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#1246276 - 02.11.16 20:02 und noch ein Zelt(chen); Kurztrip Steiermark
Blechroller67
Mitglied
Themenersteller
abwesend abwesend
Beiträge: 106
Dauer:4 Tage
Zeitraum:1.9.2016 bis 4.9.2016
Entfernung:600 Kilometer
Bereiste Länder:deDeutschland
atÖsterreich

Vorab:

Ja, richtig; es geht um einen Bericht von einer Kurzreise und nicht um die 4711te Frage, ob ein 30g-Zelt mit bei Vollmond handgedrehten Titan-Carbon-Composit-Stangen eine 7köpfige Familie beherbergen kann. Aber zur Sache mit dem Zelt(chen) später…

Im Spätsommer hatte ich etwas zeitlose Zeit. Also die Zeit, in der man erfahrungsgemäß keine Zeit hat; in der Regel wird dieser Zustand Urlaub genannt. Im Urlaub hat man ja für nix Zeit, weil … Nun, jedenfalls kostet Rennradeln reichlich Zeit und wenn man Urlaub hat, geht man öfter Rennradln; ich zumindest.
Und da war dann noch meine jüngere Tochter, die meine urlaubsbedingt knappe Zeit dadurch in Anspruch nahm, dass sie mich bat, sie zum Bahnhof zu bringen, damit sie mit der Nationalmannschaft auf die Europameisterschaften fahren konnte. Nun gut, man ist ja nicht so und bringt die junge Dame dann mal weg. Interessant wäre es schon, wenn man zusehen könnte, wie es der jungen Dame auf dem Wettkampf so ergeht
(Bevor hier das Jugendamt eingeschaltet wird: Natürlich schauen wir die meisten Wettkämpfe des hoffnungsvollen Nachwuchses an, aber dieser Wettkampf „passte“ nicht in die familiäre Zeitplanung und es wäre der gefühlt 50te Zuschaubesuch eines Wettkampf in diesem Jahr.
Und da war dann noch der Anruf. Er ereilte mich an einer Tankstelle, als ich mal gerade wieder mit dem Rennradl unterwegs war und mir geschwind (Zeit!) einen Kaffee gekauft hatte. Ein Bekannter aus Österreich erkundigte sich, warum man von mir nix hört usw.; jaja, die Sache mit der Zeit. Wir plauderten kurz und er fragte auch nach meinen Kindern. Ich berichtete, dass die Jüngere auf der EM in Mitterdorf sei. Meinte der Bekannt, dass das nur so 20km von ihm weg sei.
Nun ja, wie das so ist, komme ich auf der Rückfahrt ins Grübeln. Man könnte doch…
Zu Hause mal einen Blick auf die Karte geworfen, kurz gerechnet und zack, war auch schon das „Gepäck“ gerichtet. 4 Tage, 3 Übernachtungen; man braucht wenig: Eine dünne Plastikhose in lang, ein kurzes Unterhemd vom Polyesterschaf, ein Paar Ersatzsocken, eine Unterhose. Der Rest sind Radsachen, sie man eh an hat und Regenjacke, Armlinge, Beinlinge. Dazu noch das Bildschirmtelefon, GPS mit Kilometerzähler, Kamera, Geldbeutel, Ladegerät, Werkzeug und Ersatzschlauch.

Nur welches Radl nehmen?
Also auf Reisen mit zwei Schrankwänden am Hinterrad hatte ich eher weniger Lust. Außerdem standen was um die 600 bis 700km in 4 Tagen auf dem Plan, so dass das schwere Geröllradl nicht in Frage kam. Die Rennsemmel versprach schnelles Vorankommen, war aber mehr oder weniger auf Asphalt festgelegt. Aber zufällig steht in meinen Fundus noch so ein neumodisch mit „Gravel“ betiteltes Plastikroß zur Verfügung. 30er Reifen mit wenig Profil drauf und schon sollte die Sache vom Asphalt über Waldautobahnen bis zu gemäßigten Schotterwegen funktionieren.

