See la vie - 27 Seen in Bayern/Salzburg/Tirol

von: veloträumer

See la vie - 27 Seen in Bayern/Salzburg/Tirol - 25.12.13 21:58



See la vie – Eine 27-Seen-Tour zwischen Chiemgau, Salzkammergut und Deutscher Alpenstraße

Total: 5 Tage (ohne Anreisetag) | 524 km | 6440 Hm
Durchschnitte: 102 km/d | 13,0 km/h | 7:54 h/d | 1284 Hm/d

Eigentlich sollte es ja 25-Seen-Tour heißen – damit es schöner klingt. Jenden Tag fünf Seen. Am Ende habe ich jedoch 27 Seen mit physischem Augenlicht gesehen – vielleicht noch einen Tümpel mehr und die Egelseen sind eigentlich zwei. Ein Leichtes wäre es gewesen, die Zahl auf 30 Seen und mehr zu erhöhen – nur ein kleiner Schlenker und schon wieder eine neue Pfütze in dem von Göttern über Gebühr bedachtem Landstrich zwischen Weiß-Blau und Rot-Weiß, den Bergvölkern mit seltsamen Akzenten. Wer will, kann nachzählen – da gings entlang: Chiemsee, Waginger See, Tachinger See, Abtsdorfer See (auch: Abtsee), Obertrumersee, Grabensee, Mattsee, Egelseen, Wallersee, Mondsee, Attersee (2x), Taferlklaussee, Schwarzensee, Hallstätter See, Stausee Vordertal (Gosau-Klaushof), Seewaldsee, Hintersee (BL Salzburg/A), Stausee Strub-Klamm, Stausee Felsenbad, Wiestalstausee, Zwingsee, Froschsee, Förchensee, Lödensee, Mittersee, Weitsee, Walchsee. Schmerzliche Opfer der garstigen Witterungsbedingungen wurden die beiden Gosau-Seen, die schon so etwas wie der erkorene Höhepunkt der Reise werden sollten. See la vie.

So sind wir beim Hauptthema – eine Delikatesse für Wetterfrösche im Jahre 2013, sofern sie überhaupt mal einen Vorhersagetreffer landen konnten. Wäre die Chaos-Theorie noch nicht erfunden gewesen, so wäre sie im Jahre 2013 entwickelt worden – schon der Fensterblick hätte das hergegeben. Wer zudem noch versuchte, im arbeitnehmertypischen Wochenendrhythmen mit eingestreuten Feiertagswürsteln nach beseeltem Radelwetter zu schnappen, wurde meist wieder auf den Boden der Napoleon’schen Tatsachen zurückgeworfen – „Überwiegend Winter, und den Rest auch keinen Sommer – das nennen die Deutschen ihr Vaterland.“ (Für dieses Zitat dürfen wir annehmen, dass Bonaparte keinen Unterschied zwischen Deutschen und Österreichern machte, gab es damals doch nur ein Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation, dessen letzte Kaiserkrone er 1806 Franz II. mehr oder weniger entzog.) Immerhin schien es einen Versuch wert, die einzige Vorbereitungstour zur Sommerreise anzutreten – und endete dann mit einer satten Erkältung, die ich noch in die ersten Tage der Sommerreise hinüberrettete. Ob es denn nun die Wasserabfahrt von Oberau nach Berchtesgaden war, als ich im Brauhaus überall eine Pfütze hinterließ, wo ich mich hinsetzte oder ob es doch eher der unterkühlte Schlusstag war, dem das Immunsystem nicht mehr widerstehen wollte, bleibt ungeklärte Diagnose.

