ewig langen Strandabschnitt entlang, der schon am morgen voller Menschen war. Die ständig ankommenden Autos waren auf der Suche nach den letzten freien Parkplätzen und es war ganz schön hektisch um uns herum. Zum Glück wurde es hinter Caprioli dann deutlich ruhiger, dafür aber auch anstrengender. Hoch und runter ging es, mal 200 m rauf, dann wieder runter und das auf der gesamten Strecke. Vor Ascea kam ein Straßenabschnitt mit 18% Gefälle, an dessen Ende eine scharfe Rechtskurve wartete. Gut, das wir keinen schweren Wohnwagen dabei hatten, denn wer die Kurve verpasst hätte, wäre direkt den Steilhang runter ins Meer abgerauscht. Da hätte selbst ich Bammel hoch oder runter zu fahren. Meine Bremse verabschiedete sich allerdings auch immer mehr und sie produzierte wieder zahlreiche Späne beim Bremsen in der steilen Passage. Zum Glück hielt sie durch und wurde ein letztes Mal eingestellt. Ansonsten war die heutige Strecke zwar sehr schön aber auch sehr  unspektakulär. Nach diversen Pausen kamen wir am späten Nachmittag in Paestum an, einen Ort, in dem einst Griechen lebten, bis sie von den Römern vertrieben wurden. Die archäologische Stätte musste aber erstmal warten, denn die Suche nach einem Campingplatz hatte Vorrang.


Schöne Aussichten an der Küstenstraße.


Ascea


Das steile Teilstück sieht auf dem Foto viel harmloser aus...


Traumhaft schön dieser Abschnitt


Landschaft kurz vor Paestum

Nach dem wir dann wieder einen teuren Platz in Strandnähe gefunden hatten und das Zelt aufgebaut war, ging es aber erstmal ins Wasser zum abkühlen. Heute war das Meer nicht ganz so schön. Lebhafter Wind sorgte für relativ hohe Wellen und das Wasser war hier deutlich algenreicher. Aber zum Abkühlen reichte es. Während Torsten sich nach dem Baden etwas hinlegte, machte ich mich auf die Suche nach einer Pizzeria. Dabei fand ich auch zufällig die Ruinen von Paestum. Wir hätten nur an der letzten Kreuzung rechts fahren müssen, dann hätten wir sie heute schon gesehen. So in der untergehenden Sonne sahen sie schon toll aus, aber ich hielt mich nicht allzu lange dort auf, besorgte eine leckere Pizza und kalte Getränke und dann hätte der Abend gemütlich ausklingen können. Hätte! Den diese Nacht zählte zu den schlimmsten der gesamten Tour. Jede Menge junges Partyvolk wollte auf dem Campingplatz feiern und da Samstag Abend war, gab es eine extra lange laute Partynacht. An Schlaf war für mich nicht zu denken, unser Zelt war zu nah am geschehen. Um Mitternacht marschierte ich aus lauter Verzweifelung zum Strand, um dort einem Waldbrand zuzusehen, der wenige Kilometer weiter südlich direkt an der Küste wütete und anscheinend nicht gelöscht werden konnte. Hier war es angenehm kühl und die Musik war deutlich leiser. Um eins war die Party dann auch zu Ende und ich konnte endlich in den ersehnten Schlaf fallen. Wie schön waren doch diese ruhigen, stillen Plätze im Inland. Ich kann wirklich niemanden empfehlen an der italienischen Westküste Campingurlaub zu machen, wenn er Ruhe sucht.


Am Strand (ohne Urlauber)

Sonnenuntergangstimmung am Strand bei Paestum. Hinten sieht man bereits die Amalfiküste


Waldbrand in der schlaflosen Nacht

Tag 11   12.08.2012

Paestum - Pompeji

88 km, 1100 HM

http://www.bikemap.net/route/1789290#lat...type=ts_terrain

Nach einer zu kurzen Nacht, mussten wir erstmal ausschlafen. Bevor wir uns heute auf die lange Etappe nach Pompeji machten, besuchten wir zuerst das antike Paestum. Paestum ist eine antike Stätte die im 6. Jahrhundert vor Chr. von griechischen Völkern gegründet wurde. Oft wurde es umkämpft, Völker wechselten sich in der Herrschaft ab und vieles wurde gleich wieder zerstört. Auf wundersame Weise jedoch haben die griechischen Tempel die Jahrhunderte überdauert. Im Gegensatz zu Grumentum, sind die Ruinen sogar noch sehr gut erhalten und man fühlt sich auf einmal wie in einem anderen Land. Das Geld für den Eintritt sparten wir uns, den vom Zaun konnte man wunderbar die gut erhaltenen Tempel beobachten.


