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#781432 - 21.12.11 00:28 Italien einmal längs durch
asfriendsrust
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Beiträge: 323
Dauer:1 Monat
Zeitraum:18.5.2011 bis 16.6.2011
Entfernung:2000 Kilometer
Bereiste Länder:itItalien

Die erste Radreise, die länger als zwei Tage dauert sollte es werden. Das Übernachten in einem Zelt außerhalb der Bundesrepublik stellte eine weitere Premiere dar. Und dann gleich einmal komplett durch Italien - von Sizilien bis Verona. Die Standardradreise also. Deswegen will ich streckentechnisch auch nicht von jedem Fliegenschiss erzählen (auf Nachfrage kann ich Interessenten natürlich einen genaueren Einblick ermöglichen.), sondern den Fokus eher ein bisschen auf die erlebten Besonderheiten richten.
Ein Dank an dieser Stelle meinem Mitstreiter (zumindest für die Hälfte der Strecke) Tom (als tommy.cgn auch hier im Forum aktiv), ohne dessen Erfahrung ein Grünschnabel wie ich wohl schon wegen mangelnder Vorbereitung nach zwei Tagen die Segel hätte streichen müssen.

Tag 1
Los gings am Flughafen Berlin-Tegel, illegalerweise das Rad per Bus eben dahin transportiert, da dieses ohne Pedale, mit quergestelltem Lenker und in Luftpolsterfolie verpackt nicht mehr wirklich fahrtauglich war. 20€ kostet die Fahrradmitnahme bei Air-Berlin, oder auch weniger, ich weiß es nicht mehr. Am Check-In lief alles problemlos, das Rad wurde akzeptiert. Dort lernte ich auch direkt ein Mädel kennen, das ebenfalls mit dem Rad nach Catania wollte, ihre Reise allerdings auf Sizilien beschränkte. Lustigerweise fuhr sie – genau wie ich – ein Stevens Gran Turismo.
Gemeinsam versuchten wir dann ohne Kartenmaterial das Zentrum Catania’s zu finden und lernten so die Stadt per Rad kennen. Sie traf sich dann mit einer befreundeten Zugezogenen, ich suchte das Hostel, in dem ich mich mit meinem Mitfahrer treffen wollte, der schon ein paar Stunden eher angekommen war. Abends wurde die Stadt dann noch per Pedes besichtigt.


Catania, hinten ist die Ostflanke des Etna zu erahnen (Bild von Tom)

Tag 2 - Strecke
Es ging gleich am ersten Tag richtig los – der Etna sollte (zumindest halb) bezwungen werden. 95 km und 2000Hm sprechen für sich. Außerdem wurde mit 1600m ü. NN bereits am ersten Tag das Dach der Tour überquert. Beim Verlassen des Hostels fing es auch direkt an zu regnen und es sollte quasi bis zur Abfahrt nicht mehr aufhören. Was bei knapp 20°C auf Meeresniveau noch erträglich war, wurde bei irgendwas zwischen 5 und 10°C für mich zum ersten Härtetest. Bedingt durch meinen besseren Trainingsstand gewann ich wesentlich schneller an Höhe als Tom, der allerdings wegen GPS für den Streckenverlauf zuständig war. Da hieß es dann an jeder Weggabelung warten und wegen der Nässe von oben und innen ordentlich auskühlen.
Leider war vom Etna wegen des Wetters nicht allzu viel zu sehen, schön waren die Lavafelder und Eichenwälder trotzdem. Die Abfahrt war natürlich lustig, trotz kalter Finger. Und das Wetter wurde mit jedem Meter talwärts besser (wärmer sowieso) bis wir zwar nass, aber nicht frierend die Küste erreichten.

Leider (?) gab es bei der Wahl der Übernachtungsmöglichkeit wie später noch sehr oft Differenzen, weswegen Tom auf einem Campingplatz in Giardini Naxos nächtigte, ich noch über eine Stunde bis sehr kurz vor Dunkelheit unterwegs war um einen akzeptablen Platz zum Wildcampen finden. Äußerst schwierig, bei dieser verbauten und steil ins Landesinnere aufragenden Küste. Auf fast 200m Höhe fand ich dann eine kleine terrassenförmige Plantage, die nicht optimal (im Hinblick auf die mir sehr wichtige Gefahr entdeckt zu werden), aber akzeptabel schien. Und natürlich habe ich in dieser Nacht nicht gut geschlafen. Die Aufregung, das Neue, Unbekannte. Und dann die von Nacht zu Nacht nur langsam abnehmende Paranoia.. (Dieser Hund ist der Lautstärke seines Gebells zu urteilen gerade wesentlich näher gekommen!) Dazu später noch ein paar kleine Geschichten. Wenigstens gabs keinen Regen mehr.