Zurück zur Route: Wer Anschlüsse und Alternativen sucht, wird in meinem Profil mit reichlich Kurzreiseberichten bedient, die Anknüpfungspunkte zwischen Salzbug und Kufstein aufzeigen. Die Schnittpunkte im Osten sind derweil weniger, sodass ich diese nochmal anführe. Der Anbeginn meiner Reise Alpen-Adria (Ost): Dubrovnik & retour im Jahre 2003 führte gleichermaßen in die Region, genauer: an den bedeutenden Seen des Salzkammergutes vorbei. Schon etwas spezieller mit Nischenrouten sind Anfang und Ende der Tour Ostalpen Österreich-Slowenien 2010, die in Salzburg ebenso startete wie endete (- als wärs ein Ohmen gewesen: im Regen). Diese Seen-Tour war in den anfänglichen nördlichen Teilen weniger alpin. Die dortigen Hügel können aber auch heftige Steigungen enthalten, wenngleich der Durchschnitt insgesamt eher bescheiden ausfällt. Es gibt ausreichend Möglichkeiten, durch leicht geänderte Routen die Region noch sanfter zu durchfahren, was aber dann zu weniger Abwechslung führt.



Fr, 17.5. Stuttgart 17:02 || 22:00 Übersee/Chiemsee
Sa, 18.5. Übersee/Chiemsee – via Seeradweg – Hirschauer Bucht – Erlstätt – Traunstein – Lauter – St. Leonhard – Waging/Waginger See – Trettenhaus/Tachinger See – via Seeradweg – Petting – Leobendorf – Abtsdorfer See – Laufen – Haunsberg-Höhe (740m) – Obertrum/Obertrumer See – Fraham – Mattsee – Egelseen – Schleedorf – Seekirchen/Wallersee
E (Zipfwirt): Grillteller, Salat, Rw, Topfenstrudel m. Marillensauce 19,10 €
Ü: C Strandcamping 1 € (nur Dusche)
112 km | 14,2 km/h | 7:46 h | 955 Hm

Am Chiemsee gings etwas verwinkelt durch bzw. am Naturschutzgebiet vorbei. Viele Passagen sind ordentliche Piste, mit direktem Weg über die Straße kann man mächtig Zeit sparen und sich um Natureindrücke betrügen. Liebliche Leichthügelfahrt nach Traunstein. Schönes Städtle, gerade Markt und sogar Sonne. Drumrum trotzdem ziemlich autophil. Die weitere Ausschilderung fürs Rad auf neuem Radweg scheint dann gut, führt aber in die Irre. Man braucht also eine eigene Nase um nicht an der Nase herumgeführt zu werden. Bayerische Landidylle gleicht evtl. Ärger aus – immerhin fährt man über den Wonneberg. Waging verkauft sein seeidyllisches Plätzchen recht gut an Touristen, der See selbst weiß aber um viele stille Ufer, von denen sich allerdings nur wenige auf dem Landwege ansteuern lassen. Die seenähere Radpiste am Ostufer bringt zusätzliche Höhenmeter, Rüttelfeeling, bei weichem Geläuf die eine oder andere Matschkurve und sonst nicht viel – an den See kommt man dort auch nicht (empfehle daher Straße).

Recht hübsch macht sich dann der kleine Abtsdorfer See, beim kleinen Camping gibt’s auch eine freie Liegewiese, da lässt sich gut ausspannen. Es folgt ein historisch bedeutsamer Grenzübergang an einer eindrucksvollen Schleife der Salzach. Laufen rühmt sich einer der schönsten Stahlbrücken zu besitzen. Sie führt – der Name macht Sinn – als Länderbrücke ins Österreicher Land. Gleich dort liegt Oberndorf, dessen Bedeutung in aller Welt mit einem Lied verbunden ist. Es heißt schlicht „Stille Nacht, Heilige Nacht“ wurde hier erstmals aufgeführt, dessen Text aus der Feder Joseph Mohrs entstammt und die Melodie auf dessen Geheiß Franz Xaver Gruber komponierte wie dieser auch die Gitarrenbegleitung bei der Uraufführung lieferte. Kein Wunder, dass hier rund um die Kapelle alles mit „Stille Nacht“ tituliert ist – so denn auch schon thematisiert im Bilderrätsel 829.

