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#1202094 - 01.04.16 21:50 Benin, Togo, Ghana und Cote d'ivoire
basti1995
Mitglied
Themenersteller
abwesend abwesend
Beiträge: 67
Dauer:25 Tage
Zeitraum:8.3.2016 bis 1.4.2016
Entfernung:0 Kilometer
Bereiste Länder:bjBenin
ciCôte d'Ivoire
ghGhana
tgTogo
Externe URL:http://www.bastiontour.com/2016/04/01/you-are-welcome/

Ab und zu werde ich mal von einer Mutter in einem kleinen Dorf gefragt, ob ich nicht ihre Tochter heiraten will/kann. Des Öfteren werde ich nach Geld gefragt. Häufig werde ich mit dem lokalen Wort Brawny als 'Weißer' bezeichnet und es wird mir zugerufen. Oft sind es ganze Gruppen oder Schulklassen die das Wort im Chor singen.
Am meisten habe ich aber den Satz "You are welcome" im den Ohren. Sei es im Dorf beim Essen, am Abend bei der Unterkunftssuche, wenn ich begrüßt werde oder einfach immer und überall auf Straße, wenn mich die Menschen hier sehen. "You are welcome, you are welcome, you are welcome"

Genauso werde ich hier in Westafrika auch aufgenommen. Zwar nicht mit dem größten Luxus, aber mit Herzlichkeit und Sicherheit. Ich habe mich nie unsicher gefühlt. Derzeit bin ich im Landesinneren von Coté d'Ivoire in einer sehr unterentwickelten Gegend. Hinter mir habe ich bereits Benin, Togo und Ghana.

Im Gegensatz zu Australien sind die Distanzen hier wieder extrem klein. Innerhalb von 2 Tagen war ich aus Benin draußen und habe in 7 Stunden Togo durchquert. Nach 3 weiteren Radeltagen bin ich in Accra angekommen. In Accra musste ich mich für die Visa der Elfenbeinküste (58$) Guinea (200$ für multiple entry) und Sierra Leone (150$) bewerben. Innerhalb von 4 Tagen hatte ich alle Visa zusammen. Meine Beschäftigung in diesen 4 Tagen war eigentlich nur von Botschaft zu Botschaft zu rennen, Pässe abholen und abgeben, Formulare besorgen, Buchungen durchführen und stornieren, Zahlungen tätigen, Bestechungen, ewig lange Wartezeiten bis zu 5 Stunden ertragen, viel schleimen und erklären. Die Botschaften waren teilweise mehr als 10 km voneinander entfernt. Der enorme Verkehr und die unstrukturierte Stadt Accra mit einem schlechten öffentlichen Verkehrssystem hat die ganze Sache nicht einfacher gemacht. Dafür aber habe ich alle Visa innerhalb von 4 Tagen erhalten und musste nicht noch ein weiteres Wochenende in dieser hässlichen Stadt verbringen. Zur Belohnung durfte ich die letzte Nacht in Accra in einem 5***** Sterne Hotel schlafen, das mich 420€/Nacht gekostet hätte. Ich habe aber, wie schon in Kuala Lumpur bei dem Restaurant, angefragt, ob sie mich sponsern wollen. Dass tolle war, dass ich auch noch Dinner, Frühstück und Trinken in ihrem hoteleigenen Gourmet-Restaurant und am Pool umsonst genießen durfte. Im Gegensatz zu all meinen anderen Nächten war das natürlich ein extremer Unterschied.