Am Eingang (?) des Nationalparks (Bild von Tom)


typische Landschaft des Etna, Lavafelder und Eichenwälder


Die Abfahrt


Man finde hier mal einen ruhigen und ebenen Platz zum Zeltaufstellen..

Tag 3 - Strecke
Vor lauter Stress am Vorabend (hereinbrechende Dunkelheit beim Zeltaufbau) stellte ich erst am nächsten Morgen fest, dass die Bäume um mich herum Orangen tragen. Schön sauer waren die.
Nach einer Weile des Suchens – bedingt durch schlechte Absprache des Treffpunktes – fand ich dann auch Tom am Strand wieder, sodass die heutige Tagesaufgabe um etwa 10:30 Uhr fortgesetzt in Angriff genommen werden konnte. Zwischendurch gabs auch das erste Bad im Mittelmeer bei angenehm hohem Wellengang. Der weitere Weg führte konsequent an der Küste nach Messina. Ob des Verkehrs nicht wirklich spaßig, aber das ist ja hinlänglich bekannt. Die 10 km auf der gefühlt einzigen Straße Messinas bis zum Hafen verlangten deshalb ein Höchstmaß an Konzentration. Umso entspannender dann die Überfahrt mit der Fähre nach Villa San Giovanni.

Von da sind es noch 40 km bis zum heutigen Etappenziel Palmi. Die meiste Zeit parallel zur A3, die vom Lärmpegel her nicht stört, aber stets den Blick auf die Berge ein wenig verschandelt. Kurz vor Schluss gibt’s in Bagnara Calabra noch einen Anstieg auf knapp 500 m üNN, der sich wunderbar fahren lässt und mit herrlichen Ausblicken belohnt. Für mich sogar einer der schönsten Anstiege der gesamten Tour, das war so ein Ort, an dem ich am liebsten den ganzen Tag einfach nur die Seele baumeln gelassen und die Landschaft genossen hätte. Aber nein, es ging wieder runter bis fast auf Meeresniveau, zu einem Campingplatz, der eigentlich noch nicht offen hatte, uns aber trotzdem übernachten ließ (Ich bin aus irgendeinem mir unerfindlichen Grund davon ausgegangen, dass alles kostenlos ist). Zudem wurde extra für uns im hauseigenen Restaurant der Herd angeworfen und lecker gekocht. Die Gastgeberfamilie saß am Tisch neben uns und hatte nebenbei den Fernseher laufen, verstanden haben wir nichts. Die Leutchen da konnten leider auch nur italienisch. Mit drei Gläsern Wein und gut gefülltem Magen war dann auch die Nacht recht geruhsam.
Ich meine mich zu erinnern, dass es nachts noch ein wenig geregnet hat, dafür aber den vorangegangenen Tag nicht.


Morgendlicher Treffpunkt (Bild von Tom)


Küste südlich von Messina (Bild von Tom)


Doch noch einen „größeren“ Supermarkt gefunden. Hier der typische Einkauf: Wasser, Kekse, Bananen und Joghurt (Bild von Tom)


Kalabrische Küste


Wasserversorgungsstation


Der angesprochene Anstieg, der zum Verweilen einlud. Erhabenes Gefühl.

Tag 4 - Strecke
So wirklich kann ich mich an diesen Tag nicht erinnern. Scheint fahrradtechnisch nicht allzu viel passiert zu sein. Ich kann mich auch nicht mehr an den genauen Streckenverlauf erinnern, bin Tom stur hinterhergefahren und habe das Hirn ausgeschaltet. Es gab lediglich das erste Mal Pizza, die beste der gesamten Tour (und das in einem Laden, der große Pizzen stückweise verkauft..). Ach ja, es hat viel geregnet an dem Tag.
Bei einem Obsthändler an der Straße, der nebenan sein Feld bestellte, wollte ich noch ein paar Kirschen kaufen. Dazu hielt ich beide Hände auf, um ihm zu zeigen, wie viel ich den haben wollte. Er packte noch ein paar mehr drauf, Geld wollte er partout keines haben.

