Dauer:17 Tage
Zeitraum:16.8.2014 bis 1.9.2014
Entfernung:573 Kilometer
Bereiste Länder:frFrankreich

Da ich selbst mit größtem Vergnügen die Reiseberichte hier lese, möchte ich nun selbst auch meinen ersten Bericht einstellen.
Verzeiht den einen oder anderen sicher auftretenden Anfängerfehler und habt hoffentlich Spaß beim Lesen. schmunzel

Wir schreiben das Jahr 2014 und ein neues Zeitalter bricht an. Unsere Kids sind nunmehr 10 und 13 Jahre alt und wir erklären die Zeiten des Radreisens auf ausschließlich autofreien und steigungsarmen Radwegen für beendet.
Es werden neue Prioritäten gesetzt: wir brauchen Meer, Berge (zumindest in Sichtweite), ruhige Straßen und zahlreiche Campingplätze. Was also liegt näher als vom Atlantik in Richtung Mittelmeer zu fahren, am Fuße der Pyrenäen.
Welche Strecken und wie viele km wir tatsächlich meistern können werden wir erst unterwegs erfahren.

Freitag, 15.08.14 Anfahrt
Nach 14 Stunden Fahrt und fast 1400 km im Auto freuen wir uns, dass wir auf dem ersten angefahrenen Campingplatz den letzten freien Stellplatz ergattern können. Wir wundern uns über die vielen Pfützen und den großen Schlammlöchern rundherum und man erzählt uns von anhaltendem Regen die letzten Tage.
Da uns nachgesagt wird das schlechte Wetter magisch anzuziehen (Freunde wollten uns schon in die Wüste schicken, um diese zum Blühen zu bringen) sind wir sehr angetan über die Wettervorhersage, welche für die kommenden Tage Sonne prophezeit.
Sogleich beschließen wir den Samstag am Meer zu verbringen, solch eine Chance dürfen wir uns nicht entgehen lassen!

Sonntag, 17.08. Saint-Jean-de-Luz - Sare, 25 km, 335 hm

Wir starten erst gegen Mittag, denn es dauert lange bis die restlichen 1000 Kleinigkeiten ihren Platz in den Satteltaschen gefunden haben, und all die Dinge die wir eigentlich im Auto lassen wollten doch noch irgendwo reingestopft werden… man weiß ja nie! Ihr ahnt es, wir haben immer viel zuviel dabei!
Wir haben keine Eile, unser Tagesziel liegt nicht weit entfernt und so gönnen wir uns schon nach kurzer Zeit unser erstes Eis am Strand, sagen dem Atlantik Lebewohl und haben uns kurz darauf auch schon das erste Mal verfahren.





Schließlich finden wir sie doch, die D4, die uns in Richtung Rhune führt, einem beliebten Ausflugsziel, denn es fährt eine kleine Zahnradbahn zum Gipfel dieses Berges, welcher eine fantastische Sicht auf die Pyrenäen und auf die Küste verspricht.
Doch für uns ist der Weg das Ziel und dieser ist leider wie befürchtet nicht wenig befahren. Wir radeln geordnet hintereinander ich bilde das Schlusslicht und bin irritiert. Ich habe tatsächlich Probleme, dem Tempo meiner Familie zu folgen, kontrolliere den Reifendruck, die Bremse, vielleicht schleift etwas. Aber nein, alles in Ordnung. Hätte ich heute Morgen vielleicht doch das ein oder andere nicht in MEINE Taschen packen sollen?! Ich bin entsetzt über meine fehlende Kondition und beschließe meinem Sohn morgen ein paar schwere Dinge in sein Gepäck zu schmuggeln.






Oben angekommen herrscht unfassbarer Andrang an der kleinen Bahnstation. Unzählige Menschen stehen schwitzend in der Sonne und warten und warten.






Wir pausieren gemütlich im Schatten eines Baumes und sind froh, uns nicht einreihen zu müssen.
Ein riesiger Souvenirshop lockt meine Tochter und sie ersteht eine Kuhglocke deren Gebimmel uns fortan begleiten soll; dass dieses jedoch so manchen Hund hellhörig werden lässt bemerken wir erst später.

Wir verlassen die D4 suchen die kleinste Straße und endlich herrscht Ruhe. Wir rollen gemütlich bergab , um kurze Zeit später wieder kräftig bergauf nach Sare zu treten. Der Camping selbst liegt außerhalb des Ortes, also wieder hinunter und hinauf und wir befürchten den Weg ein weiteres Mal verloren zu haben. Endlich erblicken wir eine sehr nette alte Frau am Wegesrand, die uns den entscheidenden Hinweis gibt:“ Wenn ihr immer weiter geradeaus fahrt, so kommt ihr nach Spanien. Wenn ihr zuvor links abbiegt, zum Camping!“
Sehr verlockend ist der Gedanke einfach über die Grenze zu fahren, doch die Vernunft siegt und kurz darauf steht unser Zelt auf einem kleinen gemütlichen Camping auf einer noch immer vom Regen vollgesogenen Wiese. So wird es mit untergehender Sonne sehr feucht und kühl und wir flüchten zeitig ins Zelt.




