Hashimoto und Fahrrad?

von: leuchtturmwärter

Hashimoto und Fahrrad? - 29.08.11 07:39

Hallo zusammen,

ich, die Hilde, habe mich nicht neu angemeldet, sondern schreibe einfach mal auf dem Account meines Mannes. Wir teilen uns den Computer, so dass eh alles auf einem Bildschirm ankommt.

Gibt es hier im Forum auch Hashimoto-geplagte Radler (bzw. Radlerinnen, ist ja eher ein Frauenproblem), die mir von Ihren Erfahrungen berichten würden?

Ich habe nämlich das Problem, dass mein Hashi seit 09/2010 behandelt wird, die Einstellung eigentlich erfolgreich war ... und der TSH nach 2 Wochen Radfahren in Schweden in die Höhe geschnellt ist. Neue Werte bekomme ich erst in der nächsten Woche.
Da drängt sich aber doch die Frage auf, ob das Radfahren mit dem zu hohen TSH zusammen hängt ... und ob man die Dosierung nicht anders hätte machen können.

Im Hashi-Forum hat niemand Ahnung vom Radfahren, bzw. da sind 40 km am Tag schon eine gewaltige Radtour. Na, und wie schwierig es ist, einen guten Arzt zu finden, dürfte ja auch der ein oder andere erfahren haben ...

Ich freu' mich auf einen regen Austausch - gerne auch per PN.

LG,
Hilde
von: JaH

Re: Hashimoto und Fahrrad? - 29.08.11 07:52

In Antwort auf: leuchtturmwärter
... und der TSH nach 2 Wochen Radfahren in Schweden in die Höhe geschnellt ist. Neue Werte bekomme ich erst in der nächsten Woche.

Hallo Hilde
Ich, als interessierter Laie, würde spontan auf einen Zusammenhang "Schweden->anderes Wasser" und auch sonst andere Grundbelastung mit Iod tippen. Wie habt Ihr Euch dort ernährt? Deutlich anders, als es hier der Fall ist?
von: Anonym

Re: Hashimoto und Fahrrad? - 29.08.11 09:40

Gib mal Hashimoto und Sport bei google ein. Beim Überfliegen ergibt sich bei mir der Eindruck, weil Du körperlich mehr getan hast als normal verändern sich die Werte.
Viele Grüße
Stephan
von: leuchtturmwärter

Re: Hashimoto und Fahrrad? - 29.08.11 16:42

Hallo Stephan,
Danke für den Tipp. Ich hab mich da mal durchgeforstet, es sind allerdings leider häufig Berichte von extremeren Sportlern, nicht so von "normalen" Radlern.
Aber es klingt schon logisch, dass bei mehr körperlicher Aktivität auch mehr Hormone gebraucht würden ... Ich hoffe, es findet sich da auf Dauer und rasch eine Lösung bzw. eine andere Dosierung, denn ich möchte trotz Hashimoto gerne weiter Radtouren unternehmen.
LG,
Hilde
von: leuchtturmwärter

Re: Hashimoto und Fahrrad? - 29.08.11 16:45

Hallo JaH,
Wir haben uns natürlich anders ernährt als hier ... das liegt schon daran, dass es in schwedischen Supermärkten ganz andere Leckereien gibt als hier.
An Jod habe ich in dem Zusammenhang noch nicht gedacht. Jod hat zwar Einfluss auf die Schilddrüse an sich ... aber auch auf den TSH?
LG,
Hilde
von: Anonym

Re: Hashimoto und Fahrrad? - 29.08.11 20:02

In Antwort auf: leuchtturmwärter
Hallo Stephan,
Danke für den Tipp. Ich hab mich da mal durchgeforstet, es sind allerdings leider häufig Berichte von extremeren Sportlern, nicht so von "normalen" Radlern.

Also ich habe mir mal ausgerechnet, was ich so verbenne, wenn ich 100 Kilometer am Tag mit Gepäck fahre. Also der Stoffwechsel ist da schon ziemlich am Laufen. Das dreifache eines normalen Tages.

Persönlich würde ich tippen, je nachdem wieviel Du am Tag so auf einer Reise fährst, dass dieses plötzlich von null auf hundert und dann wieder nach vierzehn Tagen wieder auf Null zurückplumpsen lassen, deutlichere Spuren im Stoffwechsel hinterlässt, als man vom Körpergefühl glauben würde.

Viele Grüße
Stephan
von: der tourist

Re: Hashimoto und Fahrrad? - 11.09.11 16:27

In Antwort auf: leuchtturmwärter
Hallo JaH,

An Jod habe ich in dem Zusammenhang noch nicht gedacht. Jod hat zwar Einfluss auf die Schilddrüse an sich ... aber auch auf den TSH?
LG,
Hilde

Wie ist denn die Situation jetzt, die Woche bis zu den neuen Werten ist ja schon vorbei?