Und an eine Kreuzung mit drei Möglichkeiten der Weiterfahrt kann ich mich erinnern. Da die Beschilderung den nächsten Etappenort auf die untere Straße auswies, wurde diese genommen. Nach etwa einem Kilometer eine Straßensperrung, die ausgeschilderte Umleitung führte zurück zur angesprochenen Kreuzung, es handelte sich um die mittlere Straße. Von dieser Straße aus kommend war eine Umleitung auf die obere Straße erkennbar.. Bitte was hat sich derjenige dabei gedacht? Der Umweg führte drei Kilometer rund 300 Höhenmeter nach oben, zwischendrin wartete ich ewig auf Tom, der einfach nicht kam. Mir dämmerte es: Der ist wohl durch die Absperrung gefahren. Ich blieb aber meiner Linie treu, fuhr den deftigen Anstieg weiter hoch, hier wollte ich nicht umsonst hochgefahren sein. Oben im Nebel angekommen wurde ich von einem kläffenden Hund erwartet, der aber angesichts meiner wohl auch nach außen hin sichtbaren Gereiztheit ganz schnell den Schwanz einzog und auf den nächsten wartete.
Die Straße führte dann direkt wieder nach unten, Tom hatte mich tatsächlich überholt und wartete auf mich (die Straße war als Radfahrer problemlos nutzbar und verlief zudem völlig eben..).
Zielort war heute Gizzeria Lido, Tom auf einem Campingplatz, ich habe nach einer Weile einen netten Platz in einer Orangenplantage gefunden. Ziemlich nah am Flughafen von Lamezia Terme, wie sich nachts herausstellte.


(Bild von Tom)






(Bild von Tom)

Tag 5 - Strecke
Wir fragten am Vorabend bei einer geschlossenen, aber dennoch mit Inhabern gefüllten Strandbar nach, ob man sein Zelt nicht auf deren Grundstück stellen könnte. 10€ für beide wollten die haben. Wir überlegten eine Weile hin und her, fuhren erstmal zurück in den Ort, bis ich mich eben entschied, kostenlos zu zelten. Weil Tom das Angebot wahrnehmen wollte, machten wir aus, uns hier nach der Nacht wieder zu treffen.
Statt Tom traf ich tags darauf an diesem Ort allerdings ein Rudel Hunde, die einfach nicht abzuwimmeln waren. Erst als ich eins der Viecher mit dem Schuh erwischte gaben sie auf. Während ich dann auf Tom wartete (der gezwungen war, doch woanders zu nächtigen) unterhielt ich mich mit einem Anwohner. Der meinte, das Wetter war erst seit gestern so schlecht.. Das hörten wir öfter, scheinbar war Petrus uns nicht wohlgesonnen.
Das Radfahren war tagsüber wohl nicht sonderlich interessant, ich habe zumindest keine Bilder mehr im Kopf. Es ging stur an der Küste entlang.

Lediglich der Abend / die Nacht war erwähnenswert:
Wir saßen mit frischem Brot, Tomaten und Zwiebeln am Strand und überlegten, wo wir denn nächtigten. Aufgrund der totalen Leere am Strand von Cirella fiel unser Blick auf eine Art Strandbar, die Ende Mai noch nicht offen war. Die war rundherum prima überdacht, wir mussten nur den Schlafsack ausrollen und konnten schlafen. Besonderes Highlight war das nächtliche Gewitter, das uns von unserem trockenen Plätzchen keinerlei Sorgen bereitete. So ist nicht mal das Zelt nass geworden.


Der Blick ins trübe Landesinnere


Der Ort, in dem wir Brot kauften


Die Küste des Ortes, in dem wir Brot kauften, müsste Diamante gewesen sein


Ein Romantiker mag das jetzt wohl romantisch nennen


Menschenleerer Strand – hat auch Vorteile, wenn man so stinkt


Nachtlager (Bild von Tom)