Auf dem Weg zum Obertrumer See gilt es eine veritable Steigung zu überwinden. Der See ist ebenso idyllisch wie gepflegt bis Seeham, Danach folgen Schilfgebiete, in denen auch Grabensee zur Linken liegen bleibt. Schon ein wenig edel mutet der Ort Mattsee an, den man noch besser ins Auge zu fassen bekommt, wenn man sich hinauf begibt hinüber nach Köstendorf bzw. zum Wallersee. Dazwischen liegt noch das kleine Naturidyll mit den Egelseen – eher Teiche als Seen. Am Westufer des Wallersees herrschen große Schilfgebiete vor, sodass dort weitgehend nur die Bahnlinie ufernah verläuft. Der Ort Seekirchen liegt im Süden schon etwas abseits vom See, an dessen Ufer direkt nur Seebad, Camping und Segelhafen liegen. Im Camping-Restaurant war gerade Oldie-Party – da war dann Flucht angesagt in einen nahen Seegasthof – auch nicht die große Küche. See la vie.



So, 19.5. Seekirchen/Wallersee – Henndorf – Thalgau – via Radweg – Mondsee – Warte am See – Haslau – Oberaschau/Aichereben (746m) – Nußdorf/Attersee – Seewalchen – Weyeregg – Gahberg-Kapelle (863m) – via Forststraße – Wessenaurach – Reindlmühle – Neukirchen – Taferlklaussee – Großalmhöhe (829m) – Steinbach/Attersee – Unterach
E (Salzkammergut): Grillteller, Gem., Rw, Cafe 17,50 €
Ü: C Inselcamping 9,52 €
112 km | 13,5 km/h | 8:11 h | 1175 Hm

Aufgrund des Schilfgebietes gibt es keine Seedurchfahrt nach Fischtaging und die Straße führt so über einen Hügel mühsam herum, um dann erneut nach Henndorf anzusteigen. Auf der Höhe nebst Bauernhof dringt am Sonntagmorgen Motorengeräusch laut aus dem Tal herüber – was könnte das sein? – Na klar, sagt die Karte, der Salzburgring ist nicht weit. Auch Alpenidylle hat eben seine Grenzen- vor allem, wenn’s ums Auto geht. Ab Thalgau hat man dann offiziellen Radweg, die Landschaft ist so eher mäßig. Die Berge aber werden dramatischer und gereichen am Mondsee zu einem eindrucksvollen Panorama. Da ich ja den Mondsee schon gänzlich umfahren hatte, bot sich hier eine reizvolle Nebenstrecke zum Attersee an: Sie führt zunächst bei Warte vom See weg in ein Tal Richtung Oberwang/Attergau. Nicht lange aber bleibt man dort, sondern zweigt eine eher unscheinbare kleine Straße nach Oberaschau ab. Belohnt wird man nach einem steilen Anstieg durch Wald oben mit hübschen bunten Almwiesen, die sogar bei dunklen Wolken noch leuchten.

Der Nordteil des Attersees ist mir noch neu. Gerade bei Nussdorf ist es hübsch, später hat man mit starkem Verkehr zu leben Richtung Seewalchen. Fast wäre ich mit Schiffchen rüber – da fuhr aber offenbar gerade nichts. Die ausgefahrene Runde lohnt aber landschaftlich trotzdem. Der Versuch eines Seebades ging irgendwie ins Wasser (was sonst?), mehrten sich die bedrohlichen Wolken bald zu einer schwarzgrauen Schicht als wäre man im Kohlerevier. Es regnete mal etwas und etwas mehr und etwas weniger, bis es dann auf der Auffahrt zum Gahberg schüttete, was die Kübel hergaben. Zum Glück fand ich fürs Schlimmste einen Unterstand bei einem Bauernhof. See la vie.

Gahberg heißt nebst Aussicht eine Kapelle und eine Sternwarte. Natürlich braucht es zum Sternegucken andere Tage als diese. Der Übergang nach Wessenaurach bekommt man nur als Piste (Forststraße), die zwar recht ordentlich ist, aber ein paar Wegweiser vertragen könnte, ohne dass es zu Naturschändungen kommen würde. Das Tal ist eher schattig und wird vom Bachlauf begleitet. Nicht weit, aber doch einen zusätzlichen Hügel bräuchte es für den schon mir gut bekannten Traunsee – das Wetter erlaubt aber keine Erweiterungsbögen. Das Aurachbachtal erlebe ich trotz düsterer Wolken schöner als ich es im Gedächtnis aus 2003 in Abwärtsbewegung abgespeichert hatte. Einmal mehr sieht man: Berge muss man rauf fahren, um sie kennen zu lernen. Fast unmittelbar an der Straße liegt auch der verwunschene Tauferlklausssee, den ich ebenfalls damals übersehen hatte.