Die Streckenplanung:
Ich kenne die Strecke von einigen Wintermotorradtreffen in der nördlichen Steiermark. Auf der Hauptstraße im Sommer sicher kein Highlight, aber vielleicht gibt es ja Nebenstraßen… Nur durch Salzburg muss ich durch, wenn ich keinen ewigen Umweg fahren will. Das soll –zumindest motorisiert- eher fast unmöglich sein. Na mal schauen…
Und weil von zu Hause das ganze dann eher Richtung gut über 800km werden würde, werden die ersten 100km mal mit der Benzindroschke überbrückt. Man muss ja nicht „auf Reisen“ auch noch die bekannten Alltagsstrecken dazu nehmen ;-)
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#1246277 - 02.11.16 20:19 Re: und noch ein Zelt(chen); Kurztrip Steiermark [Re: Blechroller67]
Blechroller67
Mitglied
Themenersteller
abwesend abwesend
Beiträge: 106
Tag 1:
Mit dem Autowagen in der Früh los, ein Stück nördlich des Chiemsee das Ding parkiert und nach dem Überfall einer Bäckerei mit zugehörigem Café-to-Radl rauf auf den Bock. Peilrichtung süd-ost.



Da gibt es ja lustige Radtourenschilder und denen bin ich dann mal hinterher. Interessant, wo man da so hin geführt wird. So lange die Himmelsrichtung halbwegs passt, ist das ein nettes und unterhaltsames Spielchen Nur sollte man nicht auf einem reinen Rennradl sitzen und selbst mit dem Gravel-Dingens waren so ein oder zwei Passagen eher… nun ja… mit dem MTB wäre es nur fordernd gewesen. Schon seltsam, was da in machen Hirnen noch als Radtourenweg angesehen wird.






Das Wetter war ok; kein immer strahlender Sonnenschein, aber noch angenehm temperiert, leichter Rückenwind und so ein „Grenzwetter“ bei dem es jede Sekunde anfangen könnte, die Himmelspforten zu öffnen und die Sonne weinen zu lassen; aber es bleibt- bis auf kurze Momente- trocken.

Am Waginger-See vorbei und –das ist wohl auch eines der ungeschriebenen Gesetze des Radlns- kaum hat man die touristische Infrastruktur hinter sich, kommt der Gedanke an Kaffee und was zum Beißen. Da kam dann aber erst nix mehr hinsichtlich Erhaltungsnahrung…
Und dann kam Freilassing (mit Nahrungsinfrastruktur) und Salzburg. Hauen wir über diesen kurzen Streckenabschnitt schnell ein Ei:
Ja, man kommt mit dem Radl durch Salzburg.
Ja, es geht auch recht fix.
Nein, schön ist das nicht.

Ich mag der Stadt Unrecht tun, aber ich wollte nur schnell durch und keine schönen Radlwege suchen. Das ging; mehr aber nicht.

Und dann wurde alles wieder gut. Am östlichen Stadtrand von Salzburg einen Buckel hoch und über Hof zum Fuschlsee. Auf größtenteils wirklich guten Radwegen neben der Straße trotz des etwas lebhafteren Verkehrs eine gute Strecke, wenn man voran kommen will.







Ab Fuschlsee ist dann wieder mehr oder weniger Touristenauftrieb und das erneute Verlangen nach Kaffee führt mich in solcherlei Gegend eher zum schnellen Café-to-Radl an die Tankstelle als auf eine Terrasse mit „draußen-gibt’s-nur-Kännchen“. Jeder wie er es mag.

Etwas Gedanken machte ich mir über die Stecke ab dem Wolfgangsee. Ich kenne da nur die motorisiert gut fahrbare Hauptstraße, aber weil „motorisiert-gut-fahrbar“ für einen Radfahrer eher negativ besetzt ist, war ich bespannt wie das werden wird. Und es wurde!



Die Österreicher haben anscheinend zum Thema Fernradlweg einen etwas anderen Zugang. Keine langweiligen asphaltierte ehemaligen Treidelpfade an kanalisierten Flüssen, sondern vom Wolfgangsee bis Bad Ischl und –noch schöner- weiter bis zum Hallstätter See ein bunter Mix aus asphaltierten Feldwegen und feinschotterigen Pfaden, die für ein Rennradl eher weniger, aber für Gravel-Dingens um so mehr spaßig und schnell zu fahren sind. Dazu noch eine wirklich gute Beschilderung und wenige Kreuzungspunkte mit motorisiertem Verkehr. So muss das!







