Re: Dänische Nordseeküste

von: elwoodianer

Re: Dänische Nordseeküste - 18.01.10 10:55

Hallo Sabine,

die Tour bin ich die beiden letzten Jahre gefahren. Der Nordseeküstenradweg führt eigentlich immer nahe der Küste entlang, oft nur einige 100 Meter vom Strand weg. Er ist auch gut beschildert; folge einfach der Route 1.

In der Tat ist die Strecke bis Esbjerg nicht soo interessant, aber man kommt gut voran. Im Prinzip ist der Abschnitt nicht anders als die deutsche Nordseeküste. Kurz vor Esbjerg kommt ein schön gelegener Campingplatz "Store Darum", der durch die vielen Bäume wie ein Park aussieht.

Ab Esbjerg kommt Du durch zahlreiche "Klitplantagen", das sind Kiefernwälder, die vor 150 Jahren zur Befestigung der Küste gepflanzt wurden.

Besonders gefallen hat mir Thy, die Gegend nördlich des Limfjords - das ist inzwischen Dänemarks erster Nationalpark. Auch der ist durch das Anlegen von Wäldern zur Küstenbefestigung entstanden - früher gab es dort nur Sand.
Besonders hier gibt es eine Anzahl von so genannten primitiven Lagerplätzen, die meistens eine offene Blockhütte und eine Feuerstelle, manchmal sogar einen Wasserhahn bieten, aber nichts kosten. Sie liegen vorwiegend in Wäldern.
Siehe www.visitthy.dk
Die Route 1 führt in Thy von Hanstholm über den Bulberg, und auch dort gibt es einen primitiven Lagerplatz. Ein anderer ist kurz vor Rødhus und ein weiterer bei Tornby. Einer der ersten an der Route 1 kommt kurz hinter Esbjerg, an einem kleinen See, in dem man auch fischen kann.

Für mich waren die Sehenswürdigkeiten z.B. die zahlreichen Leuchttürme (auch wenn es komischerweise immer dann einen Schauer gab, wenn ich auf einem war), der Hafen von Hvide Sande, Klippen wie Bovbjerg (nahe Thyborön) und Bulberg (bei Hanstholm) und das Strandungsmuseum in Thorsminde. Ein besonderer Falls ist die Ruine des Leuchtturms Ruberg Knude Fyr, der im Laufe der Zeit von einer Wanderdüne malträtiert wurde. Ich kenne den Turm noch im heilen Zustand, aus den 70ern...

Wildzelten ist in Dänemark nicht erlaubt, aber nachdem die Dänen so viele Deutsche immer nur schnell durch Dänemark in die Wälder Schwedens mit "freiem Zutritt" fahren sahen, hat man sich etwas ähnliches ausgedacht. Das sind die "primitiven Lagerplätze", aber auch zahlreiche sehr billige Plätze ohne Service. Es gibt ein Handbuch dazu: "Overnatning i det fri", kostet knapp 100 Kronen.

Zu Campingplätzen: die meisten sind in Ordnung und kosten ca. 9-10 Euro pro Nacht. Gut fand ich Emmerlev (bei Højer), Store Darum (vor Esbjerg), Bovbjerg, Klitmøller, Tornby Strand und Nørre Lyngby. Emmerlev und Bovbjerg sind schöne, durch Hecken unterteilte Plätze. Bovbjerg und Nørre Lyngby liegen auf recht hohen Klippen mit Aussicht über die Nordsee.
Klimt Strand dagegen sieht sich als Platz der gehobenen Klasse, ist aber auch sehr teuer - ich habe in der Nachsaison 22 Euro für eine Nacht bezahlt.
In Løkken bin ich gleich weitergefahren: der Ort ist mir zu sehr auf Tourismus ausgerichtet, und die Campingplätze sind mit hohen Stellwänden aus Holz unterteilt. So fuhr ich weiter nach Nørre Lyngby; das war gleich viel besser: auf einer Wiese 200 Meter von der Klippe.
Zum Platz oben im Faden erwähnten Thyborøn: der Platz ist tiptop in Ordnung, aber die direkte Umgebung völlig uninteressant.

Apropos Nachsaison: Anfang September kann man noch sehr gut doch hochfahren. In den beiden letzten Jahren war das Wetter um den 1. September herum noch warm und dabei deutlich trockenener als Anfang August.

Von Løkken bis Nørlev Strand kann man problemlos auch mit dem beladenen Reiserad auf dem Strand entlang fahren, Klasse! Der Sand ist ausreichend fest und tragfähig, besonders nahe am Wasser. Das hat was, besonders zum Abend hin, wenn die Badenden zurück im Ferienhaus sind, am Strand Ruhe einkehrt, und die Sonne in die Nordsee eintaucht schmunzel (zischhhh!... dampf...)
Aber Obacht: hinter Nørlev Strand kommt die Mündung des Liver Å - die muss man zu Fuss durchqueren und das Rad tragen. Dahinter ist der Strand bis Hirtshals nur noch mit Mühe und streckenweise gar nicht mehr befahrbar- der Sand ist nicht fest genug. Habe das spät am Abend gemacht und kann von Glück sagen, dass meine Packtaschen und das Handy in der Hosentasche nicht abgesoffen sind..
Nach der Fahrt am Strand solltest Du Dein Rad dann auch mit Süßwasser abspülen, sonst rosten Schrauben, Kette und andere Teile in unglaublichem Tempo.
Camplingplätze wie Tornby Strand haben einen dafür geeigneten Waschplatz.

Geld: soweit ich weiß, ist der Wechselkurs beim Abheben in Dänemark günstiger, aber dafür sind Gebühren beim Abheben am Automaten fällig - es waren, meine ich, 4,50 Euro. Auf Campingplätzen und in Supermärkten deshalb besser bar zahlen. Automaten gibt es aber genug; die Westküsten ist sehr auf den Tourismus ausgerichtet.
Übrigens ist der Einkauf an der Westküste recht teuer. Ich wurde in der einen Woche an der Westküste im letzten Jahr mal eben 180 Euro los, davon nur 50 für Camping nur wenig für Eintritt bei Sehenswürdigkeiten.

Am wenigsten Probleme wirst Du mit der Verständigung haben: im Sommer kommen an der Westküste leicht 2 deutsche auf 1 dänisches Auto, und auf Parkplätzen in Strandnähe stehen oft nur deutsche. "Kiek mol, der da kommt ganz aus Dänemark!" - "Hä?"
Man braucht eigentlich nicht mal Englischkenntnisse; die Dänen sprechen häufig gut Deutsch. (Mich hielt man meistens für einen Norweger, da ich die Dänen meistens auf Schwedisch ansprach schmunzel , und die Schweden folgerichtig für einen Finnen. )

Für die Rückfahrt empfiehlt sich die Bahn: mit Rad von Hjørring bis Bremen für rund 90 Euro. Vorn Frederikshavn aus geht das auch über Hjørring. Wenn Du bis 12:00 Uhr in Hjørring bis, kommst Du gegen 20:00 in Hamburg an, musst aber einige Male umsteigen (Fredericia, Padborg, evtl Neumünster).

Vielleicht stelle ich noch ein paar Bilder von dort ins Netz, muss die aber erst noch hochladen.

God Tur! Trevlig resa!
der elwoodianer