Nach einer erholsamen Nacht ging es für mich dann an 4 höllisch heißen Fahrradtagen in den Norden durch die Volta-Region bis nach Chinderi, wo ich über einen Freund einen Kontakt bekommen habe. Der Kontakt ist ein Pfarrer und heißt Norbert.
Wegen Margendarmproblemen habe ich dort 2 Tage Pause gemacht und bin anschließend innerhalb von 4 Tagen nur auf Dreckpisten quer durch Ghana nach Westen gefahren, wo ich die Stadt Teschima erreicht habe. Durch Zufall habe ich dort in der Millionenstadt eine Weiße auf der Straße kennengelernt. Das lustige dabei war, dass ich sie über Warmshower 2 Tage zuvor kontaktiert habe, sie die Nachricht aber noch nicht gesehen hat. Nach einem kurzen Smalltalk sind wir dann darauf gekommen, dass sie genau diese Person von Warmshower war. Ich konnte bei ihr übernachten und habe noch andere Kontakte bekommen, die auf meiner Route lagen.
Nach 2 weiteren Tagen habe ich dann problemlos die Grenze nach Côte d'Ivoire überqueren können und bin jetzt - 4 Tage später - mitten in Zentrum der Elfenbeinküste angekommen.
Jetzt bin ich mal wieder überfordert, Euch an meinen ersten 3 Wochen Westafrika teilhaben zu lassen.
Vor über einem halben Jahr bin ich damals von Europa nach Indien geflogen und bin in einer komplett anderen Welt gelandet. Der Kulturschock hatte trotz einer Menge Recherchearbeit tief gesessen.
Jetzt bin ich von Australien nach Benin in Westafrika geflogen und habe mich davor nur ausgiebig über die Sicherheitslage informiert. Als ich gelandet bin, war ich wieder in einer komplett anderen Welt, wo nichts so war wie in Australien oder Europa. Doch der Kulturschock blieb diesmal aus, da ich von einer noch weniger entwickelten Stadt ausging als damals Srinagar und mich mental darauf vorbereitet habe. Der Entwicklungsstand war aber, bis auf die Slums, nicht niedriger als in Srinagar. Die meisten Straßen waren beleuchtet und es gab sogar ein paar asphaltierte Straßen. Richtige Häuser, Strom und Wasser war in vielen Stadtteilen auch vorhanden.
Am Anfang war ich schüchtern und ängstlich. Der Start in einem neuen Land und jetzt auch noch in einem neuen Kontinent ist nie leicht. Dazu kamen aber noch viele Vororteile, die ich über Westafrika hatte und dass ich als Weißer natürlich komplett auffalle. Die Leute in der Stadt haben mich permanent angeschaut, aber mich nicht so häufig wie damals in Indien angesprochen. Mein Selbstvertrauen war auf einmal im Keller und ich habe mich einfach nur unsicher gefühlt. Ich wusste nichts von den Leuten dort und hatte wahrscheinlich zu viele Vorurteile über Westafrika im Kopf.
Dank eines Chinesen, der dort schon seit über einem Jahr Chinesisch unterrichtet und mich am Anfang 3 Tage in Cotonou gehostet und mir viel erklärt und gezeigt hat, ist mein Selbstvertrauen enorm gestiegen.
Der erste Abschnitt bis Accra verlief über eine asphaltierte Hauptstraße entlang der Küste. Die Menschen dort sind mir total freundlich, aber auch etwas zurückhaltend vorgekommen. Es war eher ich, der Kontakt aufnehmen musste. Mit meinen nicht vorhandenen Französischkenntnissen war ich in Benin und Togo aber eher zurückhaltend und kann nicht viel darüber berichten. Englisch konnte dort niemand. Die Küste war die erste, die ich jemals gesehen habe, die nicht mit Hotels oder Touristenattraktion bestückt war, obwohl das Meer außerhalb der Städte ein Traum war. Die Leute dort wissen oft gar nicht, dass sie ein kleines Paradies vor ihrer Tür haben. Auch so bin ich in den ganzen 3 Wochen auf keinen Touristen gestoßen. Geschlafen habe ich einmal wild und 2 mal vor einer Bar direkt am Strand.


Accra ist meiner Meinung nach eine riesig große, hässlich Stadt ohne jede Struktur. Ich bin davon ausgegangen, dass es wenigstens ein schönes Touristeneck gibt. Doch das gab es nicht und Touristen bzw. Weißen bin ich auch nicht begegnet.

Als ich die Küste verlassen habe, waren die Straßen nur noch rote Dreckpisten. Ich war jetzt über 10 Tage lang auf den typischen roten Sandpisten unterwegs. Meistens waren diese aber hart genug und leicht zu befahren. Nur manchmal musste ich wegen des vielen Sandes ein paar Kilometer schieben. Meine Sachen und ich selbst haben, je nach Verkehr, am Ende des Tages immer entsprechend ausgesehen. Schon 3 fette Trucks erledigen den Job vollständig.


