Re: Belgien Ende Mai

von: Bicyclista

Re: Belgien Ende Mai - 20.12.19 13:44

Hey Lagerschaden!

Belgien ist, nach meiner Erfahrung, ein tolles Land zum Radfahren. Ich bevorzuge die Ardennen, aber auch Flandern ist sehr schön. Die Infrastruktur bezüglich Radwegen würde ich als gut bis sehr gut bezeichnen, wobei es nicht diese verbissene "Radwegepflicht" der Niederländer gibt. Man kann also durchaus auch mal bei vorhandenem Radweg auf der Straße fahren, wobei sich die Qualität des Belags in beiden Fällen nicht unbedingt unterscheidet. Der Straßen- bzw. Radwegezustand - Ausnahmen bestätigt die Regel - ist in vielen Teilen gelinde gesagt erbarmungswürdig. Viele Betonplatten, Riesenlöcher und kaum Unterhaltungsmaßnahmen. Im Süden ist es leider schlimmer als in den nördlichen Landesteilen. Trotzdem finde ich das Land schön zum Radfahren.

Schöne Ecken gibt es einige. Ich mag die Ardennen sehr. Sie sind aber auch anstrengend, da es fast ständig rauf und runter geht. Alternativ kann man aber meistens in den Tälern der Flüße und Flüßchen recht flach fahren. Aber auch Flanderns Küste hat ihre Reize. Wobei ich die Ferienzeit meiden würde. Aber das betrifft dich im Mai ja nicht.

Die Campinginfrastruktur ist gut. Im Mai sollten die Plätze auch schon geöffnet haben. Die Qualität der Plätze, bzw. das Preis-Leistungs-Verhältnis sind über das ganze Spektrum verteilt. An der Küste hast du natürlich eine größere Auswahl, aber auch im Landesinneren solltest du innerhalb annehmbarer Distanzen immer einen Platz finden. Vielleicht nicht immer da wo du ihn gerne hättest, aber trotzdem nicht zu weit ab vom Schuß. Ich habe es aber auch erlebt dass ein noch ausgeschilderter Platz nicht mehr existierte. Also vorher abklären.

Einsame Straßen gibt es wenige, aber ruhigere. Generell ist Belgien ein dichtbesiedeltes Land mit entsprechend viel Blech auf den Straßen. In den Ardennen ist es etwas ruhiger, aber generell würde ich eher das Radwegenetz nutzen. Die belgischen Radwege - RAVeL - sind durchweg gut ausgeschildert, wobei es mich in Flandern gestört hat, dass die meisten Radwege nur mit Nummern ohne Ortsangaben beschildert sind. Man muss also wissen welcher Nummer man folgen will. An Kreuzungen mal andere Strecken erkunden ist schwierig, da einem die Nummer nicht sagt wohin der Radweg führt. Kann man aber online nachschauen - so man Lust dazu verspürt wenn man an einem Abzweig steht. In der Wallonie sind dann in der Regel die Orte mit Kilometerangaben ausgeschildert.

Sprachprobleme hatte ich in Belgien nie. Ich spreche ein paar Brocken Französisch und verstehe ganz gut Niederländisch/Flämisch. Aber für Konversationen ausführlicher Art reicht es nicht. Trotzdem bin ich mit Englisch gut durchgekommen. Auch in der Wallonie.

Ich bin 2018 von Frankfurt nach Zeebrugge in 5 Tagen gefahren, was ungefähr deinem Tagespensum entspricht. Grobe Strecke Frankfurt-Bonn-Aachen-Antwerpen-Zeebrugge. Dabei habe ich die Städte möglichst umfahren, bin oft Kanälen und Flüßen gefolgt. Sehr entspanntes Radeln. Aber du wirst ja in Gent starten.

Mein Rückweg (aus England) führte mich von Dünkirchen (wobei ich nicht weiß warum man dorthin fahren sollte, wenn man nicht die Fähre nehmen will) über Nieuwpoort, Kortrijk, Oudenaarde, Charleroi, Namur, Liège/Luik, Malmedy, Echternach weiter zur Saar. Bis auf wenige Ausnahmen bin ich den RAVeLs und Bahntrassenradwegen gefolgt.

Dieses Jahr war ich im Sommer nochmal in der Nähe von Namur und habe dort Touren unternommen. Auch wieder vorwiegend Flüßen und Bahntrassen folgend, aber auch mal zwischen den Tälern hoch und runter.

De rien! zwinker