Tempel der Athene im Sonnenuntergang


Tempel des Poseidon.


Zusammen mit der Basilika sind dies die drei best erhaltenen griechischen Tempel

Nach ausreichender Fernbesichtigung und einem kurzen Besuch der Nippesgeschäfte machten wir uns auf den Weg nach Norden. Der heutige Verlauf der Strecke teilte sich einen sehr langweiligen, unschönen und einen anstrengenden aber schönen Abschnitt. Paestum lag am südlichen Rand einer etwa 40 km breiten Flussebene, die sich bis Salerno kurz vor der Amalfiküste erstreckt. Die Straße war die unspektakulärste unsere gesamten Tour. Konditionell gesehen war die Straße extrem einfach, aber die Eintönigkeit der überwiegend geradeaus verlaufenden Straße, gepaart mit einem relativ hohen Verkehrsaufkommen und wenig Aussicht auf schöne Dinge strengten uns ein wenig an. Nicht mal das Meer war sichtbar, da Häuser und schmale Waldstreifen den Blick versperrten. Zweieinhalb Stunden später erreichten wir kurz vor Ende dieser quälenden Straße einen winzigen Strandabschnitt, der ausnahmsweise nicht überbevölkert war. Hier machten wir in einem winzigen Park unsere ersehnte Mittagspause und ich sprang nochmal kurz in das herrlich erfrischende Wasser.


Erst am Strand kam die Kamera wieder zum Vorschein. Im Hintergrund die Amalfiküste

Es sollte aber deutlich besser werden, denn hinter Salerno fing die Amalfi-Küste an, von der man im Vorfeld nur die schönsten Berichte gehört hatte. Anstatt direkt über Salerno nach Pompeji zu fahren, sind wir daher ein kurzes Stück die Amalfiküste Richtung Westen gefahren, um dann von Höhe des kleinen Fischerdorf Maiori die Sorrentische Halbinsel nach Norden zu queren. Der letzte Pass unserer Reise wartete auf uns. Auf knappe 600 m schlängelte sich die kleine kurvenreiche Straße empor. Der Verkehr war sehr übersichtlich aber diese (Sorry!) ätzenden jugendlichen Italiener auf ihren Motorrollern raubten mir den letzten Nerv. Bisher waren mir alle Italiener extrem sympatisch, aber ich kann es absolut nicht leiden, wenn mich Typen von der Seite anquatschen oder wenn man alle naselang angehupt wird. Vor allem wenn man sich gerade auf einen Berg hochquält. Und es gab kaum einen, der nicht in irgendeiner Form auf sich aufmerksam machte.


Blick zurück auf Salerno


Auf der Küstenstraße


Kurvenreich und imposant


In Maiori war gut was los


Rückblick vom letzten Pass unserer Tour

Irgendwann war ich dann oben und Torsten wartete bereits auf mich. Vom höchsten Punkt hatte man eine grandiose Aussicht auf den Vesuv und den Golf von Neapel. Es war zwar sehr dunstig, aber man konnte sogar fast die Stadt Neapel erahnen. Die Ebene sah allerdings weniger einladend aus, denn sie war komplett zugebaut. Am liebsten wären wir hier oben geblieben, aber dort unten wartete das nächste Highlight unserer Tour: Pompeji, die Stadt die 79 v. Chr. von einem Vulkanausbruch überrascht wurde. Also noch ein letztes Mal die Aussicht genossen und flott ging es wieder runter auf der Suche nach dem Campingplatz, der direkt neben der versunkenen Stadt liegt.


Eindrucksvoller Blick auf den Vesuv und die Ebene, in der Pompeji ganz unromantisch inmitten von dicht besiedelten Städten und Industrieanlagen liegt.


Auf dem Campingplatz "Spartacus", wo wir endlich wieder moderate Preise fanden.


Blick von Pompeji zum Vesuv

Und damit ist auch der erste Teil unserer Radreise zu Ende. Nachdem wir uns Pompeji angesehen hatten, fuhren wir mit dem Zug bis Rom und sahen uns noch drei Tage die ewige Stadt an.

