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#988650 - 11.11.13 13:34 Kurbelbruch und Ziegenpisse: Pannengeschichten
Biketourglobal
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Unterwegs in Deutschland

Hallo,

ich habe lange keine Panne mehr gehabt, aber mal meine drei "besten" Pannen aufgeschrieben KLICK . Es sind die "Besten", da aus ihnen immer Erlebnisse und Geschichten entstanden sind, die einer Reise die richtige Würze gegeben haben.

Natürlich finde ich es gut, dass ich nun kaum noch Pannen habe. Wann ich das letzte Mal einen Schlauch flicken musste? Keine Ahnung. Und von dramatischeren Ausfällen ganz zu schweigen.

Kurbelbruch und Ziegenpisse

Die Überschrift fasst es eigentlich schon zusammen. Ein Bruch meiner „Race Face“ Kurbel in Nepal machte mich kurz fassungslos. Sie änderte den Verlauf einer Reise komplett. Ursprünglich sollte es durch Nepal nach Westen, nach Kaschmir gehen. Aber mitten in Nepal brach die Kurbel. Einfach so. Woher sollte ich hier eine neue Kurbel bekommen? Die einzige Chance hatte ich in Katmandu. Da kam ich grad her, also ging es die Kilometer der letzten Tage mit einem Bus wieder zurück.



Bus fahren in Nepal ist an sich schon ein Abenteuer. Auf das Dach wurde alles raufgeladen, was ging. Neben dem Fahrrad und den Radtaschen landeten dort oben Menschen, Säcke, zwei Mopeds, Koffer und zahlreiche Ziegen. Ich hatte es mir im hinteren Teil des Busses gemütlich gemacht und war froh, bei Temperaturen um die 40 Grad am Fenster sitzen zu können. Das war ohnehin offen. Dann ging es los. Vergnügt machte ich Fotos und genoss es, mal die Kilometer nicht zu radeln, sondern mich fahren zu lassen. Der Luftzug kühlte und immer wieder erfrischten mich Spritzer kühlen Wassers. Hmmm, Moment mal, woher kommt denn hier kühles Wasser? Fragend schaute ich zu meinem Reisekameraden Stephan, der langsam von mir abrückte. Warum? Dann verstand ich und zum Gelächter meiner unmittelbaren Mitreisenden versuchte ich vergeblich das Fenster zu schließen. Da war es aber auch schon zu spät, denn ich stank bereits nach: Ziegenpisse. Die armen Tiere auf dem Dach erleichterten sich munter und durch den Fahrtwind wurde das schön in mein Fenster reingedrückt. Und auf mein Gesicht. Na super!



In Katmandu angekommen suchte ich zwei Tage nach einer Kurbel. Ich bekam schließlich eine alte Shimano Kurbel, mit der ich nicht nur meine Reise bis nach Bombay fortsetzte, sondern die mich auch noch viele Jahre danach begleitete.

Felgenbruch im fernen Osten

Wir radelten in China so vor uns hin, rechts breitete sich die Takla-Makan Wüste aus, links konnte man die Wüste Gobi erahnen. Vor und hinter uns nichts. Nur Straße. Herrlich. Ein idealer Zeitpunkt für eine Pause. Gemütlich ließen wir uns am Straßenrand nieder. Verträumt strich Stephan mit seiner Hand über die Vorderradfelge. Plötzlich ein Schrei. Stephan schaute mich entgeistert an: seine Felge war gerissen. Nur der Dreck verbarg das Drama. Die gute, teure Mavic Felge – einfach so gerissen und an den Speichenlöchern teilweise ausgebrochen. Nach reichlichen Verwünschungen ging es ganz vorsichtig ins nächste Dorf. Wir waren in China, da musste es doch an jeder Ecke einen Radladen geben. Gab es auch. Allerdings bekamen wir keine einzelne Felge, sondern mussten ein komplettes Rad kaufen. Nach einigem Hin und Her kauften wir ein chinesisches Mountainbike mit 26 Zoll Stahlfelgen (Alu gab es nicht), bauten ein Rad aus und verkauften dem Radhändler den Rest des Fahrrads wieder. Ringtausch auf Chinesisch.



Nun hatten wir also eine Felge, daher ließen wir uns im Schatten eines Baumes nieder und begannen, umringt von neugierigen Chinesen, das kaputte Rad aus- und das neue Rad einzuspeichen. Und das klappte auch ganz wunderbar, zumindest konnte man fahren. Fröhlich schwangen wir uns wieder auf die Räder und rollten los. Rückenwind, Sonne, alles prima.