Und dann kommt der Pötschen-Pass. So ein richtiger Alpinpass ist das ja nicht, aber es geht schon einige Kehren bergan. Richtig gute Erinnerungen habe ich an diesen Hügel nicht; bei den winterlichen Motorradfahrten war der Pötschen immer so eine Sache. Es konnte sein, dass man Ende Januar da einfach drüber fährt, aber ich erinnere mich auch noch an eine Fahrt mit 5 Stunden Warterei, weil der Pass erst geräumt werden musste und an eine andere Fahrt, bei der mir kurz vor der Passhöhe ein Tanklaster auf schneebedeckter Fahrbahn quer entgegen rutsche. OK, Schnee und Eis waren jetzt weniger zu erwarten, dafür aber Verkehr.
Kurz vor meiner Abfahrt hatte ich noch in den Tiefen des Internets ein paar Zeilen über die „alte Pötschenstraße“ gefunden. Da könnte man doch wegen des Verkehrs… Leute, wenn ihr mal da seid, nehmt den Verkehr und nicht die alte Pötschenstraße! Das Ding ist fast senkrecht, mit Rüttelpflaster und ohne Aussicht auf den Hallstätter See. Dafür lernt man auf diesem –recht kurzen- Streckstück, dass man sich bei 9-10% Steigung recht gut ausruhen kann, wenn davor oder danach der Zeiger Richtung 20% geht.



Wo es hoch geht, geht es auf der anderen Seite wieder runter. Ein gutes Gesetz des Radlns.
Der Verkehr hielt sich in Grenzen und bald ging es wieder auf kleinste Straßen durch das Tal Richtung Dachstein. Und wenn man dann mal unter der Schiflugschanze am Kulm steht, bekommt man so eine gewisse Ahnung, dass zum Schifliegen etwas mehr notwendig ist, als unterernährt zu sein.







So langsam wurde es mal Zeit, die Sache mit der Übernachtung zu klären. Ich bin kein Freund, anonym nur auf der Basis von irgendwelchen „Zeige-das Paradies-Bildchen“ im Internet ein Hotel zu buchen. Ich möchte eigentlich schon sehen, wo die Hütte steht und ob davor ein Steinbruch ein verfrühtes morgendliches Erwachen androht. Also mal kurz das Tal verlassen und hoch nach Tauplitz. Dort war dann auch gleich ein ansprechendes Hotel gefunden, das Radl in den Schiraum gestellt und ab unter die Dusche. Es waren schöne rd. 175km. So muss Radreisen (in der Weicheivariante) sein!

Noch schnell die Radlklamotten ausgewaschen, in einem Handtuch ausgedrückt und aufgehängt. Ein Sprung in die Plastikhose, die SPD-Radlschuhe an die Haxn geworfen und im Restaurant etwas für den Flüssigkeits-, Eiweiß- und Kohlehydrathaushalt getan.

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#1246280 - 02.11.16 20:30 Re: und noch ein Zelt(chen); Kurztrip Steiermark [Re: Blechroller67]
Blechroller67
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Themenersteller
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Beiträge: 106
Tag 2:

Jetzt weiß ich endlich, warum man diese Anmeldezettel im Hotel ausfüllen muss. Die Dinger werden sogar gelesen, denn ich hatte dort mein Geburtsdatum eingetragen. Auf dem Frühstückstisch stand:



Mein Geburtstag ist mir recht unwichtig, aber nett fand ich das schon.


Das Verzurren des wenigen Gepäcks am Radl ist schnell erledigt und rauf auf den Bock. Es geht erst mal reichlich bergab. Bei der morgendlichen Kühle war das nur eingeschränkt spaßig, aber wer Arm-, Beinlinge und Jacke in der Tasche spazieren fährt, darf auch nicht schimpfen. Im Tal der Enns ist natürlich reichlich Verkehr. Aber wenn man die Hauptstraße meidet und entweder auf den Ennsweg oder auf die kleiner Straße am südlichen Talrand ausweicht, bekommt von dieser Hauptverkehrsachse nichts mit. Bei Liezen dann über feine Radwege in Selzthal nach Admont.



Hier war erst mal wieder die Auffüllung des Kaffeespeichers angesagt und diesmal kein schneller Café-to-Radl an der Tanke, sondern so richtig mit Hinsetzen, Porzellantasse und ein Kuchen dazu. Als Optimist setzte ich mich gleich mal trotz der sehr dunklen Gewitterwolken auf die Terrasse, die ansonsten von den Besuchern bereits geräumt wurde. Optimismus zahlt sich manchmal aus; es blieb trocken.

