2.6.2015

Auch heute weht der Wind stramm vom Atlantik her. Frühstück gibt es im Gemeinschaftszelt und beim Zusammenpacken tun meine Wäscheklammern gute Dienste. Alles, was nicht festgebunden ist, saust quer über den Platz davon. Wir sind guter Dinge. Der Westwind wird uns zügig zurück nach Angers bringen. Mit Isomatten sind wir jetzt wieder komfortabel ausgestattet. Wenn auch die neue eine halbe Fahrradtasche einnimmt und da auch nur reinpasst, wenn man sehr genau rollt. Und bald sind wir in Chalonnes, wo das Weltkulturerbe Loiretal beginnt. Weshalb wir eigentlich unterwegs sind.

Zunächst einmal geht es wieder über die Brücke. Der Seitenwind ist genauso heftig wie der Verkehr. Über die nächste will ich unbedingt schieben. Wieder kürzen wir den Radweg ab, indem wir geradeaus die viel kürzere und praktisch unbefahrene Straße nehmen. Dort, wo wir wieder auf den Radweg treffen, kommt eine Gruppe von drei Schweizer Ehepaaren den offiziellen Radweg entlang. Wir fahren zusammen weiter. Einen flotten Stil. Der Wind schiebt und wir spornen uns gegenseitig an. Bald sind wir in Saint-Florent-le-Vieil. Hier kehren die Schweizer zum Mehrgangmenü im Viele-Sterne-Restaurant ein. Für sie sind Restaurants und Hotels hier zu Spottpreisen erhältlich. Wir essen Baguette und Käse auf einer Bank am Flussufer und fahren bald weiter.

Nach Montjean-sur-Loire geht es jetzt die uns schon bekannte schnurgerade Straße auf dem Damm entlang. Dummerweise Richtung Nord-Ost. Der Westwind kommt jetzt von schräg hinten und ist eher unangenehm. Gegenüber von Ingrandes biegt die Loire Richtung Süd-Ost. Das ist windtechnisch auch nicht besser. Die meisten Radler kommen uns entgegen und finden den Wind überhaupt nicht komisch. Einige denken an Abbruch. Einige meinen, so etwas sollte auf einem Premium-Radweg eigentlich verboten sein.

Über die Basse-Ile fahren wir nach Chalonnes. Wieder am geschlossenen Cafe Lenin vorbei. Da uns gerade danach ist, setzen wir uns an einen der Gartentische, um kurz Pause zu machen. Das Cafe sieht aus, als hätte es für länger geschlossen. Am Ende der Insel noch kurz über die Brücke und schon kennen wir uns aus, fahren zu den Supermärkten und frequentieren auch wieder die Miniaturtankstelle. Als die Tankwartin drauf besteht, uns auf die überreichten 1,5 € auch noch herauszugeben, gehe ich ihr nach, um ihr den Weg zu verkürzen. Und siehe da: sie betreibt hinter der Zapfsäule eine kleine Kneipe.

Zurück über die erste Brücke folgen wir den Loire-Radweg-Wegweisern. Eine überflüssige Tat. Das andere Ende der Insel, das hier noch umrundet wird, ist ziemlich reizlos. Und zum Dank dürfen wir den reichlichen Rückenwind hier auch noch einmal von vorne genießen. Auf heftigem Kopfsteinpflaster.

Zügig über die beiden nächsten Brücken kommen wir auf die Dammstraße und sind bald wieder in La Possoniere, wo wir vor kurzem übernachtet haben. Direkt neben dem CP liegt der örtliche Hafen mit einem sehr hübschen Rastplatz, schöner Aussicht und im Moment geschlossenem, aber vielversprechend aussehenden Kiosk. Auch über den Berg nach Savenniere kommen wir fix und gönnen uns nun eine Besichtigung der romanischen Kirche dort, sowie ein Glas Wein auf dem idyllischen Kirchplatz, wo schon etliche Radler sitzen.
In Bouchemaine passieren wir den Abzweig ins Zentrum von Angers. Der Tag ist nicht mehr besonders jung. Und die Strecke hier auch nicht sehr einladend. Die große Stadt liegt zwar nicht an der Loire, aber irgendwie doch. Es gibt viel Verkehr, eine merkwürdige Wegführung und irgendwie ist der Rückenwind nicht mehr zuverlässig.

So quartieren wir uns auf dem Campingplatz in Pont-de-Cé ein. Er ist relativ belebt. Neben uns zelten zwei Radler, die sich heftig streiten und damit auch bis zu ihrer Abreise nicht mehr aufhören. Sie scheinen hier zu starten und kommen weder mit ihrem Zelt, noch mit ihrem Kocher, noch mit ihren Rädern zurecht. Irgendwie nervig.