4.6.2015

Auch heute ist wieder mit über 30 Grad zu rechnen. Wir möchten von hier aus als erstes einen Abstecher nach Fontevraud machen. Wir kennen die Abtei zwar schon, würden sie aber gerne noch einmal sehen. Wir verzichten darauf, nach Montsoreau zurückzufahren, um den von Bikeline vorgeschlagenen Weg für diesen Abstecher zu nehmen, sondern entscheiden uns für den direkten Weg über die Straße. Sobald wir die Loire verlassen geht es bergauf. Trotz der frühen Uhrzeit brennt die Sonne schon ganz nett. Ein Stück abwärts und schließlich wieder bergauf durch den Ort. Läden und Kneipen haben noch geschlossen. Reisebusse sind schon fleißig unterwegs. Wir gehören mit zu den ersten, die das Gelände betreten.

Die Abtei bildet den größten zusammenhängenden Kloster-Komplex Europas. 1100 gegründet war die Anlage lange Zeit Gefängnis. Wie zum Beispiel auch Clairvaux. Bis auf ein übersichtliches Museum hat man alle Erinnerungen an die Gefängnis-Zeit entfernt. Dadurch wirkt alles etwas steril. Frisch gereinigt. Wie ein Neubau. Kahl natürlich auch. Das trägt zur Monumentalität erheblich bei. In der Kirche befinden sich einige Gräber. Zum Beispiel das von Richard Löwenherz. Weshalb unsere Kinder hier vor Jahren stark beeindruckt waren. Aber auch das von Eleonore von Aquitanien. Neben der Kirche gibt es noch einige museal genutzte Räume am Kreuzgang und am Ende das Küchengebäude mit seinen unzähligen Schornsteinen.

Für den Rückweg fahren wir doch über Montsoreau. Das erspart uns die lange Steigung. Und so kommen wir auch noch einmal nach Candes-Saint-Martin. Die Kirche zum Gedächtnis des heiligen Martin ist jetzt geöffnet und innen schön kühl. Die Geschichte seines Todes lässt sich auf einer Tafel nachlesen. Sie war mir so in der Form nicht bekannt. Der Heilige ist tatsächlich hier gestorben. Er wurde später nach Tours überführt.

Ein Stück weiter überqueren wir die Vienne und biegen von der Straße, die weiter der Loire folgt ab, die Vienne entlang in Richtung Chinon. Hier geht es durch den Wald. Die Vienne rauscht. Es ist schattig und kühl. Sehr angenehm zu fahren. Bald biegen wir ab in Richtung Savigny-en-Veron, Dort müssen wir uns entscheiden, ob wir nach Chinon wollen. Da wir dort schon mehrfach waren, biegen wir ab, um wieder an die Loire zurückzukehren. Der Hakenschlag des Loire-Radwegs an dieser Stelle dient nach unserer Vermutung dazu, uns den Anblick des Kernkraftwerks am Ufer zu ersparen. Einen anderen Sinn können wir nicht entdecken.

In Avoine machen wir einen kurzen Stop an einem Supermarkt. In Le Néman biegen wir ab, um die Straße entlang zum Chateau d’Ussé zu fahren. Diese Strecke ist durchaus fordernd. Es geht ordentlich auf und ab. Und das bei der Hitze. Wir stellen fest, dass es Sommer geworden ist. Es ist nicht nur heiß. Die Landschaft ist nicht mehr grün, sondern gelb. Die Luft ist voller Insekten. Je später der Tag, desto mehr landen sie in Augen, Mund und Nase. Und ertrinken im Schweiß, der ständig die Haut bedeckt. In dieser Massivität haben wir das noch nicht erlebt. Abseits des Flussufers ist es etwas erträglicher.

Das Schloss von Ussé steht fotogen wie immer am Hang. Es ist in Privatbesitz, was sich speziell in gigantischen Eintrittspreisen niederschlägt. Wir haben schon auf früheren Reisen gelernt, dass die Schlösser meist von außen am schönsten sind. Innen gibt es diverse Räume. Ritterrüstungen. Man muss sie nicht alle gesehen haben. Wir sind also mit umfangreicheren Besichtigungen sparsam. Insofern kehren wir gegenüber im Cafe ein und gönnen uns etwas kaltes zu trinken.

Endspurt. Wir überqueren die Brücke vor dem Schloss in Richtung Loire und biegen an ihrem Ufer auf einen Dammweg ein. Mal direkt an der Loire, mal ein Stückchen weg, durch etliche Orte und Örtchen, sehr geradeaus geht es dahin. Der Weg zieht sich. Endlich biegen wir in Richtung Brücke nach Langeais ab. Dort wollen wir übernachten. Wir statten dem Schloss einen kurzen Besuch ab und suchen dann den Campingplatz auf, der neben einem Schwimmbad liegt, was uns gut gefällt. Aber leider – geschlossen.

Kommando zurück, aus der Stadt, über die Loire, zurück auf den Dammweg. Nach der Unterquerung der Autobahn treffen wir auf die Mündung des Cher. Der Loire-Radweg folgt ab hier dem Cher, der parallel zur Loire verläuft. Auch hier ein Dammweg. Vorbei am Schloss Villandry, das wir morgen besichtigen wollen bis nach Savonnières, wo der nächste CP liegt. Der Ort ist ganz nett. Wir kaufen uns noch frisches Baguette.

Der Campingplatz ist fast leer, ob wohl recht ordentlich ausgestattet. Wir bauen unser Zelt auf, gehen duschen und kochen uns was Nettes.