Tag 6 - Strecke
Wie üblich beginnt der Tag wunderbar sonnig und da wir uns nicht erst irgendwo treffen müssen und uns dann doch nicht finden, geht’s auch recht zügig weiter, immer der Küste entlang, die hinter Praia A Mare sehr verkehrsarm und mit angenehmen Steigungen wunderbar zu fahren ist. Die wunderschöne Küste tut ihr übriges.
Wie schon den Tag zuvor machte sich heute zunehmend meine rechte Achillessehne bemerkbar. Eigentlich dachte ich, die Probleme, die ich damit in der Vergangenheit hatte (Achillessehnenreizungen bei bloßen Tagestouren, die dann eine Sportpause von zwei Wochen unabdingbar machten), wären durch den Kauf neuen Schuhwerks vor der Tour und den problemlosen Touren damit Geschichte. Mich hat das sehr betrübt, habe schon den Abbruch der Tour gesehen. Noch ging es, aber viel fehlte nicht mehr. Zur Abhilfe wurde der Sattel ein wenig nach unten korrigiert, darauf geachtet, dass der Fuß ordentlich auf dem Pedal steht und größtenteils mit dem linken Bein Kraft aufs Pedal übertragen.

Zudem stand in Sapri eine eintägige Trennung an, Tom wollte sich an einem Küstenort des Cilento mit Bekannten treffen, ich hatte mir in den Kopf gesetzt, den Cilento unbedingt im Hinterland zu durchqueren. Der miesen Ausschilderung wegen wurde in Sapri eine Stunde sinnlos vergondelt, bevor ich den Anstieg Richtung Caselle In Pittari ausfindig machen konnte. Wunderschöne Straße, kein Verkehr, moderate Steigung und Eichenwald, sowie schöne Ausblicke konnten das Herz erfreuen. Zu meinem Leidwesen fuhr ich offensichtlich direkt in ein Gewitter hinein, dass sich oben auf dem Berg hielt und langsam Richtung Sapri zu ziehen schien. Auf ein Berggewitter hatte ich allerdings so gar keine Lust, was nach langem hin und her die Umkehr und 300 nutzlose Höhenmeter mehr auf der Uhr bedeutete. Nutzlos ist hier allerdings das falsche Wort, die Phrase mit Weg=Ziel passte auf diesem Weg so sehr wie selten zuvor, ich bin sehr froh, da hochgefahren zu sein. Man ist bestimmt mal wieder in der Gegend, dann wird das mal komplett gefahren.

Wieder in Sapri schüttete es dann tatsächlich wie aus Kübeln, was mir Zeit ließ, die Streckenplanung neu zu überdenken. Schließlich fuhr ich dann komplett auf der SS18 weiter, eine entschärfte Version meiner ursprünglichen Route. Und irgendwie schien ich eine regenfreie Schneise erwischt zu haben, bis es in Alfano anfing zu regnen und nicht mehr aufhören wollte. Einen geeigneten Platz zum Zelten konnte ich in dem bergigen Areal nicht so recht finden, dazu der Regen und obendrein befand ich mich ja im Nationalpark, sodass in Alfano nach einer überdachten Möglichkeit Ausschau gehalten wurde. Beim Apotheker nachgefragt, da hatte ich am ehesten Hoffnung, dass der ein wenig Englisch spricht. Ich wurde dann von einem zum anderen geschickt, immer das Zauberwort „dormire“ gebrauchend, bis ich beim Inhaber eines Bed&Breakfast landete, der ein paar Jahre in Frankfurt lebte und erst am selben Tag wieder im Dorf war. Glück gehabt! 20€ waren für das dargebotene Zimmer äußerst akzeptabel. Dass das Wetter mit der Zimmerbuchung schlagartig besser wurde und plötzlich keine Wolke mehr am Himmel zu sehen war, war dann natürlich die logische Konsequenz.




Maratea


Gefiel mir fast besser als die Amalfitana, da auch lange nicht so überlaufen


Sapri, die Entscheidung, des Gewitters wegen umzudrehen reift gerade


Und plötzlich ist die Straße weg. Die Umfahrung hätte über 100 Höhenmeter Umweg bedeutet. Dafür mangelte es arg an Lust.


Stattdessen half ein Griff ins Gepäck, das Kletterseil wurde zweckentfremdet. Dass ich mir die Arbeit hätte erleichtern können, indem ich vorher die Taschen abgemacht hätte, fiel mir natürlich auch erst hinterher ein.