Und dann geht es auf die Eisenerzstraße in den Nationalpark Gesäuse. Im Winter kenne ich die Gegend; jetzt ohne Schnee sieht alles ganz anders aus, aber keinesfalls weniger eindrucksvoll. Ist schon eine hübsche Gegend dort.
Der Verkehr auf der Eisenerzstraße hält sich einigermaßen in Grenzen, so dass ich die Gegend genießen kann. Es gibt einige wenige Tunnel und diese sind für Radfahrer gesperrt. Und das ist gut so, denn zu jedem Tunnel gibt es eine asphaltierte Umfahrung für Radfahrer und diese Stücke sind die eindrucksvollsten der ganzen Strecke.



















Irgendwann geht es dann Richtung Eisenerz und die Atmosphäre ändert sich. Wenn die Erdscheibe irgendwo endet, so muss es hier sein. Es ist wie ein tristes, ungepflegtes Museum, das eine längst vergangene Zeit mühsam konserviert, nur dass das wohl keine Absicht ist. Die Zeit des dortigen Erzabbaus hat sich größtenteils überholt und die damit zusammenhängende Industrie auch.
Kein Wunder, dass „Leerstand“ sowohl bei Wohn- als auch Industriegebäuden die Gegend prägt und Hieflau, Eisenerz und andere Ort nicht den hoffnungsvollsten Eindruck machen.
In Eisenerz dann noch dieser Blick auf den halbierten Berg. Und noch ein Blick; da oben ist eine Brücke in einer Höhe, die gefühlt dem Rande der Stratosphäre nahe kommt. Welcher Tottel hat denn da oben eine Straße hin gebaut?
Ein paar Kilometer später weiß ich immer noch nichts über den „Trottel“, aber ich nähere mich der Brücke. Es ist der Präbichl. Ein Pass, den man nicht mit dem Radl fahren muss und selbst wenn man nicht muss, dann sollte man auch nicht. Die Straße ist autobahnähnlich ausgebaut und während ich mich die 9% hoch kurbele, donnert alles, was es so an stark motorisierten Fahrzeugen auf den Straßen gibt, mit einem Höllentempo an mir vorbei. OK, die LKW fahren kein Höllentempo, aber das macht die Sache eher schlechter.
Nun gut, auch Pässe sind irgendwann zu Ende und es geht wieder runter. In diesem Fall eher senkrecht auf einer im oberen Teil durchaus verbesserungswürdigen Fahrbahndecke. Jedenfalls sind die Scheibenbremsen am grünen Gravel-Dingens jetzt wirklich eingebremst

Die restliche Abfahrt Richtung Leoben und Tal der Mur sind wieder sehr nett zu fahren, auch wenn weiterhin Industrieruinen die Gegend prägen. Aber es gab diese Zeit; keine Ahnung, wie man in 30 Jahren leerstehenden AKWs gegenüber stehen wird.

Ab Leoben geht es noch ein paar Kilometer nach Osten, die weniger toll zu fahren sind, aber ich erreiche nach einem eher kurzen Radltag mit knapp 130km den Wohnort meines Bekannten. Ein Idyll:




Ein Zielbier und ein langer Abend mit noch dem einen oder anderen Vorbau eines Dehydrieungsunbills schließen sich an. Noch ein kurzer Blick auf das Bildschirmtelefon; meine Tochter hat die Qualifikation überstanden und wird am nächsten Tag im Halbfinale für mich zu sehen sein.
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#1246283 - 02.11.16 20:42 Re: und noch ein Zelt(chen); Kurztrip Steiermark [Re: Blechroller67]
Blechroller67
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Beiträge: 106
Tag 3:

Frühstück und Losradeln?
Nee; Frühstück schon, aber das mit dem Radln geht zeitlich eher nur schwierig. Gut 50km für Hin- und Rückweg, die Dauer des Halbfinales und dann noch ein gutes Stück des Rückweges an diesem Tag funktioniert nicht. Also –man ist ja kein Harcore-Radler- ersetze ich das Radl durch ein vom Bekannten geliehenes Auto. Allerdings mit Stil; eine Ente (2CV).




Lustig durch die Kurven schaukelnd erreiche ich das Wettkampfgelände.



Ich schaue meiner Tochter zu, plaudere mit ein paart Bekannten und schaukele mit dem Enten-Auto wieder zurück zu meinem Bekannten. Noch schnell ein Kaffee und gegen 15 Uhr beginnt die Radlerei wieder.

