Dauer:12 Tage
Zeitraum:20.5.2011 bis 31.5.2011
Entfernung:1395 Kilometer
Bereiste Länder:deDeutschland
frFrankreich
chSchweiz

Zusammenfassung: Ich hatte im Mai etwa 10 Tage zur Verfügung, um einen wunderschönen Track nachzufahren, den mir das ehemalige Forumsmitglied JulC (der sogenannte „Fleischer“) ans Herz gelegt hatte. Dieser Track läßt einen die ganze Vielfalt der Naturlandschaften von der Schweiz bis ans Mittelmeer hautnah miterleben. Der Track führt von Basel durch die französische Schweiz (Jura) an den Genfer See, von dort über Chambéry nach Grenoble und dann durch den Vercors an die Rhône. Vom Languedoc geht es dann am Rande der Cévennen in die Gegend von Béziers bis ans Mittelmeer. Es war auch die erste Reise mit meinem neuen Rennrad mit Reiseausstattung und ich wollte herausfinden, ob sich dieses Fahrradkonzept bewährt. Eine durchschnittliche Etappenlänge von 145km bei 1323 Höhenmetern spricht für sich. Das Fahrrad läuft wunderbar leicht, die gesparte Kraft läßt sich in längere Etappen investieren. Sehr angenehm sind die verschiedenen Griffmöglichkeiten am Rennlenker. Und störungsfrei war die Reise auch, außer einer kleineren Reifenpanne ist nichts gewesen.

Da wir hier ein internationales Radreiseforum haben, möchte ich für die französischsprachigen Leser die Zusammenfassung wiederholen:

Au mois de mai j’avais environ dix jours à ma disposition pour suivre à vélo un merveilleux tracé que JulC, un ancien membre de notre forum (surnommé „le boucher“ à cause de ses longues et difficiles sorties à vélo), m’avait spécialement recommandé. Ce tracé reflète toute la variété des paysages naturels de la Suisse jusqu’à la Méditerranée. Il nous mène de Bâle au Lac Léman en traversant le Jura suisse pour continuer par Chambéry, Grenoble et le Vercors jusqu’au Rhône. Une fois arrivé au Languedoc, le voyage continue au bord des Cévennes jusqu’à Béziers et de là le tracé rejoint la Méditerranée. C’etait le premier voyage avec mon nouveau vélo de course équipé pour le cyclotourisme. J’ai atteint une longueur moyenne des étappes journalières de 145km, avec un dénivelé moyen de 1323 m, ce qui démontre la qualité du concept. Le vélo roule sans effort à la manière des machines de course, la force économisée permet d’allonger les étapes. La possibilité de varier à guise la position des mains au guidon est très relaxante. En surplus, il n’y avait pas de soucis techniques avec le vélo, le seul défaut etait une crevaison mineure.
Dokumentation: Den von mir aufgezeichneten Track kann man hier herunterladen. Die Fotos sind hier herunterladbar. Der Track kann auch nützlich sein für Leser, die mit GPS-Geräten nichts am Hut haben. Denn diese Datei im .gpx-Format läßt sich mit kostenlosen Programmen (z.B. RouteConverter.exe) in google Maps anzeigen. So kann jeder, der eine Internetverbindung hat, die Reise genau verfolgen.
Hinweis für Liebhaber des Programms „TTQV“: der Track hat 46.000 Punkte. TTQV verträgt aber nur maximal 32768 Punkte pro Track. Daher muß man den Track aufteilen, wenn man ihn in TTQV anschauen will.