Alfano, ein Dorf komplett am Arsch der Welt


mit vielen dunklen und engen Gassen

Tag 7 - Strecke
Mir fehlte die bequeme Isomatte, deswegen konnte ich in meinem Zimmer nicht sonderlich gut schlafen. Da selbst um 9 Uhr keiner der Besitzer wach war, verzichtete ich auf das Frühstück und machte mich klammheimlich davon – in Tagen, an denen es morgens schön ist und abends regnet, macht es Sinn, möglichst früh loszufahren. Auch wenn meine Achillessehne am Morgen unerwarteterweise ganz friedlich war, machten mir die 500 Höhenmeter direkt zu Beginn doch Sorgen. Um es vorwegzunehmen: Es ging die gesamte restliche Tour ganz gut, den Sattel ein wenig zu verstellen scheint gut gewesen zu sein. Allerdings habe ich vorsichtshalber auch den gesamten Weg bis Verona hauptsächlich mit dem linken Bein gestemmt.

Der restliche Weg durch den Cilento war sehr warm und ebenso schön. Immer mal ein Bergdorf, eingebettet in bewaldete Berge, bzw. Hügel. Nachdem die Straße zwischenzeitlich bis ganz nach unten und in einem weniger schönen Tal entlang führte, ging es nochmal raus auf etwa 400 m.
Ist ja die gesamte Tour so ein bisschen die Flucht aus dem Alltag und dem grauen (ich rede bewusst nicht vom grauen Alltag), so war die „Flucht“ aus diesem Tal sinnbildlich dafür. Schwer beschreibbar, aber der Blick zurück in eben jenes Tal drückte genau das aus.
Trotzdem irgendwie schade, den Cilento nur so halb mitgenommen zu haben, er wird mich aber sicher wieder sehen und dann geht’s ohne wenn und aber von Rofrano nach Laurino!
Am Nachmittag galt es dann, Tom am Strand bei Paestum wiederzutreffen und ne Runde zu baden. Ich diese Nacht auf einem Campingplatz vor Salerno, Tom, der am Tag zuvor gestürzt war und Probleme mit der Schulter hatte und deswegen auf den Zeltaufbau verzichten wollte, suchte sich in Salerno eine Jugendherberge.









Tag 8 - Strecke
Die Amalfi-Küste stand auf dem Programm. Ich habe im Vorfeld einige Male gehört, das soll die schönste Küstenstraße der Welt sein, aber da glaube ich nicht dran. Dafür war viel zu viel Verkehr, ständige Konzentration nicht von einem LKW oder einem der Touri-Busse überfahren zu werden war dringend vonnöten. Auch wenn ich die Autofahrer als sehr rücksichtsvoll einschätzen würde. Nichtsdestotrotz war die Küste natürlich was fürs Auge, auch die Ortschaften waren hübsch anzusehen.

Auch grüßende Rennradler gab es in Massen, ich meine, wir waren die einzigen mit Gepäck.
Es ging bis Pompeii, auf einen Campingplatz direkt neben den Ruinen (mit 5€ der billigste der gesamten Tour), dessen Betreiber glücklicherweise mit der Bereitstellung eines Fernsehers eine Möglichkeit darbot, sich das Champions League Finale anzusehen. Nicht, dass ich dafür Himmel und Erde in Bewegung versetzt hätte, aber wenn die Möglichkeit schon mal da war.. Ich war so ziemlich der einzige, der diese Möglichkeit auch wahrnahm, da keine italienische Mannschaft dabei war, ging das den anderen Campern so ziemlich am Allerwertesten vorbei.




(Bild von Tom)


(Bild von Tom)


(Bild von Tom)


(Bild von Tom)


eine recht abenteuerliche Straßenkonstruktion


Positano (Bild von Tom)

Tag 9
Pompeii war nicht ohne Grund Ziel des gestrigen und damit Ausgangspunkt des heutigen Tages. Tom wollte sich die Ruinen ansehen, ich hätte auch marginales Interesse gehabt, war mir aber zu teuer. Stattdessen habe ich einfach nur mal wieder rumgegegammelt, bis es mittags mit dem Zug nach Minturno ging. Napoli per Rad wollten wir uns einfach nicht antun. Zudem war der „Ruhetag“ (30 km sind es bei mir trotzdem geworden) ganz angenehm für meine Achillessehne. Der prima Strand tat dazu sein Übriges. Tom schlief auf einem Campingplatz, während ich – nach drei wohlbehüteten Nächten in Folge – mal wieder das Abenteuer suchte und mich ins Gebüsch verdrückte.