Deswegen habe ich das Wildcampen vernachlässigt und Dörfer bevorzugt, in denen mir immer ein Eimer Wasser zur Verfügung gestellt wurde.
Gegessen habe ich alles, was ich auf der Straße gefunden habe. Das war meistens Reis mit Souce, Spagetti oder ein typisches Gericht aus Ghana, dass sich Jam oder Fofu nennt. Umgerechnet 50 Cent und man war voll.

Was anderes gab es in den Dörfern auch nicht. Getrunken habe ich meistens gekauftes Wasser aus kleinen Plastiktüten, dass hier aber sehr billig ist. Ab und zu, wenn es nichts zum kaufen gab, habe ich das Wasser aus dem Dorfbrunnen getrunken. Was die Gerüchte über das schlechte Wasser hier angeht, kann ich diese nur bestätigen. Es schmeckt fürchterlich und es schwimmt auch ein bischen Dreck im Wasser rum (bei den meisten Brunnen).


Als ich in Coté d'Ivoire angekommen bin, habe ich schnell gemerkt, dass dieses Land zu einem meiner Lieblingsländer wird. Man konnte deutlich spüren, dass es mal eine französische Kolonie war. Zum Frühstück gab es leckeres Baguette, Café und etwas Schokolade - ein Traum. Es ist wunderbar, in der Früh um 6 Uhr aufzustehen und mit so einem Frühstück in den Tag zu starten.

Für mich die schönste Zeit des Tages, weil es auch noch nicht so übertrieben heiß ist. Das französisch sprechende Land ist Frankreich in vielem ähnlich. Die Menschen hier sind etwas entspannter und ruhiger, aber immer noch genauso freundlich wie in den Ländern davor. Geschlafen habe ich zwei mal auf dem Gelände einer Kirche und einmal in der freien Natur. Geholfen wird einem immer, auch wenn man sich nicht verständigen kann.
Was ich in meinen letzten 3 Wochen hier in Westafrika erlebt habe, kann ich nicht alles erzählen. Deswegen berichte ich von einem schönen und einem weniger schönen Erlebnis.
... Viele Tourenfahrer und Locals haben mir öfters den Tipp gegeben, dass ich bei Polizeistationen sicher übernachten kann. Das habe ich schließlich auch ausprobiert und war bei den ersten zwei Malen positiv überrascht. Sie waren freundlich, ich hatte einen überdachten Zeltplatz und Wasser zum waschen. Beim dritten mal war ich dann aber vor einer Zelle gestanden und man wollte mich zu meinem schon eingesperrten Fahrrad hinzusperren.
Als ich ankam und höflich nach einem Schlafplatz gefragt habe, wollten sie mein Pass sehen, um sicher zu gehen. Das alles ist noch ganz normal.
Doch dann kamen die Polizisten auf die Idee, dass man ein spezielles Permit braucht, um hier Fahrrad fahren zu können. Es sei nicht erlaubt, mit dem Fahrrad als Tourist frei durch die Gegend zu fahren. Auch mein Pass und mein Visum seien gefälscht und und und.... Wenn ich nur ein Wort widersprochen habe, wurde ich von den bewaffneten Polizisten angeschriehen und beschimpft. Ich war dann 1,5 Stunden auf einem Stuhl gehockt und durfte mir lauter Blödsinn anhören. Zusammengekauert saß ich ängstlich auf dem Stuhl und habe immer nur genickt.
Mit meinen Gedanken war ich am Ende und wusste nicht mehr, wie ich aus dieser Situation herauskommen soll. Dort ist die Polizei die höchste Autorität und ich war aufgeschmissen. Kein Ausweg und Weglaufen wäre sowieso das dümmste, was ich hätte machen können. Mein Fahrrad war schon eingesperrt, sie hatten meinen Pass, alle hatten ihre Kanonen bei sich und ich hatte das Gefühl, dass sie schon ein bischen angetrunken waren. Irgendwem ist dann eingefallen, dass er mein Handy und meine kleine Lenkertasche haben möchte. Als sie das I-Phone 4 gesehen haben, war erst kurz Stille weil sie soetwas womöglich noch nie in echt gesehen haben. Dagegen habe ich mich natürlich gewehrt und prompt sind sie mit mir ins Gebäude und wollten mich 3 Tage lang einsperren, bis ein höherer Offizier kommen würde und was auch immer entscheiden würde.
In dem Moment kam zum Glück ein anderer Kollege und hat mit allen diskutiert. Am Ende, als es schon längst dunkel war, hat er mir meinen Pass gegeben und gesagt, dass ich hier übernachten kann. Im Hintergrund habe ich nur böse Blicke von den Kollegen bekommen.
Ich habe mein Fahrrad genommen und bin einfach aus den Polizeigebäude gelaufen und habe mich nicht mehr umgedreht. Ich war wie unter Schock und bin noch 1 km im Dorf weitergelaufen, bis ich Kontakt zu den Einheimischen aufgenommen habe, die mir sofort mit Liebe ein Zimmer zur Verfügung gestellt haben.