Wenn man halbwegs die zum Hinweg identische Strecke wieder zurück fährt, kann man abschätzen, wie man zeitlich so auskommt. Eine kurze Kalkulation, dass ich an diesem Tag wieder die die Gegend des Dachsteins kommen sollte, damit der nächste Tag nicht zu lang wird.
Das bedeutet einige Kilometer an der Murr entlang und dann über St. Michael ins Liesingtal, wo es einen netten Radfernweg bzw. eine um diese Tageszeit wenig befahrene Straße geben soll. So ist denn auch. Nur ein leichter Gegenwind hemmt den Tiefflug etwas.
Nur unterbrochen von einem reichlich späten, streng nichtvegetarischen Mittagessen, vulgo Leberkäsweggla nähere ich mich am Abend dem Dachsteinmassiv.
Und dann geht das Gedöns mit der Übernachtung los. Das Hotel von der Hinfahrt ist ausgebucht, ebenso 3 weitere Hotels, bei denen ich nachfrage. Und den Akku des Wischphones habe ich auch vergessen zu laden… So nett die Sache mit dem Scheckkartenradln auch ist, so nervig ist die Abhängigkeit von einem freien Hotelzimmer. Ich muss mir die Sache mit dem Zelt doch noch mal überlegen…
Irgendwann ist es dunkel und ich überlege, einfach so lange weiter zu fahren, wie die Akkus meiner Lampen halten. Aber dazu müssen die Lampen erst mal ans Radl. Also Halt machen und gerade als ich die Satteltasche aufmachen will, sehe ich, dass ich vor einem Hotel stehe. Fragen kostet nur Zeit, aber weil ein Zimmer frei ist, sind die (Zeit-)Kosten relativ.
Radl in die Garage, Dusche, Radlklamotten auswaschen und trocken legen, Essen, Hydrieren und das Bildschirmtelefon laden. 130km verschaffen eine gute Bettschwere.




Letzter Tag:

Noch mal das Gepäck ans Radl werfen, aufsitzen und über die bekannte Strecke zurück. Der Pötschen lässt sich gut fahren, ein Kaffeehaus auf der Passhöhe kommt gerade recht.



Noch mal der Ausblick auf den Hallstättersee und wieder auf den hübschen Fernradlweg nach Bad Ischl und weiter Richtung Wolfgangsee.






Es ist Sonntag, schönstes Spätsommerwetter und entsprechend tobt der Bär an und um den Wolfgangsee.




Auf dem Radlweg ist selbst am See der Betrieb aber mäßig, ein paar Pedelecs werden geschnupft und schon geht’s wieder durch Salzburg. Auch hier wieder ein Ei drüber.
Die restlichen Kilometer bis zum Chiemsee ziehen sich etwas. Es zieht zu, beginnt leicht zu nieseln und der Gegenwind wird stärker. Aber irgendwann stehe ich nach 170km wieder vor meinem Autowagen, werfe das Radl rein und strebe die restlichen Kilometer nun im Trockenen und Öl statt Kohlehydrate verbrennend Richtung Heimat.

Schön war´s!

So ein kurzer Ritt mit Anlass (EM der Tochter, Besuch eines Bekannten) vertreibt das urlaubsbedingte „Keine Zeit“. Man muss sich die Zeit nur nehmen; deswegen hat man ja Urlaub.
Wiederholung? Unbedingt! Meine Tochter nimmt an der Jugend-Weltmeisterschaft teil und die ist dieses Jahr...
















in China und beginnt am Montag…. grins

OK, nächstes Jahr wieder; da ist die WM in Innsbruck;-) bravo
,




Ach so, die Sache mit dem Zelt(chen).
Das mit der Hotelsucherei und nach einem ganzen Tag draußen dann doch wieder in ein Gemäuer zu ziehen, lies mich die kommenden Tag nicht los. Das Problem ist nur, dass ich dem „schnellen Tiefflug“ mit einem rennradlähnlichen Gefährt nicht entsagen will und statt dessen mit einem Reisepanzer mit 4 Ortliebs durch die Gegend dieseln will. Zumindest für einige Tage hat das schnelle Reisen mit einem halbwegs leichten Radl doch so seinen Reiz. Das Radl hat so 7,5 kg. Das wenige Gepäck dieser Reise summiert sich ohne Trinkflaschen auf so 1,5 kg. Wenn ich es schaffe, mit Sommerschlafsack, Isomatte und Zelt(chen) auf gesamt 11- max. 12 kg zu kommen, würde das ein halbwegs leichtes Reisen noch ermöglichen. Also wiege ich meinen Sommerschlafsack, meine ¾ Isomatte und stelle fest, dass in meinem Keller zwar einige Zelte im Regal liegen, aber alle (viel) zu schwer sind. Biwaksack mag ich nicht, Tarp auch nicht, aber mal schauen, was es noch so gibt. Und es gibt:

690g inkl. Heringe und das „Monster(chen)“ passt genau in eine Rahmentasche.