Wobei die Nacht aufgrund meiner Paranoia tatsächlich recht abenteuerlich war: Die Zufahrt zu meiner Campingmöglichkeit war von 8 – 20 Uhr gesperrt, mir fiel aber beim besten Willen kein triftiger Grund ein. Ich fand dann in einer sehr kleinen nicht abgeschlossenen Plantage zwischen Weinreben einen geeignet scheinenden Schlafplatz. Nachts dann ziemlicher Lärm von irgendwelchen Maschinen. Und irgendwie konnte ich mir nun einen Reim drauf machen: Das sind irgendwelche landwirtschaftlichen Fahrzeuge, die nachts durch die Weinfelder fahren und Wasser, Pestizide oder weiß der Geier was auf die Pflanzen bringen. Deswegen war dieses Grundstück offen. Und deswegen war das Befahren dieser Straße nachts verboten (denn diese landwirtschaftlichen Maschinen sind sehr groß). Zumindest ergab all das nachts um zwei in meinem Kopf einen Sinn. Kurz und gut: Weil ich nicht riskieren wollte, von so einer Maschine über den Haufen gefahren zu werden, schleppte ich mein Zelt auf das nächste Feld und ratzte da weiter.


Der Strand bei Minturno

Tag 10 - Strecke
Dass all das natürlich herber Unfug war, stellte sich am nächsten Morgen heraus. Der Lärm kam von einem nahegelegenen Steinbruch (oder sowas in der Art), die nachts wohl ihre Erzeugnisse mit LKWs in die Weltgeschichte kutschierten. Auch das offene Tor zu der Plantage meiner Wahl war wohl nicht zum Zweck der Bewässerung offen, sondern war dem Bewuchs nach zu urteilen seit Monaten nicht mehr geschlossen.
Treffpunkt war wieder der Strand. Während Tom nach dem Ruhetag schnell weiter fahren wollte, stand mir der Sinn eher danach, mich gebührend vom Mittelmeer zu verabschieden, auf das wir wohl nicht mehr treffen werden. Zudem war noch immer die Achillessehne im Hinterkopf. Wir einigten uns deshalb darauf, uns am nächsten Tag in Pescasseroli zu treffen.

Gegen Nachmittag ging es dann aber auch bei mir weiter, die Strecke bis zum Treffpunkt wäre für einen Tag ein bisschen deftig gewesen. Damit ging es also das erste Mal so richtig ins italienische Hinterland, ein Umstand, der sich bei mir irgendwie sofort bemerkbar machte: Alles irgendwie ruhiger, weniger hektisch, weniger touristisch, kurz: wunderschön! Da kam noch der Bauer mit dem Traktor vorbei und grüßte einen freudestrahlend (ebenso auch die anderen Autofahrer). Und dazu bestes abendliches Sommerwetter (es ist übrigens bereits der dritte Tag ohne Regen) mit dem Geruch von Stroh in der Luft. Auch hier hätte ich es ohne Probleme noch eine ganze Weile länger ausgehalten.

Nachdem der Proviant im in Pontecorvo ansässigen Lidl gefüllt werden konnten, landete das Zelt diese Nacht am Rand eines kleinen Waldstückes in einer hohen Wiese – narrensicher gegen Paranoia. Wie ich nach dem Zeltaufbau feststellte, befand sich dieses Plätzchen 20 m neben einer Eisenbahnstrecke mit schnellen und noch wesentlich lauteren Zügen. Auch wenn ich Italien bezüglich Wildzeltens keine Bestnoten gebe – die Trenitalia hat ein Herz für Camper: Zwischen 10 und 7 fahren keine Züge.







... geht gleich weiter...

Geändert von asfriendsrust (21.12.11 00:30)
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Betreff von verfasst am
Italien einmal längs durch asfriendsrust 21.12.11 00:28
Re: Italien einmal längs durch asfriendsrust 21.12.11 01:38
Re: Italien einmal längs durch Manuel5 21.12.11 11:17
Re: Italien einmal längs durch veloträumer 21.12.11 21:40
Re: Italien einmal längs durch asfriendsrust 21.12.11 23:29
Re: Italien einmal längs durch mgabri 22.12.11 07:42
Re: Italien einmal längs durch Hansflo 22.12.11 11:13
Re: Italien einmal längs durch radius 22.12.11 11:28
Re: Italien einmal längs durch Hansflo 22.12.11 13:50
Re: Italien einmal längs durch Tourer011 26.01.12 19:20
Re: Italien einmal längs durch m.indurain 26.01.12 20:12
Re: Italien einmal längs durch Schwaelbchen 01.02.12 14:20
Re: Italien einmal längs durch MichiV 03.03.12 14:15
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