Komisch, irgendwie funktionierte der Radcomputer von Stephan nicht. Ja, lag vermutlich daran, dass wir beim Umbau der Räder den Sensor-Magneten irgendwie verloren hatten. Verlust gibt es immer, also kräftig in die Pedale treten. Was war das? Bei Stephan fing der Mantel an eine Blase zu bilden und das Rad eierte. Schnell hielten wir an, bauten das Vorderrad aus, zogen den Mantel ab und schauten auf eine gerissene und ausgebeulte Stahlfelge. Aber hey, hier war ja der Computermagnet. Toll, den hatten wir also nicht verloren, sondern er klemmte an der Felgeninnenseite fest. Und sorgte so für das Aufreißen der Felge.



Mit etwas Werkzeug und ein paar Steinen wurde die Felge wieder in Form gebracht, der Reifen wieder aufgezogen und wir machten uns auf die Suche nach einer Werkstatt. Wenig später fanden wir diese, ließen den Felgenriss fachkundig und ohne Schutzbrille schweißen, und machten uns wieder auf den Weg. Die geschweißte Felge hielt dann noch viele tausend Kilometer bis nach Bombay. Probleme gab es nicht mehr.

Dorniger Weg nach Timbuktu


Ich wache auf. Draußen zirpen irgendwelche Tiere. Ach ja, ich liege im Zelt inmitten der malischen Wüste. Gut, dann kann ich ja wieder weiterschlafen. Doch halt, was ist das für ein Zischen? Oh nein, schon wieder. Bis morgen warten, oder lieber doch gleich? Jetzt bin ich wach, also gleich. Raus aus dem Zelt und im Mondlicht sehe ich schon, dass wieder Luft aus meinem Reifen entweicht. Ich habe aufgehört zu zählen. Seit Tagen geht das nun schon so. Teilweise flicke ich meine Reifen jede Stunde. Das ist sehr nervig, zumal tagsüber draußen um die 40 Grad sind. Und natürlich meist kein Schatten.



Ich tapse zum Rad und spüre auch gleich im nackten Fuß den Grund für meine zahllosen Platten: Akaziendornen bohren sich in meine Fußsohlen. Ein Indianer kennt keinen Schmerz, also wird jetzt geflickt. Das geht so lala, man kann auch nicht so richtig sehen, wo es nun wieder hakt. Die Dornen bohren sich in den Mantel und treten innen nur unter Druck heraus. Dadurch kann ich sie nicht erfühlen und pumpe so den neuen Schlauch in sein Verderben hinein. Aber was für ein Bild: ein fast nackter Weißer steht nachts in der Wüste und pumpt wild an seinem Reifen rum. Naja, mich hat ja keiner gesehen…hoffentlich…

Überall auf den sandigen Pisten hier im Norden Malis liegen die Akaziendornen. Man kann sie nicht erkennen und merkt meist erst am besonders schwammigen fahren, dass es einen wieder erwischt hat. Ab und zu fahre ich gar durch ganze Alleen von Akazienbäumen. Da kann ich auch gleich absteigen. Zusammen mit den Sandfeldern hier in der malischen Sahara komme ich durch Platten und Schieben teilweise nur auf 40 km am Tag.

Das Flickzeug ist mir schon lange ausgegangen. Im letzten Dorf habe ich alte Fahrradschläuche gekauft, die ich versuche mit einer afrikanisch-französischen Klebemasse als Flicken zu verwenden. Das klappt ganz gut, auch wenn der Schlauch wenig später an anderer Stelle versagt. Aber zumindest lerne ich dadurch viele Leute kennen, bin beim Schlauchflicken meist von dutzenden Menschen umringt, die sich um mich kümmern, Wasser bringen, das Rad halten oder Bonbons mit mir teilen.

Nach 40 Platten habe ich aufgehört zu zählen. Es kamen noch einige mehr dazu. Erst als ich bei Mopti wieder die Straße erreichte, hören auch die Platten auf.



Das waren nur drei Geschichten, die sich aus Pannen ergeben haben.

Was sonst noch so passierte: in Indien brach mein Vorderradgepäckträger und fiel ab, und in Russland brach mein LowRider, der aber mittels Zelthaken geschient werden konnte. Ansonsten blieb bislang alles heil und ich ganz. (Bitte jetzt auf Holz klopfen! Danke!) Und mal ehrlich: für mehr als 20 Jahre Radreisen ist das doch ganz gut, oder?

Und nun gerne her mit Euren besten Pannengeschichten. Ich freu mich schon! ;-)
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