Und nun ein paar Bilder von der wunderschönen Reise.

erster Tag:Kurz nach Basel wird es interessant im Birstal, wo viele kurze Eisenbahntunnel in der Schlucht gebaut wurden:

Dort passierte übrigens irgenwo auch die einzige Panne der Reise, ein Stich in den Reifen durch einen fiesen kleinen Glassplitter, konnte jedoch geflickt werden. Ansonsten haben sich die Marathon Supreme Reifen (28-622, 700x28C) hervorragend bewährt. Der Reifen ist nicht billig, bietet aber Marathon-Pannensicherheit und läuft trotzdem sehr leicht.
Am Ende des Tales muß pierrextr passenderweise den Col de Pierre Pertuis überqueren:

Am Bielersee überrascht ein uriges Elektroauto:
,
das Gegenteil vom ultraleichten deutschen Twike, es läuft nach Aussage des Besitzers etwa 90 km/h, Reichweite 40-50 km durch Bleibatterien, oha, das kann man doch auch per Rad erledigen. Es handelt sich um ein Schweizer Exotenfabrikat und ist nicht mehr erhältlich.
Nach einem kleinen Hügel wird dann der Lac de Neuchâtel erreicht, mit Möglichkeit zum Einkauf einer adäquaten Uhr:

Schließlich gönnt man sich ja sonst nichts. Neuchâtel atmet Reichtum aus. Repräsentative Limousinen und schnittige Cabrios prägen das Straßenbild. Das Radfahren am See entlang ist natürlich ein Genuß, trotz Hungers verkneife ich mir im Supermarkt den Erwerb einer Nutella-Großpackung (5 kg, Größenvergleich mit Ortlieb-Tasche!):

Am südlichen Ende des Sees, Übernachtung auf dem Campingplatz mit wunderschönem Sonnenaufgang am nächsten Morgen:

zweiter Tag:
Nach dem schönen Sonnaufgang am Lac de Neuchâtel kommt der erste größere Paß, der Col du Marchairuz (1449m)

, auf dem Anstieg kommt man an der schönen Abtei Romainmôtier vorbei

und es gibt auch wieder Gelegenheit zum Erwerb von mechanischen Zeiteisen, ich schwanke noch zwischen Bréguet und Audemars Piguet

, oder ich nehme ein „billiges“ ETA-Manufakturwerk, welches auch hier hergestellt wird .
Für peterxtr kommt natürlich nur eine "fernreisetaugliche" Uhr in Frage! Dann gibt es eine rasante Abfahrt nach Genf, wo ich dem „Springbrunnen“ (Jet d’Eau) auf dem Zahn gefühlt habe:

Die Pumpenleistung beträgt übrigens 1000 kW.

dritter Tag:
Nach einer Zeltübernachtung etwa 40 km hinter Genf geht es durch den Val du Fier, einer tief eingeschnittenen Schlucht



, weiter zum Lac du Bourget. Ein pädagogisch wertvolles Verkehrsschild gibt Tipps zum Verhältnis Radfahrer-Autofahrer:

Der Lac du Bourget bietet eine schöne Fahrt am Ufer entlang:

In Chambéry tritt nochmals die pädagogische Ader der französischen Verkehrsbehörde zu Tage. Wegen eines kleinen, ansatzweise unübersichtlichen Bogens im Radweg soll ich hupen und es wird auf dem Schild angegeben, welcher Paragraph die Ausrüstung des Rades mit einer Tonsignaleinrichtung vorschreibt:

Schönheitsfehler dabei: die abgebildete Vuvuzela dürfte wohl nicht regelkonform sein. Es gibt auch noch Nachhilfe in puncto Helm:

Peterxtr hat beiden Schildern nicht entsprochen! Keine Tröte und nix auf dem Dözer!
Grenoble ist nicht mehr weit, und in einem Vorort kann man gut die französische Radwege-Philosophie studieren:

Die Verkehrsplaner haben das Ziel, kleine Extra-Straßen für die Radfahrer zu erschaffen. Bei jeder Hofeinfahrt werden die Radfahrer durch gefährliche Stöcke dazu angehalten, auf ihrer Spur zu bleiben und nicht im Reich der Fußgänger zu wildern. Zur Straße hin ist eine steinerne Rippe eingebaut. Überholen einer Oma auf Senioren-Rad mit tiefem Durchstieg wird unmöglich. Für mich die Steilvorlage für unsinnige Geldverschwendung, die Schweiz hatte gezeigt, wie ein billiger und trotzdem nützlicher Radweg aussieht:

Einfach die Straße etwas breiter machen, und alle Probleme sind gelöst. Hinter Grenoble erreicht man die interessante Berglandschaft des Vercors. Man überquert den 45. Breitengrad auf dem Anstieg in den Vercors:

In der Abendsonne bietet sich ein großartiges Bergpanorama:

Vierter Tag:
Nach einer Zeltübernachtung in einem abgeschiedenen Tal erreiche ich Gresse-en-Vercors. Das Dorf ist Mittelpunkt für Wanderungen, ich nutze den Campingplatz und lasse das Rad schon morgens stehen. Denn es ist leicht möglich auf den Grand Veymont zu wandern, der eine hervorragende Aussicht auf den Mont Aiguille bietet. Der Grand Veymont (ca. 2400m) ist der höchste Berg des Vercors, der Aiguille ist aber der interessanteste. Auf der Hochfläche dieses Kletterberges ist eine Wiese, auf der man exklusiv zelten könnte. Der Aiguille zeigte sich zickig, ich mußte eine Stunde warten, bis die ihn umhüllenden Wolken abgezogen waren:

Für spätere Unternehmungen reizt mich der Berg, allerdings ist Kletterausrüstung erforderlich. Da die Wanderung auf den Veymont einfach ist, bin ich bereits gegen 18 Uhr wieder am Campingplatz. Daher war auch noch Zeit, abends den Verlockungen der Gastronomie zu erliegen, im Dorf war trotz Nebensaison noch ein Lokal offen, welches ein interessant schmeckendes Kürbis-Gratin als Beilage zum Fleisch anbot. Der Campingplatz war ruhig, absolute Nebensaison, ich konnte sogar Akkus aufladen im Waschraum, denn Diebstahl war nicht zu befürchten. Der Vercors ist absolut empfehlenswert, es gibt überall wunderschöne Aussichten, hier noch ein Blick vom Grand Veymont:

fünfter Tag:
Da Gresse auf etwa 1000m Höhe liegt, ist morgens das Zelt von außen ganz naß durch morgentlichen Tau, es ist auch recht kühl morgens. In der Morgensonne kann ich nochmal den Mont Aiguille aus der Nähe fotografieren:

Bei ordentlicher Hitze geht es zum Col de Grimone (1318m), eine schöne Anfahrt durch Kalkstein-Landschaft. Nach dem Genuß der Abfahrt erreicht die Straße den Lauf des Gats, einem Gebirgsbach, der eine spektakuläre Schlucht (Gorge des Gats) gegraben hat. Es gibt kaum Autoverkehr, eine echte Genußfahrt:







Es gibt auch einen ganz schmalen Nebenfluß, der eine extrem enge Nebenschlucht gegraben hat, in die gerade ein Mensch hineinpaßt, der Rio Sourd („tauber Bach“):

Übernachtet wird in der Nähe von Nyons, wo ich für den „Fleischer“ noch echtes Nyons-Olivenöl erwerbe, welches eine Spezialität der Gegend ist. Auf dem Weg nach Nyons sind auch noch 2 Pässe zu überwinden und der Eintritt in südlichere Gefilde macht sich bemerkbar durch Temperaturen weit über 30 Grad. Ich beschließe, am nächsten Tag Mittagspause zu machen.
sechster Tag:
Morgens wird die Rhône überquert

, und am Straßenrand wachsen Opuntien

Mittagspause ist erforderlich, ab von 13 bis 17 Uhr stechende Sonne. Die Zeit muß man hereinholen durch Start bei Sonnenaufgang (um 05.30 etwa). Abends wird die Gegend des Pic Saint Loup erreicht, eines Ausläufers der Cévennen

siebter Tag:
Der frühe Start klappt. Die Berge sind bedeckt von der Garrigue, einer Vegetationsform mit kurzwüchsigen Bäumen, die nicht viel Wasser benötigen. Auf der Straße fällt plötzlich ein schöner großer Käfer auf:

Interessant ist ein aufgegebenes Straßenbauprojekt in einem Seitental der Hérault

Nun folgt die einzige Schiebestrecke der Reise, es geht teilweise über einen Wanderweg von St. André de Buèges nach St. Jean de Buèges. Das Stück ist ca. 3 km lang. Der Ort St. Jean de Buèges und der kristallklare Bach Buèges entschädigen allerdings mehr als genug für die Schieberei. Das Dorf ist nicht touristisch verseucht und löst das Problem des Tages, denn unter einer riesigen Platane wird ein Menü serviert:

Es gibt viele malerische Ecken:

Der Quelltopf der Buèges ist eine besondere Attraktion: aus der bläulich schimmernden Tiefe entspringt der Bach aus einer Karstquelle

Im klaren, trinkbaren Wasser tummeln sich Fische. Die Mittagspause findet an der Buèges statt, mit willkommener Gelegenheit zur Erfrischung im kalten Wasser. Nach St. Jean de Buèges wird die Straße schmal und führt in die Causses, dem Übergang der Cévennen in die Ebene. Die schmale Straße hat den Charakter schottischer Landstraßen, nur gibt es hier noch nicht mal „passing places“, also keine Aufweitungen der Straße zur Erleichterung von Fahrzeugbegegnungen. Hier können Autofahrer ihr Führerscheinwissen festigen, sie dürfen nur so schnell fahren, daß sie in der halben überschaubaren Strecke zum Halten kommen.

In den Causses kann optimal gezeltet werden:

Für Autofreaks noch ein Bild von einem Auto, daß man in Deutschland mit H-Kennzeichen fahren könnte:

Dieses urige Gefährt (Ami 8) mit Enten-Motor sollte der Versuch von Citroën sein, gegen die Konkurrenz von modernen Vierzylinder-Modellen wie dem R4 zu bestehen.
achter Tag:
Das Städtchen Lodève

bietet Gelegenheit zum Einkauf nach der langen Etappe in der Garrigue. Eine traditioneller Laden führt Lavendelhonig und frischen Ziegenkäse, zusammen ein Genuß auf Baguette. Die bergige, aber interessante Etappe führt nach Mons, wo in den Gorges de l’Héric übernachtet wird, einem wilden Seitental, an dessen Ende sich ein Ort mit 3 Einwohnern befindet. Der Weg durch die Gorges ist betoniert, mit dem Auto dürfen dort nur die wenigen Anwohner fahren. Also ein Fahrradweg der Extraklasse. Klare Pools ermöglichen Erfrischung

neunter Tag:
Heute wird das Katharerland erreicht. Zunächst muß jedoch St. Chinian angesteuert werden. Hier ist der herunterladbare Track von mir nachträglich verändert worden. Ich bin eine Spezialroute über Waldwege gefahren, diese bringt aber nichts außer Mühe. Ich habe daher den Track manuell verändert, so daß man jetzt über Asphaltstraßen fährt. Hier droht also keine Plagiatsaffäre à la Guttenberg, ich habe nur etwas Unattraktives entfernt. Der Canal du Midi wird überquert:

Der Fluß Orbieu erzeugt interessante Erosionsformen an einem Berg aus weichem Material:
Es geht sanft bergauf an Zypressen vorbei:

Ein geschlossenes mittelalterliches Stadtbild bietet Lagrasse mit der Abbaye St. Marie d’Orbieu:



Die ersten Burgruinen der Katharer erscheinen:

Auf der Paßhöhe warten mehrere Tunnel (Gorges du Terminet):

die Straße führt weiter nach Termes. Vor dem ersten Tunnel zweigt ein Feldweg ab und bietet eine Gelegenheit zum Zelten.
Hier endet der erste Teil. Wegen der zu großen Anzahl an Bildern muß ein zweites Posting begonnen werden.