Mo, 20.5. Unterach/Attersee – Burgau – via Forststraße – Schwarzensee (760m) – Bad Ischl – Bad Goisern – St. Agatha/Au – Gosauzwang – Gosau – Pass Gschütt (957m) – Lammerer – Abtenau (714m) – Voglau
E (David Zwilling Resort): Rw, Käsecremesuppe, Rindfl. in Rotweins., Bandnudeln, Eisparfait m. Erdbeeren, Cafe 28,40 €
Ü: C wild 0 €
82 km | 12,8 km/h | 6:23 h | 1105 Hm

Der Tag beginnt gleich mit einem der Höhepunkte der Reise, wenngleich der trübe Himmel die Atmosphäre etwas dämpft. Eigentlich ist es weniger der Aufstieg über die Piste, die durch Wald führt und nur selten von Berg- und Seepanoramen unterbrochen wird. Vielmehr ist es die fast ebene Almlandschaft oben jenseits vom Forsthaus – mit Blumenwiesen, Kuhweiden, einem Wasserfall, einem Hochmoor und als Abschluss dem Schwarzensee, der sich von der anderen Seite auf asphaltierter Straße auch mit Auto anfahren lässt und daher auch Ausflugslokale zu finden sind, die möglicherweise bei gutem Wetter und Saison gut besucht werden. Damit der Abzweig nicht übersehen wird: Von der Atterseebundesstraße (mit Radweg) zweigt bei Burgau eine Forststraße ab, direkt gegenüber geht es zum See zum Campingplatz Eitzinger (nur Zelten, kein Essen). Die Piste ist ordentlich und gut zu fahren, aber vor allem unten steil.

Schnell geht es ins Tal und mit einem gewissen Hauch von Wolfgangsee – diesen ungesehen – zweige ich aber gleich ins altehrwürdige Kaiserbad Ischl ab. Alternativ zur Bundesstraße gibt es am linken Traunufer auch eine recht schattige Nebenstraße, die als Radweg ausgeschildert ist. In Bad Goisern überfiel die klare Mai-Sonne die unterkühlte Witterung so, dass ich am Badeplatz nur ein paar ewige Gäste vorfand. Fast wie ein Seismograph verließ ich den Badeplatz, um pünktlich beim Abzweig Richtung Gosau unter dunkel aufkeimenden Wolken zu erschauern. Noch hielt die Wassersperre bis nach Gosau, wo ich sehnsüchtig in Richtung der Gosau-Seen auf die Felsenwand des Dachstein-Gebirges schaute, die alsbald von den Gewitterwolken vereinnahmt wurden und sich Blitz und Donner direkt über dem Ort entlud. Benachbart vom Unterstand spielten hart gesottene Fußballer durchgehend ohne Unterbruch, obwohl der Blitz wohl nur um Haaresbreite den Elfmeterpunkt verfehlt haben dürfte. Spaß muss sein – die Österreicher haben einen Hang zum morbiden Scherz. See la vie.

Die Möglichkeiten weiterer Donnerschläge blieben erhalten, immerhin wich der Regen nach einer weiteren Pause an der Passhöhe Gschütt. Recht hübsch sind die Treppenkaskaden hinauf nach Abtenau. Ich suchte noch den Weg ins Lammer-Tal, wo zwar zwei Gasthöfe warten, aber doch eher gehoben im Preis. Oben in Abtenau sind die Unterkunftsmöglichkeiten vielfältiger, außerhalb ist auch ein Camping vorhanden, wo man zu solchen Zeiten allerdings keine Gäste erwartet. Wer macht auch schon Urlaub in der brodelnden Ursuppe?