Problem:
Bis Innsbruck brauche ich kaum eine Übernachtung cool

Ich muss dann wohl einen anderen Anlass suchen, wenn ich im Urlaub mal wieder keine Zeit habe.
dafür
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#1246337 - 03.11.16 08:49 Re: und noch ein Zelt(chen); Kurztrip Steiermark [Re: Blechroller67]
gerold
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netter Bericht - ich kenne die von dir gefahrenen Strecken gut - statt dem Präbichl hätte es eine schönere Umfahrung des Hochschwab-Massivs über den Seeberg-Sattel gegeben. Vielleicht ein Tip für das nächste Mal.

Auf den Fotos habe ich gesehen, dass du die Ortlieb-Zusatztasche als Lenkertasche verwendest - genau das habe ich am Wochenende auch gemacht (allerdings auf einem Rennlenker mit den alten Wäscheleinen-STI's). Hast du die untere Befestigung (das orange Band) überhaupt geschlossen ?(das ging bei mir auch wegen dem langen Vorbau nur mühsam, der Klett hat gerade so gehalten)

Gruß Gerold
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#1246356 - 03.11.16 09:47 Re: und noch ein Zelt(chen); Kurztrip Steiermark [Re: gerold]
Blechroller67
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In Antwort auf: gerold


Auf den Fotos habe ich gesehen, dass du die Ortlieb-Zusatztasche als Lenkertasche verwendest - genau das habe ich am Wochenende auch gemacht (allerdings auf einem Rennlenker mit den alten Wäscheleinen-STI's). Hast du die untere Befestigung (das orange Band) überhaupt geschlossen ?(das ging bei mir auch wegen dem langen Vorbau nur mühsam, der Klett hat gerade so gehalten)

Gruß Gerold


Jein... ;-)
Wegen des Vorbaus kommt die Tasche auch bei mir kaum weit genug zum Steuerrohr; was aber noch übler ist, wenn man die Tasche zu weit zum Steuerrohr zieht, könnte sie auf dem Vorderrad aufsetzen. Ich habe daher aus einem rd. 5cm langen Stück Wasserrohrisolierung einen Abstandhalter gebaut und den Riemen verlängert und in dem Rohr zum Stuerrohr geführt. Ich hoffe, das ist verständlich.
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#1246399 - 03.11.16 12:12 Re: und noch ein Zelt(chen); Kurztrip Steiermark [Re: Blechroller67]
gerold
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Beiträge: 2.414
Danke für den Hinweis- gute Idee. Gruß Gerold
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#1246438 - 03.11.16 13:17 Re: und noch ein Zelt(chen); Kurztrip Steiermark [Re: Blechroller67]
veloträumer
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Beiträge: 17.192
Hallo Blechroller,
vielen Dank für den launigen Bericht zur Reise mit eingebautem Teilfamilientreffen! Der Anlass war sicherlich ein Hinderungsgrund, andere Wege auszuloten. Ein paar Schmunzler kann ich gut nachempfinden (der Magen meldet sich, nachdem man die Bäckerein hinter sich gelassen hat), andere machen mich etwas ratlos.