Das schöne Erlebnis war, als ich zufällig einen jungen Rennradfahrer auf der Straße getroffen habe. Er war professionell bekleidet und viel sofort auf. Wir radelten ein kurzes Stück in die gleiche Richtung. Als wir vor einem Berg standen und ich anfing in die Pedale zu treten war ich plötzlich ohne es wirklich zu bemerken mit Leichtigkeit 20km/h schnell bergauf. Er schob mich den ganzen Berg hoch! Beim nächsten Hügel das gleiche und als wir ins Gespräch gekommen sind, entschloss er sich, mit mir die 90km bis zur Grenze zu fahren. Das war mit Abstand das leichteste Stück meiner Tour, denn er schob mich tatsächlich jeden Berg hinauf. Er war 20 Jahre alt und erzählte mir, dass er für die Olympiade trainiert. Beim nächsten Afrika Rennen in 2 Jahren muss er dort genügend Punkte sammeln um sich zu qualifizieren.
Seine einzige Hoffnung ist das tägliche Training und seine Willenskraft. Er kaufte sich mit seinem letzten Geld, dass er eigentlich für die Schule zahlen musste ein Rennrad für 800$, dass ihm jemand aus Amerika geschickt hat. In Westafrika findet man weit und breit kein europäisches bzw. westliches Fahrrad. Die Schule kann er nicht mehr bezahlen und setzt alles darauf, seinen Traum zu verwirklichen. So etwas ist Alltag hier unten in Westafrika. Seine Geschichte hat mich sehr berührt. Er hatte definitiv eine gute Trainingseinheit mit mir, denn er musste zusätzlich auch alles wieder zurückfahren.

