Re: Rundtour Strohgäu – Schwarzwald – Kaiserstuhl

von: veloträumer

Re: Rundtour Strohgäu – Schwarzwald – Kaiserstuhl - 29.06.20 13:20

Das mit der Bahnlnie dort habe ich nicht sehr gut verfolgt. In der Ecke bin ich auch etwas seltener, Schafhausen schon noch, Ostelsheim schon seltener.

Über die Steigungen kann man viel schreiben. Ich habe mir aber versucht abzugewöhnen, überhaupt noch Steigungszahlen zu nennen, allenfalls noch als Foto. Die Werte stammen nicht selten aus unterschiedlichen Quellen mit unterschiedlichen Messmehtoden, die ggf. nicht einmal von offizieller Seite (Verkehrsschilder) offenbar alle gleich vermessen werden. Es gibt Beispiele, wo diese völlig falsch sind, gelichwohl in Karteneinträgen.

Andererseits setzen andere Vermesser, etwa für Radrundfahrten wie an Tour-de-France-Pässen (Italien, Spanien dito) ganz andere Deltas, sprich Vermessungsumgebungen, in denen die Steigungen angegeben werden. Sie sind daher grundsätzlich niedriger als die bekannten Straßenschilder. Ein Beispiel vom Monte Crostis: Dort wirst du überall, an der Strecke und in Zeitungsausschnitten von einer Maximalsteigung 13,1 % als Sensation lesen (Giro war dort), tatsächlich liegt die Maximalsteigung nach Verkehrskriterien bei ca. 18 %. Man muss also immer wissen, was hinter einer Angabe steckt.

Nochmal eine andere Kategorie sind Selbstvermessungen von Radlern mit Steigungstacho. Diese Angaben sind immer grob fehleranfällig, weil der Radler selten in gerader Linie auffährt. Diesen Angaben würde ich auch nicht trauen. Nicht selten mischen sich da auch Vermutungen ein. Insofern ist quaeldich.de keine zuverlässige Quelle, nur ein Anhaltspunkt. Je nach Autor gibt es aber gute Beschreibungen, wo die verschiedenen kursierenden Daten alle erwähnt werden - du kannst dir dann was raussuchen.

Ich bin das Zeinisjoch auf einer Kurzreise in einer Reihe mit Silzer Sattel, Kühtai und Zirler Berg gefahren. Alle drei Rampen sind in den Maximalsteigungen steiler und bleiben unter 20 %. Auch aus meiner Berichtsbeschreibung gibt es kein Indiz, dass die Steigung dort stärker war als bei den genannten Folgepässen.

Hier in der Stuttgarter Umgebung fahre ich eine Kurzpassage fast wöchentlich im Sommer, wo bis zu 20 % Steigung als Verkehrsschild angeschrieben sind (Neckartailfingen - Grötzingen). In der Größenordnung dürfte auch die Rampe bei Gütlingen liegen, nicht höher. 30 % sind am Hirchbichl-Pass (West) angeschrieben (Foto habe ich), weiß aber nicht ob es stimmt, bin da nur runter. Für Ost sind wohl 25 % angeschrieben (kein Foto). Ich bin dort abgestiegen, weniger, weil ich es nicht geschafft hätte (allerdings nur Schlangenlinie), sondern weil es zu gefährlich war (nur mit Hinterradtaschen, Rad kippt nach hinten weg). Von einer solche Situation war ich in Gültingen noch deutlich entfernt. Leicht vorn überbeugen musste ich mich schon, das geht aber schon bei 15-16 % los bei meinem Rad.

Selbst für den Monte Zoncolan, gemeinhin einer der steilsten Alpenstraßen überhaupt auuch auf längerer Distanz, gibt quaeldich.de "nur" 23 % Maximalsteigung für die Westrampe an, es gibt aber auch im Web Angaben bis zu 26 % oder auch noch mehr. Richtig verbrieft scheint keine Angabe zu sein. Zum Verständnis gehört unbedingt, dass die Durchschnittssteigung bei "nur" 11,5 % liegt, obwohl man nicht glauben kann, dass es soviel flachere Stellen auf der Gesamtstrecke geben soll, dass es diesen "nur" diesen Durchschnittswert ergibt. Es macht sich offenbar keiner Gedanken, wie lange überhaupt die Streckenteile mit Maximalsteigung sind. Ich würde die Strecke auch heute vermutlich nicht mehr schaffen, war schon vor 5 Jahren da am absoluten Limit, was meine Pumpe anging. Ich bin manchmal weniger als 100 m gefahren, bis ich wieder Puls und Atmung runterfahren musste. Das alles spielte sich also eher unter 23 % ab. Auch wenn Gültingen nur eine kurze Rampe ist, kommt auch das Maxima da nicht ran.

An der Mangartstraße in Slowenien findet sich noch eine Infotafel mit 24 % Steigung und man wundert sich ggf., dass die Steigung etwa der Großglocknerstraße entspricht, also so maximale 12 %. Forscht man nach, liegt es daran, dass sich diese Angabe auf die alte Trasse bezieht, die nicht mehr exisitiert. Im Web kann dir aber alles erzählt werden und Geschriebens glaubt man allzu schnell ohne Gegencheck und es bleibt stehen. Auch Graseck bei der Partnachklamme hat reales Maximum von 26 %, schnell findest du im Web aber mal 36 %. Einfach mal reinschreiben, was gefällt. Dabei sind 26 % völlig ausreichend um zu verzweifeln. (Habe mich bei Regen nicht getraut, die Strecke anzugehen, wohl wird auch nichts mehr draus.) Das ist leider eine Unsitte von recht freier Zahlenakrobatik. Deswegen reichen Begriffe wie sausteil usw. aus, damit wird kein Datum verfälscht und jeder hat genügend Interpretationsspielraum für sein persönliches Empfinden.