Di, 21.5. Voglau – via MTB-Piste (Osterhornrunde) – Seewaldsee (1078m) – 7 – St.Koloman-Wegscheid (906m) – Sommerau – Tauglboden – Grundbichl-Alm – via MTB-Piste – Bergalm (1256m) – via MTB-Piste – Hintersee – Stausee Faistenau-Felsenbad – Stausee Strubklamm – Hinterebenau – Wiestalstausee – Krispl (927m) – Hallein – Bad Dürrnberg – Oberau (860m) – Berchtesgaden – Winkl-Landthal
E (Brauhaus BG): Schaschlikspieß, Gem., Bratkart., Bier, Topfenstück 14 €
Ü: C Winkl-Landthal 15 €
104 km | 10,0 km/h | 10:22 h | 2290 Hm

Schwarzwolkenland klarte zumindest in der ersten Tageshälfte auf und bescherte mir eine sehr reizvolle Auffahrt zum Seewaldsee, als die Schwaden langsam aus den Tälern über die neu beschneiten Berggipfel aufstiegen. Seewaldsee heißt erst steile Asphaltpiste, weiter dann auf ebenfalls anstrengender Piste – das Geläuf ist aber durchaus radreisetauglich, wenngleich nicht so einfach wie die Pisten der Vortage. Wer die hier unterwegs sein will, sollte einschlägig nach Osterhornrunde in MTB-Kreisen suchen (als solche auch ausgewiesen). Ab Seewaldsee (Ausflugslokal in der Saison) gibt es dann wieder Asphalt, zunächst als Hochebene, dann in Wald eintauchend, nochmal aufsteigend Richtung Trattberg-Panoramastraße (die ich aber nicht befahre, eine Mautstraße mit Sackgasse). Topografisch etwas verwirrend fällt man ins Tal ab, und schleicht sich dann durch die Klamm Tauglboden langsam nach oben. Dann wird Steigung recht heftig, um die Grundbichl-Alm zu erreichen, wo der Asphalt endet. Weiter Blick auf lange Wasserfallschweife gegenüber und Speckbrett für die verbrauchten Kalorien.

Wieder ist die Piste ordentlich, aber durch die Steigung doch recht schwer zu bewältigen. Offene Almweiden mit lockerem Lärchenbewuchs treten erst im obersten Teil nahe der Bergalm hervor. Hier ist der Himmel nah, der Blick weit und das (Rad)Wandererglück währt kurz im Sonnenschein bei aber giftigem Wind. Ein Nachschlag zum Speckbrett zuvor tut Not, die Beine haben erneut Kraft gelassen. Hinunter geht es nun eher über einen Wanderpfad, Trail-Fahrer würden sich freuen. Da muss ich nicht nur schieben, wo Weidegatter den Weg sperren, sondern auch andere Passagen – zumal teils geschwemmt und weich gegossen von den Tränen des Himmels tags zuvor. Die ließen sich dann erneut hernieder gleich unten schon im Ort Hintersee, wenig abseits zuvor vom gleichnamigen See gelegen. Dort folgt nach Regenpause gleich drauf Sonnenanbeterwetter – die kleine Erholung am hübschen Hintersee sei mir selbst gegönnt – das Intervall der Aufklarung ist ohnehin nur kurz. So hatte ich denn auch Strub-Klamm und Felsenbad weit sonniger erlebt. Schöner als erwartet macht sich der große Wiestalstausee, der an den Seiten einige idyllische Plätze bietet. Die sicherlich auch anstrengende Fahrt über Krispl leidet wiederum an der Düsterheit der Wolken, der nächste Regen empfängt mich schon bei der Auffahrt – das Risiko der Wolkenbrüche dicht vor Augen. Noch reichen ein paar kleine Unterbrüche, gelange sogar abwärts trocken nach Hallein an die Salzach.