...die Hungersnot habe ich hier unten nicht gefunden und mir wurde erzählt, dass es sie auch nicht so richtig gibt. Was es aber gibt und das ist auch deutlich zu sehen, ist Unterernährung. Die Kinder haben fast alle Blähbäuche und schauen abgemagert aus. Es schockiert einen, so etwas tagtäglich zu sehn und bringt mich viel zum Nachdenken.
...meine Gesundheit hat es das erste mal auf der Tour erwischt. Ich lag 2 Tage lang völlig flach. Ich hatte Margen-Darmprobleme und keine Energie mehr. Alle Medikamente, die ich dabei hatte, haben nicht gewirkt. Zum Glück war ich genau in dieser Zeit bei meinem Kontaktman Norbert, konnte mich dort erholen und habe andere, bessere Medikamente bekommen. Seitdem bin ich viel vorsichtiger mit dem Essen und trinken. Aber es lässt sich leider oft nicht vermeiden, dreckiges und unhygienisches Essen zu essen. Gerade jetzt ist es etwas besser, denn es gibt Baguette.
Ansonsten geht es mir aber sehr gut.
...das Wetter: HORROR!!! Es ist einfach zu heiß für mich. Selbst die Afrikaner stöhnen wegen der Hitze. Ich habe genau die heiße Jahreszeit erwischt. Auch in der Nacht fallen die Temperaturen nicht unter 30 Grad. Wenn tagsüber die Sonne scheint, wird es auf der Straße oft einfach zu heiß und ich muss warten, bis Wolken kommen. Schon seit Indien radle ich eigentlich in sehr heißem Klima. Eigentlich liebe ich eher den Winter und mag es, mehr wenn es kalt ist.
Doch täglich muss ich mich mit der Hitze quälen. Ab 1 Uhr Mittags wird das Fahrradfahren sehr hart. Ich sehne mich zu sehr nach europäischen Wetter.
...das Heimweh ist jetzt endlich zu spüren. Das erste mal auf meiner Tour habe ich an manchen Tagen richtiges Heimweh und wäre gerne zu Hause in Eichstätt. Mein Zuhause, meine Familie und meine Freunde vermisse ich von Tag zu Tag mehr und ich habe den Drang, nach Hause zu fahren. Ich merke selbst, wie viele Erfahrungen ich schon jetzt auf meiner Reise gemacht habe und wie sehr ich mich verändert habe. Mein Körper und meine Psyche sind jetzt von der langen Tour und dem minimalistischen Leben aber langsam erschöpft.
...fahrradtechnisch ist eigentlich alles gut gelaufen und ich hatte bis jetzt keinen Platten.
Doch kurz vor der Grenze zur Elfenbeinküste wurde plötzlich das Tretlager an meinen Pedalen locker. Es wurder immer mehr lockerer bis ich eingesehen habe, dass das mein Nede meiner Fahrradtour in Afrika gewesen wäre. Ich hatte nicht genug technisches Verständnis für dieses Problem und einen Fahrradhändler für so ein Fahrrad in Westafrika zu finden, ist selbst in den Hauptstädten nicht möglich. Ersatzteile gibt es schon gleich 3 mal nicht.
Für kurze Zeit war ich am Boden zuerstört da mir klar war, dass ich so nicht weiter komme. Doch schnell habe mich mir dann gedacht: "Fahr ich eben mit dem Bus bis Marokko. Ist auch nicht so schlimm. Es wird nur eine andere Reise werden"
Wie es mein Schicksal aber will, habe ich in der nächsten Stadt, wo ich einen Tag Pause machen und mich dann in den Bus setzten wollte, durch totalen Zufall einen Rennradprofie, der für das Nationalteam Ghana fährt, auf der Straße kennengelernt. Er hatte das passende Werkzeug und das technische Verständnis, um mein Tretlager wieder fix zu machen. Er meinste es müsste so noch bis zu meinem Ziel halten.
Am Ende hat er mir noch meine Schaltzüge und Schaltschläuche ausgewechselt und wollte kein Geld dafür. Er hat sich eins meiner 5 Oktoberfest T-Shirts verdient.



...meine Psyche und die Motivation. Afrika nagt an meiner Psyche. So viel Armut und niedrigen Lebensstandard und mit darin zu leben ist nicht ganz leicht. Vor allem in Kombination damit, dass ich jeden Abend eigentlich schon müde vom Fahrradfahren bin und ein Bett gebrauchen könnte. Doch ich motiviere mich jeden Tag aufs Neue und es macht noch viel Spaß. Es gibt so viele neue Sachen zu sehen und schöne Momente, die mich motivieren, weiterzufahren. In 2 Dörfern wurde mir von den Großen erzählt, dass die Kinder bis 5 Jahre noch nie einen Weißhäutigen gesehen haben. Ihr könnt euch nicht vorstellen, wieviele große dunkle Augen auf mich gerichtet waren. 100 Kinder reichen nicht aus. Und wenn ich aus dem Haus gegangen bin, hatte unzählige Kinder, die hinter mir her Gänsemarsch gegangen sind. Es gibt keine bessere Security, denn ich hatte 100 Kinder, die das Haus, in dem ich geschlafen habe, bewacht haben.
Die andere Motivation ist natürlich dem Ziel, meinem Zuhause, näher zu kommen. Meine geplante Rückkehr ist zwischen Mitte und Ende Mai.

... kulturell bekomme ich sehr viel mit. In großen Städten und kleinen Dörfern habe ich typische afrikanische Tänze gesehen. Ein Festival, dass es nur einmal in Jahr gibt, wo die Bürger ihrem Boss alles sagen können was Ihnen nicht passt, konnte ich auch mitverfolgen. Das müssen sie aber in Form von Tänzen und Liedern vortragen. Dabei ging es wild zur Sache und wir - zu diesem Zeitpunkt war ich in Teschina bei Weißen untergebracht - hatten die ganze Zeit eigene Securitys um uns herum.