Damit gehen 16 spannende Tage zu Ende. Wir haben viel von Italien gesehen: wunderbare Landschaften, extreme Hitze, freundliche Italiener, Berge und Meer, Pizza und Pasta, Archäologische Schätze und den Kontrast zwischen einsamer Natur und Trubel in Städten. Wir sind zwar nur etwa 550 km gefahren, haben dafür aber auf insgesamt 8 Tagesstrecken zusammen 8000 HM gemacht. Als Fazit können wir definitiv behaupten, dass Süditalien ein gutes Reiseziel abgibt. Wer allerdings am ursprünglichen, authentischen Italien interessiert ist, sollte sich auf jeden Fall ins Landesinnere wagen. Die Küstengebiete haben mich eher enttäuscht. Nicht das sie nicht auch schön sind, aber hier spielen Tourismus und auch Verkehr eine wichtige Rolle und die Ursprünglichkeit geht dadurch natürlich etwas verloren. Wenigstens haben wir keine Abschnitte gesehen, die mit Hotelburgen zugebaut waren, wie man es an vielen Bereichen der spanischen Südküste beobachtet. Der Tourismus ist hier glücklicherweise noch nicht so ausgeprägt und beschränkt sich überwiegend auf Campingplätze und vereinzelte unauffällige Hotels und Pensionen. Ich denke, die beste Jahresszeit für einen Strandurlaub dürfte der Frühsommer oder der beginnende Herbst sein. Dann sind auch die Campingplatzpreise drastisch günstiger als im August, wo ganz Italien Urlaub am Meer macht. Uns hat es jedenfalls im Landesinneren am besten gefallen, alleine auch durch die Tatsache, dass wir hier immer besonders aufgefallen sind und viel in Kontakt mit Einheimischen gekommen sind. Auch gibt es im Landesinneren deutlich mehr an kleinen ruigen Straßen und eine Vielfalt an tollen Landschaften. Aber letztendlich kann ja jeder selber entscheiden, wo es ihm am besten gefällt. Und auch Rom ist eine tolle Stadt, die man gesehen haben sollte.

Zu empfehlen ist der Campingplatz http://www.ecvacanze.it/de/camping/camping-in-town/roma-camping-village/
Er liegt etwa 10 km vom Stadtzentrum entfernt, hat aber super Anbindungen zur Innenstadt. Ein Camping-Shuttlebus fährt z.B. mehrmals täglich zum Vatikan. Außerdem war er mit 30 Euro für 2 Pers mit Zelt für Rom sehr günstig.


Grüße aus Rom


Geändert von Schnoop (21.02.13 18:35)
Nach oben   Versenden Drucken
#914692 - 01.03.13 09:35 Re: Augusthitze in der Basilikata & Kampanien [Re: Schnoop]
JoMo
Mitglied
anwesend und zufrieden anwesend
Beiträge: 5.471
Servus,

sehr interessante und schöne Tour. Diese Ecke habe ich bislang ausgespart, weil es dort im Landesinneren so gut wie keine Campingplätze gibt. Aber irgendwie scheint man dann doch immer wieder etwas aufzutreiben.

jomo
when life gives you lemons make lemonade
Nach oben   Versenden Drucken
#915312 - 03.03.13 10:51 Re: Augusthitze in der Basilikata & Kampanien [Re: JoMo]
m.indurain
Mitglied
abwesend abwesend
Beiträge: 1.326
Hallo,

bei den Temperaturen, Sonneneinstrahlung und mit dem ganzen Gepäck quer durch die Basilikata. Da sag ich mal Respekt!

Bei unserer Tour sind wir dort Anfang Juni durch und da war die Landschaft überwiegend grün (kann aber auch an der Strecke liegen, die bei uns etwas weiter nördlich verlief).

http://sueditalien.kalabrien.basilikata....telmezzano.html

http://sueditalien.kalabrien.basilikata.europaradtouren.de/accettura-chiaromonte-pietrapertosa.html

http://sueditalien.kalabrien.basilikata.europaradtouren.de/pollino-viggianello-rivello.html

http://sueditalien.kalabrien.basilikata....ro-rivello.html

Noch eine kleine Korrektur. Der Ort auf dem einen Foto ist nicht Ascea, sondern Pisciotta.

Grüße
Peter

Geändert von m.indurain (03.03.13 10:54)
Nach oben   Versenden Drucken

www.bikefreaks.de