Warum wolltest du Radwege mit Kies fahren, wenn dir am Renner so viel liegt? Auf Rennstrecken gibt es nun mal viele Autos - das ist dann auch weider nicht recht. Radtourenrouten sind nicht für Raserei gemacht (Kaffee in Österreich auch nicht zwinker). Ein Mountainbike braucht es dafür aber auch nicht, normale Tourenreifen reichen. Auch Salzburg ist nicht Hektiker gemacht. Durch die Stadt kam ich selten schnell - zu viele Menschen, Japaner & Co. Außer bei Wolkenbruchregen wurde ich jedes mal abgelenkt, denn zu sehen gibt es viel, vor allem aber hat es Atmosphäre, Lebensqualität und der Österreicher kennt sogar das Wort "Gemütlichkeit". Mein Tipp wäre gewesen, nicht die Schnellroute zum Fuschl-See zu wählen. Es geht gewiss langsam durch die Stadt zur Salzach. Da du nicht vom Bahnhof kommen musst, ist es aber vielleicht noch einfacher. Dort fährt man flott auf Radweg die Salzach aufwärts (Mozart-Radweg), bei Glasenbach hügelig (Straße) hinüber Richtung Strubklamm, weiter zum Hintersee und von dort nach Fuschl. Mit deinem Leichtgewichstroller ein kleine Aufwärmübung - du sollst es nicht leichter haben als deine Tochter. schmunzel

So gesehen hättest du auch statt Pötschenpass die Koppenhöhe fahren können - warum klagst du über Steigungswerte? Warum willst du Gewicht sparen - doch damit die Berge leichter fallen? Ich sehe da Widersprüche in der Sinngebung des Minimalismus, wenn man ihn nicht nutzt.

Demnächst also mit Zelt. Willkommen im Club! Aber ob das wirklich wegen der komplizierten Hotelfindung Anfang September nötig wurde? In der österreichischen Provinz? Vielleicht lag es doch eher am Smartphone? unsicher
Liebe Grüße! Ciao! Salut! Saludos! Greetings!
Matthias
Pedalgeist - Panorama für Radreisen, Landeskunde, Wegepoesie, offene Ohren & Begegnungen
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#1246449 - 03.11.16 13:54 Re: und noch ein Zelt(chen); Kurztrip Steiermark [Re: veloträumer]
Blechroller67
Mitglied
Themenersteller
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Beiträge: 106
Hallo Matthias,

zum Teil hast du es verstanden, zum Teil nicht. schmunzel

Mir fallen 4711 Varianten für diese Strecke ein; auch mit dem Renner verkehrsarm und ohne Kies. Das hilft mir nur nicht, wenn ich "schnell" von A nach B kommen will. Ich hatte ein Ziel und ich hatte eine Zeitvorgabe. Da hilft es wenig über den Koppenpass zu fahren oder schönheitsoptimiert durch Salzburg (so schrub ich auch). Im Übrigen hätte ich dann nicht den Weg durch Salzburg gewählt, sondern wäre eher nördlich bei Oberndorf über die Grenze und dann in einem Nord-Ost-Schleiferl um Salzburg rum. Die Strecke kenne ich in einigen Varianten.
ICH(!) halte das so: Wenn ich Radfahren will, will ich eher schneller unterwegs sein. Da geht es mir ums Fahren. Will ich mir Städte anschauen, zumal ich diese recht einfach mit Auto oder Zug erreichen kann, dann schaue ich mir Städte an. Die Kombination Stadtbummel und Rennradln ist nicht meine.

Ich wollte nicht Radwege mit Kies fahren, sondern ich bin die gefahren, weil ich das dazu passende Radl und passende Reifen dabei hatte. Mit einem Renner mit 23er Reifen hätte das keine Laune gemacht; muss auch nicht, denn ich hatte das Radl bewusst gewählt, um mir die Option Kies offen zu halten. Da sollte aus dem Text auch hervor gehen. Ich fahre nicht erst seit gestern Rad und auch nicht seit gestern Radtouren. cool Aber ich finde "schnelle" Radtouren nicht unlustig; kommt immer darauf an, was man will. Auf Radtouren mit Möbelwagencharakter und einem Schnitt von 15km/h über 2 Wochen habe ich derzeit keine Lust mehr; das hatte ich ausreichend. Vielleicht ändert sich das auch wieder und ich fahre die Strecke mit einem Möbelwagen und schaue mir unterwegs alles an, was es gibt und da gibt es einiges.

Ich habe auch nichts gegen Steigungen; nur die alte Pötschenstraße ist eben nicht lustig. Das liegt nur zum Teil an den Steigungsprozenten, sondern mehr noch am Belag. Etwas Ironie zwischen den Zeilen sollte man auch lesen können.
Und wenn du genau gelesen hättest: Ja, es lag am Smartphone bzw. dessen Akku bzw. meiner Vergesslichkeit, diesen zu laden.