Wo sieht der Himmel heller aus? Radreisen als Würfelspiel. Richtung Süden Wetterfront undurchdringlich. Geplante Route über Dürrnberg – nicht sehr hoffnungsvoll. Salzburg als rettender Anker? – auch keine hellen Aussichten – es sei denn, man möchte ausgiebig Nockerln in Kaffeehäusern bei Mozart-Streichkonzerten verspeisen. Also Berg mit Risiko – so kommts – „Glück auf in den Salzwelten!“ heißt es in Dürrnberg, doch „Pech auf Rädern!“ heißt es für mich. Wolkenbruch – und kein Ende, fast ein Landregen. Weiter durch Ragen, eine leise Hoffnung auf der Höhe, nur leichter Regen. In Oberau trinkt man kräftig Bier, aber Würstl gibt’s schon keine mehr. Da muss ich ganz runter nach Berchtesgaden – Wasserwand oder Sturzbachstraße – nur ein Wunder, dass das Menschengewebe sich nicht zu Brei auflöst. Schwemmland, Bierland – ich zittere mich halbtrocken im Braugasthof. Die Stadt ist teuer, der Tipp im Gasthof würde wieder zurück den Berg hinauf führen. Da mache ich schon fast einschlafende Lenkerbewegungen bis zum Camping, wo – oh Wunder – es beheizte Duschräume gibt. Die Nacht bleibt sogar trocken – naja, kein Wunder, soviel Wasser von oben braucht Pause für Nachschub. See la vie.



Mi, 22.5. Winkl-Landthal – Pass Hallthurm (693m) – Bayrisch Gmain – Großgmain – Piding – Anger – Inzeller Höhe (912m) – Adlgaß – Inzell – Zwingsee – Froschsee – Lödensee – Mittersee – Weitsee – via Radwegpiste – Seegatterl (763m) – Reit im Winkl – Kössen – Walchsee – Durchholzen (690m) – Oberaudorf 18:03 || 00:01 Stuttgart
E (Hbf Ulm): Fastfood-Ente m. Nudeln, Bier, Cafe ~ 9 €
100 km | 14,6 km/h | 6:51 h | 895 Hm

Zum Hallthurm-Pass kommt man auch per Radwegpiste, danach fahre ich aber lieber wieder Straße. Frühstück in Bayrisch Gmain – die Bäckerei/Konditorei Neumeier wird zu den besten in Deutschland gezählt. Da schmeckt es doppelt gut nach Kaltfinger-Fahrt als Tagesöffner – die Poren schon wieder verschlossen. Kalt bleibts aber fast den ganzen Tag, ein wenig lichter die Wolken zur Inzeller Höhe hoch – nur eine Schimmer ohne Hoffnung. In Aufham leiste ich mir bei einem Solidaritätsbesuch in einem Radladen noch eine reduzierte Radhose (wenn die Frage kommen sollte: Trägerhose, ja) – eher aber mit Blick auf Sommertemperaturen. Für die Inzeller Höhe fährt man eine Forststraße – alsbald Piste – ein hübsches Tal zu Ostseite hoch, teils von Treppenkaskaden begleitet. Über weitere Pisten lassen sich noch weitere kleinere Bergwaldseen erreichen, wohl entdeckungswürdig – wenn es mal wieder in Bayern strahlen sollte.

Das Wetter treibt einen nur weiter, Rast und Muse mag man nicht in Betracht ziehen. Die Alpenstraße, noch gut aus meiner Königssee-Zillertal-Herbsttour in Erinnerung, zeigte sich von abweisender Regenseite, die Badeplätze der Seen lockten nicht mal Angler an. In Kössen drohte der Klobensteinpass mit dunkelsten Teufelswolken, sodass ich eingeschüchtert den einfacheren Weg über Walchsee zu den Bahngleisen für die Heimreise suchte. Walchsee – das sind alte Kindheitserinnerungen, damals ein Stammort des Sommerurlaubs, verbinde das mit Hitze, Wiener Schnitzel, Libellen, Moorbad, Almeseln und Kräuterlimonade. Und jetzt? Eine verwaiste Wasserskisprungschanze im See – ein Cafe sagts im Namen „See la vie!“ (und ein alter Lieblingssong von Emerson, Lake & Palmer „C’est la vie“ (4:05 min.)).

Das woars. Bin mittlerweile wieder trocken. schmunzel Die komplette Bildergalerie (242 Fotos) gibt’s dann hier als feuchtes Finale:

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