Zum Grundsätzlichen:

Hashimoto-Thyreoditis ist eine Autoimmunerkrankung. Dabei bilden sich körpereigene Antikörper gegen Schilddrüsengewebe, welches als Folge der chronischen Entzündung zugrunde geht. Das ist heutzutage nichts schlimmes, das fehlende Hormon muss halt ersetzt werden. Dazu wird die weitgehend inaktive Vorstufe (T4) des aktiven Hormons (T3) gegeben. Das T4 wird körpereigen in die aktive Form umgewandelt. Die Dosierung muss so eintitriert werden, dass die SD weitgehend entlastet ist, aber doch noch selber Hormone produzieren muss, die körpereigene Regulation also noch erhalten bleibt.

Wenn ein SD-Hormonmangel besteht, wird die SD stark angesteuert, das TSH (= SD-Steuerhormon) geht hoch. Wird jetzt T4 gegeben, sinkt es wieder ab, aber sehr langsam. Es ist erst nach 6-8 Wochen (+/-) sinnvoll, zu kontrollieren.

Eine frühere Änderung sehe ich als Laborfehler an, die Frage ist halt, ob der erste oder der zweite Wert richtig ist. Aber die Diagnose wird ja auch durch Ultraschall bestätigt.

Das aktive Schilddrüsenhormon (T3) ist keines, wo eine Wirkung direkt zu spüren ist. Es bewirkt u. a. den Aufbau von Strukturen in der Zelle, die für die für Stoffwechselprozesse und die Energiebereitstellung notwendig sind. Das dauert natürlich viele Wochen, bis da etwas sich verändert. Deswegen sind kurzfristige TSH-Kontrollen auch nicht sinnvoll.

Ich hoffe, mit meinem Geschreibsel etwas zum Verständnis beigetragen zu haaben.


Sigi
von: leuchtturmwärter

Re: Hashimoto und Fahrrad? - 12.09.11 07:07

Hallo in die Runde!
Vielen Dank für eure hilfreichen Kommentare.
Die Werte haben sich wieder verbessert, sind aber immer noch nicht gut. - Das dauert eben. Aber ein TSH von 2,7 ist für Hashimotos noch zu hoch.
Ich habe jetzt mal ausprobiert, wie es mir geht, wenn ich nach einer Tagesradtour noch ein bisschen Thyroxin nehme. Da bin ich dann am nächsten Tag weniger matschig als wenn ohne, sprich: es hilft, den nächsten Tag nutzen zu können.
Ansonsten bin ich auch der Suche nach einem SD-Spezialisten, was aber gar nicht so einfach ist.
Ultraschall ist bisher erst einmal - direkt nach der Hashi-Diagnose - gemacht worden.
Schau'n wir mal, wie's weiter geht. Ich werde noch viel Geduld brauchen ...
LG,
Hilde
von: der tourist

Re: Hashimoto und Fahrrad? - 12.09.11 18:53

In Antwort auf: leuchtturmwärter
Hallo in die Runde!

Aber ein TSH von 2,7 ist für Hashimotos noch zu hoch.
Ich habe jetzt mal ausprobiert, wie es mir geht, wenn ich nach einer Tagesradtour noch ein bisschen Thyroxin nehme. Da bin ich dann am nächsten Tag weniger matschig als wenn ohne, sprich: es hilft, den nächsten Tag nutzen zu können.

Schau'n wir mal, wie's weiter geht. Ich werde noch viel Geduld brauchen ...
LG,
Hilde

2,7 ist im normalen Leben noch gut ausreichend, ist noch voll im Normbereich. Die niedrigeren Werte in der Therapie sind nur, um weitere Wachstumsanreize zu unterbinden. wegen der oben geschilderten seeeehr langsamen Veränderungen muss sich ganz vorsichtig an den optimalen Bereich herangetastet werden. Ich mach die Dosisänderungen aus praktischen Gründen immer nach einer 100er-Packung L-Thyroxin.

Wenn Du Dich nach ein paar Microgramm des fast inaktiven T4 besser fühlst, möchte ich Dir Deinen schönen Kinderglauben nicht nehmen.


Sigi
von: Gurami

Re: Hashimoto und Fahrrad? - 31.08.20 21:52

Hallo,
inzwischen ist ja etwas zeit verstrichen, gibt es mittlerweile mehr Erfahrung mit Hashimoto?
Würde mich sehr interessieren da meine Freundin auch daran leidet.
von: irg

Re: Hashimoto und Fahrrad? - 01.09.20 06:17

Hallo!

Meine Frau hat Hashimoto und radelt ziemlich viel. Sie kommt damit gut zurecht.

Bei euch fallen mir zwei Punkte ein:
Wie schaut es mit eurem Jod-Konsum aus? Hashimoto wurde nicht ohne Grund in Japan beschrieben, wo traditionell sehr viel Jod mit dem Essen auf genommen wird.

Wir haben das übliche, stark jodhaltige Salz gegen jodfreies aus getauscht, das macht manches schon einfacher. (In Österreich wird das Salz seit langem stark jodiert, um Jodmangel zu verhindern.) Im Alltag kochen wir selbst und brauchen kaum bis kein industriell zusammengemantschtes Zeug. In dem dürfte so einiges an jodhaltigem Salz stecken. So macht ihr Gasthausessen kein Problem, wenn wir einmal fort gehen.
Wie schaut es mit dem Jodgehalt im schwedischen Essen aus, das ihr gegessen habt? Da könnte ich nur raten.