Ach so: Kaffee in Österreich ist nach meiner Erfahrung nur recht selten außerhalb von (Groß-)Städten eine Sache der Gemütlichkeit. Ein Verlängerter mit Kaffeesahne im Plastikdöserl böse ? Dann lieber gleich an die Tankstelle...
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#1246571 - 04.11.16 06:39 Re: und noch ein Zelt(chen); Kurztrip Steiermark [Re: Blechroller67]
schwammerl
Mitglied
abwesend abwesend
Beiträge: 7
@blechroller67

guter text! die gesellschaft erkannt. E. Hürlimann o. E. Roth passen in das fach.

Heinrich Steinfest auch.

ot: ich besitze 3 Kangoos. einen mit fenster, der andere ist ein ehemaliger "schreiner- kasten-wagen. der 3. ist ersatzteilträger. alle mit 1.9 diesel und 4X4. brauch ich hier.

Bialettis habe ich bestimmt genau so viele wie der freund in der nähe von Leoben. die "macinatura per mocca" werden bei mir ausschließlich mit Pellini nr.: 2 geladen.

fahrräder habe ich auch. querfeldein(1) u. rennräder(2).

(1): Ridley, Colnero
(2): Bianchi, Pinarello, deRosa (alle vintage)

für Austria habe ich noch einen tip: kleiner/großer brauner. ohne spielzeug. kein schlag, kein zucker, keine milch ... kaffee, halt.

bin schon auf den nächsten tourbericht gespannt.

gruß aus dem drei-länder-eck. stmk/k/s.
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#1246742 - 04.11.16 20:04 Re: und noch ein Zelt(chen); Kurztrip Steiermark [Re: Blechroller67]
natash
Moderator Übernachtungsnetzwerk
abwesend abwesend
Beiträge: 7.682
Hallo äh- Du heißt garantiert anders als Blechroller,

die von Dir gefahrenen Strecken kenne ich ebenfalls weitgehenst und finde die Route jetzt gar nicht so übel. Klar geht immer noch ein Schlenekr hier und da, aber das war ja nicht Sinn der Sache und ist auch nicht hilfreich, wenn man einfach nur mal von A nach B möchte.
Die Strecke zwischen Gesäuse und Murrtal bin ich diesen Sommer ebenfalls gefahren und - da sieht man, wie verschieden die Wahrnehmungen sein können, ich mochte den postindustriellen Charme von Eisenerz. Ich finde das deutlich ansprechender wie diese Ecken, in denen ich mir vorkomme wie auf einem Dauervolksfest im disneytauglichen Alpengewand.
Der Präbichl (mir war der Namen tatsächlich wieder entfleucht), ist jetzt tatsächlich kein Paß auf dem man dringend gewesen sein muß , aber erlag halt auf dem Weg und ich fand ihn relativ entspannt zu fahren, der Verkehr hielt sich auch noch im Rahmen. Das war jedoch an einem Sonntag Vormittag und ich kann mir vorstellen, daß das zu einer anderen Zeit ganz anders ausschauen kann. Und ich fuhr andersherum, vielleicht ist das einfacher, das kann ich nicht so recht beurteilen. Das einzig berunruhigende war diese hochgestelzte Straße bei starkem Seitenwind,da ist man ja mit 4 Taschen auf einem filigranen Stahlrahmen der frühen 90ger ein wenig anfällig, da wäre ich einmal beinahe der Vorsicht halber abgestiegen, aber getan habe ich es dann doch nicht.

Gruß

Nat

Geändert von natash (04.11.16 20:04)
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#1246761 - 05.11.16 00:32 Re: und noch ein Zelt(chen); Kurztrip Steiermark [Re: natash]
Blechroller67
Mitglied
Themenersteller
abwesend abwesend
Beiträge: 106
In Antwort auf: natash
wie verschieden die Wahrnehmungen sein können, ich mochte den postindustriellen Charme von Eisenerz. Ich finde das deutlich ansprechender wie diese Ecken, in denen ich mir vorkomme wie auf einem Dauervolksfest im disneytauglichen Alpengewand.


In der Tat ist das vielleicht etwas negativ rüber gekommen. Ich fand das schon spannend und interessant und hatte mir überlegt, da mal mit der Fotomaschine und mehr Zeit hin zu fahren. Außerdem erinnert mich das an meine Kindheit. Ich komme aus einer Gegend, die ebenfalls stark von der Montanindustrie geprägt war.
Der Kontrast zwischen Gesäus und diesem Ende der Welt ist schon stark und das auf wenigen Kilometern.

Olli
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