Montag, 18.08. Sare - Helette, 45 km, 840 hm

Wir starten ein wenig früher als am Tag zuvor, doch noch fehlt die Routine beim packen. Es dauert ein paar Tage bis jeder weiß, was zu wem in welche Satteltaschen gehört und wem welche Aufgabe zuteil wird.

Wir freuen uns über Sonnenschein bei noch frischen Temperaturen, radeln zurück nach Sare und besuchen dort erstmal die Kirche; die Kinder trotten lustlos hinterher und die Besichtigung ist rasch beendet.






Wir folgen nur ein kurzes Stück der D4 und biegen dann auf eine der kleinen“ weißen“ Straßen ( IGN Karten 1:100000) ab, mit denen wir bisher sehr gute Erfahrungen in Frankreich machten. Meist sind sie nur wenig befahren. Doch heute ist der Verkehr äußerst unangenehm und wir befürchten, dass dies so bleiben wird, bis wir bemerken, dass zahlreiche Umleitungen für die viele Fahrzeuge verantwortlich sind.
Als auch wir auf eine Umleitung geschickt werden sollen bringen wir in Erfahrung, dass der gesperrte Weg mit dem Rad durchgängig zu befahren ist und freuen uns auf eine autofreie Straße. Diese nutzen wir auch in ihrer vollen Breite, denn bei Steigungen von z.T. über 15 % fahre ich gerne Schlangenlinien. Wieso meine zehnjährige Tochter mit der am wenigsten berggängigen Übersetzung nicht absteigen und schieben muss bleibt mir ein Rätsel. Luca fährt gerne etwas schneller, so rennt er, kaum oben angekommen, zurück und bietet seine Hilfe an. Dies wiederum motiviert Anna so sehr, dass auch sie es ihm gleichtut! Ich brauche also, als die meist langsamste, keine Sorge zu haben, am Ende des Berges gibt es bei Bedarf eine“ Schiebehilfe“ schmunzel










So kämpfen wir uns den Tag durch ein ständig steiles Auf und Ab und Anna bemerkt folgerichtig die Ungerechtigkeit des langsamen, mühsamen Anstiegs und der viel zu kurzen Abfahrt! Doch wie immer entschädigt die Landschaft, die Aussicht, die netten Menschen, welche die Kids durch zunächst erstaunte Blicke und darauf folgende anerkennende Rufe und „ Daumen hoch“ zu Höchstleistungen anregen.
Das Wetter wird schlechter, der Tag länger, die Beine müde und wir sind sehr froh, als wir in Helette tatsächlich einen Wegweiser zum Campingplatz erblicken, denn dessen Existenz schien uns nicht sicher zu sein. Selbstverständlich liegt auch dieser 3 km außerhalb des Ortes und der Weg führt stetig bergan. Ich fluche lautlos und überlege, ob ich mir Sorgen um meine Tochter machen muss, die diese letzte Strecke singend bezwingt!!!! Sie bemängelt lediglich, dass wir am nächsten Morgen genau dieselbe Strecke wieder zurück radeln müssen und das Ganze somit umsonst ist.
Nach 800 hm angekommen auf einem idyllischen Camping a la ferme mit dem verlockenden Namen „Ospitalia“ fängt es bald an zu nieseln. Schnell geduscht, gegessen, den Kindern verbal Orden verliehen und müde in den Schlafsack gefallen





Dienstag, 19.08. Helette - Navarrenx , 54km, 650hm

Am nächsten Morgen hat es aufgehört zu regnen, aber es ist noch immer trüb und es keine Sonne in Sicht, doch zumindest können wir unser Zelt halbwegs trocken einpacken. Wir rollen gemütlich zurück auf unsere kleine Nebenstraße und sind froh, daß die heutigen Anstiege weniger heftig sind als gestern.
Allerdings wundern wir uns über unseren Reiseführer, der diese Gegend als äußerst dünn besiedelt beschreibt, sogar das Ende der Welt soll hier irgendwo in der Nähe sein! Diese Ansicht können wir nicht teilen und die Einsamkeit finden wir erst als wir in einen holprigen Waldweg abbiegen, um eine vielbefahrene Straße zu meiden. Anna und Luca sind begeistert, bald nicht mehr zu sehen nur noch zu hören – Annas Kuhglocke und die Freudenschreie der Kinder über die Offroad Strecke.
Die Freude währt nicht lange, schon bald hat uns der Asphalt wieder und wir radeln über St. Palais weiter nach Navarrenx, einem kleinen netten Ort an der Gave d`Oleron mit einem Campingplatz, der sich ausnahmsweise Im Ort befindet.