In Westafrika ist es nicht leicht zu Leben, aber zum Fahrradfahren für mich ein Genuss und Luxus. Überall gibt es liebe Menschen, gutes Essen und Wasser - und es ist billig.

Wegen der schlechten Internetverbindung gibt es leider nicht viele Fotos und keine Videos. Es werden voraussichtlich in Zukunft auch keine Videos in meinem Blog über Afrika veröffentlicht. Erste Bilder gibt es dann erst in meinem Dokumentarfilm, den ich nach meiner Tour produzieren will und mit einer Präsentation präsentieren möchte.

Bilder findet ihr unter diesem Link:
http://www.bastiontour.com/2016/04/01/you-are-welcome/

Geändert von basti1995 (01.04.16 21:51)
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#1202150 - 02.04.16 10:34 Re: Benin, Togo, Ghana und Cote d'ivoire [Re: basti1995]
dhomas
Mitglied
abwesend abwesend
Beiträge: 1.875
Schön zu lesen! Weiter alles Gute.
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#1202175 - 02.04.16 14:35 Re: Benin, Togo, Ghana und Cote d'ivoire [Re: basti1995]
Mooney
Mitglied Übernachtungsnetzwerk
abwesend abwesend
Beiträge: 703
Danke für deinen sehr lebendigen Bericht und weiterhin gute Reise!

Wolfgang
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Off-topic #1202262 - 03.04.16 07:26 Re: Benin, Togo, Ghana und Cote d'ivoire [Re: basti1995]
Sputnik79
Mitglied
abwesend abwesend
Beiträge: 228
Vielen Dank für Deinen Bericht. Freue mich auf die Bilder.

Vermeide es bitte dort unten ein positives Bild von Europa zu transportieren, das führt nur zu unnötigen Bootsfahrten auf dem Mittelmeer und anschließender Enttäuschung bzw.Rumlungern am Frankfurter Hauptbahnhof. Danke
Viele Grüße
Jens
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Off-topic #1202267 - 03.04.16 07:49 Re: Benin, Togo, Ghana und Cote d'ivoire [Re: Sputnik79]
miba12
Mitglied
abwesend abwesend
Beiträge: 183
Genau, diese vielen Radreisenden in der 3.Welt sind Ursache Nr.1 der gegenwärtigen Flüchtlingskrise.
Damit muss jetzt mal langsam Schluss sein. Die Donau ist auch sehr schön.
Und nie ohne Warnflugblätter der Bundesregierung losfahren!
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Off-topic #1202273 - 03.04.16 08:22 Re: Benin, Togo, Ghana und Cote d'ivoire [Re: Sputnik79]
cycliste
Mitglied Übernachtungsnetzwerk
abwesend abwesend
Beiträge: 347
In Antwort auf: Sputnik79
Vermeide es bitte dort unten ein positives Bild von Europa zu transportieren, das führt nur zu unnötigen Bootsfahrten auf dem Mittelmeer und anschließender Enttäuschung bzw. Rumlungern am Frankfurter Hauptbahnhof. Danke


Moment mal, meinst du das grad ernst?
Viele Grüße, Martin
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#1202276 - 03.04.16 08:24 Re: Benin, Togo, Ghana und Cote d'ivoire [Re: basti1995]
cycliste
Mitglied Übernachtungsnetzwerk
abwesend abwesend
Beiträge: 347
Vielen Dank für den tollen und sehr offenherzigen Bericht. Habe ich mit Gewinn gelesen. schmunzel
Viele Grüße, Martin
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Off-topic #1202349 - 03.04.16 12:23 Re: Benin, Togo, Ghana und Cote d'ivoire [Re: miba12]
Sputnik79
Mitglied
abwesend abwesend
Beiträge: 228
Diskussionen zum Themenumfeld "Flüchtlinge" sollen in diesem Forum nicht stattfinden. Es gibt hierzu genügend andere Plattformen. Wir haben dies vor einiger Zeit auch angekündigt: Zurückhaltung beim Thema Flüchtlingskrise (Forum)
Viele Grüße
Jens