Der andere Punkt ist, dass sich die Werte auch bei meiner Frau manchmal ändern, allerdings nicht abhängig von körperlicher Aktivität.

lg!
georg
von: panta-rhei

Re: Hashimoto und Fahrrad? - 01.09.20 15:46

In Antwort auf: irg
Hallo!

Meine Frau hat Hashimoto und radelt ziemlich viel. Sie kommt damit gut zurecht.



Sehe absolut nicht, wieso Jodkonsum bei Hashimoto schädlich sein soll, ebensowenig das Radreisen.
von: Keine Ahnung

Re: Hashimoto und Fahrrad? - 01.09.20 15:57

Nun, ein Zusammenhang zwischen Jodkonsum und Hashimoto Thyroiditis ist schon bekannt (siehe z. B. HIER). Mir ist das einmal über den Weg gelaufen, als wir Studien an Jod durchgeführt haben. Allerdings habe ich keine Untersuchungen im Zusammenhang mit Erkrankungen angestellt.

P.S. Allerdings hatte ich das damals so verstanden, als wäre ein Jodmangel ein Problem im Zusammenhang mit der Erkrankung. So wird das auch in dem Review dargestellt. Evtl. gibt es aber auch Studien zu den Folgen eines Überangebots an Jod. Das müsste man in der Literatur überprüfen.
von: panta-rhei

Re: Hashimoto und Fahrrad? - 01.09.20 16:47

Danke für den Link.
Nach dem Review verstärkt hohe Jodversorgung die Produktion von Autoantikörpern bei Hashimoto. Unabhängig davon können natürlich bei Hashimoto Phasen von Ueber und Unterproduktion von Schilddruesenhormonen abwechseln.
von: Keine Ahnung

Re: Hashimoto und Fahrrad? - 01.09.20 19:00

Ich bin ja kein Experte für die medizinischen Aspekte - das kannst Du glaube ich besser beurteilen. Es ist nur so, dass Jod hier durchaus einen Effekt hat. Es gibt sicher auch noch andere Faktoren, die eine Rolle spielen können. Es gibt ja eine Unmenge an Publikationen zum Thema, die ich sicher nicht lesen möchte - ich schaffe es ja kaum noch zu meinem eigenen Fachgebiet auf dem Laufenden zu bleiben zwinker .
von: irg

Re: Hashimoto und Fahrrad? - 02.09.20 10:38

Hallo!

Diesen Zusammenhang hat der behandelnde Arzt meiner Frau erklärt. Mehr Jod in der Nahrung erhöht das Problem. Meine Frau hat mit sportlicher Aktivität keine Probleme hinsichtlich Hashimoto, dass es anderen anders geht, wundert mich nicht. (Ich bin, nebenbei, kein Arzt.) Körperliche Aktivität aktiviert den Stoffwechsel und greift auf diese Art stark in diverse Körperfunktionen ein, meistens positiv, so lange nicht übertrieben wird. Deshalb wundert es mich nicht, wenn im Einzelfall auch negative Auswirkungen auf treten können.

lg!
georg
von: leuchtturmwärter

Re: Hashimoto und Fahrrad? - 31.12.20 11:18

Moin,
wir waren zu lange nicht mehr online - es gab so viel anderes zu tun, da ging das Thema "Fahrrad" unter.

Wichtig ist es, einen guten Arzt zu finden - auch wenn es länger dauert und nervt... Bei mir war es Nummer 4, da fühle ich mich im Moment gut aufgehoben, obwohl die Ärztin keine ausgewiesene SD-Spezialistin ist.

Die Kombination von Thyroxin (regelmäßig) und Thybon (bei Radtouren, immer mal ein Stückchen Tablette, ich viertele die Tablette vorher, und schlucke in regelmäßigen Abständen ca. alle 20-30 km ein Viertel) war bei mir bislang die beste Lösung.
Es brauchte aber etwas Überredungskunst, um die Ärztin dazu zu bringen, mir auch Thybon zu verschreiben und das auszuprobieren.
Trotzdem sind die Regenerationsphasen zumindest gefühlt länger als in der Vor-Hashi-Zeit.

Als Lesetipp - falls noch nicht bekannt:
https://hashimotohilfe.de/selbsthilfe/hashimoto-unsichtbare-krankheit/

VG
von: Bikefan95

Re: Hashimoto und Fahrrad? - 10.05.21 23:45

Meine Radfahrbegleitung leidet ebenfalls an Hashimoto und kommt damit sehr gut zurecht. Es hat allerdings gedauert, bis sie medikamentös so gut eingestellt war, wie sie es jetzt ist.

Wie bereits von meinen Vorrednern gesagt: Es steht und fällt halt mit deinem behandelnden Arzt. So wie ich das mitbekomme, muss man da wohl schonmal mehrere abklappern, bis man jemand gutes gefunden hat.