Wir beschließen hier einen Pausentag zu verbringen.


Mittwoch 20.08. Navarrenx Ruhetag


Nach dem Besuch eines kleinen Marktes in Navarrenx und gemütlichem Bummel durch den Ort und Kaffee trinken, könnte man meinen wir hätten tatsächlich Urlaub .-).
Die Kinder wagen sich in den Pool, ich nicht, es ist deutlich zu kalt und abends stoßen noch Freunde zu uns, mit denen wir einen gemütlichen Abend mit leckerem Käse, Oliven, Baguette und reichlich Rosé vor dem Zelt verbringen, bis uns die Temperaturen in den warmen Schlafsack zwingen.



Donnerstag 21.08. Navarrenx - Arudy , 48km, 420hm

Nachdem wir uns von unseren Freunden verabschiedet haben starten wir noch einen „Großeinkauf“ im Supermarkt, der uns wie immer viel Zeit kostet und so steigen wir erst gegen Mittag auf unsere Räder.
Doch mangels steiler Steigungen kommen wir zügig voran, bis sich uns plötzlich, inmitten eines kleinen Dorfes, zwei Hunde beachtlicher Größe bellend in den Weg stellen, der eine vor, der andere hinter uns. Trotz lautem Bellen wirken sie aber nicht aggressiv und nachdem wir stehen bleiben und erst mal abwarten verlieren sie das Interesse an uns und verschwinden wieder in ihrer Hofeinfahrt. Wir wollen weiter, Anna steigt auf ihr Rad, die Kuhglocke bimmelt und sofort springt der eine Hund erneut an unsere Seite. Erneutes Stillhalten- Hund weg, kurzes Bimmeln- Hund da, Stille- Hund weg- Bimmeln-wieder da…… okay! Wir verstauen die Glocke tief in Annas Satteltasche und wir können ungestört weiter fahren. Hundegebell hinter verschlossenen Toren wird nun bedeutend seltener.


Schnell weg bevor der Hund kommt!

Wir machen in Oloron-Sainte-Marie unsere Mittagspause und uns fällt ein Lindt Prospekt in die Hände. Sollte es hier tatsächlich einen Schokoladenfabrikverkauf geben?! Wir machen uns auf die Suche und nachdem wir erst falsch abgebogen sind geleitet uns bald der unverkennbare Schokoladengeruch ans Ziel! Unglaublich, welch Köstlichkeiten. Luca würde am liebsten sofort unseren Bus holen und das Radeln abbrechen, um groß einkaufen zu können.
Wir einigen uns schließlich darauf, nur ein 1 Kilo Überraschungspaket mitzunehmen. Wir hoffen noch immer auf warmes Wetter und geschmolzene Schokolade in Radeltaschen ist nicht ganz so lecker.





In Arudy angekommen, das anders als die Orte zuvor sehr an ein alpines Bergdorf erinnert suchen wir eine, zum Glück noch geöffnete, Touriinfo auf, da wir kein Campingplatzschild entdecken können.
Ich bleibe draußen und mache ein paar Fotos, als der Rest der Familie zu den Rädern eilt, gefolgt von einer Frau, die sich ins Auto setzt und meinen Lieben vorausfährt. Irritiert eile ich mich, hinterherzukommen und höre von Markus nur ein „ Ich weiß auch nicht so richtig, hab nur verstanden wir sollen hinterher fahren….. ist schwierig zu finden…., ist vielleicht gar kein Campingplatz….“
Nach wenigen Minuten fahren wir an einem Sportplatz vorbei, dahinter ist schön an einem Fluss gelegen ein Camping Municipal. Die nette Frau aus der Info ist noch sehr bemüht, uns Duschmarken zu organisieren, was ihr jedoch nicht gelingt, denn es ist schon spät und der Hausmeister des Sportplatzes nach Hause gegangen und so gibt es heute eben nur eine Katzenwäsche. Wir sind sehr angetan von der Hilfsbereitschaft und dem kleinen Platz, der tatsächlich nichts, keinen Cent kostet! Lediglich für die Dusche hätten wir einen Obolus entrichten müssen. Wir können kaum glauben, daß es so etwas tatsächlich noch gibt.
Nach dem Essen öffnen wir unser Überraschungspaket und testen Schokolade, bis wir nur noch ins Zelt kugeln können. 











Fortsetzung folgt..