Hi Jörg

Zitat:
Gab es denn irgendwelche Probleme behördlicher Art? Konntest du überall frei reisen? Kann man mittlerweile auch in Richtung Tibet radeln, ohne amtliche Begleiter?


Zunächst: Ich bereiste die Provinz Sichuan, die an und für sich erstmal keine Reiseeinschänkungen beinhaltet. Allerdings gab es in der Vergangenheit (vor allem 2008 bis 2012) immer mal wieder Einschränkungen für einzelnde Distrikte oder Städte/Dörfer. Aktuell besteht eine solche Einschränkung für das Tal, in dem das Kloster Larung Gar liegt, weil dieses Kloster mit über 5000 Mönchen "verkleinert" werden soll.
Ich hatte mich vorher informiert (hier), wie die Situation in Sichuan momentan ist.
Ähnliche Einschränkungen gibt es eben für Regionen auch in Gansu/Qinghai und auch in Xinjiang. Im Allgemeinen sind diese Provinzen jedoch "offen" und man kommt ganz gut zurecht. So möchte ich gerne nächstes Jahr meine China-Tour in Gansu/Qinghai fortsetzen.

Leider war jede Information, die ich von Chinesen bekam (zb. Kollegen an der Uni) vermischt mit Sorge, dass es "unmöglich" und "gefährlich" (wegen den "Wilden" - so wörtlich die Bezeichnung für die Tibeter) ist, als AusländerIn alleine dort zu reisen, und diese Angst und Sorge wird dann gerne als "es geht nicht", oder "du darfst nicht" formuliert. Da muss man aufpassen. Die "normalen" Chinesen können die Bedürfnisse von Radreisenden überhaupt nicht einschätzen.

Ich hatte keine Probleme mit Behörden, war aber auch nicht in "kritischen" Regionen unterwegs.

Anders ist es mit der Provinz "Tibet": Hier geht es seit 2008 nur noch als organisierte Tour, d.h. man kann grundsätzlich schon (auch alleine) dort reisen, es muss aber dann zwingend ein Guide mit Fahrzeug hinterherfahren. Z.b. die klassischen Mountainbike-Touren Lhasa-Kathmandu gehen, aber organisiert. Die Alternative: sich irngendwie (auch nachts) durchwursteln, aber das ist im Zeitalter von Mobiltelefonen um ein vielfältiges schwieriger geworden. Es ist sogar so, dass Tibeter in der Provinz Tibet dafür bezahlt werden (bis zu 2000€), wenn sie "illegal" reisende Ausländer ausliefern. Ich kenne Personen, denen das so ergangen ist.

Zitat:
Wie ist die Versorgungssituation dort (Gas/Spiritus, Essen, Trinken, Fahrrad-Ersatzteile, Hotels/Hostels)?


Es gibt in China grundsätzlich Gaskartuschen, zumindest in größeren Städten. Diese findet man dann in Outdoorläden. Mir ist die Suche danach aber zu blöd gewesen, daher mit Benzinkocher unterwegs. Tankstellen gibt es, seit das chinesische Straßennetz gut ausgebaut wurde/wird, (fast) überall.

Essen und Trinken ist, solange man sich auf den öffentlichen Straßen bewegt, überhaupt kein Problem. Jedes Dorf hat irgend einen Kramladen, wo es bunte Kaltgetränke, Wasser in Flaschen, Instantnudeln, Kekse etc. gibt. Es ist aber in kleineren Orten manchmal nicht so einfach, diesen Laden zu finden... Häufig gibt es auch in kleinen Orten auch Imbiss-Restaurants, wo es für wenig Geld Nudeln, Teigtaschen, Reis etc gibt. Ich habe meist einmal am Tag an irgend so einer Bude gegessen, einfach weil es so lecker war.
Fahrrad-Ersatzteile: Hier kann man an den Mopendwerkstätten manchmal fündig werden. Fahrradschlauch und Flickzeug konnte ich dort erwerben. Die Auswahl ist halt nicht groß, und wenn man Pech hat, muss man einige Werkstätten abklappern, bis man gefunden hat, was man braucht. In größeren Städten gibt es auch Fahrradläden (meist Giant). Spezialteile, und dazu gehört auch zb. eine 26''-32-Loch-Felge, sind halt schwer zu finden.

Hotels/Übernachtung: Ich zelte ja gerne, und ja, das ist manchmal schwierig, gerade in besiedelten Gebieten, aber ich hatte nie Probleme.
Wenn man mit dem Bus irgendwo ankommt, oder auch an viel besuchten Sehenswürdigkeiten, gibt es immer einige Leute die Familienherbergen betreiben und dann gezielt potenzielle Kunden abfangen. Auf diese Weise kommt man recht effizient und billig zu einer Übernachtung. Ansonsten muss man halt auch die chinesischen Zeichen für "Hotel", "Gasthof", "Herberge"... kennen - will heißen, es gibt im Chineischen auch mehrere Wörter dafür... Zimmerpreise sind meiner Erfahrung nach auch verhandelbar.

Zitat:
Wie verständigst du dich mit den Leuten dort?

Chinesisch. Ortsnamen sollte man unbedingt in Zeichen erkennen können und mit Fingern zählen können, dann kommt man schon weit. Es gibt in den Buchläden sehr gute Straßenkarten für die einzelnen Provinzen und die sind extrem nützlich, wenn man mal mit Einheimischen über die Route sprechen will/muss und halt wegen der Zeichen für die Ortsnamen.
Ich bin aber grundsätzlich jemand, der auch zurecht kommt, wenn ich die Sprache nicht kann, aber das ist ja sehr individuell... Da ich auf dieser Reise doch immer mal wieder essen ging, und auch mal im Hotel übernachtete, und dann dieses Problem mit den Hinterreifen hatte, war ich doch sehr froh drum, mich einigermaßen verständigen zu können, bzw das Wesentliche (Speisekarten, Hinweisschilder) lesen zu können. Sprachkenntnisse, mindestens für Zahlen in Wort und Fingerzeichen, sind essenziell für Preisverhandlungen, und das ist oft nötig (oder man zahlt dann halt zu viel...).

Auf dieser Reise in Sichuan war mit Englisch nicht viel zu erreichen. Es ist aber schon so, dass Englisch sich mehr und mehr verbreitet, und es zb. wenn man Glück hat in den Busstationen eine Person gibt, die Englisch kann. Oft hatte ich auch jüngere Chinesen erlebt, die dann Hilfe anbieten, weil sie etwas Englisch können. Je größer die Stadt, desto mehr Englisch.




Ansonsten danke für die Info mit dem geschlossenen Kettenkasten. Muss ich nochmal ein bischen zu recherchieren...

so long,
Waltraud