Geändert von Keine Ahnung (04.04.16 05:47)
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Off-topic #1202356 - 03.04.16 12:36 Re: Benin, Togo, Ghana und Cote d'ivoire [Re: Sputnik79]
Oldmarty
Mitglied
abwesend abwesend
Beiträge: 6.693
Kann nicht jemand von den Mods diesen Beitrag abkoppeln und in D&D verschieben? Hat ja nichts mit dem Reisebericht zu tun.



auch weil er einfach Peinlich ist und der Reisbericht ja kein Schloß bekommen soll.
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Off-topic #1202371 - 03.04.16 15:20 Re: Benin, Togo, Ghana und Cote d'ivoire [Re: Sputnik79]
cycliste
Mitglied Übernachtungsnetzwerk
abwesend abwesend
Beiträge: 347
Nun, wo soll man anfangen.. Abgesehen vom zynischen, ja menschenverachtenden Ton, den du teilweise anschlägst, finde ich deine Argumentation auch inhaltlich reichlich krude. Zweifellos ist die von dir dargelegte Problematik in der ein oder anderen Form existent. Die Schlussfolgerung jedoch, dass ein Problem, das aus extremer globaler Ungleichheit entsteht, allein dadurch zu lösen sei, die "armen Teufel" unwissend zu halten, ist schon ziemlich abenteuerlich. Es ist ein Jammer, dass es den ganzen Nicht-Gutmenschen, die sich allenthalben wieder trauen, nicht beizubringen ist, dass die Grenzen nicht zwischen den "Völkern", sondern zwischen oben und unten verlaufen.

Im übrigen fände auch ich es angebracht, diesen Teil des Threads auszulagern. Die blöde Diskussion hier hat der tolle Reisebericht eigentlich nicht verdient. In diesem Sinne sorry fürs weitere vollspammen des Threads. Als "Provinz-Gutmensch" ist man ja Kummer gewohnt, aber irgendwie will man es dann doch nicht unwidersprochen stehen lassen.
Viele Grüße, Martin

Geändert von cycliste (03.04.16 15:23)
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Off-topic #1202434 - 03.04.16 19:12 Re: Benin, Togo, Ghana und Cote d'ivoire [Re: cycliste]
Martina
Mitglied
abwesend abwesend
Beiträge: 17.692
In Antwort auf: cycliste
Die Schlussfolgerung jedoch, dass ein Problem, das aus extremer globaler Ungleichheit entsteht, allein dadurch zu lösen sei, die "armen Teufel" unwissend zu halten, ist schon ziemlich abenteuerlich.


Vor allem, da unwissend halten im Zeitalter des Internets verdammt schwierig sein dürfte. Reisende sind schon lange nicht mehr die Hauptinformationsquelle der Einheimischen...

Martina
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Off-topic #1202474 - 04.04.16 05:57 Re: Benin, Togo, Ghana und Cote d'ivoire [Re: Sputnik79]
Keine Ahnung
Moderator
abwesend abwesend
Beiträge: 12.924
Reiseberichte sollen Reiseberichte bleiben und nicht in politische Diskussionen ausarten. Zum Inhalt möchte ich gar nicht erst Stellung nehmen. Es hat seinen Grund, warum derartige Diskussionen hier nicht geführt werden sollen. Es ist für diejenigen, die sich über Radreisen und damit verbundene Themen unterhalten wollen (und das kann schon manchmal kontrovers sein), unschön, wenn dann in politischen Diskussionen hin- und hergeschossen wird. Für uns Moderatoren ist dies sowieso keine Freude.

Dieser Reisebericht ist wirklich interessant, also kann man auch Reisebericht-taugliche Kommentare abgeben oder Fragen stellen.
Gruß, Arnulf

"Ein Leben ohne Radfahren ist möglich, aber sinnlos" (frei nach Loriot)
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#1202596 - 04.04.16 19:22 Re: Benin, Togo, Ghana und Cote d'ivoire [Re: basti1995]
thomas56
Mitglied
abwesend abwesend
Beiträge: 407
Ein toller Bericht, so authentisch! Gute Weiterreise
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